Posts Tagged ‘Soziale Demokratie’

Die faschistische Partei Wilhelm Reichs (Teil 5)

22. Januar 2025

Aktuell wird diskutiert, ob Hitler und Konsorten „links“ waren oder gar Kommunisten. Dabei argumentiert man, etwa Leute wie Weigel und Krall, vor allem wirtschaftlich. Nicht ohne Grund habe es „nationalsozialistische Arbeiterpartei“ geheißen und habe Hitler intern Stalin und seinen so überaus effektiven Staatsapparat bewundert. Hitler selbst lamentierte, sein eigener Hauptfehler sei gewesen, daß er nicht konsequenter gegen die rechte „Reaktion“ vorgegangen wäre. Betrachtet man die üblichen politischen Koordinatensysteme mit Autoritarismus-Libertarismus-Achsen, Etatismus-Anarchie-Achsen etc. kann man aus Hitler einen „Etatisten“ machen, indem man auf die Planwirtschaft verweist, oder einen „Libertären“, wenn der Fokus auf dessen dezidierte Verachtung für den Staatsapparat gerichtet wird, der die biologische Auslese hintertreibe. Nie herrschte mehr bewußt erzeugte administrative Anarchie als unter Hitler! Der Stärkere sollte sich durchsetzen, „das Lebensvolle und Aufstrebende“ vor dem alles erstickenden „jüdischen Gesetz“ bewahrt werden. Tatsächlich sind beim Nationalsozialismus viele antiautoritäre Züge bemerkenswert. Es war vor allem eine Jugendbewegung, sowohl von der historischen „Jugend- und Lebensreformbewegung“ von Anfang des 20sten Jahrhunderts her als auch angesichts des geringen Altersdurchschnitts des Führungspersonals bis hin zur organisierten Despotenzierung der elterlichen, kirchlichen und allgemein traditionellen Autorität. Ganz zu schweigen vom mehr untergründig als offen propagierten „Neuheidentum“.

Reich stand in den gleichen beiden Traditionssträngen, was allein schon ersichtlich ist, wenn man ganz naiv die Propaganda des Austromarxismus, der KPÖ, der KPD und der linkssozialistischen Kleinparteien auf sich wirken läßt und mit der der NSDAP vergleicht. Alle schwärmten von einer sozialistischen Zukunft, „mit uns zieht die neue Zeit“, Befreiung von alten Fesseln etc. Das sah man noch seltsam ungebrochen nach dem Zweiten Weltkrieg im Übergang von der NSDAP zur SED und von der Hitler-Jugend zur Freien Deutsche Jugend:

Es galt aus der rein formalen „bürgerlichen Demokratie“ eine wirkliche, das ganze Leben durchdringende „soziale Demokratie“ zu machen. Frei nach Reichs kurzzeitiger Wiener Zeitung von 1930 sollten „revolutionäre Sozialdemokraten“ den wirklichen Sozialismus errichten, d.h. die Demokratisierung nicht nur des politischen, sondern vor allem auch des wirtschaftlichen Systems. Dies sollte einhergehen, man lese nur Reichs Die sexuelle Revolution (der ich obiges Schema entnommen habe), mit der Lösung von Liebe und Sexualität von der vor allem wirtschaftlichen Institution Ehe (bzw. das, was Reich als „Zwangsehe“ bezeichnete) und vor allen von der Lösung der Kindererziehung von der Familie (bzw. der „Zwangsfamilie“). Bei Reich selbst wurden daraus die beiden Konzepte „Arbeitsdemokratie“ und „Kinder der Zukunft“, in der DDR Ulbrichts immer neue Versuche, die Planwirtschaft effektiv zu machen, bis hin zu kybernetischen Modellen, und in der DDR Honeckers das Programm einer „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ – und Kinderkrippen… In diesem Zusammenhang lohnt es sich wirklich Andreas Peglaus monomentales Werk Unpolitische Wissenschaft? von vorne bis hinten durchzulesen; Peglau, ein Reichianer mit DDR-Sozialisation, der immer noch von den „alten Idealen“ träumt.

Jenseits aller politischen Polemik und des „Jetzt habe ich dich!“ und billigen Bloßstellungen durch historische Gleichsetzung durchzieht all dies (SPD, KPD, NSDAP, SED, Die Grünen) ein Motiv, das Reich 1942 in Die Funktion des Orgasmus als (mißglückte) „biologische Revolution“ bezeichnet hat: die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit (letztendlich Freiheit von der einschränkenden Panzerung) und die gleichzeitige Angst vor der Freiheit (das „Abbiegen“ im obigen Schema), die solche durch und durch groteske Gestalten wie Adolf Hitler und Rudolf Habeck möglich gemacht hat.

Um zur Anfangsfrage zurückzukehren: Rechter (schwarzer) Faschismus ist, wenn sich Reaktionäre, die rechts von extremen Konservativen stehen, sozialistische Ideen aneignen und mit dem spielen, was Reich als „sozialistische Sehnsucht der Massen“ bezeichnet hat. Linker (roter) Faschismus ist, wenn der Antiautoritarismus der Massen in einen voluntaristischen, d.h. korrupten etatistischen Neofeudalismus umbiegt – und der neue Führer bei piratigen Aktionen auf Siegestore projiziert wird: „Ein Mensch. Ein Wort“

Der linke Reich: Die Schwarzen haben Amerika aufgebaut, die Türken Deutschland wiederaufgebaut und den Arbeitern sollte das gehören, was sie produziert haben

13. November 2021

Reich ging es stets, wie eine Kapitelüberschrift in Was ist Klassenbewußtsein? lautet, um die „Inbesitznahme des eigenen Besitzes“. In Amerika fragte er sich, warum die Arbeiter nicht selbst die Herrschaft über die Produktionsmittel übernehmen, was über das Aktienrecht durchaus möglich gewesen wäre. Er schrieb das ihrer „Freiheitsunfähigkeit“ zu, ihrer biophysischen Panzerung, die sie zum „Sitzen“ zwingt. Zwanzig Jahre zuvor hatte er dies noch ihrem mangelnden „Bewußtsein“ zugeschrieben, also einer weit einfacher zu handhabenden Störung. Davon abgesehen hat er seine Meinung aber nie grundlegend geändert. So schrieb er 1934:

Es ist klar, daß es keine Führung je geben kann, die alles überblicken und dirigieren könnte, was das gesellschaftliche Leben an zu bewältigenden Problemen und Aufgaben hervorbringt. Das bringt nur die bürgerliche Diktatur zustande, weil sie die Bedürfnisse der Massen nicht in Rechnung stellt, weil sie gerade auf der scheinbaren Bedürfnislosigkeit der Masse und auf deren politischer Stumpfheit ruht. Im heutigen kapitalistischen System ist die Arbeit längst vergesellschaftet, nur die Aneignung der Produkte ist eine private des Unternehmers.
Die soziale Revolution will etwa die Großbetriebe sozialisieren, das heißt, sie der Selbstverwaltung der Arbeiter dieser Betriebe übergeben. Wir wissen wie schwer die Sowjetunion im Anfang und auch heute mit dieser Selbstverwaltung zu ringen hat. Die revolutionäre Arbeit in den Betrieben kann nur erfolgreich sein, wenn sie das Interesse des Arbeiters für den Betrieb weckt, als sachliches Interesse an der Produktion, und an diesem Interesse ansetzt. Der Arbeiter hat aber kein Interesse am Betrieb als solchem, schon gar nicht am Betrieb in seiner heutigen Form. Ihn revolutionäres Interesse am Betrieb schon heute zu gewinnen, muß er diesen sich schon jetzt im Kapitalismus als ihm selbst gehörig zunächst vorstellen. In den Belegschaften muß das Bewußtsein geweckt werden, daß der Betrieb und seine Führung auf Grund ihrer Arbeit ihnen und nur ihnen zusteht; daß dieses Recht, das derzeit der Kapitalist für sich in Anspruch nimmt, mit vielen Pflichten verbunden ist, daß man über Betriebslenkung, Betriebsorganisation etc. Bescheid wissen muß, wenn man sein eigentlicher Herr ist. Es muß klar in der Propaganda zum Ausdruck kommen, daß der eigentliche Herr des Betriebes nicht der gegenwärtige Besitzer des Kapitals und der Produktionsmittel, sondern die Arbeiterschaft ist. Es ist massenpsychologisch ein großer Unterschied, ob wir sagen: „Wir enteignen den Großkapitalisten“, oder ob wir sagen: „Wir nehmen unser Eigentum in unseren rechtmäßigen Besitz“. Im ersten Falle reagiert der durchschnittliche unpolitische oder politisch verbildete Industriearbeiter auf die Enteignungsparole mit einem Schuldgefühl und einer Hemmung, als ob er sich fremden Besitz aneignete. Im zweiten Falle wird er sich seiner, auf Grund seiner Arbeit, gesetzmäßigen Eigentümerschaft bewußt, und die bürgerliche Ideologie von der „Unantastbarkeit des Privateigentums“ an den Produktionsmitteln verliert ihre Gewalt über die Massen. Denn nicht, daß die herrschende Klasse eine derartige Ideologie verbreitet und verteidigt, ist das Problem, sondern daß und weshalb die Masse davon ergriffen wird und sie bejaht.
Sollte es eine revolutionäre Organisation nicht Zustandebringen, der Belegschaft der Betriebe beizubringen, daß sie die rechtmäßige Herrin ist und sich schon jetzt um ihre Aufgaben zu kümmern hat? So wie sich die kleinbürgerlichen Kaufmannsfrauen und die Arbeiterinnen in den Sex-Pol-Gruppen darüber eingehend klar zu werden versuchten, wie man eigentlich die Erziehung der Kinder am besten gestalten, die Hausarbeit am praktischsten einrichten könnte, ob es nicht vorteilhafter sei, in einem Wohnblock eine kollektive Küche einzurichten, so können, werden und müssen die Belegschaften schon jetzt die Vorbereitung für die Übernahme der Betriebe treffen. Sie müssen ganz aus Eignem überlegen, sich schulen, verstehen, was alles notwendig ist und wie es am besten einzurichten wäre. (…) Der realen Übernahme der Macht in den Betrieben durch die Belegschaften muß die ideelle Übernahme der Macht durch konkrete Vorbereitung vorangehen. (…) Dies und nur dies heißt „Weckung des Klassenbewußtseins“. Die revolutionäre Parteiführung hat keine andere Aufgabe und kann keine andere haben, als diesen Vorstufen der revolutionären sozialen Demokratie nach der Machtergreifung zur restlosen Klarheit zu verhelfen, die Vorbereitungen zu lenken, mit dem größeren Wissen nachzuhelfen. Derart in die konkrete Arbeit einbezogen, wird jeder Arbeiter sich als eigentlicher Herr des Betriebs fühlen und den Unternehmer nicht mehr als Lohngeber, sondern als Ausbeuter seiner Arbeitskraft empfinden. (…) Er wird kämpfen für eigene Interessen, mehr, er wird lendenlahmen Führungen den Streik aufzwingen und sie beseitigen, wenn sie versagen. Die revolutionäre Propaganda war im wesentlichen nur eine negative Kritik; sie muß es lernen, außerdem aufbauend, vorbereitend, positiv zu sein. (Was ist Klassenbewußtsein? S. 63f)

Es ist offensichtlich, daß bereits angesichts dieser Aussagen Reichs der später im Rahmen des Konzepts „Arbeitsdemokratie“ geprägter Begriff „Fachbewußtsein“ weitaus passender ist, als der Begriff „Klassenbewußtsein“. Was sich bei Reich vollends grundlegend geändert hatte, ist die Stellung zum „Klassenkampf“.

Die Linke heute, Faschisten der allerübelsten Sorte, versuchen ständig das Ressentiment „der Unterdrückten“ zu wecken, etwa indem sie behaupten, Amerika wären von den Schwarzen und Deutschland von den Türken aufgebaut worden. Bereits Mitte der 1940er Jahre hielt Reich diesem Propagandatopos entgegen:

Nichts bist du, kleiner Mann, gar nichts! Nicht du hast diese Zivilisation erbaut, sondern einige wenige deiner anständigen Herren. Du weißt ja gar nicht, was du baust, wenn du am Baugerüst stehst. Und wenn ich oder sonstwer dir sagte: „Nimm Verantwortung für den Bau“, schimpfst du mich „Verräter am Proletariat“ und rennst hinter dem Vater aller Proletarier her, der solches nicht sagt. (Rede an den kleinen Mann, S. 85)

Reich hat nichts, rein gar nichts mit den „Klassenkämpfern“ seiner Zeit, den damaligen „Befreiern des Proletariats“ zu tun, da das ganze auf Lüge und kitschiger, moralistischer Propaganda beruhte.

Anfang der 1930er Jahre beurteilte Reich das politische Geschehen nach der Fragestellung, ob der jeweilige Vorgang in „Richtung der reaktionären oder der revolutionären Entwicklung“ weist und was dabei „in den verschiedenen Schichten der Masse (vorgeht)“:

Was in ihr ist für und was ist gegen uns? Wie erlebt die breite unpolitische oder verbildete Masse die politischen Ereignisse? Wie erlebt und empfindet die Masse die revolutionäre Bewegung?
Jedes Ereignis ist widerspruchsvoll, enthält Elemente für und gegen die Revolution; Voraussehen ist nur möglich: a) durch Erfassung der Widersprüche, b) durch Aufstellung der möglichen Varianten der Entwicklung, (z.B. reaktionäre und revolutionäre Elemente im Faschismus).
Der gesellschaftliche Prozeß enthält gleichzeitig vorwärtsdrängende und zurückhaltende oder rückwärtsdrängende Kräfte; revolutionäre Arbeit ist das Erfassen beider und das Vorwärtstreiben der revolutionären Tendenzen (z.B. Hitlerjugend: sexuelle Freiheit ist vorwärts, Autoritätsgläubigkeit rückwärtsdrängende Kraft). (Was ist Klassenbewußtsein? S. 66)

Es ist offensichtlich, daß diese Fragen weitaus besser und fruchtbringender in einem vollständig anderen Bezugsrahmen als der Marxistischen „Klassenanalyse“ beantwortet werden können, nämlich in dem Dreischichten-Modell der menschlichen Charakterstruktur, wie Reich es ein Jahrzehnt nach Was ist Klassenbewußtsein? in der Neufassung von Die Massenpsychologie des Faschismus vorstellen sollte.

Arbeitsdemokratie, Emotionelle Pest und Sozialismus (Teil 32)

11. März 2021

Es gibt einen profunden Unterschied zwischen der Sexualität einer Hysterikerin, die sich „sexuell befreit“ gibt, und einer richtigen, d.h. „tiefen“ Frau, die sich kühl und sachlich gibt. Ähnlich ist auch die „Progressivität“ der Linken und die „Rigidität“ der Rechten zu bewerten. Hinter dem ersten verbirgt sich doch nur Angst vor wirklichem Fortschritt, vor Bewegung, vor wirklicher Lebensfreude, während im zweiten Fall wenigstens noch ein genuines Potential für Bewegung vorhanden ist.

Dies hat sehr viel mit dem Problem der Kontaktlosigkeit zu tun. Wer war denn für die Freigabe der Pornographie in den 1970er Jahren? Und wer hatte mehr Kontakt zum gesunden Wesenskern, jene die „progressiv“ für die Freigabe waren oder jene die „rigide“ dagegen waren?

Rebellion führt zu nichts! Das ist wie in der „Primärtherapie“: du schreist und strampelst – und die Panzerung verschlimmert sich! Kontakt ist das Zauberwort sowohl in der Orgontherapie als auch in der Befreiung der Gesellschaft. Und hier halte ich von den linken „Emanzipationsbewegungen“ genausowenig wie von wilden „Reichianischen“ Therapeuten.

Dabei hebt niemand den Konservativen in den Himmel. Sicherlich nicht Elsworth F. Baker und Charles Konia, wäre ja auch schlecht möglich, da Reich so viel über und gegen den Konservativen geschrieben hat – und ich sehe nicht, wo dies in der neueren Orgonomie zurückgenommen wurde. Nur ist die Kritik an den Konservativen mittlerweile Allgemeingut. Und da dies so ist, ist es wohl nötig, daß auch endlich mal den „guten Menschen“ die Maske vom Gesicht gerissen wird. Es ist wirklich nicht sehr originell heutzutage auf den Konservativen einzudreschen!

Was die Begriffe „Liberaler“ und „Konservativer“ betrifft: was soll man denn sonst für Begriffe nehmen? Mit diesen allgemeinen Termini kann man sich wenigstens noch der Umwelt verständlich machen, während orgonomische Begriffe (z.B. „Fassaden-Charakter“ und „verzerrter Kernkontakt-Charakter“) uns halt auf orgonomische Zirkel beschränken würde. Und so schlecht ist der Begriff „Liberaler“ gar nicht. Max Stirner benutzt ihn z.B. orgonomisch ziemlich korrekt:

  1. den politischen Liberalismus [heute würde man wohl von „Nationalliberalismus“ sprechen]: der „die Völker“ durch Knechtung des Einzelnen unter die Staatsidee erzeugt;
  2. den sozialen Liberalismus: der die „Gerechtigkeit“ dadurch erzwingt, daß allen das Eigentum genommen wird und alle „gleiche Lumpe“ werden; und
  3. den humanen Liberalismus: der die „Menschlichkeit“ dadurch erzwingt, daß er alles Individuelle negiert.

Kurz: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Und wofür steht die Rechte?

  1. für die Unfreiheit, die dem Einzelnen ermöglicht frei zu sein, da er nicht für die Sache der „Freiheit“ einstehen muß, sondern für sich – also frei sein kann;
  2. für die Ungleichheit, d.h. es gibt nicht das Eigentum, das niemandem gehört, sondern viele Eigentümer;
  3. für die Inhumanität, d.h. es gibt nicht den Menschen, sondern die Menschen dürfen sie selber sein.
  4. Was ist denn so schrecklich Schlimmes am Kommunismus?

    Was ist denn so arbeitsdemokratisch am konservativen Lebensentwurf?

    Für uns Deutsche ist es trotz der Erfahrung mit der Mauer sehr schwer antikommunistisch zu sein. Erst mal wegen der Nazis („zuerst holten sie die Kommunisten und dann die Juden… und ich schwieg“) und dann auch, weil wir wegen unserer geographischen und geschichtlichen Lage mit den Regierungen des Ostens zusammenarbeiten mußten. So verdrängten wir den satanischen Charakter des Kommunismus aus unserem Blickfeld. Dieser läßt sich zwiefach festmachen:

    1. Von Hegel über Marx zu Stalin ging es immer zentral um einen Mythos (der nicht nur marginal rassistisch ist – besonders bei Marx): die Judenherrschaft muß gebrochen werden, um einerseits die „Anarchie“ (es wird ohne Plan produziert und konsumiert) zu brechen und andererseits die geknechtete Arbeit zu befreien. Dieses mythologische Grundmuster ist der Ausgangspunkt für alle möglichen pestilenten Projektionen. Jerome Eden hat dies sehr schön in Die kosmische Revolution dargelegt: man projiziert das eigene DOR (die Panzerung) nach draußen und versucht es auf dem sozialen Schauplatz zu bekämpfen. Bei manchen „Reichianern“ wird dies sogar explizit: Kapitalismus = Panzerung.
    2. Die KP ist im engsten Sinne des Wortes eine kriminelle Vereinigung. Da gibt es verblüffende Parallelen zur Mafia, die ja auch als eine Art von „Befreiungsorganisation“ angefangen hat. Und genauso wie in Filmen wie Der Pate geradezu Propaganda für das „romantische Verbrechen“ gemacht wird, leistet die Linke der KP Schützenhilfe. In Rußland hat sich die kommunistische Herrschaft in eine der mafiösen Oligarchen verwandelt und in China ist die KP selbst nichts anderes als die Mafia. Das erinnert einen an die geschniegelten Mafia-Manager in den USA, die ins normale Wirtschaftsleben ein Standbein hineinbekommen wollen (Der Pate, Teil 2 und 3).

    Beides, der „psychomagische“ und „quasireligiöse“ Hintergrund hier und das Parasitentum dort, kennzeichnet den Kommunismus: beides kann man letztlich nur als „Projektionsmechanismus in DORifizierten Organismen“ und als „Umsichgreifen des DORs“ verstehen (Subversion).

    Und grade hier klinkt sich der liberale Charakter ein, der gegen das Bestehende (seine Eltern) rebelliert. Der konservative Charakter tut dies nicht, er identifiziert sich mit seinem Hintergrund.

    Das erklärt auch, warum ich für eine „konservative Wende“ bin:

    Wir haben nichts mehr zu fürchten, als das Chaos, d.h. die Zerstörung der Lebensenergie durch das DOR: Pornographie im weitesten Sinne (die Linke war immer dafür), Drogen, Rebellion und das Verkünden von Wahrheiten ohne die Gegenwahrheiten zu erwägen. Wird dies nicht eingedämmt und sprießen Die Grünen weiter, haben wir bald entweder eine Gegenreaktion a la LePen oder eine „grüne“ Diktatur über Europa, die dann zur Errichtung der „sozialen Demokratie“ als Übergang zum Sozialismus führen würde. Und das wäre das Ende der Arbeitsdemokratie, die im Grunde nur eins ist: Verantwortung für sich selbst, damit Verantwortung für die die man liebt, damit Verantwortung für alle Menschen und damit Verantwortung für die Natur. Dies sind alles spezifisch konservierende bzw. „konservative“ Werte.

    Und wofür steht der Sozialismus? Für Verantwortungslosigkeit auf jeder Ebene: ich erinnere an Tschernobyl. Dem wird entgegengehalten, man könnte mit dieser einseitigen Parteinahme „innerhalb der Falle“ nicht einverstanden sein, weil man gegen JEDE Lebensverneinung sei. Gut, heißt das, daß du in Polen nicht für die Solidarnosc eingetreten wärst, weil die Katholische Kirche zutiefst lebensfeindlich ist? Das Fatale an einer solchen kompromißlos „lebenspositiven“ Haltung ist doch, daß sie letztlich nur der Lebensfeindlichkeit gute Dienste leistet, also hier der KP.

Wilhelm Reich und die Überwindung der Gesellschaftspolitik

29. August 2018

Ursprünglich, d.h. zu Zeiten der „Sexpol“ kämpfte Reich dafür, daß die Gesellschaft die Voraussetzung für die sexuelle Freiheit der Massen, d.h. für ihr Lebensglück schafft, damit diese dann eine freiheitlichere Charakterstruktur ausbilden.

Später, angefangen mit seinen Überlegungen zur „Arbeitsdemokratie“ Ende der 1930er Jahre, kam Reich zu dem Schluß, daß genau umgekehrt die Massen diese Voraussetzungen erschaffen (nicht etwa „erstreiten“) müssen.

Es bringt nichts von außen auf die Menschen einzuwirken. Es bringt auch nichts, daß die Menschen an eine „obere“ Instanz appellieren oder gegen diese aufstehen, also ihre vermeintlichen Rechte „erstreiten“. Nein, die Massen müssen erkennen, daß sie von jeher alles in der Hand haben und daß deshalb jedwede Veränderung nur von ihnen selbst, ihrer Initiative und ihrer Expertise ausgehen kann, von innen nicht von außen. (Entsprechend ist Orgontherapie keine „Psychotherapie“ im üblichen Sinne, schon gar keine „Körpertherapie“, sondern schlicht die Aktivierung der SELBSTregulation.) Von daher ist jede „Gesellschaftspolitik“ von Übel und muß durch einen vollkommen anderen Ansatz ersetzt werden. Diesen versucht der Orgonom Charles Konia herauszuarbeiten.

Zur Illustration morgen entsprechende Texte von ihm.

Soziale Demokratie und Arbeitsdemokratie

27. November 2016

Im Rahmen der Aufarbeitung von Reichs Gesamtwerk, und nicht zuletzt infolge der Öffnung des Reich-Archivs im Jahre 2007, sind Bestrebungen imgange Reichs Konzept „Arbeitsdemokratie“ mit den linken Konzepten einer „sozialem Demokratie“ zu verknüpfen, wie sie seit Anfang des 19. Jahrhunderts von Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchisten entworfen wurden. Reich war schließlich in der „sozialen Demokratie“ des „Austromarxismus“, der kommunistischen Massenparteien (jedenfalls war die KPD eine und vieles war wie ein Probelauf der späteren „DDR“) und der linkssozialistischen Splittergruppen im Skandinavischen Exil politisch sozialisiert worden. Sie alle sahen sich als die einzig konsequenten „Sozial-Demokraten“, im Gegensatz zur rein formalen Demokratie bürgerlicher Provenienz.

Leider ist die Vorstellung, daß die Arbeitsdemokratie in irgendeiner Weise eine Fortführung der sozialen Demokratie sei, irreführend. In der sozialen Demokratie geht es nämlich

  1. um die Demokratisierung aller Lebensbereiche („Demokratie darf am Werkstor nicht aufhören!“),
  2. die Durchsetzung von Interessen mit demokratischen Mitteln („Frauenbewegung“, „Schwulenbewegung“, „zivilgesellschaftliches Engagement“, etc.) und
  3. die Ersetzung der üblichen bürgerlichen Politik, bei der es nur um „harte Themen“ geht (Handelsabkommen, Militärfragen, Fragen der Staatsorganisation, etc.), durch Gesellschaftspolitik, bei der es um „weiche Fragen“ geht, etwa um das Familienleben, insbesondere aber um die Frage der „sozialen Gerechtigkeit“.

Man muß diese drei Punkte nur kurz überfliegen, um sofort zu sehen, daß sie das genaue Gegenteil der Arbeitsdemokratie darstellen, nämlich ein Agierfeld der Emotionellen Pest. Das fängt damit an, daß der Schriftsetzer mitbestimmen will, was der Redakteur in der Zeitung abdruckt. Eine krassere Negierung der Arbeitsdemokratie kann man sich kaum vorstellen! Quer zu allen Arbeitsbeziehungen werden die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Vorlieben, etc. gegeneinander in Position gebracht und damit die Arbeitsdemokratie ebenfalls im Kern angegriffen. Ähnlich ist es damit bestellt, wenn sich die Politik in jeden Bereich der Gesellschaft einmischt. Beispielsweise werden Frauen gedrängt, ihre Kinder so früh wie nur irgendmöglich Kinderkrippen zu überantworten, um wieder für den Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Mit immer neuen Vorgaben, wird es den Ärzten praktisch unmöglich gemacht, ihren Beruf vernünftig (d.h. arbeitsdemokratisch) nachzugehen – und so in praktisch allen Berufen.