Posts Tagged ‘Aufklärer’

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 83)

3. Oktober 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Ausgerechnet Edmund Burke hat, Murray Rothbard zufolge, „vielleicht als erster den modernen rationalistischen und individualistischen Anarchismus zum Ausdruck gebracht“, seine anonyme „Jugendsünde“ A Vindication of Natural Society, 1756. Das galt gemeinhin als eine „eindeutige“ Satire, doch es blieb immer ein Rest von Unsicherheit und Doppelbödigkeit, der jeden Interpreten verunsichert hat. Burke erinnert mich etwas an Nietzsche, aber ich kann mir nicht recht vorstellen, daß Burke LaMettrie kannte, bzw. dessen Bedeutung erkannt hat.

Bezieht sich Burke im folgenden (u.a.) auf LaMettrie?

Da der Kontroversgeist sehr leicht auf gewaltsame Mittel denkt, so fingen sie an, sich zu einer Korrespondenz mit fremden Fürsten zu drängen in der Hoffnung, daß sie durch das Ansehen derselben, welchem sie damals auf alle Weise schmeichelten, die Änderungen, mit denen sie umgingen, zustande bringen würden. Es war ihnen völlig gleichgültig, ob diese Änderungen durch den Donnerkeil des Despotismus oder durch das Erdbeben eines Volksaufruhrs bewirkt wurden. Der Briefwechsel dieser Sekte mit dem verstorbenen König von Preußen wirft kein geringes Licht auf den eigentlichen Geist aller ihrer Unternehmungen. (Ich möchte die Gefühle des moralisch empfindenden Lesers mit keinem Zitat aus ihrer niedrigen und vulgären Sprache sowie ihren Flüchen schockieren.) (Betrachtungen, Suhrkamp 1967, S. 182).

Im Zusammenhang diskutiert Burke „das Bündnis der Gelehrten in Frankreich mit den Geldbesitzern“, also wird er kaum auf LaMettrie anspielen. Erinnert irgendwie an den Reich der 1950er Jahre: „Wall Street und Moskau“. Das wird sich wohl auf Voltaire beziehen, dessen Briefwechsel mit Friedrich II damals schon veröffentlicht wurde.

Burke, dergestalt vorher eher als „Linker“ und „klassischer Aufklärer“ bekannt, benutzte den Begriff „Vorurteil“, um seine vorgeblichen „Mitaufklärer“ zu schocken. Um was es ihn dabei wirklich ging, war eine Art „Aufklärung über die Aufklärung“: der Mensch lebt nicht im Kopf allein, man darf die irrationale Seite des Menschen nicht vergessen. Alles ganz entsprechend zu Reichs Kritik am „Vulgärmarxismus“.

Im übrigen ist mir durchaus klar, daß Burke wenig mit Reich verbindet. BSA (siehe Teil 82) und LSR nicht nur in vielem „funktionell identisch“ sind, sondern gleichzeitig auch antagonistische Gegensätze. Man nehme etwa Burkes „anti-Stirnerschen“ Ausfälle in seinen Betrachtungen:

Einer der ersten Beweggründe, eine bürgerliche Gesellschaft zu errichten, und eine der ersten Fundamentalregeln einer solchen Gesellschaft ist, daß niemand Richter in seiner eigenen Sache sein soll. Vermöge dieses Grundgesetzes entsagt jeder einzelne unmittelbar dem ersten Fundamentalrecht des unverbündeten Menschen, für sich selbst zu entscheiden und seine Sache nach eigner Willkür durchzufechten. Er entsagt allen Ansprüchen auf die natürliche, unbeschränkte Souveränität über seine Handlungen. Er gibt sogar, wenn auch nicht gänzlich, doch im großen Maße, das Recht der Selbstverteidigung, das älteste Gesetz der Natur, auf. Der Mensch kann nicht die Rechte eines ungesellschaftlichen und eines gesellschaftlichen Zustandes zu gleicher Zeit genießen. Damit nur Rechte überhaupt gelte, tut er Verzicht auf seine Befugnis zu bestimmen, was gerade in den Punkten, die für ihn die allerwesentlichsten sind, Recht ist. Damit er nur über einen Teil seiner Freiheit wahrhaft disponieren könne, legt er die ganze Masse derselben in den gemeinschaftlichen Schatz der Gesellschaft. (ebd., S. 106f)

Nun gut, daß ist gerade noch tolerabel und entspricht sogar fast wörtlich vielem, was im Journal of Orgonomy zu soziologischen Fragen zu lesen ist, es entspricht vielleicht auch dem, was Laska als „rationales Über-Ich“ bezeichnet hat… Aber es geht weiter und Burkes pessimistische Anthropologie kommt zum Vorschein, die nun wirklich mit LSR unvereinbar ist: „… Der Mensch hat ein Recht zu verlangen, daß seinen Bedürfnissen durch menschliche Weisheit abgeholfen werde. Unter diesen Bedürfnissen ist eins der dringensten, daß es für menschliche Leidenschaften, die im außergesellschaftlichen Zustande schrankenlos wüten, einen Zügel gebe“ (ebd. S. 108).

Warum ich trotzdem für BSA eintrete? Man nehme einen Mann wie den Schriftsteller Walter Kempowski (1929-2007), der als typischer „BSAler“ sich in seiner publizistischen Tätigkeit nicht für hehre Geschichtstheorien interessierte, sondern für die unendlich kostbaren Alltagserfahrungen des Mannes von der Straße. Kempowski, der als ehemaliger Lehrer aus seinem Kontakt mit dem Leben heraus gegen die ach so grandiose Bildungsreform mit ihren Lernfabriken anging – die uns nach 50 Jahren eine Generation von Vollidioten beschert! Es ist die BSA-Empörung gegen die (pseudo-) intellektuelle Schweinerei, gegen die weltfremde Infamie, gegen die hochnäsige Dummheit. Ich hätte beinahe geschrieben: „der heilige Zorn des Lebendigen“. Tatsächlich heißt ein bekanntes Buch über Burke The Rage of Edmund Burke. Es ist der Haß auf jene, die weder dieses Land lieben, noch seine Menschen und schon gar nicht die Kinder, sondern nur stur und unmenschlich ihre verqueren abstrakten Ideen von „Chancengleichheit“, „Emanzipation“, „Gender“, etc. nachgehen.

Mir geht es darum, wie man um Himmels willen LSR „legitimieren“ kann, d.h. heimisch machen kann in einer Anti-LSR-Welt. – Will ich praktisch werden? Mir geht es bei meiner Beschäftigung mit BSA um die theoretische Möglichkeit einer praktischen Durchsetzung von LSR.

Marx und Nietzsche

30. September 2023

Es wird immer wieder versucht Marx und Nietzsche zu vereinigen und so die Widersprüchlichkeiten der europäischen Aufklärung aufzulösen und auf diese Weise diese zu vollenden. Wohlan:

Was macht das Verständnis von Bernd A. Laskas LSR-Projekt so schwierig? Die vermeintlichen „Mitaufklärer“ insbesondere Stirners, haben praktisch nie mit offenen Visier gefochten, sondern fast ausschließlich hochmanipulativ. Beispielsweise hat Marx den Stirnerschen „Eigner“ nicht frontal angegriffen, sondern sozusagen von hinten rum „ent-eignet“, d.h. zu einem Ensemble klassen-gesellschaftlicher Beziehungen gemacht, während umgekehrt Nietzsche aus dem Eigner einen „Enteigner“ machte, d.h. eine Karikatur dessen, was ohnehin die Klassengesellschaft bestimmt. Bei Marx wird der Eigner zu einem „kleinbürgerlichen“ Naivling, der keine Ahnung hat, an welchen Marionettenschnüren er baumelt. Bei Nietzsche wird der Eigner zur rücksichtslosen „blonden Bestie“, die sich alles gewaltsam aneignet, aus dem angeeigneten eine neue Synthese erzwingt, um dergestalt über den Menschen hinauszuwachsen. Mit anderen Worten: es geht um Zucht und Züchtung und nicht zuletzt um Züchtigung – genauso wie beim vollkommen vergesellschafteten Menschen bei Marx.

Aber genau das ist der Stand der „Aufklärung“, wie sie heute von der meinungsbildenden „antibiologistischen“ Intellektuellenklasse vertreten wird. Es geht schlicht um die Selbstermächtigung einer Nomenklatura, die die Massen „dekonstruiert“, um sie zu einer formbaren „Masse“ zu machen. Man schaue sich doch die moderne Kindererziehung an von der Krippe an aufwärts mit all dem Vegan-, Gender-, Antirassismus- und Klimawahn und der damit einhergehenden kompletten Verblödung von neuen Generationen von „Menschen“, die immer mehr wie leere Hüllen wirken, die sich von einer kleinen Machtelite an der Nase rumführen lassen und schier ausrasten, wenn man es wagt, diese „Elite“ zu kritisieren: dann bist du ein „Schwurbler“ und Schlimmeres.

Marx reduzierte den Menschen auf den Klassenkampf, Nietzsche auf den Rassenkampf. Die Synthese aus beidem finden wir heute beispielsweise im „Intersektionalismus“ und seiner vermeintlichen Entlarvung von Klassismus, Sexismus, Rassismus, Spezie-ismus, Able-ismus etc. durch die eine Hierarchie der Opfer konstituiert wird, an deren Spitze die mittellose körperbehinderte schwarze Lesbe steht, die sich als Ozelotweibchen identifiziert und nach einem Schlaganfall nur noch maschinell unterstützt atmen und kommunizieren kann. Dabei sind die wirkliche Elite an der Spitze natürlich jene intersektionalistischen Linken, die die vermeintlich wahren Interessen dieses Transozelotcyberweibchens vertreten!

Es sind diejenigen, die noch vor wenigen Jahren ihr Zucht-, Züchtungs-, Züchtigungsprogramm offenbarten, als sie uns sagten, wir sollen uns auf eine urbanere und buntere Zukunft einstellen, in der das Zusammenleben hart und brutal sein wird und das Miteinander täglich neu ausgehandelt werden muß. Jetzt sagen sie uns ganz offen nicht nur, was wir sagen dürfen, sondern sogar was wir FÜHLEN sollen. Ich höre jetzt auf, weil ich sonst etwas schreibe, was ich bereuen werde. FUCK YOU!

Die untergründige Verachtung am Beispiel Stirner

16. September 2023

Die untergründige Verachtung am Beispiel Stirner

Die große Verachtung

25. August 2023

Es gibt gegenüber LaMettrie, Stirner und Reich eine ganz bestimmte „lächelnd herablassende“ Haltung von Menschen, die sich als „Aufklärer“ gerieren. Im Vergleich mit dem „göttlichen Marquis“ habe LaMettrie nicht die letzte Konsequenz gezogen, sondern sei nur charmant, galant, hedonistisch. Das entspricht ungefähr der Haltung Freuds gegenüber Reich, der das letztendlich Destruktive und zutiefst Perverse an den Trieben nicht habe sehen wollen. Kommt Stirner ins Spiel, werden letztendlich immer Marx oder Nietzsche bzw. eine Kombination von beiden ins Feld geführt. Doch letztendlich läßt sich der Vorwurf gegen Stirner auf ein einziges Wort kondensieren: „Kleinbürger“. Als Jugendliche hätten wir früher gesagt: „Ein blöder Wichser!“ Am Peinlichsten sei aber Naivling Reich, der früher vielleicht verklemmte Pubertierende habe ansprechen können und der sich mit dem „Orgon“ endgültig selbst trottelhaft ins Abseits gestellt habe. In jeder Hinsicht wurde er bei den „68ern“ von Marcuse und heute von Foucault obsolet gemacht, d.h. von einem Amalgam aus Sade, Marx, Nietzsche und Freud.

Ich muß bei den vermeintlich aufklärerischen Jüngern der letzten sechs immer an finster dreinschauende ganz in schwarz gekleidete Jugendliche denken, die ständig „nihilistische“ Dinge von sich geben, neuerdings sich die Genitalien amputieren lassen und von sich glauben, sie hätten die Weltläufe durchschaut. Tatsächlich ist das natürlich nur Lebensangst und die Selbstimmunisierung gegen Enttäuschung: wenn eh alles finster und scheiße ist… Das Erschreckende ist, daß dieser primitive Mechanismus nunmehr fast 300 Jahren den „kritischen“ Teil unserer Kultur bestimmt. Wenn ich die „kritische Elite“ unserer Intellektuellen anschaue, sehe ich verpeilte Rotzlöffel, die vor Lebensangst, Angst vor bioenergetischer Expansion, schlottern.

Vor LaMettrie, Stirner und Reich haben sie Angst, weil die ihre Feigheit, Heuchelei und Duckmäuserei angesichts des Lebens entlarven. Wieviel sicherer ist da doch die Feier des „Todestriebes“, wie Sade ihn betrieben hat und zu dem etwa Nietzsche in Gestalt von Schopenhauers Philosophie flüchtete. Heute bieten sich Marcuse und Foucault an.

Wie Peter den Kern des LSR-Projekts sieht

26. Juli 2023

Es gilt nicht etwa LaMettrie von der Französische Aufklärung her zu verstehen, sondern umgekehrt sind die Aufklärer, insbesondere Rousseau, dessen Einfluß bis heute gar nicht überschätzt werden kann, nur von LaMettrie her einem Begreifen zugänglich. Rousseau verdankte LaMettrie seinen gesamten revolutionären Impuls. Dieser Kern hat die Massen bewegt und gleichzeitig wurde er von Rousseau ins Gegenteil verkehrt. „Der Mensch ist gut“ und „Folge der Natur“, wurde in einen Moralterror und eine Verlogenheit umgekehrt, der bzw. die heute etwa Die Grünen umtreibt. Kinder werden indoktriniert und „gemainstreamt“ (gleichgeschaltet) und die Natur im Namen der „Natürlichkeit“ auf allen denkbaren Ebenen und in jeder denkbaren Weise Gewalt angetan.

Ähnlich ist es mit Stirner und seinen beiden „Überwindern“ Marx und Nietzsche bestellt. Erstens kann man die beiden nur von Stirner her verstehen, statt umgekehrt – wie es bis heute zu 100% versucht wurde. Genauso wie Rousseau vor ihnen haben sie die befreiende Botschaft, die ihren Philosophien erst Leben und Massenwirksamkeit einflößte, jeweils in einem wohlklingenden Wortschwall mundgerecht gemacht, verwässert und schließlich erstickt. Und zweitens haben sie sie ins genaue Gegenteil verkehrt. Der Eigner seiner selbst wird bei ihnen zu etwas, was überwunden werden muß, weil er ein „Kleinbürger“ ist! Er ist, wie bei Rousseau und Marx zu „vergesellschaften“ bzw., wie bei Rousseau und Nietzsche, muß er einer „harten Zucht“ unterzogen werden.

Bei „Vergesellschaften“ und „harter Zucht“ ließe sich auch an Hegel denken. Auch den kann man nur von Stirner her verstehen, statt umgekehrt. Aber ist das nicht sachlicher und vor allem chronologischer Unsinn, ist doch Stirner von Hegel ausgegangen? Es geht hier darum, was Hegel aus dem aufklärerischen Grundimpuls („der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“) gemacht hat: züchtigt die Kinder, auf daß sie sich dem Weltgeist anpassen!

Und genau so ist auch das Verhältnis von Freud und Reich zu verstehen: Man kann Freud nur von Reich her verstehen, egal wie widersinnig das auch auf den ersten Blick erscheinen mag! Freud hatte an die Grundlagen der Sexualverdrängung gerührt, nur um im Anschluß jeden Psychoanalytiker, der es wagte, aus der Libidotheorie die logische Konsequenz zu ziehen, nämlich Sandor Ferenczi (der seinen Vorstoß zurücknahm und sich Freud anpaßte), Otto Gross und schließlich Wilhelm Reich, umgehend mundtot zu machen. Warum und wie Freud den aufklärerischen Impuls, der ihn erst berühmt gemacht hatte, verriet und ins Gegenteil kehrte, kann man nur von Reich her verstehen.

Die, die heute Reich zu vertreten vorgeben, entlarven sich selbst, wenn sie sich auf Geistesgrößen wie Marx, Nietzsche und Freud berufen. Der Marxismus entstand als verzweifelter Versuch, die Stimme der persönlichen und gesellschaftlichen Selbstregulation zum Schweigen zu bringen und schließlich ganz zu ersticken. Nietzsche wurde einzig und allein deshalb berühmt, weil er eine Möglichkeit anbot, den sich befreienden Lebensimpuls durch hochneurotisches Geschwafel zu ersticken. Anhand von Heidegger kann man heute ungefähr nachvollziehen, wie genau das aussah. Es ist ähnlich wie bei Freud, der es verstand die sich individuell und gesellschaftliche befreiende Genitalität in einem „prägenitalen“ Psychogelaber zu ersticken. Die heutige Entsprechung wären beispielsweise Figuren wie Derrida und Foucault. Schau dir konkret einen beliebigen Marxologen, Nietzscheaner, Psychoanalytiker oder heutigen „Geisteswissenschaftler“ an und du hast plastisch vor Augen, was ich hier zu sagen versuche! Das Lebendige wird diese mediokren Schwafler hinwegfegen wie ekelhafte schwarze Schlacke im Hamburger Hafen:

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 72)

10. Juli 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Nimmt man die Darwinistische Biologie ernst, müßte die Welt ein Sade’scher Horroralptraum sein voller „militärisch“ mißgestalteter und übelriechender hochtoxischer Freßroboter, die sich gegenseitig massakrieren. In Teilbereichen ist es ja tatsächlich so und übertriebene Naturromantik ist unangebracht. In Bambi haben sich fiese Parasiten eingenistet und auf der nächsten Lichtung wird es von einem Wolfrudel zerfleischt werden. Selbst ein ach so romantischer lichter Wald beruht darauf, daß sich die Bäume gegenseitig das Licht nahmen und zum verdorren brachten und mit chemischen Waffen den Boden für Konkurrenten vergifteten. The suvival of the fittest!

Diese, for lack of a better term, „mechanische Biologie“ entspricht eins zu eins dem Kapitalismus. Ich kaufe eine Firma, zerschlage sie und verkaufe die Firmenkadaver mit Profit und kriege noch eine fette Provision von der Konkurrenz. Das gewonnene Geld investiere ich dann in Waffen-, Drogen- und Organhandel.

Tatsächlich sieht die Realität aber etwas differenzierter aus: der Wald, wirklich jedes einzelne Blatt und jedes einzelne Tier und seine Organe sind orgonomförmig („bohnenförmig“) und pulsieren orgonotisch. Synergien, Kooperation, Erstrahlung und orgonotische Anziehung bestimmen das Bild. Im gesellschaftlichen Bereich entspricht das der Arbeitsdemokratie. Genauso im menschlichen Sexualleben. Natürlich wird es von Darwinistischen, evolutionsbiologischen Mechanismen bestimmt. Frauen sind in dieser Hinsicht unerbittlich, ohne es bewußt zu wollen. Reine Marionetten ihrer egoistischen Gene.

Doch, wieder, so kann die Natur auf allen diesen Ebenen („Wald“, Ökonomie, Sexualleben) nicht wirklich funktionieren. Es käme, als Physiker gesprochen, zu einer „Ultraviolettkatastrophe“, d.h. nach den Gesetzen der Thermodynamik bzw. einfach nach der energetischen Effizienz, würde alles in Mord und Todschlag sozusagen „zerstrahlen“. Wie so etwas aussieht, sehen wir gerade am rapiden Zerfall des Westens. Bzw. würde alles „zerstrahlen“, gäbe es nicht die „Quanten“, d.h. die oronotischen Form- und Funktionsgesetze.

Die Sade’sche Evolutionsbiologie ruht auf einem orgon-biophysikalischen Unterbau, ist von diesem abhängig und kann nur mit den Bauelementen arbeiten, die dieser zur Verfügung stellt. Der mörderische Kapitalismus ist von der Arbeitsdemokratie abhängig, die fundamentaler ist und der brutale Dating-Markt ruht auf der Genitalität, dem Liebesglück. Diese ist die Grundlage von allem, denn ohne es gäbe es keine emotional gesunden Kinder, die von glücklichen Müttern in harmonischen, befriedigenden Zweierbeziehungen herangezogen werden. Ohne diesen Hintergrund wären wir alle Killerroboter und die Gesellschaft wäre dem Untergang geweiht. Wie gesagt: man betrachte den gegenwärtigen Untergang des Westens und spreche mit Kindergartenbetreuerinnen und Psychiatern!

Aus genau diesem Grund werden die „Nihilisten“ und Leute wie Laska ewig aneinander vorbeireden. Und genau das ist der Grund, warum Reich „zum Mikroskop griff“, als er an den beiden Sperrspitzen der Aufklärung: der mentalhygienischen und arbeiteremanzipierenden Seite so dramatisch scheiterte.

LaMettrie, Stirner und Reich hatten ein Grundvertrauen in „die Natur“ („freie Kindererziehung“), während für ihre Gegner die Natur gleichbedeutend mit der Hölle ist. Nicht von ungefähr warfen die Marx-Anhänger Reich immer „Biologismus“ vor, womit sie ihn untergründig in die Nähe Hitlers rückten. Was beide Parteien nicht sehen, ist, daß es um drei Bereiche geht: erstens den „funktionellen“ „bioenergetischen“, den Reich beschrieben hat und den die antiaufklärerischen Mystiker („Gott“) und die Aufklärer („Vernunft“) auf verzerrte und deshalb letztendlich destruktive Weise „anbeten“ – es ist das Über-Ich, das den zweiten, destruktiven Bereich erzeugt (all den individuellen und gesellschaftlichen Horror, gegen den das Über-Ich dann mobilisiert werden muß – in einem Circulus vitiosus). Daneben gibt es einen dritten Bereich, der LSR angreifbar macht und den die Gegner gerne als Waffe benutzen (Stichwort „Rousseauismus“): die unerbittliche „mechanische“ Natur (egoistische Gene, Empfängnisverhütung, Krankheit und Naturkatastrophen, natürliche Auslese).

Die drei Bereiche werden beispielsweise von Reich (1), Freud (2) und den Nationalsozialisten (3) verkörpert. Der Neonazi Michael Kühnen hat in etwa gesagt: „Wir Nationalsozialisten werden letztendlich siegen, weil wir die einzige Partei sind, die die Gesetze der Biologie vertreten!“ Deshalb hatte er in den 1980ern auch Sympathien für die Grünen, die „biologische Partei“ – doch die Grünen verkörpern den Bereich des Gutmenschen (2). Der „bioenergetische“ Bereich steht grundsätzlich außerhalb der Politik (1).

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 27)

6. November 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Stirner hat gemeint, daß die Aufklärung an die Stelle Gottes die Chimäre der „Menschheit“ und die Werte des „Humanismus“ gesetzt hat, die Aufklärer also noch immer recht fromme Leute seien. Den LSR-Fortschritt von Stirner zu Reich sehe ich darin, daß Reich mit Hilfe seines Dreischichten-Modells den grundlegenden Unterschied zwischen diesen beiden Formen der „Frömmigkeit“ herausgearbeitet hat: der voraufklärerische Glaube an Gott stand immerhin noch für einen verzerrten Kontakt zum Kern (was sich nicht zuletzt an den wütenden Attacken gegen LSR zeigt: diese Frommen spüren noch, daß da was ist); die (Pseudo-) Aufklärung steht demgegenüber für die intellektualistische Loslösung vom Kern: alles wird gleich-gültig, alles hat die gleiche Wertigkeit. Die ersten (Pseudo-)Aufklärer D/M/F (Diderot, Marx, Freud), die noch einen Fuß in der alten Welt hatten, wehrten sich noch gegen LSR, während ihre postmodernen Nachfolger selbst diesen letzten Kontakt verloren haben und sich schlichtweg in ihrer Ignoranz suhlen.

Es geht darum, daß die Aufklärung, um einen Reichschen Begriff zu benutzen, eine „Biologische Revolution“ war: die Umstrukturierung des Menschen mitsamt seinen zusätzlichen Organen (Werkzeugen und Maschinen). Mit seinem „vitalistischen Materialismus“ („der Mensch als bioenergetische Maschine“) hat LaMettrie den einzig korrekten Weg gewiesen: ein organischer Abbau des Über-Ich mittels einer freiheitlichen Pädagogik und eine dazugehörige organische anti-metaphysische (und damit gleichzeitig anti-mechanistische) Weltauffassung mit der dazugehörigen Technologie. Ein entpanzerter Körper mit den dazu passenden zusätzlichen Organen (Werkzeugen und Maschinen). Und was ist passiert:

  1. warf man LaMettrie einen menschenverachtenden, unverantwortlichen Umgang mit Ethik und Moral vor; und
  2. wurde er zum Ahnherrn des mechanistischen Materialismus hochstilisiert.

Ausgerechnet LaMettrie wurde also, auf typische pestilent-„projizierende“ Weise, genau das vorgeworfen, bzw. wurde er dafür verantwortlich gemacht, was an der Aufklärung grundsätzlich falsch gelaufen ist:

  1. ein intellektualistischer, zynischer und kontaktloser Umgang mit „Gott“, was zum Verlust des allerletzten Kernkontakts geführt hat; und
  2. die Entwicklung einer Technologie, die geradezu prädestiniert zu sein scheint, den Menschen auch das allerletzte natürliche Lebensgefühl auszutreiben. Man betrachte etwa eine beliebige Darstellung des Immunsystems und man wird vergebens nach Begriffen wie „Erregung“ suchen, stattdessen wird alles in militärischen und maschinellen Begriffen erklärt, die denkbar ungeeignet sind, das zu erklären, worum es geht. Die Menschen empfinden sich als Maschinen, die nach Befehl und Gehorsam funktionieren – und sie verhalten sich auch so. Es sieht wohl heute bei den jungen Leuten nicht danach aus, aber man betrachte nur mal eine Tekno-Party: alle sind abhängig von einem unorganischen Maschinen-Beat und chemischen Glückspillen. Du drückst auf den richtigen Knopf und…

In diesen beiden Punkten sehe ich die Bedeutung der Orgonomie: nur sie bietet eine wirklich aufklärerische Möglichkeit des human und technological engineering im Sinne LaMettries.

Als Saharasia hereinbrach, kam es zu sozialem Chaos, das in manchen Gebieten, insbesondere Europa, in ein erträgliches „neurotisches Gleichgewicht“ mündete, auf dessen Grundlage die Rückgängigmachung des Saharasia-Einbruchs prinzipiell möglich wurde. Leider aber scheiterte diese Biologische Revolution trotz vereinzelter guter Ansätze (LSR) schon in den Anfängen. Es wäre zur absoluten Katastrophe gekommen, hätten sich die stümpferhaften Epigonen von LSR durchgesetzt. Man denke etwa an LaMettries Einfluß auf die französischen Aufklärer, insbesondere Rousseau, und die Katastrophe der Französischen Revolution, die zwei weitere Katastrophen einleitete. Bei der zweiten denke man sowohl daran, daß es ohne Marx Reaktion auf Stirner in Die deutsche Ideologie niemals zum Marxismus gekommen wäre und daß ohne Stirners Einfluß auf den russischen Nihilismus, insbesondere auf Netschajew, es nie zur Oktoberrevolution und Stalins Erfindung „Marxismus-Leninismus“, also zur größten und blutigsten Menschheitskatastrophe überhaupt gekommen wäre. Nun, sie wird gerade in den Schatten gestellt durch die Formierung der antiautoritären Gesellschaft, welche weitgehend identisch ist mit der sexuellen Revolution, die nicht zu trennen ist von dem Namen „Wilhelm Reich“. Auf diese Weise stellt LSR, die einzige Hoffnung, die die Menschheit hat, das Überleben eben dieser Menschheit in Frage!

Was tun?

  1. gilt es den verzerrten Kernkontakt zu „entzerren“, indem man den Kern ausspricht („euer ‘Gott’ ist nichts anderes als der Platzhalter für genitales Empfinden“); und
  2. gilt es die „konservative“ Zurückhaltung als das zu „entlarven“, was sie war: das wahrhaft revolutionäre Element, der wahrhafte Statthalter für LSR, während die angeblich „Progressiven“ nur immer weiter weg vom Kern flüchteten, dem Chaos zustrebten und jede LSR-Umformung der Gesellschaft verunmöglichten.

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 23)

11. Oktober 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Wie unterscheidet sich die Reaktion der „Konservativen“ von der der „Progressiven“ auf Stirner? Die ersteren weichen stets ins Religiöse und „Kosmische“ aus, die letzteren ins „Menschliche“. Das „Menschliche“ ist von keinerlei Interesse, da es, wie nicht zuletzt Stirner gezeigt hat, doch nur transformierte Religion ist. Das „Kosmische“ ist weitaus interessanter, da – Reich diesen Weg beschritten hat.

Daß ein Aufklärer, bzw. ein „Aufklärer“, wie Freud ein frommer Mann ist und deshalb eine Privatinquisition gegen Reich mobilisiert, finde ich nicht sonderlich spannend. Wichtiger ist mir, daß, wie Reich später zugab, Freud „im Rahmen der Schweinerei“ recht hatte und daß Freud seinerseits Reich untergründige heimliche religiöse Anwandlungen („ozeanische Gefühle“, „Naturromantik“) und damit Verrat an der Aufklärung vorhielt: Reich sei der „Fromme“!

Freud sah ausgerechnet da tiefer, wo er Reichs „Stirner-Projekt“ (die damalige Sexualökonomie) angriff. Und Reich hatte seinerseits gegenüber Freud ausgerechnet da recht, wo Freud die Aufklärung gegen Reichs „ozeanische Gefühle“, „Naturromantik“, „Träumereien von matriarchalen Paradiesen“ hochhielt, den Freud des Todestriebes und „schwachen Ich“, das seine Abwehr (Zucht und Ordnung) gegen die destruktiven atavistischen überstarken Triebe aufrichten muß.

Der reife, der „orgonomische“, Reich war schließlich in der Lage, sein „Stirner-Projekt“ eingebettet in ein besseres Verständnis der gesellschaftlichen und biologischen Zusammenhänge wirklich erfolgversprechend in die Wege zu leiten.

Das folgende Reich-Zitat zeigt sehr schön, wie Reichs „Stirner-Projekt“ organisch in sein „Orgon-Projekt“ überging:

Zu diesen [orgonomischen] Ergebnissen gelangte ich durch Anwendung der soziologischen Untersuchungsmethode, die mich lehrte zu sehen, daß der [Über-Ich produzierende] erzieherische Einfluß auf die biologischen Funktionen des Körpers von größter Bedeutung für die Entstehung von Krankheiten im autonomen Lebensapparat ist. (American Odyssey, S. 97)

Die Gegenspieler LaMettries (Diderot, Voltaire, Rousseau), Stirners (Marx und Nietzsche) und Reichs (Freud, Fromm, Marcuse und Foucault) machten Geschichte, weil sie mit ihrer Aufklärung, die sich eben nicht komplett von „LSR“ (LaMettrie, Stirner, Reich) unterschied, einerseits näher am Mainstream standen als das Original, gleichzeitig aber doch einen schwachen Abglanz der „LSR-Wahrheit“ darstellten: diese Kombination ist werbetechnisch unschlagbar. Was man etwa an Nietzsche sieht, wenn man ihn einerseits mit den mittlerweile vergessenen damaligen Schulphilosophen und andererseits mit Stirner vergleicht.

Ein bißchen Bewegung, ein bißchen Aufklärung, ein klein wenig Fortschritt, viele Unfälle – aber keine finale Katastrophe. Reich (der dritte von LSR) meinte jedenfalls schließlich (kein Zitat): „Nur gut, daß ich mich nicht mit meiner radikalen Position durchgesetzt habe. Schlimm genug, was diese idiotischen Plagiatoren angerichtet haben!“

Für mich fällt das unter die Kategorie (kein Zitat): „Ich (Reich) habe das System hinter der Schweinerei durchschaut. Ich weiß, nicht nur, warum ich nicht siegen konnte, ich weiß auch, warum ich nicht siegen durfte – und deshalb werde ich, aus historischer Perspektive, derjenige sein, der als einziger eine Chance hat doch noch zu siegen!“

Siehe dazu Reichs Notiz vom 18. Januar 1943:

Die praktische Anwendung des Prinzips ist schwierig. Man möchte es gerne einfach haben und verfehlt damit das Ziel. Die Wirklichkeit ist unendlich viel komplizierter als das Prinzip selbst. Sie verwirrt das Prinzip, scheint es oft zu widerlegen, ist eigentlich unvollkommen, erfordert neue Errungenschaften und Korrekturen. Aber wenn man das Prinzip aus den Augen verliert, dann gibt es keine Möglichkeit, es zu aktualisieren und zu korrigieren. (American Odyssey, S. 174)

Kleine Anmerkung zu Diderot: wiederholt hat Freud darauf hingewiesen, daß bereits Diderot auf die Ödipuskonstellation hingewiesen hat (Thomas Köhler: Das Werk von Sigmund Freud, Lengerich 2000, S. 402). Und was hatte Diderot, der Gegenspieler LaMettries, geschrieben?

Wenn der kleine Wilde sich selbst überlassen würde, wenn er seine ganze Unvernunft behielte und wenn er mit der geringen Vernunft des Kleinkindes die Gewalt der Leidenschaften des Mannes von dreißig Jahren vereinigte, würde er seinem Vater den Hals umdrehen und mit seiner Mutter schlafen.

Das, diese Verachtung Diderots für die Natur, begeisterte Freud! Die kleinen Wilden mußten gebändigt werden! Und genau darum haßte Freud Reich mit einem unbedingten Vernichtungswillen, haßte Marx Stirner und haßte Diderot LaMettrie!

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 4)

26. Juni 2022

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Bernd Laska bestreitet das, aber trotzdem: die Orgontheorie ist untrennbar mit LSR verknüpft. Es ist nur die Frage, wie man das Orgon auffaßt: ob man es mißbraucht, um Reichs Kampf gegen das Über-Ich zuzukleistern – oder ob man mit Hilfe des Orgons die „mechano-mystische Über-Ich-Kultur“ zerschlägt. Laska hat selbst hervorgehoben, daß LaMettrie in seinem Der Mensch als Maschine weniger eine mechanistische als vielmehr eine vitalistische Theorie vertritt. Und was Stirner betrifft: gerade ihm wurde ja immer vorgeworfen, er wolle das egomane triebhafte, sozusagen „vitalistische“ Tier freisetzen. Stirner vertreibt die Flausen aus dem Kopf, zerstört alle Ideen und Ideale – genauso wie der Naturwissenschaftler durch seine Experimente erbarmungslos ganze Weltgebäude aus Ideen und Idealen zum Einsturz bringt. Stirner war der einzige aufklärerische Aufklärer – und Laska sagte irgendwo, daß Reich der einzige wirklich „natur-wissenschaftliche“ Naturwissenschaftler war. Reich war Lebens-Forscher, während die anderen, Knechte des gegen das Lebendige gerichteten Über-Ichs, keine Biologie, sondern „Nekrologie“ betrieben – ganz im Sinne des Freudschen „Todestriebes“. Worum es geht, kristallisiert sich heute in der transhumanistischen Agenda des Great Reset heraus: du wirst nichts besitzen, nicht mal mehr der Eigner deines eigenen Ich sein, das mit „der Maschine“ eins wird…

Orgastische Potenz gibt es schon bei der Amöbe. Wie äußert sich das? Durch die Fähigkeit den inneren orgonotischen Überdruck durch eine Zellteilung abzubauen. Das ist funktionell identisch mit ihrer Vermehrung – also mit ihrer Durchsetzung als Individuum. Sie bevölkert die Welt mit ihren Klonen. Diese innige Verbindung zwischen Orgasmus und Weitergabe der eigenen unverwechselbaren Individualität zeigt wieder, daß (aus, nun gut, recht abstrakter Sicht) Reich und Stirner bestens harmonieren.

Was ist Liebe? Nach „orgonomischer Lehre“ gibt es ausschließlich die genitale Liebe, d.h. die sich hauptsächlich in den Genitalien äußernde Expansion („ich fühl mich zu Dir hingezogen“) des Biosystems. Bei verschiedengeschlechtlichen Partnern kommt es dabei zur körperlichen Durchdringung. Wahre Liebe beruht auf einem ständigen energetischen Austausch, bei dem der eine soviel nimmt, wie der andere gibt, wobei im Endeffekt mehr dabei herauskommt, als wären die Partner isoliert geblieben. Diese energetische Steigerung (Erstrahlung) geht periodisch so weit, daß es zu einer Verschmelzung kommt (Anziehung). Neurotisch wird es da, wo „selbstlos“ gegeben wird oder man sich sozusagen „selbst-los“ ausbeuten läßt – und genau in solchen „unegostischen“ Fällen kommt es eben nicht zur Überlagerung und vollkommenen Verschmelzung. Das, was als „selbstlose Liebe“ bezeichnet wird, ist gar keine Liebe, sondern das genaue Gegenteil: Angst, Haß und Kontaktlosigkeit. Auch hier gibt es keinen Gegensatz zwischen Reich und Stirner, sondern vollkommene Harmonie.

Siehe auch den grundlegenden Unterschied zwischen LSR und ihren sadomasochistischen Gegenspielern: LaMettrie und deSade, Stirner und Nietzsche, Reich und Freud!

Gehen wir zurück zu den ersten Menschen: Die Kernfrage des LSR-Projektes stellt sich nicht beim Steinzeitmenschen – aber nicht, weil der kein „Ich“ hat, sondern weil er kein Über-Ich hat. Trotzdem gibt es natürlich einen Gegensatz zwischen einem steinzeitlichen Schamanen und der wahren Aufklärung. Es ist der gleiche Unterschied der zwischen einem durchgeknallten Animisten und dem Funktionalisten Reich besteht. Aber das ist kein grundsätzlicher („charakter-struktureller“) Unterschied, beide sind orgastisch potent, sondern einfach einer des Wissens.