Posts Tagged ‘Folter’

Alexander Lowen (Teil 3)

15. Dezember 2025

Scientology beruht auf Hypnose, die durch das „Auditing“ aufrechterhalten und verstärkt wird. Am Anfang steht der Kommunikationskurs, zu dessen Hauptübungen es gehört, daß sich zwei beliebige Personen gegenübersitzen und sich ohne zu blinzeln oder irgendeine andere Regung zu zeigen zwei Stunden lang anstarren, wobei die Uhr bei jeder Regung von neuem auf null gestellt wird. Für Primaten wie dem Homo sapiens ist das die ultimative Streßsituation, die, wenn Flucht oder Angriff unmöglich gemacht werden, nur durch einen einzigen Mechanismus entschärft werden kann: die Trennung von bioenergetischer Erregung und der Wahrnehmung dieser Erregung. Reich bezeichnete das als „schizophrene Spaltung“. In der Schizophrenie ist diese Spaltung tief verankert, bei Opfern von „Psychotechniken“ ist sie nur oberflächlich und muß deshalb künstlich aufrechterhalten werden, wobei sie sich im Laufe der Zeit natürlich auch tiefer verankert.

Fatalerweise gibt es in der Gestalt der „Bioenergetik“ Alexander Lowens eine Entsprechung beim „Reichianismus“. Hier wird die Trennung von Erregung und Wahrnehmung durch zweierlei erreicht: durch Aufbrechen der Panzerung mittels Folter und durch Überschwemmen des Körpers mit bioenergetischer Erregung, die die Toleranzschwelle weit übersteigt. „Folter“? Erstens ist wohlbekannt, daß man sich Folter nur entziehen kann, wenn man tranceartig „weggeht“ (Spaltung) und zweitens: die biophysische Intervention in der Orgontherapie besteht in nichts anderem als durch Druck an der richtigen Stelle die Muskelpanzerung so zu verstärken, daß sie nachgeben muß. Das kann sehr schmerzhaft sein. „Reichianer“ haben sich ausgerechnet auf diesen Aspekt der Reichschen Therapie kapriziert. Doch während in der Orgontherapie gilt, daß diese Intervention entsprechend einer psychoanalytischen „Deutung“ nur dann angewendet werden darf, wenn nach viel Widerstandanalyse der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, bombardieren „Reichianer“ mit maximaler Gewalt ihre „Patienten“ mit diesen Interventionen. Das entspricht in etwa den „wilden Deutungen“ in der Psychoanalyse, denen Reich mit seinem Klassiker Charakteranalyse entgegengetreten ist.

Ähnlich wie es in der Psychoanalyse infolge der verfrühten Deutungen zu „chaotischen Situationen“ gekommen ist, erzeugt der blinde und sinnlose Angriff auf den Muskelpanzer ein bioenergetisches Durcheinander, bei dem die obenerwähnte Spaltung biophysische Struktur wird: die oberen Segmente, insbesondere aber das Augensegment, panzern sich vermehrt ab, um die aus den verfrüht entpanzerten unteren Segmenten freigewordene bioenergetische Erregung zu binden. Die Augenpanzerung führt zur Spaltung ähnlich wie bei der Schizophrenie.

Ohnehin erinnert das Geschehen in „bioenergetischen“ Übungsräumen eher an eine Folterkammer als an die Praxis eines Orgontherapeuten. In der Orgontherapie geht es um die Befreiung und den Ausdruck unterdrückter Emotionen, die „Ausdruckssprache des Lebendigen“, also letztendlich dem Orgasmusreflex die Bahn zu ebnen. Das ist etwas grundsätzlich anderes als das Einnehmen von „Streßpositionen“, um emotionale Reaktionen zu erzwingen. Es entspricht wieder dem Gegensatz zwischen einer geregelten Charakteranalyse und dem „Bombardieren“ des Unbewußten mit willkürlichen Deutungen in der Psychoanalyse. Außerdem induziert der Schmerz jeweils eine scharfe bioenergetische Kontraktion, die, da die teilweise seit Jahrzehnten unterdrückten schmerzhaften Emotionen nicht systematisch befreit werden, das bioenergetische System des Organismus noch mehr schädigt, als es ohne diese Form von „Therapie“ ohnehin schon war. Der ursprünglichen Traumatisierung wird eine neue hinzugefügt. Diese Kontraktion bedingt an sich bereits Spaltung, da der Raum zwischen zentraler Erregung und peripherer Wahrnehmung wächst:

lowenexpkontr

[Alexander Mitscherlich] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

14. April 2023

[Alexander Mitscherlich] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)

Orgonomie und Metaphysik (Teil 46)

13. März 2022

Auf Spiegel-TV gab es mal ein Feature über die Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS), bei dem ich ständig an Nikolai Levashov und Richard Blasband denken mußte. Zum Beispiel ist folgender Fall dokumentiert:

Eine MPS-Patientin hatte Diabetes und brauchte regelmäßig Insulin, um nicht ins Koma zu fallen und abzukratzen. Wenn sie sich aber in eine andere Person verwandelte, litt sie plötzlich nicht mehr unter Diabetes und brauchte kein Insulin mehr. Dies beweist, daß der mind allmächtig ist. (Der Levashovsche bzw. Blasbandsche mind wird von deutschen Esoterikern als „Intelligenz“ eingedeutscht.) Im Fernsehen war eine Episode zu sehen, wo eine Frau ohne Brille nicht sehen konnte, als sie aber ihre Persönlichkeit änderte, mußte sie die Brille abnehmen, um etwas sehen zu können. Auch hat jede einzelne Persönlichkeit im MPS-Patienten ihre eigene unverwechselbare Handschrift, spezielle Befähigungen, etc. Ich würde mich nicht wundern, wenn querschnittsgelähmte MPS-Patienten aus ihrem Rollstuhl aufstehen würden!

Die MPS läßt sich ursächlich auf grausamste Kindesmißhandlung zurückführen. Die Kinder verlassen ihren Körper, damit eine andere, von ihnen schizophren abgespaltene, Person die Folter auf sich nimmt und sie selbst „gesund“ bleiben können. Diese Leute sind oberflächlich betrachtet, solange sie nicht akut in eine andere Persönlichkeit überwechseln, tatsächlich „gesund“, aber sie bezahlen dies dadurch, daß sie von allen Gefühlen abgeschnitten sind und nur vegetieren.

Für die Orgontherapie wird dies natürlich die Frage auf, ob nicht alle gepanzerten Menschen milde MPs-Fälle sind, denn die Panzerung hat einen traumatischen Ursprung und ist funktionell identisch mit der Identifizierung mit dem Peiniger; sie ist das Über-Ich, sie ist nicht das Ich, und wird entsprechend in der Orgontherapie als fremd abgestoßen.

Die Panzerung schützt uns vor Impulsen von innen und außen. Wird sie brüchig, dringen „höhere Mächte“ bzw. „Wesenheiten“ aus dem „Jenseits“ (dem „Jenseits der Panzerung“) in uns ein: Götter, Engel, Dämonen, etc. Mit ihnen beschäftigen sich Religion, Mystik und Esoterik – sie beschäftigen sich mit durch die Panzerung zersplitterten und fremd gewordenen orgonotischen Impulsen.

Folter

25. August 2016

Was ist das Wesen der Folter? Warum foltert man überhaupt? Wenn du Opfer der Folterknechte bist, wird dein eigener Körper zu deinem Feind. So wird deine Hoffnung auf ein Ende des Schmerzes zum Komplizen der Folterer, einfach weil du alles tust, nur um keine Schmerzen mehr erleiden zu müssen. Du wirst gespalten und der äußere Konflikt zwischen dir und der politischen Polizei wird zu einem internen inner-biopsychischen Konflikt zwischen deinem schmerzempfindlichen Körper und deinem Überlebensdrang, zwischen deinen ursprünglichen Überzeugungen und der Hoffnung, den Schmerzen zu entkommen. Das ist auch das Geheimnis aller autoritären Erziehung. Dein Körper also du selbst wirst zum Feind und all deine Träume, Hoffnungen und Visionen werden identisch mit den Träumen, Hoffnungen und Visionen jener, die deinen Körper malträtiert haben. Das eigene Herz, die eigene Seele wird in ein fremdes Herz, eine fremde Seele verwandelt. Aus dem „Lust-Ich“ wird das „Über-Ich“. Stalin hat das gewußt: je mehr du die Menschen erniedrigst, schlägst und peinigst, desto mehr werden sie dich lieben und sich mit deinen Gedanken identifizieren.

Es ist interessant, daß Leute, die durch die Folter nicht gebrochen worden sind, und Menschen, die trotz einer schlimmen Kindheit zu genitalen Erwachsenen wurden, durch einen gemeinsamen Wesenszug ausgezeichnet sind: die ungebrochenen Folteropfer hatten nie geglaubt, daß sie ihre Folter-Situation hätten ändern können, und bei den ungebrochenen Kindern gingen die Tiraden der Eltern zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus. Bestimmte Menschen kann man nicht brechen.

Siehe dazu auch Max Stirner und die Kinder der Zukunft.