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Blogeinträge August 2010

31. August 2016

Im Augist 2010 stellte Dr. Konia folgende Blogeinträge ins Netz, auf die hier erneut hingewiesen wird, damit sie nicht verlorengehen:

Blogeinträge August 2010

  • Warum Pseudoliberale den Bau einer Moschee am Ground Zero erlauben müssen
  • Die weitreichenden Änderungen der Finanzvorschriften durch die US-Regierung
  • Der Panzer behindert den musikalischen Ausdruck
  • Ein neuer Teilchenbeschleuniger – eine unrealistische Erwartung
  • Eine gleichgeschlechtliche Beziehung ist eine Partnerschaft, keine Ehe
  • Das Problem ist nicht die Macht, es sind die Menschen
  • Die Stimmung im Volke lautet heutzutage: Weder links noch rechts!

 

 
Zu „Warum Pseudoliberale den Bau einer Moschee bei Ground Zero erlauben müssen“

Robert 2013: Dazu aktuell die Rede von Geert Wilders:

Geert Wilders in Bonn: „Israel kämpft unseren Kampf“

Robert: Ich habe Konia gefragt, woher die Pseudoliberalen ihre Schuldgefühle haben. Er hat nur geantwortet, sie würden diese in die Politik einbringen, weil sie keine Religion haben, mit der sie ihre Schuldgefühle handhaben können.
Aber woher haben die Pseudoliberalen ihre Schuldgefühle? Wegen ihres Ödipuskomplexes?

Dazu Jean: Ich sehe es mittlerweile so: wir alle wurden in unserer Kindheit gedemütigt, vernachlässigt, respektlos behandelt, unsere Wünsche und kindlichen Entwicklungsbedürfnisse wurden von unflexiblen weil selbst traumatisierten Erwachsenen „kriminalisiert“. Der Zorn und die Wut über diese Frustrationen durften nicht geäußert werden, weil der Ausdruck unserer Wut die Erwachsenen näher an ihre eigenen verdrängten (Kindheits-)Wut und Gefühle totaler Machtlosigkeit führt, z.B. wenn ich als zweijähriges Kind zu Boden gedrückt werde, um „Schuhe anzuziehen“.
Diese Erinnerungen sind in uns allen präsent und können jederzeit durch emotional oder situativ ähnliche Umstände ausgelöst werden (Machtlosigkeit weil etwas „nicht klappt“, Kinder „nicht gehorchen“, man selbst zum Opfer irgend einer Sache wird). Da die aktuelle Situation aber nicht wirklich passt, fühlen wir uns schuldig für unsere „falschen“ Gefühle, denn wir wollen ja friedlich mit allen zusammen leben (Ideal der political correctness), das ist wichtig für unser Image von uns selbst.
Ein mögliches Ventil für die Aggressionen ist das „bekämpfen“ der Gegner der „armen Muslime“, oder in der Kirche Gott um Vergebung für seine „Sünden“ zu bitten. In beiden Fällen muss die Handlung immer wiederholt werden, weil die energetische Qualität nicht dem ursprünglichen Gefühl entspricht, sondern sich nur annähert.
Eine Alternative wäre eine Thearpie im Sinne Reichs, wozu ich mittlerweile auch Ansätze in der Traumatherapie sehe (kenne mich aber nicht wirklich aus – wer weiß da mehr?).
Eine weitere Alternative ist immer auch, seine Gefühle an andere zu delegieren, und seine Schmerzen so nicht erleben zu müssen, z.B. indem ich andere mobbe, abwerte, sie anbrülle usw. Dann kann ich mich als Sieger fühlen und entgehe der Depression, die unausgedrückte Wut nach sich zieht, „die anderen haben Respekt vor mir“, als letzter Schritt kann dann eine Herrenmenschen-Philosophie als Rechtfertigung meiner als „Stärke“ interpretierten Grobheiten entwickelt werden.

O.: Zur „Traumatherapie“ TT gehört die posttraumatische Belastungsstörung /-Reaktion:
http://www.traumatherapie.org/
Was die VT hierzu anbietet steht da ja auch: Dekonditionierungstechniken zur Assoziation von Auslöser (Unfall = Stimulus) und „gelerntem“ Gefühl (Reaktion) – so oder ähnlich.
Oder um es einmal salopp zu formulieren, es gibt Therapien und Krankheiten, letzteres scheint mehr auf die TT zuzutreffen.
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Schuldgefühle sind meist irrational eine übernommene Verantwortung für etwas, was man nicht ändern konnte und an dem man nur indirekt, passiv beteiligt war.
Berechtigte Schuldgefühle sind die „falschen“ Tätigkeiten, die ich selber verantworten muss.
Ein Beispiel: Kann man gegenüber Juden eine Schuld empfinden, weil man „Deutscher“ ist … obwohl man nicht mal zur Generation gehörte, die den Holokaust erlebt haben.
Ein echter Nazi hingegen, hat nicht unbedingt ein Schuldgefühl, weil er mit der entsprechenden Ideologie (oder Religion), für sich das Richtige tat, als er Juden quälte und ermordete.

Jean: „Schuldgefühle sind meist irrational eine übernommene Verantwortung für etwas, was man nicht ändern konnte und an dem man nur indirekt, passiv beteiligt war.“
Auch wenn ich Grobheiten nur mitbekomme, stellt sich immer die Frage, hätte ich nicht eingreifen sollen. Auch daraus speisen sich unsere Schuldgefühle. Warum habe ich nicht eingegriffen, als der Junge in der S-Bahn angemacht wurde. Ich hatte Angst, das nächste Opfer zu werden. Natürlich habe ich da nicht viel Zeit zum Überlegen, was ich tue, und was mich hemmt.
Und auch mir selbst gegenüber habe ich meine Verantwortung nicht wahrgenommen, wenn ich mich nicht gegen Angriffe auf mich wehre. Auch dafür kann man sich schuldig fühlen. Der Grund warum ich stillhalte ist immer der gleiche, weil ich Angst vor dem Aggressor habe, und wir in unserer Entwicklung und damit dann der gesellschaftlichen Haltung ein gesunder Umgang mit (Gegen-) Aggression nicht erlernen konnten.
Wer ist also schuld? Immer die vorangehende Generation, die der nächsten den angemessenen Umgang mit Abgrenzung und Selbstschutz auf Grund eigener Verstricktheit nicht mitgeben konnte. Ob es allmählich besser wird, ist die große Frage.
Natürlich gibt es viele Fälle, wo wir größtenteils machtlos sind, und das gilt es dann auch anzuerkennen. Aber die Kultur des Wegschauens, auch bei uns selber, ist schon weit verbreitet.

Sebastian: Ich sehe es mittlerweile so: wir alle wurden in unserer Kindheit gedemütigt, vernachlässigt, respektlos behandelt, unsere Wünsche und kindlichen Entwicklungsbedürfnisse wurden von unflexiblen weil selbst traumatisierten Erwachsenen “kriminalisiert”.
Ja, die primären Bedürfnisse werden wie in der Zeit von Reich auch heute nicht angemessen befriedigt:
„From the moment of birth, the natural needs of the infant and the infant’s spontaneous expression are thwarted at every turn. This was true in Reich’s time and remains today.“ S. 14.
Der Zorn und die Wut über diese Frustrationen durften nicht geäußert werden, weil der Ausdruck unserer Wut die Erwachsenen näher an ihre eigenen verdrängten (Kindheits-)Wut und Gefühle totaler Machtlosigkeit führt, z.B. wenn ich als zweijähriges Kind zu Boden gedrückt werde, um “Schuhe anzuziehen”.
Nein, tendenziell dürfen die Kinder ihren Zorn und die Wut ausleben, was der große Unterschied zur autoritären Erziehung ist. Während der kontaktlos repressive Elternteil seinen eigenen sekundären Ausdrücken nachgibt, hält der kontaktlos permissive Elternteil sich zurück und gibt den sekundären Ausdrücken des Kindes nach.
Dies führt zu den muskulär relativ schwach gepanzerten Charakterstrukturen. Da die Angst weniger im Panzer gebunden wird und das Ausleben der sekundären Triebe nur eine partielle Energieabfuhr ist (gestörte Sexualökonomie), steigt die Angst und die Wut ständig an. Der Stauung wird durch okulare Panzerung und die ganzen modernen Ersatzkontakte versucht Herr zu werden.

Peter: Die Schuldgefühle des Liberalen gehen auf drei Faktoren zurück, die alle miteinander zusammenhängen:
1. seine Rebellion gegen den Vater („schlechtes Gewissen“);
2. er ist sich nie sicher, was falsch und was richtig ist (Unsicherheit, die durch schuldbewußtes Gutmenschentum ständig wettgemacht werden muß);
3. es fehlt ihm die Rückbindung (religio) zum bioenergetischen Kern („die Vergebung der Schuld“).
Schuld ist in der Muskulatur festgefahrene Energie. Wie der Masochist strebt der Liberale deshalb danach die Spannung zu lösen, indem er „das ganze System“ zerstört. Das erklärt seinen subversiven Haß auf den Kapitalismus und das Patriarchat.

Jean: „1. seine Rebellion gegen den Vater (“schlechtes Gewissen”);“
Wenn der Vater die Identifikation ermöglicht, weil er mit seiner Macht verantwortlich umgeht, und auch die natürliche Selbständigkeit der verschiedenen Altersstufen nicht als tiefe Verunsicherung erlebt, warum sollte es dann eine Rebellion geben? Dann würden doch aufrechte Konservative entstehen
Sorgt nicht erst der Machtmissbrauch des Elternteils für die Schuldgefühle? Dann wäre die Rebellion nur eine Erklärung auf einer späteren Ebene, die die Vorgeschichte außer acht lässt, und die so eine Art „Schuldumkehr“ gegen die „verschlagenen Liberalen“ ermöglicht (auf charakterlicher Ebene gesehen).
Auf der Erwachsenen- Ebene sind wir natürlich alle für die realen Taten und Unterlassungen unseres Lebens verantwortlich.

Jean: Über die Thesen Konias denke ich, angeregt durch das Blog, schon länger nach und habe auch das Buch.
Konservative erlauben sich eher körperliche Gewalt und haben kein Problem mit entsprechender Aggression (Armee-Einsätze, Polizei), was die „Linken“ offiziell ablehnen, es sei denn es dient der „guten Sache“ und schützt sie vor den Rechten Sind das nicht eher verschiedene Strategien, das eigene Opfer- Erleben loszuwerden? Die Rechten sagen sich, nie wieder mit mir, ich bin jetzt Täter und nicht mehr Opfer, die Linken sagen sich, wir müssen Mitgefühl mit allen Opfern haben (Identifikation), und weil es denen so schlecht geht mit allen Mitteln durchgreifen und werden dann zu Tätern. Oder bin ich da nur auf einer anderen (nicht charakterologischen) Ebene?
Das Ergebnis ist in beiden Fällen gleich schlecht. Anstatt die eigene Ohnmacht und das Opfer-sein zu erleben, wird diese Erleben abgespalten und mit verschiedenen Rationalisierungen begründet, warum man wen zu bekämpfen hat.
Der Mittelweg, der sich durch Verantwortung, Selbstreflexion, Mitgefühl und Respekt vor sich selbst und den Mitmenschen auszeichnet, fällt uns ja auch nicht einfach in den Schoß, sondern muss im täglichen sozialen Miteinander gestaltet werden. Dazu finde ich im Buch keinen Verweis, wie das gehen soll, keine positiven Beispiele, außer der Positierung, die Konservativen seien das kleinere Übel. Das Buch lässt mich in dieser Hinsich ratlos zurück.

Peter: Was kann getan werden? Die Emotionelle Pest kann sich nur entfalten, weil niemand weiß, daß sie überhaupt existiert. Gleichfalls bestimmt die Politik (eine besondere Ausprägung der Emotionellen Pest) unser Leben, weil wir irrwitzigerweise glauben, es gehe tatsächlich um „Sachfragen“, tatsächlich geht es nur darum, daß Menschen ihre jeweilige Charakterstruktur ausleben. Der Wahnsinn regiert unser Leben! Politik an sich ist das Problem, weshalb man jene unterstützt, die noch am wenigsten „politisch“ sind.
Es gibt in der Gesellschaft keine einzige Organisation, Institution, die die Arbeitsdemokratie vertritt. Nicht eine! Alles wird von der Politik verpestet. Langfristig geht es darum, solche Organisationen, Institutionen aufzubauen. Die Initiative kann dazu aber nur aus den Massen hervorgehen. Aus diesem Grund kann man nur aufklären (siehe oben) und inzwischen das tun, was Konia & Co. tun.

Jean: „Nein, tendenziell dürfen die Kinder ihren Zorn und die Wut ausleben, was der große Unterschied zur autoritären Erziehung ist.“
@Sebastian: Danke für die Erklärung! Sie führt mich zu weiteren Fragen. Ich habe in meinem Umfeld Kontakt zu einigen Eltern, die den Ausdruck von Zorn oder Wut ihrer Kinder nicht als Appell sehen, eine Situation zu klären, sondern die dann moralisch reagieren (das macht man nicht! Sei nicht wieder so bockig! – sonst gibts kein …) Dabei können die Kinder über den Umgang mit ihren Gefühlen nichts lernen außer, dass diese unerwünscht sind und deren Ausddruck dazu führt, dass man manipuliert wird.
Ich weiß natürlich nicht, wie es generell in den Familien aussieht. Im Schulsystem wird aber genau die gleiche Haltung vermittelt, den Kindern wird ebenfalls nicht geholfen und auch nicht vorgelebt, mit ihren Gefühlen umzugehen. Daraus schließe ich, dass dies der momentane gesellschaftliche Konsens ist.
Hier im Blog wird oft von primären und sekundären Impulsen gesprochen, deren klare Unterscheidung für die Entwicklung wesentlich ist. Das scheint mir sehr schlüssig. Wie aber sollen das Eltern (oder Pädagogen) leisten, die selbst durch diese „Erziehung“ gegangen sind? Zumal das Umfeld Druck ausübt, den Schein zu wahren.

Peter: Eines der Hauptprobleme scheint mir zu sein, die ungeheure Intensität der Emotionen von Kindern zu ertragen. Als Erwachsener ist man je nach dem vollkommen sprachlos, erschrocken, reagiert mit Angst oder mit Wut oder gar mit Trauer („Was habe ich jetzt wieder falsch gemacht!“). Verkomplizierend kommt wirklich hinzu, daß man manchmal wirklich nicht recht weiß, ob die Reaktion nun besonders gesund oder besonders krank ist. Etwa wenn ein 4jähriger wirklich total ausrastet, wenn man ihn bei „Mensch ärgere nicht“ (!) mal nicht gewinnen läßt.

Zu „Eine gleichgeschlechtliche Beziehung ist eine Partnerschaft, keine Ehe“

Robert: Es hat geradezu etwas irrsinniges, dass die westlichen Gesellschaften die Sodomitenehe einführten, während sie am schrumpfen sind. Ganz anders dagegen Präsident Putin, der sein Volk schützt:
„Russland, das viele Jahre gegen einen Bevölkerungsschwund kämpfen musste, hat 2012 erstmals einen Zuwachs verzeichnet. Seit 2007 werden russischen Familien für jedes zweite und nachfolgende Kind, das sie gebären oder adoptieren, vom Staat Einmalzahlungen (sog. Mutterschaftskapital) gewährt, die zuerst umgerechnet rund 6200 Euro betragen und in diesem Jahr 10150 Euro erreicht haben.“
http://russland-heute.de/in_brief/2013/01/24/putin_kuendigt_drei-kinder-politik_an_21581.html
Es ist wohl kein Zufall, dass die Schwulenpropaganda in Russland immer mehr eingeschränkt wird.

David: … und in diesem Jahr 10150 Euro erreicht haben.
Das ist viel Geld, wenn man bedenkt, dass in Russland das Lohnniveau fast zehnmal niedriger ist als in Deutschland!
Aber sinnvoll ist diese Maßnahme auf jeden Fall.
Es ist wohl kein Zufall, dass die Schwulenpropaganda in Russland immer mehr eingeschränkt wird.
Selbstverständlich hat jemand, der so ist, ein Problem, denn Homosexualität ist nach weitverbreiteter Ansicht Veranlagung; aus Sicht der Orgonomie Ergebnis einer neurotischen Fehlentwicklung – wo der / die Betroffene – ohne wirksame Therapie – keine Möglichkeit hat, die zu ändern oder rückgängig zu machen.

Robert: Ob jemand homosexuell ist, ist vollkommen unwichtig. Er schadet damit niemanden. Es geht um unsere staatliche Schwulenpropaganda, die immer mehr die Familienpolitik ersetzt und nichts gegen den Schwund der Bio-Deutschen und der moslemischen Masseneinwanderung unternimmt.

David: Dr. Konia hat gesagt:
Im Vergleich zu einer Ehe ist eine Partnerschaft eine eher oberflächliche Beziehung, da sie nicht aus dem biologischen Bereich, sondern aus dem sozialen Bereich stammt.
Das ist nicht wahr; in einzelnen Fällen kann eine Partnerschaft emotional und tief sein.
Wahr ist lediglich, dass die homosexuelle Partnerschaft nicht zur Fortpflanzung führt.

Zu „Die Stimmung im Volke lautet heutzutage: Weder links noch rechts!“

Klaus: „Konflikte zwischen der Linken und der Rechten sind Ausdruck großer biologischer Unterschiede in der Art und Weise wie Menschen denken“:
der Punkt, der öffentlich nicht in die Köpfe geht: dass links und rechts eher Mentalitäten entsprechen als rationalen Antworten; komisch, aber verständlich, wie sich jeder neue Kopf und jede neue Gruppe in der Politik daher früher oder später in das Links-Rechts-Spektrum einordnet. Eben das spricht für eine biologische Grundlage dieser Mentalitäten.
„können wir höchstens hoffen, daß die Menschen ihre Stimme dem weniger destruktiven Kandidaten geben“: das kleinere Übel wählen; schon Politik ist ein kleineres Übel; und in der Politik gibt es dann wieder größere und kleinere Übel.

Peter: Was mich an der Politik immer wieder verwundert, ist, daß egal unter welchen Verhältnissen und in welchem Land sich immer zwei gleich große Gruppen ausbilden und Wahlen dann entweder 51:49 oder 49:51 entschieden werden. Die „fortschrittlichen“ (?) und „rückschrittlichen“ (?) Kräfte blockieren sich gegenseitig, daß sich ja nichts wirklich bewegt (bzw. nur ein ganz klein wenig). Es ist, als leide die gesamte Gesellschaft unter einer großen Neurose.

Die Funktion des Orgasmus (Teil 3)

18. Juli 2014

Jürgen Hoyer und seine Kollegen von der TU Dresden konnten bei 451 Patienten, die sich einer kognitiven Verhaltenstherapie wegen Angststörungen oder Depressionen unterzogen, die folgenden aus sexualökonomischer Sicht bedeutsamen Elemente isolieren:

  • 63,2% berichteten vor Behandlungsbeginn von sexuellen Problemen (sexuelles Desinteresse, Erektionsprobleme, Anorgasmie)
  • diese Probleme besserten sich, wenn die Verhaltenstherapie erfolgreich war
  • aber auch bei jenen, die durch die Verhaltenstherapie geheilt wurden, berichteten noch 45% von sexuellen Problemen

Für Hoyer et al., und allgemein für die Psychologie und Psychiatrie, sind sexuelle Dysfunktionen bloße Begleiterscheinungen psychischer Erkrankungen. Für Reich waren sie der Kern jeder psychischen Erkrankung. Das bedeutet jedoch nicht, wie oft fälschlich Reich in den Mund gelegt wird, daß ein sozusagen „erfolgreicher Orgasmus“ die psychisch Erkrankten heilen würde. Es ist ja gerade die orgastische Impotenz, die sie krank macht, diese geht aber auf die Panzerung zurück. Mit dem Abbau der Panzerung bessert sich deshalb auch die Orgasmusfähigkeit und damit wird den neurotischen Symptomen ihre Energiequelle abgedreht. Darauf beruht jede funktionierende Therapie. Die Erhebungen von Hoyer et al. bestätigen dies erneut:

  • psychische Erkrankungen sind überdurchschnittlich oft mit groben sexuellen Problemen verbunden – ganz abgesehen vom Mangel andauernder sexueller Erfüllung („orgastische Potenz“)
  • ist die Therapie erfolgreich, d.h. wird die Panzerung zumindest teilweise abgebaut, nehmen auch die sexuellen Probleme ab – was wiederum den langfristigen Erfolg der Therapie absichert
  • da der Abbau der Panzerung und damit die verbesserte orgasmische Abfuhr nicht Ziel, sondern nur ein mehr oder weniger zufälliges Nebenprodukt der Verhaltenstherapie ist, halten sich die Erfolge in Grenzen

Siehe auch meinen Aufsatz über Biologische Entwicklung aus orgonomischer Sicht, in dem ich in einem anderen Zusammenhang auf die Beziehung von Verhaltenstherapie und Orgasmustheorie eingehe.

Reich zufolge erfüllt die Sexualität eine grundlegende bioenergetische Funktion und würde sich deshalb in den Geschlechtern gleich äußern, gäbe es nicht die Unterdrückung der weiblichen Sexualität. (Siehe dazu auch Lucky Luke und Barbie.)

Die Vorstellung, daß die sexuelle Erregung bei beiden Geschlechtern gleich abläuft, widerspricht sowohl der modernen, mechanistischen Sexualforschung (d.h. die Erforschung der pathologischen, liebe-losen Sexualität von Homo normalis), als auch der persönlichen Erfahrung der meisten Menschen.

Tom Tiegs und Paul Perrin von der University of Florida haben gezeigt, daß junge Männer zwar tatsächlich „sexueller“ sind als junge Frauen, sich die Geschlechter in dieser Hinsicht jedoch annähern, wenn es zu einer festen Beziehung kommt. Im Schutz der Partnerschaft verliert der gesellschaftliche Druck, der auf Frauen lastet, seine Kraft.

Donatella Marazziti und ihr Forscherteam von der Universität Pisa haben herausgefunden, daß bei Liebespartnern die Testosteronwerte sich einander nähern, d.h. sie sinken beim verliebten Mann und steigen bei der verliebten Frau. Die Geschlechter gleichen also ihren Sexualhormonhaushalt an, wenn sie ineinander verliebt sind.

Das hat nichts mit sexueller Aktivität an sich zu tun, da die Mitglieder der Kontrollgruppe genauso viel Sex hatten wie die Gruppe der Verliebten. Dieser Befund beweist zwar nicht Reichs Orgasmustheorie, legt aber die Antwort für das oben erläuterte Problem nahe: Sex ist nicht gleich „Sex“.

Mittels Infrarotkameras konnten Psychologen (Irv Binik et al.) an der McGill University, Montreal etwas dingfest machen, was infolge der psychologischen Zumutungen bei anderen, durchweg invasiven Meßmethoden bisher verborgen geblieben ist: Frauen werden genauso schnell sexuell erregt wie Männer. Den Versuchspersonen wurden Ausschnitte aus Pornos, Reiseberichten und Horrorfilmen vorgespielt, während Wärmebildkameras auf ihre Genitalien gerichtet waren. Beide Geschlechter fingen innerhalb von 20 Sekunden an, erregt zu werden und erreichten innerhalb von 11 oder 12 Minuten die maximale „Genitaltemperatur“. Wie in Reichs Experimenten stimmte die physiologische Erregungskurve genau mit der subjektiven Empfindung überein.

In seinen „bio-elektrischen Experimenten“ hat Reich mit dem Problem gerungen, daß die Meßinstrumente direkt mit der Haut verbunden sein mußten und dergestalt genau das hintertrieben, was gemessen werden sollte: die lustvolle Expansion des „bio-elektrischen“ Potentials. Siehe dazu Die Funktion des Orgasmus.

electrophoto

Sexpol 2012 (Teil 2)

18. Januar 2012

Eines der Hauptprobleme bei der Vermittlung des Reichschen Werkes ist die Mär, daß „mehr Ficken“, die Menschen „befreie“. Diese Sichtweise wurde etwa von Christopher Turner in seiner leider sehr einflußreichen Reich-Biographie Adventures in the Orgasmatron vertreten. Angesichts der Zustände in der permissiven Gesellschaft sei Reich definitiv widerlegt. Reich diese Vorstellung unterzuschieben ist natürlich vollkommen absurd, da er ausführlichst gezeigt hat, daß die Menschen aufgrund ihrer Panzerung orgastisch impotent sind. Ebensogut könnte man einem Farbblinden raten, er solle in einer farbenfrohen Umgebung leben, um zu gesunden!

Wie fast immer ist in diesen falschen Anschauungen ein Körnchen Wahrheit enthalten, – das sie am Leben erhält. In diesem Fall: partielle sexuelle Entspannung ist natürlich immer noch besser als gar keine. Wie Richard A. Blasband ausgeführt hat, gilt das sowohl für Masturbation, selbst wenn man dabei Schuldgefühle hat („Q & A: Masturbation and Guilt“, Journal of Orgonomy, 11(1), May 1977, S. 116), als auch für sexuelle Perversionen, die einer sexuellen Abstinenz vorzuziehen sind („Q & A: Neurotic Sexual Relations and Abstinence“, Journal of Orgonomy, 14(1), May 1980, S. 114). Der Neurotiker kann immer einen Höhepunkt erleben, der die sexuelle Spannung reduziert, wenn auch keinen Orgasmus, der sie vollkommen beseitigt (Elsworth F. Baker: „Sexual Theories of Wilhelm Reich“, Journal of Orgonomy, 20(2), November 1986, S. 176). Dies heißt natürlich nicht, daß man Sex als Heilmittel verschreiben kann (ebd., S. 183), jedoch kann man seine Triebe frei leben, solange sie andere nicht verletzen.

Für Freud war „die Sublimierung das einzige Mittel (…), ohne Verdrängung oder Perversionsbildung die Konflikte zwischen Ich und Sexualität zu lösen“ („Trieb- und Libidobegriffe von Forel bis Jung“, Frühe Schriften, S. 131). Reich hingegen war der Ansicht, die sexuelle, d.h. genitale Befriedigung ermögliche erst die Sublimierung von prägenitalen Strebungen.

Reich unterscheidet zwischen der genitalorgastischen Befriedigung und Sublimierung auf der einen und der prägenitalen Befriedigung und Reaktionsbildung auf der anderen Seite.

Dieser qualitative Unterschied drückt sich dann auch in einem quantitativen aus: Der neurotische Charakter leidet unter einer sich ständig steigernden Libidostauung, (…) weil seine Befriedigungsmittel den Bedürfnissen des Triebapparats nicht adäquat sind; der andere, der genitale Charakter, steht unter dem Einfluß eines ständigen Wechsels von Libidospannung und ädaquater Libidobefriedigung, verfügt also über einen geordneten Libidohaushalt. (Charakteranalyse, KiWi, S. 225f)

Beim genitalen Charakter stehen Ich-Libido („Selbsterhaltung“) und Objekt-Libido („Sexualität“) in keinerlei Widerspruch, sondern bestärken einander.

In der autoritären Gesellschaft hingegen werden mit Hilfe von Drohungen, die die Selbstliebe aktiviert (Angst um das eigene Selbst, etwa infolge mehr oder weniger direkter Kastrationsdrohungen), die sexuellen Objektstrebungen in Schach gehalten. Sie kommen dann nur mehr als „Idealismus“ zum Ausdruck. Aus Sexualität wird „Altruismus“. Diese Reaktionsbildung ist beispielsweise die Grundlage des Christentums („selbstlose Liebe“).

Seit 1960 haben sich die Charakterstrukturen der Massenindividuen zusehends verändert. Im antiautoritären Individuum ist von Drohungen und Sexualunterdrückung keine Rede mehr. An ihre Stelle tritt der Terror der „Political Correctness“, etwa in Bezug auf die „Gender-Problematik“. Als Kompensation der frustrierten Selbstliebe wird die Umwelt nur noch mit der Brille des Egoismus betrachtet und entsprechend opportunistisch ausgebeutet.

Der ungepanzerte, genitale Charakter ist orgastisch potent und deshalb fähig imgrund antisoziale prägenitale Strebungen zu sublimieren, d.h. sozial fruchtbar zu machen.

Der gehemmte Charakter der autoritären Gesellschaft ist orgastisch impotent und nur zu einer Karikatur des Sublimierens fähig: aus Selbstliebe wird heuchlerische „Nächstenliebe“. Derartige Reaktionsbildungen sind, so Reich, „krampfhaft und zwangsartig“, während die Sublimierung „frei strömt“.

Es ist, als ob hier das Es in Einklag mit Ich und Ich-Ideal direkt mit der Realität in Verbindung stünde, dort hingegen bekommt man den Eindruck, als ob alle Leistungen von einem strengen Über-Ich einem sich sträubenden Es aufdiktiert würden. (ebd., S. 238f)

Beim gehemmten, „idealistischen“ Charakter kommt es zu einer krampfartigen „Stärkung der Ich-Formation in Form chronischer Abpanzerung gegen Es und Außenwelt“, während beim ungehemmten, „opportunistischen“ Charakter das Ich zu schwach ist, um antisozialen libidinösen Regungen Herr zu werden. Entsprechend ist er Spielball zahlloser neurotischer Strebungen (ebd., S. 252).

Der ungehemmte Charakter der antiautoritären Gesellschaft gibt sich ganz seinem Egoismus hin und „lebt sich aus“. Baker hat 1970 dieses prägenitale Paradies anläßlich der ersten Welle des Antiautoritarismus, d.h. der Hippie-Bewegung, folgendermaßen analysiert:

Eine solche um das Vergnügen kreisende Kultur, würde allmählich verfallen und schließlich dem Nichts anheimfallen, wie es in der Zeit der alten Griechen und Römer geschah oder wie H.G. Wells es in Die Zeitmaschine für die Zukunft visualisierte. Es stimmt, daß man dazu fähig sein muß Lust, sogar Ekstase, zu erleben, um so Spannung entladenden zu können, aber das Leben findet Erfüllung in sinnhafter und schöpferischer Arbeit, nicht indem man sich auf künstlich hinausgezögerte Weise mit seiner Partnerin bzw. seinem Partner herumrekelt. Derartige Liebesspiele sind kein Ausdruck von Genitalität, vielmehr sind sie infantil mit oralen und masochistischen Komponenten. (Leserbrief an den „Playboy“, Journal of Orgonomy, 5(1), S. 116f)

Sexpol 2012 (Teil 1)

17. Januar 2012

Reich unterscheidet zwischen biopathischen und sozialen Störungen der erwachsenen Genitalität. Die erstere zu beseitigen, ist Aufgabe der psychiatrischen Orgontherapie, während die zweite Art der Störung der sozialen Beratung zugänglich ist. Neben dem psychoanalytischen Ambulatorium in Wien, das sich mit der Behandlung von neurotischen Erkrankungen „der Massen“ beschäftigte, verfolgte Reich den zweiten Ansatz in seinen Sexualberatungsstellen und in seiner politischen Arbeit, wie er sie in seinem Buch Menschen im Staat beschrieben hat.

Heute stehen Themen wie die folgenden im Vordergrund:

  • Ehehygiene: Beispielsweise in getrennten Betten schlafen, um länger die sexuelle Spannung aufrechtzuerhalten. Der Mann hat bei der Geburt seines Kindes nichts zu suchen! In keiner Kultur war der Mann jemals bei diesem Ereignis anwesend. Die immer weiter um sich greifende kontaktlose, „linksliberale“ Mode zerstört flächendeckend die sexuelle Beziehung zwischen Ehepartnern und damit die Familien!
  • Pornographie: Dem gigantischen Tsunami an Fehlinformationen über die Sexualität entgegenarbeiten. Das ist einfacher gesagt als getan, denn die moderne Sexualwissenschaft ist derartig vom linksliberalen Zeitgeist durchdrungen, daß sie das verzerrte Bild der Sexualität (pseudo-) wissenschaftlich absichert. Dabei kann sie sich auf die humanbiologische Forschung berufen, derzufolge „Sex nur im Kopf“ stattfindet. (Etwas, was von anderen Körperfunktionen im übrigen so nie behauptet wird!)
  • „sexuelles Experimentieren“: Die meisten Sexualratgeber führen geradezu systematisch von der Genitalität (Kontakt) weg und propagieren Ersatzkontakt, der zu einer geringeren Befriedigung führt, was wieder zu „Neuem“ animiert. Sexualität wird zu einer Art Droge.

Angesichts all des Unsinns über „Gender“ (der im übrigen sämtlichen Erkenntnissen der modernen Biologie widerspricht), bedeutet Aufklärung heute auch die denkbar basale Klärung der geschlechtlichen Identität. Was bedeutet es ein Mann bzw. eine Frau zu sein? Dazu schreibt Reich:

(…) in der offiziellen gesellschaftlichen Anschauung ist Hingabe mit Weibsein und unnachgiebige Härte mit Männlichkeit gefühlsmäßig verknüpft. In der gesellschaftlichen Ideologie ist es unvorstellbar, daß ein selbständiger Mensch sich hingeben und ein hingebender Mensch selbständig sein könne. So wie Frauen aus dieser Gleichsetzung heraus gegen ihre Weiblichkeit protestieren und männlich sein wollen, so wehren sich die Männer gegen ihren natürlichen geschlechtlichen Rhythmus aus Angst, weiblich zu erscheinen; – und daraus schöpft wieder die verschiedene Anschauung des Sexuellen bei Mann und Frau ihre scheinbare Berechtigung. (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 247)

Wie stark die Verwirrung mittlerweile, d.h. in der antiautoritären Gesellschaft, geworden ist, zeigen die medialen Produkte unserer „Kultur“. Eine einzige Freakshow.

Trotz (oder vielmehr gerade wegen) aller Freiheit herrscht heute auf sexuellem Gebiet mehr Konfusion als jemals zuvor. Aufklärung tut heute genauso Not wie 1930. Während damals jedoch Reichs Öffentlichkeitsarbeit und Broschüren von Katholiken und Neoheiden (Nazis) bekämpft wurden, steht heute die Political Correctness der Verbreitung sexualökonomischer Erkenntnisse entgegen.

Der gepanzerte Mensch ist unfähig, sich selbst zu regulieren, will aber ständig neue Freiheiten. Die freigelegte Energie, die nicht genital entladen werden kann, führt zu allen Arten von Ersatzkontakt. Ausgerechnet jene, die Reich eine Überbewertung der Sexualität vorwerfen, fordern eine hohe sexuelle und Liebeskultur, die „Kunst der Liebe“ (Thomas Kornbichler: Wilhelm Reich – Enfant terrible der Psychoanalyse, Berlin 1989, S. 74), während der angebliche Erotomane Reich das Bewußtsein von der Sexualität und die Sexualität vom Bewußtsein freihalten wollte. Bei Reich waren „Liebe, Arbeit und Wissen“ gleichberechtigt.

Man hat Reich vorgeworfen den Orgasmus als Allheilmittel zu vertreten, dies weist Elsworth F. Baker zurück und nennt die Orgonomie eine „rather puritanical discipline“ („Sexual Theories of Wilhelm Reich“, Journal of Orgonomy, 20(2), November 1986, S. 175).

Was diese Gesellschaft braucht, ist wahrhaftig nicht „mehr Sex“, sondern mehr Wissen und ein neues Verhältnis zur Arbeit. Am schockierendsten ist wohl der Hype um die Alterssexualität. Viagra, Feuchtigkeitscremes, Schönheitschirurgie, Pornographie, etc. Nicht, daß irgendetwas verdammenswert oder „ungesund“ an „Alterssexualität“ wäre! Es geht einfach darum, den natürlichen Rhythmen des Körpers zu folgen. Wie inhaltsleer muß das Leben eines Menschen sein, daß er ohne artifiziell angestachelten Sex als eine Art „Unterhaltungsprogramm“ nicht leben kann?!