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Der biologische Rechenfehler in der „antiautoritären Kindererziehung“

1. August 2024

Das mit „intakter“ und „kaputter“ Kindheit ist so eine Sache, die Reichs gesamtes Projekt infrage stellt. Da erscheinen ab und an „Patienten“ bei Orgontherapeuten, deren Kindheit schlichtweg die Hölle war, die sich aber bei näherer Untersuchung als vollkommen gesund erweisen. Sie gehen zum Psychiater mit der Frage: „Entweder spinne ich oder alle anderen?!“ Andererseits wachsen die eigenen Kinder der Orgonomen unter denkbar optimalen Bedingungen auf, doch immer wieder gibt es dort neurotische Wracks, Schizophrene, Perverse – und kein Mensch weiß, was passiert ist. Beim einen Kind scheint der ganze Müll durchs eine Ohr reinzugehen, um unmittelbar und ohne Schaden anzurichten, das andere Ohr wieder zu verlassen, während andere Kinder schon bei den harmlosesten Dingen einen lebenslangen Schaden davontragen.

Dann gibt es auch tragische Fälle wie Reichs Tochter Eva, die erst streng psychoanalytisch aufgezogen wurde, also distanziert, um den „Ödipuskomplex“ nicht zu aktvieren, und streng „wissenschaftlich“ objektiv – und dann plötzlich nach Reichs eigenen sexualökonomischen Prinzipien der Selbstregulation. Zeitgleich wurde Reich Kommunist, der seine Kinder zu kleinen „Komsomolzen“ erziehen wollte, wobei er nicht ahnte, daß das Kindermädchen strenge Katholikin war, die um das Seelenheil dieser kleinen „Heidenkinder“ kämpfte, sie hinter Reichs Rücken zur Heiligen Messe schleppte und ihnen allen möglichen papistischen Aberglauben einimpfte. Nach Reichs Tod wurde Eva zu einer „sozialistischen Christin“….

Bei aller Begeisterung für Reichs „Kinder der Zukunft“ und Laskas LSR-Utopie – in Wirklichkeit wissen wir so gut wie nichts darüber, wie „das Paradies“ zu errichten ist. Nicht nur die sexuelle Revolution im engeren Sinne hat seit 1960 für Unheil gesorgt, sondern insbesondere auch die „sexualökonomische“ Kindererziehung. Indem aus Kindern Partner wurden, wurde eine Verunsicherung erzeugt, die nur als grausam bezeichnet werden kann. Stelle dir vor, du überantwortest dich einem Bergführer auf gefährlichem Terrain und dann stellt sich heraus, daß er genauso linkisch und verpeilt ist, wie du selbst: Panik! Das, was der Prävention von Panzerung dienen soll, führt beim Kind erstrecht zu Panzerung, da es seine Panik irgendwie binden muß.

Es ist offensichtlich, daß falsche, angemaßte Autorität noch verheerender wirken kann, zumal kein Kind gleich ist. Die einen kommen so robust zur Welt, daß Lebensfeindlichkeit an ihnen wirkungslos verpufft, während andere schon ein „böser Blick“ bis ins Mark verunsichern kann. Das bedeutet, daß von Anfang an eine „Charakteranalyse“ unausweichlich ist. Charakteranalyse ist, nach Elsworth F. Baker, nichts anderes als „Kontaktherstellung mit dem Patienten“. Wir müssen jeden Menschen als unverwechselbares Individuum wahrnehmen und entsprechend mit ihm umgehen. Das ist Liebe und nur die Liebe heilt bzw. verhindert, daß Unheil in die Welt zieht.

Raum, Zeit und Funktion

6. März 2021

Was sollen die „Pfeildiagramme“ der Orgonometrie bedeuten? Vor allem darf man sie nicht mit „topologischen“ Pfeilen verwechseln, die die Punkte (mathematischer) Räume miteinander verbinden, etwa „Hamburg → Bremen“ oder „elfter Geburtstag → zwölfter Geburtstag“; mit Vektoren oder ähnlichem.

Mit „ähnlichem“ meine ich beispielsweise das folgende:

  • Individuum → Gesellschaft → Weltbürgertum → Kosmos
  • Greis → Erwachsener → Kind → Säugling

Man liest beispielsweise Aussagen wie,

  • daß Individuum muß sich als Teil der Gesellschaft sehen, die Gesellschaft als Teil der Weltgemeinschaft und diese muß sich eingebunden fühlen in den Gesamtzusammenhang des Universums
  • in der Lebensrückschau gingen wir nacheinander aus immer weiter zurückliegenden Entwicklungsphasen hervor

Das sind abstrakte, „logische“ Abfolgen und Zusammenhänge, die funktionell richtig sein können oder nicht. Sie mögen „Naturphilosophie“ oder einer „tiefen Einsicht“ entsprechen, haben aber nichts mit Orgonometrie zu tun! Eine funktionelle Betrachtungsweise ist etwas grundsätzlich anderes. Etwas, was nicht abstrakt sondern konkret und was nicht „logisch“, sondern beispielsweise „psycho-logisch“, „sozio-logisch“, „bio-logisch“ oder „kosmo-logisch“ ist.

In seinem Buch Die kosmische Überlagerung hat Reich gezeigt, daß die Form unseres Körpers und seiner Organe, sowie das Funktionieren unseres Körpers (genitale Umarmung) funktionell identisch ist mit der Form der Galaxien, unsere Beziehung zum Kosmos also unmittelbar ist, nicht nur abstrakt und „naturphilosophisch“: „Organismus -∫- Galaxie“.

Betrachten wir einen Greis, fällt uns auf, daß er zunehmend einem Baby ähnelt und etwa Photos, die ihn als Säugling zeigen, ganz so aussehen wie heute: die Gesichtszüge und der Ausdruck der Augen sind weitgehend identisch. Das ist so, weil er als Baby noch keinen Panzer hatte und kurz vor dem Tod die Panzerung wegbricht, weil einfach nicht mehr genug Energie da ist, um sie aufrechtzuerhalten, und weil sie auch nicht mehr nötig ist, da mangels Energie die Antriebe wegfallen, gegen die er sich sein Leben lang abpanzern mußte: „Baby -∫- Greis“.

Diese beiden orgonometrischen Gleichungen haben nichts mit „Logik“ oder „Philosophie“ oder gar Mathematik, Erkenntnistheorie, Semiotik usf. zu tun! Diese beschreiben die sekundäre „mechanische“ Materie und „Geist“, die Orgonometrie beschreibt die primordiale kosmische Orgonenergie.

Ein dritter Blick auf Reichs Triebtheorie (Teil 5)

22. Februar 2019

Die orgonomische Psychologin Virginia Whitener hat die Erziehungspraxis in Zeiten des gesellschaftlichen Zerfalls wie folgt zusammengefaßt:

Ohne Konsequenz und das Setzen von Grenzen fürchtet und mißtraut ein Kind seinen eigenen Gefühlen. Bei ihm steigt die Angst, wenn die Erwachsenen nicht die Kontrolle haben. Werden Kinder zu sehr verwöhnt, nehmen sie einen Mangel an Kraft bei ihren Eltern wahr. Das ängstliche Gefühl durchdringt alles, das Kind fühlt sich unsicher. Wenn die Eltern Grenzen setzen und sich daran halten, ist es frei, seine eigenen Gefühle, Angst oder Wut, auszudrücken und hat dabei den Trost, daß die Eltern seine Gefühle tolerieren können. Das Kind läßt Wut und Schmerz aus sich heraus, findet Erleichterung und lernt, Gefühle zu tolerieren und nicht zu fürchten, einschließlich der Wut über seine Eltern. Wenn Mama und Papa eine unparteiische Haltung gegenüber unangenehmen Gefühlen zeigen, d.h. sie als Teil des Lebens betrachten, mit dem sie umgehen können, ist den Kindern auf zweifache Weise geholfen. Wenn die Eltern den irrationalen Forderungen ihrer Kinder nicht nachgeben, um Gefühlsausbrüche zu vermeiden, nicht die emotionalen Eruptionen ihrer Kinder fördern bzw. sich nicht über die Maßen an diesen beteiligen und die Kinder nicht zu Gefühlsäußerungen drängen oder diese bestrafen, helfen sie ihnen, den Kontakt zu deren eigenen Gefühlen aufrechtzuerhalten. Die Kinder können dann, abhängig von ihrem Alter, in Streßsituationen die zunehmende Fähigkeit für Gefühlsausdruck und rationales Denken entwickeln. Natürlich muß im Sinne der Sicherheit des Kindes und anderer Personen destruktives Verhalten gestoppt werden, damit das Kind Respekt vor sich selbst und anderen lernen kann und es sich sicher fühlen kann, wenn es darum geht Gefühle auszudrücken. Die Kontrolle, die Weitsicht und der Reifegrad des Kindes sind noch nicht vollständig entwickelt und werden mit fortschreitender Entwicklung im Laufe der Jahre zunehmen. Widersprüchliche Emotionen und Impulse bei den Eltern fördern Verwirrung und das Ausagieren. („Changes in Parenting with Progress in Therapy“, The Journal of Orgonomy, Vol. 50,1)

Läßt man Kindern alles durchgehen, erhält man keine selbstbewußten Nachkommen, sondern welche, die ständig zwischen substanzloser Anmaßung und Unsicherheit changieren, zwischen Rebellion und rückgratloser Anpassung. Ein schönes Beispiel sind Muttis Sturmtruppen, die „Anti“fa.

Erstaunlicherweise sieht es in türkischen und arabischen Familien nicht viel anders aus und auch das Produkt der Erziehung ist zwar nicht identisch, aber doch erstaunlich ähnlich. Jungendlich Straftäter mit Migrationshintergrund „werden speziell von ihren Müttern extrem verwöhnt und erfahren keinerlei Grenzsetzung. Die Lehrerinnen, Lehrer und Jugendamtsmitarbeiter, die als Erste mit den Familien zu tun haben, wenn sich bereits in der Grundschule erste Verhaltensauffälligkeiten zeigen, berichten von Gewaltbereitschaft und Respektlosigkeit. Wenn die Mütter – und höchst gelegentlich auch die Väter – darauf angesprochen werden, suchen die Eltern das Verschulden grundsätzlich beim ‚System‘.“ Zuhause sind sie der Pascha und draußen fordern sie, unsicher und schwach wie sie sind, „Respekt“. So die geselbstmordete Jugendrichterin Kerstin Heisig vor einem Jahrzehnt in ihrem Buch Das Ende der Geduld.

Ein dritter Blick auf Reichs Triebtheorie (Teil 4)

21. Februar 2019

Woher kommt die Wut, wenn ein Kind neurotische Impulse ausleben darf? Die Ironie liegt darin, daß, wenn man dem Kind alles durchgehen läßt, die tieferen Bedürfnisse des Kindes bei dieser Annäherungsweise übersehen werden. Nachgeben gegenüber den sekundären neurotischen Impulsen des Kindes verschafft nur oberflächliche Befriedigung und verhindert tatsächlich die spontane Entwicklung und den Ausdruck der tieferen, gesunden, primären Impulse. Die letzteren werden also in hohem Maße frustriert, von daher die Wut.

Oft haben die Eltern den Instinkt, „Nein“ zu sagen, setzen sich aber über ihn hinweg, weil sie sich schuldig fühlen. Dies ist bei permissiver Elternschaft üblich. Eine der immer wiederkehrenden Verzerrungen des Konzepts der Selbstregulierung ist die Vorstellung, daß ein Kind nicht behindert werden sollte, indem man „Nein“ sagt. (Peter Crist: “Problems of Childhood Self-Regulation in an Age of Permissiveness”, The Journal of Orgonomy 50(1))

ZUKUNFTSKINDER: 3. Die Entstehung des „Nein“, b. Zwangsjacken für Babys

8. Februar 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

3. Die Entstehung des „Nein“, b. Zwangsjacken für Babys