Warum wollen immer mehr Mädels zu Buben werden und umgekehrt? Mit dem Beginn der antiautoritären Gesellschaft um 1960 herum, stieg im Verlauf der sexuellen Befreiung der Angstpegel der Menschen immer mehr an. Was ist Angst? Angst ist eine von außen nach innen gerichtete bioenergetische Kontraktion gegen die natürliche von innen nach außen gerichtete bioenergetische Expansion. Angst ist entsprechend imgrunde „Stauungsangst“! Mit der sexuellen Revolution der 1960er Jahre wurde der innere nach außen gerichtete Lebensimpuls immer stärker, während die Menschen weitgehend gepanzert blieben. Die Orgasmusangst steigerte sich entsprechend ins Unermeßliche und konnte nur noch beispielsweise mit illegalen und legalen Drogen eingedämmt werden und etwa mit den Unisex-Mode der 1970er Jahre. Sexuell aufpeitschende Musik konnte nur von Männern gespielt werden, die sich wie Frauen gaben („Glam Rock“), etc. Perversionen, insbesondere homosexueller Art nahmen zu etc.
Verschärft wurde das ganze dadurch, daß durch die sexuelle Revolution sich schließlich tatsächlich die alte Panzerung auflöste (praktisch sichtbar an den unglaublich geschmeidigen Break Dancern, die seit den 1980er Jahren aufkamen). Die freiwerdende Energie, der sich immer weiter steigende Druck und die damit einhergehende Orgasmusangst, führte jedoch dazu, daß die generalisierte muskuläre „Körperpanzerung“ immer mehr durch eine isolierte „okulare Panzerung“ ersetzt wurde. Die Menschen werden dermaßen verwirrt und verpeilt, daß sie buchstäblich nicht mehr wissen, ob sie Weiblein oder Männlein sein sollen.
Man darf bei der Transgenderproblematik aber nie den durchaus gesunden Grundimpuls außer acht lassen, denn schließlich ist sie ein direkter Ausfluß der sexuellen Revolution. Wie verquer und katastrophal diese auch immer war, sie hat die genitale Energie mobilisiert! Entsprechend ist das tuntige bzw., for lack of a better term, „butchige“ Nachäffen des anderen Geschlechts, das bis zur kompletten Identifikation geht, immer noch Ausdruck eines gesunden Impulses – entstellt durch die (okulare) Panzerung. Reich schrieb 1927 und bekräftigte es 1944 im Zusammenhang seiner Beschreibung des gesunden, „orgastisch potenten“ Geschlechtsakts:
Das Verhalten des Mannes und der Frau vor und nach dem befriedigenden Akte legt Zeugnis ab für die erfolgte Erfüllung sämtlicher Wünsche. Der Mann verhält sich vor dem Akte gleichzeitig zärtlich und phallisch aggressiv, die Frau erwartet gewöhnlich passiv die genitale Aggression. Während des Aktes ändert sich ihr Verhalten, sie wird ebenfalls aktiv, bis ihr Orgasmus mit dem des Mannes zusammentrifft. Der Mann kommt nicht zur vollen Befriedigung, wenn die Frau frigid oder anästhetisch ist. Selbst diejenigen, die mit Prostituierten verkehren, fordern, daß die Partnerin wenigstens zum Scheine „mitkomme“. Es handelt sich zweifellos um ein intensives Miterleben des Orgasmus des Partners, um eine volle Identifikation, die sich zum eigenen Erleben hinzuaddiert. Diese Identifikation ist geeignet, die weiblichen Tendenzen im Manne und die männlichen in der Frau zur Befriedigung zu bringen. Nach dem befriedigenden Akte kehrt sich das Verhalten gewöhnlich um: Die Frau kehrt ihre ganze zärtliche Mütterlichkeit hervor, und der Mann wird zum Kinde. (Genitalität, S. 211 – identisch mit Die Funktion des Orgasmus von 1927)
Die Bewunderung, Verehrung für das andere Geschlecht, sogar Identifikation mit ihm, ist geradezu der Kern der Genitalität. Schließlich wollen wir uns mit dem Gegenüber vereinigen, mit ihm eins werden. Was wir im Transgenderhype sehen, ist eine tiefe Sehnsucht, die durch die Orgasmusangst drastisch entstellt wird und sich ins diametrale Gegenteil umkehrt. Dabei dürfen wir aber nie vergessen, daß jedes neurotische Symptom und jede, wirklich JEDE Perversion letztendlich nur ein entstellter Ausdruck der Genitalität ist. Es ist ein Schrei nach Liebe und Erfüllung. Ein Schrei, der immer schriller und markerschütternder wird.
Man übertrage das auf die Genitalität, die Gesundheit, wie sie von Reich, Ola Rakner und Elsworth F. Baker beschrieben wurde! Nur noch die ultrakranke Neurose ist akzeptabel! Leidbilder der Gesundheit sind des kapitalistischen, faschistischen, patriarchialischen, nationalistischen und rassistischen Teufels:
Ein Diplom-Psychologe schrieb im Juli 1979 in Warum! in einem Artikel über „Sexuelle Befreiung. Anleitungen, Spiele, Übungen“ über seine Lektüre in Sachen Sexualität:
Einige Bücher und Theorien haben mich sogar daran gehindert, freier zu werden. So beispielsweise die Beschreibung des idealen und gesunden Orgasmus nach Wilhelm Reich, wie ihn ein Mensch erlebt, der sich durch Therapie von seinen Muskelspannungen und psychischen Blockaden befreit hat. Nicht etwa, daß Wilhelm Reich nicht recht hätte. Wahrscheinlich wußte er wirklich, wovon er sprach. (…) So habe ich, wie viele Freunde und Bekannte von mir, im Schweiße meines Angesichts bioenergetische Übungen getrieben, um endlich den „totalen“ Orgasmus zu erleben. Ich will damit nicht sagen, daß solche Übungen nicht hilfreich sind – aber ich sehe die Gefahr, irgendeinem Idealbild von Sexualität nachzulaufen und darüber die Akzeptierung und Gestaltung der individuellen Sexualität, wie sie sich in einem selbst im Moment darstellt, zu vernachlässigen.
Seit Ende der 1960er Jahre, imgrunde seit Mitte der 1920er Jahre, ist eines der Hauptargumente gegen Reich, dieser mache aus der Genitalität einen „Fetisch“ und falle hinter Freuds aufklärerische Tat zurück. Freud habe gezeigt, daß die Genitalität nichts Ursprüngliches sei, sondern auf die Prägenitalität zurückgehe.
Charakteristischerweise verharren diese Argumente stets im inhaltsleeren Jargon. Soweit ich es überblicken kann, werden die Kritiker nie konkret. Wovon, um alles in der Welt, reden diese Herrschaften eigentlich?!
Man kann sich kaum intensiver mit Prägenitalität beschäftigen als Reich und seine Schüler! Elsworth Baker ist sogar so weit gegangen, eine bisher unbekannte „okulare“ Stufe noch vor der oralen Stufe zu postulieren. Die gesamte Charakteranalyse Reichs beruht geradezu auf dem Konzept der Prägenitalität!
Geht es den Kritikern vielleicht gar nicht so sehr um die psychotherapeutische Theorie und Praxis, sondern vielmehr um den Geschlechtsakt selbst? Stellen sich die Kritiker vor, es wäre im Sinne Reichs die geschlechtliche Erregung auf die Genitalien zu beschränken? Das wäre schlichtweg die Negation dessen, was sich Reich unter „Genitalität“ (orgastischer Potenz) vorgestellt hat! Oder glauben die Kritiker allen Ernstes, daß Reich die Ansicht vertreten habe, Küssen (Oralität) und Geruchserotik (Analität) dürften libidinös nicht besetzt sein und man es grundsätzlich nur im Finsteren in der Missionarsstellung machen dürfe, wenn man „genital“ sein wolle?
Oder geht es diesen Kritikern um die Verteidigung von Perversionen wie Sadomaso, Homosexualität und, – vielmehr fällt einem auch kaum spontan ein, ähh, – die lebenslange Beschränkung auf „Oralsex“? Was gäbe es da zu verteidigen, denn es ist allzu offensichtlich, daß es eine genuin „prägenitale Sexualität“ gar nicht gibt! Sadomaso ist nichts anderes als die Karikatur von genitaler Betätigung. Homosexuelle Paare tun nichts anderes als heterosexuelle Beziehungen nachzuspielen. Und alle Spielarten, die sich ein pornographischer Geist mit einiger Mühe auszudenken vermag, schöpfen ihre Energie ausschließlich aus der Genitalität.
Das Gerede von „Reichs Fetischisierung der Genitalität“ trägt nicht. Es ist eine sinnleere Folge von Lauten. Und es zeugt von der ganzen Irrationalität der Massen, die letztendlich auf deren Genitalangst zurückgeht, daß dieser Unsinn überhaupt in Erwägung gezogen wurde!
Manchmal drücken sich die Kritiker des Reichschen Fetischismus auch etwas verdeckter aus. Dann ist davon die Rede, Reich habe eine „idealistische Pseudonatur“ postuliert. Diese Kritik mag zwar hochintellektuell klingen, ist in Wirklichkeit aber dermaßen dumm… Ich meine, wer idealisiert hier eigentlich die Sexualität? Alle anderen Körperfunktionen haben einen ziemlich schmalen Bereich, in dem man von „gesundem Funktionieren“ sprechen würde. Das reicht von den unterschiedlichsten Reflexen bis zur Art des Gehens. Kann mir jemand erklären, warum es ausgerechnet im Bereich der Sexualität keine Pathologie geben soll?!
Und man komme mir nicht mit der welterschütternden Erkenntnis, daß die menschliche Sexualität nicht auf Biologie reduzierbar sei! Genau das ist nämlich das zentrale Argument Reichs und seiner Schüler. Genauso, wie sich bei ihnen alles um die Prägenitalität dreht, ist bei ihnen auch die Beeinflussung der schier unendlich formbaren Sexualität durch die Gesellschaft das alles überragende Thema.
Es ist vollständig sinnlos hier weiterargumentieren zu wollen, schlichtweg weil die psychophysiologische Forschung eindeutig zeigt, was gesunde und was ungesunde Sexualität ist.
Eng verbunden mit dieser Untergrabung des genitalen Primats ist der Trend zum „Unisex“ in der Männer- und Frauenmode. Die Verwischung der sexuellen Grenzen und die psychosexuelle Verwirrung, die mit der Prägenitalität einhergeht, zeigt sich deutlich im Aufstieg der vielen androgynen Gesangsidole, die heute en vogue sind – mit ihren engen Hosen, hohen Absätzen, glitzernden Westen und wallenden Locken. Teenager finden sie leicht anbetungswürdig, weil eine Unisex-Fassade für sie viel weniger sexuell bedrohlich ist als ein Symbol offener Männlichkeit.
Ein weiterer Aspekt ist der Umsturz des vaginalen Orgasmus durch Masters und Johnson (6) zugunsten der Theorie, dass „ein Orgasmus ein Orgasmus ist“, egal was ihn auslöst. Dieser Ansatz negiert vollständig den sexualökonomischen Wert des genitalen Primats und die klinische Beobachtung, dass nur der umfassende genitale Orgasmus die Energieökonomie regulieren und die Freiheit von Panzerung und Neurose aufrechterhalten kann. Anstelle des „genitalen Orgasmus“ ist der „multiple Orgasmus“ zu einem begehrten Aushängeschild sexueller Leistungsfähigkeit geworden. Sexualökonomen hingegen wissen sehr wohl, dass multiple Orgasmen lediglich das Unvermögen widerspiegeln, die vollständige orgastische Konvulsion zu erreichen, die mit der orgastischen Potenz einhergeht.
Ein weiterer damit zusammenhängender Trend ist die sich ändernde Einstellung von Klinikern zur Homosexualität. Es gibt heute viele Psychiater, die den Standpunkt vertreten, dass ein Homosexueller „völlig normal“ ist – was wiederum eine abgrundtiefe Unfähigkeit zeigt, prägenitale von genitaler Sexualität zu unterscheiden. Eine so schwerwiegende Abweichung nicht als pathologisch zu betrachten, ist eine reine Ausflucht und erweist dem Homosexuellen selbst einen großen Bärendienst. Er braucht professionelle Hilfe und Verständnis, keine Apologeten.
Vielleicht am kontaktlosesten von allem ist der massive Zusammenbruch der Privatsphäre in persönlichen Angelegenheiten, die alle gesunden Menschen zu bewahren trachten. Ich beziehe mich nicht auf falsche Sittsamkeit, sondern auf den Sinn für Zartheit beim Liebesspiel, die bei denen zu finden ist, die wirklich zur Liebe fähig sind. Sie zeigt sich vielleicht beispielhaft in der Einstellung der Trobriander zum Geschlechtsverkehr zwischen einem Mann und seiner Frau. Die größte Beleidigung, die man dem trobriandischen Mann machen kann, ist, ihm zu sagen, er solle mit seiner Gattin „zusammensein“, was schließlich eine ausgemachte Sache zwischen den Ehepartnern ist. Dies liegt daran, dass der Trobriander das Eindringen von außen in etwas für ihn sehr Kostbares und Liebes ablehnt und es als Verletzung der Privatsphäre betrachtet. Dies steht in scharfem Kontrast zu der Grobheit, dem Exhibitionismus und dem Voyeurismus von Gruppensex und Frauentauschpraktiken, bei denen die sexuelle Umarmung zu einer beiläufigen Geste geworden ist, ohne jedes tiefe Gefühl oder Sensibilität. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung Reichs, dass orgastisch potente Individuen während des Sexualaktes keine Scherze machen oder gegenüber dem anderen vulgäre Ausdrücke benutzen.
Literatur
6. Masters, W. H. and Johnson, V. E.: Human Sexual Response. Boston: Little Brown, 1966
[Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Charles Konia. Journal of Orgonomy, Jahrgang 7 (1973), Nr. 1, S. 40-58. Übersetzt von Robert Hase]
Übernachgiebigkeit in nicht-sexuellen Angelegenheiten ist ein weiterer Fallstrick der modernen Kindererziehung. Für die emotionale Gesundheit braucht das Kind nicht sofortige Befriedigung jeder Laune und jedes Wunsches. Viele Eltern, die zu echter Warmherzigkeit nicht fähig sind, überhäufen ihre Kinder mit materiellen Gütern als Ersatz für den Kontakt. Sie versäumen es, dem Kind beizubringen, Rücksicht auf die Rechte der anderen zu nehmen. Sie verzichten auch darauf, das Kind anzuleiten oder ihm ein Gefühl der Verantwortung zu vermitteln. Das Kind wächst zu einem egozentrischen kleinen Monster heran, das denkt, die Welt schulde ihm eine Versorgung, für die es sich nicht im Geringsten anstrengen muss. Es ist übermäßig verwöhnt worden, hat aber gleichzeitig nie einen wirklichen, bedeutungsvollen Kontakt erlebt, ist also im Kern liebeshungrig, angespannt und unglücklich mit seinem Füllhorne, ohne überhaupt zu wissen warum. Das ist weit entfernt von der von Reich empfohlenen Selbstregulierung, bei der zwar die Grundbedürfnisse befriedigt, aber auch Grenzen gesetzt werden. Hier herrscht genau das Gegenteil vor.
Der Aufstieg der Pornografie ist ein weiterer starker Indikator für eine gescheiterte sexuelle Revolution und hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das gesellschaftliche Leben, trotz der Beteuerungen ihrer Apologeten, dass sie harmlos sei. Kinder werden durch Comics, Filme und die kontaktlose Attitüde ihrer Eltern frühzeitig sexueller Überstimulation ausgesetzt. Aber ist das Genitalität, die sich herausbildet? Ganz im Gegenteil. Pornografie stimuliert immer die prägenitalen Triebe und erzeugt daher aus sexualökonomischer Sicht mehr Spannung als sie abbaut. In dieser Situation gibt es immer einen energetischen Restbetrag zwischen dem Aufbau und der Entladung von Spannung. Dies führt dazu, dass man sich ständig mit sexuellen Sinneseindrücken beschäftigt und ihnen nachjagt, aber keine wirkliche Befriedigung findet. Es ist analog einem Menschen, der ständig hungrig ist und immer ans Essen denkt.
Hinzu kommt eine abgrundtiefe Unkenntnis der Sexualökonomie und der Rolle des genitalen Primats seitens sogenannter Experten, die mit ihren Bestsellern jede Menge Fehlinformationen über sexuelle Fragen verbreiten. Noch schlimmer ist die massive Förderung von Perversionen und prägenitalen Sexualpraktiken. Diese werden fälschlicherweise als „gesund“ und „normal“ hingestellt – als ein Weg, dem Sexualakt etwas Würze zu verleihen. Eines der groteskeren Beispiele ist die Kolumne Ratgeber-für-Liebesfragen des Penthouse Magazine, die von einer bekannten Bordellwirtinf verfasst wird. Hier kann der fragende Leser explizite Anweisungen (in einfachem Angelsächsisch) erhalten, wie man homosexuelle Handlungen, ménage à trois, Gruppensex, Analverkehr, Spanking, das Fesseln des Sexualpartners und die erotische Verwendung von Einläufen, Vibratoren und anderen Utensilien durchführt. Die implizite und explizite Botschaft lautet, dass alles möglich, alles akzeptabel, sexuell gesund und „normal“ ist. Eine meiner Patientinnen berichtete kürzlich, dass ein ehemaliger Liebhaber eines Abends mit einer Vielzahl von Geräten auftauchte, darunter Reitpeitschen und Lederriemen, die er in einem Fachgeschäft für solche Artikel gekauft hatte und die dafür bestimmt waren, den Geschlechtsakt auszuweiten. Sie zeigte ihm die Tür.
Anmerkungen des Übersetzers
e (Aus der antiken Mythologie stammendes) Sinnbild der Fülle und des Überflusses (in Gestalt eines gewundenen Hornes, aus dem Früchte und Blumen quellen). [Duden]
f 1972 erklärte sich Xaviera Hollander, ein berühmtes Callgirl und Bordellbetreiberin, bereit, eine monatliche Kolumne über sexuelle Ratschläge für das Penthouse Magazine zu schreiben: „Call Me Madam: Counsel By Xaviera Hollander“.
[Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Charles Konia. Journal of Orgonomy, Jahrgang 7 (1973), Nr. 1, S. 40-58. Übersetzt von Robert Hase]
Diese Arbeit von Klaus Heimann spiegelt die Orgonomie in Deutschland bzw. das orgonomische Wissen in Deutschland Mitte/Ende der 1970er Jahre wider. In diese Zeit reichen die Bemühungen zurück, die Orgonomie in Deutschland, nach der restlosen Zerstörung erster Anfänge auf deutschem Boden, die 1933 erfolgte, erneut zu etablieren. Das damalige orgonomische Wissen ist der Ausgangspunkt des NACHRICHTENBRIEFes und sollte deshalb von jedem, der neu zu unseren Netzseiten stößt, als Einführung gelesen werden, damit wir alle eine gemeinsame Grundlage haben. Klaus Heimanns Arbeit hat den Zauber des Anfangs an sich und möge in einer neuen Generation das Feuer von neuem entzünden:
1927 beschrieb Reich, wie von der gesunden Frau beim Höhepunkt der Atem angehalten wird, was von heftigem Atmen abgelöst wird, „das sich bei der Frau gewöhnlich in Schreien auflöst“ (Die Funktion des Orgasmus, S. 25). In der revidierten Fassung von 1944 ist dieser Satz schlichtweg gestrichen (Genitalität, S. 41), desgleichen zuvor 1942 in Die Entdeckung des Orgons, Band 1 (Fischer TB, S. 82). Und da, wo es 1927 noch hieß, daß das Atmen in der Erregung „frequenter“ wird, wird er in der neuen Fassung „tiefer“.
1942 ergänzt er:
Die Frauen reagieren auf die Orgasmusangst verschieden. Die meisten halten den Körper mit halbbewußter Aufmerksamkeit ruhig. Andere bewegen ihn sehr forciert, weil die sanfte Bewegung allzu starke Erregung bewirkt. Die Beine werden aneinander gepreßt. Das Becken wird zurückgezogen. Zum Zwecke der Bremsung der orgastischen Empfindung wird er Atem regelmäßig angehalten. Das letzte sah ich merkwürdigerweise erst 1935. (Die Entdeckung des Orgons, Band 1, S. 124f, Hervorhebungen hinzugefügt)
Bei der Beschreibung der Behandlung eines zwangsneurotischen Charakters wird von Reich nachträglich ebenfalls ein ganzer Satz gestrichen. Hier geht es um die Forderung nach sexueller Abstinenz, nachdem der Patient in einen „Zirkel“ gefangen ist zwischen Befriedigung im Geschlechtsakt, darauffolgendem Verschwinden der Symptomatik und deren Wiederkehr nach einigen Tagen. Sexuelle Abstinenz bis zum Erfolg der Analyse sollte das durchbrechen. Aus sexualökonomischer Sicht war dieses psychoanalytische Vorgehen natürlich absurd! (Die Funktion des Orgasmus, S. 25).
Reich wandte sich dagegen, den Patienten die angebliche „Ersatzbefriedigung“ des Geschlechtsverkehrs während der Behandlungszeit zu verbieten, damit die Symptome klarer hervortreten. Gerade diese Regel würde das Behandlungsziel hintertreiben: die Freilegung der Genitalität. In der psychiatrischen Orgontherapie gilt allenfalls, daß der Patient etwa 24 Stunden vor der Sitzung keinen Geschlechtsverkehr haben sollte, damit die Blockaden besser hervortreten.
Forscher der University of Cambridge konnten zeigen, daß hunderte von Blumenspezies die Fähigkeit entwickelt haben, ätherische Halos aus blauem Licht auszubilden, die, da ultraviolett, für Menschen unsichtbar sind. Sie locken damit Bienen, Hummeln, etc. an. Diese blauen Halos werden von Strukturen im Nanobereich erzeugt, die angeordnet sind „wie Pakete von trockenen Spaghetti“. Mit ihrer Hilfe können die Blütenblätter das Sonnenlicht so reflektieren, daß „blaue Halos“ entstehen.
Bei Gewitterwolken kann man vom Erdboden, insbesondere aber aus dem Weltall ebenfalls blaue Erscheinungen sehen, blaue Blitze, „blaue Jets“, ein blaues Glühen, etc. In Äther, Gott und Teufel und anderswo hat Reich auf zahllose Beispiele für blaue Lichterscheinungen in der Natur hingewiesen, die Ausdruck der „blauen Orgonenergie“ seien. Man schaue sich nur Gletscher und Eisberge an!
Dafür hat die „Schulwissenschaft“ natürlich jeweils eine Erklärung, der Punkt ist jedoch das „jeweils“. Das ist nicht anders als bei anderen Erscheinungen. Beispielsweise hat der Geschlechtsakt, ein Wirbelsturm und eine Galaxie, nichts, wirklich NICHTS, miteinander zu tun. Die jeweiligen, wenn man so will, „Überlagerungen“ haben jeweils spezifische Erklärungen, die nacheinander etwas mit Evolutionsgeschichte, Atmosphärenphysik und Astrophysik zu tun haben. Für Reich waren sie jedoch Ausdruck ein und derselben energetischen Vorgänge in unterschiedlichen Funktionsbereichen. Genauso ist es mit den Erscheinungen „blauen Lichts“ bestellt.
Was nun Gewitterwolken betrifft, hat Reich mit seinen Messungen der atmosphärischen Orgonkonzentration (To–T) und der Orgonspannung (Eo–E), direkten atmosphärischen Beobachtungen (siehe etwa Äther, Gott und Teufel) und dem Cloudbuster praktisch gezeigt, daß das Blau tatsächlich mit dem Orgon verbunden ist. Und was die „blaue Halo“ um Blüten betrifft, sei nur auf Loretta Lanes (Pseudonym von Louisa Lance) Aufsatz “Effects of the ORAC on Growing Plants“ (Journal of Orgonomy, May 1977) verwiesen, wo sie aufgrund ihrer Messungen nach der Orgonbestrahlung von Pflanzen darauf schließt, daß Blüten (aus denen sich Früchte entwickeln) etwas mit der Entladung überschüssiger Orgonenergie zu tun haben könnten.
Nichts davon ist ein „Beweis“. Es geht auch gar nicht darum irgendwas zu beweisen, sondern um einen anderen FORSCHUNGSANSATZ, der nach den gemeinsamen Funktionsprinzipien in der Natur sucht.
Seit jeher ist es ein Rätsel, warum Frauen einen Orgasmus haben. Lange Zeit wurde ihnen die „Befähigung“ zu demselben sogar rundweg abgesprochen. Für Biologen ist er so ein Rätsel, weil sich der evolutionäre Vorteil eines weiblichen Orgasmus nicht recht erschließen will. Die neuste Theorie ist, daß bei den frühen Säugetieren der Eisprung durch den Geschlechtsakt selbst ausgelöst wurde, womit der Orgasmus bei den Weibchen eine ähnliche Rolle spielte, wie der Samenausstoß bei den Männchen. Erst später erfolgte bei Herdentieren wie den Schimpansen, die ständig Sexualpartner haben, der Eisprung in regelmäßigen monatlichen Zyklen. Die ursprünglich notwendige Stimulierung des Eisprungs würde den Orgasmus erklären, zumal sich die Klitoris ursprünglich innerhalb der Vagina befand und erst im Verlauf der Evolution nach außen wanderte. Der weibliche Orgasmus habe sich dabei sozusagen verselbständigt und, wenn er nicht funktionslos geworden sei, habe er vielleicht andere Funktionen übernommen, etwa die Paarbindung durch Ausschüttung entsprechender Glückshormone.
Was bei diesen Überlegungen immer unter den Tisch fällt, ist die naheliegende Funktion des Orgasmus: die Abfuhr überschüssiger biologischer Energie, um ein möglichst hohes Energieniveau aufrechterhalten zu können. Dies gilt gleicherweise für Mann und Frau. Diese Funktion würde auch erklären, warum es so drastische Folgen für das psychische und körperliche Wohlbefinden hat, wenn der Orgasmus durch Störungen „ruiniert“ wird. Der Orgasmus ist ohne Zweifel kein bloßer Irrläufer der Evolution, auf den man ebensogut verzichten könnte!