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Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 15)

19. August 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Was den neuen Menschen, der nach der autoritären Gesellschaft aufkam, die „gepiercten Typen“, betrifft: alles bei der Zucht von Nutztieren und Sklaven gelernt. Beide Arten von Tieren wurde „ein Ring durch die Nase gezogen“ – der wahre Ursprung des „Piercing“. Natürlich gab es nie Kulturen ohne innere Gewalt, ABER das Verhältnis von innerer und äußerer Gewalt, Selbst- und Fremdkontrolle kann ganz verschieden sein.

Interessanter ist, daß Reich zu einer Zeit, als er noch verhältnismäßig am meisten vom „Gott“ Stirner beeinflußt war, also so zwischen 1920 und 1925, sich mit genau jenen „neuen Charaktertypen“ auseinandergesetzt hat: Der triebhafte Charakter. Auf die gleichen Charaktertypen ist Barbara Koopman Ende der 60er Jahre in New York gestoßen: B.G. Koopman: „The Rise of the Psychopath“ Journal of Orgonomy 7(1), May 1973, pp. 40-58. Und die „gepiercten Typen“ von heute unterscheiden sich sicherlich nicht viel von ihren beiden Vorgängerpopulationen. Und erinnert Der triebhafte Charakter nicht verblüffend an La Mettries Gegenspieler de Sade?

Es ist schon interessant, daß Reich seine Karriere ausgerechnet mit der Untersuchung jener Population anfing, bei der das Über-Ich isoliert, fragmentiert und periodisch schwankt (also einmal kaum vorhanden ist, um dann unerwartet um so stärker zuzuschlagen, z.B. durch Genitalverstümmelung mittels „Piercing“). Was u.a. deshalb für „Stirner“ von Bedeutung ist, weil einerseits ausgerechnet diese Freaks an die Wand gemalt werden, um zu zeigen, wohin „Eigenheit“ führt; andererseits diese Freaks von den Pseudo-Befreiern (etwa Herbert Marcuse oder Michel Foucault) als Alternative für die über-ich-gesteuerte Gesellschaft gepriesen werden.

Freud kommt in Dusan Makavejews Film WR – Die Mysterien des Organismus nicht vor. Nur in einer Spielszene prangt an der Wand ein Bild Reichs und gleich daneben ein Bild Freuds. Das Freudphoto kreisrund und mit konzentrischen Kreisen ausgestattet als Dartscheibe mit Dartpfeilen drinnen. Merkwürdigerweise ist es aber ein Freudistischer Film: er bleibt in der polymorph perversen Mittleren Schicht stecken, als wollte er alle Freudistischen Vorurteile gegen Reich bestätigen.

In diesem Zusammenhang ist auch interessant, wie Reich mit Eigenheit, Einbindung und Rebellion umgegangen ist:

Neill verfügt in hohem Maße über die seltene und so wichtige Eigenschaft der völligen Unabhängigkeit bei gleichzeitiger Unterordnung unter eine gemeinsame Sache. Dies unterscheidet ihn von dem Rebellen, der sich gegen die Unterordnung unter eine gemeinsame Sache wehrt und seine tiefe Abhängigkeit nie überwindet. So gingen Meinungsverschiedenheiten in vielen Erziehungs- und Sozialfragen einher mit einem tiefempfundenen Verantwortungsgefühl für die wichtigste gemeinsame Aufgabe. („Orgonomy 1935-1950 – A Brief Review (I)“ Orgone Energy Bulletin Vol. 2, July 1950, S. 143-151)

Kommunisten haben die Orgonomie unterwandert

25. September 2018

Alle lächelten und lächeln mitleidig angesichts von Reichs Behauptung einer kommunistischen Verschwörung zum Opfer gefallen zu sein. „Komischerweise“ sind es genau diese hämischen Lächler, die die Verschwörung bis heute forttragen. Die orgonomische Definition von „Kommunist“ hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit Charakter, d.h. mit dem Verhalten und wo es in der Konsequenz letztendlich hinführen wird. Ein gutes Beispiel ist Angela Merkel, die sich nicht nur wie eine Funktionärin der „Freien Deutschen Jungend“ verhält und dabei vorgibt etwas zu sein, was sie nicht ist (nämlich keine Rote, sondern „Schwarze“), sondern die auch noch kurz davor steht, eine vollkommen gleichgeschaltete, „internationalistisch“ ausgerichtete Meinungsdiktatur zu errichten.

Es ist vollkommen gleichgültig, was du vorgibst zu sein: Es geht um deine HANDLUNGEN. Was soll ich beispielsweise davon halten, wenn in den USA, wo aufgrund des dortigen allgegenwärtigen Abmahn-Terrors, daß jedes kleine Zitat durch Rückfrage beim Copyright-Inhaber juristisch abgesichert wird, Reichs Treuhänderin Mary Boyd Higgins praktisch jedem diese Rechte verwehrte, außer Paul Robinson, siehe dazu meine Besprechung seines (und gewisser Weise Herbert Marcuses!) rotfaschistischen Buches über Reich. Nach Aussage von Dusan Makavejev hat Higgins diesem für sein kommunistisches Machwerk Die Mysterien des Organismus sogar Filmsequenzen über Reich zur Verfügung gestellt (Film Summary. Mysteries of the Organism“,Energy and Character, Vol. 2, No. 3, Sept. 1971, S. 81). Makavejev zufolge sollte dieser Film das Publikum vor allem belustigen! Robinsons Buch und der Film waren unmittelbare Fortsetzungen der Angriffe der Kommunistin Mildred Brady zwischen 1947 und 1954. Das, wie man so schön sagt, „Narrativ“ wurde von Robinson und Makavejev aufgenommen, fortgesetzt und weiter ausgebaut.

Es paßt ins Bild, daß mit James Strick ein fanatischer Trump- und Israel-Hasser Nachfolger von Higgins wurde. Ich verweise auf meine Besprechung seines Buches. Um mich selbst zu zitieren:

In folgender Stelle wird Stricks Einstellung wohl am deutlichsten. Er schreibt, daß in Norwegen, die von allen politischen Parteien, die aus unserer heutigen Sicht durchweg „sozialdemokratisch“ orientiert gewesen seien, unterstützte Eugenik etwas moderater ausfiel als in Deutschland. Und er fährt bezugnehmend auf Reichs Gegenspieler, den Psychiater Johann Scharffenberg, fort: „Es mag aus unserer retrospektiven Sicht paradox erscheinen, daß jemand, der Hitler als Psychopathen betrachtete, dennoch eine ziemlich starke Form des Sterilisierens unterstützte – aus einer liberalen, sogar ‚sozialistischen‘ Sichtweise heraus” (Strick 2015, S. 229). Als wenn Hitler, nun wahrhaftig kein „Liberaler“, kein Sozialist gewesen wäre und „Sozialismus“ für Menschlichkeit, Vernunft und Fortschrittlichkeit per se stünde!
Im Zusammenhang mit den pestilenten Angriffen, die Reich, DuTeil und andere wegen der Bion-Forschung ausgesetzt waren, spricht Strick von „Richard Nixon-style ‚dirty tricks‘“ (Strick 2015, S. 291). Dieser ganze Linksdrall wird auch an der Netzseite evident, die das Buch begleitet http://wilhelmreichbiologist.org/: dort wird ganz offiziell Werbung für „Red Emma“ (Emma Goldman) gemacht. Es ist schlichtweg undenkbar, daß Reich so etwas toleriert hätte – in seinem Namen!

Im persönlichen Gespräch verweisen „diese Leute“ dann immer auf Baker, Mathews und Konia, die doch ganz offen die Orgonomie „politisiert“ hätten und das nicht nur einseitig rechtskonservativ, sondern fast schon rechtsradikal. Dann müsse es doch erlaubt sein… Nun, Baker, Mathews und Konia haben alle entsprechenden Äußerungen jeweils bioenergetisch (orgonomisch) untermauern können. Wenn man ihre linken Gegenspieler um das gleiche bittet, kommen sie allen Ernstes mit Herbert Marcuse und ähnlichem daher. Symptomatisch für diese Links-„Orgonomen“ ist auch, daß sie Reichs Behauptungen einer „Moskauer Verschwörung“ gegen ihn, nie Glauben geschenkt haben und nur mit Herablassung auf unsereins reagieren, aber heute enthusiastisch den objektiv haltlosen, von vornherein absolut abwegigen „Russiagate“-Anschuldigungen gegen Präsident Trump folgen und diese sogar offen propagieren!