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Kredit und Arbeitsdemokratie

13. März 2025

In den ursprünglichen Gesellschaften hat es Tauschhandel allenfalls zwischen aneinander vorbeiziehenden Horden gegeben, die ansonsten kein Verhältnis zueinander hatten. Es ist eine instantane Interaktion von Geben und Nehmen ohne jene bioenergetische Spannung, die über sehr lange Zeit aufrechterhalten wird und die typisch für die wirtschaftlichen Interaktionen innerhalb des Stammes (und zwischen befreundeten Stämmen) ist, wo es um gegenseitige Verpflichtungen geht.

Kurioserweise werden diese Verhältnisse, bei denen es um langfristige Beziehungen geht, im Kapitalismus wiederhergestellt, wo eben nicht der Tauschhandel im Mittelpunkt steht, sondern sich alles um Kreditvergabe und -aufnahme dreht. Klassischen Tauschhandel gab es allenfalls während des Kalten Krieges, etwa mit der „DDR“ oder innerhalb der „DDR“ zwischen Betrieben am Plan vorbei, d.h. überall dort, wo die Arbeitsdemokratie zusammengebrochen war.

Arbeitsdemokratie ist Kredit, d.h. ein Netz wechselseitiger Abhängigkeiten und Verpflichtungen, und sie ist deshalb vom Geld nicht zu trennen, weshalb auch beispielsweise das anstehende digitale Zentralbankgeld von zentraler Bedeutung für die Orgonomie ist.

Für die Formulierung einer orgonomischen Theorie des Geldes kristallisierten sich mir zwei Alternativen heraus. Zunächst die Theorie von Johann Philipp Freiherr von Bethmann, von dem ich zu dessen Hochzeiten alle Bücher las:

  • Die Zinskatastrophe. Das Buch zur Krise, Frankfurt 1982
  • Der verratene Kapitalismus. Die Ursachen der Krise, Frankfurt 1984
  • Auf Inflation folgt Deflation. Unerhörte Warnungen, Frankfurt 1986
  • Die Deflationsspirale, Frankfurt 1986
  • Das Kartenhaus unseres Wohlstandes. Warum der Kapitalismus nicht triumphieren kann, Düsseldorf 1991

Schließlich wandte ich mich jedoch der in vieler Hinsicht diametralen Gegenposition von Murray N. Rothbard zu:

  • Das Schein-Geld-System. Wie der Staat unser Geld zerstört, Gräfelfing: Resch Verlag, 2000, dessen erste Auflage 1963 in den USA unter dem Titel What has the Government done to our money? erschienen ist.

In Deutschland wurde diese Sichtweise beispielsweise von dem christlich orientierten Unternehmer und Autor Roland Baader vertreten.

Zunächst einmal der Punkt, in dem sich beide Wirtschaftstheoretiker einig sind:

Merkwürdigerweise gibt es in durchweg allen kapitalistischen Wirtschaften einen bestimmten Bereich, der vollkommen von planwirtschaftlichen Prinzipien bestimmt wird, ohne daß auch nur ein Funken marktwirtschaftlichen Problembewußtseins vorhanden ist: im Bereich der „Notenbanken“.

Der Privatbankier und Autor v. Bethmann hat dieses „realsozialistische“ Geschwür, das den Kern unserer kapitalistischen Ordnung aushöhlt, dingfest gemacht: die „Geldmengensteuerung“, wie sie die amerikanische FED, die EZB und andere Zentralbanken betreiben.

v. Bethmann zeiht ihnen des „Verrats am Kapitalismus“. Ihre Geldmengensteuerung sei vergleichbar mit der sozialistischen Bewirtschaftung und müsse eines Tages genauso zum Zusammenbruch des „Realkapitalismus“ führen, wie vorher der Realsozialismus am Plan krepiert ist. Die „Geldproduktion“ regulieren zu wollen, ist gleichbedeutend mit dem Ansinnen, die Produktion „bewirtschaften“ zu wollen. „Geldmengenpolitik“ ist eine genaue Entsprechung der einstigen planwirtschaftlichen Regulierung des Produktionsprozesses im Realsozialismus. Und trotzdem geschieht dies nicht nur national, sondern sogar weltweit mit Hilfe von Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond. Doch ist beides, Güterproduktion und „Geldproduktion“ einzig eine Angelegenheit von Privatleuten, eine Funktion des privatwirtschaftlichen arbeitsdemokratischen Austausches.

Nach der gängigen Theorie ist es Aufgabe der Zentralbanken Geld zu „schöpfen“ und je nach Wirtschaftslage mit Hilfe ihrer konjunkturpolitischen Mittel, also vor allem dem Leitzins, mittels der Geschäftsbanken in die Wirtschaft fließen zu lassen, bzw. der Wirtschaft überschüssiges Geld wieder zu entziehen. Ein hydraulisches System, mit den Gremien der Zentralbanken an den Schalthebeln.

Nach v. Bethmann ist die Produktion und Vernichtung von Geld jedoch ein autonomer Prozeß, der zwischen zwei freien Wirtschaftsteilnehmern selbstbestimmt abläuft. Geld wird automatisch produziert, wenn Schulden gemacht werden. Entsprechend wird Geld vernichtet, wenn Schulden beglichen werden. Geld ist nichts anderes als die Abstraktion konkreter Forderungen eines Gläubigers gegenüber einem Schuldner, die an irgendeinen beliebigen Dritten abtrettbar sind.

Imgrunde ist jede Art von Kreditaufnahme eine Geldschöpfung. Dazu gehört auch jeder Gang in den Supermarkt, weil Kaufen und Bezahlen zwei vollkommen unterschiedliche Dinge sind: von dem Augenblick, wo ich das Produkt an mich nehme bis zu jenem, wo ich es bezahle, habe ich praktisch einen Kredit aufgenommen. Wenn ich bezahle, begleiche ich diesen Kredit und vernichte damit das „geschöpfte“ Geld wieder, indem ich meine Schuld tilge.

Man kann, auch wenn es widersinnig klingt, sagen, daß Geld beim Kaufen entsteht. Oder anders ausgedrückt: Nachfrage entsteht nicht, wenn Geld vorhanden ist, sondern Geld entsteht durch Nachfrage, da Kaufbereitschaft dasselbe ist wie Verschuldungsbereitschaft. Neues Geld entsteht mit jeder neuen Geldforderung, d.h. Geldschöpfung ist nichts anderes als Kreditschöpfung.

Da also jede Forderung potentiell Geld ist, ist seine Menge weder bestimmbar noch begrenzbar. Geldneuschöpfung ist ein autonomer, mengenmäßig prinzipiell unkontrollierbarer Vorgang.

Das Grundproblem einer derartigen Geldtheorie ist, daß hier das Geld sozusagen in der Luft hängt – und dadurch inflexibel wird. Wie der Orgonom Robert Harman in seinem Aufsatz „Practical Functional Economics“ ausführt, ist es ohne einen internationalen Goldstandard für ein Land praktisch unmöglich die eigene Währung abzuwerten, ohne auf verheerende Weise in den Kapitalmarkt einzugreifen. Als Beispiel dafür führt er China an. Harman selbst ist aufgrund seiner 35 Jahre zurückgehenden Beschäftigung mit der ökonomischen Theorie zu dem Schluß gekommen, daß, was die Funktionsweise des Geldsystems betrifft, Gold ohne (aus Krediten hervorgegangenes) Papiergeld kein „Gold“ ist und daß umgekehrt das Papiergeld ohne dieses Gold kaum mehr ist als ein Fetzen Papier (Journal of Orgonomy, Vol. 44, No. 1, S. 60).

Beiden Seiten, hier durch Rothbard und durch v. Bethmann vertreten, geht es darum, den Kapitalismus zu retten bzw. erst möglich zu machen. Die eine (die mechanistische) Seite behandelt dabei das Geld wie eine „Substanz“, die durch die Venen des Wirtschaftorganismus fließt, und verkennt, daß sich das Geld ständig verändert und es potentiell unendlich viele Arten von „Geld“ gibt („Geldmenge M1, M2, M3“). Die andere (die mystische) Seite verkennt, daß Geld ohne substantielle Basis undenkbar ist: es konnte sich nur auf der Grundlage des Austausches von Edelmetallen entwickeln und kann nur auf dieser „materiellen Grundlage“ angemessen funktionieren. (Bitcoin, obwohl „immateriell“, ist fix und nicht manipulierbar und ist von daher eine Entsprechung zu Gold!)

Der Rote Faden (Band 2): 56. Reich und die Linke (Fortsetzung)

30. Dezember 2023

DER ROTE FADEN (Band 2): 56. Reich und die Linken (Fortsetzung)

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 54)

8. März 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

In seinen Ausführungen über „die Hybris der Vernunft“ und „das Elend der Aufklärung“ finden sich bei dem christlich-libertären Ökonomen Roland Baader, ein Schüler von Friedrich A. Hayek, folgende Aussagen:

Der Fortschritt der Naturwissenschaften führte dazu, daß mehr und mehr der Gesetzmäßigkeiten des materiellen Weltverlaufs entdeckt und erklärt werden konnten. Entsprechende Gesetzmäßigkeiten glaubte man deshalb auch im Geistigen, Sittlichen und Sozialen erkennen zu können, wenn nur die Denkmethoden entsprechend den logisch-exakten der Naturwissenschaften gestaltet werden könnten. In dieser Methodensuche wurde Descartes mit seiner Verfahrensweise des „methodischen Zweifels“ zum Wegbereiter des sogenannten philosophischen Kritizismus. Das wäre noch kein Beinbruch gewesen; der Weg dieser Erkenntnismethode jedoch führte über Hobbes und Locke zur Überzeugung, daß sich alle Erkenntnis aus der Erfahrung ableiten lasse. In einem solchen Denksystem ist Metaphysik nicht mehr möglich. Wo aber Metaphysik ausgeschlossen ist, da ist nur noch Physik. Übertragen auf Geistiges bedeutet das: krasser Materialismus. Physik als singuläre Erklärung und Substanz des Menschen, des Menschlichen und der Menschheit, der Person wie der Gesellschaft, endet konsequent in den Schlächtereien der Revolution, den Gaskammern von Auschwitz und den Friedhöfen der Gulags.

Institutionell und historisch wurde daraus anschließend die Säkularisation (modern: „Emanzipation“) nicht nur des Staates von der Kirche, sondern auch des Menschen von Gott, und schließlich die des Menschen von seinesgleichen und von sich selbst. In perfekter Konsequenz entspricht dem nur noch ein einziges „Glaubensbekenntnis“: der Nihilismus.

Anders erklärt: Aus dem „richtigen“ Erkennen – so der aufgeklärte Geist – müsse das „richtige“ Tun folgen. „Richtiges“ Handeln heiße „sittliches“ Handeln, denn Elend, Mangel und Not könnten ihre tiefste Ursache nur in fehlender oder mangelhafter Einsicht haben; weshalb der durch Vernunftgebrauch vollständig erkennende oder nur das Vernünftige anerkennende Mensch auch nur noch tugendhaft (weil „richtig“) handeln könne.

Der entscheidende logische Schritt des Aufgeklärten: Die „Tugend“ muß (vermittels Vernunft) aus ihm selbst kommen. Somit lehnt der mit den Waffen der eigenen Vernunft Befreite die Bindung an moralische Autorität oder an Tradition ab.

Am Ende dieses Denkens stehen Männer wie Holbach und de la Mettrie – später auch Marx –, für die Metaphysik nur mystischer Firlefanz und dumpfes Unwissen bedeutet, und deren Theorien folglich in krassesten, primitivsten Materialismus münden. Soweit Tugend, Sittlichkeit, Moral, Religion überhaupt noch angeführt werden, sind sie zweckrationale Instrumente einer utilitaristisch-eudämonistischen Sinnes-Glückseligkeit. Logische Konsequenz dieser geistigen Bodenbereitung ist die politische (also faktische) Säkularisation. Ihr irdischer Gott ist der neue Staatsbegriff. Wenn das Individuum nicht mehr eingebunden ist in die (vermeintlich „unvernünftigen“) Zwänge der Tradition, der Religion und der hierarchischen Autoritäten, wer soll dann seinen autarken Willen zügeln? Wer soll die Souveränität des einen Bürgers daran hindern, die Souveränität des anderen Bürgers zu verletzen? Konstruktivistisch (und „systemlogisch“) gedacht, kann das nur einer leisten: die Summe der vernünftigen Einzelindividuen und ihrer Rechte, also die „Supervernunft“ und das „Superrecht“ – und somit die höchste und einzige Autorität mit unbeschränkter Souveränität: der neue Staat. Er ist das Ergebnis eines Vertragsschlusses seiner (vernünftigen) Mitglieder. (Rousseau’s Contract [PN: sic!] Social). (Baader: Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus, Böblingen: Anita Tykve Verlag, 1991, S. 87)

Das Problem mit derartigen Ausführungen ist, daß Holbach und La Mettrie natürlich denkbar scharfe Gegensätze waren, der erstere etwa eine „Ethokratie“ schrieb und LaMettrie einen „Wahnsinnigen“ nannte. Leute wie Holbach glaubten an die Gesellschaft und deren Ethik, während LaMettrie diese Gesellschaft transzendierte. Natürlich nicht im Sinne Baaders, denn er wußte, daß all das Böse, das Baader zurecht bekämpft, auf den Einfluß der Gesellschaft zurückgeht, dem die „frei Geborenen“ ausgesetzt sind, und daß die metaphysische Ethik (die stets an ihren „ethischen Dilemmata“ verreckt) nur eine pervers verzerrter Ausfluß dieses Naturempfindens sind.

Dagegen nun quasi „gnostisch“ zu argumentieren, daß es (ganz im Sinne der in Teil 53 erwähnten „Familie“) kein „Wahres im Unwahren“, kein „Gutes im Schlechten“ geben könne, also in Radikalopposition zu gehen, ist, wenn man so will, eine „linke“ Interpretation des LSR-Projekts. Eine die logisch-abstrakt durchaus zu rechtfertigen ist, die aber meiner „rechten“ Warte, die nicht an eine im Kern verdorbene Welt, einen „teuflischen Demiurgen“ glaubt, diametral entgegengesetzt ist: die „Familie“ ist mein Todfeind.

Arbeitsdemokratie, Emotionelle Pest und Sozialismus (Teil 9)

30. Oktober 2020

Was die wirtschaftliche Seite der Arbeitsdemokratie betrifft, so ist der beste Ansatz jenseits der Wiedergabe bloßer pseudo-orgonomischer Platitüden das Problem des Geldes. Und auch hier gibt es drei Schichten. Nur diesmal ähnlich der drei Schichten der Charakterstruktur. (Die Namen in Klammern stehen für meine ökonomischen „Lehrer“.)

Die KERNfunktion ist „Geld = Gold“ (Murray Rothbard, Roland Baader). Gold einfach aus historischen Gründen: es war in den letzten 5000 Jahren das einzige, was weltweit allgemein als Geld akzeptiert wurde. Es ist selten, es korrodiert nicht, ist mit Hausmitteln unzerstörbar und kann in immer kleinere Einheiten aufgeteilt werden, ohne seiner strukturellen Integrität verlustig zu gehen. Was ist seine Funktion? Es „verflüssigt“ den Austausch. Der Mann am Meer hat Fisch, der Mann im Wald hat Wildbret, sodaß sie ihre Waren austauschen. Dies kann schließlich ziemlich unpraktisch werden und Gold wird als dritter Faktor zur Erleichterung des Austauschs eingesetzt. Aber es gibt zwei Probleme: 1. Das „Fließen“ von Waren und Dienstleistungen, das durch Gold erleichtert wird, ist keine wirkliche Wirtschaft. Es ist ein Gleichgewicht wie ein Teich, in den Wasser fließt und aus dem die gleiche Menge Wasser abgelassen wird: kein Gewinn, kein „Profit“, kein Wachstum, keine Zusammenarbeit, keine gegenseitigen Verpflichtungen, keine Dynamik, kein nichts. Aber dennoch stellt Gold die Kernfunktion jeder Wirtschaft dar. Es ist eine Art „orgonotisches Strömen“, ohne das nichts richtig funktionieren kann und die Wirtschaft stirbt. Nixon versetzte dem Westen den Todesstoß, als er den Goldstandard aufgab! 2. Im Gegensatz zu dem, was Murray Rothbard sagt, ist eine ausschließlich auf Gold basierende Wirtschaft unmöglich, weil „reines“ Gold Fiktion ist, bald Papier eingeführt wird, das von Gold angeblich „gedeckt“ ist, und Geld wird ohnehin ständig durch Kredite erzeugt, die völlig unabhängig von Gold sind, was uns zum nächsten Absatz führt. Aber nichtsdestotrotz ist Gold die Grundlage von allem: es ist die eigentliche Grundlage des wirtschaftlichen Pulsierens. Alles ist mit dem „Goldstandard“ wie mit flexiblen Gummibändern verbunden.

Die Funktion der MITTLEREN SCHICHT ist „Geld = Kredit“ (Johann Philipp von Bethmann, Robert Harman). „Charakter“ (die mittlere oder sekundäre Schicht) bedeutet konsistente Verhaltensmuster im Laufe der Zeit. In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutet es Versprechen und Vertrauen: Ich vertraue darauf, daß du deine Verpflichtung irgendwann in der Zukunft erfüllen wirst – oder irgendjemand an deiner Stelle. In diesem Sinne ist Geld nichts anderes als ein Schuldschein. Diesen Zustand der Wirtschaft finden wir bereits auf den Trobriand-Inseln und bei jedem primitiven Volk, wo die Gesellschaften durch Geschenke und Gegengeschenke (Verpflichtungen) im Raum, vor allem aber auf der Zeitachse zusammengehalten werden. Aber im Gegensatz zu dem, was Harman sagt, ist dies immer noch keine richtige Wirtschaft. Diese Stammeswirtschaften können über Tausende und sogar Millionen von Jahren bestehenbleiben und dennoch gibt es keine wirtschaftliche Dynamik, kein Wachstum, keine Innovation, kein nichts. Es ist sicherlich eine Arbeitsdemokratie, und das „Geld = Kredit“ gewährleistet ein kompliziertes Netz von Wechselbeziehungen und Garantien, eine Kontinuität vor allem über die Zeit hinweg, aber dennoch ist es eher eine „Ökologie“ (wie das voneinander abhängige Leben in, sagen wir, einem Wald), aber es ist alles andere als das, was man eine „Wirtschaft“ im modernen westlichen Sinne nennen könnte!

Die FASSADE ist „Geld = Aktie“ (Heinrich Färber, Gunnar Heinsohn). Um eine richtige Wirtschaft zu haben, muß man den Faktor „Persönlichkeit“ (Fassade) einführen. Das bedeutet ganz einfach, daß man individuelles Eigentum („ein Gesicht“!) auf der Grundlage des kodifizierten Rechts haben muß. Um den Kapitalismus in dieser Hinsicht zu verstehen, muß man sich merkwürdigerweise die Russische Revolution ansehen, in der die Bauern zum ersten Mal überhaupt Land bekamen, das sie ihr Eigen nennen konnten. Nach arbeitsdemokratischen/sozialistischen Prinzipien erhält jeder seinen Anteil am gesellschaftlichen Gemeingut. Erst jetzt kann sich eine wirtschaftliche Dynamik entwickeln. (Das alles wurde natürlich von Stalin während der blutigen Kollektivierung rückgängig gemacht!) Ausgehend von ihrem Egoismus versuchen die Eigentümer, ihren Anteil zu festigen und zu vergrößern. (Die berühmten „Kulaken“!) Weil das Gesetz des Landes Sicherheit garantiert und sie aus dem „arbeitsdemokratischen Netz“ befreit, kommt es zu Wachstum, Erfindungen und allen Wundern des Kapitalismus. Aber all dies hat ein „sozialistisches“ Fundament: es beruht auf der Vorstellung, daß unabhängig von Traditionen und Abhängigkeiten alle gleich sind und das Leben eine Art Spiel ist, bei dem die einen gewinnen und die anderen verlieren. Buchstäblich Monopoly! Natürlich endet dieses Spiel von Zeit zu Zeit, weil zu viel Geld in den Händen einiger weniger Gewinner und zu wenig Geld in den Händen der 99% Verlierer ist. (Marx hatte in dieser Hinsicht recht!) Dann ist eine „sozialistische“ Revolution notwendig, und wieder bekommt jeder seinen gerechten Anteil am Geld. Praktisch bedeutet dies, daß das Finanzministerium, ganz im Einklang etwa mit der US-Verfassung, einfach alle Schulden streicht, „Fiatgeld“ verbietet und eine Goldwährung ausgibt. Jeder bekommt seinen „Anteil vom Land“ und das Spiel beginnt von neuem. (Dies geschah, mit großen Einschränkungen, eigentlich schon zu Beginn der Bundesrepublik mit der Währungsunion: nur wenige Jahre später war Deutschland die führende Wirtschaftsnation der Welt!) Gerade jetzt haben wir diesen Punkt in der Geschichte erreicht. Die Welt befindet sich in einer „Schuldenkrise“, und wir haben zwei Optionen: einen Neustart des Kapitalismus oder eine weltweite Diktatur a la Stalin. Entweder Trump (die US-Verfassung) oder Biden (Globalismus)!

Unsere einzige Überlebensoption ist „Geld = Aktie“! Basierend natürlich auf Gold = die funktionelle Identität von Kern und Fassade! Gold gibt dem Geld Substanz. Man kann nicht einfach Geld „erschaffen“ oder es manipulieren, eben weil Gold eine Gegebenheit ist wie Luft, Wasser oder irgendein anderes natürliches Gut. Und Gold braucht keine „Deckung“, weil jeder es akzeptiert. Die Hölle auf Erden oder ein neues Goldenes Zeitalter. Wir müssen uns entscheiden!

Der biologische Rechenfehler in der Marxschen Mehrwertlehre (Teil 1)

1. Februar 2016

Franz Steinkühler, damals noch Vorsitzender der IG-Metall, sagte am 1. Mai 1989, also dem Jahr, in dem der Kommunismus unterging:

Der Grundkonflikt in dieser Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung läuft nicht zwischen Deutschen und Ausländern, sondern zwischen Kapital und Arbeit.

Dazu meint Roland Baader, ein Schüler von F.A. von Hayek und selbst Unternehmer:

Man muß sich die Infamie, die heuchlerische Demagogie und die haßschürende, staats- und gemeinschaftszersetzende Kaltschnäuzigkeit, die hinter solcher Verbaldiarrhöe steckt, nicht auf der Zunge, sondern im Kopf zergehen lassen, um die ganze Pestilenz ihrer zerstörerischen Wirkung zu erkennen. Im Klartext heißt der Satz: Statt die Ausländer zu hassen und zu verachten, haßt lieber die Kapitalisten. (Kreide für den Wolf, Böblingen 1991, S. 249f)

Dieser Klassenwahn unterscheidet sich in nichts vom Rassenwahn der Nazis.

Im Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit „anti-faschistischen“ und feministischen Gewaltphantasien schreibt der Publizist Klaus Rainer Röhl:

Insgesamt galt den orthodoxen wie den neo-utopistischen Lehren der Kapitalismus als das Alte, Absterbende, das manchmal auch das „Verfaulende“ genannt wurde. Man beachte den im Grunde darwinistischen, rassistischen Sprachgebrauch! Eine Welt, die negativ zu bewerten ist und bekämpft werden muß, auch mit Gewalt. Dagegen stand (und steht) das Neue, die Arbeiterbewegung und ihre Vordenker, die von einer besseren Welt, einem neuen Menschen träumen (Auch hier haben wir wieder die biologisch gesündere, Schöne Neue Welt!). (Röhl: Linke Lebenslügen, Frankfurt 1994, S. 168f)

Und schließlich Reich selbst: er erinnert an die Ritualmordlegenden und an das Bild des Juden, der kleine Jungen beschneidet.

Solche Dinge tut nur ein Wesen, das selbst alle Lust, speziell Sexuallust für sich rauben will. Der Jude nimmt also dem Arier die Mädchen weg, nachdem er die Männer kastriert hat. Der Jude nimmt immer etwas weg. Da er zudem das Unglück hat, durch frühere Judenverfolgungen dem Handel zu frönen, raubt er Geld. Nur ein Schritt noch, und er ist der Inbegriff des „Kapitalisten“ geworden. So kann sich unter geschicktester Ausnützung der Sexualangst vor dem Schächtjuden der gesamte Gefühlshaß der Massenmenschen gegen den Geldwucherer, mit anderen Worten, den „Kapitalisten“, auf den Juden verlagern. Der Jude zieht somit sowohl den sozialistischen Kapitalistenhaß wie die erworbene Sexualangst auf sich. (Menschen im Staat, S. 178)

Reich hat stets großen Wert darauf gelegt, daß Marx selbst nie mit diesem Haß gegen Kapitalisten gespielt habe. Ihm war das so wichtig, daß er seinem Aufsatz über „Die lebendige Produktivkraft (Arbeitskraft) bei Karl Marx“ ein entsprechendes Marx-Zitat voranstellt (Menschen im Staat, S. 61). „Roter Faschismus“ war für Reich geradezu dadurch definiert, daß die Emotionelle Pest, also irrationale Politiker, Marx‘ wissenschaftliche Werttheorie im Nachhinein mit einem Ressentiment gegen die Kapitalistenklasse verknüpft habe (ebd., S. 62).

Reich verdrängt dabei, daß Marx selbst in erster Linie Politiker war und von ganz persönlichen „antikapitalistischen“ Ressentiments getrieben wurde. Ein Zeitzeuge erinnerte sich „des schneidend höhnischen, ich möchte sagen, des ausspuckenden Tones“, wenn Marx das Wort „Bourgeois“ aussprach (Carl Schurz: Lebenserinnerungen, Bd. 1, Berlin 1906, S. 144). Reich war sich nicht bewußt, daß es von Anfang an um die Ausrottung der Kapitalistenklasse ging. Der Klassenwahn der Marxisten war faktisch identisch mit dem Rassenwahn der Nazis. Zum Beispiel hat Ulrike Meinhoff in einem Interview gesagt, daß hinter Auschwitz ein wahres, von den Nazis ausgebeutetes antikapitalistisches Gefühl gesteckt habe, bei dem die Juden stellvertretend für die Kapitalisten vernichtet wurden.

Und selbst wenn man Marx als Wissenschaftler, d.h. das Problem „Mehrwert“, ernst nimmt: Der Biologe und Wirtschaftstheoretiker Hans Hass bringt im dritten Band seiner Naturphilosophischen Schriften einen sehr interessanten Gedanken zum Thema vor: Marx habe, schreibt Hass, „die funktionelle Bedeutung des Unternehmers und jene des Konkurrenzkampfes als Gratisinstrument zur Hochhaltung der Leistungen“ übersehen. Darunter würden die kommunistischen Staaten noch heute leiden (Hass formulierte das in den 1960er Jahren) und indem sie

die Bindung von Betriebsmitteln an Einzelpersonen nicht gestatten, verhindern sie gewaltsam die Bildung von Energonen. (…) Ausgerechnet der menschliche Impuls zur individuellen Energonbildung – auf der die zweite Stufe der Evolution beruht – wird so weitgehend zum öffentlichen Feind gemacht.

Hass führt weiter aus, Marx habe Mißstände gesehen und geglaubt,

daß zu deren Behebung die Austilgung einer ganzen Sparte von Funktionsträgern notwendig sei: die Austilgung der Unternehmer. Die große funktionelle Wichtigkeit dieser organisations- und risikofreudigen Menschen übersah er. Die Vorstellung eines vom Arbeiter geschaffenen „Mehrwerts“, der ungerechterweise in die Taschen von Unternehmern falle, blendete ihn derart, daß er den komplementären „Mehrwert“, den der Unternehmer schafft, übersah. Gerade dieser ist aber von nicht geringerer Wichtigkeit – und zwar nicht nur für den einzelnen Betrieb, sondern darüber hinaus als Impuls für die gesamte Wirtschaft eines Volkes.

Wenn Marx durch seinen Kapitalistenhaß nicht dermaßen geblendet gewesen wäre, hätte er selbst die funktionelle Rolle des Unternehmers aus seinen eigenen Formulierungen ableiten müssen. Im Kapital unterscheidet Marx nämlich die Arbeit des Tieres, z.B. den Wachszellenbau der Bienen, von der des Menschen dadurch, daß der menschliche Baumeister schon

die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideel vorhanden war.

In der Manufaktur nun geht diese „Idee“ des Handwerkers auf, löst sich von ihm. Marx weiter:

Die geistigen Potenzen der Produktion erweitern ihren Maßstab auf der einen Seite, weil sie auf vielen Seiten verschwinden. Was die Teilarbeiter verlieren, konzentriert sich ihnen gegenüber im Kapital.

Dieser „Scheidungsprozeß“ zwischen „geistiger Potenz“ und Arbeit

vollendet sich in der großen Industrie, welche die Wissenschaft als selbständige Produktionspotenz von der Arbeit trennt und in den Dienst des Kapitals preßt.

Dazu zitiert Marx den sozialistischen Ökonomen William Thompson (1785-1833):

Der Mann des Wissens und der produktive Arbeiter sind weit voneinander getrennt, und die Wissenschaft, statt in der Hand des Arbeiters seine eigenen Produktivkräfte für ihn selbst zu vermehren, hat sich fast überall ihm gegenübergestellt (…) Kenntnis wird ein Instrument, fähig von der Arbeit getrennt und ihr entgegengesetzt zu werden.

Kapital ist also im Kern nichts anderes als Know How.

Zur gleichen Zeit taucht bei den „romantischen“ Nationalökonomen wie Adam Müller (1779-1828) aber auch bei Friedrich List (1789-1846) der Begriff des „geistigen Kapitals“ auf. „Damit wird das Ergebnis der Erziehung, die schöpferische Kraft, die Fachkenntnis u.dgl. eines Menschen oder eines ganzen Volkes bezeichnet“ (Weber: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Düsseldorf 1969). In neuerer Zeit hat H. Gross den Begriff Das Geist-Kapital (Düsseldorf 1970) geprägt:

Geisteskapital ist das zielsetzende, systembildende und unternehmerische Element, das intellektuelle Kräfte aktiviert und das Wollen durch Können realisiert. Wollen ist Voraussetzung für neue Problemlösungen oder der „Strategie im Reich der Wünsche“; Wollen formt Unternehmen und Institutionen zu Systemen, die zielgerichtet und flexibel Intelligenz, Arbeit, Boden und Kapital einsetzen (…) Das Unternehmerische ist durch das Geistkapital charakterisiert, das Wissen verarbeitet und den Mut zum Risiko des Wollens einschließt.

Reichs „alle Klassen übergreifende natürliche Arbeitsdemokratie“ schließt natürlich mit dem Unternehmer auch den angeblichen „Ausbeuter“ mit ein. Das „Geistkapital“ ist das eigentliche, wesentliche, das zielsetzende und strategische Element des Unternehmertums. Der orgonomische „Organisations-Therapeut“ Martin Goldberg stellt dar, daß der „unternehmerischen Vision“ eine fundamentale bioenergetische Funktion ist, die beim Individuum dem Gehirn entspricht.

In der Wirtschaft repräsentiert der Unternehmer das, was unser Gehirn und unsere Konzepte in unserem Körper sind. Hass, der noch größtenteils dem traditionellen Kapital-Begriff verhaftet bleibt, schreibt hierzu:

Das eigentliche und wirkliche (!) menschliche „Kapital“ besteht im Gesamtbesitz an Verhaltensrezepten zum Aufbau von Funktionsträgern und deren Verwendung.

Der Mensch hätte sich die Welt „nicht so sehr durch Handlungen erobert (…), sondern durch das ‘Spiel’ seiner Gedanken und Vorstellungen.“

Die Phantasie sei deshalb vielleicht die wichtigste der menschlichen Besonderheiten. Weiter zitiert Hass die Arbeit des Wirtschaftwissenschaftlers J.K. Galbraith, wonach im Laufe der Geschichte zuerst Grundbesitz, danach „Kapitalbesitz“ und seit neustem Spezialwissen die Quellen ökonomischer Macht gewesen seien (Naturphilosophische Schriften, Bd. 3). Meines Erachtens hat dabei Galbraith übersehen, daß schon immer Know How zum Erwerb, zur Erhaltung und zur Anwendung „materieller Machtfaktoren“ notwendig war. Wie Francis Bacon an der Wende vom Feudalismus zum Frühkapitalismus, also zur „Zeit des Großgrundbesitzes“, sagte: „Wissen ist Macht.“

Reichs eigene Haltung zum „Mehrwert“, den der Unternehmer erwirtschaftet, läßt sich aus seinem Artikel über die Orgonometrie erschließen, wo er sagt, daß

die Qualitäten der Funktionen Priorität vor der Quantität der Funktionen haben. Dies steht sogar in Übereinstimmung mit der praktischen Ingenieurstätigkeit. Bevor irgendwelche Messungen für das zukünftige Bauwerk unternommen werden können, muß seine Gestalt und Anlage bestimmt werden. Wir können nicht damit anfangen ein Haus zu bauen, indem wir die Ausmaße einer Wand messen. Zuerst muß die allgemeine Grundidee über die Eigenschaften vorhanden sein. („Orgonometric Equations: 1. General Form“ Orgone Energy Bulletin, Vol. 2, 1950)

Und eben dies ist die funktionelle Aufgabe des Unternehmers.

Siehe dazu auch Reichs Ausführungen in der Massenpsychologie des Faschismus (Fischer TB, S. 339f) über die „lebensnotwendige Arbeit der Kapitalisten“. Er nennt als Beispiele für den „selbst arbeitenden, planenden und produzierenden Unternehmer“ Henry Ford, Thomas Edison, die Gebrüder Wright, Junkers, Reichert und Zeiss.