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Das Aufkommen des Psychopathen (Teil 15)

17. Mai 2021

von Dr. med. Dr. phil. Barbara G. Koopman

Eng verbunden mit dieser Untergrabung des genitalen Primats ist der Trend zum „Unisex“ in der Männer- und Frauenmode. Die Verwischung der sexuellen Grenzen und die psychosexuelle Verwirrung, die mit der Prägenitalität einhergeht, zeigt sich deutlich im Aufstieg der vielen androgynen Gesangsidole, die heute en vogue sind – mit ihren engen Hosen, hohen Absätzen, glitzernden Westen und wallenden Locken. Teenager finden sie leicht anbetungswürdig, weil eine Unisex-Fassade für sie viel weniger sexuell bedrohlich ist als ein Symbol offener Männlichkeit.

Ein weiterer Aspekt ist der Umsturz des vaginalen Orgasmus durch Masters und Johnson (6) zugunsten der Theorie, dass „ein Orgasmus ein Orgasmus ist“, egal was ihn auslöst. Dieser Ansatz negiert vollständig den sexualökonomischen Wert des genitalen Primats und die klinische Beobachtung, dass nur der umfassende genitale Orgasmus die Energieökonomie regulieren und die Freiheit von Panzerung und Neurose aufrechterhalten kann. Anstelle des „genitalen Orgasmus“ ist der „multiple Orgasmus“ zu einem begehrten Aushängeschild sexueller Leistungsfähigkeit geworden. Sexualökonomen hingegen wissen sehr wohl, dass multiple Orgasmen lediglich das Unvermögen widerspiegeln, die vollständige orgastische Konvulsion zu erreichen, die mit der orgastischen Potenz einhergeht.

Ein weiterer damit zusammenhängender Trend ist die sich ändernde Einstellung von Klinikern zur Homosexualität. Es gibt heute viele Psychiater, die den Standpunkt vertreten, dass ein Homosexueller „völlig normal“ ist – was wiederum eine abgrundtiefe Unfähigkeit zeigt, prägenitale von genitaler Sexualität zu unterscheiden. Eine so schwerwiegende Abweichung nicht als pathologisch zu betrachten, ist eine reine Ausflucht und erweist dem Homosexuellen selbst einen großen Bärendienst. Er braucht professionelle Hilfe und Verständnis, keine Apologeten.

Vielleicht am kontaktlosesten von allem ist der massive Zusammenbruch der Privatsphäre in persönlichen Angelegenheiten, die alle gesunden Menschen zu bewahren trachten. Ich beziehe mich nicht auf falsche Sittsamkeit, sondern auf den Sinn für Zartheit beim Liebesspiel, die bei denen zu finden ist, die wirklich zur Liebe fähig sind. Sie zeigt sich vielleicht beispielhaft in der Einstellung der Trobriander zum Geschlechtsverkehr zwischen einem Mann und seiner Frau. Die größte Beleidigung, die man dem trobriandischen Mann machen kann, ist, ihm zu sagen, er solle mit seiner Gattin „zusammensein“, was schließlich eine ausgemachte Sache zwischen den Ehepartnern ist. Dies liegt daran, dass der Trobriander das Eindringen von außen in etwas für ihn sehr Kostbares und Liebes ablehnt und es als Verletzung der Privatsphäre betrachtet. Dies steht in scharfem Kontrast zu der Grobheit, dem Exhibitionismus und dem Voyeurismus von Gruppensex und Frauentauschpraktiken, bei denen die sexuelle Umarmung zu einer beiläufigen Geste geworden ist, ohne jedes tiefe Gefühl oder Sensibilität. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung Reichs, dass orgastisch potente Individuen während des Sexualaktes keine Scherze machen oder gegenüber dem anderen vulgäre Ausdrücke benutzen.

Literatur

6. Masters, W. H. and Johnson, V. E.: Human Sexual Response. Boston: Little Brown, 1966

[Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Charles Konia.
Journal of Orgonomy, Jahrgang 7 (1973), Nr. 1, S. 40-58.
Übersetzt von Robert Hase]