Archive for the ‘www.orgonomie.net’ Category

Was ist „LSR“?

24. Oktober 2025

Auf diesem Blog ist ständig von Bernd A. Laskas „LSR“ die Rede. Was soll das „an sich“ sein, jenseits von „LaMettrie plus Stirner plus Reich“?

Zunächst sind die Besonderheiten der drei Protagonisten nur Beiwerk. Beispielsweise hat LSR weder etwas mit „dem Menschen als Descartes’sche Maschine“ noch mit der Überwindung dieser Maschine durch irgendwelche drogeninduzierten Zauberwelten zu tun. Auch nichts damit, daß man nach Stirner vermeint alles als „bloßen Spuk“ abtun zu können, etwa seine nationale Herkunft oder gar sein Geschlecht. Von Reichs Entwicklung nach 1927 und selbst seinen psychoanalytischen Beiträgen brauchen wir gar nicht erst anfangen!

Was zum Geier bleibt dann von den drei Namensgebern des LSR-Projekts? Die Antwort haben ausgerechnet die Feinde und falschen Freunde von LaMettrie, Stirner und Reich (neuerdings auch von Laska!) tausendfach gegeben! Mit traumwandlerischer Sicherheit sind sie dem Kern von LSR ausgewichen und haben ihn dergestalt erst kenntlich gemacht: als weißen Fleck auf einem sonst von Ausweichmanövern geschwärzten Blatt Papier. Der Kern ist das, wovor heute auch die Rezipienten Laskas absolut panisch fliehen.

Dieses geheimnisvolle Etwas brachte Reich am besten in seiner Autobiographie zum Ausdruck: kein anderes Element seiner Theorie habe seine „Arbeit und Existenz derart gefährdet, wie (…) die Behauptung, daß Selbststeuerung möglich, natürlich vorhanden und allgemein durchführbar ist“ (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 141).

Die Selbststeuerung ist eine Utopie, die allein schon deshalb verwirklichbar ist, weil sie, wie die Arbeitsdemokratie im Kollektiv und die Genitalität im Individuum, stets untergründig gegenwärtig ist mit jedem Arbeitsschritt und mit jedem Herzschlag. Nicht nur das: diese „Theorie“ ist absolut alternativlos, denn „die moralische Regulierung des Trieblebens (schafft) gerade das, was sie bändigen zu können vorgibt: das asoziale Triebleben“ (Die sexuelle Revolution, Fischer TB, S. 43, Hervorhebung hinzugefügt).

Das ist der denkbar radikalste Angriff auf die Grundfesten der Gesellschaft und die Abwehrmechanismen, den „Charakter“, jedes einzelne Individuum in ihr. Es ist, als würde man einem eingebildeten Krüppel, der weitaus besser ohne verkrüppelnde Hilfsmittel gehen könnte, androhen, ihm die Krücken wegzutreten! Sein mörderischer moralisch indignierter Haß wird grenzenlos sein! Die Wahrheit ist derartig brutal beängstigend, daß sie folgenlos verpufft, wenn „die Krüppel“ (die Menschen) nicht dazu gebracht werden, sie sich selbst zu erschließen, indem sie ihrer Abwehrmechanismen gewahr werden. Genau das war Laskas LSR-Projekt.

Es ist kaum zu glauben, mit was für aberwitzigen Widerständen man zu ringen hat, wenn man versucht, Laskas Arbeit fortzuführen. Das reicht von Sabotage durch Leute, die gestern noch Feuer und Flamme waren, und geht bis hin zur „Transzendierung“ und vermeintlichen Überwindung des Projekts. Die Panik ist greifbar und sie endet letztendlich immer entweder im Selbstmord oder im Mord. Nicht zuletzt deshalb nimmt Laskas Übersetzung von Reichs Christusmord so eine zentrale Stelle in seinem Lebenswerk ein. Das Buch wird nächstes Jahr in einer von ihm selbst anläßlich des 100sten Geburtstags 1997 umfassend verbesserten Version seiner Originalübersetzung von 1977 im Psychosozial-Verlag erscheinen.

Letter to Luigi DeMarchi, 14th May 1988

18. Oktober 2025

Letter to Luigi DeMarchi, 14th May 1988

Email (die vermeintlich großen Denker) 2008

5. Oktober 2025

Email (die vermeintlich großen Denker) 2008

Wilhelm Reich, DIE SEXUELLE REVOLUTION, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt, DM 25,80 [ca. 1966]

27. September 2025

Wilhelm Reich, DIE SEXUELLE REVOLUTION, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt, DM 25,80 [ca. 1966]

Email [Reichs MENSCHEN IM STAAT] 2016

27. August 2025

Email [Reichs MENSCHEN IM STAAT] 2016

Email [Charakteranalyse und das LSR-Projekt] 2009

24. August 2025

Email [Charakteranalyse und das LSR-Projekt] 2009

Email [Reich und Freud] 2009

15. August 2025

Email [Reich und Freud] 2009

Max Stirner und das Orgon

9. August 2025

Wenn Reich sein Forschungsprogramm beschreibt, gemahnt das „irgendwie“ an Max Stirner. Reich schreibt:

Die Orgonphysik geht von vollkommen neuen Beobachtungen und neuen theoretischen Annahmen aus. Von einem prinzipiellen orgonomischen Standpunkt her muß das Denken selbst als eine Funktion der Natur im allgemeinen begriffen werden. Dementsprechend müssen die Ergebnisse bloßen Denkens als sekundär gegenüber den beobachtbaren Naturfunktionen angesehen werden. Als Funktionalisten sind wir in erster Linie an beobachtbaren Naturfunktionen interessiert; von da aus gelangen wir zu den Funktionen des menschlichen Denkens mittels der emotionalen (bioenergetischen) Funktionen im beobachtenden Menschen. Solange die beobachtbare Natur nicht den Ausgangspunkt für menschliches Denken bildet, und mehr noch, solange die Funktion des Denkens selbst nicht logisch und konsistent aus den beobachtbaren Naturfunktionen im Beobachter selbst abgeleitet wird, solange stellen sich gegenüber allen Resultaten bloßen Denkens, das nicht durch Beobachtung gestützt ist, grundlegende methodologische und faktische Fragen. (Äther, Gott und Teufel, S. 150f)

Mit „bloßem“, von den tatsächlichen Naturvorgängen abweichendem Denken meint Reich offensichtlich zweierlei: erstens ein Denken, das indirekt und eines das direkt fremdbestimmt ist. Bei ersterem handelt es sich um „gepanzertes Denken“, d.h. ein Denken, das auf das durch die Erziehung entstellte Funktionieren des Organismus zurückgeht, wobei die Eltern als Einflußagenten der Gesellschaft fungieren. Beim direkt fremdbestimmten Denken geht es um die unhinterfragte Übernahme der Meinungen von Autoritäten unabhängig von der Wirklichkeit, d.h. statt selbst zu beobachten und selbst zu forschen. Man folgt dem „Über-Ich“, weil man die gesellschaftlichen Vorgaben verinnerlicht hat und durch diese charakterstrukturell umgeformt wurde. Tierarten existieren, weil sie ihre Umwelt richtig wahrnehmen und sich entsprechend anpassen, sonst wären sie schon längst ausgestorben. Homo sapiens hingegen taumelt dem Untergang entgegen, da er weitgehend blind und verkrüppelt ist und irgendwelchen wirklichkeitswidrigen Wahngebilden hinterher tappt, statt auf den Weg zu achten. Er ist mit dem Kopf in den Wolken des „bloßen Denkens“.

Ansonsten haben der Stirnersche Eigner/Einziger und Reichs Orgon formal zweierlei gemeinsam:

1. Das Orgon funktioniert weder mechanisch (Aktion und Reaktion) noch mystisch (überweltliche „Wirkstrukturen“), also nicht sozusagen „nach Befehl und Gehorsam“, sondern es bewegt sich spontan aus sich selbst heraus, ist sozusagen „eigen“. Es ist sozusagen das Substrat der Selbstregulation.

2. Das, was wir als „Orgon“ bezeichnen, sind, so Reich, „die physikalischen Funktionen, die in der Orgonphysik als ‘Orgonenergie’ abstrahiert werden“ (ebd., S. 146). Es handelt sich nicht um ein geheimnisvolles „Sein“, sondern es sind konkrete Funktionen. Physik statt „Metaphysik“! Über sein Ich schreibt Stirner entsprechend bezugnehmend auf Feuerbachs pseudomaterialistische Philosophie: „‚[D]as Sein‘ ist Abstraktion, wie selbst ‚das Ich‘. Nur Ich bin nicht Abstraktion allein, Ich bin alles in allem, folglich selbst Abstraktion oder Nichts, Ich bin alles und Nichts; Ich bin kein bloßer Gedanke, aber Ich bin zugleich voller Gedanken, eine Gedankenwelt“ (Der Einzige und sein Eigentum, reclam, S. 381)

Das Orgon ist nur konkret greifbar, genauso wie der Eigner/Einzige. Das Orgon ist damit nicht schlichtweg identisch mit irgendwelchen „anderen“ Lebensenergie-Konzepten (Qi, Prana) oder dem „Äther“, also kein fixes metaphysisches oder mechanisches (bzw. „hydrodynamisches“ Modell), sondern nur unmittelbar, unvermittelt in der Beobachtung und im Experiment greifbar. Beispielsweise war der „Äther“ im 19. Jahrhundert bloß der Lückenbüßer für eine Leerstelle im mechanistischen Weltbild (die elektromagnetischen Wellen brauchten ein mechanisches Medium, so wie Wasserwellen Waser brauchen).

Das letzte, was Reich wollte, war ein weiteres „Weltmodell“ zu präsentieren, genausowenig wie Stirner eine weitere „Philosophie“ neben all die anderen zur Diskussion stellen wollte. Beiden ging es nicht um ein neues „Paradigma“, d.h. um eine neue Sicht auf die Welt oder eine neue „Brille“, sondern eben um die Beseitigung aller „Brillen“ (vgl. Clark, Frauchiger: Paradigm-Maker or Paradigm-Breaker: A Comparison between the Paradigm and Orgonomic Functionalism as Scientific Tools. The Journal of Orgonomy, 1986). Es ging um – Liquidar Super-Ego Radicalmente, um das Ausschalten „bloßen Denkens“, d.h. des Über-Ichs = der Panzerung.

Eine Parallele in der Philosophiegeschichte wäre die Phänomenologie (Stichwort Husserl, Heidegger, Hermann Schmitz), die den Anspruch erhob, die gesamte Philosophie neu anzufangen, indem sie beim unmittelbar Gegebenen frisch ansetzt und die – „Seinsvergessenheit“ angeht. Dazu ist zu sagen, daß die Phänomenologie zur Dezeptionsgeschichte Stirners gehört, daß das ihre einzige Bedeutung ist, (Bernd A. Laska: Ein dauerhafter Dissident, 1996) und Reichs Bonmot über Husserl („Zwangsgrübelei“, Äther, Gott und Teufel, S. 43) auf den eigentlichen Kern des Problems verweist: die Panzerung, insbesondere die Augenpanzerung – wieder: „bloßes Denken“!

Dass WR in Berlin (speziell den Nazis) kaum bekannt war: [Zettel, undatiert]

6. August 2025

Dass WR in Berlin (speziell den Nazis) kaum bekannt war: [Zettel, undatiert]

Email [Reichs Ausschluß aus der Psychoanalyse] 2010

17. Juli 2025

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