Es ist ein Irrtum, daß die von der psychoanalytischen Religionskritik abgeleitete sexualökonomische Religionskritik durch Reichs „Spätwerk“, wo viel von „Gott“ die Rede ist, irgendwie relativiert würde. Das Gegenteil ist der Fall! Zumal es nicht nur um Religion, sondern auch bzw. grade um „Spiritualität“ geht.
Der Mensch lebt in zwei Welten: etwa 16 Stunden in der Welt des Tages, wo die Funktion „relative Bewegung“ vorherrscht, und etwa 8 Stunden in der Welt der Nacht, wo die Funktion der „ko-existierenden Wirkung“ überwiegt.
In der Tageswelt drehen sich alle Sehnsüchte um die orgastische Entladung, bei der wir für einen Augenblick in einer „anderen Welt“ sind. Annäherungsweise erleben wir das beim heftigen Nießen, wenn der ganze Körper zuckt und wir für den Bruchteil einer Sekunde „wegtreten“, oder etwa, wenn wir beim herzhaften Lachen die Kontrolle über uns verlieren, etc. (Wenn Männer Frauen Witze erzählen…) Mit anderen Worten dreht sich tagsüber alles um die Zeit: die Erwartung einer zukünftigen Befriedigung.
Im Funktionsbereich der ko-existierenden Wirkung entlädt sich die Energie nicht durch die orgastische Zuckung, sondern beim Träumen, in abgeschwächter Form in Tagträumereien, Phantasien, etc. Von daher ist es kein Zufall, daß insbesondere Buddhisten und andere spirituelle Schulen alles tun, um nicht nur die sexuelle Begierde, sondern auch das „Wegdriften des Geistes“ zu unterbinden. Im Funktionsbereich der ko-existierenden Wirkung dreht sich alles um die Dimension des Raumes: ich bin hier in der Wirklichkeit und betrete eine andere Wirklichkeit, den Bereich der Träume.
In der noch einigermaßen sexuell gesunden Vorzeit und bei heutigen Naturvölkern überwiegt die Vorstellung von einer „Anderswelt“, mit deren Hilfe man diese Welt manipulieren kann (Magie) und in die man eingeht, wenn man aufhört sich bewegen zu können, also vermeintlich „stirbt“. Mit zunehmender sexueller Hemmung (Panzerung) schwand diese Gewißheit und aus schamanistischen Praktiken entwickelten sich Meditationstechniken, Yoga, Mantras (ursprünglich Zauberformeln) etc., um die „Seele“ aus der Welt der Bewegung und ständigen Veränderung für ein statisches „Jenseits“ zu retten. Beispielsweise gehen die exaltierten Hare Krishnas in ein geistige Parallelwelt über, wo alles ist wie hier, nur eben „geistig“ und rein (asexuell). Die mehr intellektuellen, und stets etwas depressiv wirkenden, Typen verfallen dem Buddhismus oder dem Vedanta und gehen ins unterschiedslose „Leere“ bzw. das Brahman ein.
Abgesehen von ihren mystischen Rändern, die ähnliche Vorstellungen hegen, geht es bei Juden, Christen, Moslems, Parsen etc. um das Warten auf eine grandiose Zukunft, nachdem sich in einer letzten Anspannung beim Jüngsten Gericht alles in Wohlgefallen auflösen wird, jedenfalls für die schließlich Erlösten. Die „Ungläubigen“ werden in alle Ewigkeit unbefriedigt bleiben.
Nur gut, daß du nicht mal ahnst, was ich sehe, wenn ich dich anschaue! Deine „Spiritualität“ ist schlichtweg obszön…
Die „Emotionelle Pest“, d.h. die Lust an der Zerstörung dessen, was uns auf eine irrationale Weise Angst macht oder unerfüllbare Sehnsüchte in uns wachruft, liegt in uns allen Brach. Beim einen mehr, beim anderen weniger.
Eines der eindeutigsten Beispiele ist die allgegenwärtige teilweise viehische Frauenfeindlichkeit. Sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, daß „Emotionelle Pest“ nicht nur eine feste Struktur ist (wie etwa Schizophrenie, Krebs oder eine neurotische Störung), sondern, wie der Name schon sagt, eine ansteckende Pest. Immerhin bedeutet dies auch, daß die Pest sich nicht weiter ausbreiten kann, wenn sie auf eine Mauer von Menschen trifft, die weitestgehend „immun“ sind.
109 männlichen Universitätsstudenten im Alter von 18 bis 26 wurden zuerst hinsichtlich ihrer Einstellung zu Frauen befragt und danach sowohl sexistische als auch neutrale Witze vorgelegt. Als ihnen daraufhin Szenen präsentiert wurden, in denen Frauen in unterschiedlichem Ausmaß Gewalt durch Männer ausgesetzt waren, reagierten jene Männer, die von vornherein entsprechende Tendenzen zeigten, mit einer erhöhten Toleranz für Gewaltausübung gegen Frauen.
Neben der Verachtung und dem Haß auf Frauen gibt es keine größere Verachtung, keinen tieferen Haß als jenen, der gegen Schwarzafrikaner gerichtet ist. Das reicht von den psychotischen „Rassen-Theorien“ der Anthroposophie, die allein schon mehr als ausreichen, um die Waldorfschulen endlich zu verbieten, bis hin zu den alltäglichen Ausfällen gegen „Bimbos“, wenn „der deutsche Mann“ sich vermeintlich unter seinesgleichen glaubt und das Bier seine wahre Gesinnung nach oben schwemmt. Was mich dabei immer bedrückt hat, ist die Intensität dieses Hasses und wie er unweigerlich mit sexuellen und insbesondere „fäkalen“ Anspielungen gespickt ist.
Die Quelle dieses abgrundtiefen Hasses und Mißachtung haben Freud, Reich, Baker und Konia offengelegt:
Erstmal ist da das Primärprozeßdenken a la Rudolf Steiner:
Sehen wir uns zunächst die Schwarzen in Afrika an. Diese Schwarzen in Afrika haben die Eigentümlichkeit, daß sie alles Licht und alle Wärme vom Weltenraum aufsaugen. Sie nehmen das auf. Und dieses Licht und diese Wärme im Weltenraum, die kann nicht durch den ganzen Körper durchgehen, weil ja der Mensch immer ein Mensch ist, selbst wenn er ein Schwarzer ist. (…) Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen drinnen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammenhängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben.
In diesem infantilen neurotischen „Denken“ wird der Neger nicht nur zur Verkörperung alles Animalischen, seine schwarze Hautfarbe steht auch für „ein Haufen Dreck“ und „Bosheit“. Aufgeladen wird dieser Komplex von unabgeführter und schal gewordener Sexualenergie, die sich schließlich nicht nur in verbalen sadistischen Exzessen entlädt. Man siehe dazu meine Ausführungen über sie sexualökonomischen Grundlagen des Militarismus.
In dem Buch Hitlers afrikanische Opfer räumt der Autor Raffael Scheck mit der Mär von einer Wehrmacht auf, die insbesondere im Westfeldzug, „sauber“ geblieben wäre. Die ersten Opfer des „Vernichtungskrieges“ waren die schwarz-afrikanischen Soldaten der französischen Armee, die unter Flüchen und wüsten Beschimpfungen von deutschen Offizieren massenweise abgeschlachtet wurden. Darunter auch Verwundete. Wären die Opfer „Weiße“, etwa Juden, gewesen, wären diese Vorkommnisse ein großes Thema seit Jahrzehnten. Aber bisher hat sich niemand drum geschert.
Das ganze hatte wenig mit dem Nationalsozialismus zu tun (der hatte allenfalls die Funktion des eingangs erwähnten „Biers“), sondern stand in einer Tradition mit dem versuchten Völkermord an den Hereros in „Deutsch Süd-West“ und dem Niederschlagen des Maji-Maji-Aufstandes in Deutsch-Ostafrika.
Weitere schockierende Belege für den kochenden und brodelnden Haß in jenen, die a la Rudolf Steiner glauben, daß in der „äthiopischen Rasse die Merkurkräfte kochen und brodeln“, bietet Günter Wallraff, der als Somali verkleidet durch deutsche Kneipen zog, sich eine Wohnung mieten wollte oder beispielsweise in Ostdeutschland einem Fußballspiel beiwohnte. Nachzulesen in seinem Buch Aus der schönen neuen Welt.
Wie Wallraff in der Hamburger Morgenpost berichtet, galten ihm, dem vermeintlichen „Schwarzen“, immer wieder Beschimpfungen wie „Affen nach Afrika!“ Jedem Fußballfan sind die Sprechchöre gegen „Schwarze“ in den Stadien vertraut: „Hier, hol dir deine Banane!“ Wallraff:
Ich war beim Fußballspiel Cottbus gegen Dresden. Wenn da nicht die Polizei gewesen wäre, hätten die mich alle gemacht.
Was in den von Wallraff beschriebenen Massen vorgeht; was diesen mörderischen Haß provoziert, kann man wirklich am besten erfassen, wenn man sich mit dem anthroposophischen Rassismus befaßt. Nirgendwo sonst wird offensichtlicher, was Reich in der Massenpsychologie des Faschismus unter den Stichworten „Rassereinheit, Blutsvergiftung und Mystizismus“ diskutiert.
Der Haß gegen den „Schwarzen“ beruht auf der Angst vor „Kontamination“. Beispielsweise forderte 1922 Rudolf Steiner Schwangere auf, sie sollten damit aufhören, die damals populären „Negerromane“ zu lesen, da durch den geistigen Einfluß dieser Lektüre auf den Fötus ihre Kinder negroid, grau und kraushaarig werden würden. Auch beklagte er ganz allgemein den Einfluß der Negerkultur in Europa, weil es schädlich für die geistig-rassische Reinheit sei. 1926 schrieb die Witwe des inzwischen verstorbenen Geistersehers, Marie von Sivers, in einer ihrer Einleitungen zu Steiners Vorträgen, über „das Blöde und das Negerhafte“, dem der moderne Europäer als letzter Mode huldige, dergestalt würde er zum „Untersinnlich-Dämonischen streben, das wiederum dem Negerhaften entsteigt“.
Aus historischen Gründen, wird der „Schwarze“ mit verführerischer Exotik und abstoßender Minderwertigkeit in Zusammenhang gebracht. Ich kann mich gut an einen einfach nur peinlichen Onkel von mir erinnern, der wirklich bei jeder Familienfeier von Josephine Baker schwärmte, um jedesmal gleich anschließend zum Besten zu geben, daß ihn der Gedanke mit einer „Negerin“ zu schlafen, abgrundtief anwidern würde: „Bahhhh, ich könnte mich schütteln!“
Der Schwarze verkörpert genau das ansteckend „Untersinnlich-Dämonische“, das angesichts der AIDS-Hysterie (Ansteckung!) in ganz besonderer Weise wieder aktualisiert wurde. Er verkörpert die mühsam in Schach gehaltenen Sexualtriebe. Sie zu unterdrücken, macht uns erst zu „Kulturmenschen“. Wir haben Angst uns „anzustecken“, d.h. „Feuer zu fangen“, und so unseres mühsam aufrechterhaltenen Status verlustig zu gehen, zu „vertieren“. Je niedriger der eigene Sozialstatus ist, d.h. je „negerhafter“ man sich selbst empfindet, desto stärker ist dieser Mechanismus ausgeprägt und entsprechend groß ist der Haß.
Die ekelhafte Pest Rassismus wird es solange geben, bis sich Kinder und Jugendliche auf einer Massenbasis werden frei entfalten können und zu Menschen heranwachsen, die eine wirklich erwachsene, befriedigende genitale Sexualität leben können.
Dieser mörderische Haß auf das Lebendige im allgemeinen und die Genitalität im besonderen ist nicht nur Rechten eigen, sondern auch Linken, obwohl er sich dort einen „humanitären“ Anstrich gibt.
Im folgenden AIDS-Infomertial geht es vordergründig um den Schutz vor „HIV-Viren“, doch tatsächlich steht dahinter die Frauen- und Sexualverachtung, die Mordgelüste der Filmemacher. Auch ist es ihr Bestreben, in Kindern und Jugendlichen alle sexuellen Gefühle zu ersticken, nachdem sie vorher angestachelt worden sind. (Dieser Film wurde speziell für MTV gedreht und richtet sich an Kinder und Jugendliche!) Zu gerne würden sich die Filmemacher a la Che Guevara bei realen Massenerschießungen gütlich tun. Stattdessen sind sie „Aktivisten“ geworden, die ihre Phantasien ausleben: