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Peter Töpfer (Teil 8)

27. November 2025

Es ist bezeichnend, wie Töpfer in Pan-Agnostik mit Bernd A. Laska umgeht, dessen einziges Anliegen die radikale Liquidierung des Über-Ichs („LSR“) war. Für, meiner Einschätzung nach, pseudowissenschaftlichen Quark wie „germanische Medizin“, Jochen Kirchhoff und „Parawissenschaft“ ist in dem voluminösen Band jede Menge Platz, aber keiner für LSR-Relevantes und das bei einem, der am liebsten die „existentiell sinnlose“ Naturwissenschaft abschaffen würde (vgl. S. 234). Daß für Stirner und im Anschluß für Laska ausschließlich die MINT-Fächer sinnvoll, da über-ich-frei, waren, der Rest Dreck, wird auf eine Weise ins Gegenteil verdreht, die sogleich evident werden wird. Zwar sind Töpfers „agnostische“ Ausführungen über die erwähnten metaphysischen Systeme eben das, agnostisch, aber genau das ist das Problem, denn trotz allem Eintreten für die Autonomie und gegen die Heteronomie, bleibt die Tatsache der agnostischen Einstellung gegenüber Gott, d.h. dem – Über-Ich. Vielleicht deshalb diese 467 manisch vollgeschriebenen Seiten: um diesen Widerspruch vor sich selbst zu übertünchen.

Laska wird nur auf sieben Seiten erwähnt:

S. 25: Hier der bereits in Teil 6 erwähnte Mißbrauch LaMettries als Zeugen Gottes (also des Über-Ichs) mit Verweis auf Laskas Herausgeberschaft von Der Mensch als Maschine.

S. 33: „Religionskritiker wie Feuerbach sind tatsächlich näher an Gott dran als Religiöse. ‚Der agnostische Standpunkt ist auf theologischem Gebiet dem theistischen überlegen‘ ließe sich in Abwandlung einer Feststellung von Panajotis Kondylis auch sagen.“ In einer Fußnote wird das Originalzitat mit Verweis auf Laska als Quelle angegeben. Indirekt wird von Töpfer der fanatische Atheist Laska in den Dunstkreis der Zeugen Gottes (also des Über-Ichs) hineingezogen.

S. 104: „In ihrer Fehleinschätzung und Anbetung des Intellektuellen spotteten die philosophischen Wissenschaftler über ‚Gott‘, ohne zu bemerken, daß ihr ‚Mensch‘ genau so ein ‚höheres Wesen‘ ist, das aber sogar einer noch geistigeren Vorstellung als ‚Gott‘ entstammt, wie es Bernd A. Laska richtig sagt.“ Der Stirnersche Satz, daß „Gott“ durch das Gespenst „der Mensch“ ersetzt wurde, macht aber grundsätzlich nur aus atheistischer Warte Sinn, nicht aus agnostischer. In letzterer verkehrt er sich sogar ins Gegenteil.

S. 190: Im Zusammenhang mit der Physik von Burkhard Heim, welche von zwei zusätzlichen Dimensionen spricht, die das Geistige und das Lebendige erklären sollen, wendet Töpfer ein, man solle sich zuerst der Dimension des „Irdisch-Existentiellen“ nähern. „Das wäre aber kein rein intellektuelles Vorgehen, sondern ein ‚im affektiv-rationalen Bereich operierendes und damit „praktisch“ werdendes‘, denn ‚Stirners Postulat, die alte Aufklärung, die im kognitiv-rationalen Bereich operierte, sei am Ende ihrer Möglichkeiten und deshalb durch eine neue fortzusetzen.‘ (Bernd A. Laska)“ Spökenkiekerische Physik, die mit Taschenspielertricks operiert (zusätzlichen Dimensionen), wird mit der alten rationalistischen Aufklärung gleichgesetzt und das „existentialistische“ Gedöns Töpfers mit Stirners Überwindung des emotionalen Problems Über-Ich gleichgesetzt. Laska, der als Steinbruch für abstruse Beweisführungen benutzt wird, ist hier wieder Mißbrauchsopfer! Ein ganzes Buch an der Über-Ich-Problematik vorbei!

Das ganze ist, jetzt mal unabhängig von unserem Laska-Thema, sowieso Quark, denn, „wie es die Pan-Agnostik aufzeigt“, gibt es keine Beziehung zwischen dem Physikalischen und der Existenz (S. 197). Unser „Agnostiker“ ist, wie ich schon vorher andeutete, demnach ein waschechter Gnostiker, den rein gar nichts mit dem Demiurgen verbindet und der verzweifelt nach dem autonomen Seelenfunken in sich sucht! Was im übrigen durch und durch luziferisch ist. DIE Religion der Weltverschwörer. Aber lassen wir das…

S. 202: Töpfer erwähnt Laskas Hinweis in dessen Reich-Monographie, daß bei diesem die jüdische Herkunft weniger prägend war als bei anderen. Töpfer verweist dann auf mich, daß Reich seine Wurzeln lieber bei „Amöben, Quallen und in der Milchstraße“ gesucht hat. Blasphemie für den vermeintlichen „A-Gnostiker“ Töpfer, für den es keine Beziehung zwischen dem (Bio-) Physikalischen und der Existenz gibt… Aber es ist eh immer dasselbe: statt naheliegender Ausführungen über das Über-Ich und das das damit zusammenhängende jüdische Selbstempfinden bei Freud im Vergleich zu Reich werden wir vermeintlich von Laska ausgehend „cisintellektuell“ ins „Existentielle“ geführt…

S. 226: „Einzig wirklich wichtig für das vorliegende Buch aber ist, daß weder mystische Quantentheoretiker wie Dr. Robert Lanza, noch Anti-Viren-Biologen wie Dr. Stefan Lanka von irgendeiner existentiellen Relevanz sind, dafür aber Bernd A. Laska schon eher, da Laska die Tür in die, wie er sagt, ‚Paraphilosophie‘, anders gesagt in die Postphilosophie und den Cisintellektualismus aufstößt.“

Wohin hier die Reise in diese „Zweite Aufklärung“ geht, zeigt Töpfer auf seiner Website:

In der Zweiten Aufklärung ist nicht nur rational, was sich messen läßt, sondern all die inkommensurablen Dinge auch, die nicht nur mathematisch nicht, sondern die überhaupt nicht sprachlich ausdrückbar sind. Schließlich geht es auch gar nicht um das sprachliche Ausdrücken (das Darüber-sprechen), sondern um das Sein – wozu freilich unbedingt das Ausdrücken zählt; ja, ohne den Ausdruck gibt es gar nichts; nur was sich ausdrückt, lebt; dafür bedarf es aber des transintellektuellen Ausdrucks, lebendiger Ausdruck ist niemals nur intellektuell. Es geht bei der Neuen Aufklärung also nicht nur um das Erfassen und Begreifen dessen, worum die Alte Aufklärung einen großen Bogen machte – damit bliebe die Neue Aufklärung im Bereich des rein Kognitiven –, sondern um das tatsächliche Sein, das die Alte Aufklärung lediglich beschreiben, kategorisieren und enzyklopedieren konnte und wollte.

Laska hätte wohl in Konsequenz seinen Namen tanzen sollen oder was?!

S. 426: Töpfer erwähnt Stirners Schrift Das unwahre Prinzip unserer Erziehung, die auch in den von Laska herausgegebenen Parerga, Repliken, Kritiken Stirners erschienen sei. „Niemand hat im 19. Jahrhundert diese umfassende Unantastbarkeit und Integrität [der Kinder] radikaler reklamiert als Max Stirner (..).“ Und das nicht „bloß“ sexuell, sondern viel weiter, nämlich existentiell.

Gut, klingt zwar merkwürdig verquer (wieso ausgerechnet im Zusammenhang mit Stirner überhaupt das Sexuelle erwähnen?), aber doch alles sehr gut und beruhigend,– wenn da nicht Töpfers zwei Jahre später, also dieses Jahr, erschienenes Buch Tiefenwahrheit (859 manische Seiten!) wäre, denn dort wirft Töpfer Laska eine Rechtfertigung von Pädophilie durch Festhalten am Freudschen Theorem der kindlichen Sexualität vor, wobei aber deutlich wird, daß es hierbei gar nicht um eine sachliche Auseinandersetzung geht, denn was hat ausgerechnet Laska mit dem Thema zu tun? Bei all dem merkwürdig verwaschenen Geschwurbel wird höchstens deutlich, daß Töpfer, der Anarchist, erstaunlicherweise am ebenfalls Freudschen „die Kultur geht vor“ festhält. (Soviel zur „Unantastbarkeit“ der Kinder!) Zudem leitet Töpfer seine Ausführungen über Laska auch noch mit dem Töpferschen Thema Holocaustleugnung ein, wobei es Töpfer zwar hauptsächlich um die Meinungsfreiheit zu tun scheint, realiter aber wird, parallel zur Pädophilie, ausgerechnet Laska mit Holocaustleugnung irgendwie in Verbindung gebracht. Was wird beim Leser haftenbleiben?

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 54)

8. März 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

In seinen Ausführungen über „die Hybris der Vernunft“ und „das Elend der Aufklärung“ finden sich bei dem christlich-libertären Ökonomen Roland Baader, ein Schüler von Friedrich A. Hayek, folgende Aussagen:

Der Fortschritt der Naturwissenschaften führte dazu, daß mehr und mehr der Gesetzmäßigkeiten des materiellen Weltverlaufs entdeckt und erklärt werden konnten. Entsprechende Gesetzmäßigkeiten glaubte man deshalb auch im Geistigen, Sittlichen und Sozialen erkennen zu können, wenn nur die Denkmethoden entsprechend den logisch-exakten der Naturwissenschaften gestaltet werden könnten. In dieser Methodensuche wurde Descartes mit seiner Verfahrensweise des „methodischen Zweifels“ zum Wegbereiter des sogenannten philosophischen Kritizismus. Das wäre noch kein Beinbruch gewesen; der Weg dieser Erkenntnismethode jedoch führte über Hobbes und Locke zur Überzeugung, daß sich alle Erkenntnis aus der Erfahrung ableiten lasse. In einem solchen Denksystem ist Metaphysik nicht mehr möglich. Wo aber Metaphysik ausgeschlossen ist, da ist nur noch Physik. Übertragen auf Geistiges bedeutet das: krasser Materialismus. Physik als singuläre Erklärung und Substanz des Menschen, des Menschlichen und der Menschheit, der Person wie der Gesellschaft, endet konsequent in den Schlächtereien der Revolution, den Gaskammern von Auschwitz und den Friedhöfen der Gulags.

Institutionell und historisch wurde daraus anschließend die Säkularisation (modern: „Emanzipation“) nicht nur des Staates von der Kirche, sondern auch des Menschen von Gott, und schließlich die des Menschen von seinesgleichen und von sich selbst. In perfekter Konsequenz entspricht dem nur noch ein einziges „Glaubensbekenntnis“: der Nihilismus.

Anders erklärt: Aus dem „richtigen“ Erkennen – so der aufgeklärte Geist – müsse das „richtige“ Tun folgen. „Richtiges“ Handeln heiße „sittliches“ Handeln, denn Elend, Mangel und Not könnten ihre tiefste Ursache nur in fehlender oder mangelhafter Einsicht haben; weshalb der durch Vernunftgebrauch vollständig erkennende oder nur das Vernünftige anerkennende Mensch auch nur noch tugendhaft (weil „richtig“) handeln könne.

Der entscheidende logische Schritt des Aufgeklärten: Die „Tugend“ muß (vermittels Vernunft) aus ihm selbst kommen. Somit lehnt der mit den Waffen der eigenen Vernunft Befreite die Bindung an moralische Autorität oder an Tradition ab.

Am Ende dieses Denkens stehen Männer wie Holbach und de la Mettrie – später auch Marx –, für die Metaphysik nur mystischer Firlefanz und dumpfes Unwissen bedeutet, und deren Theorien folglich in krassesten, primitivsten Materialismus münden. Soweit Tugend, Sittlichkeit, Moral, Religion überhaupt noch angeführt werden, sind sie zweckrationale Instrumente einer utilitaristisch-eudämonistischen Sinnes-Glückseligkeit. Logische Konsequenz dieser geistigen Bodenbereitung ist die politische (also faktische) Säkularisation. Ihr irdischer Gott ist der neue Staatsbegriff. Wenn das Individuum nicht mehr eingebunden ist in die (vermeintlich „unvernünftigen“) Zwänge der Tradition, der Religion und der hierarchischen Autoritäten, wer soll dann seinen autarken Willen zügeln? Wer soll die Souveränität des einen Bürgers daran hindern, die Souveränität des anderen Bürgers zu verletzen? Konstruktivistisch (und „systemlogisch“) gedacht, kann das nur einer leisten: die Summe der vernünftigen Einzelindividuen und ihrer Rechte, also die „Supervernunft“ und das „Superrecht“ – und somit die höchste und einzige Autorität mit unbeschränkter Souveränität: der neue Staat. Er ist das Ergebnis eines Vertragsschlusses seiner (vernünftigen) Mitglieder. (Rousseau’s Contract [PN: sic!] Social). (Baader: Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus, Böblingen: Anita Tykve Verlag, 1991, S. 87)

Das Problem mit derartigen Ausführungen ist, daß Holbach und La Mettrie natürlich denkbar scharfe Gegensätze waren, der erstere etwa eine „Ethokratie“ schrieb und LaMettrie einen „Wahnsinnigen“ nannte. Leute wie Holbach glaubten an die Gesellschaft und deren Ethik, während LaMettrie diese Gesellschaft transzendierte. Natürlich nicht im Sinne Baaders, denn er wußte, daß all das Böse, das Baader zurecht bekämpft, auf den Einfluß der Gesellschaft zurückgeht, dem die „frei Geborenen“ ausgesetzt sind, und daß die metaphysische Ethik (die stets an ihren „ethischen Dilemmata“ verreckt) nur eine pervers verzerrter Ausfluß dieses Naturempfindens sind.

Dagegen nun quasi „gnostisch“ zu argumentieren, daß es (ganz im Sinne der in Teil 53 erwähnten „Familie“) kein „Wahres im Unwahren“, kein „Gutes im Schlechten“ geben könne, also in Radikalopposition zu gehen, ist, wenn man so will, eine „linke“ Interpretation des LSR-Projekts. Eine die logisch-abstrakt durchaus zu rechtfertigen ist, die aber meiner „rechten“ Warte, die nicht an eine im Kern verdorbene Welt, einen „teuflischen Demiurgen“ glaubt, diametral entgegengesetzt ist: die „Familie“ ist mein Todfeind.