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Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 119)

22. März 2024

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Der liberale und pseudo-konservative Westen, a la CDU, mag mit seiner „Rationalität“ und „Freiheit“ noch so hausieren gehen: es ist alles nur buchstäblich Fassade. Eine Fassade, die aufrechterhalten wird durch den Kampf gegen das Irrationale und den Faschismus, Nationalismus, Populismus, d.h. gegen Trump, die AfD und „Putler“. Doch das ist nur vorgeschoben, zumal der „liberale Westen“ ohne mit der Wimper zu zucken, Millionen opfert wie Churchill in Indien und Deutschland oder Bush im Irak oder wir jetzt in der Ukraine. In Wirklichkeit steckt dahinter etwas ganz anderes: die Todesangst vor dem bioenergetischen Kern. Der wirkliche Konservative hat zumindest einen durch die Panzerung verzerrten Kontakt zum bioenergetischen Kern und kann deshalb noch einigermaßen rational denken und handeln, aber der Großteil des Westens, praktisch alle Politiker und Meinungsmacher, sind im Reich des Liberalen gefangen und würden eher ein atomares Armageddon riskieren, denn buchstäblich in sich zu gehen.

Beim Durchfliegen eines älteren Zeitgeistbuches bin ich auf einen Niederschlag James DeMeos im deutschen Feuilleton gestoßen. Nachdem stichwortartig die New Age-Bewegung verhohnepipelt wird, kommt zum krönenden und ausführlichen Abschluß:

Auf dem Gebiet der Esoterik und der Übersinnlichkeit als den neuen Sinnstiftern gibt es buchstäblich nichts, was es nicht gibt und was nicht bei zahlreichen ansonsten durchaus ernstzunehmenden Menschen Anklang und Zulauf findet. Der Vortrag eines amerikanischen Epigonen Wilhelm Reichs in Berlin wurde kürzlich von Hunderten ergriffen lauschenden Zuhörern besucht. Die Botschaft: Mit Hilfe massiven Einsatzes der Orgon-Maschine, die von dem sozialistischen Psychoanalytiker (Hauptwerk: „Die Massenpsychologie des Faschismus“) in der Phase seiner beginnenden geistigen Umnachtung entwickelt worden ist, kann die Atmosphäre im Sinne der Steigerung positiver Energie beeinflußt und damit auch das Wetter reguliert werden. Das Wahngebilde des esoterischen Welterneuerers, der sich zutraut, mit seiner Methode selbst Wüsten zum Blühen zu bringen, gibt sich strikt wissenschaftlich und versteht sich als ernste Herausforderung der schulmäßigen Meteorologie, die wesentliche Phänomene des kosmischen Waltens nicht begreifen könne.

Und weiter:

Derartige Pseudowissenschaft macht sich den allgemein vorherrschenden Generalverdacht gegenüber einem „seelenlosen Rationalismus“ zunutze, der die Rationalität auf bloße zweckhafte Verstandestätigkeit reduziere und die ganzheitliche Eingebundenheit des menschlichen Lebens in natürliche und kosmische Kreisläufe ignoriere. (Richard Herzinger: Die Tyrannei des Gemeinsinns, Rowohlt, Berlin 1997, S. 63f).

Herzinger schreibt in seinem „Bekenntnis zur egoistischen Gesellschaft“ über die Tyrannei des Gemeinsinns“ – aber kein Wort zum eigentlichen Thema: dem Über-Ich (Panzerung) = Tyrannei des Gemeinsinns. Lieber wird über Hunderte Seiten am Problem vorbeigeseiert und genüßlich im Verruchten gesuhlt. Ein anderer Aspekt: typisch, daß, aufgeklärt von Bernd Senf und (dem damaligen) DeMeo, Libertinisten wie Herzinger Reich für einen „Sozialisten“ halten.

Herzinger ist ein braver Verfechter der „liberalen Demokratie“, der „offenen Gesellschaft“ und der Westausrichtung und nicht zuletzt, wie wir gesehen haben, des „Rationalismus“. Seine Feinde sind die AfD und der „Putinismus“. Das Böse schlechthin. Herzinger:

Eine andere Staatsidee als die, alle und alles zu vernichten, was sich ihm in den Weg stellt, besitzt der Putinismus (…) nicht. Ihm geht es um nichts anderes als den Machterhalt um jeden Preis, der seinem Herrschaftsapparat die ungehinderte Fortsetzung seiner kriminellen Praxis gesetzloser Bereicherung ermöglicht. https://herzinger.org/putins-neue-weltordnung-frei-nach-carl-schmitt

Was Herzinger umtreibt, sind die „westlichen Werte“ bzw. die „universalen Werte“, die es gegen die gewachsenen „ganzheitlichen“ Ordnungen („Nationalismus“) und gegen das „Verbrechertum“ zu verteidigen gilt. Woher dieser Fanatismus? Untergründig geht es natürlich um Hitler… Letztendlich aber lauert dort LSR: Reich und Stirner … Das wird natürlich nie deutlich ausgesprochen, zeigt sich aber, wenn man den richtigen „psycho-analytischen“ Blick für das Verdrängte und Unbewußte hat.

Hinter der gegenwärtigen antirussischen Psychose des Westens – „Spätestens mit dem Beginn der Aggression Rußlands gegen die Ukraine 2014 hätte der Westen realisieren müssen, daß Putins Verbrecherstaat keiner Rationalität zugänglich ist und daher weder ein wirtschaftlicher noch ein sicherheitspolitischer ‚Partner‘ sein kann.“ (Herzinger) – lauert etwas weitaus Fundamentaleres.

Das ist so bemerkenswert, weil Herzinger die westliche Gesellschaft nicht auf die moralische Gesinnung des Individuums, überhaupt gar nicht auf Moral, sondern auf das Eigeninteresse, Freiheit und Individualismus aufbauen will. Steht er damit nicht auf der Seite der Selbststeuerung und müßte LSR-affin sein?

Ganz im Gegenteil! Herzingers Haß entstammt seiner Angst vor dem Gruppenegoismus, den „Gemeinsinn“. Es ist letztendlich der Terror vor der Selbstorganisation, sei es der Gesellschaft oder sei es des Einzelnen. Für diesen Terror vor der EIGENHEIT stehen das moderne Rußland und die Person Putin.

Ausgerechnet Shakespeares zwei Parade-MODJUs Richard III. und Jago (der Gegenspieler des genitalen Charakters Othello) sind für Herzinger idealtypische Verkörperungen von Stirners „Egoisten“! (S. 89) (siehe auch http://www.lsr-projekt.de/miscams.html#herzinger).

Das ganze Bekenntnis zur Freiheit und zum Individuum ist nur aufgesetzt, wie überhaupt generell im „freien Westen“. Es ist die alte Geschichte, die sich etwa im Kampf des „liberalen“ Freud gegen Reich zeigte. Es ist der Terror der (pseudo-) liberalen oberflächlichen Schicht vor den „faschistischen“ Tiefen. Ein Terror der vor keinem Terror, etwa Taurus-Flugkörper, zurückschreckt, um den Teufel zu bannen.

Corona und soziopolitsche Charakterologie

30. Dezember 2021

Man muß es bei montäglichen Spaziergängen selbst erlebt haben, von staatshörigen Gutmenschen hysterisch als „Nazi“ beschimpft zu werden; man solle, so grölt dir die Antifa ins Gesicht, seine Maske aufsetzen und sich endlich nicht mehr selbstsüchtig, sondern solidarisch verhalten. Oder wie ich gerade auf Facebook lese: „Du gehst für den Erhalt der Grundrechte und der Demokratie auf die Straße und wirst als Nazi beschimpft!!!“ Derartigen Wahnsinn kann man nur charakteranalytisch erklären.

Soeben bin ich über folgenden Tweet gestolpert:

Ich geh schon deswegen so gern Impfen, weil das ein kurzer Ausflug in eine Welt voller Menschen ist, die unabhängig von Alter, Herkunft, Einkommen, Geschlecht, Religion, Bildungsgrad oder Familienstand den Konsens teilen, daß Impfen hilft – es ist wie ein Bad in Gemeinsinn.

Für solche Leute sind Impfgegner und Impfskeptiker dreierlei:

  1. schlichtweg dumm,
  2. Egomanen und
  3. Nazis.

Wobei in dieser rotverschobenen Republik „Nazi“ das Codewort für „die Mitte“ ist. Aus orgonomischer Sicht sind Konservative von einer muskulären Panzerung bestimmt und sie leben aus dem Bauch heraus. „Muskuläre Panzerung“ bedeutet einfach, daß man Aggression und Flucht wirklich im Körper auslebt bzw. durch Muskelverspannungen kontrolliert. „Aus dem Bauch heraus leben“ bedeutet, daß man seinen Instinkten vertraut, seinen spontanen Emotionen und Gefühlen.

Der Linke bzw. Pseudoliberale ist grundlegend anders strukturiert. Er „intellektualisiert“ und versucht „vernünftig“ zu sein. Er glaubt an „die Wissenschaft“, d.h. sie ist seine Religion, die durch kein Hinterfragen, keine Beobachtung und kein Experiment hinterfragt werden darf. Entsprechend ist bei ihm alles „vermittelt“, d.h. er benutzt seinen Intellekt als Abwehr. Beispielsweise reagiert er auf Alltagskriminalität nicht mit Wut und Angst, sondern er räsoniert über „soziale Ursachen“ und darüber, „daß wir als Gesellschaft versagt haben“. Auf Menschen, die stattdessen instinktmäßig reagieren, schaut er mit Verachtung herab. Konservative sind für ihn nur dumm (nicht hirnzentriert) und brutal („muskulär“).

Letztendlich sind „Nazis“ für ihn selbstsüchtige, autistische Tiere, die rücksichtslos ihre egoistischen Triebe ausleben, intolerant sind und andere ausgrenzen. Der Linke hingegen, kann, so Elsworth F. Baker, sich nur erlauben aggressiv zu sein, wenn es um die jeweilige „Sache“, etwa das „Durchimpfen“, und pure Abstraktionen, etwa den „Gemeinsinn“, geht.

Jede andere Aggression erfüllt ihn mit intensiver Angst und veranlaßt ihn zum Kompromiß und zum Beschwichtigen. (…) Er will Vorrechte als ein Recht und nicht als etwas, das man sich im Wettstreit verdienen muß. Der Intellektualismus, die Schuldgefühle und die Angst vor dem Vater des Liberalen führen direkt zu seinem Streben nach Gleichheit. (…) Er braucht das Gefühl, daß im Grunde alle Menschen gleich sind. Sie sind Brüder und sollten sich verbrüdern. (…) Er möchte, daß die Regierung alle Unterschiede zwischen den Menschen beseitigt (Nivellierung). (…) Der Liberale ist im wesentlichen ein sozial orientiertes Wesen, ein Teil der Herde, und er ist in bezug auf seine Sicherheit und den Ausdruck seiner Bedürfnisse von der Herde abhängig. Sicherheit wird also wichtiger als Freiheit und Unabhängigkeit und sogar echte Gerechtigkeit. (Der Mensch in der Falle, S. 251f)

Sicherheit (gleich Bewegungslosigkeit) geht dem Linksliberalen über alles. Bei Kontaktsperren, Hygienewahn und „Lockdowns“ ist er in seinem Element. Endlich kann er seine Charakterstruktur voll ausleben, d.h. auf alle dummen und gefährlichen „Tiermenschen“ herabblicken, die sich partout nicht in die Herde einpassen wollen, die ihm, dem Pseudoliberalen, Geborgenheit, Stabilität und Identität verschafft; etwas das er, kopflastig wie er ist, aus sich selbst nicht schöpfen kann.