Posts Tagged ‘das Heilige’

Max Stirner, Soter (Teil 8)

9. Mai 2025

Obwohl bei Stirner wenig bis nichts von der Sehnsucht nach genitalem Kontakt die Rede ist, sondern nur von der jugendlichen Sehnsucht nach dem jenseitigen „Idealen“ als Ersatzkontakt, entsprechen seine Ausführungen über die Struktur des Ich doch weitgehend Reichs Entdeckungen über die Struktur des Lebendigen, wie er sie 1951 in Die kosmische Überlagerung ausgeführt hat. Aus der massefreien Orgonenergie geht durch Überlagerung Materie im allgemeinen und die jedes Lebendige umhüllende Membran im besonderen hervor. Der so entstehende Widerspruch zwischen freier Orgonenergie und materieller Einschränkung ist Grundlage aller Entwicklung. Im emotionalen Bereich äußert sich dieser Gegensatz in der „kosmischen Sehnsucht“, d.h. dem Streben, sich aus der Membran wieder zu befreien. Das ist die gemeinsame Grundlage der Genitalität (das untere Ende des Orgonoms) und des Denkens (das obere Ende des Orgonoms).

Wie Reich bereits 1941 schrieb (Reich: Biophysical Functionalism and Mechanistic Natural Science, International Journal of Sex-Economy and Orgone Research 1(2), July 1942, S. 97-107), konnte der Mensch, der von jeher das kosmische Orgon in sich spürte, sich nur als Objekt und Werkzeug dieser Macht empfinden – der er sich gerne unterwarf, da sie ihm orgastische Erfüllung in Aussicht stellt. Dies erkläre, warum sich der Mensch so gerne und widerstandslos religiösen Gefühlen hingibt. Erst er, Reich, sei weitergegangen und habe diese Energie, die bisher als unerkennbarer Gott mystifiziert wurde, wissenschaftlich zugänglich und handhabbar gemacht. Erst er, Reich, habe die Angst vor dem Numinosen, dem Tabu, dem Heiligen überwunden.

Die ultimativ atheistische Haltung Stirners ist demnach nicht etwa eine Entfremdung von der kosmischen Orgonenergie und wahrhaft „religiösen“ Gefühlen im Sinne von echtem Kontakt zur Natur. Ganz im Gegenteil: es ist die Befreiung des „Triebes nach Selbstauflösung“ und die Abkehr von jedweder Entfremdung. Wenn Stirner gegen das „Heilige“ angeht, dann meint er Unaufgeschlossenheit (Un-Auf-Geschlossenheit) und natürlich nicht irgendwelche spontan aufkommenden natürlichen Gefühle, die man gegenüber seiner Geliebten, seinen Kindern, seinen Eltern, etc. hegt. Nicht das will er desavouieren, sondern alles, was keine spontane Sache des Herzens ist, sondern eine anerzogene „Gewissenssache“ (Der Einzige, S. 77) – im Sinne von „Über-Ich-Sache“.

Stirner unterscheidet beispielsweise zwischen dem Stolz einer Nation „anzugehören“, also ihr Eigentum zu sein, und dem Stolz eine Nationalität sein Eigentum zu nennen, genauso wie man etwa auf seine Körperstärke oder irgendeine andere seiner Eigenschaften stolz ist (Der Einzige, S. 270). Man ist „bezaubert“, „geht mit“, das Lächeln ist ansteckend, der Schmerz des anderen rührt einem das Herz, etc. Imgrunde ist es gar kein „Egoismus“ im Sinne von „Kalkül“, sondern ein spontanes Ausgreifen, eine Expansion des eigenen Egos: zeitweilige Erstrahlung („Gefühlsraum“). Im Unterschied dazu die Besessenheit und die „Liebe“, die der Papst predigt: unterschiedslos, unwandelbar und – letztendlich zynisch bedacht.

„Blind und toll wird die Liebe dadurch, daß ein Müssen sie meiner Gewalt entzieht (Vernarrtheit), romantisch dadurch, daß ein Sollen in sie eintritt, d.h. daß der ‚Gegenstand‘ Mir heilig wird, oder Ich durch Pflicht, Gewissen, Eid an ihn gebunden werde. Nun ist der Gegenstand nicht mehr für Mich, sondern Ich bin für ihn da“ (Der Einzige, S. 326). Man soll das achten, was die Menschen heilig halten, also ausgerechnet das, was sie zu gemeingefährlichen Trotteln macht. „Umgekehrt spricht sich der Egoist aus. Darum gerade, weil Du etwas heilig hältst, treibe Ich mit Dir mein Gespötte und, achtete Ich auch Alles an Dir, gerade dein Heiligtum achte Ich nicht“ (Der Einzige, S. 311).

Stirner hat den Weg zum Lebendigen geebnet, ist gegen die Kontaktlosigkeit angegangen, dem das Lebendige durch rigide Begriffe, Gesetze, Vorgaben ausgesetzt ist. Man denke vor allem an die „Moral“, aber auch allgemein an das Denken in Begriffen. Du bist dann nicht mehr das konkrete „Du“, sondern nur jemand, der für irgendeinen abstrakten Begriff steht! Descartes‘ cogito ergo sumhabe, so Stirner, den Sinn: „Man lebt nur, wenn man denkt!“ Auf diese Weise lebe nur der Geist. „Ebenso sind dann in der Natur nur die ‘ewigen Gesetze’, der Geist oder die Vernunft der Natur das wahre Leben derselben. Nur der Gedanke, im Menschen, wie in der Natur, lebt; alles Andere ist tot! Zu dieser Abstraktion, zum Leben der Allgemeinheiten oder des Leblosen muß es mit der Geschichte des Geistes kommen. Gott, welcher Geist ist, lebt allein. Es lebt nichts als das Gespenst“ (Der Einzige, S. 94). „Und was heißt vernünftig sein? Sich selbst vernehmen? Nein, die Vernunft ist ein Buch voll Gesetze, die alle gegen den Egoismus gegeben sind“ (Der Einzige, S. 372).

Nur Entfremdete, von Gespenster Besessene kümmern sich etwa um „die Sache der Menschheit“, der sie sich und andere opfern. Der sich selbst Genießende hingegen gibt sich wie ein Tier dem Fluß des Lebens hin. Wie dem „schweinischen“ Tiere, geht es ihm immer nur um seinen Lustgewinn, nie „um die Sache“ (Der Einzige, S. 400): „Kinder (…) haben kein heiliges Interesse und wissen nichts von einer ‚guten Sache‘. Desto genauer wissen sie, wonach ihnen der Sinn steht, und wie sie dazu gelangen sollen, das bedenken sie nach besten Kräften“ (Der Einzige, S. 392).

Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 13)

11. November 2024

Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 13)

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 21)

2. Mai 2024

Hermann Schmitz hat LaMettrie, Stirner und Reich nicht mal im Ansatz wirklich begriffen– und auch von Laska wurden sie ihm nicht „Schmitz-adäquat“ nahegebracht.

Schmitz möchte sozusagen „den Raum“ bzw. „das Kontinuum“ retten. Den Raum ohne Grenzflächen, den Raum als eine Art Gefühlsereignis. In der westlichen Philosophie ist der Mensch sozusagen in die „gefühllose“ Leere geworfen, in der im weitesten Sinne „Atome“ driften, die irgendwie miteinander in Beziehung gesetzt werden und Gebilde mit Grenzflächen bilden, die man wieder als „Atome“ betrachten kann. Letztendlich ist alles leer und öde und beliebig – bedeutungslos. Das ist anders beispielsweise in der Ostkirche, wo Gott das gesamte Universum und die gesamte Menschenwelt mit seinen „unerschaffenen Energien“ durchwirkt, denen sich der Mensch öffnen muß, um ganz und gar im kosmischen Corpus Christi aufzugehen. Ganz ähnlich sieht es in der animistischen Urreligion aus, wie Reich sie in Äther, Gott und Teufel beschreibt. Die Umwelt ist belebt und das Innenleben des Menschen, seine Gefühle sind nicht nur im übertragenen Sinne „subjektive Atmosphären“ bzw. „gesellschaftliche Atmosphären“, sondern sind eins mit der objektiven Atmosphäre. Man denke etwa an das ORANUR-Experiment, wo die Umwelt von Emotionen beherrscht wird.

In ihrem Buch über LaMettrie versucht Ursula Pia Jauch Jenseits der Maschine darzulegen, wie LaMettrie, der „Maschinen-Mensch“ schlechthin, es unternommen hat, die Natur „wieder zu verzaubern“. Man kann Jauchs Ansatz kritisieren als fast schon bewußten Gegenentwurf zu Laskas LSR-Interpretation, aber: nichts stand LaMettrie ferner als der maschinelle Mensch, der Roboter. Ihm ging es ganz im Gegenteil darum, das Tier im Menschen zu rehabilitieren und durch Beseitigung der menschentypischen Schuldgefühle, also des „Über-Ich“, die Trennung von der Natur rückgängig zu machen und den Menschen dergestalt wieder in die besagten „Atmosphären“ einzutauchen. Schmitz tut hingegen von vornherein LaMettrie als unbedeutenden „Kasper“ ab. Meines Erachtens macht er daß, weil er das von LaMettrie bekämpfte „Über-Ich“ als übergreifende, wenn man so will, „gesellschaftliche Atmosphäre“ retten will und er entsprechend LaMettrie als, ja, asozialen Penner verachtet.

Ähnlich mit Stirner, der für Schmitz DIE Verkörperung der Entfremdung des Menschen ist, sozusagen der ultimative Kleinbürger, der sich mit nichts und niemand identifiziert und als Gollum eine vereinsamte Existenz des „Mein, mein, mein!“ fristet. Wo doch das Gegenteil der Fall ist: Stirner will durch Beseitigung des „Über-Ich“ die Kontaktlosigkeit und den Ersatzkontakt („das Heilige“) aufheben, auf daß der Mensch (ja, „der Mensch“) wieder frei durchatmen und die Welt in ihrer ganzen Fülle genießen, sozusagen in „den Atmosphären“ sich wieder expansiv entfalten kann.

Warum Laska das gegenüber Schmitz nicht erläutert, ihn so auf freies Feld lockt und dann in offener Schlacht mit einem beherzten Stich in die Brust endgültig erledigt, ist mir ein Rätsel. Laska hätte sagen können: „Durch die Beseitigung einer trennenden Schicht (also Beseitigung der Panzerung gleich des Über-Ich) heben L und S und R ‚Grenzflächen‘ auf und machen den Weg für jene Heilung der Welt frei, die die Neue Phänomenologie doch anstrebt. Warum dann Ihre so unbedingte Gegnerschaft zu S, Ihre affektgeladene Verachtung für L und ihr demonstratives Desinteresse an R? Weil die Neue Phänomenologie von grund auf eine Lüge ist!“

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 10)

9. April 2024

Interessanterweise habe ich ähnliche Vorbehalte und Verständnisprobleme wie Hermann Schmitz was Laska betrifft. Wir beide verstehen nicht recht, was Laska mit „rationalem Über-Ich“ und dem „unbedingten Ernst“ meint, der auf dem „animalischen Lebenswillen“ beruhe. Außerdem haben wir Probleme mit Laskas Zukunfts- „Vision des ganz Neuen“ (S. 239).

Letztendlich geht es beim „rationalen Über-Ich“ und dem „unbedingten Ernst“ um Ethik. Die kann man aber m.E. nicht, wie Laska es tut, auf ein reifes Ich begründen, das seine eigenen Werte setzt und aufgrund seines „Lebenswillens“ (sic!) sich für seine Interessen einsetzt. Sie sind bzw. sie ist vielmehr unmittelbarer Ausdruck des natürlichen Lebensempfindens. Man denke an den spontanen Gerechtigkeitssinn und die Empathie von Kindern und ihren manchmal hereinbrechenden Ernst. Dieser „unbedingte Ernst“ hat nichts mit einem „Lebenswillen“ zu tun, was ohnehin ein vollkommen unpassender Begriff ist. Der „Wille zum Leben“ ist tautologischer Unsinn, wie schon Nietzsche vollkommen zu recht meinte! Aber ohnehin scheitert hier, beim „unbedingten Ernst“, jedweder Begriff. Es ist eine Atmosphäre, ein Gefühl, etwas was man, Reich zufolge, in Beethovens Musik und de Costers Thyl Uhlenspiegel erahnen kann.

Und genau hier beginnt auch mein Problem mit Schmitz, wenn er schreibt:

Menschen, wie ich sie sehe, sind nicht schöpferische Ursprünge, sondern Medien (…) Menschen sind wichtig als Medium der Darbietung von etwas, das an und mit ihnen geschieht, dem sie dienen oder sich widersetzen können, nicht dadurch, daß sie sich selber wichtig nehmen. (…) Diese Sicht halte ich der eingebildeten Souveränität entgegen, deren sich mächtig glaubt, wer das eigene (freie oder unfreie) Wollen für den Herrscher über seine Kräfte hält, wie ein absoluter Monarch über sein Land herrscht. Dieses Konzept der Autonomie schnürt das konstruktive Planen von der Ergriffenheit ab, auf die es angewiesen ist, wenn es nicht steril werden soll (…). (S. 227f)

Schmitz weiter:

Ich will nur sagen, daß ich den Menschen wesentlich als Gefäß der Resonanz für Schicksale und ergreifende Mächte verstehe, einer eigenständig weiterführenden Resonanz, in der sich denkwürdig Bedeutendes ereignet hat und weiter ereignen kann, während bloß flache Sterilität dabei herauskommt, wenn der Mensch hauptsächlich sich selbst in seiner (auch noch extensiv ausgelegten), vermeintlich angeborenen, Menschenwürde wichtig nimmt und kultiviert. (S. 231)

Es klingt zwar das ominöse „Lebensgefühl“ an, von dem ich oben sprach, gleichzeitig werden aber dem „irrationalen Über-Ich“, überhaupt dem Irrationalismus, Tür und Tor geöffnet. Das sieht man schon daran, daß Schmitz den „unbedingten Ernst“ in jedem Fall von einer „verbindlichen Norm“, der man folgt, abhängig macht.

Mit einem ähnlichen Vorbehalt muß ich Schmitz‘ Kritik an Laskas Zukunftsvision zustimmen. Es kann und darf kein „ganz Neues“ geben. Der genitale Charakter ist nicht etwas „ganz anderes“, denn jede Neurose, jeder einzelne neurotische Zug ist nichts anderes als eine bloße Übertreibung natürlicher, „genitaler“ Antriebe. Ähnliches läßt sich über die gepanzerte Gesellschaft und die Arbeitsdemokratie sagen. Ein vollkommener Neustart muß zwangsläufig in einem Desaster enden.

Beim „rationalen Über-Ich“ Laskas geht es um langfristige Ziele, die Utopie, die wissenschaftlich geleitete graduelle Überwindung von Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung etc. Dagegen wendet Schmitz grundlegend ein:

Freuds Über-Ich ist doch ein Tyrann, der dem Betroffenen die Unbefangenheit der Urteilsbildung nimmt oder einschränkt, nach Art einer fixen Idee. Wenn etwas dem sogenannten Ich, der Person, verfügbar sein soll, wird es unsinnig, den Begriff „Über-Ich“ darauf anzuwenden. (S. 240)

Schmitz setzt dagegen die „implantierende Situation“ und das „Heilige“, was formal dem entspricht, was ich soeben gegen „das ganz Neue“ geschrieben habe und dabei die Tradition heraufbeschwor, und, hinsichtlich des „Heiligen“, dem, was ich über das Lebensgefühl als Grundlage des unbedingten Ernstes schrieb. Damit will ich mich explizit nicht auf die Seite Schmitz‘ schlagen, aber ich habe meine Probleme mit Laska…

Während ich das hier schrieb, las ich zur Ablenkung etwas auf pi-news.net und stolperte in einer Art serendipity über folgenden Satz, dessen Zusammenhang uns hier nicht interessieren braucht: „In seiner Analyse dominiert der scharfe Blick eines Konservativen, der die Brauchbarkeit neuer Konzepte und Maßnahmen an ihrer Bewährung in der Realität mißt – und verwirft, was sich als schädlich erweist.“ DAS kann ich als, wenn der Begriff denn unbedingt sein muß, „rationales Über-Ich“ akzeptieren: die grundlegende Skepsis gegenüber allem Neuen, also allem, was durch seine bloße Existenz noch nicht gerechtfertigt ist, das rationale Messen an der Realität und das „tyrannische“ Zurückweisen, wenn es diesen Kriterien nicht entspricht. Alles, was wir tun müssen, damit sich dieses „rationale Über-Ich“ generell ausbildet, ist es die Kinder INSTINKTSICHER aufwachsen zu lassen. Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich. Will hochdeutsch sagen, man kann ihm nicht irgendeinen neumodischen Scheiß andrehen und keine fixe Idee kann ihn dazu bringen, Dinge zu tun, die nicht funktionieren.

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 76)

8. August 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Ein, wenn nicht der zentrale Begriff bei Stirner ist „das Heilige“. Dem Heiligen unterwerfen wir uns, weil wir blindes Vertrauen in es setzen, wir haben „den Glauben“. Heute glaubt man etwa an „die Wissenschaft“ und läßt wirklich alles mit sich machen. Die Praxis folgt blind der Theorie, statt daß die Theorie aus der Praxis erwächst und sich stets neu beweisen muß. Wobei man aber auch dessen eingedenk sein muß, daß wir alle ohne Theorie gar nicht lebensfähig wären. Ich lebe und überlebe mit Vorannahmen und Vorurteilen (etwa über Männer, die mit gezücktem Messer durch die Stadt laufen). Das bedeutet aber noch lange nicht, daß mir diese „Theorien“ heilig sind, d.h. unantastbar.

Das heilige Gesetz sagt mir, ich solle nicht morden, nicht stehlen, nicht ehebrechen etc. Die pragmatische Weisheit sagt mir, ich solle das lassen, weil es mir dann schlecht geht, entweder weil es nicht meiner Natur entspricht oder weil ich schlimme Sanktionen zu zeitigen habe. Das nennt sich Weisheit und hat nichts mit dem unhinterfragbaren „Heiligen“ zu tun, das durch Stirner bekämpft wurde. Natürlich kann man von dem „heiligen Weisheitsschatz unserer Ahnen“ sprechen, aber das ist keine unappellierbare Instanz, sondern schlichtweg „praktikabel“. Es muß ja nicht jeder von neuem „durch Schaden klug werden“. Einen hoffnungslos blaßen Menschen mit rötlichen Haaren, wie mich, vor intensiver Sonneneinstrahlung zu warnen und darauf zu hören, ist – weise, dagegen zu rebellieren Idiotie. Wobei es zugegeben natürlich auch idiotische und schlichtweg pestilente Volksweisheiten gibt… Kollektives Lernen!

Es ist ein Unterschied, ob eine Kultur auf hinterfragbaren Weisheiten beruht, die man jederzeit verifizieren kann, etwa indem man seine Hand auf eine rotglühende Herdplatte legt, oder ob man unhinterfragbare „Offenbarungen“ verinnerlicht, weil man von klein auf dazu konditioniert wurde „Ideen“ zu verinnerlichen und sich mit ihnen auf Gedeih und Verderb zu identifizieren. Das tun wir beispielsweise, wenn wir schon in Kinderkrippen den Kleinsten „Ethik“ einbleuen, statt sie einfach nur ins Gemeinschaftsleben einzugewöhnen.

Niemand kann außerhalb einer Kultur leben, will er kein autistisches, sprachloses Tier sein. Es ist aber ein Unterschied, ob man eine Maschine ist, die einem festen Programm folgt und deshalb einen Unfall nach dem anderen baut – oder, ob wir lernfähig sind und Unbrauchbares jeder Zeit über Bord werfen können. Idiot oder weise handelnder Mensch!

Alle Ethik ist in sich lebensfeindlich, da sie uns letztendlich immer paralysiert. Man denke an all die „ethischen Dilemmata“, mit denen man in die Enge getrieben wird. Das Lebendige handelt einfach gemäß dessen, was angebracht und weise erscheint. Man nehme nur die auf „ethischen Prinzipien“ beruhende Einwanderungspolitik Deutschlands, – die nichts anderes ist als VÖLKERMORD. Wir haben es mit dem Wahnsinn, wir haben es mit Wahnsinnigen zu tun, deren „Wertesystem“, deren unterhinterfragten „heiligen“ Normen nichts anderes sind als Ausdruck einer tiefgreifenden biopsychischen Störung, die uns allen das Genick brechen wird. Diese Störung nennt sich „Über-Ich“.

Wir könnten alle ein entspanntes Leben haben!

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: 4. Der Christusmord nach Matthäus / Matthäusevangelium (5,43-12,37) (Teil 1)

29. April 2022

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DER VERDRÄNGTE CHRISTUS / Band 2: Das orgonomische Testament / 4. Der Christusmord nach Matthäus / Matthäusevangelium (5,43-12,37) (Teil 1)