Posts Tagged ‘Güter’

Die biologische Fehlrechnung in der Ökonomie (Teil 4)

6. September 2023

Eine genuine Ökonomie, d.h. ein wirkliches Bewirtschaften wird, Heinsohn zufolge, nicht durch letztendlich biologisch bedingte Bedürfnisse in Gang gesetzt, sondern erst durch die blinde Mechanik der Eigentumsökonomie. Erst durch sie komme es zu wirtschaftlicher Dynamik mit einem entsprechenden Austausch von Gütern bzw. Waren. Der „von Natur aus“ rational tauschende „Mensch an sich“ sei, so Heinsohn, eine Illusion. Der entsprechende Tausch sei auch gar nicht in Stammes- und Feudalgesellschaften auffindbar. Erst wenn die Ökonomie durch das Eigentum auf ein neues Abstraktionsniveau gehoben wird, tritt der Homo oeconomicus, der „10 Kühe gegen 100 Schafe“ tauscht, in Erscheinung. Das ist die berühmte „unmenschliche Kälte“ des Kapitalisten, der „selbst seine Großmutter verkaufen würde“. Letztendlich kommt diese Kälte in die Welt, weil der Eigentümer mit seinem Vermögen als Sicherheitspfand haftet.

Problem dieser Argumentation ist, daß es in Stammesgesellschafen (von Heinsohn unbestritten!) jede Menge von Tauschvorgängen gibt, nur daß dort der Tauschvorgang selbst wichtiger zu sein scheint als die Tauschobjekte und daß ihr jeweiliger Gegenwert keiner bestimmten Regel zu unterliegen, sondern rein subjektiv zu sein scheint. Nach Heinsohns Ansicht nichten diese Beobachtungen die Grundannahmen der klassischen Wirtschaftstheorien. Mag sein, aber die Tatsache des Tausches bleibt. Im übrigen können wir ähnliches, d.h. einen derartigen „irrationalen“ Tausch auch in unserer gegenwärtigen Ökonomie beobachten, nämlich dann, wenn es um Luxusgüter und um Kunst geht. Werner Sombart zufolge (siehe meinen Aufsatz Ökonomien und Sexualökonomie) hat sich ausgerechnet aus diesem Bereich heraus der Kapitalismus entwickelt!

Aber nochmals: erst mit den von immateriellen Strukturen (nämlich Rechtstiteln) bestimmten Eigentumswirtschaft träte, Heinsohn zufolge, der besagte Homo oeconomicus auf, den man bisher für die gesamte Menschheitsgeschichte postuliert hatte. Was Heinsohn nicht sieht ist, daß gerade Stammesgesellschaften von immateriellen Strukturen, „Rechtstiteln“, beherrscht werden. Der einzige Unterschied zur Eigentumsgesellschaft ist, daß diese stets personenbezogen sind, insbesondere was wirkliche und imaginäre (totemistische) Verwandtschaftsverhältnisse betrifft, während sie in der Eigentumsgesellschaft sozusagen „blind und mechanisch“ sind, d.h. bioenergetischer Kontakt keine Rolle spielt bzw. nur stört. Man denke in diesem Zusammenhang auch an die „DDR“, in der es als Reaktion auf die ineffiziente „blinde und mechanische“ Planwirtschaft spontan zur Bildung eines landesweiten informellen und extra-legalen Netzes von Tauschbeziehungen kam, das auf persönlichen Kontakten und entsprechend vermeintlich „willkürlichen“ Tauschverhältnissen beruhte – und das, sozusagen als sich spontan bildende Arbeitsdemokratie, die vollkommen inflexible sozialistische Planwirtschaft zumindest zeitweise über Wasser hielt.

Heinsohn führt in seiner Eigentumsökonomik aus, daß „Geld im eigentlichen Sinne“ nicht durch das Bedürfnis nach Tauscheffizienz entstanden sei, sondern durch Kreditvereinbarungen zwischen Eigentümern entsteht, d.h. nichts anderes als beliehenes Eigentum ist. Aus diesem Grund habe es im Sozialismus, obwohl „Geldscheine“ gedruckt wurden, gar kein Geld gegeben. Auch könnten, so Heinsohn, Güter und Waren kein Geld im eigentlichen Sinne sein. Wenn man nun auf „Kauri-Muscheln“ auf Neuguinea und ähnliches verweist, bestreitet Heinsohn schlichtweg, daß es sich um „wirkliches Geld“ handelt. Durch solche „Präzisierungen“ sorgt Heinsohn genau wie beim Tausch m.E. für mehr Verwirrung, als er beseitigt. Für ihn gab es nämlich keine „Ur-Arbeitsdemokratie“ und gibt es keine gegenwärtige, wenn man so will, „Grundarbeitsdemokratie“, die beide auf einem Netz von Beziehungen (der bioenergetischen Spannung in der Arbeitssphäre) beruhen. Tatsächlich ist aber der „beziehungslose“, man verzeihe mir den Ausdruck, „Eigentumskapitalismus“ eine mechanistische Entartung der Arbeitsdemokratie.

Reich, Marx und die Charakterlosigkeit (Teil 2)

4. Juli 2013

Was ist Geld? Geld kann man gegen fast alle gängigen Güter und Dienstleistungen tauschen. Natürlich nicht in alle, denn manches wird an bestimmte Personen oder generell nicht gegen Geld getauscht. Nicht alles ist käuflich! Es gibt entsprechend eine Sphäre jenseits des Geldes. Etwas, was man bei derartigen Erörterungen gerne unter den Tisch fallen läßt.

Also, Geld ist ein universelles Tauschmedium. Entsprechend kann man es mittels dreier „Universalien“ erklären:

  1. Materiell, d.h. mit einem Gut, das in alle anderen Güter umgetauscht wird. Gemeinhin ist das Gold oder ein anderes Edelmetall. Nach dem Krieg waren es zeitweise und in beschränktem Rahmen Zigaretten. Jedenfalls werden diese Zahlungsmittel mit ungeheuren Emotionen aufgeladen. Sie senden für den Menschen einen universellen Schlüsselreiz aus, der alle anderen Schlüsselreize in sich vereinigt und jeden einzelnen von ihnen in den Schatten stellt. (ORGONOTISCHE LADUNG)
  2. Ein gesellschaftliches Verhältnis: die Schuld. Man geht eine Verpflichtung ein und diese kann prinzipiell an andere abgetreten werden. Das unendlich sich ausbreitende Geflecht gegenseitiger Verpflichtungen, die den ganzen Planeten und beliebig lange Zeiträume umspannen kann, macht den Kern der Arbeitsdemokratie aus. (ORGONOTISCHE SPANNUNG)
  3. Abstrakte, d.h. vergleichbare Arbeit. Wenn man nicht gerade am Fließband arbeitet und dort etwas tut, bei dem man nicht viel falsch machen kann, lassen sich Arbeiten kaum miteinander vergleichen. Dieses Problem läßt sich umgehen, indem man einfach die Zeit mißt, in der gearbeitet wird. Eine Geldeinheit entspricht dann einer bestimmten Arbeitszeit und repräsentiert die biologische Energie, die während dieser Zeit entladen wurde. Es gab und gibt Versuche, das Geldsystem zu umgehen, indem einfach Arbeitsstunden gegen Arbeitsstunden getauscht werden. (ORGONENERGIE)

Nochmals, was ist Geld? Der bloße Tausch von Gütern konstituiert noch lange keine Ökonomie. Diese tritt erst mit dem Schuldverhältnis in Erscheinung, das die Menschen auf Gedeih und Verderb aneinander bindet. Um dieses Schuldverhältnis aber irgendwie darstellen zu können, benötigt man universell tauschfähige Güter wie etwa das Gold, aus dem dann buchstäblich durch „Falschmünzerei“ das Papiergeld geworden ist, wie wir es heute kennen. Aber selbst mit diesem zweiten Schritt ist noch keine funktionsfähige Ökonomie gegeben, denn es fehlt ein universeller Wertmaßstab, d.h. genau das, was das Geld überhaupt ausmacht. Das, womit das Geld letztendlich gedeckt wird, ist die Arbeitskraft der Bevölkerung: damit ist das Geld ein bioenergetisches Problem. (Siehe dazu Reichs Ausführungen über Marx in Menschen im Staat.)

Dies ist es letztendlich auch auf den beiden vorangegangenen Ebenen, denn das Eingehen eines Schuldverhältnisses ist nur in einer Gesellschaft möglich, in dem Menschen „versprechen können“, d.h. letztendlich in der Lage sind, eine bioenergetische Spannung aufrechtzuerhalten. Gemeinhin spricht man in diesem Zusammenhang davon, daß jemand „Charakter hat“. Und auch was die materielle Substanz des Geldes betrifft, also letztendlich das Gold: die gesamte Ökonomie beruht auf dem Vertrauen, daß die „Zertifikate“, die ausgestellt werden, tatsächlich den nicht überprüfbaren Lagerbestand an realem Gold entsprechen. (Heute gibt es diese Golddeckung natürlich überhaupt nicht mehr.) Früher mußte man darauf vertrauen, daß das Papiergeld nicht gefälscht ist, d.h. nicht einfach gedruckt wurde, und heute geht es vor allem um die Frage, ob das Geld, das nur noch mittels Nullen und Einsen bei irgendwelchen Servern gespeichert ist, tatsächlich mehr ist als „Nullen und Einsen“.

Genau um diese in letzter Instanz charakter-strukturellen Fragen geht es bei der Euro-Krise, d.h. dem Konflikt zwischen dem protestantisch geprägten Nordeuropa und dem katholisch-„charakterlosen“ Südeuropa. Oder man betrachte die eigene Gesellschaft: die „charakterlosen“ jungen Leute von heute sind zu einem Gutteil nicht mehr „geschäftsfähig“, Vereinbarungen werden nicht eingehalten, es gibt nur das Hier und Jetzt. Die orgonotische Spannung, die etwa in der Natur dafür sorgt, daß sich die Biosphäre gegen die Gravitation wehrt, kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Das geht bis in die Körpersprache der Jugendlichen hinein!

Hier, bei der Frage nach der Charakterstruktur, gewinnt auch das Bedeutung, was nicht käuflich, nicht mit Geld aufgewogen werden kann, aber trotzdem die ganze „Geldwirtschaft“ trägt: die eigene Integrität. Sie ist die letzte Instanz, die das ganze Gebäude trägt. Ohne sie, ohne „den ehrlichen Kaufmann“, ohne intakte Familienstrukturen, ohne Werte, die alle bloß monetären Werte übersteigen, kann keine Wirtschaft langfristig funktionieren. Oder mit anderen Worten: das wahre Gold liegt im Herzen!

geldgoldschuldarbeit