Posts Tagged ‘Verhütungsmittel’

Sex und Kultur

15. März 2025

Marx:

Volker Elis Pilgrim hat in seinem Buch Adieu Marx (Rowohlt 1990, S. 156ff) gezeigt, daß Marx, wie später Lenin, Trotzki und Stalin, den sattsam bekannten Bonzen des Realsozialismus glich: „Karl spielt (…) nicht nur Moral, er hat sie im Blut!“ Jede kleinste Abweichung von der Sittlichkeit bringt diesen verbiesterten ständig geifernder Spießer in Rage. Ein „Mann“, der seine ältere „Schwester“ (das beschreibt wohl das Verhältnis) Jenny heiratet und dann, vor Entrüstung über die Unmoral der Welt „da draußen“ nur so triefend, bei der erst besten Gelegenheit seine beiden Hausangestellten schwängert und die eigenen Töchter fickt (von denen eine an Blasenkrebs verreckt ist und die beiden anderen Selbstmord begingen), sich aber nie an Frauen außerhalb der Familie herantraut.

Freud:

Bereits 1893 schrieb Freud an seinen damaligen Freund Wilhelm Fließ, daß bekanntermaßen „die Neurasthenie eine häufige Folge abnormen Sexuallebens“ sei, d.h. von Masturbation und Coitus interruptus. Er stellte dagegen die Behauptung auf, daß sie ausschließlich eine „sexuelle Neurose“ sei und kam zu dem Schluß, daß man Neurosen zwar nicht heilen könne, sie aber vollständig vermeidbar seien. „Die Aufgabe des Arztes verschiebt sich daher ganz in die Prophylaxis.“ Als Konsequenz forderte er ganz sexualökonomisch den „freien sexuellen Verkehr“ der Geschlechter unabhängig von der Eheinstitution und bessere Verhütungsmittel (Peter Gay: Freud, Fischer TB, S. 77). In seinen Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie sollte er 1905 schreiben, daß die neurotischen Symptome „die Sexualbetätigung der Kranken“ seien (ebd., S. 169). 1907 berichtete ein Teilnehmer der Freudschen „Mittwochsgesellschaft“, „wie er während einer Zeit sexueller Abstinenz an allen Arten von psychosomatischen Symptomen gelitten habe, die verschwunden seien, sobald er ein Verhältnis mit der Frau eines impotenten Freundes angeknüpft habe“ (ebd., S. 201f).

Man kann so beliebig fortfahren: es zeichnet sich in den ersten Jahren der Psychoanalyse Reichs Sexualökonomie ab.

Die Freudo-Marxisten:

Adorno, Fromm, Marcuse, etc. haben eine kulturalistische Vorstellung von dem, was Therapie oder ganz allgemein „Umgestaltung“ hervorbringen kann oder soll. Das impliziert, daß sie bei allem hohlen Freiheitspathos die Falle („Kultur = Über-Ich“) gar nicht verlassen wollen. Für sie gilt das gleiche, was für den resignierten Freud der alles bestimmende Leitspruch war: DIE KULTUR GEHT VOR!

Das bedeutet im Umkehrschluß nicht, daß Reich eine „biologistische“ Vorstellung hatte, denn offensichtlich ist der Mensch ohne Kultur undenkbar und niemand will „zurück zu den Affen“. Reich will schlicht, daß der Mensch Abstand nehmen und wählen kann. Konkretes Beispiel: Bewußtmachen der Atemsperre –> kein Mensch will mit dieser Sperre dahinvegetieren –> bei guter Therapie wird der Patient einen neuen Halt in der autonomen Atmung finden, ein besseres Körpergefühl entwickeln, erstmals wirklich fühlen –> er wird selbst „autonom“ und unabhängig und kann das von der Kultur annehmen, was ihm gemäß ist und dazu beitragen langsam eine neue Kultur zu errichten.

Man kann nicht sagen, daß das Ziel der Therapie nicht vom Patienten bestimmt wird – oder daß es vom Patienten bestimmt wird. Wenn ich mich nämlich von mir selbst distanziere, dann wähle nicht mehr ich das Ziel, – aber auch ein anderer wählt nicht das Ziel. Die Autonomie, die ich gewinne, bedeutet nicht, daß ich meinen „tierischen Impulsen“, meinen genetisch programmierten Instinkten blind folge, sondern meinen bioenergetischen Funktionen. Das ganze ist weder kulturalistisch (wobei die unverzichtbare Rolle der Kultur gar nicht geleugnet wird), noch biologistisch (wobei der Menschenaffe Homo sapiens selbstredend auch nicht geleugnet wird – es lebe die Verhaltensforschung!), sondern bioenergetisch. Letztendlich geht es um orgastische Potenz.

Bei aller Theorie geht es letztendlich um etwas sehr Praktisches und Handgreifliches: um Charakteranalyse, d.h. das Innehalten, etwa wenn man gefragt wird, warum man grinst oder die Schultern hochgezogen hat, etc. Man wacht auf aus einem Automatismus und gewinnt Handlungsoptionen zurück.

Die Leiden des armen Peter haben ein Ende!

23. Februar 2018

Ich habe es tatsächlich geschafft! KINDER DER ZUKUNFT ist durchgelesen.

Warum der Peter so leidet? Im von Reich persönlich revidierten Originalmanuskript ist zu lesen:

Die Jungen klagen darüber, daß es an Gelegenheit, ungestört beisammen zu sein, immer fehlte, daß sie die allergrößten Schwierigkeiten hätten, sich Empfängnisverhütungsmittel zu schaffen (sic!), daß die Mädels „soviel Geschichten machen“, sich allzu lange bitten lassen (…).

In der Rückübersetzung wurde daraus – Unsinn:

Die Jungen beschweren sich, daß es nie eine Gelegenheit gibt, ungestört zu sein und daß die Mädchen nicht in der Lage sind oder nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und Verhütungsmittel zu benutzen. Die Jungen beschweren sich auch darüber, daß die Mädchen „soviel Geschichten“ machen. Sich allzu lange bitten lassen (…). (S. 185)

Aus…

Dieselbe Stellung, die der Vater von seinen Kindern verlangt, wenn sie klein oder jugendlich sind, fordern oft raubgierige Unternehmer und Bürokraten, die nichts von unserem Leben verstanden haben, von den Erwachsenen.

…wurde:

Derselbe Gehorsam und die gliche (sic!) Untertänigkeit, die der Vater seinen jungen Kindern abverlangt, wird auch von staatlichen Autoritäten, wie auch von gierige (sic!) Unternehmer und Bürokraten gefordert, die nichts über unser Leben wissen, also von den Erwachsenen. (S. 188)

Es geht nicht um „die spirituelle Unterdrückung durch die Kirche“ (S. 190), sondern, so das Originalmanuskript, um „die geistige Verdummung durch die Kirche“! Es geht nicht darum, „den sexuellen Streß der Jugendlichen zu beseitigen“ (ebd.), sondern darum, „die sexuelle Not der Jugend zu beheben“. Es geht nicht um „liebesbedingte Selbstmorde“ (S. 194), sondern um „Selbstmorde aus sexuellen Motiven“. Reich will „das Sterbende töten, in jeder Hinsicht und wo immer wir es treffen, um daraus eine neue Ordnung der menschlichen Beziehungen zu bauen“, während in dieser „Übersetzung“, oder was immer das sein mag, davon die Rede ist, „bei allem Respekt die absterbende Ordnung, wo immer wir sie antreffen, [zu] vernichten, sodaß wir dann eine neue Ordnung der menschlichen Beziehungen aufbauen können“ (ebd.). Wo kommt plötzlich der „Respekt“ her? In der amerikanischen Ausgabe lesen wir: „(…) if we kill off the dying order in every respect and wherever we come across it so that we can create from it a new order of human relationships (…)”. Nein, bei allem was Recht ist! Da kann man sich doch nur noch die Haare raufen! Und sowas mußte der arme Peter über fast 200 Seiten hinweg über sich ergehen lassen!

Bei dieser Gelegenheit möchte ich zwei Sätze aus dem [teilweise skizzenhaften] Originalmanuskript zitieren, die alles widerlegen, was Reichs Kritiker gerne vorbringen, nämlich, daß Reich die „ver-Sex-te“ Gesellschaft nicht vorausgesehen hat, in der alle noch unglücklicher sind, „obwohl“ doch alles voller „Sex“ ist, – und daß Reich ein Prophet der Zerstörung der Familie war:

Eingehende Erfahrung lehrt, daß je mehr die sexuellen Erscheinungen sich in einer Gesellschaftsgruppe vordrängen, desto gestörter, zerrissener, unbefriedigender für jeden einzelnen das Geschlechtsleben im Inneren und in Wirklichkeit ist. (Entsprechung im Buch: S. 187f)

[Der] Unterschied zwischen Familiensklaverei und familiärer Liebe, die auf gegenseitiger Achtung und natürlicher Verwandtschaft beruht, [wird] nicht begriffen. Die erste, die uns zerbricht, wollen wir zerbrechen; doch die Liebe von Vater und Mutter zu ihren Kindern und der Kinder zu ihren Eltern wollen wir unter allen Umständen schützen und bewahren. (Entsprechung im Buch: S. 189)

Es ist eine Tragödie, daß dem deutschen Publikum das vorenthalten wird, bzw. daß es mit einer schlichtweg unbrauchbaren „Übersetzung“ abgespeist wird.

P.S.: Ich wollte gerade dieses Kapitel endgültig abschließen, da stelle ich fest, daß das LIED DER JUGEND, ausnahmsweise keine Rückübersetzung, am Ende des Buches falsch abgedruckt wurde!

Die erste Strophe ist korrekt, desgleichen die dritte und vierte, doch in der zweiten Strophe wurde die letzte Zeile mit der vorletzten vertauscht. Warum? Schaut man im amerikanischen Original nach, ist es dort genauso, ABER AUS GRÜNDEN DES ENGLISCHEN REIMES.

Übrigens ist die amerikanische Übersetzung falsch: „Unser das Kampfrecht, wenn man uns zwingt“ ist nicht dasselbe wie: „Ours the just fight (= der gerechte Kampf, was der Übersetzer wohl mit „Kampfrecht“ verwechselt hat!) against all who suppress us.“ Das ist etwas ganz anderes als schlichtweg: „Ours the right to fight if you force us.

Das Kampfrecht der Jugend fürs Lebensglück entspricht dem Streikrecht der Arbeiter (Arbeitskampfrecht) für gerechten Lohn.

ZUKUNFTSKINDER: 3. Die Entstehung des „Nein“, a. Die Emotionelle Pest im Angriff auf den Urquell des Lebens

6. Februar 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

3. Die Entstehung des „Nein“, a. Die Emotionelle Pest im Angriff auf den Urquell des Lebens

Zuchtprogramme im Menschentierzoo

9. Mai 2013

Zu Reichs Zeiten, d.h. in der autoritären Gesellschaft von vor 80 Jahren, war Wissen um Empfängnis und mögliche Empfängnisverhütung in weiten Kreisen der Bevölkerung nur marginal vorhanden. Und selbst wenn: Empfängnisverhütungsmittel waren teuer und schwer zu beschaffen. Für junge Menschen sogar so gut wie unerschwinglich und unerreichbar. Teilweise wurde ihr Vertrieb, wenn nicht sogar die bloße Werbung für sie, als „Anstiftung zur Unmoral“ hart bestraft. Ein erfülltes Sexualleben war so gut wie ausgeschlossen und reihenweise kamen Kinder auf die Welt, die nur mit Haß und Verachtung behandelt wurden, – weil sie aus einem Akt hervorgegangen waren, der von diesen Gefühlen bestimmt gewesen war. Am Horizont zeichnete sich eine eugenische Katastrophe ab. Siehe dazu die Überlegungen des Sozialisten Otto Mainzer.

Unter diesen Bedingungen, die Reich in Schriften wie Die sexuelle Revolution eindringlich beschreibt, war es nur folgerichtig, alle Hoffnung in den Sozialismus zu setzen. Sexualökonomie und eine „sozialistische Ökonomie“ schienen für einander bestimmt.

Wie bereits an anderer Stelle angeschnitten, stellen sich die Verhältnisse heute, d.h. in der antiautoritären Gesellschaft drastisch anders dar, nämlich diametral entgegengesetzt. Heute führt die Hilfe des Staates für die „Armen und Benachteiligten“ geradezu zum Verzicht auf Verhütungsmittel, sind doch Kinder bares Geld wert und ein gutes Argument für weitere staatliche Unterstützung. Das ist keine bloße Theorie! Wenn man nach Amerika schaut, war das imgrunde zutiefst rassistische Argument der weißen Liberalen stets, daß schwarze Welfare Queens mit Verhütungsmitteln nicht umgehen könnten und deshalb der Staat für die Folgen ihres offensichtlich unkontrollierbaren Trieblebens aufkommen müsse. Nachdem die asozialen Wohlfahrtsprogramme von den Republikanern während der 1990er Jahre im Congress zusammengestrichen wurden: oh Wunder, urplötzlich wußten die jungen Damen mit Verhütungsmitteln umzugehen! Inzwischen hatten die durch staatliche Hilfe in vaterlosen „Familien“ herangewachsenen Kinder die Innenstädte Amerikas in veritable Höllen verwandelt. Es waren vom Sozialismus ungefähr jene Zustände erzeugt worden, wie Reich sie aus den Armenvierteln Wiens nach dem Ersten Weltkrieg kennengelernt hatte.

Nicht nur, daß der Asozialstaat dort Kinder „erzeugt“, wo sie nicht hingehören, nämlich in Schichten, die sich nicht fortpflanzen sollten, verhindert er gleichzeitig durch seine verbrecherische Enteignungspolitik (genannt „Steuerpolitik“) die Erzeugung von Kindern bei Facharbeitern, Angestellten und dem „Bürgertum“, muß er doch für eine Verbreiterung seiner Steuerbasis durch Einbindung der Frau in den Arbeitsprozeß sorgen. Da sind mehr als ein Kind, allerhöchstens zwei Kinder nicht tragbar! Schließlich sollen die Frauen Karriere machen und entsprechend Steuern zahlen!

Der sozialistische Staat zerstört wirklich alles, wofür der Name „Wilhelm Reich“ steht. Er nimmt in Gestalt von Kinderkrippen den Kindern ihre Mütter und schädigt die Kinder damit auf eine nicht wieder einholbare Weise. Da die Mütter kaum noch Zeit für die Kinder haben, kommt es beispielsweise zu einer Epidemie an Sprachentwicklungsstörungen. Bereits jedes dritte Kind soll betroffen sein. Und man erzähle mir nicht, daß die von ihren Kindern befreiten „Karrierefrauen“ wirklich glücklicher sind. Zumal „Karriere“ für die meisten bedeutet, öde Tage im Büro oder gar an der Supermarktkasse zu verbringen.

Das schlagende Gegenargument ist dann natürlich „Unabhängigkeit“. Die „Karriere“ mache die Frauen unabhängig vom Mann. Das wird aber durch eine Abhängigkeit vom Staat erkauft, der die Kinder ganztägig „betreuen“ soll. Verzichtet sie ganz auf Kinder, kann man ihr nur viel Spaß am einsamen und sinnleeren Lebensabend wünschen!

Die Frau sucht die Gene aus, mit deren Hilfe sie ihre Keimbahn fortsetzen will. Wenn sie vom Mann abhängig ist, wählt sie diesen und damit die Gene desto sorgfältiger. Jeder „soziale“ Eingriff unterminiert dergestalt die Höherzüchtung der Menschheit: er zerstört das, was seit zig Millionen Jahren die Evolution vorantreibt

Sozialismus ist kurz gesagt gleichbedeutend mit der Vermittlung falscher Signale und Anreize, so daß Menschen die falschen Entscheidungen treffen und Ressourcen falsch verteilt werden. Im Bereich der Ökonomie ist das offensichtlich. Warum sollte es im Bereich der Sexualökonomie so viel anders sein? Haben die Sozialisten von der SPD, den Grünen und der CDU/CSU auch nur den blassesten Schimmer davon, was sie da regulieren wollen? Auch nur einen Funken Demut angesichts der Natur des Menschen? Haben sie, mit Verlaub, noch alle Tassen im Schrank?

Zum Abschluß eine Gruppe, die sich ebenfalls nicht fortpflanzen sollte – und unter normalen Umständen dazu auch keine Chance hätte:

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