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Anhang zu NACHTRAG zu „Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 151)“, oder: Gedanken zur Esoterik (Teil 2)

28. August 2024

3. Der Ursprung der Panzerung

Es gibt zwei Gruppen von Theorien, wie die Menschheit sich gepanzert hat: die „exogenen“ Theorien (insbesondere James DeMeos direkt auf Reich zurückgehende Saharasia-Theorie) und die „endogenen“ Theorien (wie Reich sie im Schlußkapitel von Die kosmische Überlagerung vorgezeichnet hat). Die ersteren lassen sich auf den Nenner „DOR“ reduzieren, die letzteren auf den Nenner „Bewußtsein“. Privatim vertreten, drittens, manche Orgonomen die Meinung, es handele sich um ein Scheinproblem, d.h. um eine natürliche Anpassung und schon Tiere könnten gepanzert sein.

Zu diesem Komplex möchte ich meine Theorie zum Besten geben, daß es zwei Arten von Biologie gibt. Auf der einen Seite haben wir Orgonenergetisches wie die Pulsation, die das Phänomen „Leben“ erst konstituiert, die Orgonomform, Bifurkation, Erstrahlung, etc. Nehme wir einen „Orgonmotor“: ein Auto könnten wir mit ihm nicht sinnvoll betreiben, da sein Funktionieren von der Witterung abhängig ist und er ohnehin unvorhersehbar funktioniert. Man könnte allenfalls eine Batterie aufladen und mit der dann einen Elektromotor antreiben. Ähnlich funktionieren Organismen: ohne Orgonenergie kein Leben, aber ohne Biochemie und die natürliche Anpassung nach Darwin, allgemein „Biomechanik“ (wie sie insbesondere durch die DNA verkörpert wird), hätte sich das Leben nie über das Stadium bloßer Bionhaufen hinaus entwickeln können.

Hier ordne ich auch die Panzerung ein: sie ist nichts, was irgendwie aus dem Nichts heraus ins freipulsierende Lebendige „hereinbricht“ oder weil unsere Natur irgendwie defizitär wäre (Bewußtsein vs. das Lebendige), sie ist auch nicht schlichtweg „natürlich“. Panzerung tritt dann auf, wenn das Lebendige förmlich nicht weiter weiß und deshalb, frei nach Reichs Ausführungen in Massenpsychologie des Faschismus, sozusagen „biomechanisch entartet“.

4. Die geistige Welt

Was gemeint ist, kann man sich am besten am Kerngehalt der Esoterik vergegenwärtigen: der „Astralreise“. Es gäbe eine „feinstoffliche Welt“, die „Astralebene“, in die man mittels bestimmter Techniken eintauchen könne. Ähnlich wie im Traum herrschen hier die Gesetze von Raum und Zeit nur bedingt. Die Gefahr ist, daß man sich bei seinen Astralreisen verliert, indem man entweder „ins Licht geht“ oder sich in der Finsternis der dämonischen Ebene verliert. Rettungsanker ist jeweils der biomechanische Leib, mit dem man via einer Art „feinstofflichen Nabelschnur“ verbunden bleibt.

Kann man das ernstnehmen? Auffällig ist die formale Ähnlichkeit zu den in Punkt 3 erläuterten Funktionen: Orgonotisches („Feinstoffliches“) und Biomechanisches („Rettungsanker“). Tatsächlich imponiert die gesamte „Esoterik“ als ein verzerrter Kontakt zum bioenergetischen Kern. Doch trotzdem gibt es einen Rest, den man nicht einfach wegwischen kann und der die Welt tatsächlich wie eine „Matrix“ erscheinen läßt (Punkt 1). Kehren wir dazu zum satanistischen Serienmörder Richard Ramirez zurück (Punkt 2). Als potentieller Kandidat für die Todesstrafe stand ihm „geistiger Beistand“ zu. Er suchte sich dazu die beiden damals populärsten „Satanisten“ aus: das Ehepaar Zeena und Nikolas Schreck. Aus Mitmenschlichkeit (sic!) willigten die beiden ein und lernten eine verstörte Seele kennen, die sich vollkommen in einem auf den Kopf gestellten Katholizismus mexikanischer Prägung verrannt hatte und, offenbar hirnorganisch bedingt, keinerlei Mitgefühl empfinden konnte. Schließlich ließ das Ehepaar ihren „Satanismus“ hinter sich und sie wurden Anhänger des tibetischen Tantrismus. Langer Rede kurzer Sinn: bei seinem „Retreat“, um als Lama initiiert werden zu können, hatte Nikolas Schreck eines nachts einen intensiven Traum, den er pflichtgemäß morgens niederschrieb. In mitten einer unendlich langen Menschenschlange sah er Ramirez, der ihn freundlich grüßte und ihm larmoyant mitteilte, er gehe jetzt in die Hölle. Wenig später erfuhr Schreck, daß Ramirez genau zur Zeit seines Traumes gestorben war.

Man kann solche Geschichten, von denen es unendlich viele gibt, nicht einfach vom Tisch wischen! Es gibt Dinge, die (weder das Wort „irgendwie“ noch das Wort „unzweideutig“ will passen) auf die „Matrix“ und eine „allumfassende Gesamtverschwörung“ hinweisen. Esoteriker sprechen gerne von „karmischen Verknüpfungen“. Ich kann nur auf den Blogeintrag von vorgestern verweisen und insbesondere auf die dortige von Charles Konia stammende Gleichung. Die Welt ist nicht nur Erregung, sondern untrennbar damit verbunden auch Wahrnehmung. Verfolgen wir die Konia‘sche Gleichung weiter nach rechts, sehen wir, daß sich die orgonotische Erregung nicht nur in der relativen Bewegung kundtut (Bewegung von A nach B), sondern parallel dazu auch in der ko-existierenden Wirkung (Gleichzeitigkeit von Zustand A und Zustand B). Man denke etwa an den berühmten „Quantensprung“ im Atom vom Elektronenorbit A nach Elektronenorbit B, der eben kein „Sprung“ ist, da das Elektron zwischen den Orbits sich gar nicht aufhält bzw. „nicht definiert ist“ (und ohnehin „Orbit“ ein unpassender Begriff ist, da er die mathematischen Modelle nicht korrekt widergibt). Das ganze ist ein „ganzheitliches Geschehen“, das mit „Bewegung im Raum“ nicht erfaßt werden kann. Erregungszustand A geht übergangslos in den Erregungszustand B über. Letztendlich geht es um orgonotische Erregung, die stets unaufhebbar mit Wahrnehmung (dem Kern von „Bewußtsein“) einhergeht.

Wie ich bei Punkt 1 sagte, mußte, um die Ultraviolettkatastrophe abzuwenden, mit Hilfe der Quanten sozusagen ein Boden eingezogen werden. Dieser Boden ist letztendlich die kosmische Orgonenergie, die eigentliche „Matrix“, ein Begriff, der nicht von ungefähr wie die „Materie“ etymologisch mit der „Mutter“ im Sinne von „Urmutter“, Urgrund, verbunden ist. In unserem Unverstand erscheint alles, was mit der orgonotischen (!) Funktion „Wahrnehmung“ und der „ko-existierenden Wirkung“ verbunden ist als unbegreiflich, wunderbar, als „geistige Welt“, in der Gott und andere überweltliche Wesenheiten schalten und walten.

Orgonomie und Metaphysik (Teil 51)

7. April 2022

Reich definierte Mystik als Glaube, daß der „Geist“, bzw. die „Seele“, unabhängig vom Körper existieren könne. Er führte diese „Weltanschauung“ auf die Panzerung des Organismus zurück. Der Panzer trennt den Menschen von der organismischen Orgonenergie, die dergestalt in ein „Jenseits“ versetzt (Mystizismus) oder ganz negiert wird (Mechanismus). Genauer betrachtet, stellt der Panzer eine unüberbrückbare Barriere dar zwischen der „körperlichen Welt“ (bioenergetische Erregung) und der „geistigen Welt“ (Wahrnehmung), die dergestalt, so das Empfinden des Mystikers, ein Eigenleben führt.

Normalerweise kommt dieses Weltgefühl in Religionen und Philosophien zum Ausdruck, die sich in einer ausgeklügelten Märchenwelt aus Engeln und Dämonen erschöpfen, die praktisch nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun hat; eine Parallelwelt, wie etwa im Volkskatholizismus, wo bioenergetische Erregungen auf verzerrte und „irreale“ Weise wahrgenommen werden, dabei jedoch die alltägliche Welt verhältnismäßig adäquat und realitätsgerecht gemeistert wird. In extremen Fällen kann es zu einer Art „Umkehr“ oder „Perspektivwechsel“ kommen: die „geistige Welt“ wird zur eigentlich realen Welt und die materielle Welt irreal. Es ist das kindische Weltempfinden, das von Hollywood mit seinen Superhelden a la „X-Men“ oder „Bruce allmächtig“ verbreitet wird. Offensichtlich hängt dies mit einer stärkeren Augenpanzerung zusammen, wie sie für die diversen religiösen Bewegungen des „New Age“ und für „östliche Weisheitsschulen“ typisch ist. „Gott“ (die verzerrte Wahrnehmung der kosmischen Orgonenergie) tritt zunehmend in den Hintergrund und der eigene „Geist“ (die von der Erregung abgespaltene Wahrnehmung) in den Vordergrund. Verzerrter Kontakt macht vollständiger Kontaktlosigkeit platz.

Nunmehr ist es die materielle Welt, die sich „dem Geist“ zu unterwerfen hat, der sich aus seiner „Gefangenschaft in der von ihm doch erschaffenen Materie“ wieder befreien soll. Das ist natürlich eine Travestie der von Reich in Die kosmische Überlagerung beschriebenen bioenergetischen Realität, daß die Materie durch Überlagerung aus der kosmischen Orgonenergie hervorgegangen ist und in Lebewesen diese Energie in einer materiellen Membran „gefangen“ ist. Entsprechend wirken diese extrem mystischen Doktrinen nicht nur teilweise geradezu rational (sie appellieren an unsere tiefsten bioenergetischen Empfindungen), sondern sie sind in einem gewissen Maße auch wirksam, d.h. mit ihrer Hilfe läßt sich teilweise die Orgonenergie tatsächlich „geistig“ beeinflussen. Auf diese Weise „fixen“ die diversen Kulte ihre Anhänger an, auch wenn sich später diese anfänglichen positiven Resultate nicht weiter vertiefen lassen und die Adepten selbst zunehmend „verflachen“. (Es ist wie beim Heroin, wo am Anfang der Rausch steht und am Ende Abhängigkeit, obwohl die „Highs“ immer flacher werden.) Man denke an Scientology, Geistheilung, Transzendentale Meditation, Neo-Satanismus und ähnlichen Unsinn, der anfangs manchmal recht überzeugend wirkt, aber nirgends hinführt.

Obwohl Linke wegen ihres mangelnden Kernkontakts gemeinhin einer eher „materialistischen“ Weltanschauung anhängen, ähnelt ihre Herangehensweise an gesellschaftliche Probleme auf verblüffende Weise dem Grundkonzept der extremen Mystiker: die Welt hat sich den „Postulaten“ der „Intellektuellen“ – den Postulaten des „Geistes“ zu unterwerfen (sozusagen: „Es werde Licht!“). Diese Leute glauben allen ernstes man könne die Wirtschaft mit einem „Plan“ regulieren. Das ist so, weil sie genauso wie die extremen Mystiker unter einer sehr starken Augenpanzerung leiden. (Beispielsweise wollen diese Spinner die Einwanderung von Fachkräften fördern, verlangen aber gleichzeitig die höhere Besteuerung „der Reichen“.)

Während die gemäßigte Linke, die traditionellen Sozialdemokraten, von einer „gerechten Gesellschaft“ träumen (Reich sprach von „sozialistischer Sehnsucht“), versucht die extreme Linke diesen Traum tatsächlich umzusetzen („demokratischer Sozialismus“, Kommunismus). Bei Licht betrachtet ist dieser Traum natürlich vollständiger Unsinn: je sozial durchlässiger eine Gesellschaft wird, desto schneller setzen sich die Fähigen gegen die Unfähigen durch – will man diese „Ungerechtigkeit“ korrigieren, ist das extrem ungerecht gegenüber den Fähigen. Am Anfang hat die extreme Linke beim Durchsetzen des dergestalt vollständig absurden sozialistischen Projekts teilweise tatsächlich Erfolge, weil „endlich mal etwas getan wird“, sie die Massen begeistern und mitreißen können (nicht zuletzt Reich selbst hat das Ende der 1920er Jahre beeindruckt), – doch sehr schnell wird es zu einem Alptraum, eben weil „Gerechtigkeit“ ein natur- und wirklichkeitswidriges Unterfangen ist und nur mit extremer Brutalität künstlich durchgesetzt werden kann. (Ein echter Linker kriegt spätestens jetzt entweder einen Ohnmachtsanfall oder er entwickelt einen mörderischen Haß auf mich!)

Auch in dieser Hinsicht ähneln sich die extreme Mystik und die extreme Linke: am Ende sind sowohl mystische Kulte als auch kommunistische Staaten kaum mehr als Konzentrationslager voller halbtoter Zombies. Man denke etwa an Falun Gong und den Maoismus in China.

Hitler und Mao waren mit ihrem absurden Voluntarismus, der Haltung, daß der „Wille“ bzw. das „richtige Bewußtsein“ alle materiellen Widerstände hinwegfegen würden, zwei Hauptbeispiele einer mystischen Geisteshaltung, die mit bloßen Postulaten die „materielle Welt“ beeinflussen, ja beherrschen will. Der gemäßigten Rechten und gemäßigten Linken ist derartiger Triumphalismus fremd. Sie sitzen passiv da und träumen von einer „besseren Welt“ im Jenseits bzw. in der Zukunft. Gott oder „der Gang der Dinge“ werde sie bringen.

Der verborgene Mystizismus der Linken ist letztendlich darauf zurückzuführen, daß das mechanistische Weltbild seine Lücken und Ungereimtheiten nur mit mystischen Konzepten flicken kann. Beispielsweise dürfte es nach materialistischer Geschichtsauffassung gar kein „proletarisches Klassenbewußtsein“ geben. Lenin hat das offen eingestanden: das Klassenbewußtsein müsse von außen in das Proletariat hineingetragen werden – durch Hegelianer!

Dieser Planet ist ein Irrenhaus.

Orgonomie und Metaphysik (Teil 6)

9. November 2021

Die „metaphysische Krise“ des Westens kann man am „Filioque-Streit” festmachen, der vor 1000 Jahren die Christenheit spaltete in West und Ost. Der Westkirche zufolge geht der Heilige Geist, „der Lebendigmacher“, nicht aus Gottvater hervor, sondern aus Vater und Sohn. Der Westen bestand auf dieser sperrigen Formulierung, um sich gegen den Arianismus zu behaupten, nach dem Christus einen niedrigeren Rang hat als Gottvater. Außerdem ist diese Formulierung näher am biblischen Text.

Im Effekt bedeutete dieses unglückliche Herumdoktern an der Dreieinigkeit, daß der Heilige Geist übertragen wurde: von Gottvater auf Christus auf den Papst und so weiter bis hinab zum getauften Baby. Der damit einhergehende Machtmißbrauch und die unausweichliche Willkür machte die Reformation und schließlich die Aufklärung unausweichlich, wo schließlich praktisch jeder seinen eigenen „Heiligen Geist“ hervorbrachte: jeder hatte seine eigene „Meinung“.

Entgegen dieser westlichen Tendenz zum „Nominalismus“ stand der „Realismus“ (Platonismus) der Ostkirche: alles hat seine unmittelbare Entsprechung in der „geistigen Welt“, weshalb der Heilige Geist unmittelbar ist – jeder weiß, was er zu tun hat, da jeder unmittelbar mit dem Heiligen Geist verbunden ist, solange er Teil der Kirche und ihrer Rituale bleibt, d.h. mit der Quelle in Resonanz bleibt.

Beide Kulturkreise haben einen hohen Preis für ihre jeweilige Weltsicht bezahlt: Zerfall und der „Tod Gottes“ im Westen, Versteinerung und Stillstand im Osten. Beide wurden auf unterschiedliche Weise Opfer des mechano-mystischen Grundirrtums unserer Zivilisation. Im Funktionalismus ist „Emanzipation“ möglich bei gleichzeitiger Verbundenheit mit der einen Quelle. Beides bedingt sogar einander!

Orgonomie und Metaphysik (Teil 2)

22. Oktober 2021

Wohin man blickt, lebt der Mensch in einer doppelten Welt: dieser materiellen Welt und einer immateriellen „Anderswelt“ ganz entsprechend unserem Tagesbewußtsein und unserem Traumbewußtsein. Diesen Doppelcharakter der Weltwahrnehmung findet man bei jedwedem primitiven Stamm und bei allen Religionen und Weltanschauungen. Wenn nicht explizit, wie bei allen „Esoterikern“, dann implizit und verklausuliert, wie etwa bei Moslems und Marxisten: die Welt ist ein bloßer Traum, „entfremdet“, ein „Fetisch“, die wahre Welt kommt erst nach dem individuellen Tod bzw. wenn die Entfremdung kollektiv aufgehoben ist. Okkult, von wegen „verborgene Kräfte“, wird das ganze, wenn man über die „geistige Welt“ die materielle Welt beeinflussen will, das tägliche Brot von Voodoo, Hexen, Schamanen, Satanisten etc.

In die gleiche Kategorie fallen die diversen „energetischen“ Heilmethoden, „energetische Medizin“ und ähnliches, inklusive der diversen „Reichianischen“ Schulen. Sie reden zwar von „Energie“ gar dem „Orgon“, aber das sind alles nur Worte, die für die besagte „Anderswelt“, „Geist“, „verborgene Kräfte“ stehen, keineswegs aber für die kosmische Lebensenergie! Es ist nicht viel anders, als würde man die Orgonenergie mit Sauerstoff, Wasser, Vitaminen etc. gleichsetzen. Das macht zwar bis zu einem gewissen Grad Sinn, trägt aber offensichtlich nicht weit.

Der Mystizismus zeigt sich auch bei denjenigen, die im Bereich der orgonomischen Wissenschaft tätig sind und aufgrund struktureller Beschränkungen nicht in der Lage sind, funktionelle Forschung zu betreiben. Einige engagieren sich in bereits existierenden Alternativen zur mechanistischen Wissenschaft, während andere ihre eigene Art von Mystik entwickeln. Worte und Ausdrücke wie „höheres Bewußtsein“ und „Energie bewegen“ sind Hinweise auf eine Tendenz zum Mystizismus und mystischen Denken. (Charles Konia: „Neither Left Nor Right (Part II): The Breakdown of Social Structure” Journal of Orgonomy 30(1), Spring/Summer 1996, S. 75)

Daß die gespaltene Sichtweise der Welt nicht ganz abwegig ist, zeigt die Wissenschaft schlechthin, die Physik. Physiker (und damit alle anderen Naturwissenschaftler!) können gar nicht anders als Platonisten zu sein. Das fängt bei Berechnungen von Alltagsproblemen an und endet bei der Elementarteilchenphysik: letztendlich reduziert sich die Welt auf abstrakte mathematische Strukturen. Was hier fehlt, hat Reich in Äther, Gott und Teufel angeschnitten, die Rückführung dieser Formeln auf die Bewegungsgesetze der Orgonenergie (siehe Teil 1). In Anlehnung an Henri Bergson („die Idee ist ein stehengebliebener Gedanke“) kann man sagen, die besagten abstrakten Strukturen sind „stehengebliebene Energie“.

Mit der Entdeckung des Orgons und der davon nicht zu trennenden Entwicklung der funktionellen Denktechnik war Reich der Erste, der die Dichotomie überwunden hat, d.h. sowohl die Mystik (Anderswelt) als auch die „Mechanistik“, die voneinander untrennbar sind und den „Mechano-Mystizismus“ bilden.

Imgrunde geht es um die Herstellung von Kontakt, weshalb auch eine Orgontherapie Grundvoraussetzung jeder Beschäftigung mit der Orgonomie ist. Konkret geht es um die Herstellung von emotionaler Tiefe, ohne die jedweder Zugang zum gemeinsamen Funktionsprinzip CFP (siehe Teil 1) unmöglich ist und jede Rede von „Energie“ ein bloßes Lippenbekenntnis bleiben muß (Mystizismus) und jede Praktik unbeholfener Mechanismus.

Siehe auch „Gefühle und Mystizismus“ im 3. Band meines Buches Orgonometrie (S. 88f) und als Illstration die morgige Besprechung.

Was ist Orgonenergie?

3. Juni 2012

Wie in Erstrahlung, Überlagerung und Relativität ausgeführt, gibt es nicht etwa eine unüberschaubare Anzahl von verschiedenen Arten Energie, sondern prinzipiell nur Lageenergie („potentielle Energie“) und Bewegungsenergie („kinetische Energie“). Bewegungsenergie steckt beispielsweise im Wind, der zur Erzeugung sogenannter „Windenergie“ genutzt wird. Diese „Windenergie“ läßt sich speichern, beispielsweise indem man mit ihr Wasser aus dem Tal hinauf in hochgelegene Staubecken pumpt. Bei Windstille kann man dann das Wasser ins Tal stürzen lassen, um so Turbinen anzutreiben (sozusagen „Wasserenergie“). Die im Stausee gespeicherte Energie nennt sich „Lageenergie“. Sie kann dort (mal abgesehen vom Versickern und Verdunsten des Wassers) beliebig lange ruhen. Tatsächlich ist wirklich alles, was um uns herum „ruht“, d.h. die Materie, Lageenergie bzw. Ruheenergie (eine Gleichsetzung, die ich im eingangs verlinkten Artikel erkläre). Man denke etwa an die Energie, die frei wird, wenn wir Holz verbrennen. Da es ansonsten (gelinde gesagt) sehr schwer ist, die in der Materie gebundene Energie freizusetzen, macht es Sinn zwischen Materie und Energie zu unterscheiden. Aber „im Grunde“ gibt es wirklich nur Bewegungsenergie und Lageenergie!

Wo bleibt da Platz für die von Reich entdeckte „Orgonenergie“? Ist sie wirklich nur eine besondere Art von „Plasma“, wie manche behaupten? Etwas „Feinstoffliches“? (Was immer das auch sein soll!) Handelt es sich um „Skalar-Wellen“, die „Nullpunktenergie“ oder was immer sonst Physiker anzubieten haben?

Reich zufolge hat die Orgonenergie folgende Eigenschaften, die offensichtlich unvereinbar mit den vorgeschlagenen „Erklärungen“ sind:

  • Sie ist primordial, d.h. vor und unabhängig von Materie vorhanden. „Windenergie“ kann es beispielsweise ohne die Gasmoleküle, aus denen sich die Luft zusammensetzt, nicht geben. Orgonenergie hingegen ist massefrei.
  • Sie ist die Lebensenergie, d.h. sie bewegt sich spontan ohne äußeren Anstoß und dem „orgonomischen Potential“ gemäß, sie fließt sozusagen „aufwärts“. Es wäre etwa so, als würde das Wasser aus dem obigen Beispiel von selbst vom Tal ins Staubecken hochfließen und sich so spontan Bewegungs- in Lageenergie umwandeln.
  • Im Gegensatz zur „sekundären Energie“ bewegt sich diese „primäre Energie“ langsam und „kurvig“. Man denke beispielsweise daran, wie sich nach und nach eine Wolke bildet und plötzlich ein Blitz (sekundäre Energie) aus ihr hervorbricht.
  • Die Orgonenergie bildet ein den ganzen Raum lückenlos ausfüllendes Substrat und ähnelt in dieser Hinsicht dem früher postulierten „Äther“.

Die Orgonenergie ist schlichtweg die Energie, die letztendlich die Lageenergie erzeugt, aus der sich wiederum die kinetische Energie befreien kann. In Die kosmische Überlagerung beschreibt Reich, wie sich die Materie aus der spiralförmigen langsamen Überlagerung von primordialer Energie bildet. Was danach geschieht, wird zu einem Gutteil von der Schulphysik beschrieben. Ein „Rest“ bleibt, denn natürlich verwandelt sich nicht alle primordiale Energie in Materie. Dieser „Rest“ ist für die atmosphärischen und biologischen Phänomene verantwortlich, die Reich beschrieben hat.

Materie und die mit ihr verbundene sekundäre Energie sind nichts anderes als hochkonzentrierte Orgonenergie. Sozusagen „Orgonenergie auf höherer Ebene“. Abstrakt betrachtet haben wir ein „Substrat“ (den „Orgonenergie-Ozean“, den „Äther“, die „Nullpunktenergie“), aus dem sich aufgrund des „orgonomischen Potentials“ spontan „Orgonenergie-Einheiten“ bzw. „Orgonenergie-Ströme“ konzentrieren, aus denen dann wiederum die „höhere Ebene“ aus Materie und sekundärer Energie hervorgeht.

Das ganze wird von Reichs Darstellung des „Orgonenergie-Metabolismus“ in Äther, Gott und Teufel beschrieben:

Was ist Orgonenergie? Der „blaue Bereich“! Dieser setzt sich aus zwei Unterbereichen zusammen:

  1. Die mechano-mystische Weltanschauung geht davon aus, daß sich ein gottgegebenes Kapital aus Lageenergie nach und nach in Bewegungsenergie auflöst. Genauer gesagt in ungeordnete Molekularbewegung, d.h. „Wärmeenergie“. Das ist der berüchtigte „Wärmetod des Universums“. Es entspricht dem „mechanischen Potential. Der Funktionalismus kennt zusätzlich das „orgonomische Potential“, womit „Gott“ aus der Gleichung verschwindet.
  2. In der relativistischen Physik ist an sich gar kein Platz für die Größe Energie. Da der universelle Bezugsrahmen fehlt, ist Lageenergie prinzipiell eine Sache der Definition. Erst das Orgonenergie-Substrat (die „Nullpunktenergie“) macht die Definition von Lageenergie („Stand über Normalnull“) überhaupt sinnvoll.

Mystiker und Psychotiker nehmen intuitiv und auf verzerrte Weise diese sozusagen in schwarz („Materie“) und blau („Orgonenergie“) gespaltene Welt wahr, bzw. sie nehmen die „blaue Welt“ jenseits der „schwarzen Welt“ wahr und sprechen dann, je nach dem Ausmaß ihrer Störung, von „Gott“, „Geistern“, „Engelwesen“, „dem Jenseits“, „der Anderswelt“, „der geistigen Welt“, „der feinstofflichen Ebene“, „übernatürlichen Wirkstrukturen“, „der Astralebene“, etc. Das manche Möchtegern-Orgonomen das gleiche tun, mag tragisch und zutiefst lächerlich sein, ist aber in einer gepanzerten Welt wohl unvermeidlich. Man soll sich über Irre nicht lustig machen!

Zu diesen Ausführungen gibt es auch teuflisch geilen Sex!