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Wilhelm Reich und die Liebe zur Weisheit: von der „lustvollen Tugend“ zur „tugendhaften Lust. Oder: Der Protestantismus als gescheiterte biologische Revolution

22. November 2024

„Philosophie“ bedeutet „Liebe zur Weisheit“. „Weisheit“ wiederum ist definiert als die „Tugend des Urteilsvermögens“. Sokrates zufolge führt Tugend zu „Glück und Erfüllung“. Tugend ist demnach also lustvoll. Beispielsweise läßt man sich, gemäß der Tugend der Tapferkeit, in einer Schlacht brav niedermetzeln, statt der ersten Eingebung des Selbsterhaltungstriebs zu folgen und sich davonzustehlen. Letztendlich ist nämlich, so Sokrates, der Heldentod befriedigender als das Dahinsiechen als elender Feigling. Praktische Philosophie, d.h. man bringt sein Urteilsvermögen zur Anwendung! Die Gegenposition zu dem, was sich später zum „Epikureismus“ entwickelte, bildete Seneca, der Tugend und Lust voneinander trennen wollte – scheinbar, denn auch bei ihm soll die Mäßigung letztendlich auch zu „Glück und Erfüllung“ führen, d.h. zu Lust. Ein schlagendes Beispiel wäre der Buddhismus, dessen letztendliches Ziel, trotz allem Verzicht und Altruismus, doch das „Nirwana“ ist – Glück und Erfüllung.

Hinter all dieser angeblichen Weisheit steckt die diese Gesellschaft konstituierende Abpanzerungsdressur: „Wenn du schön artig bist, bekommst du nachher ein Leckerli!“ Selbst hier dreht es sich bei allen philosophischen und religiösen Verrenkungen, egal wie gegensätzlich sie angeblich auch sein mögen, immer nur um das eine: die Reichsche Orgasmustheorie, d.h. das Verhältnis von Neurose (Irrationalismus) und Libidohaushalt (Frustration vs. Erfüllung), wobei das „Tugend führt zu Lust“ das Markenzeichen der orgastischen Impotenz ist.

Auch im Christentum geht es letztendlich darum im Paradies zu landen, wenn auch durch Selbstaufgabe „für den Nächsten“. Die Letzten werden letztendlich die Ersten sein! Es geht dem vermeintlichen Altruisten um das eigene Glück, die eigene Erfüllung! Erst die Reformation machte dieser eklatanten Verlogenheit, auf deren brüchigen, da inhärent widersprüchlichen Grundlage keine dauerhaft bestehende Gesellschaft zu errichten ist, ein Ende, als sie im Anschluß an Jesu Predigten gegen die verlogenen Pharisäer, insbesondere aber im Anschluß an Paulus‘ Theologie klarstellte, daß keine Tugendhaftigkeit der Welt vor Gottes Gerechtigkeit bestehen könne und daß wir nur auf die durch Jesus verkörperte willkürliche, da nicht verdienbare, also wahrhaft „bedingungslose“ Liebe Gottes setzen können. Hier führt dann nicht mehr die Tugend zur Erlösung (Lust), sondern die erlösende Liebe (also die erfüllende Lust) zur Tugend. Der erlöste Christ lebt selbstverständlich, sozusagen automatisch, tugendhaft, da er dank der Gnade Gottes gar nicht mehr das Bedürfnis zu sündigen verspürt.

Erst durch diese Umkehr des universellen Moralgesetzes einer dressierten Menschheit, „ich bin Tugendhaft, weil das am Ende die größte Lust verschafft“ (das ist beispielsweise die Lebensmaxime jedes Moslems!), zum protestantischen „ich bin erlöst und deshalb tugendhaft“ wurden Kapitalismus, Wissenschaft und Demokratie möglich. Diese beruhen nämlich durchweg darauf, daß ich ohne kleinliches Lustkalkül handele, d.h. ohne Fokus auf einen zukünftigen Lustgewinn, sondern vollkommen sachlich im Hier und Jetzt agiere. Man tut etwas um der Sache willen! Gingen in der Wirtschaft, im Labor, in der Politik ständig alle im obigen Sinne berechnend vor, würde jede Gesellschaft, die auf Vertrauen aufgebaut ist, kollabieren. (Man lese dazu die ganz auf „Sachzwänge“ zielenden Ausführungen über die „Arbeitsdemokratie“ in Reichs Massenpsychologie des Faschismus.)

Problem ist natürlich, daß die christliche (protestantische) Erlösung als Massenpsychose illusorisch ist und entsprechend auch die „protestantische Tugend“ auf wackeligen Beinen steht. Mit dem Tod Gottes folgt in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ein Betrugsskandal dem anderen und das Kartenhaus wird bald endgültig kollabieren. Die einzige, DIE EINZIGE, Alternative ist das wahrhaftige „Lust führt zu Tugend“, die tugendhafte Lust, wie sie von LaMettrie und Reich beschrieben wurde.

Wenn ich befriedigt bin, bin ich automatisch „tugendhaft“. Orgastische Potenz führt über den Kapitalismus hinaus zur Arbeitsdemokratie, bei der der wirtschaftliche Erfolg des Gegenübers mit dem meinigen einhergeht. Wissenschaft muß nicht ständig durch Doppelblindexperimente vom vermeintlichen „Wissenschaftler“ geschützt werden, sondern ist wirklicher Kontakt mit der Natur. Und was für Wirtschaft und Wissenschaft gilt, gilt erst recht für die Administration der gesellschaftlichen Beziehungen. Gelingt uns diese tatsächliche Umkehr von gepanzerter „Tugend –> Lust“ zu ungepanzerter „Lust –> Tugend“ nicht, hat die Menschheit keinerlei Überlebenschance, da wirkliche Liebe zur Weisheit GENITALE LIEBE ist – die tugendhafte Lust!

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 76)

8. August 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Ein, wenn nicht der zentrale Begriff bei Stirner ist „das Heilige“. Dem Heiligen unterwerfen wir uns, weil wir blindes Vertrauen in es setzen, wir haben „den Glauben“. Heute glaubt man etwa an „die Wissenschaft“ und läßt wirklich alles mit sich machen. Die Praxis folgt blind der Theorie, statt daß die Theorie aus der Praxis erwächst und sich stets neu beweisen muß. Wobei man aber auch dessen eingedenk sein muß, daß wir alle ohne Theorie gar nicht lebensfähig wären. Ich lebe und überlebe mit Vorannahmen und Vorurteilen (etwa über Männer, die mit gezücktem Messer durch die Stadt laufen). Das bedeutet aber noch lange nicht, daß mir diese „Theorien“ heilig sind, d.h. unantastbar.

Das heilige Gesetz sagt mir, ich solle nicht morden, nicht stehlen, nicht ehebrechen etc. Die pragmatische Weisheit sagt mir, ich solle das lassen, weil es mir dann schlecht geht, entweder weil es nicht meiner Natur entspricht oder weil ich schlimme Sanktionen zu zeitigen habe. Das nennt sich Weisheit und hat nichts mit dem unhinterfragbaren „Heiligen“ zu tun, das durch Stirner bekämpft wurde. Natürlich kann man von dem „heiligen Weisheitsschatz unserer Ahnen“ sprechen, aber das ist keine unappellierbare Instanz, sondern schlichtweg „praktikabel“. Es muß ja nicht jeder von neuem „durch Schaden klug werden“. Einen hoffnungslos blaßen Menschen mit rötlichen Haaren, wie mich, vor intensiver Sonneneinstrahlung zu warnen und darauf zu hören, ist – weise, dagegen zu rebellieren Idiotie. Wobei es zugegeben natürlich auch idiotische und schlichtweg pestilente Volksweisheiten gibt… Kollektives Lernen!

Es ist ein Unterschied, ob eine Kultur auf hinterfragbaren Weisheiten beruht, die man jederzeit verifizieren kann, etwa indem man seine Hand auf eine rotglühende Herdplatte legt, oder ob man unhinterfragbare „Offenbarungen“ verinnerlicht, weil man von klein auf dazu konditioniert wurde „Ideen“ zu verinnerlichen und sich mit ihnen auf Gedeih und Verderb zu identifizieren. Das tun wir beispielsweise, wenn wir schon in Kinderkrippen den Kleinsten „Ethik“ einbleuen, statt sie einfach nur ins Gemeinschaftsleben einzugewöhnen.

Niemand kann außerhalb einer Kultur leben, will er kein autistisches, sprachloses Tier sein. Es ist aber ein Unterschied, ob man eine Maschine ist, die einem festen Programm folgt und deshalb einen Unfall nach dem anderen baut – oder, ob wir lernfähig sind und Unbrauchbares jeder Zeit über Bord werfen können. Idiot oder weise handelnder Mensch!

Alle Ethik ist in sich lebensfeindlich, da sie uns letztendlich immer paralysiert. Man denke an all die „ethischen Dilemmata“, mit denen man in die Enge getrieben wird. Das Lebendige handelt einfach gemäß dessen, was angebracht und weise erscheint. Man nehme nur die auf „ethischen Prinzipien“ beruhende Einwanderungspolitik Deutschlands, – die nichts anderes ist als VÖLKERMORD. Wir haben es mit dem Wahnsinn, wir haben es mit Wahnsinnigen zu tun, deren „Wertesystem“, deren unterhinterfragten „heiligen“ Normen nichts anderes sind als Ausdruck einer tiefgreifenden biopsychischen Störung, die uns allen das Genick brechen wird. Diese Störung nennt sich „Über-Ich“.

Wir könnten alle ein entspanntes Leben haben!

David Holbrook, M.D.: SOZIALISMUS ALS „ERSTE PHASE DER KOMMUNISTISCHEN GESELLSCHAFT“: DIE IDEOLOGIE, DIE ALLEM LINKEN DENKEN ZUGRUNDELIEGT / HAT SCHON MAL JEMAND DIE ÄHNLICHKEITEN ZWISCHEN POLITISCHER IDEOLOGIE UND RELIGIÖSER IDEOLOGIE BEMERKT?

28. Dezember 2020

 

DAVID HOLBROOK, M.D.:

 

Sozialismus als „erste Phase der kommunistischen Gesellschaft“: die Ideologie, die allem linken Denken zugrundeliegt

 

Hat schon mal jemand die Ähnlichkeiten zwischen politischer Ideologie und religiöser Ideologie bemerkt?

 

Der verdrängte Christus: 21. Die Weisheit

21. August 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

DER VERDRÄNGTE CHRISTUS:

21. Die Weisheit

Schopenhauer und Reich (Teil 2)

19. März 2017

Das zweite, was bei mir an jenem Sonntagvormittag haftengeblieben ist, war die folgende Aussage Safranskis:

Schopenhauer war kein Buddha, und zu seinem Glück zwang er sich auch nicht dazu, es werden zu wollen. Klug ist er jener Tragödie ausgewichen, die darin besteht, daß einer versucht, den eigenen Inspirationen, den eigenen Einsichten hinterherzuleben. Schopenhauer hat sich nicht mit sich selbst verwechselt. Denn es geht nicht gut aus, wenn man versucht, sich selbst beim inspirierten Wort zu nehmen, versucht, es zu „verwirklichen“, „umzusetzen“, „anzueignen“. Man sollte das Selbst geschehen lassen. Selbstgeschehenlassen und nicht Selbstaneignung ist das Geheimnis des Schöpferischen.

Man denke an Freud und die restlichen Psychoanalytiker, die ironisch und mit kaum verhohlener Verachtung auf Reichs Gesundheitskonzept reagiert haben („orgastische Potenz“). Bis zum heutigen Tag werden genüßlich die vermeintlichen und wirklichen neurotischen Züge bei Reich hervorgekehrt. Ein Mann, „der sich mit sich selbst verwechselt hat“, und schließlich an der Eigenstilisierung scheiternd ein tragisches Ende genommen hat.

Zunächst einmal ist hier einzuwerfen, daß Reichs aller erster Beitrag, sein Vortrag über Peer Gynt vor der psychoanaltischen Vereinigung im Jahre 1919 genau davon handelt: dem Konflikt zwischen dem Draufgänger, der das Leben lebt, und den ach so klugen „Schopenhauern“, an denen das Leben vorbeizieht.

Tatsächlich geht es um die Todesangst vor Bewegung, vor der Hingabe, vor der Konsequenz. Es ist genau jene Angst, die uns in der Falle hält – und die Safranski als höchste Weisheit preist.

Ihr haßt Reich, weil ihr das Lebendige haßt! Ihr habt Angst von der Bewegung der Lebensenergie in euren Gliedern zerrissen zu werden. Eure gesamte Weisheit, all eure Philosophie und „Wissenschaft“ ist Ausdruck dieser Angst. Was ihr verbreitet, ist nicht nur wertloses Geschwafel, es ist mörderisches Geschwafel!