Posts Tagged ‘Weisheitslehren’

Antiorgontherapie (Teil 1)

4. Juli 2022

Das, was heute typischerweise als Psychotherapie in Praxen und insbesondere Psychosomatischen Kliniken verkauft wird, ist eine Funktion der soziopolitischen Charakterstruktur der Psychotherapeuten, die praktisch zu 100% „grün-rot“ sind und deshalb fast ausschließlich in ihrem Intellekt („intellektuelle Abwehr“) und im energetischen Orgonom leben, bei dem sich alles um das Zentrale Nervensystem dreht.

Patienten, die diese „Therapien“ absolvieren, kommen typischerweise als veränderte Menschen nach Hause. Agierten sie vorher spontan „aus dem Bauch heraus“ (der Solar plexus ist das Zentrum des Vegetativen Nervensystems), sehen sie, bevor sie irgendwas tun, nunmehr „in sich“ im Sinne der „Selbstachtsamkeit“. Werden sie etwa gebeten, doch abends noch schnell den Müll runterzubringen, sagen sie jetzt, daß sie zuerst „in sich hineinhören“ müssen, „was das mit ihnen macht“. Mit anderen Worten werden aus Männern verweiblichte Weicheier und aus Frauen vermännlichte Zicken. Eltern sollen ihre Babys vor dem Windeln, um Erlaubnis fragen, d.h. das, was Reich als „intellektuelle Abwehr“ bezeichnete, soll so früh wie möglich verankert werden.

Das ganze wird dann noch mit „östlichen Weisheitslehren“ und gar Reichianischen (heutzutage „krypto-Reichianischen“) Versatzstücken ausgeschmückt. Doch die gelernte „Achtsamkeit“ hat rein gar nichts mit bioenergetischem (orgonotischem) Kontakt zu tun, sondern ist nichts anderes als Intellektualisieren, zerebral. Und das Gerede über „Chi“, „Prana“, „Energie“, gar „Orgon“ spiegelt nichts anderes wider als was man gemeinhin als „Geist“ bezeichnet. Es ist das „Leben im Spiegel“, ungreifbar, steril, kontaktlos. Das wird als befreiend und „heilend“ erfahren, weil man endlich von den Emotionen befreit ist. Das ist der gleiche Zustand, der chemisch durch Psychopharmaka hervorgerufen wird.

Alter, naive Medizin! (Teil 2)

13. Juni 2021

Es gibt einige Möchtegern-Orgontherapeuten, aber auch authentische Orgonomen, die in den letzten 25 Jahren sich der „Geistheilung“ zugewandt haben. Es sind durchweg Leute, die in der Vergangenheit durch ihre „spirituellen“ Interessen aufgefallen sind. Ich selbst wurde durch Zufall und ungewollt vor vielen Jahren zum Patienten eines solchen „orgonomischen Geistheilers“. Die Sitzung hat vielleicht 3 oder 4 Minuten gedauert, war nicht gerade von gegenseitiger Sympathie getragen und ich habe mich sogar innerlich gegen „diesen Humbug“ aufgelehnt, – aber trotzdem hat die Therapie gewirkt. Tatsächlich machte es „Knack“ in meinem Kopf und etwas Flüssigkeit lief aus meinen sinusitis-geschädigten verstopften Stirnhöhlen ab. Der Effekt war wohl nicht dauerhaft, aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß „Geistheilung“ nicht schlichtweg Unsinn ist.

Zunächst die Frage, was man genau unter „Geistheilung“ versteht. In meinem Fall behauptete der Heiler, das Orgonenergie-Feld des Menschen hätte verschiedene Schichten und er würde diese unterschiedlichen Schichten manipulieren. Das entspricht in etwa der Methode von Franz Anton Mesmer, mit der ich keinerlei Probleme habe und die gut reproduzierbar ist (siehe Ein Querschnitt durch das Schaffen Jerome Edens). Eine ganz andere Geschichte sind Fernheilungen, die Rolle der Intention („Geist beherrscht Materie“) oder gar das Herabrufen von Geistwesen (der Heiler als Kanal geistiger „Heilenergien“, etc.). Einfache, d.h. energetische, Erklärungen, beispielsweise „Mesmerismus“, werden, wie auch in meinem oben beschriebenen Fall, nicht akzeptiert und auf „geistigen“ (mystischen) Theorien beharrt.

Selbst wenn man eingesteht, daß es „geistige“ Phänomene gibt, sind dies durchweg überraschende Einzelereignisse, die sich nicht wiederholen lassen. Bestimmte Aspekte des Lebendigen unterliegen nicht unserer Verfügungsgewalt, obwohl Einzelfälle vollkommen unerklärlich bleiben.

2004 haben Donn Young vom Comprehensive Cancer Center und Erinn Hade vom Center for Biostatistics der Ohio State University im Journal of the American Medical Association eine statistische Studie über das „Timing“ von über 300 000 Krebstodesfällen in Ohio zwischen 1989 und 2000 veröffentlicht. Die beiden Forscher konnten nachweisen, daß Krebskranke nicht in der Lage sind, ihren Todeszeitpunkt so hinauszuzögern, daß sie an Familienfeierlichkeiten noch teilnehmen können.

Der britische Psychologe Richard Wiseman von der Universität of Hertfordshire hat 2009 mit Hilfe des Netzwerks „Twitter“ anhand von 7000 Teilnehmern gezeigt, daß Remote Viewing nicht funktioniert, obwohl 38% der Teilnehmer an solche Phänomene glaubten und 16% sogar von sich behaupteten, über derartige Fähigkeiten zu verfügen.

An vier Tagen suchte Wiseman einen jeweils anderen geheimen Ort auf. Die Teilnehmer sollten ihm über Twitter diesen Ort beschreiben. Danach ließ er ihnen Bilder von fünf Orten zukommen, darunter eines vom Ort, wo er sich gegenwärtig befand.

In allen vier Versuchen wählte die Mehrheit ein falsches Bild aus. Sobald die Teilnehmer den tatsächlichen Ort kannten, sahen 31 Prozent von denen, die ans Paranormale glaubten, allerdings eine starke Übereinstimmung zwischen ihren Gedanken und dem richtigen Bild. Demgegenüber sahen nur zwölf Prozent der Skeptiker eine solche Übereinstimmung. Diese Art des Denkens würde Menschen dazu führen, Zusammenhänge zu sehen, die es in Wirklichkeit nicht gibt, folgert Wiseman aus seinen Ergebnissen.

Das Grundproblem der „Geistheilung“ und anderer derartiger Prozeduren, etwa Remote Viewing, liegt darin begründet, daß solche Phänomene, wie erwähnt, nicht oder nur in einem sehr geringen Maße steuerbar und beherrschbar sind. Es ist sozusagen das funktionelle Gegenteil des Mechanismus, bei dem alles vorhersehbar und absolut verläßlich wie in einem Uhrwerk abläuft. Wenn versucht wird, paranormale Fähigkeiten in Nachäffung des Mechanismus zu „kult-ivieren“, beruht das auf einem grundsätzlichen Mißverständnis.

Jede Schule, ja jeder „Guru“, der „östlichen Weisheitslehren“ vertritt ein anderes System, mit dem „subtile Energien“ reguliert werden sollen. Ein Beispiel ist „Tantra“ (siehe Die Massenpsychologie des Buddhismus).

Bedrohlich wird es, wenn „Reichianer“ dieses östliche Chaos mit ihren westlichen Mißverständnissen verschlimmern und ihre „Patienten“ mit Traditioneller Chinesischer Medizin („TDM“) oder Ayurveda malträtieren. Das wird dann als „Erweiterung“ der Orgonomie verkauft. Untergründig wird dem „Patienten“ ein raunendes „Die Weisheit der Jahrtausende blickt auf dich herab!“ vermittelt. Daß dieser anti-aufklärerische Mist ausgerechnet mit dem Namen „Wilhelm Reich“ verbunden wird…

Beispielsweise bot im Juni 2006 die in Berlin ansässige „Wilhelm Reich Gesellschaft“ ein Seminar über „Tantrische Geheimtechniken der Gralsblutlinie“ (sic!) an – und das alles unter dem Namen des Autors der Massenpsychologie des Faschismus. Wie Max Liebermann angesichts der SA-Aufmärsche nach der „Machtergreifung“ sagte: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“