Archive for Juli 2013

Das Menschentier

31. Juli 2013

Der gepanzerte Menschen will alles nur kein Tier sein, zumal er seine eigenen sadistischen sekundären Triebe in das Tier hineinprojiziert, sogar in seine eigenen „primitiven“ Vorfahren.

Alan Templeton von der Washington University, St. Louis, widerspricht der gängigen Theorie, daß die aus Afrika auswandernden Frühmenschen andere Menschenrassen in Europa und Asien mit Gewalt ausgerottet hätten. Stattdessen vermischten sie sich miteinander. Nicht Gewalt, sondern Geilheit habe ihr Verhalten bestimmt. Er verweist auf Vergleiche des Erbguts heute lebender Rassen.

Die Vermischung der DNA beweist, unsere Vorfahren hatten nur Sex im Kopf, jeder machte es mit jedem – und so verbreiteten sich ihre Erbanlagen über alle Kontinente.

Vor allem will der Mensch kein Tier sein, weil er sich als „Geistwesen“ betrachtet. Zu diesem Zwecke umgeht er alle von ihm selbst aufgestellten wissenschaftlichen Regeln:

Zurzeit ist der Mensch das einzige Mitglied der Gattung Homo, während der Schimpanse zur Gattung Pan gerechnet wird. Jedoch teilen Schimpansen mehr ihrer genetischen Ausstattung, nämlich 99,4%, mit dem Menschen als mit anderen Menschenaffen. In den Prodeedings of the National Academy of Sciences forderte entsprechend vor einigen Jahren ein Team von Forschern der Wayne University (Detroit), Morris Goodman et al., endlich die einzig mögliche, nämlich wissenschaftliche Konsequenz zu ziehen und den Schimpansen als Mitglied der menschlichen Gattung zu akzeptieren.

Goodman und seine Kollegen analysierten mit Hilfe des Computers die Ähnlichkeit zwischen 97 wichtigen Genen bei Mensch und Schimpanse und möglichst viele der gleichen derzeit verfügbaren Gensequenzen bei den weniger untersuchten Gorillas, Orang-Utans und Altweltaffen.

Die Ergebnisse legten nahe, daß in wichtigen Sequenzabschnitten diese funktionell signifikanten Gene, die Menschen und Schimpansen teilen, zu 99,4 Prozent identisch sind. (…)

Ausgehend von den DNA-Daten argumentieren die Forscher, daß sich die Linien von Mensch und Schimpanse evolutionär vor fünf oder sechs Millionen Jahren voneinander trennten. Viele andere Gattungen, die vom Menschen weiter entfernt sind, manche Eichhörnchen beispielsweise, enthalten Gruppen von Arten, die schon viel früher – viele zwischen 7 bis 11 Millionen Jahre – voneinander abgewichen sind. Die Gruppierung von Arten sollte sich, Goodman zufolge, bei unterschiedlichen Gruppen von Tieren entsprechen. „Ein objektiver Maßstab ist das Alter des Ursprungs eines Zweiges [von Tieren].“

„Historisch war die Philosophie hinter der Art und Weise, wie wir Organismen gruppieren, fragwürdig gewesen“, führt Goodman aus. Beginnend mit Aristoteles im antiken Griechenland, wären Arten nach dem „Grad ihrer Perfektion“ angeordnet worden mit dem Menschen an der Spitze. Diese „anthropozentrische“ (…) Sichtweise führte zu „Übertreibungen hinsichtlich der Unterschiede zwischen den Menschen und ihren Verwandten“, so Goodman, der darauf hinweist, daß seine Studie „ein objektives Bild des Menschen im Reich des Lebens bietet“.

Wie ich schon öfter ausführte, sind Tiere ohnehin weitaus intelligenter, als man sich das vor wenigen Jahren noch ausmalen konnte.

Wäre er konsequent gewesen, hätte bereits Linné in seinem Systema Naturae Menschen und Menschenaffen der gleichen Gattung zuordnen müssen, – aber man ist lieber Herrenmensch als Tiermensch, lieber Übermensch als „Unterleibsmensch“ (vgl. Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 304).

Wie sehr wir ganz unabhängig von genetischer Verwandtschaft mit dem Tierreich verzahnt sind, zeigt sich auch an den Hunden. Am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie und an der Harvard University wurde festgestellt, daß Hunde besser als Menschenaffen Signale des Menschen interpretieren. Wölfe, die vom Menschen aufgezogen worden sind, verfügen nicht über diese Fähigkeiten, sehr wohl aber Hundewelpen, selbst wenn sie kaum Kontakt mit Menschen hatten. Das wird mit der selektiven Hand des Menschen während der Domestizierung des Hundes erklärt.

Ungewollt haben die Hundehalter gezeigt, daß wir auf einer Ebene mit dem Tier stehen, Tier zwischen Tieren sind.

In diesem Zusammenhang ist bezeichnend, wie unmenschlich man die so auffällig menschlichen Hunde in Saharasia behandelt.

[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=jGJHHZF7Yro%5D

Am deutschen Wesen wird die Welt genesen!

23. Juli 2013

Laura Robertson et al. (Imperial College London) haben in einer Studie die Auswirkungen von Direktzahlungen mit und ohne Konditionen bei Entwicklungshilfe-Programmen untersucht. Es ging um die Registrierung von Geburten, Teilnahme an Impfprogramme und den Schulbesucht von Kindern in Zimbabwe. Die eine Gruppe von armen Haushalten mit Kindern erhielt alle zwei Monate Direktzahlungen, die andere Gruppe erhielt die gleichen Zahlungen, es wurde aber darauf geachtet, daß das Geld auch wirklich den Kindern direkt oder indirekt zugute kam. Alle Haushalte hatten Zugang zu Elternschulen und erhielten Maissaaten und Dünger. Am Ende wurde abgeglichen, wie viele der Kinder jünger als fünf Jahre eine Geburtsbescheinigung hatten, wie viele an Impfprogrammen teilgenommen hatten und wie viele der Kinder zwischen 6 und 12 zumindest zu 80% der Zeit am Schulunterricht teilgenommen hatten.

Die Direktzahlungen ohne Auflagen erhöhten lediglich die Schulbesuchsquote, während Zahlungen, die mit Auflagen verbunden waren, zusätzlich auch den Anteil an Kleinkindern erhöhte, für die eine Geburtsurkunde ausgestellt wurde. Keine der beiden Zahlungsmodalitäten verbesserte das Impfverhalten.

All diese Maßnahmen mögen ja löblich sein, aber erstens sind die Erfolge minimal und kaum von Dauer und zweitens ist es von vornherein extrem fragwürdig, Menschen einfach so Geld in die Hand zu drücken, selbst wenn man sie danach auch noch betreut. Kann damit wirklich die Bewältigung des Lebens, die Selbststeuerung verbessert werden? Schließlich geht es hier ja nicht um die Opfer von Naturkatastrophen, wo eine solche Hilfe selbstverständlich wäre, sondern um Menschen in ihrem Alltag.

Um wirkliche Veränderungen zu erreichen und den Menschen wirklich zu helfen, muß sich der Charakter der Menschen, d.h. ihr stereotypes Verhalten verändern. Konkret kann das natürlich nicht bedeuten, daß jedem Einzelnen eine Psychotherapie zuteil wird, was prinzipiell unmöglich ist. Auch die individuelle Betreuung durch Sozialarbeiter wird, so hilfreich sie im Einzelfall auch sein mag, kaum weiterhelfen. Was den Menschen in Afrika und weltweit wirklich helfen wird und was auch praktisch möglich ist, ist eine Änderung der Kultur, d.h. „des Charakters der Gesellschaft“.

Solange das Clan- und Stammesdenken, der Aberglaube, das Machotum und die Mentalität von „Jägern und Sammlern“, die nicht an morgen denken, Schwarzafrika beherrschen, wird es kaum Hoffnung geben. Das gleiche gilt für das alles zersetzende geistige Gift des Islam, des Hinduismus und des Katholizismus in anderen Weltgegenden.

Tatsächlich hat es erst vor kurzem eine denkbar drastische Veränderung der gesamten Kultur in einer Gesellschaft gegeben. Ich spreche natürlich von der westlichen Gesellschaft und deren tiefgreifenden Transformation von einer autoritären zu einer antiautoritären Kultur. Es braucht hier nicht erläutert werden, daß diese Umwandlung fast ausschließlich negativ war und langfristig unsere Ökonomie derartig zerstören wird, daß „Zimbabwe“ nicht weit entfernt liegt. Was in diesem Zusammenhang bemerkenswert ist, ist das größte Tabu dieser antiautoritären Gesellschaft. Ein Tabu, das das weltweite Elend verewigen wird. Es lautet: Du darfst andere Kulturen nicht hinterfragen! Wer das tut, ist ein „Rassist“ und er wird dem gesellschaftlichen Tod überantwortet.

Wenn im Leben eines einzelnen Menschen etwas grundsätzlich falsch läuft, dann liegt das nicht an den „Umständen“, sondern einzig und allein an seinem Charakter. Es ist immer der Charakter. Schicke einen Selfmade-Millionär nackt in die Wüste: nach fünf Jahren wird er in einem Ferrari zurückkommen. Laß einen Hartz-IV-Empfänger den Jackpot im Lotto knacken: nach fünf Jahren wirst du ihn unter den obdachlosen Bahnhofspennern wiederfinden. Dementsprechend ist Afrika nicht mit immer neuer Entwicklungshilfe gedient. Der Kontinent hat die größten Naturressourcen des Planeten. Da dort der Ursprung unserer Art liegt, ist er auf die Bedürfnisse des Menschen perfekt zugeschnitten. Ändert die afrikanische Kultur und alles wird gut.

Es hat in diesem Land schüchterne Ansätze, nein, nicht mal das: schüchterne Andeutungen gegeben, daß Menschen, die sich hier dauerhaft niederlassen, sich doch bitte an der deutschen Leitkultur ausrichten sollten. Das wurde vom rotgrünen linksfaschistischen Gesindel sofort niedergemacht. Jeder, der das Thema auch nur leise andeutet, wird von diesem „progressiven“ Dreckspack verbal todgetreten. Wegen dieser antiautoritären Gesinnung gibt es für diesen Planten keine Hoffnung. Deutschland ist bereits verloren dank der verkommenen Höllenbrut der 68er und ihren übelriechenden Nachgeburten.

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Die Zusammenarbeit der Psychiater mit der Pharmaindustrie und der Versicherungsbranche

19. Juli 2013

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Dr. Charles Konia: Die Zusammenarbeit der Psychiater mit der Pharmaindustrie und der Versicherungsbranche

Der Gegensatz von Alzheimer und Krebs

14. Juli 2013

Massimo Musicco (L’Ospedale Santa Lucia, Roma) et al. konnten erneut und jetzt mit einiger Sicherheit bestätigen, daß Alzheimer und Krebs (und zwar durch die Bank alle Krebsarten) sich weitgehend gegenseitig ausschließen. Es ist zwar nicht unmöglich, daß ein Alzheimer-Patient auch an Krebs erkrankt oder ein Krebs-Patient auch an Alzheimer, aber dieses Zusammentreffen ist äußerst selten. Bisher bestand der Verdacht, daß diese statistische Korrelation einfach darauf zurückzuführen ist, daß Krebspatienten eher sterben und Alzheimer weitgehend eine Alterserscheinung ist, doch die neue Studie konnte diesen Verdacht ausräumen.

Für die Reichsche Krebstheorie ist es stets bedeutsam, wenn es bei Untersuchungen um den Krebs geht, nicht nur um bestimmte Krebsarten. Reich hatte nämlich aus seinen Forschungen erschlossen, daß der Krebs eine „Schrumpfungsbiopathie“ ist, d.h. eine Biopathie die mit einer allgemeinen Senkung des Energieniveaus einhergeht, im Zentrum des Organismus keine Energie mehr „produziert“ wird, bis der Körper bei lebendigen Leibe buchstäblich in Verwesung übergeht. Die Krebstumoren stellen den verzweifelten Versuch des Organismus dar, sich auf einem niedrigeren Organisationsniveau neu zu organisieren. Sie entstehen insbesondere dort, wo die Panzerung besonders stark ist, etwa an Schließmuskeln.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang der oben umrissene antagonistische Gegensatz?

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Alzheimer ist mit einiger Sicherheit so etwas wie „Diabetes des Gehirns“ und damit ebenfalls eine Schrumpfungsbiopathie. Das Spezifische dieser Art von Schrumpfung scheint jedoch eine „zentrale Desorganisation“ zu sein. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit an Alzheimer zu erkranken bei Menschen, deren Persönlichkeit von Gewissenhaft und Zielstrebigkeit gekennzeichnet ist, deutlich geringer.

Die Erklärung der mechanistischen Wissenschaft für den Gegensatz von Alzheimer und Krebs ist einfach:

Erklärt wird er meistens damit, daß Alzheimer und Krebs in gewisser Hinsicht zwei Seiten derselben Medaille sind: Bei Krebs reagieren die Körperzellen zu wenig auf Signale, die ihnen den Selbstmord befehlen, und wachsen ungebremst drauflos. Bei Alzheimer sind die Nervenzellen dagegen offenbar überempfindlich für solche Signale: Sie sterben ab, obwohl es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt. Wer also ein gut funktionierendes Zell-Selbstmord-System in seinem genetischen Code beherbergt, wird seltener Tumoren entwickeln, aber anfälliger für Alzheimer und – ebenfalls bereits belegt – ähnliche Krankheiten wie Parkinson sein. Wer dagegen sehr robuste Zellen besitzt, neigt zwar weniger zu Alzheimer und Parkinson, hat aber eher entartete Zellen im Körper.

Die mechanistische Wissenschaft erklärt den Krebs damit, daß normale Zellen biologisch entarten, durch einen „Programmfehler“ jedoch nicht zerfallen („Zellselbstmord“), sondern sich ganz im Gegenteil wie wild teilen, es also zu Zellwucherungen = Krebs komme. Bei Alzheimer komme es ganz im Gegenteil zu Zellselbstmorden auch bei vollkommen gesunden Gehirnzellen, bis das Gehirn aussieht wie ein Schweizer Käse.

Reichs Forschungen legen ein ganz anderes Szenario nahe: Während Krebs Folge extremer Panzerung ist, die das Leben dermaßen drosselt, daß es buchstäblich anfängt zu faulen, ist Alzheimer durch Kontrollverlust gekennzeichnet. Zwar kommt es zu Krampfanfällen (insbesondere auch bei Parkinson), doch generell ist dieser Zustand von einem Zerfall der Panzerung und einer entsprechenden Enthemmung, insbesondere sexuellen Enthemmung, geprägt. Weil es sich um zwei Biopathien handelt, wird die organismische Energie schon Jahrzehnte vor dem eigentlichen Krankheitsbeginn entsprechend „gepolt“ sein.

Da die Gegensätzlichkeit dieser beiden Krankheitsbilder so fundamental zu sein scheint, wäre auch an den Gegensatz zu denken von energetischem Orgonom (Zentrales Nervensystem, Kontrollverlust, Alzheimer) und orgonotischem System (Vegetatives Nervensystem, Einstellung der zentralen Energieproduktion, Krebs). Als Beispiele denke man an den Alzheimer-Patienten Ronald Reagan, der vital und „bauchgesteuert“ blieb, aber nie als besonders gewissenhaft galt, und vergleiche ihn etwa mit dem Krebspatienten Freud, der bis zuletzt zielstrebig, „zerebral“ und vor allem kontrolliert blieb. Auf gesellschaftlicher Ebene entspricht das dem Gegensatz von „entfesseltem Kapitalismus“ auf der rechten Seite und dem „sozialen Krebstod“ (Kommunismus) auf der linken Seite.

Die Zerstörung der Arbeitsdemokratie durch „flache Hierarchien“

11. Juli 2013

In der autoritären Gesellschaft beruhte alles auf Autorität, egal ob diese rational oder irrational war. Daß nicht zwischen den beiden Formen der Autorität unterschieden wurde, machte die Schwäche der autoritären Gesellschaft aus. Gleichzeitig war dieses „Befehl ist Befehl!“ aber auch ihre größte Stärke. Am deutlichsten wird das beim Militär. Hauptsache es werden überhaupt Befehle gegeben, die eine klare Linie erkennen lassen, da ansonsten alles auseinanderfällt, denn Krieg ist vor allem eins: Chaos.

In der antiautoritären Gesellschaft ist es genau umgekehrt, d.h. aus Angst vor irrationaler Autorität (tatsächlich natürlich aus einer emotionalen Ablehnung jedweder Autorität heraus) werden die Hierarchien eingeebnet, niemand weiß mehr was er tun soll und selbst im normalen Leben (also ohne Artilleriebeschuß, Flächenbombardements und Hinterhalte durch Kommandoeinheiten) bricht das vollkommene Chaos aus. Beispielsweise war es früher einem niedergelassenen Arzt ein Leichtes, mit dem zuständigen Kollegen in einer Klinik über einen gemeinsamen Patienten zu sprechen. Heute ist es eine surreale Schnitzeljagd. Niemand ist mehr zuständig, niemand trägt die Verantwortung und niemand kann einem sagen, an wen man sich denn stattdessen wenden soll. Ja, ich überzeichne, aber so ist es, jedenfalls tendenziell, heutzutage in jedem Bereich der Gesellschaft.

Es ist, als Wenn die Affen den Zoo regieren. So überschrieb der Organisationssoziologe Stefan Kühl vor nunmehr zwei Jahrzehnten sein Buch über „Die Tücken der flachen Hierarchien“ (Campus Verlag, 1998, Erstauflage 1994). Bereits damals warnte er eindringlich vor der modischen Enthierarchisierung und Dezentralisierung.

  • Die Unternehmen verlören an Kohärenz und würden buchstäblich auseinanderfließen, wie ein Sandhaufen, der nicht „autoritär“ abgestützt wird: mechanisches statt orgonomisches Potential!
  • Die Mitarbeiter hätten kein klares Bild mehr vom Unternehmen und ihrem eigenen Platz im Unternehmen: okulare Panzerung, wachsende Kontaktlosigkeit!
  • Die Unternehmensausrichtung auf „Innovation und Wandel“ führe zu aufreibenden Auseinandersetzungen: Arbeitsdemokratie wird durch ihr Gegenteil ersetzt, nämlich Politik!
  • Es werde im Rahmen der „Demokratisierung“ versucht, die Komplexität der Unternehmensprozesse zu vereinfachen, was jedoch zu nur noch mehr Komplexität („Durcheinander“) führe: die Selbstregulierung soll „gemanaged“ werden, was zur Zerstörung der Selbstregulierung führt!

Kühl versuchte diesen Dilemmata mit Hilfe der damals modischen „Chaos- und Komplexitätsforschungen“ entgegenzutreten, doch das ist ein hilfloses herumdoktern an den Symptomen, das (wie er ja selbst in seiner Kritik der „flachen Hierarchien“ zeigt!) nur zu einer Verschlimmbesserung führen kann.

Die flachen Hierarchien sind Ausdruck der charakter-strukturellen Dynamik, die hinter der antiautoritären Gesellschaft steckt. Eine gangbare Alternative kann nur mit Kenntnis dieser Zusammenhänge entwickelt werden. Das hat Charles Konia en détail herausgearbeitet:

Zum Gedenken an Hans Hass (Teil 3)

10. Juli 2013

Eines der Grundleistungen der Energone, die Verbesserung ihrer Nachkommen, dient weder dem Individuum, dem durch die Fortpflanzung, d.h. durch die fünfte als Voraussetzung der sechsten Grundleistung, nur Verluste entstehen, noch der Art, die durch die Entstehung neuer, besser angepaßter Arten nur neue Konkurrenz gewärtigen muß, sondern einzig und allein einer Instanz, die über Individuum und Art hinausweist: der Entfaltung des Lebens. Ständig steigert dieser „Entfaltungsstrom“ sein räumliches Volumen und seine Potenz, Arbeit zu leisten. Er ist ein sich ausbreitender Prozeß der Energieballung.

In der zweiten Phase der Evolution wird durch diese alles besiegende Kraft, die immer mehr Materie zusammenballt und organisiert, das gesamte Leben auf diesem Planeten bedroht. Scheinbar kann nichts mehr die Berufskörper und Erwerbsorganisationen davon abhalten, diesen Planeten in einen mit ihren Abfallprodukten übersäten Mond zu verwandeln.

Für Hass ist die Lebensentfaltung nicht heilig, sondern ganz im Gegenteil – nicht verdammens-, aber sehr wohl im Stirnerschen Sinne empörenswert! Daß am „Entfaltungsstrom“ nichts per se „lebenspositives“ ist, sieht man am Energon „Handelsvertreter“: er könnte z.B. Kettensägen in die letzten Winkel Brasiliens bringen. Hier werden die Lebensgrundlagen des Menschen vernichtet, aber die Wirtschaft wird (zumindest kurzfristig) angekurbelt, was den blinden, bewußtseinslosen „Entfaltungsstrom“ anschwellen läßt.

Man muß das durchschauen und sich von der Lebensentfaltung emanzipieren. Kern dieser Aufklärung ist die Empörung des Einzelnen, der seinen Egoismus wiederfindet. Und hier kommt das Über-Ich ins Spiel, denn das Über-Ich ist nichts anderes als „der Gendarm in der Brust“, die Eltern in uns, die Gesellschaft in uns, letztendlich die „zusätzlichen Organe“ in uns.

Wenn z.B. Max Stirner von der „Menschheit“ schreibt, entspricht dies vollkommen, bis hin zum „ich will nicht dem Egoisten ‚Menschheit‘ dienen, sondern selbst Egoist sein“ (Stirner sinngemäß). Im folgenden entspricht „Menschheit“ bei Stirner der „Lebensentfaltung“ bei Hass – man braucht nur die Wörter tauschen und es könnte ebenso von Hass stammen:

Wie steht es mit der Menschheit, deren Sache Wir zur unsrigen machen sollen? Ist ihre Sache etwa die eines Anderen und dient die Menschheit einer höheren Sache? Nein, die Menschheit sieht nur auf sich, die Menschheit will nur die Menschheit fördern, die Menschheit ist sich selber ihre Sache. Damit sie sich entwickelt, läßt sie Völker und Individuen in ihrem Dienste sich abquälen, und wenn diese geleistet haben, was die Menschheit braucht, dann werden sie von ihr aus Dankbarkeit auf den Mist der Geschichte geworfen. Ist die Sache der Menschheit nicht eine – rein egoistische Sache? (Der Einzige und sein Eigentum, S. 4).

Stirners Der Einzige und sein Eigentum ließe sich mit Hass‘ Theorie naturwissenschaftlich ableiten und zwar mit einem zeitgemäßen Akzent: „Konsum“ statt „das Wahre, Gute und Rechte“ wie zu Stirners Zeiten.

Die Verbindung von Energontheorie und Triebtheorie liegt darin, daß in der ersten Phase der Evolution die Energone (Pflanzen und Tiere) ihre Energiequellen („Platz an der Sonne“, Pflanzen und andere Tiere) durch Raub („Raubinstinkte“) anzapfen, während sie in der zweiten Phase der Evolution (Hyperzeller: Berufskörper und Erwerbsorganisationen) ihre Energie ganz im Gegenteil dadurch gewinnen, indem sie nicht etwa die Gebrechen ihrer Energiequellen ausnutzen (wie es Raubtiere tun, die junge und kranke Tiere reißen), sondern indem sie behilflich sind, diese Gebrechen zu überwinden. Sie gewinnen so Kunden und damit ein Einkommen (Energie). Sie versuchen, die Kunden an sich zu binden.

Das Problem ist, daß dadurch die gesellschaftliche Tendenz entsteht, die Menschen zu dem zu machen, was gemeinhin mit den Worten „Konsumismus“ und „Markenfixiertheit“ umrissen wird. Genauso wie in der individuellen Über-Ich-Produktion das Kind „ent-eignet“ werden soll, liegt es in der inneren Logik der Lebensentfaltung, dem Konsumenten (die Energiequelle der Hyperzeller) den Eigenwillen zu rauben. Man betrachte sich nur mal, eine beliebige Schulklasse, wo die Kids nur für irgendwelche schwachsinnigen Markenartikel leben und zu willenlosen Vollidioten heranwachsen – und sich dabei allen ernstes einbilden „Egoisten“ und frei zu sein.

Der Grundimpetus der Energontheorie ist ein emanzipatorischer:

[L]etzter Zweck dieser Ausführungen ist es, das, was Glaube, Moral und ethische Wunschvorstellungen seit eh und je anstreben, einer konkreten Verwirklichung näherzubringen – freilich, auf einem anderen als dem bisher beschrittenen Weg. (Der Hai im Management, S. 49).

Die gesellschaftspolitischen Konsequenzen lassen sich aus folgender Aufstellung ableiten, bei denen das Interessen des einzelnen Menschen gegen das Interesse des Lebensstrom (hier mit rot markiert) gestellt werden:

  • Persönliches Interesse
    Lebensstrominteresse.
  • Großer Glücksbezug aus Wenigem.
    Glücksbezug aus möglichst teuren Gütern und Dienstleistungen. Unersättlichkeit.
  • Lange Haltbarkeit und Nutznießung der künstlichen Organe.
    Möglichst schnelles Verschleißen, besonders jener des Luxuskörpers. Unmodern-, Wertloswerden.
  • Zufriedenheit aus Freundschaftsbeziehungen.
    Freundschaftsbeziehungen, die zu Konsum führen (Essen, Trinken, Reisen, Unterhaltung usw.).
  • Bescheidenheit, Glück aus dem eigenen Selbst.
    Unbescheidenheit, kein Glück aus dem eigenen Selbst, Glück aus konsumfördernden Handlungen.
  • Verringerung der unangenehmen Arbeit, Freude an der Arbeit.
    Vermehrung jeglicher Arbeit, Umsatz, Steigerung des Nationalproduktes.
  • Befriedung der Welt, niedrigere Steuern.
    Gefühl der Unsicherheit, das hohe Staatsausgaben für Verteidigung rechtfertigt.
  • Abstimmung der Luxuskörper auf die eigenen Fähigkeiten.
    Keine solche Abstimmung. Jeder soll sich bis zum Tod nach etwas sehnen, das er noch nicht hat.
  • Entwicklung der eigenen Interessen.
    Entwicklung der eigenen Interessen derart, daß sie in konsumführende Kanäle einfließen.
  • Eigene Meinung.
    Ja keine eigene Meinung.
  • Charakter, Ehrenhaftigkeit.
    Charakter und Ehrenhaftigkeit nur insofern, als sie nicht zu einem Stagnieren der Machtsteigerungswünsche führen.
  • Eigener Entschluß.
    Ja kein eigener Entschluß. Die Entschlüsse werden fertig ins Haus geliefert, und zwar so, daß sie zu Konsum führen.
  • Verläßliche Nachrichtenübermittlung.
    Nachrichten werden zum Unterhaltungs- und Beeinflussungsmittel.
  • Unaufdringliche Staatsleitung.
    Aufdringliche Staatsleitung.
  • Gemächlichkeit.
    Steigerung der Schnelligkeit. Die Reise von Europa nach den USA soll nicht fünf, sondern nur mehr zwei Stunden dauern. Das ist ungeheuer wichtig.
  • Beherrschung der menschlichen Technik. Sie soll sein Diener sein, den man selbst ruft, wenn man etwas braucht. Der Diener soll einen nicht unaufhörlich stören, indem er seine möglichen Dienste anpreist.
    Beherrschung des Menschen durch seine Technik. Anhaltendes, rapides Wirtschaftswachstum.

(…) Dieses Modell wird somit von einem Menschen getragen, der darauf ausgerichtet ist, sich von direkter oder indirekter Beeinflussung freizuhalten, sich freiwilliger Selbstbeschränkung zu unterwerfen [PN: rationales Über-Ich], um so die negativen Faktoren der Lebensentfaltung zu beherrschen. [Hass:] „Auf seiner Fahne steht wieder Freiheit, jedoch vielleicht zum erste Mal völlig zurecht [PN: im Zusammenhang wird deutlich, daß Stirners „Eigenheit“ der passendere Begriff im Rahmen der Energontheorie wäre]. Sein zentrales Streben ist: Herr im eigenen Haus zu sein. Es läuft darauf hinaus, das Ich von allen fremddienlichen Einheiten zu befreien – so daß jede tatsächliche Fremddienlichkeit eine durchaus selbstgewollte und somit freie ist. Endziel ist hier ein möglichst freier Wille“. (Andreas Hantschk und Michael Jung: Rahmenbedingungen der Lebensentfaltung. Die Energontheorie des Hans Hass und ihre Stellung in den Wissenschaften, Solingen 1996, S. 196)

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Zum Gedenken an Hans Hass (Teil 2)

8. Juli 2013

Was die Einteilung der Energone betrifft, hält Hass die geläufige Unterteilung in Pflanzen und Tiere bei:

Hier liegen zwei große klar unterschiedene Gruppen vor – ebenso wie im zweiten Evolutionsteil jene der Berufstätigen und Erwerbsorganisationen. Auf diese Weise wird freilich nach verschiedenen Kriterien eingeteilt: erst nach der Art des Energieerwerbes, dann nach der Integrationsstufe. Formal richtiger wäre die Einteilung: Einzeller, Vielzeller, Berufstätige, Erwerbsorganisationen. Da jedoch jedes Einteilungssystem etwas künstlich in die Natur Hineingetragenes ist, scheint mir übertriebene Konsequenz hier nicht am Platz. (Hass: Naturphilosophische Schriften, Bd. 2, München 1987, S. 93)

Man kann das Lebendige auch von Hass‘ „Hyperzeller-Theorie“ aus betrachten: Was wäre ein Wolf ohne Beine? Tot, denn er würde schnell verhungern. Was wäre eine Spinne ohne Netz? Tot, denn sie würde schnell verhungern. Der Unterschied ist nur, daß der Wolf ein Vielzeller ist, dessen sämtliche Organe zu seinem Zellgefüge gehören. Während eine Spinne imgrunde immer nur ein Zellgefüge plus ein zusätzliches Organ (das Netz) ist, das nicht zum Zellgefüge gehört. Deshalb ist die Spinne nicht nur ein Vielzeller, sondern auch ein Hyperzeller. Während sich der Zellkörper nur aus natürlichen Organen zusammensetzt, kann sich der Leistungskörpers zusätzlich auch aus „zusätzlichen Organen“ zusammensetzen. Ohnehin bedeutet „Organ“ (griechisch organon) nichts anderes als „Werkzeug“.

Stellen wir uns nun mal vor, wir würden den werten Leser nackig machen und irgendwo in der russische Tundra aussetzen. Außerdem hätten wir ihn lobotomiert, so daß er die Intelligenz eines durchschnittlichen Säugetiers hat und sich keine Werkzeuge bauen könnte. Er wäre selbst im Sommer innerhalb von Tagen, wenn nicht Stunden tot. Der Mensch kann nur als Hyperzeller überleben. (Seine Vorstellungen vom Paradies beinhalten stets Szenarien, in denen er „nur Vielzeller“ sein kann!)

Er ist noch weit mehr von seinen zusätzlichen Organen abhängig als die Spinne. Zum „Hyperzeller“ wird er dadurch, daß er seinen Beruf ausübt und genauso wie die Spinne mit ihrem Netz mit seinen Werkzeugen und Kenntnissen („immateriellen“ Werkzeugen) Energie gewinnt, um leben zu können (konkret erhält er Anweisungsscheine auf Energie: Geld). Da er aber in einer Firma angestellt ist und alleine seinen Beruf nicht ausüben könnte, ist er nur Teilorgan eines umfassenderen Hyperzellers: der „Soundso GmbH“. Etwa so, wie auch eine einzelne Ameise biologisch betrachtet ein Unding ist und nur als Teil des Ameisenhaufens biologisch sinnvoll funktioniert.

Ich brauche den Leser nicht zu erklären, daß einerseits die Firma, in der er arbeitet, ihm sein Leben garantiert, es aber andererseits zerstört, weil sie keinerlei Rücksicht auf ihn als „nacktes Menschentier“ nimmt. Seine zusätzlichen Werkzeuge kommen über ihn und zerstören ihn. Aus den Sklaven, d.h. den Werkzeugen des Menschen, werden die Meister. So geht es gegenwärtig allen Menschen und zwar nicht nur als Individuen, sondern auch als Tierart, denn die Entwicklung der vom Menschen ausgehenden Hyperzeller (die die Lebensentfaltung der Ein- und Mehrzeller bruchlos fortführen) macht nicht nur aus den Einzelnen Wracks, die ihr Leben nur im Suff ertragen können, sondern sie zerstört auch die Lebensbasis der Tierart Mensch: der Planet geht an der Umweltzerstörung zugrunde.

Über die vierte Art von Energonen (nach Pflanzen, Tieren und Berufskörperen) bzw. den Hyperzeller höherer Integration schreibt Hass:

Ebenso, wie vor mehr als einer Milliarde Jahren manche Arten von Einzellern dazu übergingen, größere, vielzellige Lebewesen zu bilden, kam es auch bei den Hyperzellern zur Bildung von größeren, auf gemeinsame Aufgaben ausgerichtete Erwerbsorganisationen. Und ähnlich, wie im vielzelligen Körper die Zellen größere, leistungsfähigere Organe aufbauen – zum Beispiel die aus vielen Zellen bestehenden Flossen, Augen und Knochen, so bestehen auch in den größeren, von Tausenden von Hyperzellern gebildeten Lebenskörpern „Abteilungen“, die auf bestimmte Aufgaben ausgerichtet sind, in Wirtschaftsunternehmen etwa die aus zahlreichen Hyperzellern gebildete Betriebsleitung samt ihren ausführenden Organen, die Produktionsabteilung, die Verkaufsabteilung und andere. (Hass: Die Hyperzeller, Hamburg 1994)

Damit kann man den Menschen funktionell mit den Einzellern vergleichen, aus denen die Vielzeller hervorgegangen sind. Hass:

Wie bis heute jeder vielzellige Organismus aus einer Einzelzelle – der Keimzelle – hervorgeht, so haben auch die größeren Leistungskörper, die der Mensch aus zusätzlichen Organen aufbaut, stets einen oder mehrere Menschen als steuerndes Zentrum. Ich bezeichne die größeren Lebenseinheiten als Hyperzeller und behaupte, daß sie die Evolution der Einzeller und der Vielzeller unmittelbar fortsetzen. (ebd.)

Anders ausgedrückt: aus Sicht des lebendigen Funktionierens ist nicht der biologische Körper, wie man ihn in Präparatesammlungen begutachten kann, wichtig, sondern das lebendige Leistungsgefüge als ganzes, das aus mehr Einheiten bestehen kann als der bloße Zellkörper.

In der Entwicklung der Energone von den Pflanzen bis zu den Tieren, lassen sich vier Entwicklungsstufen unterscheiden:

  1. das Erbrezept (das Genom) baut Organe auf, die dann nach eigener Kompetenz funktionieren (Pflanzen);
  2. zusätzlich baut das Erbrezept das Zentrale Nervensystem auf, das das Zusammenwirken der Organe koordiniert, wozu zusätzlich Rezepte vererbt werden (die Tiere mit ihren angeborenen Verhaltensprogrammen);
  3. das Zentralnervensystem übernimmt selbst die Bildung dieser Rezepte (das Säugetier als „Lerntier“);
  4. durch Vormachen und Nachahmung („Erziehung“) und durch Sprache, Schrift, etc. können diese erworbenen Rezepte „vererbt“ werden. (Hass: Naturphilosophische Schriften, Bd. 2, S. 47-51)

Das ist eine Entwicklung zu immer mehr Freiheit und Autonomie, die aber gleichzeitig mit einer zunehmenden Gefährdung von Freiheit und Autonomie einhergeht: im Gegensatz zu einem Fisch oder Reptil kann man ein Säugetier dressieren – und einen Menschen kann man fast beliebig „erziehen“, d.h. ihm ein „Über-Ich“ verpassen. Betrachtet man dazu parallel die Entwicklung der Organe von den angeborenen, über die erworbenen zu den selbst hergestellten Organen (Werkzeugen), hat man die Naturgeschichte des menschlichen Elends vor sich: die Einheit von Panzerung („Über-Ich“) und „technischer Zivilisation“:

  1. alle Organe werden vom Genom aus Zellen gebildet;
  2. das Genom enthält Verhaltensrezepte für den Erwerb und Gebrauch zusätzlicher Organe (z.B. der Einsiedlerkrebs und sein Schneckenhaus);
  3. mit Hilfe seines Zentralnervensystems kann der Mensch beliebig viele zusätzliche Organe zur Anwendung bringen;
  4. es kommt zur Ausbildung der technischen Zivilisation, in der der Mensch selbst zum Anhängsel der Maschine wird.
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Zum Gedenken an Hans Hass (Teil 1)

6. Juli 2013

Dies ist eine Fortführung meines Aufsatzes Zum Tode von Hans Hass.

Hans Hass war ganz wie Reich Funktionalist und Energetiker:

Die Verwandtschaften, die von der Energontheorie her wichtig sind, lassen sich nicht in das Schema Homologie-Analogie pressen. Was hier bedeutsam wird, ist weder der phylogenetische Zusammenhang noch äußerlich ähnliches Aussehen. Ein Antikörper im Blut, ein Stachel und ein Rezept für Fluchtverhalten sind weder homolog noch anlog (und auch nicht „konvergent“) – und doch sind sie gemeinsam zu beurteilen. Sie dienen dem gleichen Funktionskomplex: der Abwehr von Räubern. Sie sind „funktionsverwandt“. In der Bilanz, die das Existenzrückgrat, „Erwerbs- und Konkurrenzfähigkeit“ aufzeigt, gehören sie in die gleiche Rubrik. (Hass: Naturphilosophische Schriften, München 1987, Bd. 3, S. 255)

Daß Hass so gut wie der einzige Weiterführer der Ostwaldschen Energetik ist, liegt an der ernsten Krise, in die die Energetik geriet, als Anfang dieses Jahrhunderts der Nachweis der bis dahin rein hypothetischen Moleküle und Atome gelang, die durch ihre „Wärmebewegung“ die thermodynamischen Gesetze im Rahmen mechanischer Modelle erklärbar machten. Wilhelm Ostwald warf vergebens ein, daß die neue Physik alle Größen, und hier insbesondere die Masse, als veränderlich erwiesen habe und nur der Energieerhaltungssatz sich als unumstößliche Grundlage der Physik bewährt habe. Auch Hans Hass hebt die Energie als die fundamentale Größe schlechthin hervor und beruft sich dabei auf die Quantenmechanik. Nicht die Energie sei eine Funktion materieller Partikel oder Stoffe, vielmehr seien sie umgekehrt eine Erscheinungsform von Energie.

Die energetische Weltsicht ermöglichte eine beträchtliche Vereinfachung des Denkens, da sich mit Blick auf die Energie und ihre Umwandlung sämtliche Strukturen der Lebenswelt in ein und dasselbe Begriffssystem einordnen ließen. So konnten sich Biologen, Wirtschafts- und Staatswissenschaftler austauschen und dabei Erkenntnisse in einem Gebiet zur Erklärung von Phänomenen in einem anderen heranziehen. Die Nähe zum orgonomischen Funktionalismus Reichs ist offensichtlich. In einer energetischen Betrachtung der materiellen Strukturen steht einzig ihr Funktionieren, ihr Energiehaushalt, bzw. ihre Funktion im Energiehaushalt, im Mittelpunkt. In dieser Beziehung haben z.B. eine Pflanze und ein Wirtschaftsunternehmen „auf den ersten Blick“ wirklich nichts miteinander zu tun, betrachtet man sie jedoch abstrakt vom Standpunkt ihrer Energiebilanz her, sind sie funktionell identisch.

Das Konzept, daß eine Erwerbsorganisation ein Organismus ist, ist auch der Orgonomie alles andere als fremd. Reich hat z.B. die organisierte Orgonomie als einen lebendigen Organismus betrachtet, dessen „Organe“ die einzelnen Funktionsträger der Orgonomie sind. Das jeweilige einzelne Organ müsse „langsam, behutsam und geduldig in eine kontinuierliche, wohlgeordnete und (…) ‚disziplinierte‘ Koordination und Kooperation mit der Gesamtfunktion hineinwachsen“ (Reich/Neill: Zeugnisse einer Freundschaft, Köln 1986, S. 576).

Auch läßt sich die Arbeit des „Organisations-Therapeuten“ Martin Goldberg nennen, wie er sie im Journal of Orgonomy dargelegt hat. Goldberg zufolge kann man die „arbeits-psychologische“ Entwicklung von Wirtschaftsunternehmen genauso fassen, wie es die Psychoanalyse und die Orgonomie mit der „sexual-psychologischen“ beim einzelnen Menschen getan haben. Störungen während der „libidinösen“ Entwicklung bestimmen den Charakter der Organisation entsprechend der Charakterentwicklung des Individuums. Entweder geht ein solches System zugrunde oder es entwickelt sich ein neues biopathisches Gleichgewicht, eben der neurotische Charakter des Menschen bzw. der Organisation. Diese neurotischen Charakterstrukturen können behandelt werden, indem man die Panzerungen auflöst.

Den sieben Panzersegmenten im Individuum entsprechen die drei funktionellen Grundstrukturen einer Organisation: der „Kopf“, der der Arbeit Richtung verleiht; die mittlere Ebene, die alles für die Produktion bereitstellt und organisiert; und der arbeitende Kern, der die Arbeitsleistung vollführt. Dies entspricht dem leitenden Management, dem mittleren Management und der Arbeitsebene. Aufgabe des ersten Segments ist die grundlegende Ausrichtung der Arbeit, des zweiten die Organisierung des Arbeitsflusses und des dritten die Entladung der Arbeit durch Wechselwirkung mit der Umwelt. Ziel der Goldbergschen „Organisationstherapie“ ist die „Befähigung von chronisch blockierten Systemen ihre Arbeitsenergie wieder frei in einer produktiven, befriedigenden Art und Weise zu entladen“. Dies entspricht genau dem Ziel der individuellen Orgontherapie hinsichtlich der Sexualenergie.

Nach Reich bildet sowohl der Organismus als auch die „Arbeitsdemokratie“ in der Gesellschaft „ein natürliches Kooperativ gleichwertiger Organe verschiedener Funktion“. Mit Hilfe der Energontheorie läßt sich nun diese organismische Vorstellung der Arbeitsdemokratie konkretisieren: es kann Arbeitsdemokratie nur dort geben, wo die „organismischen“ Voraussetzungen gegeben sind, d.h. einzig und allein zwischen Menschen, die sich wechselseitig zu zusätzlichen Organen gemacht haben. Demnach stehen z.B. der Gerber und der Schuhmacher in einem arbeitsdemokratischen Verhältnis. Der Friseur wird zu einem „Pflegeorgan“ seines Kunden, während der Kunde zu einem „Leistungsorgan“ des Friseurs wird (er schafft Geld und weitere Kunden herbei). In der Sklaverei wäre dieses Verhältnis einseitig.

Für jede Kooperation gilt, daß die entstehende Gemeinschaft als neues größeres Energon anzusehen ist, sofern der Nutzen bei getrennter Tätigkeit insgesamt geringer als bei vereinter Tätigkeit ausfällt. Bei Symbiosen, in denen jeder Partner für den anderen bloß eine von diesem benötigte Leistung erbringt, liegt ein aus geringfügig integrierten Teilen bestehendes Energon vor. Je vielseitiger die funktionelle Verflechtung zwischen den Kooperationspartnern wird, desto mehr steigert sich die Integration des von ihnen gebildeten Energons. (Hass und H. Lange-Prollius: Die Schöpfung geht weiter, Stuttgart 1978, S. 145)

Diese engere arbeitsdemokratische Integration beinhaltet aber gleichzeitig die Gefährdung eben dieser Arbeitsdemokratie. Das kann man sich am Übergang von den unabhängigen Einzellern zum festen Verband des Vielzellers vergegenwärtigen. Einerseits konnte, ganz entsprechend dem Reichschen Konzept der Arbeitsdemokratie, der Einzeller den gesamten Organismus als sein Organ betrachten, doch andererseits wurde der Einzeller auch zu einem austauschbaren Rädchen in einem zum Selbstzweck gewordenen Gesamtgefüge. Beim Übergang von voneinander unabhängigen, „freiberuflichen“ Berufskörpern zum festen Verband einer Erwerbsorganisation ergeben sich entsprechende Vor- und Nachteile, doch hier fallen die letzteren mehr ins Gewicht, da der Erfolg der Erwerbsorganisation mit der Überwindung des „föderativen Aufbaus“ verbunden ist. So ist die Arbeitsdemokratie gerade auf dem Höhepunkt ihrer Naturgeschichte am stärksten gefährdet.

Wie sich wirtschaftliche Probleme aus energontheoretischer Sicht darstellen, wird exemplarisch an folgendem Zitat deutlich:

In der gesamten Lebensentfaltung spielte der Konkurrenzkampf stets eine überaus wichtige Rolle. Er sorgte dafür, daß weniger Geeignetes auf der Strecke blieb und besser Geeignetes sich durchsetzte. Auch Partnerschaft und Synergie unterliegen dieser Auslese. Nur wenn solche Verbindungen zur Ausbildung von Strukturen höherer Leistungskraft führen, also zu stärkerer Konkurrenzfähigkeit, können sie bestehen. In der Wirtschaft führt Abdrosselung des Konkurrenzkampfes – wie etwa bei Monopolstellungen oder in den zentralverwaltungswirtschaftlichen Ländern kommunistischer Prägung – unweigerlich zum Stagnieren des Fortschrittes in wesentlichen Bereichen. Besteht nicht die Möglichkeit, daß Bessergeeignetes sich durchsetzt, dann lohnt es nicht der Mühe, solches zu erzeugen. Andererseits ist allzu harter Konkurrenzkampf (…) ganz ebenso für den Fortschritt nicht förderlich. Die Konkurrenten reiben sich dann in einigen Sektoren untereinander auf, was dem „Verbraucher“ vielleicht in Gestalt von Preisunterbietungen zugute kommt (…) aber insgesamt weder ihm noch der Volkswirtschaft dient. Gibt es in einer Stadt 30 Buchhandlungen, die alle die gerade am meisten gefragten Titel anbieten, dann wirkt jeder gegen den anderen so gut er kann. Richten sich dagegen einzelne auf „Teilzielgruppen“ aus – profilieren sie sich auf verschiedene Nachfragerwünsche – der eine auf Belletristik, der zweite auf wissenschaftliche Literatur, weitere auf Kinder- und Jugendbücher, auf Antiquariat, auf Gartenpflege, auf Taschenbücher etc., dann wird das verfügbare Angebot und die individuelle Betreuung der Kunden in dieser Stadt wesentlich verbessert und der Konkurrenzkampf entschärft. Die Marktwirtschaft ermöglicht ein immer stärker differenziertes Angebot, was zu immer neuen Spezialisierungen führt. Bei der Evolution der Tiere und Pflanzen zeigte bereits die so ungeheuer vielfältige Artenbildung den gleichen Trend, das gleiche sich nun in der Wirtschaft fortsetzende Lebensgesetz. (Hass: Der Hai im Management, München 1988, S 163f)

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Reich, Marx und die Charakterlosigkeit (Teil 2)

4. Juli 2013

Was ist Geld? Geld kann man gegen fast alle gängigen Güter und Dienstleistungen tauschen. Natürlich nicht in alle, denn manches wird an bestimmte Personen oder generell nicht gegen Geld getauscht. Nicht alles ist käuflich! Es gibt entsprechend eine Sphäre jenseits des Geldes. Etwas, was man bei derartigen Erörterungen gerne unter den Tisch fallen läßt.

Also, Geld ist ein universelles Tauschmedium. Entsprechend kann man es mittels dreier „Universalien“ erklären:

  1. Materiell, d.h. mit einem Gut, das in alle anderen Güter umgetauscht wird. Gemeinhin ist das Gold oder ein anderes Edelmetall. Nach dem Krieg waren es zeitweise und in beschränktem Rahmen Zigaretten. Jedenfalls werden diese Zahlungsmittel mit ungeheuren Emotionen aufgeladen. Sie senden für den Menschen einen universellen Schlüsselreiz aus, der alle anderen Schlüsselreize in sich vereinigt und jeden einzelnen von ihnen in den Schatten stellt. (ORGONOTISCHE LADUNG)
  2. Ein gesellschaftliches Verhältnis: die Schuld. Man geht eine Verpflichtung ein und diese kann prinzipiell an andere abgetreten werden. Das unendlich sich ausbreitende Geflecht gegenseitiger Verpflichtungen, die den ganzen Planeten und beliebig lange Zeiträume umspannen kann, macht den Kern der Arbeitsdemokratie aus. (ORGONOTISCHE SPANNUNG)
  3. Abstrakte, d.h. vergleichbare Arbeit. Wenn man nicht gerade am Fließband arbeitet und dort etwas tut, bei dem man nicht viel falsch machen kann, lassen sich Arbeiten kaum miteinander vergleichen. Dieses Problem läßt sich umgehen, indem man einfach die Zeit mißt, in der gearbeitet wird. Eine Geldeinheit entspricht dann einer bestimmten Arbeitszeit und repräsentiert die biologische Energie, die während dieser Zeit entladen wurde. Es gab und gibt Versuche, das Geldsystem zu umgehen, indem einfach Arbeitsstunden gegen Arbeitsstunden getauscht werden. (ORGONENERGIE)

Nochmals, was ist Geld? Der bloße Tausch von Gütern konstituiert noch lange keine Ökonomie. Diese tritt erst mit dem Schuldverhältnis in Erscheinung, das die Menschen auf Gedeih und Verderb aneinander bindet. Um dieses Schuldverhältnis aber irgendwie darstellen zu können, benötigt man universell tauschfähige Güter wie etwa das Gold, aus dem dann buchstäblich durch „Falschmünzerei“ das Papiergeld geworden ist, wie wir es heute kennen. Aber selbst mit diesem zweiten Schritt ist noch keine funktionsfähige Ökonomie gegeben, denn es fehlt ein universeller Wertmaßstab, d.h. genau das, was das Geld überhaupt ausmacht. Das, womit das Geld letztendlich gedeckt wird, ist die Arbeitskraft der Bevölkerung: damit ist das Geld ein bioenergetisches Problem. (Siehe dazu Reichs Ausführungen über Marx in Menschen im Staat.)

Dies ist es letztendlich auch auf den beiden vorangegangenen Ebenen, denn das Eingehen eines Schuldverhältnisses ist nur in einer Gesellschaft möglich, in dem Menschen „versprechen können“, d.h. letztendlich in der Lage sind, eine bioenergetische Spannung aufrechtzuerhalten. Gemeinhin spricht man in diesem Zusammenhang davon, daß jemand „Charakter hat“. Und auch was die materielle Substanz des Geldes betrifft, also letztendlich das Gold: die gesamte Ökonomie beruht auf dem Vertrauen, daß die „Zertifikate“, die ausgestellt werden, tatsächlich den nicht überprüfbaren Lagerbestand an realem Gold entsprechen. (Heute gibt es diese Golddeckung natürlich überhaupt nicht mehr.) Früher mußte man darauf vertrauen, daß das Papiergeld nicht gefälscht ist, d.h. nicht einfach gedruckt wurde, und heute geht es vor allem um die Frage, ob das Geld, das nur noch mittels Nullen und Einsen bei irgendwelchen Servern gespeichert ist, tatsächlich mehr ist als „Nullen und Einsen“.

Genau um diese in letzter Instanz charakter-strukturellen Fragen geht es bei der Euro-Krise, d.h. dem Konflikt zwischen dem protestantisch geprägten Nordeuropa und dem katholisch-„charakterlosen“ Südeuropa. Oder man betrachte die eigene Gesellschaft: die „charakterlosen“ jungen Leute von heute sind zu einem Gutteil nicht mehr „geschäftsfähig“, Vereinbarungen werden nicht eingehalten, es gibt nur das Hier und Jetzt. Die orgonotische Spannung, die etwa in der Natur dafür sorgt, daß sich die Biosphäre gegen die Gravitation wehrt, kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Das geht bis in die Körpersprache der Jugendlichen hinein!

Hier, bei der Frage nach der Charakterstruktur, gewinnt auch das Bedeutung, was nicht käuflich, nicht mit Geld aufgewogen werden kann, aber trotzdem die ganze „Geldwirtschaft“ trägt: die eigene Integrität. Sie ist die letzte Instanz, die das ganze Gebäude trägt. Ohne sie, ohne „den ehrlichen Kaufmann“, ohne intakte Familienstrukturen, ohne Werte, die alle bloß monetären Werte übersteigen, kann keine Wirtschaft langfristig funktionieren. Oder mit anderen Worten: das wahre Gold liegt im Herzen!

geldgoldschuldarbeit

Reich, Marx und die Charakterlosigkeit (Teil 1)

2. Juli 2013

In seinem neuen Buch Neither Left Nor Right beschreibt Charles Konia nicht nur die charakterologischen Unterschiede zwischen Linken und Rechten, sondern auch, warum den ersteren charakterologische Unterschiede nicht zugänglich sind:

Für den Konservativen basiert das Konzept Charakter auf Zügen, die aus dem biologischen Kern („guter Charakter“) und der zerstörerischen mittleren Schicht („schlechter Charakter“) abgeleitet werden. Folglich ist er ein Begriff, der stark mit einem pejorativen oder moralischen Unterton behaftet ist. Man vergleiche diese Ansicht mit derjenigen des Liberalen, für den „Charakter“ ein im wesentlichen bedeutungsloses Konzept darstellt. Die Vorstellung, daß eine Person vorgegebene Merkmale besitzt, ist für ihn unverständlich. Er geht davon aus, daß alle Menschen intrinsisch guten Willens sind und unbegrenzt gebessert werden können. (S. 234)

Konia fährt fort:

Ärzte, die das Ausbildungsprogramm des American College of Orgonomy für medizinische Orgonomie durchlaufen und einen liberalen sozio-politischen Charakter besitzen, haben Probleme beim Erfassen und Anwenden der Grundlagen der Charakterdiagnose und Charakteranalyse. Da die meisten Psychiater sowohl zu Reichs Zeiten als auch heute einen liberalen sozio-politischen Charakter haben, stellt diese Einschränkung beim Erkennen und Verstehen der Bedeutung des Charakters einen Grund dafür dar, daß Reichs Beiträge nicht in die Psychiatrie integriert werden konnten und die Praxis dieser Fachrichtung mechanistisch entartete. (ebd.)

Tatsächlich läßt sich fast jede Abspaltung von der Orgonomie damit erklären, daß liberale Charaktere sich dagegen verwahrten, „Menschen zu kategorisieren“.

Von jeher hatten eher liberal gesinnte Orgonomen Probleme mit der Charakterologie. Da wären etwa Ola Raknes und, wenn ich das richtig einschätze, Walter Hoppe zu nennen, aber auch die Orgonomen, die sich seit 1982 im Institute for Orgonomic Science zusammengefunden haben. Die letzteren haben, etwa mit Einführung des „okularen Charakters“, aus der orgonomischen Charakterologie eine Travestie gemacht, die keinerlei praktischen Nutzen mehr hat. Als erstes wäre aber Otto Fenichel zu nennen, der Reichs „Hang zum Schema“ kritisierte und immer alles „differenzierter“ betrachtet wissen wollte. Nach Reichs Tod, distanzierten sich die meisten Orgonomen, repräsentiert von Chester M. Raphael, von Elsworth F. Baker, als dieser Reichs Charakteranalyse systematisierte und Reichs Charaktereinteilung den Erfordernissen der Orgontherapie anglich. Hinzu kam, daß Baker die Charakterdiagnostik auf den soziopolitischen Bereich ausdehnte.

Im Newsletter for Friends of the Wilhelm Reich Museum (No. 35, 1994) das weitgehend Raphaels Auffassung repräsentierte, findet sich folgende Aussage unter der Überschrift „Why is Reich’s Work so Misunderstood“:

Am vierten Tag der Konferenz befaßte sich der Erzieher Wilbur Rippy mit Reichs Soziologie und der Bedeutung von Marx und Engels für seine Bemühungen die Wurzeln des gesellschaftlichen Elends zu verstehen und Wege zu ihrer Verhütung zu finden. Im Verlauf seiner Ausführungen wies Mr. Rippy auch auf die Fehlauslegung Reichs durch die politische Linke und Rechte hin, besonders auf die „schreckliche Travestie“ der Ansichten, die vom Psychiater Elsworth Baker verbreitet werden.

Das läuft auf die Behauptung hinaus, daß die aktuelle Umwelt die Menschen mehr formt als Baker behauptet, also die spätestens seit der Pubertät weitgehend zementierte Panzerung nicht der alles entscheidende Faktor ist. Rippy sieht nicht, daß aber erst von daher, d.h. aus Sicht der Charakterologie, „Marx und Engels“ für die Orgonomie wirklich Sinn machen:

In Die Massenpsychologie des Faschismus legte Reich dar, daß die aktuellen ökonomischen Bedingungen des Individuums so gut wie keine Rolle für dessen Ideologie spielen, sondern fast ausschließlich die charakterlichen Verformungen, die er sich in der Kindheit zugezogen hat. Trotzdem sind „Marx und Engels“ nicht vollkommen nutzlos, denn bei ihnen läuft, wie Reich in Menschen im Staat gezeigt hat, alles auf die zentrale Bedeutung der menschlichen Arbeitskraft hinaus, die Arbeitsfunktion wird aber genauso wie die Sexualfunktion von der Panzerung, d.h. der Charakterstruktur des Menschen bestimmt.

„Marx und Engels“ haben deshalb in der Orgonomie einen Platz, weil alle anderen ökonomischen Theorien zwar einen begrenzten Erklärungswert haben, etwa für die Euro-Krise, letztendlich aber alles auf die Qualität und Quantität der menschlichen Arbeitsfunktion hinausläuft, Marx’s „lebendige Produktivkraft“, die wiederum von der Struktur der Panzerung, also vom Charakter abhängt.

kaparse