Posts Tagged ‘Plansprachen’

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 134)

3. Juni 2024

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Die richtige Vorhersage der Zukunft ist die Quintessenz aller Wissenschaft. Die Physik ist nichts anderes als Zukunftsvorhersage, die Medizin lebt davon, den Krankheitsverlauf richtig vorherzusagen, unser tägliches Leben ist nichts anderes als ständige Vorausschau – Unfälle passieren nur bei unvorhersehbaren Ereignissen. Grundsätzlich sollte man nur jene Leute ernstnehmen, die in der Vergangenheit die Gegenwart richtig vorausgesagt haben. Das ist ein denkbar einfaches Kriterium – und es paßt wirklich zu jedem nur denkbaren Bereich der Wissenschaft und des täglichen Lebens. Sei es nun ein Kollege in der Klinik, der Behandlungsvorschläge gibt oder ein Bekannter, der persönliche Ratschläge gibt. Würden alle diesem Rat folgen, hätten die Betrüger und Gernegroße keine Chance mehr. Alles andere ist faschistische Irrationalität, Ideologie und Religion.

Von daher war Laska, seines Zeichens Statiker, alles andere als naturwissenschaftsfeindlich, sondern wählte ganz im Gegenteil diesen Bereich ursprünglich, weil er weitgehend „wertfrei“, d.h. über-ich-frei ist. Aus einem ähnlichen Grund war er ein großer Verfechter der Plansprachen wie Interlingua und Esperanto, die frei von kulturellen Konnotationen und die deshalb eindeutig sind, d.h. nicht zu Mißverständnissen (und damit Unvorhersehbarkeit) führen, wie die gewachsenen Sprachen.

Reich sah entsprechend seine einzige Chance, die Übermacht der Lebensfeinde zu bezwingen, in einer Wissenschaft, die das Gegenteil der faschistischen „Erbwissenschaft“, der „Atomzertrümmerer“ und der chemischen Umweltvergifter war, die Orgonomie.

Peter liest die Laska/Schmitz-Korrespondenz (Teil 11)

12. April 2024

Bernd Laska versucht mit Hermann Schmitz die Plansprache zu diskutieren und scheitert bei ihm, wie fast bei allen seinen Gesprächspartnern. Auch ich habe Plansprachen, insbesondere Esperanto, stets vehement von mir gewiesen, Tatsächlich will Laska aber auch gar nicht die Plansprachen als solche diskutieren, sondern den merkwürdig intensiven Affekt, den sie auslösen, der, Laska zufolge, so auffällig dem Affekt gegen La Mettrie, Stirner und Reich gleicht.

Nun, mit der sich dank KI wirklich minütlich verbessernden Übersetzungsprogramme werden Plansprachen als Vermittler zwischen unterschiedlichen Sprachen zusehends überflüssig und selbst wenn man sie gelten läßt, ist die Frage, wer sie „plant“. Es gibt ohnehin bereits eine allgegenwärtige Plansprache, die Mathematik – und, was die Inklusion des Qualitativen betrifft, die Orgonometrie.

Hinsichtlich des Affekts mag Laska vielleicht daran gedacht haben, daß gewachsene Sprache immer eine ganze Kultur und damit Über-Ich-Inhalte vermitteln, an die wir uns aus Freiheitsangst irrational festklammern, deshalb auch der besagte Affekt. Man denke nur an das Gendern, das die Sprache sozusagen „plansprachlich“ „entpatriarchalisieren“ soll, – womit sich zeigt, daß auch Plansprachen gegen Ideologie nicht gefeit sind. Der Manipulation sind Tür und Tor geöffnet, denn ohne die entsprechenden sprachlichen Werkzeuge wird man schließlich bestimmte Dinge nicht mal mehr denken können.

Laska sieht in der Eindeutigkeit den Hauptvorteil einer Plansprache, während gewachsene Sprachen immer mit Mehrdeutigkeiten spielen. Aber genau hier öffnet sich das Feld für eine meiner Hauptkritikpunkte an Laska und seinem LSR-Projekt: Einen Elefanten kann man erst richtig erfassen, wenn man ihn aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, also nicht immer einseitig auf das große Ohr oder das dicke Bein etc. fokussiert ist. Es ist wie bei einem Jazzstück mit seinen Improvisationen über nur einem Grundmotiv, das durch zwei Elemente lebt: daß es „ein Elefant“ ist und daß das alle ihre Elemente durchwirkt (ansonsten ist sie nämlich nur eine Abfolge von Klängen!) und, zweitens, das dieses Grundmotiv nicht monoton wiederholt wird, sondern in zahllosen Variationen, die sozusagen „den Elefanten ausleuchten“ (ansonsten ist das Musikstück nämlich eine fast unerträglich monotone Qual). Laska hatte aber leider die fatale Tendenz seinen „Markenkern“ variationslos zu wiederholen (man lese seine Website durch!), was nicht etwa zu einer unmißverständlichen Eindeutigkeit führte, sondern genau zum Gegenteil, einfach weil die Monotonie die Aufmerksamkeit nicht fesseln kann. Genauso mit Plansprachen: ihre Monotonie führt nicht etwa zu mehr Eindeutigkeit (Kontakt), sondern, weil sie allen bioenergetischen Grundlagen ins Gesicht schlägt, wird sie paradoxerweise zu mehr Mißverständnissen (Mehrdeutigkeit) führen. Eine klassische bioenergetische Fehlkalkulation!

Wer kennt das nicht, wenn man immer wieder und wieder mit immer den haargenau gleichen alten Geschichten vollgelabert wird und schließlich, in Trance versetzt, aufschreckt: „Was hast Du gesagt? Ich habe buchstäblich kein einziges Wort verstanden.“ „Peter, das habe ich Dir schon tausendmal erzählt.“ Eben!

Das Jüngste Gericht begann 1960 (Teil 9)

11. April 2023

Was ich bei Bernd Laska nie nachvollziehen konnte, ist seine dezidierte Unmusikalität (plus dem grundsätzlichen Desinteresse an Kultur) und seine Unterstützung der Plansprachen. Für ihn stand der Freund der klassischen Musik für Inkulturation; Kultur selbst sozusagen für das wohlige Aalen in der gepanzerten Sprache, und die Plansprache für die Befreiung von der Kultur, einen Schritt raus aus der Falle.

Na gut, jetzt, wo ich es selbst formuliert habe, kann ich es schon nachvollziehen, aber… Genau dieses Anliegen haben auch die Weltverschwörer: uns von unseren kulturellen Wurzeln zu lösen, indem sie uns mit einer Plastikkultur und Kaugummi-Musik verblöden und uns einer Sprache berauben, mit deren Hilfe wir unsere Unterdrückung und unsere Befreiung überhaupt erst konzeptualisieren können.

Nichts wäre ihnen lieber als uns eine rudimentäre Sprache aufzudrängen, mit deren Hilfe wir zwar für sie arbeiten können, bei der aber keinerlei tiefere Bedeutung mitschwingt. Man betrachte etwa die Etymologie der Wortes „Arbeit“: germanisch arbaibi „Mühsal“; verwandt mit Erbe: arbja „Hinterlassenschaft“. Was die Ahnen mühsam erschaffen haben und was wir für unsere Nachkommen mühsam erschaffen: DAS ist Arbeit – nicht das sinnlose Tagwerk für fremde Ausbeuter! Aber du sollst nicht denken, sondern „arbeiten“.

Dir soll sich durch das bloße Schauen auf einzelne Worte keine ganze Welt auftun, sondern du sollst funktionieren wie ein Computer: „arbeiten bedeutet das und das tun, Punkt“. Du sollst dich auch nicht einüben ins Mitschwingen mit der Natur, dem Kosmos, dem „Wallen des Blutes“, deinen Genossen, sondern du sollst ein beliebig programmierbarer Roboter sein – der „arbeitet“. Wenn sie dir deine Wurzeln nehmen, nehmen sie dir auch deine Zukunft!

In der autoritären Gesellschaft mag es ein revolutionärer Akt gewesen sein, sich gegen Freuds „die Kultur geht vor“ zu wenden, heute ist es ein revolutionärer Akt für das Fortbestehen der Lehrstühle für Altphilologie einzustehen und das Verschwinden der Genderlehrstühle zu sorgen, die tagaus tagein an unserer Sprache herumdoktern.

Fußnote zu: Nachwort zu „Zweite Ergänzung zu ‚Besprechung von ORGONOMIC FUNCTIONALISM No. 8, Spring 2021 (Teil 3)‘“

16. August 2021

Ich erwähnte eine Eselsbrücke zur englischen Vokabel „elevator“: –> see you later alligator –> rock’n roll –> Elvis Presley –> Las Vegas –> merkwürdigerweise spielen in allen Filmen über Las Vegas Fahrstühle eine zentrale Rolle –> Fahrstuhl.

Jedes einzelne Wort der Eselsbrücke, bspw. „Elvis“, wird selbst wieder über eine entsprechende Eselsbrücke ins Bewußtsein gerufen. Das zeigt uns, daß Sprachen untrennbar von der Kultur sind, in der wir aufgewachsen sind und leben. Eine zweite entscheidende Rolle wird der Aufbau und das Funktionieren (sozusagen „Assoziieren“) unseres Organismus spielen. Alles hier ausgeführte in der Tradition: Kant (Organismus), Marx (Gesellschaft), Freud (die Vergesellschaftung der Psyche), Reich (die Vergesellschaftung des Körpers)!

Plansprachen sind von daher eine Todgeburt wie alles Künstliche. Die einzige Möglichkeit, den Beschränkungen unserer gepanzerten Sprache zu entkommen, ist die Orgonometrie. Sie steht in der gleichen Traditionsreihe, wenn wir noch Hegel, Engels und Lenin einfügen.