Posts Tagged ‘David McLellan’

Marx und Reich (ZWEITER NACHTRAG zu: Die eigentlichen Feinde von LSR. Oder: Peter offenbart die letzten esoterischen Geheimnisse der Weltverschwörer)

21. Juni 2024

Marx Grundauffassung war die, daß rationale materielle Bedingungen schließlich die irrationalen Ideen der Menschen verschwinden lassen würden. Reichs Grundimpetus war das genaue Gegenteil: die irrationalen Ideen der Menschen machen eine rationale Entwicklung der materiellen Bedingungen unmöglich. Dabei war an sich Marx für eine derartige „charakteranalytische“ bzw. „massenpsychologische“ Betrachtungsweise geradezu prädestiniert: David McLellan macht in seiner Untersuchung über Die Junghegelianer und Karl Marx die interessante Bemerkung, „daß Marx sich die verschiedenen Erscheinungsformen der Entfremdung als Vielzahl von Schichten um einen innersten Kern herum dachte, die eine nach der anderen abgelöst werden müßten, wobei die jeweils tiefer liegende Schicht immer erst dann sichtbar werde, wenn die äußere Schicht entfernt worden wäre“ (S. 94).

Der Unterschied ist natürlich der, daß Marx das reale, materielle und damit nicht entfremdete Wesen freilegen will, das nur unter bestimmten materiellen Voraussetzungen agieren kann, sich dessen bewußt wird und sich infolge von seiner illusorischen „Eigenheit“ befreit. Genau das ist Thema von Marx‘ Die Deutsche Ideologie. Reich wäre für Marx nichts anderes als ein „wahrer Sozialist“ gewesen, der nicht, wie Marx im Kommunistischen Manifest schreibt, „statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt [vertritt], des Menschen, der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört“.

Was nun die am Ende des letzten Beitrags erwähnte „Maschine“ betrifft: in Das Kapital konstatiert Marx zunächst, ganz im Sinne Reichs, daß die Maschine sich nur im Gegensatz zur lebendigen Arbeit entwickeln kann und sich schließlich in Gestalt des Kapitals gegen den Arbeiter stellt. Gleichzeitig befreit die Maschine aber den Arbeiter von der Arbeit – er muß nur das Kapital in seine Hände bekommen, d.h. letztendlich eins werden mit der Maschine. Dialektik!

Die eigentlichen Feinde von LSR. Oder: Peter offenbart die letzten esoterischen Geheimnisse der Weltverschwörer (Teil 2, das energetische Orgonom)

19. Juni 2024

Ende der 1830er bis Mitte der 1840er Jahre haben die „Junghegelianer“ wirklich alles vorweggenommen, was die Geistesgeschichte in den fast zwei Jahrhunderten danach fabriziert hat. ALLES! Und der krönende Abschluß von allem war, unbestritten, Max Stirners Jahrtausend-, nein Menschheitsbuch Der Einzige und sein Eigentum, – das im Grunde kaum mehr ist als eine bloße Gelegenheitspolemik gegen die Junghegelianer im allgemeinen und Bruno Bauer im besonderen.

Der Marx-Forscher David McLellan behauptet in seinem Buch Die Jungehegelianer und Karl Marx (dtv 1974), daß Stirner „im Grunde nur die Gedanken der Brüder Bauer bis zum Äußersten weiterentwickelt“ habe (S. 51). Bruno und Edgar Bauer hätten ihrerseits nur versucht Hegel zu Ende zu denken. „Hegel habe versucht, bestimmte Prinzipien und Kräfte vom menschlichen Selbstbewußtsein zu trennen, die [Bauersche] Kritik habe jetzt aber bewiesen, daß das Selbstbewußtsein alles umfasse und als einzige im Universum wirksame Kraft auf alles andere einwirke“ (S. 67f).

Bruno Bauer beschrieb, stets im Anschluß an Hegel, 1841/42 den Untergang Roms und den Triumph des Christentums über die antike Welt wie folgt:

Es war alles jetzt, das Ich, und doch war es leer; es war jetzt die allgemeine Macht geworden, und doch mußte es auf den Trümmern der Welt vor sich selbst erschrecken und wegen des Verlustes verzweifeln; dem leeren, alles verschlingenden Ich graute vor sich selber, es wagte sich nicht als alles und als die allgemeine Macht zu fassen, d.h. es blieb noch der religiöse Geist und vollendete seine Entfremdung, indem es seine allgemeine Macht als eine fremde sich selbst gegenüberstellte und dieser Macht gegenüber in Furcht und Zittern für seine Erhaltung und Seligkeit arbeitete. (S. 70).

Genau so, angesichts der untergehenden christlichen Welt, sehen sich die Weltverschwörer heute! Nur, daß sie eben nicht „zu Kreuze kriechen“, sich nicht Christus unterwerfen. Wie Marx bereits in seiner von Bruno Bauer inspirierten Doktorarbeit schrieb: die Philosophie sei gegen „alle himmlischen und irdischen Götter, die das menschliche Selbstbewußtsein nicht als die oberste Gottheit anerkennen. Es soll keiner neben ihm sein“ (S. 86). Hier klingt Marx schon fast wie später Stirner: „…die Beweise für das Dasein Gottes sind nichts als Beweise für das Dasein des wesentlichen menschlichen Selbstbewußtseins, logische Explikationen desselben. Zum Beispiel der ontologische Beweis. Welches Sein ist unmittelbar, indem es gedacht wird? Das Selbstbewußtsein“ (S. 87).

Der alles entscheidende Unterschied ist, daß der Stirnersche Einzige nicht dem Wahn verfällt, gottgleich und quasi „großbürgerlich“ alles und allmächtig zu sein, also „frei“ zu sein, sondern GANZ IM GEGENTEIL schlichtweg, quasi „kleinbürgerlich“, gegen das Fremde auf seiner Eigenheit zu bestehen.

Bioenergetisch entspricht das dem Unterschied zwischen kontaktlosem Hochmut, bei dem die Energie weg vom Genital zum Kopf fließt (Stichwort „Kundalini“) und der Liebe, bei der die Energie vom Kopf zum Genital fließt. Mit anderen Worten, die Weltverschwörer sind nicht nur wegen der lustigen Verkleidungen auf ihren Festen (siehe das Video in Teil 1), sondern auch wegen ihrer Hochnäsigkeit – Pappnasen!

Anstreichungen in David McLellan: DIE JUNGHEGELIANER UND KARL MARX

7. Mai 2024

Anstreichungen in David McLellan: DIE JUNGHEGELIANER UND KARL MARX