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Trotzki und der Ukraine-Krieg

13. September 2024

Der Faschismus im allgemeinen und der Nationalsozialismus im besonderen war eine Reaktion auf die Schrecken der Russischen Revolution, für die vor allem ein Mann stand: Trotzki, der mit einer schier übermenschlichen Kraft die Rote Armee aus dem Boden gestampft und gegen den Widerstand de facto der gesamten Welt zum Sieg geführt hatte. Und das mit Mitteln, die an Grausamkeit die Operation Barbarossa in den Schatten stellen. Tatsächlich war, wie widersinnig es auch erscheinen mag, der deutsche Rußlandfeldzug, der 1941 begann, ein Duell zwischen Trotzki, der bereits 1940 starb, und Hitler.

Die Oktober-Revolution war ein lächerlicher Operetten-Putsch gewesen. Erst der Bürgerkrieg hat die Sowjetunion geschaffen, d.h. Trotzkis Genie als Propagandist und Heerführer. Wobei nicht vergessen sei, daß er bereits dem ersten „Sowjet“, dem von St. Petersburg, vorstand – 1905! Und das als Woody-Allen-mäßige Figur! Der vermeintliche „Stalinismus“ war nichts anderes als Trotzkismus, d.h. Ökonomie als Militärunternehmen und Politik als voluntaristisches Abenteuertum. Alles, wirklich alles, was Stalin tat, war der Versuch Trotzki zu überbieten und gleichzeitig dessen Namen zu tilgen. Dafür mußten Millionen vermeintlicher „Trotzkisten“ sterben. Dabei hatte zehn Jahre zuvor die demokratische Mehrheit der Bolschewisten sich für ihren Kumpel Stalin ausgesprochen, weil man eine Heidenangst vor dem abgehobenen, eingebildeten, unberechenbaren, von Blut tropfenden Trotzki hatte… Und wer sich zum Beispiel über den Ribbentrop-Molotow-Pakt aufregt: es ist nicht ganz abwegig, daß zuvor Trotzki mit Hilfe der Deutschen und Japaner zurück an die Macht wollte. Kommunisten sind vor allem Machiavellisten, die über „bürgerliche“ Moralvorstellungen nur lachen können. (So ist auch Stalins verlogener „Anti-Trotzkismus“ und Trotzkis verlogener „Anti-Stalinismus“ zu betrachten!)

Als Stalin an der Macht war und mit Trotzkis Rezepten die Sowjetunion konsolidierte, wurmte ihn nur eine einzige Sache: Trotzkis Vorwurf, daß Stalin die Weltrevolution verraten und damit seine EINZIGE Existenzberechtigung negiert hatte. Von daher Stalins grandioser Plan: Hitler und der Westen sollten sich gegenseitig schwächen, damit dann Trotzkis (jetzt Stalins) Rote Armee als Friedensbringer ohne viel Mühe und vor allem unter dem Jubel der „befreiten“ Massen zum Atlantik fortschreiten könnte. Die Weltherrschaft bzw. die Weltrevolution war damit sicher. Zum Glück hat der „Generalpsychopath“ (Reich über Hitler) völlig irrwitzigerweise und deshalb unvorhersehbar die SU angegriffen, die vorgelagerten Angriffsspitzen der Roten Armee vernichtet und damit die Weltrevolution verhindert. Ein Trotzki-Imitat von rechts! Was blieb, waren impotente Versuche der UdSSR, wie etwa der Angriff auf Afghanistan, doch noch Weltrevolution zu spielen und schließlich der von Trotzki vorhergesehene Kollaps des aus Marxistischer Sicht schwachsinnigen Modells „Sozialismus in einem Land“ (so als wäre „Sozialismus auf einem Planeten“ etwas anderes).

Richtig betrachtet, war der Gegensatz Hitler (wirklich niemand anderes hätte die Operation Barbarossa gewagt) und Trotzki (ohne den es sich Stalin und die Nomenklatura in der SU gemütlich gemacht hätten wie heute Kim Jong-un und seine Familie in Nordkorea). Zwei vollkommen irrwitzige und geisteskranke „Ideologen mit Eiern“, Woody Allen und Charly Chaplin, haben das 20. Jahrhundert geprägt. Beide fanden ein ähnliches Ende.

Reichs Schicksal und auch die Orgonomie bis heute sind ohne Trotzki und Hitler kaum zu verstehen. Über keine andere Figur hat Reich mehr geschrieben als über Hitler! Und was Trotzki betrifft: Reich schloß sich 1927/28 den Kommunisten an, als die unter Stalin ihre „Trotzkistische“ linksradikale Phase hatten und der Hauptfeind die „Sozialfaschisten“ waren. Nach dem Ausschluß aus der Komintern 1933, d.h. als die Kommunisten begannen sich weit nach „rechts“ zu bewegen („Volksfront“), hat Reich (den die Trotzkisten als „Stalinisten“ betrachteten) seine Fühler zu den Trotzkisten beispielsweise in Paris ausgestreckt, ohne großen Erfolg. Immerhin hat seine als Diskussionsbeitrag unter „Genossen“ (darunter Stalin!) verbreitete Broschüre Masse und Staat (1935), eine verheerende kommunistische Kritik am Stalinismus, eindeutig Trotzkis berühmtes Buch Die verratene Revolution beeinflußt. Die beiden Männer haben sich sogar hochkonspirativ in Oslo getroffen, worüber Reich nie etwas geschrieben hat. Später in den USA veröffentlichte er Masse und Staat als Kapitel der erweiterten amerikanischen Ausgabe seiner Massenpsychologie des Faschismus (1946). Das veranlaßte den Stalinistischen Psychiater Frederic Wertham in einer Rezension dazu, die Intellektuellen der USA aufzurufen Reich als „Psycho-Faschisten“ fertigzumachen. Eine typisch Stalinistische Kampagne, die elf Jahre später in Reichs Tod im Gefängnis mündete.

Schablonenhaft kann man sagen, daß es unter den linken Psychoanalytikern und (damals noch weitgehend psychoanalytisch geprägten) Psychiatern der USA zwei Fraktionen gab: die „Freudianer“ neigten zum Stalinismus, während die „Reichianer“ zum Trotzkismus neigten. Dieser „Trotzkismus“ prägt bis heute die Orgonomie, d.h. viele Orgonomen der Anfangszeit hatten in ihrer Jugend eine „Leninistisch-Trotzkistische“ Sozialisation, was bis heute die „Leninistische“ Organisationsform insbesondere des ACO beeinflußt, und sie wurden von dem einflußreichen Ex-Trotzkisten James Burnham (der bis heute wiederholt im Journal of Orgonomy abgedruckt wurde) geprägt: extremer Antikommunismus und Neo-Konservatismus.

Was sollte antikapitalistische Trotzkisten und „Konservative“ miteinander verbinden? Beide wollen im Rahmen der „permanenten Revolution“ das westliche demokratische Modell weltweit ausbreiten, wenn nötig mit Gewalt, um auf dieser Grundlage dann das planetare kommunistische Paradies zu errichten. Stalinisten, Islamisten, Maoisten, Nationale Befreiungsbewegungen, Diktatoren wie Saddam Hussein etc. stören dabei nur. Das führte zu einer Allianz, die etwa von George W. Bush und dem Trotzkistischen Bush-Fan Boy und Liebling aller „Konservativen“ Christopher Hitchens archetypisch verkörpert wurde. Deshalb auch der abgrundtiefe Haß gegen Trump, der sich dieser Trotzkistischen Massenpsychose entzogen hat. Prägend für die Trotzkisten und die Pseudo-Konservativen ist auch die tiefe Verachtung für das einfache Volk, einfache Sprache, Volkstümlichkeit, Vereinfachung – kurz, eine „Trump-Rallye“. Es ist wirklich so, daß die Ausführungen Stalins wirklich jeder Bauer verstehen konnte und sich jeder Bauer mit Stalins Kulturpolitik identifizieren konnte, während Trotzki „brillant“ war…

Ja, tatsächlich hat das, was man heute allgemein als „neokonservativ“ bezeichnet, seine Wurzeln im Trotzkismus. Die kalten Krieger hinter Goldwater und unter Reagan waren weitgehend Krypto-Trotzkisten mit einem alles bestimmenden persönlichen Haß gegen Rußland. Nach dem Untergang der UdSSR betreiben sie ihre „permanente Revolution“ unter dem Signum einer weltweiten „Demokratisierung“. Hier ordnen sich insbesondere die irrationalen, vollkommen sinnlosen Kriege im Nahen Osten und neuerdings in der Ukraine ein, wo schließlich sozusagen „Hitler und Trotzki“ gemeinsam gegen das „Stalinistische“ Rußland kämpfen. Es ist kein Zufall, daß man dort immer wieder jüdische und Nazi-Symbole wie selbstverständlich nebeneinander findet. Diese anscheinend vollkommene widersinnige Obszönität kann man nur vor dieser kurzen Skizze verstehen: Stalin ist Trotzki, Hitler ist Trotzki / Stalin hat Millionen vermeintlicher Trotzkisten ermordet, Hitler wollte der SU und der Roten Armee ein Ende setzen / Trotzki und Stalin haben jeweils mit Hitler kooperiert, für Hitler war Trotzki DER Jude schlechthin, für Stalin war Trotzki DER „Kosmopolit“, Trotzki und Hitler hatten das gleiche Ziel: die Ausmerzung der Russen. Hinzu kommt, daß der GULAG-Holocaust Stalins und Hitlers Imitation dieses Holocaust letztendlich ein und das gleiche Ziel hatte: die Vernichtung sämtlicher „Trotzkisten“.

Nichts will zusammenpassen! Die Crux dabei ist, daß ausgerechnet die schließliche Randfigur Trotzki der Bösewicht im Spiel war. Ohne ihn hätte es, weil es die Sowjetunion und die Millionen Ermordeter nie gegeben hätte, auch nie Hitler gegeben. Ohne ihn hätte es die nie gegeben, die uns alle ermorden werden: die Neokonservativen der USA. Trotzkisten aus der Hölle die, wie etwa Victoria Nuland, nach 1917 nichts weniger umtreibt als die Vernichtung des russischen Volkes.

Ist das nicht alles verwirrender Wahnsinn? Bingo! Willkommen in der Hölle. DAS ist die Emotionelle Pest.

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 124)

21. April 2024

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Im Ukraine-Krieg war untergründig stets Immanuel Kants Stimme vernehmbar: „Handle nur nach dieser Maxime, wobei du gleichzeitig wollen kannst, daß sie zu einem universellen Gesetz wird.“ Wenn Rußland es tut, wird es schließlich jede Nation tun, usw. Der Punkt ist, daß a) die Realität so nicht funktioniert, d.h. niemand wird tatsächlich so handeln; und b) ein „universelles Gesetz“ ist unsinnig, weil es eine Vielzahl von Umständen gibt. Kant träumte schließlich von einer einzigen Weltregierung, um den universellen Frieden zu sichern. Kant war ein verdammter globalistischer Kommunist.

Diese vermeintliche „Aufklärung“ ist doch nur Religion mit anderen Mitteln, d.h. es läuft immer auf das Gegenteil von ungepanzerter Selbstbestimmung hinaus. In die gleiche Kategorie fällt Adornos Diktum, „es kann kein gutes Leben im Schlechten geben, nichts Wahres im Falschen“. Nicht nur, daß es hervorragend zu seinem Elitedenken und seinem großbürgerlichen Hochmut paßte. Man kann sich gut ausmalen, wie Adorno auf die drei letzten „kitschigen“ Seiten von Reichs Rede an den kleinen Mann reagiert hätte, wo Reich das gute, einfache, anständige, „kleinbürgerliche“ Leben preist: die exakte Gegenposition zum besagten Diktum, das ebenfalls auf den kommunistischen Terror hinausläuft.

Wie grundsätzlich anders Reichs Herangehensweise war, zeigte sich bei seinen Sexpol-Veranstaltungen: daß, wenn sie sich geschützt und in der Gruppe geborgen fühlen und durch die Sanktionierung durch die Gruppe vom individuellen Über-Ich befreit sind, einfache Menschen genau die gleichen Gedanken und Empfindungen äußern, wie sonst nur die ganz raren genitalen Charaktere. (Manche behaupten, Reich wäre damit der Begründer der Gruppentherapie gewesen.) Man kann den Menschen und der Natur vertrauen jenseits aller von Meisterdenkern, die keinerlei Kontakt zu den Massen und zur Natur haben, ausgeheckten bzw. erträumten Idealwelten – die sich letztendlich immer als Höllen erweisen.

Adorno konnte seinen berühmten Satz nur Formulieren, weil er einer jener Marxisten war, die Reich so sehr verabscheut hatte: zu denen, die sich nie bei Demonstrationen und Massenveranstaltungen sehen ließen, sondern lieber wie Marcuse bei Heidegger promovierten und in Intellektuellenzirkeln ihre Gehirnsekrete absonderten. Jene, die keinerlei Kontakt zu den Zadnikers, Templetons und Ross‘ hatten.

Wer „bildet“ diese Gesellschaft: diese Gesellschaft wird von den Lehrern „gebildet“ (inklusive den Eltern, den Nachbarn, Kollegen und den Medien: „Über-Ich“). Alle folgen der „Kultur“ und alle geben den gleichen Schwachsinn von sich. Aber wenn sie zur Ruhe kommen, sich entspannen und im intimen Kreis ihr Herz öffnen, wird fast jeder Dinge von sich geben, als hätte er Reich „etc.“ gelesen.

Reich hatte die Hoffnung, daß der Zweite Weltkrieg auch die allerletzte Illusion von den Menschen nehmen würde und deshalb in der Nachkriegszeit die „Arbeitsdemokratie“ ausbrechen würde. Gewisserweise hatte er recht, denn die Generation unserer Väter und Mütter, die für nichts und wieder nichts durch die Hölle gegangen waren, war wirklich ein für allemal „fertig“. Ich weiß doch, was in meiner Familie, mit meinen Eltern abgelaufen ist – und so war es in jeder einzelnen deutschen Familie! So sehe ich die Apathie, kalte Verachtung und die grundsätzliche Verweigerung von Engagement die dem Enthusiasmus und der Aufbruchstimmung der „68er“ entgegenschlug: es war die absolut gesunde Verweigerung irgendwelchen neuen „Kulturprojekten“ zu folgen. (Wohin das führt, zeigt heute der Grüne Abschaum!) „Bioenergetisch“ betrachtet ist damals das genaue Gegenteil dessen vorgegangen, als was es oberflächlich erschien.

Nur ein grundsätzlich anderes „68“ hätte zum Erfolg führen können, nämlich das, was Reich vorschwebte: Schluß, endgültig Schluß mit aller Politik, allen großen Ideen und Ideologien, die Menschen nehmen ihr Leben selbst in die Hand, angefangen von den kleinsten Einheiten.