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DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 3. Reich und die Juden / Das Judentum (Teil 1)

2. April 2022
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DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 3. Reich und die Juden / Das Judentum (Teil 1)

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 3. Reich und die Juden / Das Judentum (Teil 1)

29. Mai 2018

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 3. Reich und die Juden / Das Judentum (Teil 1)

Sozialdarwinismus (Teil 1)

24. August 2015

Das soziale Denken des 19. Jahrhunderts spannt sich zwischen zwei Antipoden auf: Karl Marx (1818-1883) und Herbert Spencer (1820-1903).

In seiner umfassenden Universalität war Spencer ein Vorläufer Wilhelm Reichs, befaßt sich doch Spencer in seinem zehnbändigen System der synthetischen Philosophie (1867-96) von der Psychologie, Soziologie, Ökonomie, Geschichte, Biologie, Geologie, Astronomie bis zur Kosmologie schlechthin mit der Welt als funktioneller Einheit, die er mit Hilfe eines quasi orgonometrischen Ansatzes analysiert.

Schon vor Darwin entwickelte Spencer eine vom Evolutionsgedanken ausgehende Theorie. Nach dieser Entwicklungstheorie kommt es zu einer fortschreitenden Integration verschiedener Teile zu immer größeren Einheiten, in denen es dann zu einer ebenfalls ständig fortschreitenden Differenzierung kommt. Dies falle aber schließlich mit Zerfall und Auflösung zu primitiven Organisationsniveaus zusammen, die dann Ausgangspunkt für neue Entfaltung werden.

Dieses „Gesetz der Entwicklung“ entspricht in etwa Reichs Darstellung des Orgonenergie-Metabolismus:

Spencer glaubte, daß sich die Organismen und Menschen nach diesem Gesetz an ihre ökologische bzw. soziale Umwelt durch wachsende Spezialisierung immer besser anpassen. Auch die Gesellschaft als Ganzes betrachtete Spencer als Organismus. Deshalb würden sich, gemäß der gleichzeitigen Integration und Differenzierung, die Gesellschaften zu immer mächtigeren Gebilden entwickeln, in denen aber gleichzeitig, bedingt durch die wachsende Differenzierung, die Freiheit immer weiter zunehme.

So entwickele sich die Menschheit vom militaristischen Staatsabsolutismus orientalischen Gepräges (Zwangsgemeinschaften, die sich aus indifferenten Mischungen sozialer Formen organisiert hatten) folgerichtig in Richtung individueller Freiheit und Demokratie. Der Lebensstrom würde die Menschheit also automatisch zu einem staatenlosen Zustand führen – ein Konzept, das das genaue Gegenteil von Hans Hass’ Vorstellungen der unbeeinflußten Energon-Entwicklung darstellt.

Hans Joachim Störig stellt in seiner Kleinen Weltgeschichte der Philosophie Spencers Anschauungen so dar, daß sie in jeder Beziehung in vollkommener Übereinstimmung mit der orgonomischen Soziologie stehen:

Der Sozialismus gehört nach Spencer in den Bereich der alten absolutistischen Gesellschaftsformen. (…) In einem sozialen Wohlfahrtsstaat sieht Spencer zwei große Gefahren: Erstens würde eine Zuteilung der auf den einzelnen entfallenden Anteile am gemeinsamen Arbeitsertrag durch den Staat nach Maßgabe der Bedürfnisse anstatt nach Fähigkeit und Leistung den natürlichen Wettbewerb, die Bedingung jeder Weiterentwicklung, stören und zu einem Verfall der Gesellschaft innerhalb weniger Generationen führen. Zweitens: Würde der Staat den Versuch machen, den höchst verwickelten Organismus – der unter der automatischen Selbstregulierung durch Angebot und Nachfrage zwar nicht ideal funktioniert, aber doch wenigstens funktioniert – in allen Einzelheiten selbst zu regeln, so würde das zu einer lähmenden totalen Bürokratie führen. Eine trostlose Erstarrung würde eintreten, eine Gesellschaft von Ameisen und Bienen entstehen.

Im krassen Gegensatz zum tragikomischen Schicksal der Marxschen Philosophie wurde wohl kaum je ein Philosoph derartig wie Spencer durch die spätere Entwicklung bestätigt. Trotzdem ist Spencer heute so gut wie vergessen, in den Bibliotheken findet man kaum Bücher von oder über ihn und in Geschichtswerken über Philosophie handelt man den Autodidakten Spencer verächtlich ab – was wieder im krassen Kontrast zum Schicksal Marxens steht.

Wird nicht Spencers Andenken dadurch tatsächlich fragwürdig, daß er (wie angedeutet lange vor Darwin) Wendungen wie „der Kampf ums Dasein“ und „das Überleben der Tüchtigen“ geprägt und den „Sozialdarwinismus“ begründet hat, der so viel Leid über die Menschheit brachte? (Bei Marx tauchen entsprechende „Darwinistische“ Vorstellungen bei der Theorie des „Klassenkampfes“ auf.)

Für den Evolutionsbiologen Hans Hass sind der biologische „Selektionswert“ und die wirtschaftliche „Konkurrenzfähigkeit“ von der Funktion her identisch. In diesem Zusammenhang ist eine Anmerkung interessant, die Stephan Lackner (der in den 1930er Jahren mit Reich in Kontakt stand), in seinem Buch Die friedfertige Natur (München 1982) gemacht hat, wonach die industrielle Revolution mit einer dramatischen Wandlung der Haltung zur Natur zusammenfalle. Habe vorher eine idyllisch-romantische Naturauffassung („friedfertige Natur“) vorgeherrscht, sei zusammen mit dem brutalen Konkurrenzkampf im Frühkapitalismus der Darwinismus mit seinem „Kampf ums Dasein“ aufgekommen. Lackner malt, wohl zu recht, die letzte Konsequenz des Darwinismus auch so aus, daß sie ganz der von Reich beschriebenen emotionalen Wüste entspricht:

Das Dasein ist der Krieg aller gegen alle. Die Erde ist von graugrün getarnten, mit Panzern und Stacheln bewehrten, übelriechenden und giftigen Ungeheuern überlaufen. Kein Wesen vertraut dem anderen.

Man findet sich in dieser „Darwinistischen“ emotionalen Wüste wieder, wenn Hass z.B. geradezu faschistoid schreibt:

Solange es Energone gibt, fußt deren Höherentwicklung auf einem untereinander ausgefochtenen Kampf und der damit verbundenen Eliminierung des Schwächeren. Wenn deshalb vom Menschen gebildete Gruppen die Vernichtung von anderen anstrebt, ja sogar mit vehementen Glücksgefühlen für solche Vernichtung belohnt werden, fällt es keineswegs aus der üblichen Praxis, sondern entspricht jenem rücksichtslosen Willen zur Macht, der die gesamte Evolution kennzeichnet und in dem bereits Nietzsche den tiefsten Wesenszug der Lebensentfaltung sah. (Hass/Lange-Prollius: Die Schöpfung geht weiter, Stuttgart 1978)

So nimmt bei Hass der Lebensstrom den gleichen Charakter an, der auch den Hegelschen „Weltgeist“ auszeichnet. Beides sind diabolische Mächte, die von den Individuen Macht ergreifen, sie benutzen, aussaugen und dann als leere Hüllen fallenlassen, wenn sie ihre Funktion erfüllt haben. Beide, der „Weltgeist“ und der „Lebensstrom“ verwirklichen sich schließlich im absoluten Staat.

Natürlich hing auch Marx einem ähnlichen Mythos an, denn schließlich war die ganze Geschichte der Ausbeutung vom Sklavenstaat bis zum brutalen Kapitalismus etwas Gutes, weil notwendiges. Ganz in diesem Sinne schreibt Hass:

Manche Erscheinung seit Auftreten des Menschen, welche in ethischer Sicht höchst verwerflich erscheinen – wie Tyrannei und Ausbeutung –, mögen (…) sehr wohl den Lebensstrom befördert haben, indem der Machtzuwachs einiger seiner Weiterträger dem Fortschritt mehr diente und ihn förderte, als die Unterdrückung und Erpressung anderer sich in seiner Gesamtbilanz negativ niederschlug. (ebd.)

Daß die Wirtschaft von Liebe, Arbeit und Wissen regiert wird, hält Hass für eine oberflächliche Illusion. Wie in der Natur stehen in Wirklichkeit „die einzelnen Erwerbskollegen, diese ‘Brüder’ und Teile in der gleichen Entwicklung, in einem erbitterten Kampf gegeneinander“ (Hass: Naturphilosophische Schriften, Bd. 3, München 1987).

Wer wollte bestreiten, daß dies einen Großteil des wirtschaftlichen Geschehens beschreibt! Doch kann man das ganze auch mit Reichs Augen sehen:

Die praktische Notwendigkeit der Arbeitsdemokratie erfordert, daß man vom wirklichen Charakter seines wirtschaftlichen Gegenübers absieht und sich nur um die objektiven Erfordernisse der Arbeit kümmert. Und auch man selbst kann nicht immer wahrhaftig sein, sondern muß praktisch ständig als Schauspieler auftreten. Das kann man ganz konkret beim Geschenkaustausch der Trobriander beobachten, die nie ihre wahren Gefühle zeigen; so tun, als würden ihnen die Geschenke nichts bedeuten, etc.

Dies heißt nicht, daß Ehrlichkeit in der Arbeitsdemokratie keinen Platz hat, – vielmehr sind wahrheitsfanatische Moralisten, die das Spiel verderben, stets pestilente Charaktere, – die nie ehrlich sind. Ehrlichkeit hat wenig mit Wahrheit zu tun, sondern vielmehr mit Anständigkeit. Anständigkeit bedeutet Rücksicht auf die Umstände zu nehmen, d.h. z.B. daß man die Wahrheit nicht unabhängig von den Umständen sagt, sondern – lügt („Notlüge“).

Die Lüge und Verstellung gehört genauso untrennbar zu einer funktionierenden Wirtschaft, wie sie zur sexuellen Zweierbeziehung gehört. Statt morgens zu sagen: „Du siehst aus wie ein aufgedunsener Leichnam!“ lügt man: „Meine kleine chinesische Jadepuppe!“ So verkörpert sich die Genitalität auch: durch Lug, Trug, Bestechung und Berechnung! Wie sollte es in der Wirtschaft anders sein. Es ist nicht fair, es ist Emotionelle Pest, dem Leben die moralische Elle anzulegen. Und es zeigt emotionale Unreife, an der lügnerischen „Grausamkeit“ des Lebens übermäßig zu leiden.

In Kapitalismus und die Funktion des Orgasmus habe ich den Tausch im Wirtschaftsleben mit dem liebenden „Austausch“ in der Sexualität gleichgesetzt. Doch nach Hans Hass „sind Raub und Tausch nichts voneinander grundsätzlich verschiedenes.“ Diese Theorie entspricht einem typischen Charakterzug des Konservativen, für den der freiwillige arbeitsdemokratische Tauschprozeß ein Zeichen von Schwäche ist. Hierzu gehört auch, daß für Hass Diebe und Erpresser ebenfalls „gleichberechtigt“ als Energone betrachtet werden müssen. Er zitiert dazu den Volkswirtschaftler Werner Sombart:

Nach meiner Definition ist also Arbeit ebenso die Tätigkeit, die der Dieb aufwendet, um einen Einbruch auszuüben, obwohl sie (sozial) schädlich ist.

In Massenpsychologie des Faschismus hat Reich streng zwischen Arbeit und Nichtarbeit, „die den Lebensprozeß schädigt“, unterschieden.

Entsprechend der militaristischen „Zwangsorganisation“ Spencers, die durch die Notwendigkeit der Abwehr äußerer Feinde entsteht, ist für Hass sogar die arbeitsteilige Gemeinschaftsbildung an sich auf den Diebstahl bzw. auf dem Schutz vor ihm begründet, denn dadurch, daß die künstlichen Organe nicht mehr fest mit dem Körper verbunden seien, müsse man sie vor Raub schützen, brauche also die Kooperation mit anderen.

Für Hass ist „der Krieg der Vater aller Dinge“. Wobei er explizit in der Tradition von Konrad Lorenz steht.

Hass spricht davon, daß „manche in totalitären Staaten geläufige Betrachtungsweise gleichsam Sprachrohr der Lebensstrominteressen sind“: Ausmerzung lebensunwerten, funktionslosen Lebens! Erscheinungen wie die, daß manche Leute nicht angeborenermaßen empört darauf reagieren, wenn ein Kind mißhandelt wird, erklärt Hass damit, daß es „bereits eine Unzahl von ‘Abnormalitäten’“ gäbe, „besonders da die Heilkunst alles am Leben zu erhalten bemüht ist.“

Als konservativer Charakter scheint Hass, Jahrgang 1919, jenem Vorgang zum Opfer gefallen zu sein, den er selber wie folgt beschreibt:

In der Pubertät formen die Kinder ihre ethischen Ideale. Was ihnen in dieser Zeit aufgeprägt wird, können sie meist im späteren Leben nicht völlig überwinden.

Aus orgonomischer Sicht verfestigt sich in der Pubertät der Charakter endgültig und dazu gehört auch der soziopolitische Charakter. Hier hat Hass vollkommen recht, wenn er schreibt:

Wie sich allerorts und bei allen Rassen auf das deutlichste zeigt, können Jugendliche, die in dieser sensiblen Periode auf religiöse, doktrinäre oder ideologische Wertvorstellungen ausgerichtet werden, sich im späteren Leben nur schwer über solche hinwegsetzen, weil diese fest in ihnen verankert sind. Ja, sie wollen dies gar nicht – was deutlich zeigt, daß bei ihnen das so Geprägte zum integralen Ausdruck des Ichs und seiner höchstpersönlichen Neigung empfunden wird. (Hass/Lange-Prollius: Die Schöpfung geht weiter, Stuttgart 1978)

In den letzten Jahren haben viele konservative Ideologen mit dem Begriff „egoistische Gene“ herumhantiert, um ihre sozialdarwinistischen Thesen wissenschaftlich zu fundieren. Dabei beriefen sie sich auf den englischen Zoologen Richard Dawkins. Nun hat aber ausgerechnet dieser Dawkins der traditionellen Evolutionstheorie des „Survival of the Fittest“ eine Theorie des „Überlebens des Kooperativen“ entgegengestellt.

Demnach zählt im Überlebenskampf die Kooperation weit mehr als der Konflikt. Das Konzept Dawkins ähnelt dem Reichschen Konzept der Arbeitsdemokratie. Beide beruhen darauf, daß man sich dem Mitlebewesen kooperationsbereit nähert.

Nach Hass ist ein rücksichtslos sich durchsetzendes Energon, das im Überlebenskampf mit einer ausbeuterischen Strategie vorgeht und die „dummen“ kooperativen Energone verdrängt, Anwalt der Interessen von Art und Lebensstrom. Jedoch hat Dawkins nachgewiesen, daß genau das Gegenteil wahr ist, nämlich daß jener, der seine Mitenergone auf dem Altar der angeblichen Interessen von Art und Lebensstrom opfert, überhaupt keine Überlebenschance hat – also Art und Lebensstrom schadet! In Wirklichkeit setzen sich jene durch, die der Tit for Tat-Strategie folgen: „Auge um Auge“, oder besser: Leben und Leben lassen!

Tit for Tat funktioniert wie folgt: Man geht innerhalb einer Lebensgemeinschaft nicht ausbeuterisch, sondern kooperativ auf ein Angebot ein. Betrachten wir in einer solchen Lebensgemeinschaft die Individuen A und B, wobei A einen lebensnotwendigen Dienst anbietet, den B, ohne Gegenleistungen zu geben, annimmt. B folgt also einer ausbeuterischen Strategie, verzeichnet einen beträchtlichen Energiegewinn und wird sich durchsetzen, während solche „sucker“ wie A zugrundegehen. In den kranken Hirnen von konservativen Ideologen funktioniert die Natur so, in Wirklichkeit aber geht natürlich nicht der kooperative A, sondern der ausbeuterische B zugrunde. Im natürlichen Ablauf der Dinge wird nämlich A, und auch sonst niemand, für B jemals wieder etwas tun, bzw. solange mit Sanktionen gegen B reagieren, bis auch B sich endlich anständig verhält.

Das ist das Grundgesetz der Natur:

  1. nähere dich einem anderen stets freundlich;
  2. reagiere auf die Freundlichkeit anderer ebenfalls freundlich;
  3. zahle jede Unfreundlichkeit sofort mit gleicher Münze heim; und
  4. verzichte auf jede Rache, wenn sich der Unfreundliche wieder freundlich verhält, d.h. lerne zu vergeben und zu vergessen.

Wie schon Nietzsche gesagt hat, gehört der Geist der Rache den niedrigen, nichtswürdigen Menschen. Das Böse kann nur dort gedeihen, wo man entweder immer die andere Wange hinhält oder wo man nicht vergeben kann. Verhielte sich jeder Mensch rational nach der Tit for Tat-Strategie, würde sich die Arbeitsdemokratie zwangläufig entfalten. Diese Überlegungen lassen sich wie folgt zusammenfassen (a = Strafe, b = Belohnung):

  1. „Christentum“ und liberaler Humanismus (masochistische Erduldung);
  2. Arbeitsdemokratie (Tit for Tat);
  3. Faschismus und Kommunismus (sadistische Rache).

Mit Hilfe des Tit for Tat können wir auch den Unterschied zwischen Arbeit und Antiarbeit schärfer fassen: Arbeit funktioniert immer nach den Gesetzen des Tit for Tat, während Antiarbeit diesen Gesetzen widerspricht.

Funktionalismus bei Hans Hass (Teil 4)

2. Januar 2014

Hans Hass zufolge ist der Staat der Menschen grundsätzlich verschieden vom Tierstaat, etwa dem bei Ameisen oder Bienen, denn bei den Tieren gibt es nur jeweils eine Art (etwa Termiten), die zusammenleben, während sich der Staat aus zahllosen „Arten“, nämlich Menschen mit unterschiedlichsten Berufen zusammensetzt. Wegen der unaufhebbaren innerartlichen Aggression (die gemeinsamen Ressourcen einer „Berufs-Art“ sind begrenzt) und weil die zusätzlichen Organe nicht fest mit dem Hyperzeller verbunden sind, ist das staatliche Gewaltmonopol zum Schutz vor Gewalt und Diebstahl ein Muß, egal welche Charakterstruktur die Menschen haben, wie „rational“ und „arbeitsdemokratisch“ der einzelne Mensch und die Gesellschaft als Ganzes auch immer sein mögen. Das kommt durch den Spruch „Beim Geld hört die Freundschaft auf!“ sehr gut zum Ausdruck. (Wir sprechen hier nicht von Stammesgesellschaften mit Clanstrukturen, sondern von modernen Staaten!)

Dieses Absehen von der individuellen Charakterstruktur ist dem arbeitsdemokratischen Denken nicht so fremd, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Der Kern der „Arbeitsdemokratie“, die wechselseitige Dependenz, ist vollkommen unabhängig von der individuellen „Triebstruktur“ der Menschentiere, da die Subjekte der Arbeitsdemokratie nicht etwa Menschentiere, sondern Berufskörper sind. Reich selbst bringt diesen Gedanken wie folgt zum Ausdruck: „Es ist völlig gleichgültig, ob ein Baumeister, Arzt, Lehrer, Dreher, Erzieher, etc. Faschist, Kommunist, Liberaler oder Christlicher ist, wenn es darauf ankommt, ein Schulgebäude zu errichten, Kranke zu heilen, Kugeln zu drehen oder Kinder zu betreuen“ (Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 333).

Das aus orgonomischer Sicht Verwirrende bei Hass ist sein Diktum, daß auch Raub Arbeit ist. Nach Hass ist auch „Dieb“ ein Beruf, dazu zitiert er zustimmend Werner Sombart: „Nach meiner Definition ist also Arbeit ebenso die Tätigkeit, die der Dieb aufwendet, um einen Einbruch auszuüben, obwohl sie (sozial) schädlich ist.“

Der Energontheorie zufolge muß der Energieerwerb möglichst ökonomisch erfolgen, d.h. er darf selbst möglichst wenig Energie kosten. Die Devise lautet: Verfahre möglichst so, daß du möglichst schnell und möglichst präzise, bei möglichst geringem eigenen Kraftaufwand, ein Maximum an Gewinn erzielst! Was sollte da effizienter sein als Raub?! Noch besser: den Konkurrenten das von ihnen Erbeutete abjagen. Man selbst darf nichts und niemandem trauen, denn die Beute könnte einem von Konkurrenten entrissen oder man sogar selbst Opfer eines Räubers werden. Genau diese „Vorgehensweise“ beobachten wir alltäglich im Tierreich.

Und nicht nur Tiere verhalten sich so, sondern auch das Menschentier gegenüber den Umwelt. Hass:

Ob es darum ging, nach Früchten und Beeren zu suchen, Insekten aus ihren Verstecken hervorzustochern, Kaninchen aus ihren Bauten zu jagen und zu töten oder in organisierter Treibjagd Großwild den Garaus zu machen: In jedem Fall war irgendeine Rücksichtnahme auf die einmal entdeckte und gestellte Beute völlig fehl am Platz. In jedem Fall war es zweckmäßig, so viel der erbeuteten organischen Substanz zu verwerten und sicherzustellen als möglich (…). In jedem Fall war es zweckmäßig, das Raubhandwerk immer noch besser zu handhaben – jede List, jede Übertölpelung war hier ein Fortschritt und Vorteil.

Warum sollte das bei den Hyperzellern, d.h. im Berufsleben anders aussehen? Auch hier sollten Raub, Mord und Todschlag doch am effizientesten sein? – Nein, sie sind es, so Hass, dezidiert nicht, weil nämlich die Energiegewinnung im Menschenreich vollständig anderer Natur ist als im Tierreich.

Mit den Berufskörpern wird erstmals in der Entwicklung der Energone die lebensnotwendige Energie nicht mehr durch Raub, bei dem immer einer der Gewinner und einer der Verlierer ist, sondern über einen Tauschakt erlangt, bei dem alle nur Gewinner sind. „Rücksichtsloses Verfolgen der eigenen Interessen“ führt deshalb nicht zu Wohlstand, sondern (langfristig) in den Ruin. Die Nähe von Hass‘ Konzept zu dem der Arbeitsdemokratie ist offensichtlich.

Daß sich die Menschentiere entgegen aller ökonomischen Vernunft weiter so verhalten, als wären sie, wie alle Tiere vor ihnen, Räuber („Raubtierkapitalismus“), macht den von Hass beklagten „Psychosplit“ aus: der Kunde bedeutet für den Anbieter Nahrung (er kann mit seiner Hilfe sein Leben fristen) und wie bei einem bedingten Reflex löst der Kunde die Raubinstinkte des Anbieters aus.

Signalisiert jemand einen „Bedarf“, gibt er damit, ähnlich wie ein Reh das lahmt, eine seiner Schwachstellen preis. In der „freien Wildbahn“ würde diese Schwachstelle erbarmungslos ausgenutzt werden und das Reh von seinen Raubfeinden gerissen. In der Wirtschaft sieht das grundlegend anders aus: hier kann ich den Kunden (also die Quelle meiner Energie) nur für mich gewinnen, wenn ich sein Problem zu dem meinigen mache und es behebe. Natürlich hat etwa der Schuster einen kurzfristigen Vorteil, wenn er seinen Kunden mit schlechtem Material und schlechter Verarbeitung übervorteilt, – aber langfristig hat er diesen und, wenn es sich herumspricht, weitere Kunden verloren und sich so seiner eigenen Existenzgrundlage beraubt. Oder mit anderen Worten: die Erfolgsstrategie der ersten Phase der Evolution, nämlich rücksichtsloser Egoismus, führt in der zweiten Phase der Evolution in den Ruin. „Während es für den Räuber ohne Interesse und Relevanz ist, daß das Opfer ‘seiner freundlich gedenkt’, ist dies beim Erwerb über Tauschakte diametral verschieden. Hier beeinflußt ein Erwerbsakt den nächsten in entscheidender Weise.“

Für den Berufskörper sind nicht mehr die in fremdem Zellgewebe gespeicherte Energie und Stoffe die Quelle des Lebens, sondern ganz im Gegenteil der Mangel an Energie und Stoffen, unter dem andere leiden. Ein Schuhmacher braucht nicht mehr auf die Jagd gehen, nichts anpflanzen oder Vieh halten, sondern kann alles, was er benötigt, darunter Nahrung, gegen das von ihm hergestellte zusätzliche Organ „Schuh“ eintauschen, das andere zum Überleben brauchen.

Doch leider wird der Kunde allzuoft vollständig gleichgültig, denn sämtliche Triebkräfte des Anbieters fokussieren sich allzuleicht auf den „Universal-Schlüsselreiz“ Geld. Das Geld wird zum „übernormalen Schlüsselreiz“, weil sich der Anbieter mit dem Geld Nahrung und zusätzliche Organe für seinen Luxus- und Erwerbsbedarf beschaffen kann. Diese Geldfixierung ist kontraproduktiv, da effektiver Gelderwerb die Ausrichtung auf die Interessen des Kunden zur Voraussetzung hat. „Um es noch einfacher zu sagen: Um im Gelderwerb erfolgreich zu sein, ist es richtig, nicht an diesen Erwerb, sondern an die Probleme und Interessen des jeweiligen Nachfragers der eigenen Leistungen zu denken, sich möglichst auf diese zu konzentrieren – während das Geld es zuwege bringt, daß wir dies nicht tun.“

Man denke etwa auch an die von „geostrategischen Realisten“ prophezeite (oder heraufbeschworene) Rivalität zwischen den USA und China: vollkommen sinnlos, überflüssig, ökonomisch kontraproduktiv und einfach in jeder Beziehung schädlich für die USA, China und die restliche Welt. Nur strukturelle Nazis denken „geostrategisch“! Es macht Sinn, wenn sich Affenhorden bekriegen, doch bei Hyperzellern widerspricht eine solche „Interessenpolitik“ – den eigenen Interessen.

Beim Tausch, wenn er zum Gewerbe wird, ist Rücksichtnahme das allerwichtigste Werkzeug. Hier zählt nicht der Profit, den der Augenblick bringt, sondern der Kundenstamm, den man aufbaut, die Bande, mit denen man Interessenten an dem, was man zu bieten hat, an sich fesselt. Hier ist es sogar wichtig, die Notlage, in der sich der Interessent etwa befindet – weil sein Bedarf ein sehr dringender ist –, nicht auszunützen und den Preis für die eigene Leistung nicht entsprechend hoch empor zu schrauben. Das mag zwar einen guten Gewinn bringen, aber dieser Kunde ist dadurch nicht gewonnen, sondern wird sich wahrscheinlich beim nächsten Bedarf an Konkurrenten wenden. Wird dagegen der sich in Zwangslage befindende trotzdem zu einem angemessenen Preis bedient, dann wird er sich wahrscheinlich bei einem weiteren Bedarf dessen erinnern und diese entgegenkommende Haltung zu schätzen wissen. Er wird – wie mit einem Gummiband an diesen Leistungsanbieter gefesselt – sehr wahrscheinlich zu diesem zurückkehren. – Und zwar nicht, weil dieser „gut“ war, sondern weil dieser „klug“ war.

Was Hass so überaus anziehend macht, ist, daß er sich im Gegensatz zu anderen „biologistischen“ Theorien gegen „die Meute“ auf die Seite der Schwachen stellt:

Renne nicht mit dem großen Haufen, sondern suche nach einer Bedarfslücke! Mache nicht das gleiche, was auch die anderen tun, sondern entwickle deine eigene, notfalls engbegrenzte Spezialität! Eine enge Zielgruppe überzeugend besser zu befriedigen als die Konkurrenten, schafft größere Aufstiegschancen, als sich auf die verschiedensten Kunden zu verzetteln!

Man ist erfolgreich, wenn man dem Getümmel der Konkurrenten entwischt. Reiht man sich wieder ein, bekommt man die Folgen zu spüren. Entsprechend sind es gerade die Schwachen, Behinderten, Außenseiter, Unterprivilegierten und alle die von der Norm abweichen, die Erfolg haben können, weil sie nicht mit der Masse gehen und einen eigenen Zugang zu abwegigen Sonderbedürfnissen haben. Aber was sieht man stattdessen: überall das „gesunde“ Herdentier!

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Zwei Arten von Debitismus (Teil 2)

21. März 2013

Die von mir im ersten Teil großzügig interpretierte und zusammengefaßte orgonomische Wirtschaftstheorie, die hier, hier und hier im einzelnen konkretisiert wird, wird durch die überzeugenden Beiträge von Gunnar Heinsohn weitgehend negiert. Vor der durch Eigentum geregelten Gesellschaft stehe das Feudalsystem (das wiederum aus den Stammesgesellschaften hervorgegangen ist) und damit die bloße Verwaltung und mehr oder weniger willkürliche Verteilung von Gütern. Nach einem revolutionären Umbruch wurde der Feudalbesitz (materielle Beherrschung) aufgeteilt und durch einen Rechtsakt in Eigentum (rechtliche Beherrschung) umgewandelt, d.h. mit Eigentumstiteln versehen. Von diesem Zeitpunkt an geht es, so die Vorstellung Heinsohns, nicht mehr um das Verteilen von Gütern, sondern um die Verwertung des Eigentums unter den Bedingungen der Erzwingung von Mehrertrag durch den Zins.

Wer bei einem Kreditgeschäft auf die freie Verfügbarkeit seines Eigentums, das etwa verpfändet oder verkauft werden kann („Eigentumsprämie“), zeitweise verzichtet, möchte dafür kompensiert werden, der Kreditnehmer kann also nicht nur das fremde Eigentum, das er zeitweise besitzt, zum eigenen Vorteil nutzen, sondern muß auch einen Zins unter der ständigen Drohung erwirtschaften, bei Nichterfüllung das eigene Eigentum, das den Kredit absichert, durch entsprechende Rechtstitel zu verlieren. Zu Konjunkturschwankungen kommt es, wenn es, insbesondere in Folge von Innovationen, zu Veränderungen der Eigentumsprämie kommt, weil der Wert des Eigentums neu eingeschätzt wird.

Eigentum wird durch einen nichtphysischen Rechtsakt geschaffen. Am Anfang geschah das durch Parzellierung des Landes mit je einem Eigentümer der einzelnen Parzellen. Dadurch, daß es eingezäunt wird, ändert sich an einem Stück Land zunächst einmal gar nichts, trotzdem ist das, Heinsohn zufolge, der alles entscheidende Bruch in der Wirtschaftsgeschichte, denn durch das Eigentum wird der Kredit- und Zinsmechanismus in Gang gesetzt und der Eigentümer dadurch gezwungen, dieses Land profitabel zu bewirtschaften. Plötzlich zählen persönliche Beziehungen rein gar nichts mehr, der Austausch wird sozusagen „blind“, vor allem aber „mathematisiert“, d.h. infolge des abstrakten Eigentumsbegriffs zählt einzig und allein die Quantität.

Eine genuine Ökonomie, d.h. ein wirkliches Bewirtschaften, wird, Heinsohn zufolge, nicht durch letztendlich biologisch bedingte Bedürfnisse angetrieben, sondern durch die blinde Mechanik der Eigentumsökonomie. Erst durch sie kommt es zu wirtschaftlicher Dynamik mit einem entsprechenden Austausch von Gütern bzw. Waren. Der „von Natur aus“ rational tauschende „Mensch an sich“ sei, so Heinsohn, eine Illusion, die darauf beruht, daß die Wirtschaftswissenschaften die letzten 100 Jahre ethnologischer Forschung ignoriert haben. Der entsprechende Tausch sei in Stammes- und Feudalgesellschaften nicht auffindbar, sondern beruhe dort schlicht auf Reziprozität. Man denke in unserer Gesellschaft etwa an Freundschaftsdienste und Nachbarschaftshilfe, die (unter den mißbilligenden Augen des Finanzamtes und der Handwerkskammer) neben der eigentlichen Ökonomie existieren.

Erst wenn die Ökonomie durch das Eigentum auf ein neues Abstraktionsniveau gehoben wird, tritt der Homo oekonomicus, der „10 Kühe gegen 100 Schafe“ tauscht, in Erscheinung. Das ist die berühmte „unmenschliche Kälte“ des Kapitalisten, der „selbst seine Großmutter verschachern würde“. Diese Kälte kommt in die Welt, weil der Eigentümer letztendlich mit seinem Vermögen als Sicherheitspfand haftet, wenn er seine Kredite nicht mehr erfüllen kann, mit denen er die Produktion vorfinanzieren mußte. Waren werden dementsprechend nicht etwa produziert, um Bedürfnisse zu befriedigen, sondern damit der Unternehmer seine Schulden bedienen kann.

Heinsohn führt des weiteren aus, daß Geld im eigentlichen Sinne nicht durch das Bedürfnis nach Tauscheffizienz entstanden sei, sondern durch Kreditvereinbarungen zwischen Eigentümern ständig entsteht, d.h. nichts anderes als Anspruch auf Gläubigereigentum ist. Aus diesem Grund gab es im Sozialismus, obwohl „Geldscheine“ gedruckt wurden, gar kein Geld. Auch können Güter und Waren kein Geld im eigentlichen Sinne sein. Wenn man auf „Kauri-Muscheln“ auf Neuguinea und ähnliches deutet, bestreitet Heinsohn, mit Verweis auf die Ethnologie, schlichtweg, daß es sich um „wirkliches Geld“ handelt, da die besagten „Kauri-Muscheln“ kein allgemeingültiges Zahlungsmittel darstellen und beispielsweise niemals gegen „minderwertigere“ Güter getauscht werden können.

Aus dieser Perspektive scheint wenig bis nichts von Robert A. Harmans Erläuterungen zu bleiben, denen zufolge der Geldfluß in unserer Gesellschaft eine sekundäre Begleiterscheinung der Ausbreitung bioenergetischer Erregung zwischen Menschen ist, die gemeinsam ihre biologischen Bedürfnisse erfüllen wollen. Klarheit wird geschaffen, wenn man erkennt, daß Harman die bioenergetischen und ständig wirksamen Grundlagen der Ökonomie beschreibt, die durch die Emotionelle Pest bedroht sind, während Heinsohn den Übergang zur, wenn man so will, „mechanischen Ökonomie“ aufgezeigt hat, die von allen bioenergetischen Prozessen radikal abstrahiert und entsprechend mit mathematischen Modellen beschrieben werden kann. Bei der ersteren geht es um letztendlich biologisch bedingte Tauschgeschäfte, bei der letzteren um Schuldverhältnisse, die auf abstrakten Rechtstiteln beruhen. Das ganze ähnelt dem Verhältnis von Orgonphysik und mechanistischer Physik, die erfolgreich operiert, so als gäbe es die Orgonenergie gar nicht.

Heinsohn ist Katastrophist, der geradezu von „Brüchen“ in der Geschichte besessen ist, da es in seiner Anschauungswelt stets eines mechanischen Anstoßes von außen bedarf, um Bewegung in Gang zu setzen. Der von ihm konstatierte Bruch ist aber durchaus nicht so grundsätzlich, wie er behauptet, denn, wie im ersten Teil angedeutet, gab es auch in Stammesgesellschaften „Parzellen“ und Rechtstitel. Natürlich nicht im heutigen Sinne als Herrschaftsrecht, aber trotzdem sind es eindeutig Vorläufer, zumal nur durch eine solche Kontinuität die Tauschdynamik einer Eigentumsökonomie überhaupt erst erklärbar ist: man führte den alten Tausch unter neuen Bedingungen (d.h. einerseits „ohne Ansehen der Person“ und andererseits unter dem Druck der Haftbarkeit mit dem persönlichen Eigentum) weiter. Es ist nämlich nicht recht einzusehen, warum ausgerechnet das Eigentum anfänglich für wirtschaftliche Dynamik sorgen soll, d.h. warum die Eigentümer überhaupt ihr Eigentum gefährden, indem sie sich auf die Eigentumsökonomie einlassen.

Natürlich bestreitet Heinsohn nicht, daß es in Stammesgesellschaften jede Menge von Tauschvorgängen gibt. Auch dort ist der Tauschvorgang selbst wichtiger als die Tauschobjekte, nur daß dort ihr jeweiliger Gegenwert keiner bestimmten Regel zu unterliegen, sondern rein subjektiv zu sein scheint. In unserer gegenwärtigen Ökonomie können wir ähnliches, d.h. einen derartigen „irrationalen“ Tausch beobachten, nämlich dann, wenn es um Luxusgüter und um Kunst geht. Werner Sombart zufolge hat sich ausgerechnet aus diesem Bereich heraus der Kapitalismus entwickelt: Auch wird nicht nur die Eigentumswirtschaft von immateriellen Strukturen (nämlich Rechtstiteln) bestimmt, sondern gerade auch Stammesgesellschaften (die Tradition mit ihren Regeln und vorgegebenen Strukturen).

Wenn der Tausch gewaltsam unterbrochen wird, reorganisiert sich die Gesellschaft spontan auf der Grundlage der Bedürfniserfüllung. Man denke in diesem Zusammenhang etwa an die „DDR“, in der es als Reaktion auf die ineffiziente Planwirtschaft spontan zur Bildung eines landesweiten Netzes von Tauschbeziehungen kam. Zwar beruhte dieses (ähnlich den erwähnten Freundschafts- und Nachbarschaftsdiensten) auf persönlichen und meist vollkommen willkürlich Tauschverhältnissen, jedoch stellte es die ideale Vorbereitung auf den westdeutschen Kapitalismus dar. Es ist bemerkenswert, wie sich manche „gelernte DDR-Bürger“ in das Wirtschaftssystem des Westens eingepaßt haben und dies nicht etwa trotz, sondern wegen ihrer Sozialisation in einer Parallelgesellschaft, in der alles nur über persönliche Kontakte lief. Es geht hier um Zusammenhänge, die dem wirtschaftsfremden Hochschultheoretiker Heinsohn fremd bleiben müssen.

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