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Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 36)

10. Dezember 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

In allen Bereichen (Naturwissenschaft, „Geisteswissenschaft“, Ingenieurswesen, Medizin) geht es darum, die Zukunft vorauszusehen bzw. ständig bestätigt zu werden (z.B. durch neue Archivfunde). In dieser Hinsicht schneidet das LSR-Projekt sehr gut ab. Meines Erachtens zeigt das, daß „System“ hinter dem LSR-Projekt steckt. Fragt sich nur welches. Einfach nur, „die bisher zugänglichen Dokumente zu sichten, zu ordnen, die Chronologie genau zu beachten etc. und daraus Eindeutiges sichtbar machen“?

Reich hat sich der alles erstickenden Zweideutigkeit entzogen, indem er sich auf eine tiefere Funktionsebene stellte. Was machte im Vergleich dazu Bernd Laska in seinem Projekt, das sich um LaMettrie, Stirner und Reich drehte? Er entzog sich der Fachdiskussion mit Psychoanalytikern, Orgonomen etc. und zog sich auf „kriminalistische“ Evidenz zurück, auf die Spuren in den Archiven. Zum Beispiel wird das Orgon entzaubert, indem es als biographisch bedingte Kompensation der Ohnmacht Reichs entlarvt wird. Problem dabei ist, daß dabei die objektive Logik in Reichs Werk systematisch ausgeblendet wird. Beispielsweise kann das Aufarbeiten des biographischen Hintergrunds bei Reich doch nur ein Gegenchecken sein, das die Hauptarbeit begleiten muß: das Entschlüsseln des Systems, der inneren Logik, als dessen willenloses Werkzeug sich Reich sah.

Besteht nicht die Gefahr, daß man durch „Dekonstruktions-Arbeit“ (soll keine Anspielung auf die Franzosen sein! mir fällt kein besserer Begriff ein) genau das zerstört (nämlich das besagte „System“), was man freilegen will?

Das orgonomische Gesellschaftsmodell

26. November 2019

Von den ca. 80 Millionen Deutschen zahlen vielleicht 20% mehr ins System ein, als sie erhalten. Die restlichen 80% sind ihre Kostgänger: Kinder, Rentner, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Beamte, Leute, die indirekt von Steuern leben, weil der Hauptkunde ihrer Firma der Staat ist, etc. „Wer bezahlt, sollte auch bestimmen!“, d.h. nur diese 20% sollten zur Wahl gehen dürfen. Um die Gerechtigkeit zu vollenden, sollten diese Stimmen nach den eingezahlten Steuern gewichtet sein. Das ist keine bloße Utopie, denn genau so waren (in sehr groben Zügen) ursprünglich die USA und das Wilhelminische Deutschland organisiert!

Man kann natürlich argumentieren, daß etwa ein Polizist („ein Kostgänger der Produktiven“) eine wichtigere und im Endeffekt auch produktivere Funktion ausfüllt, als etwa jemand, der Musketen für Sammler herstellt, dabei sehr erfolgreich ist und mit dieser Arbeit den Polizisten mitfinanziert. Ganz zu schweigen von etwa einem Wissenschaftler, der von staatlichen Fördergeldern lebt, aber mit seinen Erkenntnissen ganze Industriezweige neu erschafft. Je weiter man das durchdeklamiert, desto absurder wird meine „Utopie“ und desto mehr nähern wir uns dem heutigen demokratischen System, das auf jedem Fall dem Untergang geweiht ist, denn wenn die Parasiten zu 80% das Sagen haben, werden die 20% Produktiven immer mehr ausgebeutet und in die Ecke gedrängt, bis das System kollabiert.

Das einzige für die moderne Welt gangbare Demokratiemodell hat Reich entwickelt, die Arbeitsdemokratie. Hier steht nicht das Individuum (der Funktionsträger) im Mittelpunkt, sondern die Arbeit (die Funktion) selbst. Der Funktionsträger unterliegt eigenen Gesetzmäßigkeiten, die nichts mit der Funktion zu tun haben, sie teilweise sogar behindern. Man denke nur an das Problem der politischen Einstellung der Arbeitenden oder den ganzen Komplex unserer evolutionären Belastung (unser Primaten- und „Neandertalertum“), kulturelle und religiöse Prägungen, etc.

Wie funktioniert die Arbeitsdemokratie konkret? Die Frage beantwortet sich von selbst! Die Arbeitsdemokratie ist das, was übrigbleibt, wenn man die Idiosynkrasien der Funktionsträger, d.h. alles Irrationale wegstreicht. Das wird natürlich in alle Ewigkeit ein Ding der Unmöglichkeit sein, aber so hat man zumindest einen Rahmen, ein Zielkorridor, an dem man sich orientieren kann. Ein Gefühl für Arbeitsdemokratie gewinnt man etwa, wenn man sich mit dem Ingenieurswesen und der Wissenschaft beschäftigt. Hier ist die Vorstellung von „Wahlen“ genauso absurd, wie die einer Diktatur. Über die Frage, ob das Virus x die Krankheit y hervorruft, kann man weder abstimmen noch einfach etwas behaupten. Einzig und allein die Klinik und das Labor fallen die Entscheidung. Gleichzeitig kann es jederzeit neue Beobachtungen und Experimente geben, die die „erwiesene“ Theorie relativiert oder gleich ganz umstößt. Probleme machen hier nur die Ideologien und Persönlichkeitsstörungen der Ingenieure und Wissenschaftler. Im großen und ganzen herrscht aber der „wissenschaftliche Ethos“, der sich wegen der „Macht des Faktischen“ letztendlich immer durchsetzt. Genauso sollten wir unsere Demokratie angehen. Konkret bedeutet dies, einen „arbeitsdemokratischen Ethos“ zu verbreiten, wie Reich es als erster im Schlußkapitel von Die Massenpsychologie des Faschismus getan hat.

nachrichtenbrief98

20. Dezember 2017