Es wird beklagt, daß Reich angesichts seiner schweren Herzerkrankung (beängstigende Tachykardien seit spätestens 1947, Herzinfarkt 1953, Herztod 1957) nie zum Facharzt gegangen ist. Dabei wird vergessen, daß es bis zu Reichs Tod so etwas wie Medizin im heutigen Sinne noch gar nicht gab! (Heute würde man beispielsweise ohne viel Aufhebends routinemäßig und nebenwirkungsfrei einen Stent setzen.) Eine vernünftige Bildgebung und zielgerichtete Medikation hat sich erst in den letzten fünfzig Jahren entwickelt. Man nehme nur Reichs ureigenstes Fach, die Psychiatrie. Die Ära der Psychopharmaka fing erst kurz vor Reichs Tod an und erst seit den 1980er, wenn nicht sogar 1990er Jahren kann man sie guten Gewissens verschreiben. Ich kann mich noch erinnern, daß hier in der Psychiatrie Ochsenzoll nur roboterartig erstarrte Gespenster durch das Krankenhausgelände staksten, während man den Schizophrenen heute den Gebrauch der modernen Antipsychotika gar nicht mehr ansieht.
In den 1940er und 1950er Jahren waren Allgemeinärzte echt verzweifelt, da sie Krebspatienten allenfalls „Radiumnadeln“ in den Tumor rammen konnten (Radiumnadeln, wie Reich sie im ORANUR-Experiment verwendete); Psychiater waren ebenfalls hilflos, weil sich die damals dominierende Psychoanalyse als praktisch wirkungslos erwies. Hier waren Reichs Orgonenergie-Akkumulator und die psychiatrische Orgontherapie für junge Ärzte eine echte Alternative. Heute winken die gleichen Leute angesichts der medizinischen Orgonomie nur gelangweilt ab, – ähnlich wie Reich über die damaligen „Kardiologen“ nur lächeln konnte.
















