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Anhang zu „Peter liest die kommentierte Neuauflage der Originalausgabe von Reichs MASSENPSYCHOLOGIE DES FASCHISMUS (Teil 7)“

6. Februar 2023

Es geht darum, die Meinungsführerschaft zu übernehmen, die gesellschaftliche Ideologie zu verändern. Wie? Reich meinte, daß man so etwas grundsätzlich nur machen könne, indem man auf einen Zug springt, der bereits abgefahren ist. „Eine sozialwissenschaftliche Anschauung von einigem Format kann nur dann durchdringen und soziale Praxis werden, wenn sie von den Menschenmassen bereits im Leben spontan erworben wurde“ (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 195). (Was paradoxerweise aber auch impliziert: „Man macht Geschichte nur, wenn man Prozesse und Probleme, die der Allgemeinheit verborgen sind, rechtzeitig sieht“ [Menschen im Staat, 1995, S. 45].)

Schließlich gibt es allerorten Bewegung in Richtung Kinder der Zukunft von Leuten, die nie was von Reich gehört haben oder ihn vielleicht sogar hassen. Zum Beispiel die bis die Gesetzgebung eingemündete Ablehnung körperlicher Gewalt gegen Kinder. Aufgabe der Orgonomie wäre es, diese Bewegung zu unterstützen und zu fokussieren. Zu fokussieren in der Richtung, daß es nicht um körperliche Gewalt per se geht, sondern um die Emotionelle Pest, den Haß auf das Lebendige im Kind. Ein Haß, der alle möglichen Äußerungsformen hat.

Um mit Nietzsche zu reden, geht es darum, welcher züchtende Gedanke herrschen soll. Und hier gibt es imgrunde nur zwei Alternativen: entweder ist es der Gedanke, den sowohl der pseudoliberale Westen als auch der reaktionäre Osten vertritt, nämlich daß der Mensch von außen gesteuert werden muß (durch die gesellschaftliche „Wokeness“ oder durch die Tradition) – oder der Gedanke der Selbst-Regulation. Es geht um Willkür auf der einen Seite (irgendwelche willkürlich gefaßten mechanistischen Gesellschaftsverträge oder Offenbarungen mystischer Epileptiker) und die objektiven Gesetze der kosmischen Orgonenergie auf der anderen Seite.

Reichs Entdeckung der Orgonenergie hat die Kindererziehung aus dem Bereich der Meinungen herausgeholt, die in der Charakterstruktur und den kulturellen Vorurteilen wurzeln. Das gesamte Spektrum der Erziehungsprobleme kann nun besser verstanden und rational behandelt werden, wenn man es aus einer orgonomisch-energetischen Perspektive betrachtet. (Richard Schwartzman: „Etiology, Prevention, and Early Treatment of Armoring“, Journal of Orgonomy, 29(1), Spring/Summer 1995, S. 66f)

Und so ist es in allen Bereichen und Fragestellungen: „Reichs Entdeckung der Orgonenergie hat sie aus dem Bereich der Meinungen herausgeholt, die in der Charakterstruktur und kulturellen Voreingenommenheit begründet sind.“

Oder Nietzscheanisch ausgedrückt: Es gibt zwei Beweggründe für die Schaffung von Ordnung: die aus (seelischer) Schwäche und die aus (seelischer) Stärke. Die erstere ist kleinlich, gemein und durch „Angst vor Barbarei“ (Angst vor den Starken) geprägt, die letztere durch Großmut und die Kraft Unordnung zuzulassen und auszuhalten. Die erstere ist unflexibel, da sie sich nach einer ewig unveränderlichen Blaupause richtet, die letztere ist funktionell, d.h. sie steht in Übereinstimmung mit sich innerhalb vorhersehbarer, da naturgegebener Grenzen ewig ändernden unvorhersehbaren, weil spontanen Wirkungszusammenhängen.