Posts Tagged ‘Papiergeld’

Kredit und Arbeitsdemokratie

13. März 2025

In den ursprünglichen Gesellschaften hat es Tauschhandel allenfalls zwischen aneinander vorbeiziehenden Horden gegeben, die ansonsten kein Verhältnis zueinander hatten. Es ist eine instantane Interaktion von Geben und Nehmen ohne jene bioenergetische Spannung, die über sehr lange Zeit aufrechterhalten wird und die typisch für die wirtschaftlichen Interaktionen innerhalb des Stammes (und zwischen befreundeten Stämmen) ist, wo es um gegenseitige Verpflichtungen geht.

Kurioserweise werden diese Verhältnisse, bei denen es um langfristige Beziehungen geht, im Kapitalismus wiederhergestellt, wo eben nicht der Tauschhandel im Mittelpunkt steht, sondern sich alles um Kreditvergabe und -aufnahme dreht. Klassischen Tauschhandel gab es allenfalls während des Kalten Krieges, etwa mit der „DDR“ oder innerhalb der „DDR“ zwischen Betrieben am Plan vorbei, d.h. überall dort, wo die Arbeitsdemokratie zusammengebrochen war.

Arbeitsdemokratie ist Kredit, d.h. ein Netz wechselseitiger Abhängigkeiten und Verpflichtungen, und sie ist deshalb vom Geld nicht zu trennen, weshalb auch beispielsweise das anstehende digitale Zentralbankgeld von zentraler Bedeutung für die Orgonomie ist.

Für die Formulierung einer orgonomischen Theorie des Geldes kristallisierten sich mir zwei Alternativen heraus. Zunächst die Theorie von Johann Philipp Freiherr von Bethmann, von dem ich zu dessen Hochzeiten alle Bücher las:

  • Die Zinskatastrophe. Das Buch zur Krise, Frankfurt 1982
  • Der verratene Kapitalismus. Die Ursachen der Krise, Frankfurt 1984
  • Auf Inflation folgt Deflation. Unerhörte Warnungen, Frankfurt 1986
  • Die Deflationsspirale, Frankfurt 1986
  • Das Kartenhaus unseres Wohlstandes. Warum der Kapitalismus nicht triumphieren kann, Düsseldorf 1991

Schließlich wandte ich mich jedoch der in vieler Hinsicht diametralen Gegenposition von Murray N. Rothbard zu:

  • Das Schein-Geld-System. Wie der Staat unser Geld zerstört, Gräfelfing: Resch Verlag, 2000, dessen erste Auflage 1963 in den USA unter dem Titel What has the Government done to our money? erschienen ist.

In Deutschland wurde diese Sichtweise beispielsweise von dem christlich orientierten Unternehmer und Autor Roland Baader vertreten.

Zunächst einmal der Punkt, in dem sich beide Wirtschaftstheoretiker einig sind:

Merkwürdigerweise gibt es in durchweg allen kapitalistischen Wirtschaften einen bestimmten Bereich, der vollkommen von planwirtschaftlichen Prinzipien bestimmt wird, ohne daß auch nur ein Funken marktwirtschaftlichen Problembewußtseins vorhanden ist: im Bereich der „Notenbanken“.

Der Privatbankier und Autor v. Bethmann hat dieses „realsozialistische“ Geschwür, das den Kern unserer kapitalistischen Ordnung aushöhlt, dingfest gemacht: die „Geldmengensteuerung“, wie sie die amerikanische FED, die EZB und andere Zentralbanken betreiben.

v. Bethmann zeiht ihnen des „Verrats am Kapitalismus“. Ihre Geldmengensteuerung sei vergleichbar mit der sozialistischen Bewirtschaftung und müsse eines Tages genauso zum Zusammenbruch des „Realkapitalismus“ führen, wie vorher der Realsozialismus am Plan krepiert ist. Die „Geldproduktion“ regulieren zu wollen, ist gleichbedeutend mit dem Ansinnen, die Produktion „bewirtschaften“ zu wollen. „Geldmengenpolitik“ ist eine genaue Entsprechung der einstigen planwirtschaftlichen Regulierung des Produktionsprozesses im Realsozialismus. Und trotzdem geschieht dies nicht nur national, sondern sogar weltweit mit Hilfe von Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond. Doch ist beides, Güterproduktion und „Geldproduktion“ einzig eine Angelegenheit von Privatleuten, eine Funktion des privatwirtschaftlichen arbeitsdemokratischen Austausches.

Nach der gängigen Theorie ist es Aufgabe der Zentralbanken Geld zu „schöpfen“ und je nach Wirtschaftslage mit Hilfe ihrer konjunkturpolitischen Mittel, also vor allem dem Leitzins, mittels der Geschäftsbanken in die Wirtschaft fließen zu lassen, bzw. der Wirtschaft überschüssiges Geld wieder zu entziehen. Ein hydraulisches System, mit den Gremien der Zentralbanken an den Schalthebeln.

Nach v. Bethmann ist die Produktion und Vernichtung von Geld jedoch ein autonomer Prozeß, der zwischen zwei freien Wirtschaftsteilnehmern selbstbestimmt abläuft. Geld wird automatisch produziert, wenn Schulden gemacht werden. Entsprechend wird Geld vernichtet, wenn Schulden beglichen werden. Geld ist nichts anderes als die Abstraktion konkreter Forderungen eines Gläubigers gegenüber einem Schuldner, die an irgendeinen beliebigen Dritten abtrettbar sind.

Imgrunde ist jede Art von Kreditaufnahme eine Geldschöpfung. Dazu gehört auch jeder Gang in den Supermarkt, weil Kaufen und Bezahlen zwei vollkommen unterschiedliche Dinge sind: von dem Augenblick, wo ich das Produkt an mich nehme bis zu jenem, wo ich es bezahle, habe ich praktisch einen Kredit aufgenommen. Wenn ich bezahle, begleiche ich diesen Kredit und vernichte damit das „geschöpfte“ Geld wieder, indem ich meine Schuld tilge.

Man kann, auch wenn es widersinnig klingt, sagen, daß Geld beim Kaufen entsteht. Oder anders ausgedrückt: Nachfrage entsteht nicht, wenn Geld vorhanden ist, sondern Geld entsteht durch Nachfrage, da Kaufbereitschaft dasselbe ist wie Verschuldungsbereitschaft. Neues Geld entsteht mit jeder neuen Geldforderung, d.h. Geldschöpfung ist nichts anderes als Kreditschöpfung.

Da also jede Forderung potentiell Geld ist, ist seine Menge weder bestimmbar noch begrenzbar. Geldneuschöpfung ist ein autonomer, mengenmäßig prinzipiell unkontrollierbarer Vorgang.

Das Grundproblem einer derartigen Geldtheorie ist, daß hier das Geld sozusagen in der Luft hängt – und dadurch inflexibel wird. Wie der Orgonom Robert Harman in seinem Aufsatz „Practical Functional Economics“ ausführt, ist es ohne einen internationalen Goldstandard für ein Land praktisch unmöglich die eigene Währung abzuwerten, ohne auf verheerende Weise in den Kapitalmarkt einzugreifen. Als Beispiel dafür führt er China an. Harman selbst ist aufgrund seiner 35 Jahre zurückgehenden Beschäftigung mit der ökonomischen Theorie zu dem Schluß gekommen, daß, was die Funktionsweise des Geldsystems betrifft, Gold ohne (aus Krediten hervorgegangenes) Papiergeld kein „Gold“ ist und daß umgekehrt das Papiergeld ohne dieses Gold kaum mehr ist als ein Fetzen Papier (Journal of Orgonomy, Vol. 44, No. 1, S. 60).

Beiden Seiten, hier durch Rothbard und durch v. Bethmann vertreten, geht es darum, den Kapitalismus zu retten bzw. erst möglich zu machen. Die eine (die mechanistische) Seite behandelt dabei das Geld wie eine „Substanz“, die durch die Venen des Wirtschaftorganismus fließt, und verkennt, daß sich das Geld ständig verändert und es potentiell unendlich viele Arten von „Geld“ gibt („Geldmenge M1, M2, M3“). Die andere (die mystische) Seite verkennt, daß Geld ohne substantielle Basis undenkbar ist: es konnte sich nur auf der Grundlage des Austausches von Edelmetallen entwickeln und kann nur auf dieser „materiellen Grundlage“ angemessen funktionieren. (Bitcoin, obwohl „immateriell“, ist fix und nicht manipulierbar und ist von daher eine Entsprechung zu Gold!)

David Holbrook, M.D.: „ES IST DER GEDANKE, DER ZÄHLT“: DER FEHLER DES ÖKONOMISCHEN DENKENS, DAS DIE „TRICKLE-DOWN-WIRTSCHAFT“ KRITISIERT UND SICH ZUR FÖRDERUNG „ÖKONOMISCHER GLEICHHEIT“ BEKENNT / PSEUDO-LIBERALE PROJEKTION / EHEMALIGE LIBERALE SIND DIE BESTEN KONSERVATIVEN: EIN ABRIß MEINER REISE VON DER LINKEN ZUM KONSERVATISMUS / MEINE ANTWORT AN EINEN PSEUDOLIBERALEN, DER MICH ALS „GRUSELIGEN RASSISTEN“ BEZEICHNETE

6. August 2020

 

DAVID HOLBROOK, M.D.:

 

„Es ist der Gedanke, der zählt“: der Fehler des ökonomischen Denkens, das die „Trickle-Down-Wirtschaft“ kritisiert und sich zur Förderung „ökonomischer Gleichheit“ bekennt

 

Pseudo-liberale Projektion

 

Ehemalige Liberale sind die besten Konservativen: ein Abriß meiner Reise von der Linken zum Konservatismus

 

Meine Antwort an einen Pseudoliberalen, der mich als „gruseligen Rassisten“ bezeichnete

 

Orgonometrie (Teil 3): Kapitel 19

7. Juni 2019

orgonometrieteil12

19. Die orgonomische Bio-Ökonomie

Papiergeld und Warengeld

9. September 2015

Die Österreichische Schule der Ökonomie glaubt, daß Papiergeldsysteme alles andere als selbstverständlich oder gar „naturgegeben“ sind. Sie haben gegenüber Warengeldsystemen (Gold, Silber, Kupfer und andere Edelmetalle) keine Vorteile und sind inhärent instabil.

Erst 1973 wurde der Goldstandard endgültig abgeschafft und das erste Mal in der Geschichte haben wir heute weltweit ein Papiergeldsystem. Bisher sind alle Papiergeldsysteme zusammengebrochen, entweder indem man rechtzeitig zum auf Waren (meist Gold und Silber) basierten System zurückkehrte oder indem es zur Hyperinflation und infolge zum gesellschaftlichen Kollaps kam. Alles sieht danach aus, als würde auch das gegenwärtige System so enden. Nur, daß diesmal der Zusammenbruch den gesamten Planeten umfassen wird.

Der Unterschied zwischen den Papier- und Warengeldsystemen liegt darin, daß die Menge des Papiergeldes flexibel ist, während Warengeld mehr oder weniger fix ist. Beispielsweise konnten Bush und Obama die Krise von 2008 überwinden, indem sie Unmengen von frischem Geld in die Wirtschaft pumpten. In einem System mit Warengeld wäre dies unmöglich, da Geld zunächst einmal erwirtschaftet werden müßte.

Hieran sieht man bereits das Grundproblem: das, was das ganze System am Leben erhält, da es den Austausch von Gütern ermöglicht, das Geld, wird verwässert und alle ökonomischen Regeln willkürlich außer Kraft gesetzt. Imgrunde ist es das gleiche System wie einst im Ostblock.

Das Gegenargument lautet meist: wir leben in einer wachsenden Wirtschaft und brauchen deshalb auch eine wachsende Geldmenge. Die Antwort darauf lautet, daß Geld dem Tausch dient und deshalb (in vernünftigen Grenzen) jede Menge an Geld paßt. Wenn sich entsprechend auch alle anderen Preise anpassen, ist es vollkommen egal, ob ein Auto EUR 60 000 kostet oder EUR 600, ein Fahrrad EUR 600 oder EUR 6, eine Flasche Olivenöl EUR 6,00 oder EUR 0,06. „Geldmengensteuerung“ ist planwirtschaftlicher Unsinn.

Statt wie im Papiergeldsystem, wo alles immer teurer wird (Inflation), kommt es in einem Warengeldsystem zu einer natürlichen Deflation: alles wird ständig billiger. Gegenwärtig sehen Ökonomen in der Deflation das schlimmste überhaupt, was geschehen kann, doch das zeigt nur, daß das Papiergeldsystem die Wirtschaft sozusagen „auf Droge“ gesetzt hat (siehe dazu Der Kult der Expansion).

Die Zentralbanken können so viel Geld produzieren, wie sie wollen – vollkommen willkürlich. Und tatsächlich bestimmt heute die Geldzufuhr den Zustand der Ökonomie, nicht umgekehrt, wie uns gerne weisgemacht wird. Hinzu kommt das „Mindestreserve-Bankwesen“: du hinterlegst EUR 100 bei der Bank, die es jemandem anderen verleiht, die Geldsumme hat sich also verdoppelt. Du sagst, du besitzt die EUR 100, und derjenige, der diese EUR 100 von der Bank als Kredit erhalten hat, behauptet ebenfalls diese EUR 100 zu besitzen.

Statt, daß Investitionen durch Ersparnisse finanziert und entsprechend verantwortlich (d.h. arbeitsdemokratisch) gehandelt wird, entsteht ein System vollkommener Verantwortungslosigkeit, das zwar zunächst zu einer Scheinblüte führt, aber über kurz oder lang zusammenbrechen muß. Man denke nur an die Immobilienblasen, die schon geplatzt sind und noch zu platzen drohen!

Und was das Zinssystem betrifft: Zinsen signalisieren, wie dringend das vorhandene Geld jetzt ausgegeben werden muß. Hohe Zinsen zeigen an, daß das Geld hier und jetzt benötigt wird („Ich leihe dir kein Geld!“), niedrige Zinsen zeigen an, daß der Konsum auch später erfolgen kann („Ich leihe dir sehr gerne Geld!“). Ökonomische Selbststeuerung der Gesellschaft!

Gegenwärtig wird durch künstlich billig gehaltenes Geld die Überexpansion angeheizt (es wird trotz Krise kräftig investiert) und vollkommen falsche ökonomische Signale gesendet (nämlich die, den Konsum zu drosseln – Kontraktion). Ein einziges Tohuwabohu. Früher oder später wird das Weltwirtschaftssystem über seine eigenen Füße stolpern.

Die Gegenwahrheit zu dieser Position der „Österreichischen Schule“ ist augenfällig: Die Wirtschaft ist nicht nur ein „objektives“ hydraulisches System, durch das Geld und Waren fließen, sondern es geht in ihr in erster Linie um „subjektive“ emotionale Erregungszustände. Es geht auch nicht nur um den Ausgleich irgendwelcher Ungleichgewichte, sondern um das unvorhersehbare Erschaffen „aus dem Nichts“. Ein schönes Beispiel ist der Milliardär Donald Trump, der mit einem Startkapital von 6 Millionen Dollar anfing. Daß er das innerhalb von vier Jahrzehnten vertausendfacht hat, bedeutet nicht, daß er („global gesehen“) anderen etwas weggenommen hat. Es ist schlicht mehr da, als es ohne ihn gegeben hätte. Von daher ist die Geldschöpfung „aus dem Nichts“ nicht so irrational, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag.

Anlagebetrüger treten „wie Donald Trump auf“ und geben vor, daß sie das Geld ihrer „Kunden“ auf wundersame Weise, quasi aus dem Nichts vermehren können. Der Unterschied zwischen Trump und einem Betrüger besteht darin, daß, obwohl sich auch bei letzterem alles um den Namen und das Image dreht, Trump sich einen Namen in der realen Welt gemacht hat und er von realen Dingen getragen wird, d.h. er hat sozusagen Substanz, während der Betrüger nichts weiter als Schall und Rauch ist. Das entspricht dem heutigen Weltfinanzsystem, das sich vollkommen von der Substanz, dem Gold, getrennt hat und glaubt, mit Gelddrucken („Hilfspakete“) Länder wie die USA oder Griechenland retten zu können, weil das auf mystische Weise angeblich irgendwelche „Impulse setzt“. Das gegenwärtige Weltwirtschaftssystem ist eine merkwürdige Mischung aus Mystizismus und Mechanismus („quantitative easing“), die nur durch eine funktionelle Ökonomie überwunden werden könnte, die sowohl die emotionalen als auch die „realen“ Aspekte der Wirtschaft berücksichtigt, ohne daß es zu mechano-mystischen Kurzschlüssen kommt.

papierwaren

Es bedarf orgonotischen Kontakts, um die qualitativen und quantitativen Aspekte des ökonomischen Systems richtig zu bewerten; zu erkennen, daß sich in der Wirtschaft alles um Emotionen dreht, d.h. die Einschätzung der Zukunft (Kreditvergabe), dies aber stets durch „Realitäten“ (insbesondere die weitgehend fixe Goldmenge in der Welt) fundiert und im Rahmen gehalten werden muß, damit das System nicht außer Kontrolle gerät. Das Gold gemahnt ständig an die Wirklichkeit, d.h. die „Endlichkeit“.

Die Österreichische Schule will nicht wahrhaben, daß es auch zu Zeiten des Goldstandards nie ein reines Warengeld gegeben hat, sondern daß die Golddeckung wegen der Kreditvergabe der Banken tatsächlich stets nur marginal war; bzw. daß diese fehlende Golddeckung nicht einfach nur „Betrug“ war, – den man ohnehin niemals wird unterbinden können. Das bedeutet aber umgekehrt nicht, daß man auf die Golddeckung ganz verzichten kann, wie heute die gängige ökonomische Lehre glaubt. Das Gold ist wie jede „Substanz“: sie hindert am „Abdriften“. Auch wenn die Analogie etwas abwegig klingt: ohne Reibung und Gravitation würden wir hilflos im Nichts driften – ohne Goldstandard driftet die Weltökonomie in die Katastrophe. Siehe Robert Harmans Ausführungen.

Wie dieses „Abdriften“ konkret aussieht, ist etwa ersichtlich, wenn man die Produktivitätssteigerung mit der Lohnsteigerung vergleicht. In den USA liefen die beiden Graphen bis 1973 parallel. Danach stieg die Produktivität weiter im gleichen Tempo an, während die Löhne seitdem weitgehend auf dem gleichen Niveau verharren.

9265

Reich, Marx und die Charakterlosigkeit (Teil 2)

4. Juli 2013

Was ist Geld? Geld kann man gegen fast alle gängigen Güter und Dienstleistungen tauschen. Natürlich nicht in alle, denn manches wird an bestimmte Personen oder generell nicht gegen Geld getauscht. Nicht alles ist käuflich! Es gibt entsprechend eine Sphäre jenseits des Geldes. Etwas, was man bei derartigen Erörterungen gerne unter den Tisch fallen läßt.

Also, Geld ist ein universelles Tauschmedium. Entsprechend kann man es mittels dreier „Universalien“ erklären:

  1. Materiell, d.h. mit einem Gut, das in alle anderen Güter umgetauscht wird. Gemeinhin ist das Gold oder ein anderes Edelmetall. Nach dem Krieg waren es zeitweise und in beschränktem Rahmen Zigaretten. Jedenfalls werden diese Zahlungsmittel mit ungeheuren Emotionen aufgeladen. Sie senden für den Menschen einen universellen Schlüsselreiz aus, der alle anderen Schlüsselreize in sich vereinigt und jeden einzelnen von ihnen in den Schatten stellt. (ORGONOTISCHE LADUNG)
  2. Ein gesellschaftliches Verhältnis: die Schuld. Man geht eine Verpflichtung ein und diese kann prinzipiell an andere abgetreten werden. Das unendlich sich ausbreitende Geflecht gegenseitiger Verpflichtungen, die den ganzen Planeten und beliebig lange Zeiträume umspannen kann, macht den Kern der Arbeitsdemokratie aus. (ORGONOTISCHE SPANNUNG)
  3. Abstrakte, d.h. vergleichbare Arbeit. Wenn man nicht gerade am Fließband arbeitet und dort etwas tut, bei dem man nicht viel falsch machen kann, lassen sich Arbeiten kaum miteinander vergleichen. Dieses Problem läßt sich umgehen, indem man einfach die Zeit mißt, in der gearbeitet wird. Eine Geldeinheit entspricht dann einer bestimmten Arbeitszeit und repräsentiert die biologische Energie, die während dieser Zeit entladen wurde. Es gab und gibt Versuche, das Geldsystem zu umgehen, indem einfach Arbeitsstunden gegen Arbeitsstunden getauscht werden. (ORGONENERGIE)

Nochmals, was ist Geld? Der bloße Tausch von Gütern konstituiert noch lange keine Ökonomie. Diese tritt erst mit dem Schuldverhältnis in Erscheinung, das die Menschen auf Gedeih und Verderb aneinander bindet. Um dieses Schuldverhältnis aber irgendwie darstellen zu können, benötigt man universell tauschfähige Güter wie etwa das Gold, aus dem dann buchstäblich durch „Falschmünzerei“ das Papiergeld geworden ist, wie wir es heute kennen. Aber selbst mit diesem zweiten Schritt ist noch keine funktionsfähige Ökonomie gegeben, denn es fehlt ein universeller Wertmaßstab, d.h. genau das, was das Geld überhaupt ausmacht. Das, womit das Geld letztendlich gedeckt wird, ist die Arbeitskraft der Bevölkerung: damit ist das Geld ein bioenergetisches Problem. (Siehe dazu Reichs Ausführungen über Marx in Menschen im Staat.)

Dies ist es letztendlich auch auf den beiden vorangegangenen Ebenen, denn das Eingehen eines Schuldverhältnisses ist nur in einer Gesellschaft möglich, in dem Menschen „versprechen können“, d.h. letztendlich in der Lage sind, eine bioenergetische Spannung aufrechtzuerhalten. Gemeinhin spricht man in diesem Zusammenhang davon, daß jemand „Charakter hat“. Und auch was die materielle Substanz des Geldes betrifft, also letztendlich das Gold: die gesamte Ökonomie beruht auf dem Vertrauen, daß die „Zertifikate“, die ausgestellt werden, tatsächlich den nicht überprüfbaren Lagerbestand an realem Gold entsprechen. (Heute gibt es diese Golddeckung natürlich überhaupt nicht mehr.) Früher mußte man darauf vertrauen, daß das Papiergeld nicht gefälscht ist, d.h. nicht einfach gedruckt wurde, und heute geht es vor allem um die Frage, ob das Geld, das nur noch mittels Nullen und Einsen bei irgendwelchen Servern gespeichert ist, tatsächlich mehr ist als „Nullen und Einsen“.

Genau um diese in letzter Instanz charakter-strukturellen Fragen geht es bei der Euro-Krise, d.h. dem Konflikt zwischen dem protestantisch geprägten Nordeuropa und dem katholisch-„charakterlosen“ Südeuropa. Oder man betrachte die eigene Gesellschaft: die „charakterlosen“ jungen Leute von heute sind zu einem Gutteil nicht mehr „geschäftsfähig“, Vereinbarungen werden nicht eingehalten, es gibt nur das Hier und Jetzt. Die orgonotische Spannung, die etwa in der Natur dafür sorgt, daß sich die Biosphäre gegen die Gravitation wehrt, kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Das geht bis in die Körpersprache der Jugendlichen hinein!

Hier, bei der Frage nach der Charakterstruktur, gewinnt auch das Bedeutung, was nicht käuflich, nicht mit Geld aufgewogen werden kann, aber trotzdem die ganze „Geldwirtschaft“ trägt: die eigene Integrität. Sie ist die letzte Instanz, die das ganze Gebäude trägt. Ohne sie, ohne „den ehrlichen Kaufmann“, ohne intakte Familienstrukturen, ohne Werte, die alle bloß monetären Werte übersteigen, kann keine Wirtschaft langfristig funktionieren. Oder mit anderen Worten: das wahre Gold liegt im Herzen!

geldgoldschuldarbeit