Was bedeutet der Begriff „Faschismus“? Ursprünglich beschrieb er die Einheit von Staat, Gewerkschaften, Kapitalisten, Medien und der akademischen Welt. In diesem strengen Sinne einer gleichgeschalteten Einheitsfront ist die Bundesregierung faschistisch, und zwar wörtlich, denn der Staatsapparat, die Gewerkschaften, die Kapitalisten, die Medien und die Wissenschaft sind eine große liberale Einheit: „ein Bündel“ (fascio). Reich hingegen benutzte eine lockerere Interpretation des Begriffs „Faschismus“, indem er auf den emotionalen Inhalt der Bewegung Mussolinis, Hitlers und Stalins Bezug nahm, die der Inbegriff des Funktionierens der zweiten Schicht, also der destruktiven, perversen Schicht der Charakterstruktur waren.
In der Einleitung zu Massenpsychologie des Faschismus beschreibt Reich drei Charaktere: Der genitale Charakter hat Kontakt mit seinem bioenergetischen Kern. Das ist das Reich der Arbeitsdemokratie, wie es Reich am Ende des Buches beschreibt. Der liberale Charakter geht ganz in seiner Fassade auf und der Faschist agiert aus seiner sekundären Schicht heraus. Genauer gesagt hat der schwarze Faschist einen verzerrten Kontakt mit dem Kern („Blut und Ehre“) und propagiert typischerweise ein Konzept einer mystischen „Lebensenergie“. Sowohl Hitler als auch Himmler taten dies. Ihr Gott war Odin (bzw. Wotan) und sie glaubten dementsprechend u.a. an Karl Freiherr von Reichenbachs „Od“, was sie dem „blauen Faschismus“, den ich sogleich beschreiben werde, recht nahe bringt. In ihrem Buch Hitlers Wien (1998) führt die Historikerin Brigitte Hamann aus, welchen Einfluß u.a. Reichenbach auf das Milieu hatte, aus dem Hitler und der Nationalsozialismus erwachsen sind. Beispielsweise betrachtete man das menschliche Gehirn als „Od-Akkumulator“. Tatsächlich ist Reich heute bei einigen Neonazis im Zeichen des „Vril“ überraschend populär!
Der rote Faschist, den Elsworth F. Baker in Der Mensch in der Falle beschreibt, funktioniert von seiner sekundären Schicht aus, gibt aber vor, ein Liberaler zu sein, um subversiv wirken zu können. Das rückt ihn ebenfalls in die Nähe des „blauen Faschismus“, denn genau diese „Subversion“ richtet sich gegen das Über-Ich (Panzerung). Ich erinnere daran, wie beliebt ausgerechnet die Maoistische Kulturrevolution in der „Reichianischen“ Kinderladenbewegung der 1970er Jahre war. Der denkwürdige Konnex zwischen Überwindung des Über-Ichs und dem roten Faschismus („Kulturrevolution“) erklärt auch, warum Reich eine ganze Zeitlang ein glühender Kommunist war. Auch bei manchen roten Faschisten ist entsprechend Reich bis heute eine Autorität!
Und was genau ist ein „blauer Faschist“? In der christlichen Vorstellungswelt ist das Böse bzw. der Böse jemand, der sich gegen Gottes Liebe sperrt und deshalb von ihr förmlich zerrissen wird, so wie der Grashalm auf einer Wiese, der sich vorher im Wind wiegte, von dem gleichen Wind zerbrochen wird, wenn dieser Halm verholzt und dadurch starr wird. Man denke auch an Jesu Gleichnis von dem neuen, noch gärenden Wein, der die alten brüchig gewordenen Weinschläuche zerreißt. Der Hauch des Heiligen Geistes und die expansive Liebe Gottes erzeugt entsprechend „teuflisches“ Ressentiment in verhärteten Seelen. Ein Element davon ist, daß die christliche Botschaft von den „Antichristen“ entstellt und unterminiert wird, um die so sehr schmerzende „Liebesbotschaft“ aus der Welt zu schaffen. Entsprechend erzeugt das Orgon, das in gepanzerte Organismen fließt, eine ungeheure Sehnsucht nach Erfüllung, aber gleichzeitig dabei auch einen untergründigen Haß gegen die Orgonomie, weil diese Sehnsucht nicht erfüllt werden kann. „Blauer Faschismus“ ist entsprechend das ultimative Ressentiment gegen das Leben selbst. (Das Blau bezieht sich natürlich auf die Bläue des Orgons.)















