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Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 138)

11. Juni 2024

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Kann man sich ein eine unpassendere Überschrift für Laskas LSR-Projekt vorstellen: „konservativ“? Wenn es einen Ort in Laskas LSR-Projekt dafür gibt, dann beim von ihm eingeführten „rationalen Über-Ich“, mit dem er explizit von Stirner abweicht.

Haben sich auch ungepanzerte Trobriander schuldig gefühlt? Genauso wie du dich schuldig fühlst, wenn du irgendwas an deinem Auto nicht überprüft hast und dergestalt einen schweren Unfall schuldhaft verursachen könntest. Das sind rationale Schuldgefühle. Das „rational“ gilt selbst dann, wenn etwas Schlimmes passiert, nachdem der besagte Trobriander irgendein magisches Ritual beim Bootsbau versäumt hat und das Boot später kentert. „Rational“ kann man also nicht abstrakt „rationalistisch“ betrachten.

Rational ist erstens was den eigenen Interessen und den Interessen jener dient, mit denen man sich identifiziert (Familie, Gemeinschaft, Nation, Rasse, Menschheit), und zweitens spontan dem primären Lebensimpuls entspringt. Hat beispielsweise das Mitglied eines Nachbarstamms der Trobriander Schuldgefühle, weil er verabsäumt hat, seinen Sohn zu beschneiden und der dann verunglückt („ihn die Götter strafen, weil er unrein ist“), dann ist das formal zwar die gleiche Situation wie beim besagten Bootsunglück, aber dem Sohn wird objektiv durch die Verstümmelung geschadet und sie entstammt zweifelsfrei lebensfeindlichen („irrationalen“) Motiven.

Zwar sind beide Rituale (Magie beim Bootsbau, Beschneidung) objektiv sinnlos, aber „subjektiv“, d.h. im bioenergetischen, psychologischen und sozialen Zusammenhang sind sie nicht gleichwertig. Die Beschneidung schadet der Lebensenergie, hinter der „guten Tat“ (vorgeschobenes Motiv) lauert Sadismus (wahres Motiv) und das gesamte gesellschaftliche Umfeld ist toxisch.

Laska hat zwischen einem „rationalen Über-Ich“ und einem „irrationalen Über-Ich“ unterschieden. Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen sehe ich das so: man kann vollkommen ungepanzert sein und trotzdem Schuldgefühle haben, aber man kann nicht ungepanzert sein und gleichzeitig gegen die Sexualität von Kindern und Jugendlichen sein!