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Orgonomie und Metaphysik (Teil 58)

7. Mai 2022

Sekten und Kulte funktionieren auf der Grundlage von künstlich induzierter Augenpanzerung, d.h. Panzerung, die nicht aus der Kindheit stammt, sondern im Erwachsenenalter der bereits bestehenden „anerzogenen“ Panzerung hinzugefügt wird.

Beispielsweise konnte sich der Marxismus nur deshalb ausbreiten, weil seine Theorie derartig unbestimmt ist, daß man automatisch „in den Augen weggeht“, wenn man sich mit diesem „dialektischen“ Unsinn beschäftigt, wobei immer das Gefühl bleibt, man habe das ganze nicht wirklich verstanden. Ähnlich sieht es bei christlichen Sekten mit ihren Bibelstudien aus. Es ist schlichtweg unmöglich (außerhalb des kirchlichen Lehramtes) irgendeinen Sinn im „Wort Gottes“ zu finden. Was bleibt ist ein „dissoziativer“ Geisteszustand, in dem man buchstäblich „neben sich selbst steht“. Biophysikalisch ist das die Trennung von Wahrnehmung und Erregung („schizophrene Spaltung“), wie Reich sie im Schlußkapitel der Charakteranalyse beschrieben hat.

Am gefährlichsten sind Sekten, in denen diese „okulare Spaltung“ direkt durch Übungen induziert und verankert wird. Man denke nur an die verschiedenen Techniken (Yantras, Mantras, Evokation von Gottheiten, etc.) im indischen Guruismus oder tibetischen Lamaismus (vgl. Die Massenpsychologie des Buddhismus). Am effektivsten sind aber wohl die Techniken von Scientology, die ganz spezifisch (geradezu explizit) darauf ausgerichtet sind, eine Augenpanzerung zu induzieren. Den Effekt sieht man am durchschnittlichen Scientologen mit seinem charakteristischen Ausgenausdruck.

Hier die „Grundtechniken der Augenpanzerung“ in Scientology:

Bei TR-0 (training routine zero) geht es darum, ohne jede Regung (nicht mal ein Blinken der Augenlieder ist erlaubt!) dem Instrukteur 120 Minuten in die Augen zu starren. Nach jeder Körperregung wird abgebrochen und die Zeit wird von vorne gezählt, bis der Student schließlich nach schier endlosen Sitzungen es schafft, die 120 Minuten in einem Stück durchzustehen. Das kann ein Mensch nur schaffen, wenn er buchstäblich „seinen Körper verläßt“, d.h. sich die Wahrnehmung von der Erregung abspaltet. Man gerät in einen hypnotischen Zustand, den manche Scientologen ihr Leben lang nie wieder verlassen, sondern höchstens noch vertiefen werden! Dieses TR ist die Grundlage der folgenden TRs und wird in diesen fortgeführt. Deshalb steht jeweils ein „0“ vor der Numerierung.

Bei TR-01 liest der Student dem Instrukteur Satz für Satz Stellen aus der krankhaften, wahrscheinlich drogeninduzierten Pädophilengeschichte Alice im Wunderland von Lewis Carroll vor. Es geht darum, trotz der ganzen Absurdität der Sätze, nicht zu lachen oder sonst eine Regung zu zeigen. Damit wird die eigene Kritikfähigkeit lahmgelegt.

Bei TR-02 liest der Instrukteur umgekehrt dem Studenten aus Alice im Wunderland vor und es geht darum, ohne jede Regung diesen Unsinn hinzunehmen. Es wird ein Geisteszustand induziert, in dem man jeden Unsinn L. Ron Hubbards akzeptiert und niemals angesichts des Grotesken lacht. Humor und Lachen würden einen nämlich aus der Trance aufschrecken lassen.

Bei TR-03 frägt der Student seinen Instrukteur immer wieder und wieder zwei Fragen. Entweder „Fliegen Vögel?“ oder „Schwimmen Fische?“ Der Instrukteur gibt alle möglichen Antworten. Kommt schließlich die richtige Antwort, stellt der Student die zweite Frage. Wird die richtig beantwortet, kommt wieder die erste Frage dran. Man darf auf diese blödsinnige eigene Fragerei nicht reagieren, etwa lächeln und unsicher werden, sondern immer wieder und wieder die gleiche Frage stellen. Auf diese Weise wird man selbst zu einem Scientologen, d.h. einem roboter-artigen Menschen, der davon lebt, daß er seine Mitmenschen verunsichert und in einen hypnose-artigen Trancezustand versetzt.

TR-04 ist identisch mit TR-03 mit dem Unterschied, daß der Instrukteur alle möglichen vernünftigen Einwände gegen diese ganze Prozedur vorbringt, die der Student (immer ohne jede emotionale oder körperliche Regung) so beantworten soll, daß das Gegenüber weitermacht. Auf diese Weise soll man lernen, nicht nur die eigenen spontanen Gefühle und den eigenen rationalen Geist zu kontrollieren, sondern auch die des Gegenübers: man wird zum Scientologen.

Mit TR-05 soll man lernen mit Widerständen fertigzuwerden, etwa wenn das Gegenüber partout nicht kooperieren will. Man sagt dem Instrukteur, der die Session verlassen will, daß er „diesen Körper im Stuhl sitzen lassen soll“. Ein Phrase, die man ständig wiederholt, wenn das Gegenüber aufstehen will. Der Student wird dergestalt trainiert, stets als Herr der Situation aufzutreten, d.h. ein guter Scientologe zu sein: sich von oben kontrollieren zu lassen und nach unten (d.h. die Nicht-Scientologen) zu kontrollieren. Gleichzeitig lernt er das Gegenüber (und damit sich selbst) als „Geistwesen“ zu betrachten, das einen Körper hat: eine weitere Spaltung zwischen Wahrnehmung („Geist“) und Erregung („Körper“).

TR-06 ist die logische Fortsetzung von TR-05: der Student führt den sich wehrenden und protestierenden Instrukteur durch den Raum, hält an, ändert die Richtung, führt den Instrukteur, hält an, ändert die Richtung, etc. Der Student wird buchstäblich zu einem „Führer“ und verinnerlicht dabei gleichzeitig das Grundkonzept der Scientology: der Körper ist das ausführende sterbliche Organ des unsterblichen Geistes.

Bei TR-08 geht es darum, die Spaltung zwischen Geist und Körper zu zementieren, indem man einem unbelebten Objekt, etwa einem Aschenbecher, den Befehl gibt, sich zu erheben. Wenn der Student dann den Aschenbecher mit der eigenen Hand hebt, wird diese Muskelaktion schließlich irrelevant im Vergleich zu der „Tatsache“, daß der Aschenbecher tatsächlich unserem Willen folgt und sich erhebt – der eigene Körper wird irrelevant im Vergleich zum allmächtigen Geist. Jeder Furz wird zu einem übernatürlichen Ereignis!

Schließlich geht es in der Scientology darum, den eigenen Körper ganz zu verlassen, etwa indem man zunächst sich selbst anfaßt, dann die Wand, sich selbst, die Wand, sich selbst, die Wand, etc. Macht man das häufig genug und im Zustand der bereits induzierten Spaltung, hat man schließlich tatsächlich das Gefühl den Körper zu verlassen. Die Depersonalisation und Derealisation ist vollendet!

Im Zustand der induzierten Spaltung kann man „audiert“ werden und selbst „audieren“, d.h. mit Hilfe von Fragebögen zu (meist fiktiven!) traumatischen Ereignissen in diesem Leben und in früheren Leben geführt werden, sogar in zukünftigen Leben, da die „Zeitlinie“ des Geistes eine ganz andere ist als die des materiellen Universums (wieder Spaltung).

In höheren Stufen der Scientology wird deine Seele dann vollends zerschreddert, wenn du lernst, daß du von Myriaden fremder Seelen bevölkert bist, die jede ihre eigenen Probleme hat. Es gibt Leute, die ihr gesamtes Erspartes und das Ersparte von Familie und Freunden für diese Dämonenaustreibung ausgegeben haben.

Nachdem die Scientology-Interessierten dergestalt hergerichtet sind, geht es an das Studium der Schriften von L. Ron Hubbard – die ein normal empfindender und denkender Mensch bereits nach dem ersten Durchblättern gelangweilt zur Seite legte. Es ist eben die ganze Unsinnigkeit dieser Ergüsse, die, wie im Marxismus und evangelikalen Christentum, die okulare Panzerung weiter verschlimmert und aufrechterhält.

Es gehört zur Aufgabe der Orgonomie die Bevölkerung über diese Mechanismen aufzuklären und den Faschismus Schritt für Schritt weiter zurückzudrängen. Vernichtet alle Kulte und Sekten, alle Institutionen, die die Autonomie der Individuen und das klare Fühlen und kritische Denken untergraben!

Bei aller künstlich herbeigeführten Psychose ist Scientology imgrunde nur die verschärfte Version des ganz normalen Wahnsinns. Wir alle arbeiten ein ganzes Leben daran, eine Gesellschaft aufrechtzuerhalten, die uns, unsere Familie und unsere Freunde zerstört. Also macht euch nicht über diese Idioten lustig. Wir sind alle miteinander Idioten. Der zentrale Moment dieser Idiotie ist die Augenpanzerung, die von all dem Schwachsinn um uns herum ständig erzeugt und aufrechterhalten wird. Der alltägliche Wahnwitz!

Orgonomie und Metaphysik (Teil 32)

12. Februar 2022

Es ist ein Irrtum, daß die von der psychoanalytischen Religionskritik abgeleitete sexualökonomische Religionskritik durch Reichs „Spätwerk“, wo viel von „Gott“ die Rede ist, irgendwie relativiert würde. Das Gegenteil ist der Fall! Zumal es nicht nur um Religion, sondern auch bzw. grade um „Spiritualität“ geht.

Der Mensch lebt in zwei Welten: etwa 16 Stunden in der Welt des Tages, wo die Funktion „relative Bewegung“ vorherrscht, und etwa 8 Stunden in der Welt der Nacht, wo die Funktion der „ko-existierenden Wirkung“ überwiegt.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist harmanmagie.jpg

In der Tageswelt drehen sich alle Sehnsüchte um die orgastische Entladung, bei der wir für einen Augenblick in einer „anderen Welt“ sind. Annäherungsweise erleben wir das beim heftigen Nießen, wenn der ganze Körper zuckt und wir für den Bruchteil einer Sekunde „wegtreten“, oder etwa, wenn wir beim herzhaften Lachen die Kontrolle über uns verlieren, etc. (Wenn Männer Frauen Witze erzählen…) Mit anderen Worten dreht sich tagsüber alles um die Zeit: die Erwartung einer zukünftigen Befriedigung.

Im Funktionsbereich der ko-existierenden Wirkung entlädt sich die Energie nicht durch die orgastische Zuckung, sondern beim Träumen, in abgeschwächter Form in Tagträumereien, Phantasien, etc. Von daher ist es kein Zufall, daß insbesondere Buddhisten und andere spirituelle Schulen alles tun, um nicht nur die sexuelle Begierde, sondern auch das „Wegdriften des Geistes“ zu unterbinden. Im Funktionsbereich der ko-existierenden Wirkung dreht sich alles um die Dimension des Raumes: ich bin hier in der Wirklichkeit und betrete eine andere Wirklichkeit, den Bereich der Träume.

In der noch einigermaßen sexuell gesunden Vorzeit und bei heutigen Naturvölkern überwiegt die Vorstellung von einer „Anderswelt“, mit deren Hilfe man diese Welt manipulieren kann (Magie) und in die man eingeht, wenn man aufhört sich bewegen zu können, also vermeintlich „stirbt“. Mit zunehmender sexueller Hemmung (Panzerung) schwand diese Gewißheit und aus schamanistischen Praktiken entwickelten sich Meditationstechniken, Yoga, Mantras (ursprünglich Zauberformeln) etc., um die „Seele“ aus der Welt der Bewegung und ständigen Veränderung für ein statisches „Jenseits“ zu retten. Beispielsweise gehen die exaltierten Hare Krishnas in ein geistige Parallelwelt über, wo alles ist wie hier, nur eben „geistig“ und rein (asexuell). Die mehr intellektuellen, und stets etwas depressiv wirkenden, Typen verfallen dem Buddhismus oder dem Vedanta und gehen ins unterschiedslose „Leere“ bzw. das Brahman ein.

Abgesehen von ihren mystischen Rändern, die ähnliche Vorstellungen hegen, geht es bei Juden, Christen, Moslems, Parsen etc. um das Warten auf eine grandiose Zukunft, nachdem sich in einer letzten Anspannung beim Jüngsten Gericht alles in Wohlgefallen auflösen wird, jedenfalls für die schließlich Erlösten. Die „Ungläubigen“ werden in alle Ewigkeit unbefriedigt bleiben.

Nur gut, daß du nicht mal ahnst, was ich sehe, wenn ich dich anschaue! Deine „Spiritualität“ ist schlichtweg obszön…

Orgonomie und Metaphysik (Teil 9)

21. November 2021

Die „Fachleute für Religion“ gehen weltweit auf die Schamanen zurück. Schamanen waren typischerweise Männer, die nur schwer in die arbeitsteilige Stammesgesellschaft integriert werden konnten. Männer gingen Jagen und stählten sich für den Krieg, während die Frauen sammelten und sich um „Haus und Hof“ kümmerten. Hermaphroditen, Homosexuelle, Schizophrene, Autisten, Verstümmelte, etc. paßten nicht ins Schema und machten sich stattdessen damit nützlich, daß sie sich mit der „Anderswelt“ beschäftigten, in die sie durch Drogen, Exzesse jeder Art und Selbstkasteiung („Yoga“) eintraten. In früheren Zeiten wurden solche Leute in Europa Mönche und Priester – die sich tragischerweise um die Kindererziehung kümmerten. In Indien, wo das Priestertum erblich ist, bot die informelle Institution der „heiligen Männer“, wie etwa Ramakrishna, Vivikananda oder Ramana Maharishi, den ansonsten nutzlosen sexuellen Neutrums eine geachtete soziale Nische. Typischerweise haben diese heiligen Männer einen weiblichen Körperbau inklusive Titten. Man schaue sich beispielsweise dieses Video von Ramana Maharishi an:

Heutzutage wird diese sehr profitable Profession weitgehend von soziopathischen Kriminellen wie Baba Rampal, ein typischer Modju, beherrscht – die charakteristischerweise von sich behaupten ebenfalls Sexualkrüppel zu sein.

Im Unterschied zu den alles andere als unsympathischen Gurus der Vergangenheit sind es, was jedem, der zumindest etwas natürliches Lebensgefühl in sich bewahrt hat, sofort auffallen sollte, ekelerregende Arschgesichter!

Man denke nur an das von tiefer Weisheit durchwirkte Antlitz von Swami Paramahamsa Nithyananda, der eine beträchtliche Anhängerschaft in Indien, Malaysia und den USA hat. Er hätte vielleicht das Zeug zu einem neuen „Osho“ gehabt, wäre nicht das folgendes Video auf einem indischen Fernsehkanal gelaufen, das den offiziell zölibatär lebenden Gottesmann beim Drogenkonsum und Sex mit einer bekannten indischen Schauspielerin und einer weiteren Gespielin zeigt:

Was so skandalös an diesem Video ist? Ähnlich wie Sri Chinmoy, mit dem ich mich in Teil 8 beschäftigt habe, predigte Swami Nithyananda vollkommene Hingabe an den gottähnlichen, wenn nicht gottidentischen Meister (er selbst!), den zu hinterfragen eine schwere seelenzerstörende Sünde sei. Er predigte „sexuelle Reinheit“, verging sich aber selbst „auf unnatürliche Weise“ an seine ihm hörigen Anhängerinnen. Er verlangte Opfer von seinen Jüngern, um dann selbst im Luxus zu schwelgen. Er versprach Glück und Freiheit – und hat durch Manipulation, Machtmißbrauch, teilweise sogar körperliche Gewalt viele Ehen und Familien zerstört und Anhänger in den wirtschaftlichen Bankrott gestürzt, ganz zu schweigen von den seelischen Schäden (Depressionen, Selbstmordversuche).

Auch angesichts immer neuer abartiger Sexskandale in der Katholischen Kirche: Wann werden die Massen endlich begreifen, daß das, was ihnen als „Spiritualität“ verkauft wird, nichts anderes als sexuelle Perversion ist – und daß es keine „wahre Spiritualität“ gibt (irgendwo in exotischen Ländern), die in irgendeiner Weise anders wäre als das, was sie aus ihrer eigenen Kultur, vielleicht sogar aus eigener leidvollen Erfahrung, kennen!

Eure Priester, Lamas und Swamis sind Alkoholiker, Junkies und ihre erbärmliche Sexualität ist unauslöslich in ihren Arschgesichtern geschrieben. Frauen sind nicht besser: je „spiritueller“ sie sind, desto schmutziger sind ihre Seelen!

Wer sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen will, insbesondere dem Gottmenschen und Kinderficker Sai Baba, verweise ich auf den Blog von Robert Priddy. Siehe auch die Videos hier.

Wie eine Sanyasin gesagt hat, gab es bei Osho Kindersex (d.h. Erwachsene haben mit Kindern geschlafen), damit, so Osho, die Kinder schon von Anfang an ihre Hemmungen, ihre Programmierungen verlieren. Ziel ist ein Wesen, dessen höheres Selbst nicht mehr von Emotionen vernebelt wird.

Der Yogi erstrebt vollkommene Stille im Schädel. Das ständige Geschnatter der Gedanken soll aufhören. Dies wird durch „Fokussierung“ erreicht. Etwa durch das ständige Wiederholen von „Mantras“ (ursprünglich Zaubersprüche wie unser „Abrakadabra“) oder durch das detaillierte Visualisieren irgendwelcher Götter oder die Konzentration auf das Ein- und Ausatmen, etc. Er tut auf systematische Weise genau das, was jeder Neurotiker spontan tut, wenn er mit Zwangsgrübeleien und irgendwelchen „Ritualen“ und vor allem Kontrolle der Atmung versucht, seinen Erregungs-, also Angstpegel zu senken, der durch die Energiestauung so hoch ist, die auf chronischer orgastischer Impotenz beruht.

Seine Heiligkeit Sri Sri Ravi Shankar (nicht zu verwechseln mit dem verstorbenen Sitar-Spieler!) will der Welt Frieden bringen mit Atemübungen. Er ist heute einer der größten „Gurus“, die uns Indien beschert. Was einst Maharishi oder Osho waren, ist heute Sri Sri:

Wer und was sind Leute wie seine Heiligkeit? Sie sind das reaktionäre Gegenteil der Orgonomie. Sie vertreten exakt das gleiche Gedankengut, das Beispielsweise Reichs Gegenspieler in der Psychoanalyse, Paul Federn (der später von Reich ausdrücklich als „Modju“ gebrandmarkt wurde), 1928 zum Durchsetzen einer konsequenten Enthaltsamkeit vorschlug. Es sei gut, so Federn,

wenn man gewürzte Kost und Alkohol völlig meidet, wenig Eier, Fleisch und Milch, namentlich abends, zu sich nimmt, viel Sport und körperliche Tätigkeit treibt und ein geregeltes, inhaltsvolles Leben führt. (…) Kühles, nicht zu hartes und nicht zu weiches Bett ist nützlich. Sexuelle Erregung kann durch kaltes Baden und Schwimmen herabgesetzt, wirkliche Reizzustände und Schlafstörungen können durch Arzneimittel bekämpft werden. Die spontane Erektion, die den Anlaß zur Onanie gibt und die das Einschlafen hindert, hört auf, wenn man solange als möglich den Atem anhält und das einige Male wiederholt. (z.n. Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? , Gießen 2013, S. 63f)

Yogis, wie Sri Sri, haben nie etwas anderes gepredigt: fleischlose Kost, Körperertüchtigung, kalte Duschen und – Atemanhalten, als alternativer Weg zu Glück und Seelenruhe, die ein befriedigendes Liebesleben schenkt. Wie das Federnsche Atmen konkret im Yoga aussieht, kann man beispielsweise hier nachlesen. Wer eine Orgontherapie möglichst effektiv konterkarieren will, sei dieses Einüben der orgastischen Impotenz wärmstens empfohlen!

Wie Reich in Die Massenpsychologie des Faschismus ausgeführt hat, geht diese Art von „Züchtigkeit“ immer mit „Züchtigung“ (= Faschismus) einher. Dazu ein Leserbrief eines ehemaligen Mitgliedes von Ravi Shankars Organisation Art of Living (AOL):

Ich war über zehn Jahre hinweg Trainer in der AOL und habe viel Zeit mit ihm [Sri Sri Ravi Shankar] verbracht. Jahre rang ich mit der Frage, ob das AOL ein Kult sei oder nicht. Schließlich tendierte ich dazu, das AOL als Kult zu betrachten. Einer der Hauptgründe, der mich zu diesem Schluß brachte, war die Unehrlichkeit, die den Organisationen zugrundeliegt.
Das AOL ist auf eine sehr grundlegende Art und Weise unredlich. Es stellt sich selbst öffentlich als eine wunderbar humanitäre, pädagogische Organisation dar, die spirituell orientiert ist, aber frei von den Dogmen und Regeln der Religionen. Sri Sri wird entsprechend als ein visionärer spiritueller und humanitärer Führer angesehen, der die Inspiration hinter den wunderbaren Hilfsprojekten ist, die das AOL auf der ganzen Welt durchführt. Sobald du jedoch in der AOL bist, wird eine ganz andere Lesart propagiert (aber es wird nie offen propagiert).
Diese Lesart läuft ungefähr darauf hinaus, daß Sri Sri eines der höchsten spirituellen Wesen auf Erden sei. Er sei in früheren Leben vermutlich Buddha, Jesus oder Krishna (oder alle drei) gewesen. Er sei ein vollkommen erleuchtetes Wesen, dem keine Fehler unterlaufen könnten. Wenn er einen Fehler zu machen scheint, ist es entweder eine Prüfung seiner Jünger oder es seien nur die geheimnisvollen Wege des Guru. Sri Sri weiß alles und seine Gnade kann alles erreichen. Alle Dinge sind möglich, wenn jemand nur an den Guru glaubt und voll und ganz seiner allgegenwärtigen Gnade offensteht. Er wird seine Jünger über das Meer der Täuschung zur Erleuchtung tragen. Ich erinnere mich, wie mir gesagt wurde, daß Buddha 50 von seinen Jüngern und Jesus nur 12 oder so erleuchtet habe, aber Sri Sri Hunderte erleuchten werde.
Unausgesprochenes Ziel des AOL ist es, den Menschen zu der Erkenntnis zu verhelfen, wie groß Sri Sri ist und den Glauben an ihn zu fördern. Es geht darum, sie in echte Jünger von Sri Sri zu verwandeln. Ich habe in meinen Jahren im AOL bemerkt, daß das Hauptziel der Hilfsprojekte darin besteht, Jünger, wahre Gläubige zu produzieren. Es reichte nicht, daß Sudarshan Kriya [d.h. Yoga-Atmung] oder Meditation erlernt wird oder daß irgendwie bei einem Hilfsprojekt geholfen wurde und daß es das war. Es gab immer eine sanfte (und wenn du DSN [ich komme darauf zurück, PN] machtest nicht so sanfte) Ermutigung dazu, daß die Leute echte Jünger wurden.
Ich dachte, daß diese Mythenbildung um Sri Sri nichts mit ihm zu tun hatte. Er selbst sagte nicht, daß er perfekt und ein Avatar Gottes sei. Es gehöre nur zu spirituellen Organisationen, ihre Gründer zu idealisieren. Ich glaube das nicht mehr. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, daß Sri Sri reichlich Gelegenheit hatte, seine Vergöttlichung zu dämpfen, aber er tat es nie. Er kann einige bescheidene Aussagen tätigen wie: „Ich bin nicht anders als ihr. Ich bin genau wie ihr“, aber niemand hat ihm das wirklich abgekauft, weil die eigentliche Botschaft das genaue Gegenteil ist. Ich war mit ihm im gleichen Raum und sah, wie er Leute täuschte. Die Leute kamen zu ihm mit allen möglichen Problemen und Sri Sri schien auf magische Weise alles über ihre Probleme zu wissen. Derjenige war dann über Sri Sris Allwissenheit erstaunt. Sri Sri unterließ es dabei zu erwähnen, daß er über die Probleme dieser Person von jemand anderem unterrichtet worden war. Er ließ sie in dem Glauben, daß er allwissend sei.
Sri Sri ließ die Vergöttlichung zu und förderte sie auf subtile Weise. Er war darin sehr geschickt. Dieser Mythos vom Guru ist einer der Hauptgründe, warum ich glaube, daß das AOL eine Sekte und keine Religion ist. Religionen sind sehr offen hinsichtlich ihres Glaubenssystems. Das AOL hält sich sehr bedeckt. Das versteckte Glaubenssystem unterhalb der offiziellen Parteilinie ist nicht so offensichtlich und würde nie in ihren Marketing-Broschüren auftauchen. Du wirst nie in einem AOL-Grundkurs hören, daß Sri Sri der größte erleuchtete Meister aller Zeiten ist, daß der schnellste Weg zur Erleuchtung darin besteht, an ihn zu glauben, ihm zu dienen und ihm zu folgen, und daß du dich so glücklich schätzen kannst, auch nur von ihm gehört zu haben, geschweige denn von ihm zu lernen und ihm zu dienen. Wenn du diese Chance nicht nutzt und ihm nicht folgst, vertust du eine Möglichkeit, die sich dir nur selten in vielen, vielen Lebenszeiten bietet. Das ist, woran im inneren Kreis um ihn herum geglaubt wird.

Und so jemanden, der nach christlichem Verständnis nichts anderes als der Antichrist ist, präsentieren die scheiß Liberalen in der Evangelischen Kirche als eine Art Ersatz-Jesus! Der Abgesandte Satans thront in der Kirche des Herrn! Man schaue sich nur mal die seligen Gesichter der grenzdebilen Kirchentagbesucher an, wenn sie diese leere Witzfigur vergöttern!

„DSN“ steht für Divya Samaaj ka Nirmaan, ein Kurs zur Persönlichkeitsbildung, der alle Blockaden beseitigt. Das eigene Ego, der „Charakter“, wird zerstört und an seine Stelle das Ego von Sri Sri gesetzt!

Die bioenergetischen Grundlagen der indischen Mystik

23. Januar 2021

Die indische Mystik beruht auf den beiden Energiesystemen im Menschen: 1. das „energetische Orgonom“, wo die Energie vom Steißbein ausgehend den Rücken emporfließt und dergestalt das Zentrale Nervensystem mit Rückenmark und Gehirn nachzeichnet; und 2. das „orgonotische System“ (Pulsation), das sich im Vegetativen Nervensystem niederschlägt (Parasympathikus und Sympathikus), welches im Sonnengeflecht, also im Oberbauch, sein Zentrum hat.

Das erstere System kommt im Kriya-Yoga, wie ihn etwa Paramahansa Yogananda (der Pop-Guru der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) vertreten hat, noch am besten zum Ausdruck. Durch Atemübungen und Konzentration auf das „Dritte Auge“ auf der Stirn soll die Lebensenergie mobilisiert werden, die ihren Hauptsitz im Zentralen Nervensystem habe. Die mobilisierte und „gereinigte“ (entsexualisierte) Energie soll das Rückenmark hochsteigen und sich im Gipfelpunkt des Schädels in einem „kosmischen Orgasmus“ mit Gott vereinigen.

Das zweite System kommt in der Transzendentalen Meditation von Maharishi Mahesh Yogi (der Pop-Guru der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) zum Ausdruck. Man stellt sich die Gedanken (und damit letztendlich das gesamte Universum) als Luftblasen vor, die vom Seeboden aufsteigen. Mittels der Konzentration auf Mantras gilt es diese „Luftblasen“ auf ihren Ursprung zurückzuverfolgen und mit dem Seeboden (dem „Brahman“) eins zu werden, mit anderen Worten dem „Seelengrund“ – dem Solar plexus.

Schaut man sich unvoreingenommen den typischen indischen „Heiligen Mann“ an, fällt einem sofort ins Auge: „Den kenne ich doch!“ Das Gehabe, der Körperausdruck, das Lächeln, der Augenausdruck, die wohlfeilen „Weisheiten“ – im Westen sind genau so ein Gutteil der Obdachlosen, hirnorganisch Behinderte, insbesondere aber katatone Schizophrene (der den kundigen Briten in Indien stets als erstes ins Auge sprang!):

In ausnahmslos allen Gesellschaften dieser Welt wurden aus diesem unproduktiven Teil der Gesellschaft die Schamanen und Medizinmänner, die sich in Indien in „Yogis“ transformierten. Im Westen machte man sie zu Mönchen und teilweise zu katholischen Priestern.

Ich stelle in keinster Weise in Abrede, daß sie ein inniges Verhältnis zur kosmischen Orgonenergie haben (man lese nur Reichs Fallgeschichte einer Schizophrenen in Charakteranalyse!) und daß sie teilweise schier unfaßbare Fähigkeiten haben (etwa nackte Sadhus, die den Winter im Himalaya überleben), aber mir kann keiner erzählen, daß extreme Pathologie irgendwo hinführt als zu mehr Pathologie. Man schaue sich doch bitte Indien an: mehr Faschismus, mehr Rassismus, mehr Sexualpathologie geht gar nicht:

Der eine Aspekt, der wirklich alle mystischen Lehrer Indiens vereint, ist die Aussage, man solle Kontakt mit seinem „wahren Ich“, dem Selbst aufnehmen. Für uns bedeutet das, Kontakt mit dem bioenergetischen Kern jenseits der Panzerung aufzunehmen. Doch beim indischen „Weisheitslehrer“ bedeutet das etwas grundlegend anderes: die Wahrnehmungsfunktion löst sich von der Erregung, d.h. das Ich zerfällt, und all die Rituale, Atemübungen etc. dienen dazu eine neue Scheinidentität aufzurichten. Es ist ähnlich wie bei Transvestiten, die in ihrer Rolle, Kleidung und Aufmachung als Frau vor Ekstase und Seligkeit schier platzen, „ihr wahres Ich leben“, aber wenn das alles wegfällt, nur noch ein Häufchen Elend sind. Also: immer schön meditieren, die Mantras aufsagen, den Atem kontrollieren und nie das geistige Umfeld verlassen! Om Shanti!

Papa! (Teil 2)

13. August 2020

Orgonomie und Metaphysik (Teil 32)