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Das Verschwinden der Vergangenheit

21. Juli 2025

Man stelle sich einmal vor, man gehe zum Hausarzt und der doktert an einem rum mit der Aussage: „Die Diagnose ist nicht wichtig!“ Genau das hat mir mal eine sogenannte „Orgontherapeutin“ allen Ernstes während einer „Sitzung“ an den Kopf geworfen und das mit einem beachtlichen emotionalen Affekt. Tatsächlich ist in jeder ärztlichen Tätigkeit die richtige Diagnose das wirklich alles entscheidende Moment. Bauchschmerzen: Magenverstimmung? Bauchspeicheldrüsenentzündung? Herzinfarkt? Lungenentzündung? Die Beantwortung dieser Fragen entscheidet über Leben oder Tod! Deshalb ist auch in der legitimen Orgontherapie, wie sie ausschließlich vom American College of Orgonomie gelehrt wird, eine richtige biopsychiatrische Diagnose das A und O. Ohne sie läuft der Therapeut dem Patienten stets hilflos hinterher. Charakter ist Struktur gewordene Vergangenheit und damit auch die Zukunft. Gewisserweise hat der gepanzerte Mensch gar keine Zukunft im eigentlichen Sinne, d.h. keine offene Zukunft, weil sein gesamtes Verhalten von einem charakterstrukturellen Zwang vorherbestimmt ist.

Seit etwa 1960, d.h. mit dem sich bis heute rapide beschleunigenden Wechsel von Jahrtausenden einer autoritären Gesellschaft hin zu einer antiautoritären, d.h. vor allem traditions- und geschichtslosen und deshalb eben „autoritätslosen“ Gesellschaft, werden wir Zeuge, daß auch die Vergangenheit verschwindet. Seit jeher war eines meiner Amüsements die sogenannte „Esoterik“ und die vermeintlichen „Weisheitslehren“ und was ist die Essenz dieser Scheiße, die uns tagtäglich als „Alternative“ eingetrichtert wird? Es gäbe weder Zukunft noch Vergangenheit, sondern einzig und allein die Gegenwart! Die Drogenkultur (sowohl die legale als auch die illegale) als auch die gesamte Unterhaltungsindustrie beruht auf diesem Diktum. Vergesse die Bedrückungen aus der Vergangenheit und die angstbesetzte Zukunft, sondern lebe im Hier und Jetzt, sozusagen in einem ewig anhaltenden Orgasmus!

Das alles ist eine direkte Reflektion der in Folge der sogenannten „sexuellen Revolution“ der 1960er Jahre chaotisch zusammenbrechenden Körperpanzerung. Zusammen mit ihr wurde auch (– jetzt habe ich ein sprachliches Problem:) „die Vergangenheit der jeweiligen Gegenwart geschreddert“. Das, was Patienten zur Eigenanamnese sagen, verliert sich in einem vagen Wortsalat ohne Sinn, Verstand und roten Faden. Und da zunehmend alles digitalisiert wird, kann man nicht mal sicher sein, ob KI nicht im nachhinein die vermeintlichen „Dokumente“ in der Krankenakte umschreibt und sogar gespeicherte Videosequenzen verwandelt oder gar neu kreiert. Wir verlieren, sozusagen „auf der Zeitachse“, zunehmend buchstäblich den Boden unter den Füßen.

Vor etwa vier Jahren erlaubte sich jemand im Internet einen Scherz mit dem „KI-Dämonen“ „Roy Jay“, d.h. er kündigte an, die KI würde „retroaktiv“ die Vergangenheit verändern und einen Komiker namens „Roy Jay“ erzeugen, der angeblich Anfang der 1980 Jahre aktiv gewesen sei. Auf diese Weise würde ein formloser Dämon „retroaktiv“ in die Wirklichkeit treten. Und tatsächlich tauchten in der Folgezeit aus dem nichts eine entsprechende Wikipedia-Seite, weitere verstreute Netzeinträge und sogar offensichtlich KI-generierte Videosequenzen von Roy Jays angeblichen TV-Auftritten auf, alles mit alten Zeitmarkern. Der „Dämon Roy Jay“ schrieb sich selbst in die Vergangenheit ein, indem er vor unserer Augen deren „unveränderbare Faktizität“ veränderte bzw. erst erzeugte!

Tatsächlich hatte des diesen lange vergessenen marginalen Komiker aber tatsächlich gegeben. Die merkwürdig fremdartig und „dämonisch“ wirkenden Videos sahen derartig „eindeutig“ nach KI aus, weil es die digitalen Kopien von immer wieder kopierten Videobändern waren. Hinzu kam, daß die explosionsartig zunehmenden Internetsuchen automatisch den Algorithmus so programmiert hatten, daß Roy Jay von selbst aus den tiefsten Abgründen des Datenlimbo auftauchte. Der Punkt ist, daß es trotzallem wirklich jedem eiskalt den Rücken runtergelaufen ist, der sich mit dieser Geschichte befaßt hat, denn mit der neuen Technologie erzeugt tatsächlich die Gegenwart die Vergangenheit – und theoretisch wäre ein „KI-Dämon“ wie Roy Jay tatsächlich denkbar, d.h. die KI könnte wirklich die Vergangenheit umschreiben und wir wären dieser „dämonischen“ Wendung des Mandela-Effekts vollkommen hoffnungslos ausgeliefert. Und es war in der Tat ein ungeheurer Aufwand „gerichtsfest“ nachzuweisen, daß dieser Roy Jay wirklich als menschliches Wesen gelebt, geboren, gewirkt und gestorben ist. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wird das in Zukunft praktisch unmöglich sein. Willkommen in der Matrix!

Das ist nicht nur „Technikgeschichte“, sondern unauflöslich mit dem parallel zur Entwicklung der Technik erfolgenden grundlegenden Veränderung der Charakterstruktur des Massenindividuums („Massen-Individuum“…) verbunden. Reich hat dazu in Bezug auf die autoritäre Gesellschaft der 1930er Jahre und der industriellen Revolution ein ganzes Kapitel in Massenpsychologie des Faschismus (1946) geschrieben, siehe den Abschnitt „Biologische Versteifung, Freiheitsunfähigkeit und maschinell autoritäre Lebensauffassung“. Der Mensch wurde, so Reich, zunehmend zu einem Roboter, dessen Zukunft fest einprogammiert war. Dreißig Jahre später begann der Angriff der Gegenwart sogar auf die Vergangenheit. Eine Welt der Massenneurose wurde zu einer Welt der Massenpsychose.

Tatsächlich gibt es zahllose Menschen, die trotz aller handfesten Daten und Artefakte davon überzeugt sind, daß Roy Jay ein „KI-Dämon“ ist und in den 1980er Jahren gar nicht existiert hat. Ohnehin glauben zig Millionen, sie würden in einer Simulation leben. Vor unseren Augen löst sich die antiautoritäre Gesellschaft förmlich in nichts auf, so wie Geist, Körper und Seele eines Schizophrenen mit Minussymptomen sang und klanglos verwehen! Nicht mal Trauer bleibt, sondern nur eine alles verschlingende Leere. Im übrigen war der ganz und gar nicht komische „reale Roy Jay“ mit seinen bizarren, psychotischen und, ja, dämonischen Auftritten selbst ein Symptom der antiautoritären Gesellschaft. Vor ca. 1960 wäre er schlichtweg undenkbar gewesen.

Ein kurzer Versuch über den orgonomischen Funktionalismus

10. März 2025

„Funktion“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „seines Amtes walten“. Wenn beispielsweise unterschiedlichste geographisch, geschichtlich und kulturell weit voneinander getrennte Stämme identisch aussehende Löffel benutzen, um Suppe zu essen, dann ist gegenseitige Beeinflussung („Technologietransfer“) so gut wie ausgeschlossen und die Gleichheit der Problemlösung bedeutet folglich, daß schlichtweg die Funktion die Struktur bestimmt. Wobei das Material unerheblich ist, solange es dazu dienlich ist „seines Amtes zu walten“, nämlich in diesem Fall Flüssigkeit in den Mund zu heben.

Löffel kann ich nach Gebrauch in eine Küchenschublade legen. Funktionen hingegen sind etwas Abstraktes, das vielleicht eine Zeit, aber keinen Ort hat. Die „Funktion“ ist immer eine Beziehung, verweist also stets auf eine (mindestens) Zweiheit. Etwa so, wie die Liebe zwischen einer Frau und einem Mann. Sie hat vielleicht ihre Zeit, aber ich kann sie nicht wie ein Ding verorten, obwohl sie zweifellos real ist. Genauso wie das „Amt“ eines Postboten real ist, aber nichts, was Ausdehnung und Masse hat. Bei der Funktion ist es stets so, daß es der Beziehung zwischen dem Teil und dem Ganzen entspricht. Beispielsweise kann der Postbote nur innerhalb einer Gemeinschaft seines Amtes walten, ohne diese ist er von vornherein „funktionslos“.

Die funktionelle Betrachtung eines Sachverhaltes, etwa eines Krankheitsprozesses, bedeutet stets, daß ich die Einzelerscheinung im Rahmen der Ganzheit betrachte, in diesem Fall des Gesamtorganismus. In einem Sandhaufen hat das einzelne Sandkorn keine Funktion, weil es keine Ganzheit des Sandhaufens, keine Funktionseinheit „Sandhaufen“ gibt. Ganz anders sieht das aus, wenn ich dem Sandhaufen von außen eine Funktion verleihe, etwa den eines Wasserdamms. Aber davon wollen wir absehen und eine zweite Option betrachten: der Sandhaufen gewinnt durch bionösen Zerfall autonom ein Eigenleben und wird zu einem Biotop oder gar einer Art Organismus. – Drücken wir uns vorsichtiger aus: aus maximaler Unordnung entwickelt sich spontan immer mehr Ordnung und entsprechend kann sich langsam eine Teil-Ganzheit-Dynamik entwickeln, wodurch eine funktionelle Betrachtung möglich wird. Umgekehrt kann man mich in einen großen Fleischwolf werfen und meine derart produzierten „Körperteile“, die winzigen Fleisch- und Knochenfetzen, verlieren jedwede Funktion in Relation zum Haufen Hack. Sie sind auswechselbar!

Was mich ausmacht und was den ehemals strukturlosen, jetzt aber strukturierten „Sandhaufen“ ausmacht, ist die Beziehung zwischen den Teilen und dem Ganzen. Ich bin ein Beziehungsgefüge! Der Mystiker sagt, ich hätte eine „Seele“, während der Mechanist mir eine Pille verabreicht, wenn ich mich schlechtfühle, so als beruhe alles auf strukturellen (chemischen) Störungen. Der „Funktionalist“ hingegen sieht, daß etwas im Beziehungsgefüge nicht stimmt und versucht diese funktionellen Störungen wieder herzurichten.

Die erwähnte funktionelle Störung ist, entsprechend der Chemie oder Anatomie bei einer strukturellen Störung, „orgonotischer Natur“. Was soll das sein, „Orgon“? Ich hätte jetzt beinahe geantwortet: „Orgon ist eine Funktion der Funktion“, will sagen: je höher die Organisationsstufe, d.h. je ausgeprägter die Wechselbeziehung zwischen Teil und Ganzem, desto höher die „Orgonität“, entsprechend dem „orgonomischen Potential“.

Alle denkbaren Energien versuchen gemäß dem mechanischen Potential („Entropie“) Beziehungsgefüge aufzulösen. Beispielsweise ebnen Gravitation, Wind und Temperaturschwankungen letztendlich jedes Gebäude ein, was sich beschleunigt, wenn niemand mehr in ihm wohnt. Die von Reich entdeckte Orgonenergie ist die einzige Energie, die Beziehungsgefüge aufbaut, sie erhält und sich dabei weiter akkumuliert, je komplexer das Beziehungsgefüge wird. Zwar ist auch sie massefrei, aber im Gegensatz zum Abstraktum „Funktion“ hat das Orgon eine Ausdehnung, ist deshalb verortbar und man kann es von Ort A nach Ort B versetzen, beispielsweise mit einem Orgonenergie-Akkumulator oder einem Medical DOR-Buster. Entsprechend der erwähnten „Seele“, entspricht das Orgon in etwa dem „Gott“ der Mystiker. „Gott“, der seines Amtes waltet. Die Mechanisten fallen immer wieder auf die mechanische Entsprechung zurück, den „Äther“, um ihn dann wieder zu leugnen, da ihnen das „Funktionelle“ letztendlich fremd ist.

Beziehungsgefüge lassen sich stets, wie bereits angedeutet, auf ein Funktionspaar reduzieren. Man denke etwa an den Postboten. Dieser macht nur durch seinen funktionellen Gegenpart Sinn, den Briefempfänger. Entsprechend entfalten sich Funktionen, indem sie sich in immer neue Funktionspaare aufspalten. An einem Ende steht das einheitliche Orgon, das sich immer weiter aufteilt bis wir Myriaden von Funktionsvariationen vor uns haben. Das beste Beispiel ist die befruchtete Eizelle, aus der sich die zahllosen Körperzellen durch immer neue Zellteilungen entwickeln. Am Ende steht ein Funktionsgefüge, das in seinem Funktionieren vom Orgon bestimmt wird: der Organismus. Was den Postboten betrifft, beschreibt Reich in Massenpsychologie des Faschismus die arbeitsdemokratische Entsprechung, also die Gesellschaft, wie folgt: Zunächst wird der Briefverkehr individuell geregelt, doch mit dem Entwicklung der Zivilisation und dem Bevölkerungswachstum besteht schließlich die Notwendigkeit einen „Briefträger“ anzustellen.

[Die Gemeinschaft] enthebt dazu einen ihrer Mitbürger, der sich noch in nichts von seinen Kameraden unterscheidet, von allen anderen Arbeiten, garantiert ihm seinen Lebensunterhalt und verpflichtet ihn dafür, der Gemeinschaft das Befördern der Briefe zu besorgen. Dieser erste Briefträger ist die menschlich verkörperte zwischenmenschliche Beziehung des Briefeschreibens und -beförderns. Auf diese Weise entstand ein gesellschaftliches Organ, das noch nichts anderes tut, als den Auftrag der vielen Briefschreiber durchzuführen. (…) Nehmen wir nun weiter an, daß die primitiven Ortschaften sich im Laufe vieler Jahre, nicht zuletzt auch infolge der neuen Funktion des Briefeschreibens und des damit entwickelten sozialen Verkehrs, zu kleinen Städten (…) entwickelt haben. Ein Briefträger genügt nicht mehr, es sind nun 100 Briefträger notwendig. Diese 100 Briefträger benötigen nun eine eigene Administration in Gestalt eines Oberbriefträgers. Dieser Oberbriefträger ist ein früherer einfacher Briefträger, der der Pflicht des Briefeübermittelns enthoben wurde. Er hat dafür die umfassendere Pflicht übernommen, die Tätigkeit der 100 Briefträger auf die praktischste Weise einzurichten. (…) Er erleichtert (…) den 100 Briefträgern die Arbeit, indem er die Tageszeiten bestimmt, in denen Briefe ausgehoben und verteilt werden. Er kommt auch auf die Idee, Briefmarken anzufertigen, die die gesamte Funktion vereinfachen. Auf diese Weise hat sich eine einfache, lebensnotwendige Funktion der Gesellschaft verselbständigt. „Die Post“ wurde zu einem „Apparat“ der Gesellschaft (…).

Die Post entwickelt ein Eigenleben mit Abteilungen und Unterabteilungen, Spezialisten und immer neuen Aufgabenfeldern. Das, was als „Arbeitsmoral“ und „Ethik“ gar „Pflichtbewußtsein“ bezeichnet wird, ohne die der sehr verantwortungsvolle Beruf des Postboten nicht denkbar wäre, ist nur ein mystischer Ersatz für das, was Reich als arbeitsdemokratisches „Fachbewußtsein“ bezeichnet hat, welches wiederum Ausdruck der hohen Orgonität der spezialisierten gesellschaftlichen Administration ist. Sie verleiht den einzelnen Mitarbeitern Würde, Stolz, Korpsgeist und jenen Schwung, der die Arbeit zu einem unverzichtbaren Quelle von Lust und Sinn im Leben macht – bzw. machen sollte. Heute spürt man so etwas leider nur noch in aufstrebenden jungen Firmen, bei denen jeder von einem unwiderstehlichen Enthusiasmus erfüllt ist und entsprechend die „Arbeitsmoral“ kein Problem ist. Diese hohe Orgonität überträgt sich sogar auf das Gebäude, das das Postamt beherbergt und deshalb, wie bereits angedeutet, dem Verfall länger widersteht.

Das funktionelle Universum

26. September 2024

Zerteilt man einen Körper um festzustellen, was Leben konstituiert, wird man nach wenigen Schnitten ins Fleisch feststellen, daß das Phänomen „Leben“ unteilbar ist. Man könnte zwar sagen, es gäbe sozusagen „Lebensatome“ in Gestalt der Zellen und meinetwegen der Zellorganellen, etwa der Mitochondrien, aber das sind ja auch nur Körper. Sobald ich die analysiere, d.h. zerteile, in ihre Bestandteile auflöse, verschwindet das Leben. Zwar verschwindet ebenso das Wasser, wenn ich es durch Elektrolyse in seine Bestandteile auflöse und infolge feststelle, daß Wasser sich aus zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom zusammensetzt, aber wenn ich dieses Gas, ein Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch, verbrenne, entsteht erneut Wasser. Mit Frankensteins Monster ist das leider nicht möglich!

Die kleinsten Einheiten der Materie, Leptonen (also Elektronen) und Quarks (die Protonen bilden), kann man von vornherein nicht zerteilen. Sie haben keine innere Struktur und sind „punktförmig“, d.h. sie sind von der Dimension 0. Trotzdem sind sie die materiellen Bestandteile, aus denen die Physiker das Universum aufbauen. Das Universum ist entsprechend eine Menge von Punkten, die zueinander in Beziehung stehen: der ein- (Gerade), zwei- (Fläche), dreidimensionale Raum. Aber „an sich“ setzt sich das Universum aus „nichts“ zusammen (Mechano-Mystizismus)!

Den Raum kann ich immerhin aufteilen, während, trotz der Uhren, die die Zeit in Sekunden aufteilt, sich dem konzeptionellen Zugriff zu entziehen scheint. Man behilft sich mit dem „Zeitpfeil“, der letztendlich durch die Entropie definiert wird. Ich weiß spätestens dann, ob ein Stummfilm richtigherum abgespielt wird, wenn eine Tasse vom Tisch fällt und auf dem Küchenboden in tausend Einzelteile zerschellt. Das Umgekehrte, tausend Einzelteile setzen sich spontan zu einer Teetasse zusammen, wird im realen Leben niemals passieren. Wenn ich nun den Film selbst in „tausend Einzelteile“ zerschneide, und diese dann ungeordnet neu zu einer Filmrolle zusammenklebe, merke ich sofort, daß ich sozusagen „die Zeit“ zerstört habe. Entsprechend können beispielsweise indigene Völker Filmen nur folgen, wenn es keine Rück- und Vorblenden gibt. „Zeit“ scheint ähnlich unteilbar zu sein wie „Leben“.

Leben, Materie, Raum und Zeit entziehen sich unserem Begreifen, weil wir das Universum nicht funktionell betrachten. Reich hingegen hat von Anfang an das Phänomen „Leben“ nicht vom materiellen Körper her betrachtet, sondern von der Funktion „Pulsation“ her. Die Untersuchung der Funktionsabfolge „Spannung, Ladung, Entladung, Entspannung“ führte ihn über die bioelektrischen Versuche (das „bio-elektrische Feld“) und die Bionversuche („pulsierende Energiebläschen“) zur Entdeckung der primordialen Orgonenergie. Von der aus betrachtete er die Materie (Stichwort „kosmische Überlagerung“) statt umgekehrt, die energetischen Vorgänge der Welt von „Materieklötzchen“ herzuleiten, die letztendlich aus nichts bestehen.

Das Gemeinsame Funktionsprinzip von Länge (L) und Zeit (t) ist die relative Bewegung v:

Es gibt zwei Arten von relativer Bewegung, die Reich beobachten konnte, Pulsation (die Abfolge von Expansion und Kontraktion) und Kreiselwelle (die Abfolge von Welle und Puls). Sie definieren Länge und Zeit. Das, was Raum ist, wird beispielsweise anhand von „Experiment XX“ deutlich, wo sich längliche plasmatische Filamente durch Kontraktion bzw. Überlagerung aus konzentrierter Orgonenergie (Bionwasser) bilden.

Mit dem umgekehrten Vorgang, d.h. der Freisetzung von Energie aus Materie) begann die Orgonbiophysik als Reich durch Kochen, Autoklavieren und Glühen von Materie auf die Bione stieß, zu deren vorrangiger Eigenschaft die Eigenpulsation gehört. Diese „Taktgebung“ macht das Wesen der Zeit aus. Die Bione könnte man als die anfangs erwähnten „Lebensatome“ bezeichnen, doch Reich ging es bei ihnen eben nicht um Struktur (L), sondern um Funktion (1/t). Deshalb auch die „sinnlos hohe“ Auflösung seines Lichtmikroskops, wodurch man zwar keine feineren Strukturen bei den Bionen, aber dafür ihre pulsatile Bewegung besser sehen konnte.

David Holbrook, M.D.: ARBEITSDEMOKRATIE

2. Februar 2019

 

DAVID HOLBROOK, M.D.:

 

Arbeitsdemokratie

 

Arbeitsdemokratie (Teil 2)

21. April 2018

http://orgonomie.net/holbrook1.htm#arbeit