Der Garten Eden lag in Hamburg:
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nachrichtenbrief185
27. Dezember 2020Gepanzerte Kröten?
20. Juli 2016Wandelnde Burgen – die heutige Funktion des Schildkrötenpanzers ist klar: Er schützt die langsamen und wehrlosen Reptilien vor Feinden. Doch offenbar stand diese Funktion gar nicht am Anfang der Entwicklungsgeschichte des Panzers: Seine Urform diente allein dem Graben, legen nun neue Fossilienfunde von Vorfahren der Schildkröten nahe. Erst später in der Evolutionsgeschichte verwandelten sich die ursprünglich nur verbreiterten Rippen dann in Rüstungen.
Damit ist die ab und an vorgebrachte These vom Tisch, der Panzer der Schildkröten sei irgendwie ein Analogon zum Muskelpanzer des neurotischen Menschen; eine „abpanzernde“ Reaktion auf eine bedrohliche Umwelt, die bei den Vorfahren der jetzigen Schildkröten, frei nach Lamarck, sozusagen über Generationen hinweg „in Fleisch und Blut übergegangen ist“.
Nach Hans Hass haben wir hier vielmehr eine „Funktionserweiterung“ vor uns (Organe und Werkzeuge lassen sich für unterschiedliche Aufgaben nutzen), gefolgt von einem „Funktionswechsel“ (ein Organ oder Werkzeug, das ursprünglich für die eine Funktionserfüllung entwickelt wurde, übernimmt eine grundlegend andere). Rippen, die ursprünglich Lunge und Herz einen möglichst flexiblen und nachgiebigen Halt geben sollten, wurden verbreitert, was zwar das Atmen erschwerte und die allgemeine Flexibilität des Körpers einschränkte, aber das Graben erleichterte (Funktionserweiterung). Aus diesen Strukturen entwickelte sich schließlich etwas ganz anderes, nämlich ein maximal rigider Ganzkörperpanzer (Funktionswechsel).
Orgonomische „Soziobiologie“ (Teil 1)
25. Juni 2015Wie in Die biologische, psychologische und soziologische Struktur des Menschen (Teil 1) dargestellt, gab es in der Evolution der Tiere eine alles entscheidende Weggabelung:
- ein Zweig der Hohltiere entwickelte sich zu den Vordermündern: Würmer, Mollusken, Krebse, Spinnen und Insekten;
- der andere Zweig der Hohltiere entwickelte sich zu den Zweitmündern: Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere.
Als Höhepunkte dieser zwei Entwicklungsreihen haben bei den Insekten (neben Wespen und Bienen) die Ameisen bzw. bei den Säugetieren die Menschen „biologische Organismen höherer Ordnung“ gebildet: den Ameisenstaat und die arbeitsdemokratische Gesellschaft (bzw. ihre degenerierten Abarten). Meines Wissens sind es auch die einzigen beiden Tierarten, die sich „Haustiere“ halten und „Landwirtschaft“ betreiben.
Der auffälligste morphologische Unterschied zwischen diesen evolutionären Grundalternativen ist der zwischen dem Außenskelet (Chitinpanzer) und dem Innenskelet. Oder kurz: Im Gegensatz zum Menschen ist die Ameise gepanzert. Darauf, daß diese Art von „Panzerung“ mit der des neurotischen Menschen funktionell identisch sein könnte, hat der medizinische Orgonom Charles Konia hingewiesen:
Die unverkennbare Gleichartigkeit zwischen der Bildung der Panzerung im Menschen und die Entwicklung einer somatischen Panzerung in niederen Organismen verlangt eine sorgfältige Untersuchung. (Journal of Orgonomy, May 1986)
Wird es von außen bedroht, kommt es bei jedem Tier zu einer vorübergehenden Panzerung. So ist die Panzerung letztlich die Abwehr von Schmerzen. Nur beim Menschen ist diese Art Panzerung chronisch geworden. In diesem Zusammenhang macht der Verhaltensforscher Hans Hass im ersten Band seiner Naturphilosophischen Schriften (München 1987) eine sehr interessante Anmerkung:
Bei Tieren mit starrem Außenpanzer hat Schmerzempfindung kaum einen biologischen Wert – demnach bildete sich auch keine solche aus. Besonders deutlich zeigen das die Insekten, wie aus einem oft wiederholten, brutalen Experiment hervorgeht: Schneidet man einer trinkenden Biene vorsichtig mit einer Schere den Hinterleib ab, dann bemerkt sie dies nicht, sondern trinkt weiter. Das Getrunkene fließt dann an der Schnittstelle heraus. Je mehr ungepanzerte und demnach verletzbare Teile ein Tier hat, um so wichtiger wird für dieses die Schmerzwahrnehmung, die dann reflexhaft Flucht, Abwehrverhalten oder Gegenangriff auslösen kann. Ganz besonders gilt das für den Menschen, der nicht wie seine Säugetierverwandten durch ein Fell, also durch einen Haarpanzer geschützt ist.
Wir sind sicherlich die schmerzempfindlichsten Tiere überhaupt, was zwar unsere Entwicklung gefördert hat (da wir Strategien zur Schmerzvermeidung entwickeln mußten), aber uns auch sehr leicht muskulärer Panzerung anheimfallen ließ. Geht man weiter davon aus, daß ein Mangel an „Empfindlichkeit“ funktionell identisch mit einem Mangel an „Empfindsamkeit“ – an Emotionen – ist, kann man durchaus behaupten, daß sich der gepanzerte Mensch in Richtung auf ein insektenartiges Wesen entwickelt – seine evolutionäre Bestimmung also denkbar weit verfehlt hat. Außerdem kann man wohl mit vollem Recht sagen, daß solche absolut empfindungslosen Insekten etwas „Roboterhaftes“ an sich haben.
Aus diesem besonderen Blickwinkel heraus wollen wir jetzt zunächst den historischen Anfang der sozialen Orgonomie, bzw. das Reich „politisierende“ Ereignis vom Juli 1927 in Wien betrachten. Reich hatte eine Arbeiterdemonstration beobachtet, bei der die Polizei völlig sinnlos in die Menge schoß:
Ich hatte (…) das Empfinden: „sinnlose Maschinen“, sonst nichts. Stupid, blöde, ohne Sinn und Vernunft, ein Automatismus (…) Maschinelle Menschen! Der Gedanke kam ganz klar und unwiderleglich. Er hat mich seither nie mehr verlassen. Er war der Keim aller späteren Untersuchungen über den Menschen im Staat. Ein solcher Maschinenbestandteil war ich im Krieg gewesen. Ich hatte genauso blind, auf Befehl, ohne Denken geschossen. „Knechte der Bourgeoisie“? Bezahlte Henker? Falsch!! Nur Maschinen! (Menschen im Staat)
Diese Gedanken waren der Ausgangspunkt aller späteren soziopolitischen Überlegungen in der Orgonomie!
In Massenpsychologie des Faschismus sprach Reich später von der „maschinellen Dreieinigkeit“ – der „kompletten Identität“ des folgenden:
- der mechanistischen Wissenschaft, bzw. „Maschinenwissenschaft“, welche die Maschine zum Herren über den Menschen macht;
- der maschinell gewordenen menschlichen Struktur; der Mensch als Maschine („Maschinenmenschen“, „Maschinenautomaten“); und
- dem „wissenschaftlichen Morden“; die militaristische Gesellschaftsstruktur, die autoritäre Lebensauffassung, das sadistische Morden durch die Faschisten.
So sei der Mensch gespalten „in ein Leben nach biologischen Gesetzen (…) und ein Leben, das durch die Maschinenzivilisation bestimmt ist.“ Diese Spaltung in „Tiersein und Nichttiersein“, biologische Verwurzelung auf der einen und technische Entwicklung auf der anderen Seite“, stellt sich orgonometrisch wie folgt dar:

















