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Die große Verachtung

25. August 2023

Es gibt gegenüber LaMettrie, Stirner und Reich eine ganz bestimmte „lächelnd herablassende“ Haltung von Menschen, die sich als „Aufklärer“ gerieren. Im Vergleich mit dem „göttlichen Marquis“ habe LaMettrie nicht die letzte Konsequenz gezogen, sondern sei nur charmant, galant, hedonistisch. Das entspricht ungefähr der Haltung Freuds gegenüber Reich, der das letztendlich Destruktive und zutiefst Perverse an den Trieben nicht habe sehen wollen. Kommt Stirner ins Spiel, werden letztendlich immer Marx oder Nietzsche bzw. eine Kombination von beiden ins Feld geführt. Doch letztendlich läßt sich der Vorwurf gegen Stirner auf ein einziges Wort kondensieren: „Kleinbürger“. Als Jugendliche hätten wir früher gesagt: „Ein blöder Wichser!“ Am Peinlichsten sei aber Naivling Reich, der früher vielleicht verklemmte Pubertierende habe ansprechen können und der sich mit dem „Orgon“ endgültig selbst trottelhaft ins Abseits gestellt habe. In jeder Hinsicht wurde er bei den „68ern“ von Marcuse und heute von Foucault obsolet gemacht, d.h. von einem Amalgam aus Sade, Marx, Nietzsche und Freud.

Ich muß bei den vermeintlich aufklärerischen Jüngern der letzten sechs immer an finster dreinschauende ganz in schwarz gekleidete Jugendliche denken, die ständig „nihilistische“ Dinge von sich geben, neuerdings sich die Genitalien amputieren lassen und von sich glauben, sie hätten die Weltläufe durchschaut. Tatsächlich ist das natürlich nur Lebensangst und die Selbstimmunisierung gegen Enttäuschung: wenn eh alles finster und scheiße ist… Das Erschreckende ist, daß dieser primitive Mechanismus nunmehr fast 300 Jahren den „kritischen“ Teil unserer Kultur bestimmt. Wenn ich die „kritische Elite“ unserer Intellektuellen anschaue, sehe ich verpeilte Rotzlöffel, die vor Lebensangst, Angst vor bioenergetischer Expansion, schlottern.

Vor LaMettrie, Stirner und Reich haben sie Angst, weil die ihre Feigheit, Heuchelei und Duckmäuserei angesichts des Lebens entlarven. Wieviel sicherer ist da doch die Feier des „Todestriebes“, wie Sade ihn betrieben hat und zu dem etwa Nietzsche in Gestalt von Schopenhauers Philosophie flüchtete. Heute bieten sich Marcuse und Foucault an.