Posts Tagged ‘Empörung’

Max Stirner, Soter (Teil 14)

7. Juli 2025

Die von Stirner gemeinte „Empörung“ hat natürlich nichts mit Revoluzzertum zu tun:

Sie ist kein Kampf gegen das Bestehende, da, wenn sie gedeiht, das Bestehende von selbst zusammenstürzt, sie ist nur ein Herausarbeiten Meiner aus dem Bestehenden. Verlasse Ich das Bestehende, so ist es tot und geht in Fäulnis über. Da nun nicht der Umsturz eines Bestehenden mein Zweck ist, sondern meine Erhebung darüber, so ist meine Absicht und Tat keine politische oder soziale, sondern, als allein auf Mich und meine Eigenheit gerichtet, eine egoistische. (Der Einzige, S. 354)

Heißt es nicht der Niederträchtigkeit das Wort reden, wenn alles „meinetwegen“ geschieht? Die gleichen, die diese Ängste äußern, würden ohne zu zögern jeden Meineid, jede Lüge, jede denkbare Niedertracht verüben. „Denn wurde nicht jede Niederträchtigkeit um Gottes willen verübt, alle Blutgerüste um seinetwillen erfüllt, alle Autodafés seinetwegen gehalten, alle Verdummung seinetwegen eingeführt, und bindet man nicht noch heute schon bei den zarten Kindern durch religiöse Erziehung den Geist um Gottes willen?“ (Der Einzige, S. 335). „Es ist verächtlich, ein Vertrauen, das Wir freiwillig hervorrufen, zu täuschen; aber jeden, der Uns durch einen Eid in seine Gewalt bekommen will, an der Erfolglosigkeit seiner zutrauenslosen List verbluten zu lassen, macht dem Egoismus keine Schande. Hast Du Mich binden wollen, so erfahre denn, daß Ich deine Bande zu sprengen weiß“ (Der Einzige, S. 337).

Hinter der Maske von Religion, Menschlichkeit, Sozialismus geht es eh nur darum an fremdes Eigentum zu gelangen, doch statt das Fremde direkt in Eigenes zu verwandeln, „spielt man den Unparteiischen und verlangt nur, daß alles Eigentum einem Dritten (z.B. der menschlichen Gesellschaft) überlassen werde. Man reklamiert das Fremde nicht im eigenen Namen, sondern in dem eines Dritten. Nun ist der ‚egoistische‘ Anstrich weggewischt und alles so rein und – menschlich!“ (Der Einzige, S. 353).

Sowohl der mitleidige Christ als auch der erbarmungslose „satanistische Thelemit“ (vgl. Der Einzige, S. 64.66) handeln willkürlich, wenn sie z.B. einen Verdurstenden „aus Prinzip“ laben bzw. „aus Prinzip“ verdursten lassen, da sie beide jenen Ideen von Sklaventum oder „Freiheit“ folgen (bzw. dagegen rebellieren), denen sie zufällig in Kindheit und Jugend ausgesetzt waren. In jedem Fall waren und bleiben sie Besessene, die nicht aus sich heraus leben, sondern auf die eine oder andere Weise von außen bestimmt sind.

In der religiösen, sittlichen und humanen „Liebe“ wird nicht die konkrete Person geliebt, sondern Gespenster wie „Jesus“ oder „der Mensch“, während der wirkliche, unwiederholbare Einzelne nur als „Dreck“ betrachtet wird (Der Einzige, S. 27), der mit, wie Stirner sich ausdrückt, „dumpfer Unbarmherzigkeit“ verfolgt wird. Der dergestalt „Liebende“ „findet es lobenswert und unerläßlich, die Erbarmungslosigkeit im herbsten Maße zu üben; denn die Liebe zum Spuk oder Allgemeinen gebietet ihm, den nicht Gespenstischen, d.h. den Egoisten oder Einzelnen, zu hassen; das ist der Sinn der berühmten Liebeserscheinung, die man ‘Gerechtigkeit’ nennt“ (Der Einzige, S. 321).

Ich liebe die Menschen auch, nicht bloß einzelne, sondern jeden. Aber Ich liebe sie mit dem Bewußtsein des Egoismus; Ich liebe sie, weil die Liebe Mich glücklich macht, Ich liebe, weil Mir das Lieben natürlich ist, weil Mir’s gefällt. Ich kenne kein „Gebot der Liebe“. Ich habe Mitgefühl mit jedem fühlenden Wesen, und ihre Qual quält, ihre Erquickung erquickt auch Mich: töten kann Ich sie, martern nicht. Dagegen sinnt der hochherzige, tugendhafte Philisterfürst in [dem zeitgenössischen Roman von Eugène Sue: Les mystères de Paris], weil ihn die Bösen „entrüsten“, auf ihre Marter. Jenes Mitgefühl beweist nur, daß das Gefühl der Fühlenden auch das meinige, mein Eigentum, ist, wogegen das erbarmungslose Verfahren des „Rechtlichen“ (z.B. gegen den Notar Ferrand) der Gefühllosigkeit jenes Räubers gleicht, welcher nach dem Maße seiner Bettstelle den Gefangenen die Beine abschnitt oder ausreckte: Rudolfs Bettstelle, wonach er die Menschen zuschneidet, ist der Begriff des „Guten“. Das Gefühl für recht, Tugend usw. macht hartherzig und intolerant. Rudolf fühlt nicht wie der Notar, sondern umgekehrt, er fühlt, daß „dem Bösewicht Recht geschieht“; das ist kein Mitgefühl. (Der Einzige, S. 324f)

„Wirklich lieben kann nur der „natürliche Mensch“ – durch das Dazwischengehen der „Bildung“ wird sie zum Gebot und damit zur Lüge. Aus dieser Verstrickung muß die Liebe zurückgefordert und „erlöst“ werden (Der Einzige, S. 323).

Max Stirner, Soter (Teil 2)

5. April 2025

Natürlich bleiben auch die Demütigen und Zurechtgebogenen stets nichts anderes als Egoisten – aber welche, die durch ihr instinktloses, tölpelhaftes, brutales Verhalten, dem Egoismus einen schlechten Leumund verschaffen. Aus diesem Grunde ist Stirner auch kaum für den „Normalo“ geeignet – der, verkorkst wie er ist, nur auf dumme Gedanken kommt. Immerhin: vielleicht wächst er ja über sich selbst hinaus – und lernt, seinen Kindern nicht das anzutun, was ihm selbst angetan wurde. Aber zurück zum Problem: Wie Perverse leben sich die instinktlosen Tölpel nicht ganz aus, sondern stets nur abgetrennte und deshalb groteske Teilaspekte ihres Daseins. Es ist ein „unfreiwilliger“ Egoismus, d.h. ein Egoismus, der sich selbst nicht als solchen (an)erkennt.

Gegen diese „Besessenen“ setzt Stirner den bewußten Egoisten, den „mit sich einigen Egoisten“ (Der Einzige, S. 286), der „sich selbst fühlt“ (Der Einzige, S. 302), zu sich gekommen ist, bei sich zu Hause ist (Der Einzige, S. 320), „Selbstgefühl“ (Der Einzige, S. 303). Bei Reich ist dieser „ganzheitliche“ (im Gegensatz zum innerlich zerrissenen, verkrüppelten, d.h. gepanzerten) Egoismus funktionell identisch mit voller Integration und dem freien Fließen der kosmischen Orgonenergie durch den Körper. Stirner spricht vom „unablässigen Fluten ihrer stündlichen Selbstschöpfung“ bei echten Egoisten, ihrer „zuckend und schauernd“ erfahrenen „seligen Passion einer unaufhörlichen Verjüngung und Neugeburt“ (Stirner: Parerga, Kritiken, Repliken, Nürnberg 1986, S. 92f).

Ohne diese innerliche Ganzheit ist nur eine in sich zerrissene, in sich widersprüchliche, impotente Aufmüpfigkeit gegen die bestehenden Verhältnisse möglich, die auf diese Weise schließlich doch immer wieder reproduziert werden (man betrachte die Geschichte Frankreichs oder Rußlands!), während das, was Stirner als „Empörung“ bezeichnet, aus innerer Souveränität fließt, die sich nicht aus dem Kampf gegen das Bestehende definiert, sondern den bestehenden Irrsinn mit Nichtbeachtung straft. Der Empörer entzieht dem Bestehenden den Lebenssaft, indem er es verläßt und sich über es erhebt (Der Einzige, S. 354).

Was Stirner damit meinte, kann man sich am ehesten anhand des Christentums vergegenwärtigen. Stirner vergleicht das christliche „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“ mit den gleichzeitigen aufwieglerischen Bewegungen der Juden gegen die Fremdherrschaft. Jesus sei kein Revolutionär gewesen, sondern ein Empörer. Aus einer Veränderung der Zustände, sah er kein Heil erwachsen, stattdessen richtete er sich empor. „Er war gerade darum, weil er das Umwerfen des Bestehenden von sich wies, der Todfeind und wirkliche Vernichter desselben; denn er mauerte es ein, indem er darüber getrost und rücksichtslos den Bau seines Tempels aufführte, ohne auf die Schmerzen des Eingemauerten zu achten“ (Der Einzige, S. 355f). „Im ‚los‘ vollenden Wir die vom Christentum empfohlene Freiheit, im sündlos, gottlos, sittenlos usw.“ (Der Einzige, S. 173).

Man vermerkt es liberalerseits den ersten Christen übel, daß sie gegen die bestehende heidnische Staatsordnung Gehorsam predigten, die heidnische Obrigkeit anzuerkennen befahlen und ein „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“ getrost geboten. Wieviel Aufruhr entstand doch zu derselben Zeit gegen die römische Oberherrschaft, wie aufwieglerisch bewiesen sich die Juden und selbst die Römer gegen ihre eigene weltliche Regierung, kurz wie beliebt war die „politische Unzufriedenheit“! Davon wollten jene Christen nichts wissen; wollten den „liberalen Tendenzen“ nicht beitreten. Die Zeit war politisch so aufgeregt, daß man, wie’s in den Evangelien heißt, den Stifter des Christentums nicht erfolgreicher anklagen zu können meinte, als wenn man ihn „politischer Umtriebe“ bezichtigte, und doch berichten dieselben Evangelien, daß gerade er sich am wenigsten an diesem politischen Treiben beteiligte. Warum aber war er kein Revolutionär, kein Demagoge, wie ihn die Juden gerne gesehen hätten, warum war er kein Liberaler? Weil er von einer Änderung der Zustände kein Heil erwartete, und diese ganze Wirtschaft ihm gleichgültig war. Er war kein Revolutionär, wie z.B. Cäsar, sondern ein Empörer, kein Staatsumwälzer, sondern Einer, der sich emporrichtete. Darum galt es ihm auch allein um ein „Seid klug wie die Schlangen“, was denselben Sinn ausdrückt, als im speziellen Falle jenes „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“; er führte ja keinen liberalen oder politischen Kampf gegen die bestehende Obrigkeit, sondern wollte, unbekümmert um und ungestört von dieser Obrigkeit, seinen eigenen Weg wandeln. Nicht minder gleichgültig als die Regierung waren ihm deren Feinde, denn was er wollte, verstanden beide nicht, und er hatte sie nur mit Schlangenklugheit von sich abzuhalten. Wenn aber auch kein Volksaufwiegler, kein Demagog oder Revolutionär, so war er und jeder der alten Christen um so mehr ein Empörer, der über Alles sich emporhob, was der Regierung und ihren Widersachern erhaben dünkte, und von Allem sich entband, woran jene gebunden blieben, und der zugleich die Lebensquellen der ganzen heidnischen Welt abgrub, mit welchen der bestehende Staat ohnehin verwelken mußte. (Der Einzige, S. 355f)

Warum taucht Der Einzige und sein Eigentum in der Bibliographie von Reichs Buch über die Jesus-Geschichte, Christusmord 1953 auf? Weil Reich sich an die obige Stelle (Der Einzige, S. 355f), die er 1919/20 gelesen hatte und die man leicht überliest, nach Jahrzehnten erinnert? Kaum! Weil das Buch zu seiner Entwicklung gehört und deshalb in einem Buch genannt werden muß, das in der Reihe „Biographische Materialien“ erscheint? Kaum, denn dafür ist diese Bibliographie denn nun doch viel zu fixiert auf das Christusthema. Bleibt als Möglichkeit, daß Reich kurz vorher Der Einzige erneut gelesen hat. Ich weiß, daß ich wieder über alle zulässigen Grenzen hinaus spekuliere, aber was soll’s:

Die obige Stelle war die unmittelbare Initialzündung für Reichs Christusmord und die erneute Lektüre Stirners hat, ähnlich wie bei Carl Schmitt in der Kerkerhaft (siehe Bernd A. Laska: „Katechon“ und „Anarch“. Carl Schmitts und Ernst Jüngers Reaktionen auf Max Stirner), etwas mit Reichs damaliger Lebenskrise zu tun: „Alone“, ORANUR, die zerfallende Ehe, der Bruch mit Theodore Wolfe, Zeitzeugen zufolge hat sich Reich plötzlich vollkommen verändert, der Rückzug nach Maine, der angebliche Ausbruch seiner Psychose (Boadella et al.), Reichs Konfrontation mit dem Herztod, an dem er denkbar knapp vorbeischlitterte, etc. – damals ist etwas zerbrochen und dieser Bruch hat etwas mit der Stirner-Lektüre zu tun!

Das würde bedeuten, daß Reichs Leben sich zwischen zwei Stirner-Lektüren ausspannt. Vorspiel 1919/20: Stirner-Lektüre – im Drama 1923-1951 (von der Orgasmustheorie bis zum ORANUR-Experiment) wird das Stirner-Erlebnis verdaut, Palimpsests im Sinne Laskas aufgebaut und das „unterirdische“ LSR-Projekt weitergebracht – Finale: alles bricht zusammen, die ORANUR-Krise: Reich stellt fest, daß das „unnatürliche“ Irrationale einen Platz im Natürlichen hat – zerschmettert und desillusioniert findet der Held wieder Trost beim „Bruder Max“ seiner frühen Jahre: erneute Stirner-Lektüre – Christusmord. Nachspiel: „Ich bin ein Außerirdischer!“ – Zugegeben Spekulation.

Das ägyptische Geheimnis der Linksreichianer

12. Oktober 2024

Linksreichianer waren und sind immer wieder empört, daß seit Erscheinen von Elsworth F. Bakers Der Mensch in der Falle 1967, dann von Paul Mathews und schließlich heute von Charles Konia die Orgonomie ins rechtskonservative Lager versetzt wurde. Angesichts dessen, daß das eine direkte Fortführung dessen war und ist, was Reich im wachsenden Maße vertreten hat: Woher diese Empörung mit dem Vorwurf eines politischen Mißbrauchs der Orgonomie? Und zwar von Leuten, die umgekehrt sich am linken Rand des linksliberalen Mainstreams bewegen und das offensiv vertreten?

Was sie aufregt und vor Wut beben läßt, wird deutlich, wenn ihr Hauptargument laut wird: „Baker et al. mißbrauchen die Orgonomie für ihre eigene politische Agenda.“ Und wie ungerecht es doch sei, daß man ihre, der Linksreichianer, entgegengesetzte politische Ansichten, etwa ihre Unterstützung von Killary Clinton und Camela Harris, nun skandalisiere. Was beim Kampf gegen Baker et al., Trump und in Deutschland gegen die AfD auffällt, ist der Schrecken vor und die Empörung angesichts der Aggressivität mit der die Rechten ihre Position vertreten. Linke sind das schlichtweg nicht gewöhnt. Wie selbstverständlich gehen sie stets davon aus, daß Konservative schwach und eingeschüchtert reagieren, eben „konservativ“, wenn der „unaufhaltsame Fortschritt“ seinen sozialistischen Gang geht.

Ein Konservativer, der nicht nur nicht zurückweicht, sondern ganz im Gegenteil zum Gegenangriff übergeht oder gar von sich aus angreift, kann in den Augen eines Linken nichts anderes sein als ein „Nazi“, das ultimative Böse. Konservative haben gefälligst schulterzuckend die Überfremdung des eigenen Lebensraums hinzunehmen und gar zu fördern, so wie es die CDU unter Merkel und die Republikaner unter Bush jr. getan haben. Wenn nun aber Trump und die AfD sich dem Unrecht entgegenstellen, dann … „Nazis!“

Genauso reagierte ein Gutteil der „Reichianer“ auf Baker, Mathews, Konia und deren Gesinnungsgenossen: mit Schock, Verwirrung, Panik und Haß. Es wäre für sie akzeptabel gewesen, wenn Baker, Mathews und Konia folgenlos mit „konservativen Versatzstücken“ des späten Reich hantiert hätten, aber dem konservativen Charakter eine stärkere Bindung an den bioenergetischen Kern zuzuschreiben und den „modernen Liberalen“ in Amerika bzw. den Sozialdemokraten in Europa als Verkörperungen der Emotionellen Pest zu charakterisieren, die es offensiv zu bekämpfen gelte, führte und führt bei Linksreichianern zur emotionalen Kernschmelze. So etwas erwarten sie einfach nicht, dafür stehen ihnen keine adäquaten Bewältigungsmuster zur Verfügung, weshalb sie nur wirr und buchstäblich mit Schreikrämpfen reagieren können.

Gut, die Linken erwarten keine „konservative Aggression“ und reagieren empört, hilflos und voller Panik auf sie, aber warum? Den Konservativen und den Linken kann man sich wie zwei Pyramiden vorstellen: die eine, die konservative Pyramide, steht unverrückbar natürlich auf ihrer breiten Basis, während die andere, die linke Pyramide, unnatürlich prekär auf ihrer Spitze steht. Das hat fünf Aspekte:

  1. Die stabile „konservativen“ Pyramide ruht fest in der Realität, d.h. ihr breites Fundament unten symbolisiert all das Faktenwissen, die Evidenz, die Lebenserfahrung, Realitätstauglichkeit, die Arbeitsdemokratie, während die kleine Spitze oben der daraus abgeleiteten Theorie entspricht. Bei der labilen „linken“ Pyramide wird alles von einem utopischen Wolkenkuckucksheim bestimmt, das in keinster Weise im realen Leben verankert ist. Man schaue sich die gegenwärtige kommunistische Regierung der BRD an!
  2. Konservative leben in der realen Welt und beschäftigen sich mit mondänen, faktischen Dingen, sie sind sozusagen „Materialisten“, Handwerker, Bauern, Arbeiter, Unternehmer. Sie stehen mit beiden Beinen auf der Erde. Sie sind wie Donald Trump. Linke sind von Natur aus spintisierende Platonisten, die akrobatisch auf abstrakten Ideen von „Gerechtigkeit“ und „Liebe“ balancieren, so wie eine Pyramide, die auf ihrer Spitze steht.
  3. Die überwiegende Mehrheit der Menschen sind zumindest charakterstrukturell konservativ oder gemäßigt liberal, während wirkliche Linke, als pestilente Charaktere (Emotionelle Pest), eine verschwindend kleine Minderheit sind, die sich in Sekten wie der SPD oder der Redaktion des Spiegel organisiert hat, und trotz ihrer flächendeckenden Dominanz, was die öffentliche Meinung betrifft, eine klitzekleine Minorität bleibt, die sich zwar als die alles tragende Elite empfindet, aber gleichzeitig auch spürt, daß die Massen sie zerquetschen wird – wie bei einer auf den Kopf gestellten Pyramide.
  4. Die labilen Linken geraten aber vor allem deshalb in Panik, wenn sie in Frage gestellt werden, weil diese beiden Pyramiden in erster Linie die Bioenergetik symbolisieren: Der Konservative ist durch die Muskelpanzerung, die ihn beherrscht, im Körper verankert und hat einen (wenn auch mystisch verzerrten) Kontakt zum bioenergetischen Kern, von daher ist er „bioenergetisch stabil“. Der Linke, mit seiner intellektuellen Abwehr, d.h. okularen „Kopfpanzerung“ und seiner kompletten Abgeschnittenheit vom bioenergetischen Kern steht hingegen buchstäblich auf dem Kopf und droht ständig umzukippen.
  5. Konservative sind es gewohnt mit starken „Bauchgefühlen“ umzugehen, während Linke mit der unerwarteten bioenergetischen Erregung nicht umgehen können, weil bei ihnen alles kopflastig ist und sie folglich die Energie weder binden, noch in Muskelaktivität umsetzen können, – wie eine Pyramide, die auf dem Kopf steht. Linke können wegen ihrer strukturellen Labilität mit Aggressivität nicht umgehen. Sie sterben fast vor Angst!

Es gibt, bleiben wir im spätestens jetzt schiefwerdenden Bild, für die auf dem Kopf stehende Pyramide nichts Erschreckenderes als mit einer aggressiv umstürzlerischen auf der Bodenplatte stehenden Pyramide konfrontiert zu sein, von der man doch eher harmlose Beharrung erwarten würde. Von daher, aus diesem Schrecken des „Sie bewegt sich doch!“ heraus, stammt all das linke Gerede vom verfassungsfeindlichen, systemumstürzenden Trump bzw. der AfD. Die Apokalypse! Von daher auch die entsprechende Reaktion der Linksreichianer auf das American College of Orgonomy, die einzige, DIE EINZIGE legitime Vertretung der Orgonomie!

Die zwei Aspekte der Neurose

30. Juli 2024

Neurosen zeichnen sich durch ihre innere Widersprüchlichkeit aus, denn sie sind einerseits ein Selbstheilungsversuch und andererseits ein Selbstzerstörungsversuch:

1. „Wiederholungszwang“, d.h. die stets erneute Inszenierung des kindlichen Dramas, um doch noch zu irgendeiner Lösung zu gelangen, die natürlich ewig ausbleiben wird.

2. „Selbstbestrafung“, denn nach seiner eigenen mächenhaft-magischen „Logik“ ist das Kind allmächtig und deshalb für alles verantwortlich, was ihm widerfahren ist.

Gemeinsam ist diesen beiden Elementen, daß sie das Infantile ins Erwachsenenleben tragen und dieses vergiften.

Was tun? Einsehen, daß die Sache gegessen ist. Die Vergangenheit existiert nicht mehr. Das, was existiert, sind die Strukturen, die in der Vergangenheit aufgebaut worden sind, d.h. die Panzerung – die stereotypen Verhaltensmuster und „stereotypen Muskelverkrampfungen“ im Hier und Jetzt.

Tatsächlich versuchen wir ständig aus diesem Gefängnis, d.h. unserer Panzerung, auszubrechen und Scheitern daran, weil die Panzerung uns verkrüppelt hat. Die Ausbruchsversuche werden als „Wiederholungszwang“ psychologisiert und unsere Freiheitsangst als „Selbstbestrafung“.

Was getan werden muß, ist die Panzerung selbst anzugehen. Das geschieht, indem wir uns nicht länger mit der Panzerung identifizieren; psychologisch ausgedrückt: nicht mehr das Ich mit dem Über-Ich verwechseln. Das ist genau das, was Max Stirner als „Empörung“ bezeichnet hat. Ich soll alles Mögliche sein, nur nicht ich selbst!

Und was ist mit Frühgestörten und ihrem zerbröselnden Ich? Dazu morgen mehr.

Peters epochemachendes 10 Punkte-Programm für die Neue Rechte

10. Oktober 2023

1. Das Subjekt der Geschichte sind weder Klassen noch „Rassen“ (Ethnien, Nationen), sondern alle Arbeitenden, egal ob sie im Hamburger Hafen Container verladen oder als „Kapitalisten“ eine Firma für Logistiksoftware gegründet haben. Daß es im Arbeitsprozeß reale „Klasseninteressen“ (etwa gegen eingeschleuste nichtarbeitende Parasiten) gibt und Menschen mit dem gleichen ethnischen Hintergrund reibungsfreier zusammenarbeiten können, ist unbenommen.

2. Das Konzept der „Emotionellen Pest“, die immer dann vorliegt, wenn sich bei einer Handlung das vorgegebene Motiv nicht mit dem eigentlichen Motiv deckt („Verraten durch einen Kuß“): sie ist sowohl für die angeblich „humanistische Massenmigration“ als auch für die Spaltungen unter jenen verantwortlich, die dagegen etwas tun wollen – das vorgegebene Motiv deckt sich nicht mit dem eigentlichen Motiv deckt.

3. Die Massenpsychologie grundsätzlich jedweden …ismus: die Massen sind freiheitsunfähig, so daß jede Revolution kontraproduktiv sein wird, Es kann nur eine „Empörung“ im Sinne Stirners geben, durch die man sich selbst verändert (die „Prepper“ sind ein schönes Beispiel).

4. Ein Metamodell der Politik: das Dreischichtenmodell und die daraus abgeleitete soziopolitische Charakterologie, die die Forschung neuerdings immer und immer wieder bestätigt. Die politische Einstellung ist Teil der individuellen biologischen Struktur!

5. Reichs Sexualökonomie bietet eine Alternative zur allgemeinen Dekadenz, die im Kern nichts anderes als sexuelle Perversion ist.

6. Eine Utopie: das Ende des Muckertums und der Domestizierung, die Kinder der Zukunft – befreit vom Über-Ich.

7. Lebenspraxis: die „Arbeitsdemokratie“ als Kern und gleichzeitiges Korrektiv des Anarcho-Kapitalismus – entsprechend Stirners Verein als Kern und Korrektiv der „Gemeinschaft“.

8. Eine Denkmethode, die nach dem Gemeinsamen von Gegensätzen sucht und auf diese Weise die Kategorien der Wirklichkeit anpaßt, Kategorien sinnvoll ordnet, Kategorienfehler beseitigt, d.h. Klarheit schafft.

9. Die Entdeckung des Orgons, die, da dessen Funktionsgesetze auf allen Größenebenen und in allen Funktionsbereichen identisch sind, es erlaubt, jeweils nicht gegen, sondern mit „dem Fluß des Leben“ zu arbeiten.

10. Das Konzept der „Gegenwahrheit“: beispielsweise ist Politik an und für sich irrational, aber wir verurteilen uns zur Randexistenz einer folgenlosen Fundamentalopposition, wenn wir nicht einsehen, daß man immer abwägen muß zwischen weniger schlimm (AfD) und ganz ganz ganz schlimm (beispielsweise CDU). Mit den unsterblichen Worten Dr. Helmut Kohls: „Wichtig ist, was hinten rauskommt!“

David Holbrook, M.D.: CARTOON-POLITIK

17. Juli 2020

 

DAVID HOLBROOK, M.D.:

 

Cartoon-Politik

 

Funktionalismus bei Hans Hass (Teil 3)

1. Januar 2014

Hans Hass‘ Energontheorie harmoniert perfekt mit Reichs Ausführungen in Der biologische Rechenfehler im menschlichen Freiheitskampf. Wir haben die Maschinen und Werkzeuge geschaffen, die auf uns zurückwirken und uns (die wir doch eigentlich ihre Herren sein sollten) versklaven.

Orgonometrisch sieht das wie folgt aus:

lebendiemaschine

In einer ungepanzerten Gesellschaft benutzt der Mensch seine zusätzlichen Organe (Maschinen), um die Macht des Lebendigen auszuweiten (Gleichung 1). Gleichzeitig separiert er das Lebendige in sich von der toten Maschine (Gleichung 2).

In einer gepanzerten Gesellschaft hingegen identifiziert sich der Mensch mit der Maschine und wird selbst zur Maschine (Gleichung 1). Gleichzeitig verliert er jede Kontrolle über die Maschine (Gleichung 2).

Darüber hinaus gibt es in der Energontheorie keinen Unterschied zwischen materiellen Werkzeugen (Hammer, Auto, PC, etc.) und immateriellen Werkzeugen (Sprache, Gesetze, Moral, Ethik, Religion, etc.). So gesehen ist in ihr durchaus Platz für das Über-Ich und Charakterpanzer bzw. natürlich Kritik am Über-Ich und am Charakterpanzer, was die obigen orgonometrischen Erörterungen weiter vertieft.

Der Energontheorie zufolge besteht kein funktioneller Unterschied zwischen der Schutzvorrichtung eines Igels (Stacheln) und der eines Kaninchens (die immaterielle Verhaltensvorschrift „Lauf weg!“). Es ist letztendlich gleichgültig ob der Gendarm real vor mir steht oder immateriell in meiner Brust steckt (vgl. Der Einzige und sein Eigentum, Reclam, S. 55).

Wie sich vom Über-Ich, dem „Gendarmen in der Brust“ befreien? In Begriffen der Energontheorie: im Rahmen einer Funktionserweiterung. Wir sind einerseits Tiere (Metazoen, die aus Keimzellen hervorgegangen sind), andererseits wiederum selbst Keimzellen von Hyperzellern. Wir haben die Welt erschaffen, die uns umgibt. Wie haben wir das gemacht? Mit unseren Händen, die ursprünglich dazu geschaffen waren, um sich an Äste zu klammern, und mit unserem Gehirn, das ursprünglich dazu geschaffen war, uns zu intelligenten Tieren zu machen, die das natürliche Nahrungsangebot optimal ausnutzen können. Durch Funktionserweiterung dieser beiden Organe wurden wir zu Keimzellen von Hyperzellern – und im Laufe der Entwicklung wurden wir zu Sklaven unserer von uns erschaffenen Umgebung. Aber genauso, wie wir das Gehirn für die Entwicklung von zusätzlichen Organen (vom Hammer bis zum Space Shuttle, von der Sprache bis zur höheren Mathematik) „mißbrauchten“, steht es uns frei im Rahmen einer weiteren Funktionserweiterung des Gehirns uns kritisch mit unserer Lage auseinanderzusetzen und uns von unseren zusätzlichen Organen, insbesondere dem Über-Ich, wieder zu distanzieren, bzw. sie ganz abzustoßen.

Hass hat uns gelehrt, unsere Ehrfurcht vor der Lebensentfaltung zu überwinden: das, was ist und was „natürlich“ ist, muß nicht gut sein. Gut für wen? Für die Hyperzeller (Wirtschaft und Staat). Nicht gut für wen? Für den nackten Menschen, für den Egoisten, für den Einzigen, für das Menschentier. Das bedeutet nicht ein Zurück zur Natur, sondern: die Lebensentfaltung hat uns, hat mir zu dienen.

Ich möchte nie mehr auf das zusätzliche Organ Computer und Internet verzichten – sehr wohl aber auf das Über-Ich. Wie sieht dieses ominöse „Über-Ich“ aktuell aus? Wie werden unsere Kinder im Interesse der Hyperzeller bzw. des Lebensstroms, den sie fortsetzen, verformt? Es liegt im Interesse der Lebensentfaltung, daß sie selbstvergessene, konsumorientierte, unkritische RTL-Gucker werden, die sich einbilden Egoisten zu sein, in Wirklichkeit aber einzig und allein dem Egoismus der Lebensentfaltung dienen. Der größte Feind dieser über die Keimzellen der Hyperzeller hinwegströmenden Lebensentfaltung sind kritische „Egoisten“, die ihre Stellung im Rahmen der Lebensentfaltung kennen. Aus energontheoretischer Sicht sind sie die Stimme der Keimzelle(n) der Hyperzeller. Beispielseise hatte Max Stirner eine recht gute Vorstellung von der Lebensentfaltung in Gestalt der Philosophie Hegels („die Entfaltung des absoluten Geistes“).

Betrachten wir doch einmal Stirners Leben und Werk aus energontheoretischer Sicht: Damals waren Staaten entweder Berufskörper des jeweiligen Königs (wie im absolutistischen Frankreich: „der Staat bin ich“ – so wie der Handwerker sagt: „die Firma bin ich“) oder gigantische Erwerbsorganisationen, etwa Preußen, wo sich der König als erster und höchster Diener des Staates verstand. Hegel war der Ideologe dieser Erwerbsorganisation, in der der Bürger zum Rädchen im Getriebe wird und von Kindheit so gedrillt wird, bis er schließlich „den Gendarmen in seiner Brust hat“. Auch Stirner wurde da hineingepreßt und sollte als Lehrer aus freien Menschentieren Zellen des Hyperzellers „Preußen“ machen. Dagegen empörte er sich in Funktionserweiterung dessen, was er gelernt hatte. Leider blieb seine Argumentation größtenteils „geistesgeschichtlich“. Dagegen stellte Marx sein „materialistisches“ Programm, – das aber nicht viel mehr war als doch nur wieder Hegel.

Stirners „Verein der Egoisten“ ist nichts anderes als eine Ansammlung von Keimzellen, die sich von ihren Hyperzellern emanzipiert haben und mit ihren zusätzlichen Organen wieder frei umgehen.

Stirner stellt (ganz im Sinne von Hans Hass) das Recht (also gewisserweise das „Über-Ich“ der Gesellschaft) als „zusätzliches Organ“ (sozusagen ein immaterielles Werkzeug) dar, daß sich gegen seinen eigenen Schöpfer wendet, ihm sozusagen über den Kopf wächst:

Der Gedanke des Rechts ist ursprünglich mein Gedanke oder er hat seinen Ursprung in Mir. Ist er aber aus Mir entsprungen, ist das „Wort“ heraus, so ist es „Fleisch geworden“, eine fixe Idee. Ich komme nun von dem Gedanken nicht mehr los; wie Ich Mich drehe, er steht vor Mir. So sind die Menschen des Gedankens „Recht“, den sie selber erschufen, nicht wieder Meister geworden: die Kreatur geht mit ihnen durch. Das ist das absolute Recht, das von Mir absolvierte oder abgelöste. Wir können es, indem Wir‘s als absolutes verehren, nicht wieder aufzehren, und es benimmt Uns die Schöpferkraft; das Geschöpf ist mehr als der Schöpfer, ist „an und für sich“. (Der Einzige und sein Eigentum, S. 225)

„Das Recht ist der Geist der Gesellschaft“ (Der Einzige und sein Eigentum, S. 204) – und stempelt mich zum Verbrecher, wenn ich ich bin. Das Recht, ursprünglich ein Interessenausgleich zwischen Individuen, ein Werkzeug meiner Macht, wurde zu einer heiligen fixen Idee, die mich, ihren Schöpfer, auslöschen will. – Die Energontheorie beschreibt nichts anderes: der Mensch erschuf sich seine Umwelt, um leben zu können und brachte es zu einer ungeheuren Machtsteigerung – nur um festzustellen, daß sich alles gegen ihn, den Schöpfer, wendet; manipuliert, abhängig und kurz vor der Auslöschung. – Was bei Stirner der „Einzige“ ist, ist bei Hass die „Keimzelle Mensch“.

Wie drückt man diese Gewalt nun verkehrterweise aus? Man sagt, Ich habe ein Recht auf diesen Baum, oder er sei mein rechtliches Eigentum. Erworben also habe Ich ihn durch Gewalt. Daß die Gewalt fortdauern müsse, damit er auch behauptet werde, oder besser: daß die Gewalt nicht ein für sich Existierendes sei, sondern lediglich im gewaltigen Ich, in Mir, dem Gewaltigen, Existenz habe, das wird vergessen. Die Gewalt wird, wie andere meiner Eigenschaften, z.B. die Menschlichkeit, Majestät usw., zu einem Fürsichseienden erhoben, so daß sie noch existiert, wenn sie längst nicht mehr meine Gewalt ist. Derart ist ein Gespenst verwandelt, ist die Gewalt das – Recht. Diese verewigte Gewalt erlischt selbst mit meinem Tode nicht, sondern wird übertragen oder „vererbt“. (Der Einzige und sein Eigentum, S. 307)

Das entspricht ganz der Panzerung, die ja in der individuellen Geschichte des Menschen am Anfang auch eine rationale Schutzfunktion hatte, d.h. anfänglich ebenfalls sozusagen ein „zusätzliches Organ“ war, dann aber außer Kontrolle geriet: wir haben keine Panzerung mehr, wir sind Panzerung, d.h. wir „haben“ einen Charakter. Ausgeweitet auf die Gesellschaft ist das die jeweilige „Kultur“, die von Generation zu Generation weitergetragen wird.

Seitdem die Abstammung des Menschen aus primitiveren Lebensformen erwiesen sei, liege, so Hass, ein „natürliches und neutrales“ Bezugssystem vor. So wie aus der Lebensentwicklung

jede neue Struktur, jedes neue Phänomen hervorgegangen ist – so sollten auch die Begriffssysteme aller Spezialwissenschaften auf die gemeinsame Wurzel dieser Entwicklung zurückgehen. (…) Es wird nur allzuleicht übersehen, daß (die) Begriffe das höchst persönliche Werk des Menschen sind – nicht aber notwendigerweise ein Spiegel der Wirklichkeit. (…) Diese „Schubladen“, die über Erziehung und Tradition von einem Gehirn auf das nächste übertragen werden, machen uns leicht glauben, daß die Erscheinungen, die in ihnen zusammengefaßt sind, von Natur her zusammengehören, daß diese Einheiten also das „Wesen“ dieser Welt kennzeichnen. Das tun sie aber nur beschränkt – denn jeder Begriff ist bloß eine uns dienliche Einrichtung, ein Werkzeug unseres Geistes – jeder von ihnen, mit einem Wortsymbol versehen, ist ein uns dienender Funktionsträger und in diesem Sinn auch wieder ein erworbenes – ein „künstliches“ Organ. Und (…) hier besteht die Gefahr, daß aus Dienern Herren werden, indem sich diese Schubladen nicht mehr wirklich unseren Zwecken unterwerfen, sondern höchst selbstsüchtig unsere Gedanken in ihre Schablone pressen. (…) Wir brauchen (Worte), wir können ohne sie nicht denken – aber man muß ihnen mit äußerstem Mißtrauen begegnen. (…) Das junge, sich erst bildende Gehirn ist in dieser Hinsicht noch frei und unbehindert. Es kann jeden dieser Diener erst prüfen, ehe es sich ihm anvertraut.

Hass stimmt hier vollkommen mit Stirner überein, d.h. die „emanzipatorischen“ Implikationen sind bei beidem identisch. Stirner:

Begriffe sollen überall entscheiden, Begriffe das Leben regeln, Begriffe herrschen. (…) Nach Begriffen wird alles abgeleiert, und der wirkliche Mensch, d.h. Ich werde nach diesen Begriffsgesetzen zu leben gezwungen. (…) Eine unzählige Menge von Begriffen schwirren in den Köpfen umher, und was tun die Weiterstrebenden? Sie negieren diese Begriffe, um neue an deren Stelle zu bringen! (…) So schreitet die Begriffsverwirrung vorwärts. (Der Einzige und sein Eigentum, S. 104f)

Es geht um eine zweifache „Götzendämmerung“: einerseits um die erörterte Befreiung von der Knechtung durch Begriffe, die von unseren zusätzlichen Organen, sich zu Herren über uns aufgeschwungen haben und andererseits um die Empörung gegen jenen Entfaltungsstrom, dessen willenlose Werkzeuge wir bisher waren, der aber doch nur aufgrund unserer Anstrengung leben kann.