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Die biologische Fehlrechnung in der Ökonomie (Teil 6)

10. September 2023

Abschließend möchte ich die im vorangegangenen Teil kurz angeschnittene Frage nach dem Zins behandeln. Sie dreht sich letztendlich immer um den „Josefgroschen“: ein vor 2000 Jahren angelegter Taler müßte bis heute Zinsen abgeworfen haben, die alle Rahmen sprengen, d.h. den Zinsmechanismus ad absurdum führen. Dieser unendlichen Kapitalakkumulation sind aber natürlich alle möglichen Schranken vorgeschoben, d.h. immer neue „Resets“ im Verlauf der letzten zweitausend Jahre. Im Normalfall sind Kredite und die mit ihnen verknüpften Zinszahlungen zeitlich beschränkt. Dabei ist alles von der Beziehung und dem Kontakt zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber abhängig, insbesondere aber von der Expertise (vor allem Menschenkenntnis) des letzteren. Es dreht sich hier um ein Kernelement des Geflechts der Arbeitsdemokratie; ein Gewebe, das die Gesellschaft zusammenhält.

Dieses Gewebe hat drei Charakteristika: 1. ist es mit dem Verstreichen der Zeit verbunden, d.h. der Aufrechterhaltung von bioenergetischer Spannung zwischen den Wirtschaftsmitgliedern, die durch den Kredit hervorgerufen und durch den Zins akzentuiert wird; 2. entzieht es sich von seinem Wesen her der staatlichen Kontrolle (tatsächlich ist das gesamte Steuerwesen, das dieser Kontrolle dienen soll, nichts anderes als organisierte Emotionelle Pest); 3. ist der inhärente „Wachstumszwang“ Ausdruck des orgonomischen Potentials. Ein Wort führt diese drei Elemente zusammen: der besagte Josefpfennig!

Um zum Anfang meiner Ausführungen, also zu Teil 1, zurückzukehren, ist es wirklich bemerkenswert, daß der Zins nach der lebensfeindlichen Katholischen Lehre „an sich“ eine Todsünde ist. „An sich“, weil sich heute aus wirtschaftlicher Vernunft kein Katholik daran hält. (Offiziell galt das katholische Zinsverbot nur bis 1820.) Selbst in streng islamischen Ländern, wo man das (in diesem Fall natürlich koranisch begründete) Zinsverbot tatsächlich bis heute durchsetzt, kommt es zu Arrangements, die den Zins nur hinter kreativen Wortschöpfungen verbergen. Zinsen werden dann halt als irgendwelche „Gebühren“ verbucht und diese Verbuchung erfolgt so, daß der Zinscharakter möglichst kaschiert wird.

Wie begründen Katholen ihr an sich vorhandenes Zinsverbot, das dann in einer katholischen ständestaatlichen klerikal-faschistischen Gesellschaft vielleicht eines Tages wieder Realität werden wird? Die Scholastiker folgten Aristoteles: Zinsen seien unnatürlich (weil etwas Lebloses „Kinder“ bekommt) und unmoralisch (weil Privatleute „Steuern“ einziehen, die nicht der Allgemeinheit zugutekommen); natürlich auch Augustinus (man verdiene etwas am bloßen Verstreichen des Mysteriums Zeit, was letztendlich gotteslästerlich ist) und schließlich Thomas von Aquin (unmoralisches Einkommen, da ohne Arbeit erlangt). Diese vier Argumente kann man in einem Begriffsfeld zusammenführen: Zinsen sind sündig, unmoralisch, verwerflich, verworfen, unsolide, ausschweifend, frivol, hemmungslos, lasterhaft, schamlos, liederlich, sittenlos, unzüchtig, verdorben, lose. Zinsnehmen ist wie Hurerei und dieser muß Einhalt geboten werden! Der Katholizismus muß dem lebendigen Leben selbst Einhalt gebieten! Deshalb der Negativzins, das Gegenteil des orgonomischen Potentials. Ursprünglich benutzte man für „Zins“ das urdeutsche und ursprünglich neutral konnotierte Wort „Wucher“ (wuchernde Vegetation). Heute könnte man entsprechend beim Negativzins von „Zerfall“ (der Misthaufen) sprechen.

Übrigens: schon sehr bald werden wir unter dem katholischen Marienbanner (blau mit zwölf goldenen Sternen) der EU Geld aufgedrückt bekommen, das ganz nach dem Geschmack von Papst Franziskus ist: den programmierbaren Digitalen Euro, der, frei nach Gesell, ein Verfallsdatum haben wird, vor allem aber ein moralisches Gewissen – beispielsweise wirst du vielleicht nur noch ein Kilogramm Fleisch im Monat kaufen können.

Geschäftsbanken werden wegfallen und das ganze Kreditwesen wird zu einer politisch bestimmten Zuteilungswirtschaft werden wie einst in der DDR. An und für sich sind wir bereits soweit, denn um heute überhaupt noch an Kredite zu kommen, müssen die Firmen ihre politische Korrektheit signalisieren. Deshalb ja auch die absurden Werbekampagnen mit Negern und Tunten, die zwar die eigentlichen Kunden eher befremden, wenn nicht sogar abschrecken, aber die Geldgeber im Hintergrund bei Laune halten: erst Moral signalisieren, dann Geld!

Wir bewegen uns vom Kapitalismus in die Planwirtschaft, in der alles von der Politik bestimmt wird, wie schon heute bei der endabsurden „Klimawende“ des Kinderbuchautors. Das wird man daran sehen, daß Preise wie einst in der DDR keinerlei Steuerfunktion mehr haben werden. Im (verzerrt) arbeitsdemokratisch geprägten Kapitalismus signalisieren beispielsweise fallende Getreidepreise, daß die Ernte voraussichtlich gut sein wird, die ökonomischen Kapazitäten woanders hingelenkt werden können/müssen und daß für schlechte Ernten Getreidevorräte angelegt und haltbare Getreideprodukte vorproduziert werden. Genauso ist es mit dem Zins bestimmt. Das Zinssignal ist sogar das wichtigste Element der Wirtschaft überhaupt: fällt der Zins, bedeutet das, daß die Produktionskapazitäten nicht ausgelastet sind und man deshalb investieren sollte. Wird der Zins aber künstlich niedriggehalten oder gar negativ, „um die Wirtschaft in Gang zu halten“, entstehen Überkapazitäten; „Blasen“, die irgendwann platzen. Genau das sind die Krebstumoren aufgrund des erwähnten „Zerfall“. Die Pestratten verwandeln diese Gesellschaft in einen Misthaufen!

Die anti-autoritäre Ökonomie: Die Emotionelle Pest als die Grundlage der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzpolitik

6. Januar 2013

Der amerikanische Orgonom Robert A. Harman bringt die Nullzinspolitik der Zentralbanken in Amerika und den anderen großen westlichen Ländern als eines der schlagenden Beispiele für die Wirkungsweise der Emotionellen Pest in den kapitalistischen Ökonomien vor („Practical Functional Economics, Part III“, The Journal of Orgonomy, Vol. 45, No. 1, Spring/Summer 2011)

Das spotbillige Geld der Zentralbanken ermöglicht weitgehend risikofreie Finanztransaktionen, bei denen zwar mit kleinen Gewinnmargen, aber um so größeren Geldbeträgen hantiert wird und durch Tricks riesige Vermögen angehäuft werden, ohne daß irgendetwas Produktives geleistet würde. Es ist eine bizarre Karikatur wirtschaftlicher Aktivität. Besonders pervers ist, daß es nicht etwa der individuellen Gewieftheit besonders kreativer Finanzjongleure entstammt, sondern quasi staatlich subventioniertes Raubrittertum ist: die Dauerhaftigkeit der Nullzinspolitik wird mehr oder weniger garantiert und damit das Risiko von Spekulationen minimiert. Wer also seine ökonomische Expertise nutzt, um voller Risiken wirklich etwas Produktives zu leisten, statt das System mit immer komplizierteren Finanzaktionen risikolos auszunutzen, ist ein Idiot! Warum arbeiten, wenn man seine Beziehungen spielen lassen und am PC zocken kann!

Es sieht zwar oberflächlich nach „wirtschaftlicher Tätigkeit“ aus, ist aber bei näherem Hinsehen das genaue Gegenteil. Genau das macht die Emotionelle Pest bei der ganzen Angelegenheit aus.

Der stets extrem lesenswerte Gunnar Heinsohn vertieft diese Analyse: die Pest wird eher früher als später zu einer Wirtschaftskatastrophe apokalyptischen Ausmaßes führen.

Die Zentralbanken wurden, so Heinsohn, seit Anfang des Jahrtausends zunächst unter Clinton und W. Bush, dann unter Obama politisch genötigt Geschäftsbanken gegen Nullzins und obendrein für schlechte Pfänder Geld zu leihen und/oder solche schlechten Sicherheiten direkt anzukaufen und dadurch frisches Geld in Umlauf zu bringen. Aufgrund des billigen Geldes hat sich der Preis der 500 größten börsennotierten US-Firmen zwischen März 2009 und Dezember 2012 verdoppelt, obwohl ihre Leistungsfähigkeit teilweise sogar gefallen ist. Oder mit anderen Worten: die Börsennachrichten sind ein schlechter Witz und haben mit der wirklichen (arbeitsdemokratischen) Entwicklung nichts zu tun. Ein pestilentes Affentheater!

Noch schlimmer sieht es bei Staatspapieren aus.

Ihr Volumen stieg global von 18 Billionen Dollar nach dem Dotcomcrash 2001 über 28 Billionen 2006 bis auf 50 Billionen Dollar Ende 2012 (…). Fast alle diese Schulden werden von Regierungen begeben, deren Steuerbürger älter, arbeitsloser und oft auch weniger werden, weshalb es um ihre Ertragsaussichten noch schlechter steht als bei Aktien. Hinter letzteren steht immerhin die Leistungskapazität aus Firmen und ihren Arbeitskräften – in welchen Territorien auch immer die tätig sind. Die Staatsschulden hingegen bleiben ohne direkte Berührung mit dem Leistungssektor.

Diese Schrottpapiere werden massiv von den Zentralbanken selbst gekauft und durch Tricks (Geschäftsbanken brauchen ihre Investitionen in Staatspapiere nicht mit Eigenkapital unterlegen) unter die Leute gebracht. In dem Moment, wo wirtschaftliche Vernunft einkehren würde (die okulare Panzerung aufbricht!), wären praktisch alle Banken und viele Betriebe instantan ausgelöscht. Es ist nichts da, was realen Wert hat, d.h. durch produktive Arbeit gedeckt wäre.

Wir leben heute einzig und allein vom Schein, daß alles in Ordnung ist, aber diesen Schein aufrechtzuerhalten wird immer kostspieliger. Das wirklich Erschreckende an der ganzen Angelegenheit ist, daß, je länger man den schlimmen Zusammenbruch der Wirtschaft hinauszögert, dessen soziale und politische Konsequenzen schon heute unvorstellbar sind (bewaffne dich oder begehe lieber gleich Selbstmord!), es mit jedem Tag sozusagen noch unvorstellbar schlimmer wird. Es ist wie bei einem Pyramidenspiel: je länger es andauert, desto mehr Teilnehmer werden zwar kurzzeitig vor dem Ruin bewahrt, aber dafür werden auch umso mehr unausweichlich in den Ruin getrieben.

Diese verhängnisvolle Entwicklung nahm beispielsweise in Deutschland Anfang der 1970er Jahre ihren Anfang, als die SPD auf die grandiose Idee kam durch Ausbau des Staates die Wirtschaft anzukurbeln. Es entstand eine unübersehbare Heerschar von Leuten, deren „Arbeit“ darin besteht, den produktiv Arbeitenden die Arbeit so gut wie unmöglich zu machen. Finanziert wurde das ganze auf Pump, denn – so komme, frei nach Keynes, die Wirtschaft in Schwung…

In der Wirtschaft selbst kam der anti-autoritäre Umschwung darin zum tragen, daß statt wie früher Unternehmungen mühsam aufgebaut wurden, man sich lieber als Finanzjongleur betätigt.

Es ist, als wäre der ganze Planet in die Hände von Jürgen Harksen gefallen.

heinwahrheit