Posts Tagged ‘Unternehmenskultur’

Der Wallstreet-Zoo

19. Juni 2014

Als ich neulich in der Innenstadt an lauter teuren Luxusboutiquen vorbeiging und von den entsprechenden Leuten umgeben war, mußte ich an etwas denken, woran ich immer denken muß, wenn mir in sozialen Situationen unwohl ist: an Schimpansen bzw. die gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse. Unvermittelt stehe ich dann mitten im Affengehege von Hagenbeck. Der soziale Status in Horden von Menschenaffen läßt sich unmittelbar am Zustand des Fells ablesen. Sozial höherstehende Tiere haben nicht nur ein besseres Immunsystem, sondern werden auch weitaus häufiger gelaust. Ihr Fell ist entsprechend glänzend und glatt. Kleider machen Leute!

Einer Studie der Tufts University in Medford zufolge, läßt sich am Aussehen von Führungskräften die finanzielle Lage der Unternehmen erkennen.

Der finanzielle Erfolg eines Unternehmens spiegelt sich auch in dem Eindruck wider, den das Aussehen des Vorstandsvorsitzenden auf Außenstehende macht. Die Chefs erfolgreicher Firmen strahlen mehr Kompetenz, Dominanz, Reife, Sympathie und Vertrauenswürdigkeit aus als die Leiter weniger gut florierender Unternehmen. Das schließen Forscher aus einer Studie mit Studenten, die Fotos von 50 amerikanischen Firmenchefs beurteilen mußten, ohne zu wissen, um wen es sich dabei handelte. Dabei ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Gesichtszügen der Firmenchefs und dem Erfolg des Unternehmens.

In Hans Hass und der energetische Funktionalismus wird die Theorie von der funktionellen Identität von Charakterstruktur von Firmenchef und Firma diskutiert.

Der Wirtschaft kosten falsche Planung der Manager, schlechtes Anleiten und generell Chaos jährlich 74 Arbeitstage pro Mitarbeiter. Zu diesem Ergebnis kam 2004 eine internationale Studie der amerikanischen Unternehmensberatung Proudfoot, die auf fast 1700 Einzeluntersuchungen in acht Ländern basiert. In Großbritannien sind es 87 Arbeitstage, in den USA 96 und in Frankreich 127. Hinzu kommt von Seiten der Arbeitnehmer mangelhafte Qualifikation. Entsprechend läßt sich die Produktivität weniger durch immer neue Anlagen steigern, sondern durch einen klügeren Einsatz und eine bessere Schulung der vorhandenen Mitarbeiter.

Für Reich war Hitler „der Generalpsychopath“ (siehe Die Massenpsychologie des Faschismus). Als Resultat des Zerfallsprozesses des „Kasinokapitalismus“ (vgl. Ökonomie und Sexualökonomie) und des kulturellen Einflusses des modern liberal (vgl. Der politische Irrationalismus aus Sicht der Orgonomie) beobachten wir heute wieder, daß die Führer („Führungskräfte“) die gleiche „rebellische“ Charakterstruktur haben wie asoziale Kleinkriminelle.

Den US-Wirtschaftspsychologen Paul Babiak und Robert Hare zufolge, erobern gegenwärtig „skrupellose Irre“ die Chefetagen. Teilweise werden sie bewußt eingestellt, da sie vor harten, schnellen Entscheidungen nicht zurückschrecken. Sie sind energisch, zupackend, selbstbewußt und weil sie sich gut ausdrücken können, denkt jeder, sie hätten „Visionen“. Nach außen hin liebenswürdig, sind sie in Wirklichkeit unaufrichtig, arrogant und ohne jeden Skrupel oder mitmenschliches Gefühl. Dauernd „erfinden sie sich neu“, spielen ständig va banque, wobei sie ihre Position durch Manipulationen und politische Netzwerkbildung sichern.

Bisher krankte die ökonomische Theorie daran, daß sie mehr oder weniger eine Sache der Weltanschauung (letztendlich unterschiedlicher Panzerstrukturen) war, die sich, wie etwa bei Marx, mit Hilfe von Dialektik und Mathematik ein wissenschaftliches Mäntelchen umhängte. Man vergegenwärtige sich nur, mit welchem missionarischen Eifer die Jünger von Marx, Gesell, Keynes, Friedman und der anderen Gurus der Ökonomie ihre Glaubenslehren vertreten! Die Verhaltensbiologie zeigt uns erstmals, wie sich das kapitalistische Wirtschaftssystem organisch aus den Verhaltensmustern der Affen und Primaten heraus entwickelt hat – parallel zur Entwicklung der Genitalität (siehe Biologische Entwicklung aus orgonomischer Sicht ).

Verhaltensbiologen haben den Umgang von Affen und Menschenaffen mit „Geld“ untersucht. Dabei handelte es sich um unterschiedlich große Steine, die sie je nach Größe der Steine gegen Früchte umtauschen können. Die Forscher fanden, daß etwa Kapuzineräffchen sehr schnell begreifen, daß „Münzen“, die besagten Steinchen, unterschiedlichen Wert haben. Bei „Rabattaktionen“ verhalten sie sich genauso wie die Kunden eines Supermarkts. Schimpansen zeigten sogar Sparverhalten, d.h. sie zweigten einen Teil der Münzen, die sie als Belohnung bekamen, ab und legten sie auf die hohe Kante. (Ein Fall für Silvio Gesell und seine Jünger!) Auch ansonsten wurden bei den Affen alle möglichen Elemente des Kapitalismus evident: Gewinnstreben, „Warenfetischismus“, Prostitution, Betrug und empörtes Einfordern von Verhalten, das dem eines „ehrbaren Kaufmanns“ entspricht.

Schimpansen hat man sogar dazu gebracht, diese „Geldwirtschaft“ untereinander zu praktizieren. Der Austausch von Dienstleistungen, etwa Lausen, manchmal auch gegen Nahrung, wurde auch in freier Natur beobachtet. Der Austausch von Gütern brach in den beschriebenen Versuchen jedoch ohne menschlichen Einfluß sehr bald zusammen. Die Forscher spekulieren, es könne daran liegen, daß Güter gestohlen werden können.

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Die Zerstörung der Arbeitsdemokratie durch „flache Hierarchien“

11. Juli 2013

In der autoritären Gesellschaft beruhte alles auf Autorität, egal ob diese rational oder irrational war. Daß nicht zwischen den beiden Formen der Autorität unterschieden wurde, machte die Schwäche der autoritären Gesellschaft aus. Gleichzeitig war dieses „Befehl ist Befehl!“ aber auch ihre größte Stärke. Am deutlichsten wird das beim Militär. Hauptsache es werden überhaupt Befehle gegeben, die eine klare Linie erkennen lassen, da ansonsten alles auseinanderfällt, denn Krieg ist vor allem eins: Chaos.

In der antiautoritären Gesellschaft ist es genau umgekehrt, d.h. aus Angst vor irrationaler Autorität (tatsächlich natürlich aus einer emotionalen Ablehnung jedweder Autorität heraus) werden die Hierarchien eingeebnet, niemand weiß mehr was er tun soll und selbst im normalen Leben (also ohne Artilleriebeschuß, Flächenbombardements und Hinterhalte durch Kommandoeinheiten) bricht das vollkommene Chaos aus. Beispielsweise war es früher einem niedergelassenen Arzt ein Leichtes, mit dem zuständigen Kollegen in einer Klinik über einen gemeinsamen Patienten zu sprechen. Heute ist es eine surreale Schnitzeljagd. Niemand ist mehr zuständig, niemand trägt die Verantwortung und niemand kann einem sagen, an wen man sich denn stattdessen wenden soll. Ja, ich überzeichne, aber so ist es, jedenfalls tendenziell, heutzutage in jedem Bereich der Gesellschaft.

Es ist, als Wenn die Affen den Zoo regieren. So überschrieb der Organisationssoziologe Stefan Kühl vor nunmehr zwei Jahrzehnten sein Buch über „Die Tücken der flachen Hierarchien“ (Campus Verlag, 1998, Erstauflage 1994). Bereits damals warnte er eindringlich vor der modischen Enthierarchisierung und Dezentralisierung.

  • Die Unternehmen verlören an Kohärenz und würden buchstäblich auseinanderfließen, wie ein Sandhaufen, der nicht „autoritär“ abgestützt wird: mechanisches statt orgonomisches Potential!
  • Die Mitarbeiter hätten kein klares Bild mehr vom Unternehmen und ihrem eigenen Platz im Unternehmen: okulare Panzerung, wachsende Kontaktlosigkeit!
  • Die Unternehmensausrichtung auf „Innovation und Wandel“ führe zu aufreibenden Auseinandersetzungen: Arbeitsdemokratie wird durch ihr Gegenteil ersetzt, nämlich Politik!
  • Es werde im Rahmen der „Demokratisierung“ versucht, die Komplexität der Unternehmensprozesse zu vereinfachen, was jedoch zu nur noch mehr Komplexität („Durcheinander“) führe: die Selbstregulierung soll „gemanaged“ werden, was zur Zerstörung der Selbstregulierung führt!

Kühl versuchte diesen Dilemmata mit Hilfe der damals modischen „Chaos- und Komplexitätsforschungen“ entgegenzutreten, doch das ist ein hilfloses herumdoktern an den Symptomen, das (wie er ja selbst in seiner Kritik der „flachen Hierarchien“ zeigt!) nur zu einer Verschlimmbesserung führen kann.

Die flachen Hierarchien sind Ausdruck der charakter-strukturellen Dynamik, die hinter der antiautoritären Gesellschaft steckt. Eine gangbare Alternative kann nur mit Kenntnis dieser Zusammenhänge entwickelt werden. Das hat Charles Konia en détail herausgearbeitet: