Posts Tagged ‘Selbstverantwortung’

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 82)

28. September 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Max Stirner von konservativer Warte? Nehmen wir Edmund Burkes klassische Betrachtungen über die Französische Revolution, die eine brillante Verteidigung der Institution der Erbmonarchie und anderer „Vorurteile“ darstellen. Burke positioniert hier die Legitimität der Vorurteile gegen die „rationalen“ Kopfgeburten der französischen Aufklärer. Damit inspirierte er den Freiherrn vom Stein und dessen Mitarbeiter und späteres Mitglied der Paulskirche Ernst Moritz Arndt. Dieses Dreigestirn („BSA“) meine ich, wenn ich von „Konservativen“ spreche. Es sind jene, die die absolutistische Tyrannei aufbrechen wollten (und es auch praktisch getan haben), indem sie die Legitimität wiederherstellten: der preußische Staat zog sich (praktisch einmalig in der Weltgeschichte) vollkommen aus der Gesellschaft zurück, die Gemeinden erhielten ihr Recht zurück, sich selbst zu verwalten, etc. Nichts weltbewegendes, aber genau jenes Maß an Freiheit („Wahrheit“), die die Strukturen der Menschen noch gerade so eben aushalten konnten. Der Weg in die richtige Richtung: Dezentralisierung ohne „krebsigen“ Zerfall, Selbstverantwortung und Selbstbestimmung ohne „krebsiges“ Chaos, Demokratie ohne „krebsige“ Verantwortungslosigkeit.

Die Gegner von BSA waren die verdammten Wahrheits- und Freiheitskrämer mit ihren heeren Ideen. BSA ist zwar nicht gerade aufregend, nicht weltbewegend, nicht sexy, aber es ist der erste Schritt hin zu mehr Lebensfreude (weil es buchstäblich der Weg zurück zur Erde ist, weg von den hehren Ideen), zu mehr „Einzigkeit“ (weil nicht mehr die Idee der „Freiheit“ der Leitfaden ist, sondern das praktische Leben), zu mehr Arbeitsdemokratie.

Nehmen wir mal an, die Stirnerity würde sich durchsetzen. Wäre sie wirklich tragfähig? Wäre das nicht vielleicht ein ziemlich lustloser Haufen, der fatal an jene Pseudo-Stirnerianer im Paris der 1940er und 1950er Jahre erinnern würde: die grämeligen, kreidebleichen, schwarz-in-schwarz gekleideten Existentialisten, die „aus sich heraus ihre selbstverantwortete eigene Welt schaffen“ (oder so)? – Ich meine, wann kommt in einem „Verein“ (von der Betriebsfeier, über die Dorffeier bis zum Fest der Pygmäem im Kongo) wirklich genuine gemeinsame verbindende buchstäblich ansteckende Lebensfreude auf? Wenn der gemeinsamen Tradition gedacht und diese „Vorurteile“ (die für den Außenstehenden vollkommen gaga sind) zelebriert werden! Wenn es über Kopfgeburten, gemeinsame „kalte Interessen“ und Unverbindlichkeiten hinausgeht, d.h. wenn die gemeinsame Einzigkeit gefeiert wird. Identität. Legitimität. „Justified and ancient!

Linke/Liberal und Konservative (BSA) sind eben nicht die gleiche Kategorie. Auf BSA kann man nicht „hereinfallen“!

Desgleichen mit der „Wissenschaft“: man kann auf den „Szientismus“ hereinfallen, aber eben nicht auf die Wissenschaft. Das eine ist ein Wahngebilde (und gerade die moderne „Wissenschaft“ entwickelt sich immer mehr zu einem solchen bloßen Wahngebilde, das jeden bezug zur Wirklichkeit verliert) – das andere ist Faktizität.

LSR (die totale Gegnerschaft) und BSA („Legitimität“) gehören zusammen: ohne das „anti-aufklärerische“ BSA kann sich die Aufklärung (LSR) nie durchsetzen. Ja sie darf sich sogar nicht (ohne BSA) durchsetzen! (Siehe oben alles zusammengenommen.)

Faschismus ist Ausdruck der Mittleren Schicht. Roter Faschismus ist Ausdruck der Mittleren Schicht mit Hilfe der sozialen Fassade. Und da sind wir gewisserweise immer noch, trotz des Sieges über den Kommunismus: in der kontaktlosen sozialen Fassade. Eine „illigitime“ (also „unechte“) Kontaktlosigkeit, gegen die schon BSA ankämpften, als sie mit der Französischen Revolution und ihren Folgen konfrontiert waren.

Freiheit und Verantwortung

20. Dezember 2022

Orgonenergie steht für die funktionelle Einheit von spontaner, unvorhersehbarer Freiheit auf der einen Seite und harmonischer Regelhaftigkeit auf der anderen Seite. So funktionieren die Organismen, ja die gesamte Natur, die uns umgibt. Das Leben zerbricht, wenn zwanghafte Uniformität und Chaos die Oberhand gewinnen. Das tritt uns beispielsweise im wuchernden Krebsgewebe oder in der sich ausbreitenden Wüste entgegen. Im gesellschaftlichen Bereich ist es der Gegensatz zwischen lebendigen Demokratien und toten Diktaturen.

Demokratien beruhen auf der möglichst breiten Selbstregulierung der Massen. Ein Maximum an Freiheit unterstützt ein Maximum an Selbstverantwortung und umgekehrt.

Die Freiheitskrämer von Links und von Rechts versprechen demgegenüber „Freiheit von Verantwortung“ etwa durch immer weiter ausufernde Sozialleistungen und durch alle Lebensbereiche in ein Korsett pressende Gesetze, die uns schützen sollen.

Aber was ist, wenn die Menschen von ihrer Charakterstruktur her nicht in der Lage sind, ein eigenverantwortliches Leben zu führen?

Das ist eine weltfremde Frage, denn jeder Erwachsene (selbst, bzw. gerade, wenn er im Gefängnis sitzt) muß sich ohnehin im sozialen und ökonomischen Leben über Wasser halten. Niemand wird unvorbereitet ins Wasser gestoßen! Die Massen so zu behandeln, als wären sie Kinder, die bei der Hand genommen und Stück für Stück auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden müssen, entspricht der überheblichen „volkspädagogischen“ Geisteshaltung von Roten Faschisten!

Derartige Diskussionen sind so unerquicklich, weil nicht bedacht wird, daß das Leben selbst die einzige Schule sein kann. Genauer gesagt, die unaufhebbare stets funktionierende Arbeitsdemokratie. Siehe Massenpsychologie des Faschismus.