Posts Tagged ‘Rock’

Der Rote Faden (Band 2): 64. Wilhelm Reichs Sozialpsychiatrie

24. Januar 2024

DER ROTE FADEN (Band 2): 64. Wilhelm Reichs Sozialpsychiatrie

KISS und die Orgonomie (Teil 1)

31. Mai 2019

Die Rockband KISS tourt durch Deutschland, was natürlich auch an einem der wichtigsten, wenn nicht dem wichtigsten Presseorgan des deutschsprachigen Raumes, dem NACHRICHTENBRIEF, spurlos vorbeigehen kann:

Ich kann mich gut an einen Fernsehbericht in Monitor, Panorama oder so aus dem Jahre 1976 erinnern. Die Rockband KISS tourte in Deutschland und der (wie immer damals!) Marxistisch angehauchte Bericht prangerte die Geschäftemacherei an, wie die Kinder (bzw. natürlich deren Eltern) im Gegensatz zu früher, als es noch einfache, ehrliche Konzerte gab, mit den Kostümen und dem zirkusartigen Drumherum und dem Merchandising finanziell über den Tisch gezogen wurden. Ganz ganz schrecklich das ganze! Manipulation, Ausbeutung, Hitler!

In seiner Autobiographie schreibt Paul Stanley, der Sänger von KISS, daß er und Bassist Gene Simmons ja selbst Anfang der 1970er Jahre Fans waren und wie sie sich darüber aufregten, wie sie von den großen Rockbands über den Tisch gezogen wurden. Diese seien ultraarrogant gewesen, hätten sich gar nicht die Mühe gegeben, die Fans mit einer Show zu unterhalten, sondern hätten ihre Gigs lustlos abgespielt. Den Fans wurde zu verstehen gegeben, sie sollten glücklich sein, daß sich die Stars bequemt hätten aus dem Rockolymp herabzusteigen und vor ihnen zu spielen. KISS wollte das anders machen und auf den Konzerten eine richtige Show bieten. Es war sozusagen ein „Fanprojekt“: „So wollen wir unsere Rockstars haben!“ Die Fans sollten nicht länger über den Tisch gezogen werden, sondern etwas für ihr Geld bekommen!

Es wurde sich immer über das Make-up von KISS lustig gemacht, wie peinlich, daneben und unauthentisch das sei. Paul Stanley hat das umgedreht: Bilden sich andere Rockgrößen allen ernstes ein, daß ihre „authentischen“ Visagen irgendeine Bedeutung haben?! Es geht um die Show und das einzusehen und entsprechend aufzutreten, das wäre wirklich authentisch. Und dann die Texte: Eine erfolgreiche Punk- und Grundge-Band könne immer nur auf ihrem Debütalbum authentisch sein. Danach sind alle finsteren Texte einfach lächerlich. Worunter leiden sie? Daß die Cateringfirma bei der letzten Party nicht genug Kaviar besorgt hat? Daß die Heizung des Swimmingpools neben ihrer Luxusvilla kaputt ist? Wie lächerlich sind die finsteren Texte des Multimillionärs Campino, der aus der Oberschicht stammt und aus steuerlichen Gründen in einer Villa in der Schweiz lebt! Wie passend und authentisch sind hingegen die Popcorn-Texte von Paul Stanley, die seinem Leben in Beverly Hills entsprechen und die das Leben und den unerschütterlichen Glauben an sich selbst, den „amerikanischen Traum“ feiern, den er, das körperlich behinderte und schüchterne Kind aus ärmlichen Verhältnissen, lebt.

KISS war das genaue Gegenteil dessen, was die die rotverstrahlten öffentlich-rechtlichen Deppen damals sahen. Und so bei allen Diskussionen in der gepanzerten Gesellschaft. Der gepanzerte, d.h. „zersplitterte“ Mensch, sieht nur immer einen kleinen und darüber hinaus verzerrten Abschnitt des Bildes. Trifft er auf andere Menschen mit deren grundlegend anderen Sichtweisen, kommt es zu den entsprechenden Auseinandersetzungen, die niemals zu irgendwas führen. Diese Reproduktion der individuellen Panzerung auf dem gesellschaftlichen Schauplatz bezeichnet man dann als „Diskussionskultur“, „Demokratie“, „Meinungsaustausch“. Am Ende steht stets ein großer Plumquatsch, wie man jetzt etwa am „Brexit“ sieht. Überhaupt bei ALLEN gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. All das, wovon die Liberalen quatschen, wird erst in einer ungepanzerten Gesellschaft möglich sein, wenn Menschen frei ihre jeweilige Expertise austauschen („Arbeitsdemokratie“) und nicht ihre „Meinungen“ („Formaldemokratie“).

Erst durch eine Orgontherapie gewinnt man ein Gefühl dafür, in was für einer irren Welt wir leben und wie jedwede „Diskussion“ nichts weiter ist als eine groteske Kakophonie. Dabei ist das Leben selbst eine „Orgontherapie“, da es uns zwingt funktionell zu leben. Man nehme etwa Alice Cooper, der in seinem Auftreten KISS sehr nahe kommt. Er ist gläubiger Christ. Während einer Tour zusammen mit dem Alice Cooper der Jetztzeit, Marylin Manson, ein geweihter Priester der Church of Satan, konnte sich Alice Cooper nicht vorstellen, irgendeine gemeinsame Basis mit Marylin Manson zu finden. Hätten sie sich über Theologie, Philosophie oder Politik unterhalten, hätte das ganze auch nie geklappt. Tatsächlich fanden sie zu einander, als Marylin Manson, der gerade eine schmerzhafte Scheidung hinter sich hatte, sich mit Alice Cooper über die Ehe und die damit verbundenen Seelennöte unterhielt. Man hatte eine Basis gefunden, nämlich das wirkliche Leben jenseits allen ideologischen und religiösen Unsinns, auf der man zueinanderfand und sich sinnvoll austauschen konnte. Auch schöpfte Alice Cooper für sein Gegenüber Achtung, als er sah, wie professional die Crew von Marylin Manson arbeitete und daß dieser während der Shows jeden Ton traf. – Ja man kann miteinander reden und arbeiten über alle denkbaren „unüberbrückbaren Hürden“ hinweg, solange man aus dem Kern heraus funktioniert („Liebe, Arbeit und Wissen“) und sich von dem Gestrüpp aus Argumenten und Gegenargumente, d.h. aus dem Gestrüpp von Trieb und Triebabwehr heraushält, das die sekundäre Schicht konstituiert.

ZUKUNFTSKINDER: 8. Utopia, a. Der Kult der Expansion

3. Mai 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

8. Utopia, a. Der Kult der Expansion

Stanley Clarkes Concerto For Jazz-Rock Orchestra

18. Februar 2017

1975 habe ich mir das unendlich oft angehört. Jetzt bin ich via YouTube wieder drüber gestolpert. Das ganze hat so viele Aspekte:

Stanley Clarke und so viele andere schwarze Musiker (Tony Williams, George Duke, Ralph Armstrong, etc.) dieser Generation, gar nicht zu Reden von deren Vaterfiguren John Coltrane, Miles Davis, Charlie Mingus, etc. hatten eine derartige Virtuosität und eine derartige Durchdringung der musikalischen Theorie erreicht, daß es nur noch tief traurig ist, was die „black community“ heute zu bieten hat. Diese Schwarzen mußten Übermenschliches leisten und sie leisteten auch Übermenschliches, um Anerkennung zu finden. Heute wird jedem Sprechsänger diese Anerkennung hinterhergeworfen. Die „affirmative action“ im weitesten Sinne hat nicht nur die schwarze Gemeinschaft zerstört, sondern auch Amerika unsterblicher Genies beraubt.

Der Sound war damals, d.h. vor der kompletten Digitalisierung, besser. Sogar die Synthesizer klangen besser! In den Transistoren bewegte sich noch die Orgonenergie.

Man konnte sich für solche Produktionen noch ganze Bläsersets und Streicher leisten, d.h. die Arbeitskraft von Spezialisten war noch erschwinglich.

Der Kommerz bestimmte noch nicht alles und zwar in einer überraschenden Hinsicht: es bestimmten noch Pfeffersäcke, denen die Musik vollständig egal war, solange die Umsätze stimmten. Doch sehr bald traten Manager an ihre Stelle, die auf Nummer sicher gehen wollten: Rock, Jazz, etc. hatte nach Schema F zu klingen, abgestimmt auf das Publikum, jedenfalls ein Publikum, wie es sich dieser Leute vorstellten – und zeitversetzt so selbst generierten.

Und schließlich: es gab noch ein Publikum, das solche Produktionen massenhaft kaufte.

Das Bedrückendste an dieser ganzen Angelegenheit ist jedoch, daß es in den letzten 40 Jahren keine musikalische Weiterentwicklung gegeben hat. Es ist, als wäre der kreative Funke erstorben. Es ist als hätte sich seit Mitte der 1970er Jahre ein Mehltau, eine Schicht aus DOR auf die Gesellschaft gesenkt.

Interessanterweise haben diese Musiker ihre besten Produktionen im Namen von Sekten eingespielt. Bei Stanley Clarke war es Scientology. Der Mensch kann ohne „Transzendenz“ nicht leben. „Räumlich“ muß er Teil von etwas Größerem, einer Gruppe, sein und „zeitlich“ muß das ganze eine Perspektive haben, d.h. „Sinn“ machen.

Man kann argumentieren, daß die Vorgänger-LP aus dem Jahr 1974 sogar noch göttlicher ist. Damals…