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Orgonometrie (Teil 2): Kapitel VI.16.

11. Juni 2016

orgonometrieteil12

I. Zusammenfassung

II. Die Hauptgleichung

III. Reichs „Freudo-Marxismus“

IV. Reichs Beitrag zur Psychosomatik

V. Reichs Biophysik

VI. Äther, Gott und Teufel

1. Der modern-liberale (pseudo-liberale) Charakter

2. Spiritualität und die sensationelle Pest

3. Die Biologie zwischen links und rechts

4. Der bioenergetische Hintergrund der Klassenstruktur

5. Die Illusion vom Paradies und die zwei Arten von „Magie“

6. Die gesellschaftlichen Tabus

7. Animismus, Polytheismus, Monotheismus

8. Dreifaltigkeit

9. „Ätherströme“, Überlagerung und gleichzeitige Wirkung

10. Die Schöpfungsfunktion

11. Die Rechtslastigkeit der Naturwissenschaft

12. Bewegung und Bezugssystem

13. Der Geist in der Maschine

14. Orgonomie ist Wissenschaft, keine Naturphilosophie!

15. Die Identitätsphilosophie

16. Das Wesen des Marxismus

Nachtrag zu Orgonometrie (Teil 2): Kapitel 3.e.: Die Marxsche Arbeitswertlehre als Emotionelle Pest (Teil 1)

15. Januar 2016

Wie bereits ausgeführt geht die Arbeitswerttheorie davon aus, daß der Wert einer Ware durch die menschliche Arbeitskraft bestimmt wird, die in ihr verausgabt wurde. Die Arbeitskraft wird in durchschnittlicher gesellschaftlicher Arbeitszeit gemessen. „Wert“ ist demnach „geronnene“ menschliche Arbeitskraft, sozusagen zu Materie gewordene „Arbeitsenergie“, die sich verselbstständigt und sich schließlich in Gestalt der kapitalistischen Ausbeutung gegen ihren eigenen Ursprung wendet, den lebendigen Menschen. Es ist nur allzu offensichtsichtlich, warum Reich von diesem Gedankengebäude so fasziniert war!

In seiner Kritik der Marxschen Wertlehre (Hamburg 1972) schreibt dazu der Philosoph Werner Becker:

Der Marxsche Ausdruck der „vergegenständlichten“ bzw. „materialisierten“ bzw. „geronnenen“ Arbeit ist deshalb insofern mißverständlich (…), als die Wertlehre die Arbeitszeit zur Grundlage der Wertmessung macht. Die Arbeitszeit aber ist selbstverständlich nicht in das Produkt der Arbeit „materialisiert“ bzw. „vergegenständlicht“. Es wäre Unsinn, so etwas zu behaupten, denn Zeit ist dasjenige, was im Arbeitsprozeß wie in jedem an die Zeit geknüpften Vorgang in dieser Welt unwiederholbar vergeht und verschwindet. Mit anderen Worten: Gerade die Zeitspanne, die es kostet, einen Gegenstand herzustellen, ist nicht in dem Gegenstand „vergegenständlicht“.

Auf den mystischen Anteil dieses mechano-mystischen Konzepts werde ich gleich eingehen.

Die Ware und ihr Wert läßt sich einfach nicht begreifen, wenn man sie vom Gesamtkomplex, d.h. vom konkreten Marktgeschehen abstrahiert und so groteskerweise glaubt, die verkehrte Welt, den „Fetischcharakter“ der Ware, überwunden zu haben. Tatsächlich hat man die Wirklichkeit nur zurechtgestutzt. Als Marx sich wirklich mal hinreißen ließ, etwas über die Alternative zum Kapitalismus zu schreiben, trat denn auch sofort jene auf einem mittelalterlichen Niveau reorganisierte Gesellschaft zutage, die seiner Theorie entsprach.

Im Kapital meint Marx zur Rolle der Arbeitszeit in einer solchen sozialistischen Gesellschaft, daß diese eine „doppelte Rolle“ spielen werde:

Ihre gesellschaftlich planmäßige (!) Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiedenen Arbeitsfunktionen zu den verschiedenen Bedürfnissen. Andererseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts.

Also nicht die Bedürfnisse, sondern ein bürokratischer Plan „regeln“ die Investierung der rein quantitativ gefaßten Arbeitskraft.

Zeugt dies von Hochachtung oder vielmehr Verachtung für die Arbeit? Denn Arbeit und Leistung werden doch nur bestraft, wenn nach diesem System verteilt wird! Der Faule langsam arbeitende bekommt nämlich genauso viel wie der Fleißige. Und wie soll man in einem solchen System überhaupt qualitativ hochstehende Arbeit mit schlechter vergleichen? Dies geht alles nicht ohne Markt, den der Superökonom Marx als Grundübel („Fetischismus“) abschaffen will! Als Konsument wird der geheilte Fetischist gleich doppelt gepiesackt: einerseits vom Plan und andererseits von der miesen Qualität der Waren. Folge ist die absolute Blockierung der Gesellschaft, denn wer so als Konsument behandelt wird, hat erst recht keine Lust mehr zur Produktion. Und dann setzt Marx noch eins drauf und schafft das Geld ab: Exitus der Gesellschaft. (Es läßt sich zeigen, daß im gegenwärtigen angeblichen „Kapitalismus“ untergründig genau das gleiche Szenario abläuft!)

Mit „Fetischcharakter der Waren“ meint Marx, daß die Ware als Ding (Gebrauchswert), ihre gesellschaftliche Wertbestimmung durch die abstrakte gleichartige menschliche Arbeit (also einem gesellschaftlichen Verhältnis) verschleiert:

Das Geheimnisvolle der Warenform besteht (…) darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst (…) zurückspiegelt (…).

Erst im Sozialismus wird demnach die Welt wieder vom Kopf auf die Füße gestellt und der Arbeitswert sozusagen pur verteilt, ohne daß er erst in der angeblich mystischen „Warenwelt“ sein unheilvolles Unwesen treibt.

Nun ist es aber leider so, daß Marx nicht etwa die Menschen vom Wahn befreit, sondern im Gegenteil seinem mystischen Wahn verfallen läßt. Denn Marx‘ Welt der „durchschnittlichen gesellschaftlichen abstrakten allgemeinen normierten gleichartigen Gesamtarbeit“ ist eine falsche Welt, die er in die wahre Welt des Warenmarktes quasi theologisch hineininterpretiert und ihr dann „revolutionär“ aufzwingen will!

Tatsächlich steht Marx dabei in der Tradition der Scholastik, denn seine Arbeitswertlehre kann über Adam Smith bis auf Aristoteles zurückverfolgt werden. Originell ist nur, daß er sie auf die äußerste Spitze getrieben und so vollends zu einer mystischen Absurdität gemacht hat. Becker kritisiert an diesem Konzept, daß sie eine „metaphysische Realität“ jenseits der Warenwelt postuliert, die „empirisch so wenig vorzeigbar (ist), wie etwa der christliche Gott. Sie ist ein pures Glaubensprodukt“ (Die Achillesferse des Marxismus, Hamburg 1974).

Und tatsächlich sind die aristotelischen Quellen der Arbeitswertlehre mit denen der katholischen „Transsubstantiationslehre“ identisch, nach der sich Brot und Wein durch den Segen des Priesters in Leib und Blut Christi verwandeln, also ihr Wesen verändern, ohne daß man von außen irgendeinen Unterschied feststellen kann. In der Hostie steckt Christus auf die gleiche geheimnisvolle Weise wie die „gesellschaftliche Arbeitszeit“ in der Ware. (Dieser schwer zu durchschauende mystische, quasi „ätherisch-lebensenergetische“ Aspekt des Marxismus macht es, wie erwähnt, verständlich, warum ausgerechnet Reich auf den hanebüchenen Unsinn der Arbeitswertlehre hereingefallen ist.)

Marx‘ Welt ist eine kontaktlose Welt, eine mystische, ungreifbare Welt „im Spiegel“.

Bei Marx handelt es sich beim Tauschwert einer Ware um das Verhältnis des in Zeitmaßen seiner verausgabten Arbeitskraft gefaßten Abstraktums eines Produzenten zur abstrakten Gesamtarbeit gespiegelt im Verhältnis von Dingen. Für die Orgonomie ist der Tauschwert eine konkrete Funktion des orgonotischen Kontakts des Bedürfnisses mit dem Arbeitsprodukt bzw. des Konsumenten mit dem Produzenten. Also ein „ungespiegeltes“ bioenergetisches Verhältnis: die Dinge haben schlicht den Wert, den man ihnen beimißt. Letztendlich ist der Wert, ähnlich wie in der Liebe (Genitale Umarmung), eine Funktion der kosmischen Überlagerung und orgonotischen Erstrahlung. Der Mechano-Mystiker Marx geheimnist in dieses einfache biologische Geschehen etwas hinein – um dann eine Rechtfertigung für dessen Zerstörung zu haben (ähnlich wie der Katholik etwas „Geistiges“ in die Sexualität hineingeheimnist, um sie dann im Namen der „Liebe“ abzuwürgen).

Das Schlimme am Marxismus ist, daß er sich im Namen des Wahren, Konkreten und Lebendigen gegen den „Fetischcharakter der Ware“ wendet, sich in Wirklichkeit aber damit gegen das Wahre, Konkrete und Lebendige richtet: die kosmischen Funktionen der Orgonenergie Überlagerung und Erstrahlung. Marx wendet sich so nicht weniger als der Vernichtung der Orgonenergie selbst zu. Der Marxismus ist dergestalt so etwas wie die „Radioaktivität“ auf dem sozialen Schauplatz!

Die Attacke auf das Lebendige wird durch die Aufhebung der folgenden zwei „Widersprüche“ gerechtfertigt:

  1. der zwischen der gesellschaftlichen abstrakten genormten Arbeit als wahrem Bewertungsmaß und ihrer falschen „privat-gebrauchswertigen“ Hülle als bewertetes Objekt; und
  2. der Widerspruch zwischen der gesellschaftlichen Produktion und der privaten Aneignung des Mehrwerts.

Die besagte Attacke ist bereits in der Postulierung dieser Widersprüche enthalten, die eben nur unter der Voraussetzung der theoretischen Abtötung der lebendigen Arbeit herleitbar sind. Deshalb ist es ja so widersinnig, wenn ausgerechnet Marx von einem Gegensatz zwischen „lebendiger Arbeit“ und „totem Kapital“ spricht. In Wirklichkeit besteht nur ein Widerspruch zwischen Marx und dem Lebendigen.

Funktionelle Ökonomie

20. August 2015

In der (für diesen Blog) relevanten Diskussion um ökonomische Dinge, insbesondere angesichts der Griechenlandkrise, geht es um prinzipiell zwei Positionen: eine „rechte“, die frei nach der Eigentumsökonomik Heinsohns davon ausgeht, daß Schulden etwas Gutes sind, weil erst sie durch ihren Zwang den Kreditnehmer zu einer „wirtschaftlichen Ökonomie“ führen; und eine „linke“, die frei nach Gesell ganz im Gegenteil glaubt, daß der Kreditgeber durch sein egoistisches „Horten“ von Geld für ein ökonomisches Ungleichgewicht gesorgt hat, daß durch den Zins, den er bei Kreditvergabe erwirtschaftet, dann auch noch perpetuiert wird. Früher wurde der angedeutete Gegensatz von der individualistischen Österreichischen Schule (Hayek, etc.), auf die sich „rechte“ Orgonomen beriefen und dem kollektivistischen Marxismus bestimmt, auf den linke Reichianer bezugnahmen.

Für die rechte Seite dreht sich alles um rechtlich verbindliche Eigentumstitel. Das Eigentum schaffe durch Anreize Impulse, die letztendlich allen zugutekommen. Die linke Seite hingegen glaubt, daß Werte nur im gesellschaftlichen Zusammenspiel erarbeitet werden und entsprechend Eigentumstitel Teilbereiche abspalten und so die Entwicklung hemmen. Sie seien ohnehin ungerecht und deshalb nicht rechtens. Für die Rechte sind Eigentumstitel sakrosankt, weil nur sie dafür sorgen, daß produktiv gearbeitet wird. Eigentum generiere Reichtum und sei deshalb das genaue Gegenteil von „Diebstahl“. Hingegen gibt es für die Linke zu jedem gegebenen Zeitpunkt einen gesellschaftlichen Reichtum, der nach der Arbeitsleistung des Einzelnen, im Idealzustand aber nach den Bedürfnissen der Massen verteilt werden sollte – jeweils im Namen der Gerechtigkeit. Das ist der grundlegende Unterschied, der die beiden Seiten voneinander trennt: denen, die bei der Griechenlandkrise auf den geschlossenen Kreditverträgen beharren, und jenen, die Griechenland als Opfer sehen, dem man sofort alle Schulden erlassen und neues Geld geben müsse.

Was beide Seiten nicht sehen, sind die bioenergetischen Grundlagen der Wirtschaft, der energetische Metabolismus der Wirtschaft: Wertaufbewahrung (orgonomisches Potential, Aufladung, Eigentum, „Kapital“) und Tausch (mechanisches Potential, Entladung, Ausgleich, „Arbeit“).

Auf die Nachfrage, bzw. das Konsumverhalten, das der Regelmechanismus der Marktwirtschaft ist, richtete der Marxismus all seinen moralisierenden Haß. Durch den „Fetischismus“ der individuellen „subjektivistischen“ Wert-Schätzung der Güter wird dieser private Bereich des Konsums für den Marxismus so anrüchig wie die Sexualität. Dazu hat André Glucksmann in seinem Buch Die Meisterdenker geschrieben:

Alle modernen revolutionären Theorien ist eine Aufteilung der Welt gemeinsam, die durch den Gegensatz zwischen (guter) Öffentlichkeit und (schlechtem) Privatem gekennzeichnet ist. Die chinesischen Massen [waren in der Kulturrevolution] aufgerufen, „gegen den Egoismus“ zu kämpfen, gegen das individuelle, materielle Interesse, gegen den (sicher kleinbürgerlichen) Subjektivismus, im Namen des öffentlichen Geistes (…). Man findet diesen Gegensatz wieder in der Gegenüberstellung von (staatlichem, also wertmäßig anerkannten) öffentlichem und privatem Recht (Geld- und Sexangelegenheiten, also verabscheuungswürdig) (…).

Geld- und Sexangelegenheiten:

Normalerweise wird mehr Geld angesammelt, als der Mensch für sein tägliches Leben braucht; wenn dies Sparen immer so weiterginge, würde die Wirtschaft schließlich am Angebotsüberhang zugrundegehen. Um ein stabiles, ökonomisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, muß das gesparte Geld in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen ausgegeben werden. Diese ökonomische Energieabfuhr ist die Funktion des Konsums.

Hier habe ich Elsworth F. Bakers folgende Darstellung der Orgasmustheorie paraphrasiert, was unmittelbar die funktionelle Identität von sexueller Energie und Geld aufzeigt:

Normalerweise wird mehr Energie aufgebaut, als der Körper entlädt; wenn dies immer so weiterginge, müßte der Organismus ständig wachsen und platzen. Um ein stabiles, ökonomisches Energieniveau aufrechtzuerhalten, muß die überschüssige Energie in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen abgeführt werden. Diese ökonomische Energieabfuhr ist die Funktion des Orgasmus.

Baker selber zieht die Verbindung von Geld und (sexueller) Energie, wenn er im Rahmen seiner Darstellung der Orgasmustheorie schreibt:

Normalerweise wird mehr Energie erzeugt, als verbraucht werden kann. Energie wird im Körper angesammelt wie Geld auf der Bank für Notlagen. (…)

Auch in der „Psychoökonomie“ wird Geld mit genitaler Libido gleichgesetzt (Gold mit analer Libido). So steigt der Wert des Dollars in Übereinstimmung mit dem Bild, das wir uns vom amerikanischen Präsidenten, von seiner „Potenz“ machen (dementsprechend steigt der Wert des Goldes, wenn der Präsident als schwach erscheint). Die Psychoökonomie behauptet auch, daß Geld, genauso wie die genitale Libido im moralischen Menschen, mit Schuld verbunden ist und daß deshalb reich gewordene Nationen alles tun, um ihren Reichtum wieder zu verlieren und sich so von den Schuldgefühlen zu befreien – durch Kriege, unsinnige babylonische Großprojekte oder durch „Revolution“ und Umsturz. Die sozialistische Ideologie lebt von diesen Schuldgefühlen!

Zu derartigen Vorstellungen, zu dieser kurzschlußartigen Verbindung von Psychoanalyse und Ökonomie, wäre ähnliches zu sagen wie meine Ausführungen über die „Psychohistorie“, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt sicherlich drinnen.

Was den Energiecharakter des Geldes ganz allgemein betrifft, hat schon Heraklit gesagt:

Alles ist Austausch des Feuers [= Energie] und das Feuer Austausch von allem, gerade wie für Gold [= Geld] Waren und Waren für Gold eingetauscht werden.

Im Tausch liegt das wahre Geheimnis des Geldes. Genauso wie bei den Bionen Energie aus zerfallender Materie fließt, oder wie Reich die Energie aus den Muskelverspannungen löste, macht im wahrsten Sinne des Wortes Geld die Güter „liquide“. Es löst den Wert aus der Materie, es durchbricht die „Panzerung der Güter“ und läßt die Energie zwischen Geber und Nehmer ohne Einschränkung fließen. Erst durch das Geld können wir ein beliebiges Gut „verflüssigen“, erst so Teelöffel gegen eine Briefwaage eintauschen. Ich brauche eine Briefwaage, mein Bürobedarf-Händler aber nicht meine wertvollen Teelöffel, die ich erst beim Antiquitätenhändler in Geld auflösen muß, das mir den Austausch mit dem Händler für Bürobedarf ermöglicht.

Es wäre natürlich lächerlich einfach zu behaupten, daß wir einen Teelöffel in Geld auflösen könnten. Was wirklich „aufgelöst“ wird, ist das „Mana“ im Teelöffel. (Nicht ohne Grund sprach Marx vom „Fetischcharakter der Waren“!) Es ist das Wert-Gefühl, das wir mit dem Teelöffel verbinden. Dies heißt, in Wirklichkeit tauschen wir keine Teelöffel gegen Briefwaagen, sondern die Gefühle, die wir mit ihnen verbinden. Das Geld ist hier einfach nur das Wertzeichen – die Verkörperung des Mana. (Man denke an das Geschehen auf einem Flohmarkt!)

Genau wie die Sexualität wird so auch die Ökonomie nicht von „rationalen“ Überlegungen und rein quantitativ faßbaren Faktoren bestimmt, sondern von Gefühlen. Wert entsteht buchstäblich durch unsere „Bewertung“. Wird die freie Welt nicht vom linksliberalen Charakter kastriert, verhält sie sich in dieser Hinsicht auch nicht anders als jede Gruppe genital gesunder „Wilder“. So schloß Bronislaw Malinowski, auf den sich ja Reich immer wieder berufen hat, aus seiner Untersuchung der Ökonomie der Trobriander in Argonauten des westlichen Pazifik (Frankfurt 1984), daß Wert aus den Emotionen erwächst, die die Dinge umgeben,

die durch Befriedigung menschlicher Bedürfnisse Empfindungen zu wecken vermöge. Auch der Wert handwerklich hergestellter Gebrauchsgegenstände muß aus dem emotionalen Wesen des Menschen erklärt werden (…).

Dem hingegen hat Marx in seiner objektivistischen Wertlehre den „Wert“ vollständig vom Gefühlsleben des Menschen abgetrennt. In Das Kapital erklärt er den Tauschwert mechanistisch als „eine bestimmte gesellschaftliche Manier (…), die auf ein Ding verwandte Arbeit auszudrücken.“ Wie genau in den Gütern „geronnene“ Arbeitszeit es schafft, auf dem Markt die Preise zu bestimmen, hat aber noch nie jemand erklären können. So gaben die Ökonomen die traditionelle scholastische und mechanizistische Arbeitswertlehre auf (Marx war als Ideologe nur ihr konsequentester Vertreter) und ersetzten sie durch die „subjektive Wertlehre“: mechanistische „Physik“ wurde durch Psychologie ersetzt.

Nun werfen die Marxisten gerade Reich den „umfassenden Versuch einer psychologischen Revision des Marxismus“ vor (so z.B. Siegfried Kätzel in seiner ideologiegeschichtlichen Studie Marxismus und Psychoanalyse, Berlin „DDR“ 1987). Unbegreiflicherweise ist aber in der Reich-Marx-Diskussion m.W. noch nie ein Zusammenhang zur Wertlehre hergestellt worden, entstand doch die subjektive Wertlehre um das Jahr 1870 gleichzeitig mit dem Aufkommen des psychologischen Denkens.

Marx ging also vom Produzenten und seinem Arbeitsaufwand aus. Dazu gehörte auch, daß im „Historischen Materialismus“ die Produktion und nicht die biologische Bedürfnisstruktur des Menschen „Unterbau“ der gesellschaftlichen Entwicklung ist. So ist es bezeichnend, daß die Marxisten Reich des weiteren vorhielten, er wäre kein „historischer Materialist“ und daß er stattdessen „einem primitiven Bedürfnismaterialismus, der nur eine Kehrseite des Idealismus ist“, fröne. Kätzel wirft Reich vor, mit der Einordnung der biologischen Grundbedürfnisse in den Unterbau, habe Reich „die marxistische Bestimmung des Verhältnisses von Produktion und Bedürfnis verfehlt“. Denn für Marx habe „die Produktion den Ausgangspunkt und das übergreifende Element der Entwicklung dargestellt, während die Konsumption als Bedürfnis selbst inneres Moment der produktiven Tätigkeit ist“. Demgegenüber habe jedoch Reich durch sein „extrem biologistisches Herangehen“, den Menschen aus dem „letztlich durch sozialökonomische Verhältnisse determinierten Lebensprozeß der Menschen“ herausgerissen.

Kätzel weist darauf hin, daß bereits 1932 der spätere Präsident der „DDR“, Wilhelm Pieck, als Vertreter des ZK der KPD Reich vorhielt: „Ihr geht von der Konsumption aus, wir aber von der Produktion; ihr seid daher keine Marxisten“ (Was ist Klassenbewußtsein?). Auf diese Auslassung Piecks stellte Reich die Frage, „ob die Bedürfnisse um die Produktion willen erfolgen oder ob nicht umgekehrt die Produktion der Bedürfnisbefriedigung diene“.

Wie wir aus den obigen Erläuterungen Kätzels ersehen, spießt genau diese Frage die Unvereinbarkeit der Reichschen und der Marxschen Herangehensweisen auf. Aus dieser theoretischen Konfliktsituation mit dem Marxismus entwickelte Reich langsam ein vollständig neues „Unterbau-Konzept“, das er „Arbeitsdemokratie“ nannte:

Da alle Arbeitsprozesse voneinander abhängen und miteinander organisch verflochten sind; da ferner die Konsumption die Produktion bestimmt, ist eine natürlich gewachsene und organisch funktionierende Organisation in der gesellschaftlichen Basis gegeben. (Massenpsychologie des Faschismus)

Dieser wirtschaftliche Organismus wird von einem ähnlichen orgonotischen Viertakt bestimmt wie der biologische Organismus:

Die funktionelle Identität von Arbeit und Sexualität gehört zu unseren täglichen Grunderfahrungen: Ich habe das Bedürfnis mich in diesem Blogbeitrag auszudrücken, meine Energie fließt zur Peripherie und verrichtet Arbeit, dadurch entsteht eine ständig ansteigende „Arbeitsspannung“, die mich dazu drängt, endlich die Frucht meiner Anstrengungen auf WordPress vor mir zu haben, woraufhin ich mich befriedigt und entspannt zurücklehne. Das daraus resultierende Selbstbewußtsein speist meine Sexualität, genauso wie diese für neue Inspiration und Motivation sorgt. So pendelt das Leben zwischen diesen beiden Polen:

Dem entspricht auch:

Grundlage dieser Pulsation ist die biologische Energie und ihr Viertakt. Marx hat diesen Viertakt negiert, indem er statt der Biologie die sozioökonomischen Verhältnisse als die Grundlage des Wirtschaftens nimmt. Diese Negierung zeigt sich insbesondere in seiner Wertlehre. Die Erstarrung, zu der dies führt, sieht man besonders klar in der von ihm geforderten Abschaffung des Geldes, mit dessen Hilfe wir die Güter „verflüssigen“. Letztlich läuft das ganze auf eine reglementierte Zuteilungswirtschaft hinaus, in der dem Träger des Arbeitsprozesses die Spannungslösung an seinem Arbeitsprodukt vorenthalten wird, was genauso verheerend ist wie ein Coitus interruptus.

Aus Sicht der Energontheorie von Hans Hass kann man Marx eine Drangsalierung des Wirtschaftsorganismus vorwerfen, denn „dem Menschen die Früchte seiner Tätigkeit zu entziehen bedeutet (…), dem Lebensstrom seinen stärksten und ursprünglichsten Impuls zu nehmen.“ Hass schreibt weiter:

Das Streben nach allem, was „Glück“ und Annehmlichkeiten schafft, wurde (…) zum stärksten Impuls für die Energonbildung – zur stärksten aller die Evolution vorantreibenden Kräfte. (Naturphilosophische Schriften, München 1987, Bd. 3)

Gerade diese Kräfte hat Marx mit seiner Dialektik der Entwertung des Lebendigen zerstört.

Trotzdem Hass, was die funktionelle Identität von „Wirtschaftsökonomie“ und Sexualökonomie betrifft, Marx einiges voraus hat, hängt Hass doch inkonsequenterweise der Marxschen Werttheorie an. Für Hass ist Geld „immer und ausschließlich ein Anweisungsschein auf menschliche Arbeitsleistung – deren Wert je nach Angebot und Nachfrage sowie sonstigen Umständen schwankt“. Karl Marx sei ebenfalls dieser Ansicht gewesen, denn nach Marx sei „durch die zu seiner Produktion erheischte Arbeitszeit“ der Wert des Geldes bestimmt und drücke sich „in jedem Quantum jeder anderen Ware aus, worin gleich viel Arbeit geronnen ist“. Hass‘ Anlehnung an Marx ist deshalb inkonsequent, weil Hass ständig die Rolle der Nachfrage hervorhebt und den Wert nach ihr schwanken läßt.

Dazu hat Alfred Stobbe in Gesamtwirtschaftliche Theorie (Berlin 1975) geschrieben:

Die generelle Hypothese, daß die relativen Preise der Güter allein durch die zu ihrer Herstellung gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit erklärt werden können, wird schon durch die Tatsache widerlegt, daß Preise aus Angebot und Nachfrage entstehen und sich demnach erst auf dem Markt entscheidet, wieviel Arbeitszeit gesellschaftlich notwendig ist.

Die Übereinstimmung in der Werttheorie führt bei Hass zu ähnlichen mechanistischen Konsequenzen wie bei Marx. So will Hass das „gerechte Abstimmungsverhältnis“ zwischen Arbeitgeber und -nehmer mit Hilfe des Computers bestimmen. Während heute die „gerechte Abstimmung zwischen Energonen verschiedener Integrationsniveaus“ (Angestellter-Betrieb, Bürger-Staat, Betrieb-Staat, etc.) nur durch „Daumenpeilung, Erfahrung und jeweilige Interessen“ versucht werde, würde man dies mit Hilfe der Energontheorie „nüchtern und gerecht“ durch Computer berechnen können. Andererseits sagt Hass aber auch wieder, daß nur in einer durch die Nachfrage geregelten Marktwirtschaft „die divergierende Interessen von Mensch und Lebensstrom einen Ausgleich finden“.

Man sieht den Widerspruch, bzw. die Inkonsequenz: Wird der Wert nun durch Arbeitsleistung bestimmt oder durch den Markt? Und kann man Arbeitsleistung durch die Arbeitszeit bestimmen? Werden Interessen nun durch Computer oder das freie Spiel der Kräfte, bzw. durch Angebot und Nachfrage ausgeglichen? Diese Art von Inkonsequenz findet sich auch dort, wo Hass einen Konflikt zwischen den Konsuminteressen des Individuums und den Interessen des Lebensstroms postuliert, was ja wieder seiner zuletzt zitierten Aussage widerspricht. Hass sagt einerseits:

Wo (…) Luxusstreben zum Selbstzweck wird, Schwäche erzeugt und zur Leistungsverweigerung führt, verliert es seien Selektionswert und wird zur Ursache des Untergangs der Kulturen. (Hass/Lange-Prollius: Die Schöpfung geht weiter, Stuttgart 1978)

Also schwächt der Konsum den Lebensstrom? Nein, er schwächt das Individuum, denn an anderer Stelle schreibt Hass, daß, vom einzelnen Energon aus gesehen, alle Gewinne „die in Luxuskanäle fließen, ein klarer Verlust“ sind.

Für den Lebensstrom dagegen sind sie es nicht. Vielmehr heizen sie die Gesamtentwicklung an – nicht unähnlich der kannibalischen Tätigkeit aller tierischen Energone. (ebd.)

Diese Widersprüche in der Energontheorie fußen sicherlich auch in einem mangelnden Verständnis der biosexuellen Funktionen in der Konsumption. Ist doch die Sexualität in sich selbst auch „widersprüchlich“, denn einerseits ist sie eine Entladungsfunktion, andererseits aber gibt sie unserem Energiesystem neuen Schwung und frische Energie. (Der Organismus erhöht automatisch sein Energieniveau, wenn eine geregelte Entladung gesichert ist.)

Die von den Massenmedien propagierte „nicht-koitale“ klitorale, phallische, prägenitale und pornographische Sexualität (in der die Genitalität mehr tabuisiert wird als im reaktionärsten Katholizismus) führt nicht zu Entladung und wohliger Entspannung, sondern erhöht nur die innere Spannung. Das dazu korrespondierende „fickende“ Konsumverhalten führt entsprechend zu innerer Leere und zur Zerstörung der Umwelt. Die Menschen finden keine Erfüllung und Entspannung mehr und suchen deshalb immer zerstörerische Reize. Es gibt demnach eine funktionelle Identität von kontaktloser Promiskuität und kontaktlosem Konsumrausch. Beide sind das Gegenteil dessen, als was sie oberflächlich erscheinen. In Wirklichkeit haben sie mit Sexualität und Konsum nichts zu tun.

Die Identität von Sexualität und Konsum sieht man auch daran, daß beide Ausdrucksformen überschüssiger Energie unglaublich prägbar, sublimierbar und pervertierbar sind. Hierzu schreibt Hass:

Essen, Kleidung, Wohnung, Ehe schaffen einen ziemlich festliegenden, ziemlich klar vorgezeichneten Bedarf. Alles, was darüber hinausgeht, aller „Kultur“- und „Luxusbedarf“, ist dagegen labil und beeinflußbar. Erziehung, Prägung und Mode spielen hier eine entscheidende Rolle. Sind erst die Grundbedürfnisse befriedigt, dann eröffnet sich eine Vielheit von Möglichkeiten, gewonnene Überschüsse annehmlichkeitssteigernd zu verwenden. (Naturphilosophische Schriften, Bd. 2)

Interessant ist auch, daß sich im Vergleich zum Tierreich erst beim Menschen Sexualität und Konsum ganz entfaltet haben. Hass:

Tiere freuen sich ebenfalls ihres Lebens, rollen zum puren Vergnügen auf dem Boden herum. Viel mehr „Luxus“ können sie sich aber mit ihren Überschüssen nicht leisten. Geht es einem Tier gut – dann pflanzt es sich fort. Beim Menschen ist es ebenfalls noch so – darüber hinaus aber wurde er zu einem Spezialisten in Schaffen von „Annehmlichkeiten“. (ebd.)

Neben der Entladungsfunktion von Sexualität und Konsum gibt es, wie gesagt, den revitalisierenden Aspekt. Durch Verkümmerung von Sexualität (Zwangsmoral) und Konsum (sozialistische Verzichtsideologie) entwickelt sich beim Individuum und im gesellschaftlichen Organismus langsam eine „Schrumpfungbiopathie“. Die Menschen dörren buchstäblich aus, weil ihre „Luxus-Bedürfnisse“ immer wieder frustriert werden und ihnen immer wieder eingebleut wird, sie sollten ihre „biologistischen“ Wünsche dem „sozialistischen“ Wohl opfern. Auch für die Gesellschaft als Ganzes bedeutet dies, daß sie langsam verfault, denn die „menschlichen Luxuswünsche“ sind der Antrieb der zweiten Hälfte der Evolution. Würden sie „erlöschen, dann fiele der gigantische vom Menschen geschaffene Energonbau wie ein Kartenhaus in sich zusammen“ (Hass/Lange-Prollius: Die Schöpfung geht weiter, Stuttgart 1978). Genauso wie für alle Tiere letztlich die Pflanzen die Energiequelle sind, ist in der Menschenwelt der Bedarf die Energiequelle der Berufstätigen. Konsumverzicht entspricht also genau einer Dürre in der Umwelt – DOR!

Daß sich eine orgonomische Ökonomie, wie sie Reich schon als „Marxist“ zu formulieren begann, nur im Kapitalismus entfalten kann, verdeutlicht folgende von Hass zitierte Aussage des Nationalökonomen Walter Eucken:

Bei Konkurrenz bestimmen die Konsumenten über Art und Umfang der Produktion, wobei die Unternehmer letztlich, wenn auch mit einem gewissen Spielraum, in ihrem Auftrag handeln.

Und was kapitalistische Besitzverhältnisse in einer Arbeitsdemokratie betrifft, hat Malinowski darauf hingewiesen, daß es keinerlei ethnographische Belege für einen „Urkommunismus“ gibt. Er nennt die Meinung, daß „Wilde keinen individuellen Besitz haben, (…) ein altes Vorurteil, besonders bei der Begründung (…) der sogenannten materialistischen Geschichtsauffassung.“ Obwohl „Großzügigkeit und Teilen der einzige Gegenstand strenger moralischer Grundsätze unter den Eingeborenen ist“, sei diese weitverbreitete falsche Auffassung genauso völlig irrig „wie die entgegengesetzte Phantasievorstellung vom besitzhungrigen, ohne Erbarmen alles zusammenraffenden Eingeborenen.“

In Christusmord warnt Reich vor jenen,

die die kämpferische Liebe zum Menschen (…) zu dem üblen Prinzip entstellten, daß der Mensch alles, was er besitzt, ohne Gegenleistung an Modju abtreten soll.

Sie verewigen nur das menschliche Elend. So „sind Sozialisten Feinde des Menschen“, denn

sozialistische Gesinnung führt unweigerlich zu Dirigismus (…) und zwar in dem Ausmaß, in dem Sozialismus ernstgenommen wurde.

Tatsächlich ist der internationale Kapitalismus und das internationale Finanzkapital, das ihn erst möglich macht, das größte Friedensprojekt der Menschheitsgeschichte. Roman Zakharenko (HSE International College of Economics and Finance) et al. zufolge verringert der Abbau von Handelsschranken zwischen Ländern die Wahrscheinlichkeit eines bewaffneten Konflikts und führt zu einer Senkung der Verteidigungsausgaben. Auch wirkt er sich positiv auf die Situation in benachbarten Ländern und der Welt als Ganzer aus. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf drei Länderpaare: Israel und Jordanien, Nordkorea und Südkorea, Rußland und die Vereinigten Staaten. Was Israel und Jordanien betrifft, führte vermehrter Handel nicht nur zu einem Rückgang der Verteidigungsausgaben der beiden Länder, sondern auch der USA, Ägyptens und Saudi-Arabiens. Zakharenko zufolge führt jede zusätzliche Milliarde Dollar, die zwischen Rußland und den USA gehandelt wird, zu einer Reduzierung der Verteidigungsausgaben in der Welt von 115 Millionen US-Dollar. Entsprechend könnte ein Abbau der gegenwärtigen Handelsschranken zwischen den beiden Ländern aufgrund wechselseitiger Sanktionen zu einer Auflösung der bestehenden Konflikte beitragen. Wäre Rußland der Welthandelsorganisation 10 Jahre früher beigetreten, wäre es, so Zakharenko, vielleicht gar nicht zu Sanktionen gekommen. Die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen und die Entwicklung der Transportinfrastruktur trage dazu bei politische Spannungen zu lindern.