Posts Tagged ‘Hegelsche Philosophie’

Zwei Tote

30. Juli 2025

Die beiden Toten verband, daß der eine in den 1970er Jahren, als er am Stuttgarter Staatstheater war, Spenden für die Zahnbehandlung von RAF-Häftlingen sammelte. Es gehe um den Kampf für eine gerechtere Welt, verkündete er…

Anläßlich des Todes des mittlerweile fürstlich bezahlten pseudorevolutionären Staatskünstlers, Theaterregisseurs und Intendanten Claus Peymann hat die ARD-Unkultursendung Titel, Thesen, Temperamente folgendes Zitat von ihm ins Netz gestellt: „Kunst ist immer Widerstand, Widerspruch, das Gegenhalten, und in dem Moment, in dem das nicht mehr stattfindet, versiegt die Kunst.“ „Kunst“ als pseudointellektueller Krampf, nicht etwa als Apotheose von Liebe, Arbeit und Wissen, sondern von: Mord und Todschlag – der Titel von Peymanns Autobiographie von 2016. Nur so nebenbei bemerkt: an den Schulen des Kalifats Nordrhein-Westfalens wird im Geschichtsunterricht deutsche Geschichte jetzt ausschließlich als Kampf gegen Deutschland gelehrt, vom Bauernkrieg bis zu dem sich heute verschärfenden Kampf gegen Hitler: Widerstand, Widerspruch, Gegenhalten – gegen Blut und Boden! „Gesicht zeigen“, wie die stets vermummte Antifa. Krampf! Protest! Schreien, kotzen und mit Kot schmeißen! Und vor allem: Halt-ung!

Auf der anderen Seite: der Staatsfeind Nr. 1 der Besatzungszone BRD, Burschenschafter und Hegelianer Horst Mahler ist Tod, nach Jahren des nicht zuletzt wirtschaftlichen Elends. Obwohl er zu den Gründungsmitgliedern der RAF gehörte, ohne je jemandem körperlich geschadet zu haben, und sich ständig auf Marx bezog, gehörte er mit Sicherheit charakterstrukturell dem rechten Spektrum an, allein schon weil es ihm, wie unten im Video von ihm ausgeführt, darum ging, die Gesellschaft „autoritär“, d.h. auf dezentraler, lokaler Ebene zu organisieren, während Peymann, sozusagen der „Campino“ des verblödeten Bildungsbürgertums, sich in der „antiautoritären“ zentral gelenkten Gesellschaft wie die Made im Speck eingerichtet hatte und für die vermeintliche „Auf-Klärung“ des „lokalen reaktionären Gestrüpps“ kämpfte.

Es ging Mahler um „die Entfaltung Gottes in der Geschichte“. Während hingegen der linke (mechanistische) Charakter Peymann nur Abwehr war, d.h. ausschließlich in der Fassade (Engagement für „soziale Gerechtigkeit“) und vor allem in der Mittleren Schicht lebte (Häßlichkeit, Haß, Verachtung – „Widerstand, Widerspruch, das Gegenhalten“), vertrat Mahler den lebendigen Impuls, wenn auch mystisch (schwarz-faschistisch) verzerrt, was bei ihm vor allem durch die Hegelsche Philosophie zum Ausdruck kam mit ihrem Antisemitismus (bei Mahler verschlimmert mit seiner Holocaust-Leugnung und auch sonst verstörenden Obsession mit „den Juden“) und dem ihr inhärenten Zücht(ig)ungsprogramm, das gegen alles wirklich spontan Funktionierende gerichtet ist: das Freudsche „die Kultur geht vor“; die Verwirklichung der Platonischen Ideenwelt auf Erden, unsere „Vergöttlichung“, d.h. finale „Über-Ich-ung“.

Bezeichnenderweise bleibt von dem „ewigen Rebellen“ Peymann, für den Trump eine „böse Mißgeburt eines Alptraums“ war, nur der vollkommen hohle und wirklich abgrundtief verlogene Kampf gegen „die da oben“ und der schlichtweg schwachsinnige „Kampf gegen Räääächts“, also eine gähnende Leere, während Mahler so viel anspricht, was die zahllosen NACHRICHTENBRIEFler umtreibt. Der linke Peymann war einfach nur ein Wirrkopf, der uns nichts, aber auch rein gar nichts zu sagen hatte (die spezifische extreme Augenpanzerung des Linken), während Mahler ein ausgesprochen klarer Kopf mit einem bemerkenswert klaren Blick war – bei allen unüberwindlichen Abgründen, die uns von ihm trennen. Möge seine gepeinigte Seele in Frieden ruhen! DEUTSCHLAND WIRD LEBEN!

Orgonometrie bei Stirner

2. September 2024

In einem Brief erinnerte sich Friedrich Engels an ein Gespräch mit Stirner im Herbst 1842:

Wir diskutierten viel über Hegelsche Philosophie, er (Stirner) hatte damals die Entdeckung gemacht, daß Hegels Logik mit einem Fehler anfängt: das Sein welches sich als Nichts erweist und so in Gegensatz zu sich selbst tritt, kann nicht der Anfang sein; der Anfang muß gemacht werden mit etwas das selbst schon unmittelbare, naturwüchsig gegebene Einheit von Sein und Nichts ist, und aus dem erst dieser Gegensatz sich entwickelt: Und dies war nach Stirner – das „Es“ (es schneit, es regnet), etwas das ist und zugleich auch Nichts ist. – Nachher scheint er dann doch dahinter gekommen zu sein, daß es (mit) dem Es, nicht minder als mit dem Sein und Nichts, doch Nichts ist. (z.n. H.G. Helms: Die Ideologie der anonymen Gesellschaft, S. 75f)

In ihrer Besprechung von Stirners Der Einzige und sein Eigentum machen sich Marx und Engels über Stirners „undialektisches“ Denken lustig, denn der könne Übergänge, etwa vom Jüngling zum Mann nicht dialektisch erklären: (…) wir erfahren bloß, daß ‚Es‘ Dienst verrichten (…) muß (…)“ (Die Ideologie der anonymen Gesellschaft, S. 75). Helms schließt sich der Häme an, wobei er aus Der Einzige und sein Eigentum zitiert. Helms:

(…) Ja, so wird Stirner im „Wegweiser für die galante Welt“ die feine Gesellschaft auf Stichen nach Fragonard oder Boucher im „Verkehr“ „gruppirt“ gesehen haben. „Man pflegt wohl zu sagen: ‚man habe diesen Saal gemeinschaftlich inne‘.“ Das pflegt bloß Stirner zu sagen, bei dem es „aber vielmehr so“ zu sein pflegt, „daß der Saal Uns inne oder in sich hat“, sodaß der arglose Leser meinen könnte, der Stirner, der hat „es“ doch „in sich“. „So weit die natürliche Bedeutung des Wortes Gesellschaft“, der Stirner augenblicklich die unnatürliche, die einzige Bedeutung folgen lassen wird. „Es stellt sich dabei heraus, daß die Gesellschaft nicht durch Mich und Dich erzeugt wird“, sonst wäre alles in Butter, „sondern durch ein Drittes“ – da ist es wieder, dieses „unheimliche“ „es“ oder „man“ –, „welches aus Uns beiden Gesellschafter macht, und daß eben dieses Dritte das Erschaffende, das Gesellschaft Schaffende ist.“ (Die Ideologie der anonymen Gesellschaft, S. 120)

Schließlich zitiert Helms eine Stelle aus Der Einzige und sein Eigentum:

Der Gegensatz des Realen und Idealen ist ein unversöhnlicher, und es kann das eine niemals das andere werden (…). Der Gegensatz beider ist nicht anders zu überwinden, als wenn man beide vernichtet. Nur in diesem „man“, dem Dritten, findet der Gegensatz sein Ende; sonst aber decken Idee und Realität sich nimmermehr. (z.n. Die Ideologie der anonymen Gesellschaft, S. 129, 486)