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Nachwort zu „Zweite Ergänzung zu ‚Besprechung von ORGONOMIC FUNCTIONALISM No. 8, Spring 2021 (Teil 3)‘“

15. August 2021

Gibt es ein „primordiales Bewußtsein“, das Erinnerungen etwa so speichert wie ein Magnetband? Reich hat in Charakteranalyse lang und breit ausgeführt, daß das Ich die Summe aller vergangenen Erlebnisse ist. Da wird nichts mechanisch „abgespeichert“, sondern in der Vergangenheit wurden bestimmte Weichen für die Strukturierung des sich entwickelnden Organismus gestellt, weshalb „Erinnerungen“ nichts anderes sind als die Wahrnehmung der aktuellen biophysischen Struktur des Organismus. Wie sollte es auch anders sein? Imgrunde sagen die Mystiker natürlich auch nichts anderes, nur daß sie die Welt vollkommen überflüssigerweise verdoppeln. Diese Spaltung hat Reich im letzten Kapitel der Charakteranalyse analysiert…

Nehmen wir hier die Erinnerung an das intrauterine Leben – und in letzter Konsequenz an Vorleben: der Hauptfehler der Proponenten von „Rückführung“, wie Freud, Jung, Rank, etc., liegt einfach darin, daß es das „Ich“, das sich angeblich erinnert, gar nicht gibt. Es ist genau umgekehrt: erst der Akt der Erinnerung konstituiert das Ich. Natürlich existierte die Vergangenheit, denn mein Selbst, d.h. mein Körper, war dabei als ich geboren wurde, aber es ist naiv zu glauben, damals wäre etwas abgespeichert worden, was man später wieder abrufen kann. Erinnerungen sind, streng orgonomisch betrachtet, nur eine aktuelle Folgeerscheinung der Art, wie in der Vergangenheit sich die bioenergetische und physische Grundlage des Ich formierte („Zeit –> Raum“). Beim Erinnern geht es also nicht um „das Abspielen einer Kassette“ („Raum/Zeit“), sondern darum, wie der „Kassettenrekorder“ gebaut und immer wieder repariert wurde.

Selbst Vokabellernen würde ich hier hinzurechnen. Niemand kann mir einreden, daß eine Vokabel wie „elevator“ in irgendwelchen Schaltkreisen oder biochemischen Verbindungen im Gehirn gespeichert wird, um dann jederzeit wieder abgerufen werden zu können. Als ich die Vokabel „elevator“ lernte, konstituierte sich mein „Selbst“ neu, wie bei jedem neuen Input. Dieser Vorgang wird evident, wenn man sich den konkreten Mechanismus des Erinnerns vergegenwärtigt. Es wird nichts von einem Speicher „abgerufen“, sondern Assoziationsketten, Eselsbrücken, rein physiologische Automatismen und der Abschluß offener „Gestalten“ sind die Grundlagen der Erinnerung. Erinnerungen sind in das Funktionieren des Körpers eingebettet: es handelt sich um zusätzliche Organe (Hans Hass).

Bei mir wäre die Eselsbrücke etwa: „elevator –> see you later alligator –> rock’n roll –> Elvis Presley –> Las Vegas –> merkwürdigerweise spielen in allen Filmen über Las Vegas Fahrstühle eine zentrale Rolle –> Fahrstuhl“.

Warum wird dann doch das Ich so betrachtet, als wäre es ein kleines Männchen, das im Gehirn sitzt? Diese Illusion beruht auf der orgonotischen Pulsation, die die primäre Grundlage des „sekundären“ Ich ist. Erinnert sich etwa ein Patient an die Einzelheiten seiner Geburt, bedeutet das nicht, daß er damals ein Bewußtsein, ein „Ich“ hatte, das dies abspeicherte, vielmehr durchlief damals das pulsierende orgonotische System eine entscheidende Entwicklungsphase, die seine zukünftige Entwicklung bestimmte. „Erinnerungen“ sind gar keine „Erinnerungen“, sondern nur die Wahrnehmung der aktuellen biophysischen Struktur des Organismus. Erinnerungen sind also letztendlich eine Illusion, aber eine notwendige Illusion, denn nur so gewinnt das „Ich“ seine Identität.

„Erinnerungen an frühere Leben“ entsprechen in etwa dem, was mir passiert, wenn ich in der Abenddämmerung nach Hause gehen: irgendwelche Stoffetzen an Bäumen werden aus der Entfernung zu Personen, weil mein Gehirn im Chaos meiner Umwelt, immer Sinn ausmachen will, damit ich mich überhaupt orientieren kann. All die „Kleopatras“ und „Napoleons“, die heute rumlaufen, sind Menschen, die Halt im Ansturm ihrer wirren Gefühle suchen.

Genauso wie es mittels der soziopolitischen Charakterologie möglich ist, die politischen Weltläufe zu verstehen, ohne in Verschwörungstheorien Zuflucht nehmen zu müssen, kann die „personale“ Charakterologie auch jene „unerklärlichen“ seelischen Vorgänge erklären, von denen all die Spökenkieker unter den Therapeuten berichten.

Man kann sagen, daß nach der modernen Neuro-Psychiatrie das Gehirn eine „konstruktivistische Sinnfindungsmaschine“ ist, die von Eindrücken bedrängt wird, denen das Gehirn irgendeinen Sinnzusammenhang geben muß. Das Gehirn darf unter keinen Umständen eine Sinnleere zulassen, da sich sonst der Mensch nicht mehr orientieren kann. Zum Beispiel könnte man in lauten Kneipen keine Gespräche führen, würde man nicht ständig die Lücken in den Sätzen, die man nicht vom Hintergrundgeräusch trennen konnte, mehr oder weniger sinnvoll selbst auffüllen. So schließen wir auch sonst ständig Sinnlücken, um uns in einer von uns nur fragmentarisch registrierten Welt überhaupt zurechtfinden zu können. Hier könnte beispielsweise das Geheimnis des UFO-Phänomens liegen: früher „sah“ man Gnome, Engel und Dämonen, heute sieht man „UFOnauten“.

Peter warnt vor körperfressenden Killerdämonen vom Mars!

9. November 2017

Dieses Video ist typisch für das, womit man in der vermeintlichen „Esoterik“ konfrontiert ist. Es geht um einen sehr merkwürdig wirkenden Jungen, der ein erstaunliches Wissen zum besten gibt und behauptet, er habe in einem früheren Leben auf dem Mars gelebt. Er hat alle möglichen Botschaften für die Menschen. Zum „erstaunlichen Wissen“ gehört die Zeichnung unseres Sonnensystems, wie er es in seinem Vorleben im All aus Raumschiffen gesehen habe. Allein schon da kann man das Video getrost ausschalten, denn die tatsächlichen Größenverhältnisse im Weltraum haben nichts, wirklich gar nichts mit unseren Darstellungen des Sonnensystems gemein. Maßstabsgetreu könnte man es gar nicht sinnvoll darstellen!

Das ist typisch für Berichte über „Vorleben“, auch für das „Channeling“ höherer Wesenheiten oder den „Kontakt mit Verstorbenen“. Anfangs klingt das ganze zwar ganz überzeugend, doch geht es in die Details, erweist es sich als ein zusammenhangloses und erschreckend banales und leeres Konfabulieren.

Natürlich könnte man das ganze „skeptisch“ abtun, doch ich persönlich tendiere zu etwas ganz anderem. Wir haben es mit Dämonen zu tun, die verzweifelt versuchen sich in die Menschenwelt „einzuklinken“ und „körperlich“ zu werden. Bei dem Jungen haben wir es schlichtweg mit Besessenheit zu tun. Das erwähne ich, weil die Orgonomie in ihren Randbereichen voll von Menschen ist, die Channeling, Transkommunikation betreiben, Rückführung in Vor- und Zwischenleben durchführen, als Tantriker sich „Göttern“, Bodhisattwas, etc. öffnen. Sie wollen damit die Orgonomie spirituell erweitern und, wenn man so sagen kann, „mehr Licht“. Tatsächlich sind sie nur ein Kanal für DOR, organismischen Zerfall und die Spaltung zwischen orgonotischer Erregung und Wahrnehmung.