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Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 75)

31. Juli 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Stirners Bedeutung ist die, daß er ausnahmslos die gesamte moderne (Hegelsche und post-Hegelsche) Philosophie entlarvt und überwunden bzw., besser gesagt, ad absurdum geführt hat. Wie Hans-Martin Sass 1975 feststellte: „Alle Spielarten überhaupt möglicher kritischer Theorie, alle Spielarten von Anarchismus und Existentialismus sind [zu Stirners Zeiten durch die „Jungehegelianer“] in Berlin durchgespielt worden, und alles, was später kam, sind (überspitzt gesagt) Neuauflagen: Adorno, Marcuse, Habermas und Heidegger; sie sind nicht nur historisch später, sie sind auch weniger originell, zugegeben in manchem gründlicher, im Grundsätzlichen schon lange durchgespielt in jenen Jahren in den zwei, drei Stammlokalen, die man in Berlin hatte.“

Stirner hat die diversen Philosophien seiner vermeintlichen Mitstreiter und damit die gesamte Philosophie bis heute als Apotheose der Enkulturation entlarvt, d.h. der dreischichtigen Charakterstruktur des gepanzerten Menschen (nach Reich):

Die willkürlichen und unveränderlichen mechano-mystischen „Prinzipien“ der Kultur werden verinnerlicht, obwohl sich das Leben ständig ändert. Es ist, als sollte ein mittelalterlicher Ritter in seinem „Panzer“ bei einem rhythmischen Tanzgymnastikturnier mithalten.

Mir wurde schon des öfteren vorgeworfen, ich wäre Opportunist. Kaum, daß ich mich als libertär geoutet habe, fordere ich ein brutales staatliches Durchgreifen. Eben noch predigte ich einen wirklich konsequenten Atheismus und rede jetzt von Gott. Marx habe ich stets in Grund und Boden verdammt, nur um ihn angesichts des Großkapitals unvermittelt in höchsten Tönen zu preisen. Bin ich Demokrat, Monarchist, Republikaner? Keine Ahnung, hängt auch vom Tag und der Tageszeit ab… Die Liste würde ein Buch füllen!

Eure „Prinzipien“ könnt ihr euch sonstwo hinschmieren! Ich lasse mich durch nichts und niemanden festlegen, auch nicht durch mich selbst und das, was ich noch vor einer Sekunde unumstößlich vertreten habe. Nicht mal der soeben niedergeschriebene Satz gilt unbedingt! Hauptsache die Sache funktioniert. Alles andere ist Ideologie, d.h. schlichtweg GEISTESKRANKHEIT. Lenin war so groß, weil er als überzeugter Marxist praktisch sämtliche Lehren des Marxismus über Bord geworfen hat, als ihm dies opportun erschien. Ähnliches kann man über Reich in Bezug auf den Freudismus sagen.

Aber wird durch derlei „Funktionalismus“ nicht jedes menschliche Gesellschaftsleben hintertrieben, das auf Vertrauen und Verläßlichkeit beruht? Nun, ich vertraue nicht darauf, daß du irgendwelchen „Prinzipien“ treu bleibst, sondern daß du die in dich gesetzten Erwartungen erfüllst und verdammt noch mal deine ARBEIT erledigst. Man verschone mich mit den Arschlöchern, die ihre Aufgaben nicht erfüllen, weil sie „überzeugte Anarchisten“, oder was auch immer für „Überzeugungen“, „prinzipiell“ folgen! GEISTESKRANKE!

Das kann man auch anders formulieren: es ist unwichtig, was Leute sagen und „bekennen“, entscheidend ist, WAS SIE TUN!

Hier ein kleines Beispiel für den Irrsinn, in dem wir leben müssen, weil die Menschen ihren „Prinzipien“ treu bleiben: „Berliner Elektrofeuerwehren sind [durch die Batterien] so schwer, dass die Gefahr besteht, dass sie voll beladen samt Straße in die Kanalisation durchbrechen. Mit an Bord der Elektrolöschflotte: Ein Dieselaggregat, das unterwegs die Akkus nachlädt, damit die Feuerwehr nicht auf halber Strecke stehenbleibt.“