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Peter Töpfer (Teil 14)

20. Dezember 2025

In Tiefenwahrheit ist ein maßgeblicher Einwand Töpfers, daß der Begriff „Schmerz“, bei Reich gar nicht vorkomme. Der Schmerz entstehe durch eine Verletzung. Der „Urschmerz“ (Janov) stamme von einem dem Säugling oder Kind zugefügtem Trauma (S. 139f).

Im Freisetzen des Urschmerzes liegt die Wiederentdeckung des klitzekleinen Eigners, hier steigt Phönix aus der Asche, hier wird das Nichts genichtet, hier beginnt die „Negation des irrationalen Über-Ichs“ und der Fremdsteuerung. (S. 468)

Nun, der Schmerz ist im Gegensatz zur kontraktilen Emotion Angst „nur“ eine kontraktile Sensation. Reich setzt sich in Der Krebs eingehend mit ihm auseinander im Zusammenhang mit den „ziehenden“ Krebsschmerzen. Daß so viele Psychologen und Laien, die „psychotherapeutische“ Systeme entwickeln (nichts leichter als das!), sich derartig auf den Schmerz kaprizieren, hat mit ihrer fast durchweg linken („liberalen“) Charakterstruktur zu tun, die auf der Überführung von Emotionen in Sensationen beruht. Das ist einer ihrer hauptsächlichen Abwehrmechanismen. Als schlagendes Beispiel betrachte man eine beliebige Sitzung der Töpferschen „Tiefenwahrheit“: jede aufkommende Emotion wird in Schmerz überführt. Die „Verschmerzung“ ist das Ziel.

Charakteristisch ist auch, wie Töpfer derartiges Aufdecken von Abwehrmechanismen vom Tisch wischt. Imgrunde ist das der gesamte Inhalt seines sehr dicken Wälzers:

Um von der Sinnlosigkeit des analpsycholytischen Geschwätzes abzulenken, versteckt [Freud] die ausbleibenden, gar nicht entstehen könnenden Erfolge in Witzischkeit, und wendet dafür eine Technik an, die er in seinem (…) Buch Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten erklärt hat: die Unifizierung. (…) Im so hergestellten beißenden Sarkasmus wird die Einsicht des Mißerfolgs [der Psychoanalyse] ertränkt: Durch das Kleinmachen der anderen macht er sich zwar nicht groß, rettet sich und seine erfolglose Methode aber. Jetzt kann er weiterhin zynisch Patienten annehmen und diese sinnlos „behandeln“ – entgegen seines eigentlich besseren Wissens und gegen riesige Honorare. Reich macht das (…) genauso, hat aber dafür wenigstens einen absolut triftigen Zweck – einen „höheren und heiligen“, würde Stirner sagen –: Geld für den Krieg gegen die Außerirdischen zu generieren. (S. 132)

Reichs Charakteranalyse sei zwar der richtige Ansatz gewesen, da er in die Tiefe ging, aber dabei sei er „wohl in ein zu heißes Fahrwasser geraten und hatte darauf den Rückzug bzw. die Flucht in den Mechanismus und das kosmische Ingenieurswesen angetreten“ (S. 135). Reich sei „durch und durch Mechanist“ gewesen (S. 172).

Reich und seine Schüler waren nicht an den erlebten Existenzen, sondern am Zirkulieren einer Energie interessiert, und schauten nach, wo die Energie am freien Zirkulieren gehindert wird. Dort müsse sie wieder freigelegt, von Blockierungen befreit und zum Fließen gebracht werden. (S. 173)

Doch dieser Vorwurf des Mechanismus ist pure Projektion Töpfers, was deutlich wird, wenn er unmittelbar fortfährt, daß vielmehr „das Subjekt als Existenz“ (nicht etwa „die Existenz des Subjekts“!) im Mittelpunkt stehen müsse. Explizit geht es ihm um – Erlösung (vgl. S. 201f)!

Dazu muß ich wieder weiter ausholen: Bei Mechanisten wie Elon Musk, der uns am liebsten einen Computer-Chip ins Gehirn pflanzen würde und von Kolonien im sterilen Weltraum träumt, also die Verkörperung des technizistischen Alptraums, ist es so, als sei das Kontinuum zwischen Gefühlen und Gedanken unterbrochen. Sie sind wie blind, was all die nonverbalen Signale und verbalen Zweideutigkeiten betrifft, die durchschnittliche Menschen ständig austauschen, so daß diese Normalmenschen in einem Gefühlsgewebe gefangen sind. Mechanisten wie Musk sind frei davon und gehen durch dieses enge soziale Gespinst wie durch ein Vakuum, so als existiere es gar nicht. Aber ohne ein „Du“ gibt es kein „Ich“! Was bleibt ist die Leere eines Autisten wie Musk.

Töpfer geriert sich als das exakte Gegenteil eines Mechanisten, ist aber im alles beherrschenden Mechanomystizismus nicht mehr als der mystische, d.h. sozusagen „nach innen gerichtete“ Gegenpart. Er will sich mittels der Praxis der „Tiefenwahrheit“ nicht über die Welt orientieren, in der er leben muß, sondern: „Für mich ist Philosophie nur Nachdenken und Nachsinnen über mich und meine Lage“ (S. 188). Ich, ich, ich! Es geht um den Rückzug in sich selbst und die eigenen Befindlichkeiten. So als würde sich ein wirkliches „Ich“ für sich selbst interessieren! Im Gegensatz zum Mechanisten haßt er zwar „die Maschine“, aber im Grunde lebt auch er in einem Vakuum – und hat entsprechend nur abgrundtiefe Verachtung für „Körpertherapie- und Orgonfreaks“ und „Orgon-Spinner“ übrig.

Töpfer bringt es sogar fertig, in Bezug auf dessen Begriff „Eigner“ von Stirners „theoretischer Ur-Sünde“ zu sprechen (S. 195), denn in der Tiefenwahrheit gäbe es nur noch das unmittelbare Ich. Als Agnostiker spielt auch Stirners Problemstellung der „Ehrfurcht“ für Töpfer keine Rolle mehr. Er ist einfach nur von seinen Eltern enttäuscht und verzweifelt traurig (S. 197f), „ich fühle mich einfach nur verzweifelt verrückt gemacht“ (S. 198). Hingegen, oder wohl genau deshalb, spielt „das Heilige“, der bei Stirner der Endgegner ist, für Töpfer „eine ausgeprägt positive Rolle: Manchmal ist es noch das Lebendigste an mir“ (S. 199). Es geht hier natürlich nicht um das heteronome, sondern um das „positiv-autonome Heilige“ (S. 201). Wir staunen, wie bei Töpfer alles einfacher und eindeutiger wird …

Und was LaMettrie betrifft: „La Mettrie ist eine sehr ‚schöne‘ und tragische, von Laska aufbereitete Erzählung und Lektüre, aber für das Programm einer Selbstermächtigung eigentlich nicht nötig“ (S. 282). Man fragt sich, was Töpfer überhaupt mit LaMettrie, Stirner, Reich und Laska zu tun hat?!

„R“ will er ja ohnehin durch „J“, wenn nicht gar „T“ ersetzen. Bleibt vielleicht Stirner, aber Töpfer ist doch eher Romantiker, dem es um „Erlösung“ geht:

Auch „Erlösung“ sehe ich überhaupt nicht negativ. Bei Laska heißt es dazu: „Diese Ausweglosigkeit [die Freiheitsunfähigkeit des Freiheitssüchtigen] sieht Stirner nur für den Wunsch nach ‚Erlösung‘, nach ‚Befreiung von oben‘, für Freiheit via Religion oder Politik: Selbstbefreiung, die egoistische ‚Empörung‘, […] ‚Befreiung von unten‘ hält er für den einzig möglichen Weg.“ – Und genau das wäre für mich eine – Erlösung. Wie soll man denn das Aufhören von Qualen sonst bezeichnen? Aber wer die Qualen nicht fühlt, der glaubt auch, sich gegen Freiheitsunfähigkeit erfolgreich „empören“ zu können. Aber hier hilft kein „Empören“ mehr. Davon hatte Stirner noch keine Ahnung. Stundenlanges tiefes Weinen und Betrauern der Freiheitsunfähigkeit hatte nichts mehr mit „Empörung“ zu tun. Wenn man damit durch war, konnte man sich nur noch von den Qualen – vorerst, halbwegs – erlöst fühlen. Erlösung kommt bei mir andauernd vor, z.B. im Video „Tod – Leben: Trauer – Abfließen – Sterben – Erlösung“. (S. 201)

Krebsiger Zerfall nach dem Tod

30. Januar 2017

Alex E. Pozhitkov (University of Washington) et al. konnten in ihrer Arbeit „Tracing the Dynamics of Gene Transcripts after Organismal Death” zeigen, daß nach dem Tod sich das Leben im Körper fortsetzt, vielleicht für zwei Tage. Die Forscher stellten eine „schrittweise Abschaltung“ nach dem Tod fest, wo einige Gentranskriptionen, die Übertragung von DNA auf RNA und der erste Schritt der Genexpression, geringer wurden, während andere sich nach dem Tod sogar verstärkten. Einige Zellen scheinen zu kämpfen und zu versuchen, sich selbst zu reparieren, speziell Stammzellen. Dabei kommt es insbesondere zu Aktivitäten, die üblicherweise mit Streß, Immunabwehr, Entzündung und Krebs verbunden sind. Interessanterweise ist auch Gentranskription, die mit der embryonalen Entwicklung verbunden ist, erhöht. Es sei, als ob Teile des Körpers in der Zeit zurückgingen, d.h. zelluläre Eigenschaften der sehr frühen Entwicklung zeigen.

Wie Reich in Der Krebs gezeigt hat, versucht sich der Körper beim Absterben auf einem primitiveren Niveau neu zu organisieren.

Die Charakteranalyse der Menschheit (Teil 1)

11. Mai 2016

Shinobu Kitayama und Jinkyung Na (University of Michigan) konnten zeigen, daß die unterschiedliche Reaktionsweise von unterschiedlichen Ethnien, hier europäisch-stämmige gegen asiatisch-stämmige Amerikaner, nicht auf bloßen angelernten psychologischen Einstellungen beruhen, sondern im Gehirn sozusagen „fest verdrahtet“, d.h. zu „Biologie“ geworden sind. In orgonomischer Begrifflichkeit handelt es sich um (charakter-) strukturelle Unterschiede.

Konkret ging es um unterschiedliche Reaktionsweisen, die etwas über die Persönlichkeit aussagen (zuvorkommend, feige, egoistisch, etc.). Während Asiaten davon ausgehen, daß diese Verhaltensweisen aus Angst vor gesellschaftlichen Sanktionen erfolgen, und deshalb nichts über den intrinsischen Charakter der jeweiligen Person aussagen, gehen Europäer davon aus, daß diese Handlungsweisen das „Wesen“ der Person zum Ausdruck bringen.

In Die Panzersegmente (Teil 1): Der Augenpanzer habe ich ähnliche Experimente diskutiert, in denen es darum ging, daß Asiaten eher auf die Augen schauen, Europäer eher auf den Mund, um den Gefühlszustand des Gegenübers abzuschätzen.

Wichtig ist zunächst nur eins: daß sich Kulturen in der biophysischen Struktur ihrer Mitglieder verankern, daß es also nicht nur um bloße Psychologie („Angelerntes“) geht, sondern um eine Prägung, die Teil der biophysischen Struktur geworden ist.

Konkret wurde den beiden Probandengruppen ein Film vorgespielt, in der eine Person sich beispielsweise ängstlich verhielt oder mutig verhielt. Danach wurde ihnen ein Photo mit dem Gesicht der betreffenden Person gezeigt und unmittelbar darauf Persönlichkeitszüge, die dem Verhalten der Person diametral widersprachen. Die Gehirnaktivität der Europäer zeigte in Bruchteilen einer Sekunde „Überraschung“ angesichts des Widerspruchs an, während diese Hirnsignale bei den Asiaten ausblieben. Die Europäer hatten also vom gezeigten Verhalten unmittelbar auf die Persönlichkeit geschlossen, während die Asiaten keinerlei Zusammenhang sahen, bzw. es kam ihnen gar nicht erst in den Sinn, daß hier überhaupt auch nur entfernt ein Widerspruch vorliegen könnte.

Diese Forschungsergebnisse zeigen, daß Asiaten eher eine Struktur haben, die auf das Kollektiv bezogen ist. Soziale Kontrolle durch Scham („Gesichtsverlust“): man tut, was von einem erwartet wird – und verhält sich ganz anders, wenn niemand hinschaut. Während Europäer sich selbst kontrollieren und dies auch von anderen erwarten. Kontrolle durch „Gewissensbildung“. Zwei vollkommen unterschiedliche Arten von Menschentieren.

Kurz zusammengefaßt kann man sagen, daß die „Weißen“ individualistisch und in ihrer Beziehung zu anderen berechnend eingestellt sind, die „Gelben“ kollektivistisch und mitfühlend.

Dieser Unterschied zeigt sich auch darin, wie wir uns gegen die ultimative Bedrohung, den Tod verteidigen. Dies konnten die beiden Psychologen Christine Ma-Kellams und Jim Blascovich von der University of California, Santa Barbara zeigen. Während westlich geprägte Menschen das unabhängige, individuelle Selbst hochhalten, nutzen Asiaten angesichts des Todes das Gefühl von Gemeinschaft und Gruppenzugehörigkeit als Angstpuffer. Das zeigt sich daran, daß die ersteren im Bewußtsein der eigenen Sterblichkeit Personen stärker ausgrenzen, die sie nicht zur eigenen Gruppe gehörig empfinden, etwa weil sie ihre Überzeugungen verletzen. Sie konzentrieren sich also auf die Kerngruppe und werden auch gegenüber unschuldigen Opfern „engherziger“. Die eigenen Reihen werden fest geschlossen („Kontraktion“). Östlich geprägte Menschen sehen in Anbetracht ihrer eigenen Sterblichkeit über unerwünschtes Verhalten anderer hinweg, weiten ihre sozialen Bindungen aus und werden entsprechend „weitherziger“ („Expansion“).

Zunächst einmal ist interessant, wie der Kommunismus diese beiden emotionalen Grundstrukturen verändert hat: in Osteuropa wurden die Menschen „kollektivistischer“ und „solidarischer“, während sie in Rotchina unter dem Diktat des „Klassenkampfes“ (der sich bekanntlich auf dem Weg zum Kommunismus immer weiter verschärft: Säuberungen, Kulturrevolution, etc.) auf eine für die übrigen Asiaten erschreckende Weise ruppig und unsolidarisch geworden sind. Mit dem letzteren Phänomen habe ich mich in Die „progressive“ Zerstörung des Lebendigen und der Arbeitsdemokratie beschäftigt.

Kommunisten haben nur ein Ziel: Macht um der Macht willen. Entsprechend werden die Grundlagen der Gesellschaft, letztendlich die bioenergetische Pulsation, zerstört. Im Westen war das selbständige Individuum, das die Tendenz hat andere auszuschließen, Ziel dieser Zerstörung, im Osten der „mitmenschliche Mensch“, der im Zweifelsfall für „die anderen“ offen war. Beide Einstellungen untergraben den „Klassenkampf“!

Was der Kommunismus letztendlich zerstören will, ist die bioenergetische Struktur des Menschen, die sich in zwei Energiesystemen manifestiert: erstens das orgonotische System und zweites das energetische Orgonom.

Das erstere konzentriert sich im Oberbauch, im Solar plexus, und bestimmt unsere „selbstsüchtigen“ Emotionen: alles geht vom bioenergetischen Zentrum nach außen (Lust, Wut, Sehnsucht) oder nach innen (Angst, Trauer). Bleibt dabei aber stets im bioenergetischen Kern zentriert. Alles ist auf diesen bioenergetischen Kern bezogen. Die „emotionale Egozentrik“ des Westens.

Das zweite Energiesystem entspricht unserer Sensorik („Sensation“) und der koordinierten motorischen Antwort. Dieses System kennt als „Schnittstelle zwischen Außen und Innen“ keine wie auch immer geartete „Egozentrik“. Es ist archetypisch im Ameisenhaufen verkörpert, wo das Individuum nichts, das Kollektiv alles ist.

Im Westen ist das erste System mehr betont, im Osten das zweite. In einer idealen Gesellschaft wären beide Systeme ungefähr gleich stark bzw. würde die Betonung je nach Situation wechseln. Die Menschen wären nicht „festgefahren“ auf immer den gleichen Reaktionstyp.

Eine zukünftige ideale Arbeitsdemokratie (das diametrale Gegenteil des Klassenkampfs) könnte man geradezu so definieren, daß die Menschen weder ausgesprochen individualistisch, noch ausgesprochen kollektivistisch wären.

Gegenwärtig sieht es so aus, als würde im Westen der Mensch zunehmend von seinen Sensationen bestimmt werden, während es im Osten umgekehrt immer mehr die Emotionen sind. Aber dies ist kein Weg zu einer „Harmonisierung“, sondern ganz im Gegenteil wird die ohnehin gestörte bioenergetische Pulsation nur noch mehr durcheinandergebracht. Es ist ungefähr so, als würde man einem Amphetaminjunkie Beruhigungsmittel geben. Statt eines energetischen Ausgleichs kommt es zu einem endgültigen Zusammenbruch der Pulsation. Wir haben dann den ständig egoistisch „Solidarität“ einfordernden „Ossi“ und den oben erwähnten heutigen Rotchinesen vor uns, den sowohl die übrigen Asiaten als auch die Westler einfach nur entsetzlich finden.

Die Lösung kann nur in der Auflösung der Panzerung liegen. Die gelingt aber nur, wenn sich die westlichen und östlichen Menschen ihren jeweiligen Ängsten stellen und lernen sie auszuhalten. Der westliche Mensch muß lernen sich seinen Mitmenschen mehr zu öffnen, der östliche Mensch muß lernen mehr Eigenverantwortung zu tragen. Kurz, beide müssen jeweils arbeitsdemokratischer werden.

Die vordringlichste Aufgabe aber wird es sein, „kommunistischen“ Menschenexperimenten jedweder Art ein für allemal Einhalt zu gebieten. Kommunisten sind die gesellschaftliche Entsprechung von quacksalberischen „Körpertherapeuten“, die statt die gesunde Pulsation zu fördern sie immer weiter untergraben. Reich hat das (auf dem Entwicklungsstand des damaligen Orgonomischen Funktionalismus) in Die Massenpsychologie des Faschismus und Die sexuelle Revolution am Beispiel der Sowjetunion im Detail ausgeführt.