Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 17)

Hermann Schmitz folgende vermeintlich gegen Reich gerichtete Aussage ist absolut bemerkenswert:
(…) Thema der Prophylaxe die Befreiung vom Erziehungszwang (und damit von einem „Charakterpanzer“, wie Sie oft, gleichfalls nach Reich, sich ausdrücken) (…). Ich bestreite zwar nicht, daß so etwas gelegentlich auch heute noch eine gute pädagogische Aufgabe sein kann, aber ich glaube, daß diese Zielsetzung als pädagogisches Generalthema seit 200 Jahren antiquiert ist, nämlich seit dem Einsetzen der Verfehlung des abendländischen Geistes mit Fichte und der Frühromantik einschließlich Stirners. (…) Das Hauptproblem der Menschheit ist heute nicht mehr der Erziehungszwang oder der Charakterpanzer, sondern der Nihilismus (…) im Sinn der Entdeckung der strikten Subjektivität, daß die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ nicht mehr in objektiven oder neutralen Tatsachen zu finden ist. (In allen objektiven Tatsachen, die über Herrn Hermann Schmitz ausgesagt werden können, ist kein Grund dafür zu finden, daß ich er bin.) Daraus ergibt sich für jeden, daß er die Maßstäbe dafür, wofür er verantwortlich ist, nur noch seiner Selbstbesinnung entnehmen kann. Dem sind Menschen noch nicht gewachsen. Sie haben noch nicht gelernt, sich in die für sie subjektiven Sachverhalten, Programme und Probleme so einzuleben, daß sie diesen eine Steuerung des Beliebens über den Wechsel von Launen hinweg entnehmen können. Die Menschen nehmen sich alles heraus und wissen nicht, wohin. Das ist das nihilistische Leiden an der eigenen Freiheit. (…) Was die Menschen heute brauchen, ist eine neue Standfestigkeit, nicht oder nur nebenbei eine Befreiung von Zwang. Wie sehr sie eine solche Festigkeit als nötig empfinden, zeigen die vielfältigen Ersatzbefriedigungen im (namentlich religiösen) Fundamentalismus, z. B. im Islam oder in Bushs neoamerikanischer Religion. (S. 374)
Das ist eine sehr gute Beschreibung des Unterschiedes zwischen der autoritären, durch den Muskelpanzer bestimmten Gesellschaft vor 1960 und der antiautoritären nach 1960, die durch den Augenpanzer bestimmt wird. Was man sich darunter vorstellen soll, wird sehr schön durch folgende junge Dame verkörpert:
So etwas bringt nur ein Mensch fertig, der so gut wie frei von Muskelpanzerung ist. Ihre Videos zeigen auch, daß sie ein freies Becken hat. Sie ist aber natürlich kein „genitaler Charakter“, sondern das genaue Gegenteil: ein Mensch, der ganz in der Oberfläche lebt („Cosplay“) und innerlich vollkommen leer ist: buchstäblich ein Roboter, den man nach Belieben mit irgendwelchen Programmen füttern kann.
Es ist eine haltlose Generation. Wir leben aber auch in einer Übergangsphase, in der der Mensch lernt (oder sagen wir besser: lernen könnte), die Haltlosigkeit (Ungepanzertheit) zu erden, d.h. das subjektive „Es gibt keine Wahrheit!“ durch das Objektive, die Entdeckung der kosmischen Orgonenergie zu ersetzen.
Schmitz geht aber einen Schritt weiter und leugnet schlichtweg ganz die Sinnhaftigkeit des Konzepts „Charakterpanzer“.
Die Anthropologie, die darin zum Ausdruck kommt, stimmt mit dem ersten Absatz von Rousseaus „Emile“ überein und ist m.E. grundfalsch. Das Bild verlangt, daß erst einmal ein Körper da ist, dem der Panzer angelegt werden kann, in der Sprache Rousseaus a.a.O. der Mensch, „wie er aus den Händen des Schöpfers kommt“. (…) Das sind sehr naive Verdinglichungen. (…) Deswegen will ich nur andeuten, daß die Person als Bewußthaber mit Fähigkeit zur Selbstzuschreibung (etwas für sich selbst zu halten) in ambivalenter Zwitterhaftigkeit zwischen diesem personalen Selbstbewußtsein und dem präpersonalen des leiblich-affektiven Betroffenseins mit leiblicher Dynamik und leiblicher Kommunikation existiert und unabwerfbar ihre zuständliche persönliche Situation (volkstümlich genannt: ihre Persönlichkeit) als Hülle und Kontrahenten zugleich mit sich führt, ein Gepäck wie eine zähfließende Masse, in der unzählige zähflüssige Massen gleiten und die ihrerseits in solchen zähflüssigen Massen (implantierenden und includierenden gemeinsamen Situationen) gleitet. Die Hülle ist also schon da, wenn die Person sich zu ihrer Lebensgeschichte als Person aufmacht, und zwar mehrfach da, als persönliche Situation und als diese in sich einbettende gemeinsame Situation; sie ist gleichursprünglich mit der Person. Deswegen ist die Annahme verfehlt, der Mensch sei als Person erst einmal gleichsam nackt vorhanden und dann irgendwie bekleidbar, sei es mit einem (Charakter-)Panzer oder mit einem weicheren Kleid. Unter den einbettenden und eingebetteten Situationen, in denen die Person befangen ist, gibt es immer Reibungen, und dazu gehören Verhärtungen, Verklumpungen, Verkrustungen, die durch gleichsam kluge Diplomatie (z. B. Erziehung, Psychotherapie) aufgelöst werden sollten. Die Hoffnung, unter einer Kruste den lebendigen Organismus freizulegen (wie beim Schwein, wenn der trocken gewordene Schlamm in der Sonne abplatzt), ist bei der Person aber vergebens. (S. 382)
Um darauf einzugehen, muß ich etwas weiter ausholen: Bei Schmitz fällt auf, daß die Wirtschaft gar nicht vorkommt. Sein System imponiert als das Gegenteil des Historischen Materialismus. Johann Gottlieb Fichte ist in seinem System unendlich wichtiger als die Dampfmaschine, die sich etwa zeitgleich zu verbreiten beginnt! Von Klassengegensätzen will ich erst gar nicht anfangen. – Was hat das nun mit dem „Charakterpanzer“ zu tun? Betrachten wir dazu den Hamburger Hafen: der hat seit jeher ein besonderes Flair, Gepräge, ein fast schon „mediterranes“ Mikroklima etc. Entsprechend wird er auch beispielsweise in der Touristenwerbung der Freien und Hansestadt Hamburg verkauft. Die „Natur“ des Hafens und seine nach außen getragene „Persönlichkeit“ (bei der seine „Natur“ karikaturhaft zugespitzt wird) sind weitgehend identisch. Das, diese „implantierende Situation“, ist die ganz Welt Schmitz‘. Daß es auch so etwas wie den Hafenbetrieb, die Ökonomie gibt, der sich, wenn man so will, als „Charakter“ zwischen „Natur“ und „Persönlichkeit“ schiebt, und daß der alles bestimmt, kommt bei Schmitz konzeptionell nicht vor. Das läßt sich selbstredend eins zu eins auf den Menschen übertragen: selbstredend, weil wir ja daher diese Begrifflichkeit genommen haben.
Hier gehört der materialistische „Charakterpanzer“ hin (und ganz nebenbei die Verortung des „Marxistischen“ Anteils der Orgonomie!), für den es in Schmitz‘ „idealistischem“ System einfach keinen Platz gibt. Wenn man mal von Schmitz‘ Begriff „Fassung“ (S. 389) absieht (im Sinne von „die Fassung verlieren“). Ziemlicher Unsinn, denn wenn ich meine Fassung verliere, kommt mein Charakter erst recht zum Vorschein. Schmitz‘ „Fassung“ entspricht demnach dem, was Reich als „die Fassade“ bezeichnet hat. Das wird durch Laskas Zusammenfassung von entsprechenden Passagen bei Schmitz offensichtlich (S 390f), aber Schmitz begreift rein gar nichts!

Im Nachwort zur zweiten Auflage vom März 1934, also ein halbes Jahr nach der Erstausgabe, läßt sich bereits die dritte Auflage von 1946 vage ausmachen. Zunächst ringt Reich damit, was ausschlaggebend ist: die Struktur der Gesellschaft oder die (Charakter-)Struktur der Menschen und kommt zu einer orgonometrischen Formulierung:
Die Menschen bilden zwar die Gesellschaft, aber sie unterliegen den Gesetzen, die, nun von ihnen unabhängig, sie beherrschen. Denken und Struktur dieser Menschen bestimmen Struktur und Form der Gesellschaft, aber die Struktur und Form der Gesellschaft hält die Menschen gleicher Struktur zusammen; die Geschichte Iehrt immer wieder: Versucht man die Struktur der Menschen allein zu ändern, so widerstrebt die Gesellschaft. Versucht man die Gesellschaft allein zu ändern, so widerstreben die Menschen. Das zeigt, daß keines für sich allein verändert werden kann, was begreiflich ist, denn subjektive menschliche und objektive gesellschaftliche Struktur sind nicht nur einander gegenseitig Objekt, sondern auch identisch. (S. 195, Hervorhebungen hinzugefügt)
Beispielsweise wolle der Nationalsozialismus „den Menschen in einem bestimmten, der Masse als ‚Sozialismus‘ erscheinenden Sinne verändern, ohne die Änderung der Grundlage der Gesellschaft zuzulassen“ (S. 195). Er werde aus diesem Grunde scheitern.
Wenn die Gesellschaftsform nur in der menschlichen Struktur und nicht anderswie real gegeben und faßbar ist, dann ergibt sich von selbst, daß der Angriffspunkt der Revolution nicht die gesellschaftliche Form allein, auch nicht die Änderung der Menschen allein sein kann; die Widersprüche unseres gesellschaftlichen Seins und die Widersprüche der menschlichen Struktur und der zwischenmenschlichen Beziehungen sind massenpsychologisch identisch; es geht dabei um die politisch-psychologische Weckung und Provokation der menschlichen Widersprüche; das ist psychologisch dasselbe, als wenn wir soziologisch sagen, daß sich die Klassengegensätze verschärfen. Die Menschen müssen sich ihres Leidens derart bewußt werden und zu verzweifeln beginnen, daß sie über sich selbst hinausspringen und derart die gesellschaftliche Struktur zerschlagen, um eine neue zu schaffen. Anders wird es nicht gehen. (S. 195f)
Dieses Bewußtmachen sollte sich sehr bald in das Konzept der Arbeitsdemokratie verwandeln: Fachbewußtsein statt Klassenbewußtsein.
Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:
DER ROTE FADEN:
1. Aktion und Reaktion
a. Der Weg in den Kommunismus
b. Der Weg in den Faschismus (Wien)
c. Rassenhygiene
d. Der Weg in den Faschismus (Berlin und Kopenhagen)
e. Der Übermensch
f. Die Untermenschen
2. Der Weg in den Kalten Krieg
a. Das rote Berlin
b. Agenten des Roten Terrors
c. Der Friedenskämpfer Nr. 1
d. Der Kalte Krieger Nr. 1
e. Der Warmduscher
3. Mentalhygiene
a. Sexpol
b. Die sexuelle Revolution in der Sowjetunion
Robert (Berlin) 2012: Dahmer hat sich etwas mit Reichs Analyse der sowjetischen Reaktion beschäftigt, aber als typischer Kathedersozialist und natürlich negativ, da sein Idol Trotzki alles besser erklärt habe. Dahmer gab dann auch mehrere Schriften Trotzkis heraus.
O.: Reich ab 1927 noch völlig unfertig in seiner therapeutischen Sichtweise, versucht das erste Verständnis von der Wichtigkeit der sexuellen Befriedigung auf soziale Erziehung zu übertragen, um einen „besseren Typus“ zu schaffen: Kritisch, selbsbewußt, arbeitsfähig und befriedigt. Hier scheint das Missverständnis zu entstehen, es gehe überhaupt nur um die Möglichkeit zur Befriedigung, was eine Vorbedingung zu einer qualitativen Verbesserung des Einzelnen ermöglichen mag, wenn eine charakterliche Veränderung hierdurch (durchs Quantitative) möglich ist.
Ist der Stand der Orgontherapie heute weiter? Oder hängen wir in einer Charakteranalyse von 1933 fest, die heute zu sozialpolitischer Charakterologie einlädt? Erkenntnistheoretisch und am (geistes-)wissenschaftlichen Ansatz orientiert, müsste man es dann auch so benennen.
O.: „… Ihr Vater und ihre Brüder hielten Gericht über sie und verurteilten sie zum Tode. Sie wurde lebendig in Stücke geschnitten. (ebd., S. 216f)
Die gleiche Geschichte könnte sich heute so in Berlin zutragen, aber was kümmert das eine bestimmte Spezies von „Reichianern“!“ (s.o.)
Nun zuerst die Revolution auszurufen ist vielleicht auch etwas ungeschickt, insbesondere wenn man wissen sollte, wer die Peiniger sind und dass sie ihre Familienehre beschmutzt sehen. – Jedes Mädchen und jede Frau bekocht ihre Patriarchen und Peiniger täglich und bringt ihnen Tee, da gibt es genug Möglichkeiten mal ein scharfes Messer zur Hand zu nehmen oder den Tee mit Ergänzungsstoffen zuzubereiten.
Vor wenigen Jahren, gab es einen Fall eines kleinen Mädchens, dass, ich weiß nicht mehr von wo (Jemen oder so?), von ihren Eltern abgehauen ist. Die Presse berichtete darüber und sie sollte dann zu den Eltern zurückgeführt werden, wo es mit Sicherheit umgebracht worden wäre.
Wäre da die Bundesregierung mal von selbst auf die Idee gekommen, das Kind herauszuholen und in Deutschland geschützt und mit Bildung aufwachsen zu lassen? Nein, da musste man geschickt an die Ehre appellieren, damit schließlich diplomatisch eine deutsche Firma sich für das Kind einsetzte (eine Randnotiz ein paar Tage später). Offiziell ging das wohl nicht, weil da gewisse Gefühle der muslimischen Welt vermutlich verletzt worden wären. Ob das Mädchen tatsächlich von den Eltern „freigekauft“ wurde und man sich um sie kümmerte, weiß ich nicht. Vielleicht ist sie auch tot.
Hier bedarf es nicht nur eines politischen Signals, sondern einer schützenden und mit allen Mitteln ausgestattete Organisation.
Aber auch hier bleibt dann die Frage, was ist mit dem Rest des Elends?
O.: Geschichten wie diese machen fassungslos:
http://www.welt.de/politik/article1904570/Achtjaehriges-Maedchen-reicht-seine-Scheidung-ein.html
O.: In Berlin führte man vor Jahren die „Vorschule“ ein. Statt dass das Kind in den Kindergarten geht, musste es zur Schule mit 5 Jahren, damit es schneller „intelligent“ werde. Was ein denkender und empfindender Mensch schon vorher hätte sagen können, traf dann auch ein: Die Sprachentwicklung war nicht wirklich besser und die Kinder dieser Jahrgangsstufe hatten wohl deutlich mehr Probleme. Natürlich sprechen wir hier von Ganztagsschulen, wo die Kinder um vier abgeholt werden dürfen.
Ohne Kommentar (und Entschuldigung) ließ man dieses Modell wieder fallen und versuchte hingegen die Kindergärten besser auszustatten und die Kinder sollten eben da schon wissenschaftlich (ver-/) gebildet werden bei einem Personalschlüssel, der natürlich überhaupt nicht geht – d. h. die Kinder nicht individuell fördern kann, sondern fast wie in der DDR massenhaft abfertigt. Nur dank empathischer Erzieher wurden die Kinder dort gut aufgebhoben.
Wer mal so nebenbei in den ehemaligen Ost-Verwahrungstätten (Kindergärten) so rein schnuppern kann, sieht die kolllektive Abfertigung noch. Mittags wird dann gemeinsam geschlafen, dann gibt den superleckeren Einheitstee – mit oder ohne Zucker ist dann die pädagogische Diskussion – wo Eltern auch nichts mitzureden haben. Das Essen was Kinder an Schulen etc. bekommen ist so schlecht und minderwertig, das man es sich als Erwachsener kaum antun möchte. Montags Nudeln mit Tomatensoße mit Tee und Apfelmus… usw. (Das gilt in allen Schulen West und Ost).
…. ich lass mal lieber die weitere Beschreibung, das muss man einfach erlebt und gesehen haben, das ist heute immer noch nicht anders in diesen Blocksiedlungen, wo in der Mitte das kleinere Gebäude mit dem Arzt, dem Kindergarten und dem Einkaufsladen um die Ecke ist.
Die seelische Behinderung der Kinder ist hier vorprogrammiert und wird über Generationen weitergetragen werden. Da muss ich mich einfach nur schämen für dieses „arme“ Land.
O.: Mit geht es nicht darum „Ost-Pädagogen“ schlecht zu machen, darunter gibt es heute auch sehr nette und taugliche Pädagogen. Es geht mir um die Atmosphäre, die in den Neuzigern noch sehr deutlich zu sehen war und teilweise sich bis heute gehalten hat, weil eine Durchmischung von West und Ost nicht stattgefunden hat.
O.: Das ist absolut korrekt, ich habe es gelesen. Das ist einfach zu gut gemeint mit illusorischen Ansprüchen ohne finanzielle Umsetzung und Ressourcen. D.h. es geht auf Kosten der Kinder und pädagogischen Fachkräfte und an Schulsozialarbeiter und Soziale Gruppenarbeit in Schulen wird nicht gedacht (nur als Alibi-„Projekte“), ebenso weinig an Kinderclubs, Schüler- und Jugendzentren mit entsprechendem Personal. Was machen die sogenannten „Lückekinder“, wenn nach der Überbetreuung/ Überwachung, sie dann ab der 5. Klasse plötzlich nur noch die Straße haben? Drogen verticken und Banden bilden? Die Eltern und Lehrer wissen davon nichts.
Robert (Berlin): Man braucht nur solch einen abgehobenen Blödsinn wie das Berliner Bildungsprogramm ( http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/bildungswege/vorschulische_bildung/berliner_bildungsprogramm_2004.pdf ) zu lesen und dann die beschissene Realität zu kennen, um zu merken, wie Schwachsinnig die Verantwortlichen vorgehen.
Robert (Berlin): „Projekt Frankenstein 2.0“
Die künstliche Gebärmutter befreit die Frauen
http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2012/03/die-kunstliche-gebarmutter-befreit-die.html
Jonas: Mit dem Erstarken derartiger Bestrebungen wird mehr und mehr Menschen klar werden, dass sie eine solche Zukunftsgesellschaft *nicht* wollen. Man wird dies dann sicherlich als „bloßes Gefühl“ oder als „Irrationalismus“ abtun.
Wenn die Orgonomie mit ihren Erkenntnissen Recht hat, dann kann wohl nur sie objektive und wissenschaftliche Gründe liefern, warum eine solche Zukunft tatsächlich nicht erstrebenswert ist.
Wer ernsthaft an der Orgonomie als Wissenschaft arbeiten möchte, sollte auf diesen Zeitpunkt vorbereitet sein – mit klaren und empirisch untermauerten Argumenten, warum sich das Leben eben nicht wie jede „andere“ beliebige Maschine behandeln lässt.
Peter 2013: Kinderkrippen sind ein rotfaschistisches Verbrechen am Kind und an der Menschheit. Seelenmassenmord – die Spezialität der Kommunisten.
Peter 2016: Krippenerziehung ist Mord an Kinderseelen:
http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2016-06/kita-qualitaet-mitarbeiter-fehlverhalten-umfrage
Claus: Man bedenke, dass es nicht nur um Krippen geht, sondern um Kitas überhaupt: Staatsbetreuung. Dabei wird so getan, als wäre nur mangelnde personelle Ausstattung zu bemängeln. Dadurch will man also auf noch mehr Staatsversorgung, eben auch für die Betreuer, hinwirken. Und die – das habe ich selbst so erlebt – vertreten vor allem das Interesse, Jobs zu schützen. In ‚Ganztagsschulen‘ werden Grundschulkinder geradezu daran gehindert, sich zu beschäftigen (sei es etwa mit Fußballspielen), weil es nicht dem jeweiligen Gruppenangebot entspricht.
Wenn sich ein Wissenschaftler hoffnungslos verrennt, ist es vollkommen gleichgültig, wie seine Theorien geartet sind. Wenn er sich einmal zu einer Theorie durchgerungen hat, wird sie festgehalten ohne jede Rücksicht auf neue Fakten. Es ist „der Kleine Mann“ in Aktion, der halsstarrig an einer einmal gefaßten Meinung festhält. Er leidet unter einer extremen Angst vor Kontrollverlust (letztendlich Orgasmusangst). Würde seine Theorie widerlegt werden, wäre das für ihn wie ein Weltuntergang. Um das zu verhindern, werden charakteristischerweise ausufernde, alle Grenzen sprengende Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt und so jedes Gegenargument prophylaktisch entwertet.
Ein schönes Beispiel sind die absurden Theorien der Impfgegner, die mit einer unglaublichen Aggressivität vertreten werden. Hier ein Beispiel:
Ich erwähne das hier, weil ich ab und an mit diesem Unsinn behelligt werde. Nun gut, vielleicht ist nicht alles Unsinn, einzeln genommen, sind die Punkte sogar zu einem Gutteil stichhaltig, aber insgesamt hat man es nicht mit Wissenschaft, sondern mit Ideologie zu tun. Dazu eine sehr gute Analyse hier.
Theorien werden populär, weil sie ganze Gruppen vor dem Kontrollverlust bewahren. Man denke nur an den Antisemitismus, der die mit der Moderne einhergehenden Umbrüche erklären sollte. Hitlers Antisemitismus hatte den Anspruch „wissenschaftlich“ zu sein. Der Germanist J.P. Stern hebt hervor, daß der deutsche Antisemitismus, wie er in Mein Kampf niedergelegt ist, „mit der ganzen Autorität und Überzeugungskraft einer einheitlichen und allgemeingültigen Erklärung, eines veritablen Denksystems präsentiert“ wird – „in einer Zeit, die nach Systemen und einheitlichen Erklärungen dürstet“. Weiter führt Stern aus:
Für Freud beispielsweise war „wissenschaftliche Arbeit“ identisch mit systematischer Ausarbeitung einer wiederum einzelnen Einsicht; das gleiche gilt für die Lehren von Weininger, Spengler, Klages und vielen anderen; jedes dieser Lehrgebäude entspringt einem Apercu, jedes wird wie eine Naturwissenschaft vorgetragen, keines ist verifizierbar. (Stern: Der Führer und das Volk, München 1978, S. 187f)
Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit Reichs Orgonomie aus? Seine Aussage, er habe „nur eine einzige Entdeckung gemacht: die Funktion der orgastischen Plasmazuckung“ (Äther, Gott und Teufel, S. 3), auch nur ein Bonmot mit einem unendlich langen Kommentar?
Tatsächlich sprach Freud, sprachen die Kommunisten und schließlich auch „kritische Mitarbeiter“ Reichs davon, er fröne seinem „Steckenpferd“ und blende dabei alles aus, was nicht passe. Reichs Gegenargument, das er in Äther, Gott und Teufel und anderen Schriften entwickelt hat, ist denkbar einfach: seine Gegner präparieren ständig irgendwelche isolierten Gegebenheiten und Gegensätze aus der Wirklichkeit heraus, etwa voneinander unabhängige „Partialtriebe“ oder „Klassengegensätze“; sie entwerfen Therapieansätze, in denen einem isolierten Teilaspekt eine alles bestimmende Bedeutung zugeschrieben wird, während Reich vom gemeinsamen Funktionsprinzip ausgeht. Beispielsweise kann man sich nur an den Kopf fassen, wenn „Reichianische“ „Körpertherapeuten“, die irgendein Element der Orgontherapie herausgegriffen haben und drum herum ein ganzes „therapeutisches System“ aufgebaut haben, Reichs „Wissenschaftlichkeit“ in Frage stellen. Einem Mann, dessen Leitmotiv war, daß „jeder irgendwo Recht hat“, ideologische Verblendung vorhalten zu wollen, ist willkürliche Krittelei, keine ernstzunehmende Kritik.
In vielem ähnelt Reichs Ansatz dem von Einstein, der auch nur einen einzigen Gedanken ausgewalzt hat, die Feldtheorie. Interessanterweise straucheln beide Theorien am gleichen Problem: EPR, d.h. daran, daß der Raum bzw. eine „Raumenergie“ unmöglich die letzte Realität sein kann. Einstein scheiterte an der Quantenmechanik und Reich am Phänomen „Geist“ (vgl. das letzte Kapitel von Die kosmische Überlagerung). Ich habe das an anderer Stelle diskutiert.
Ganz abgesehen davon, daß es sich bei ihr um eine Naturwissenschaft handelt, die mit Experimenten und Beobachtungen steht und fällt, eignet sich die Orgonomie denkbar schlecht zur ideologischen Orientierung, da bei ihr das „Unsichere“ und die Bewegung im Mittelpunkt stehen.