Auf diesem Blog ist ständig von Bernd A. Laskas „LSR“ die Rede. Was soll das „an sich“ sein, jenseits von „LaMettrie plus Stirner plus Reich“?
Zunächst sind die Besonderheiten der drei Protagonisten nur Beiwerk. Beispielsweise hat LSR weder etwas mit „dem Menschen als Descartes’sche Maschine“ noch mit der Überwindung dieser Maschine durch irgendwelche drogeninduzierten Zauberwelten zu tun. Auch nichts damit, daß man nach Stirner vermeint alles als „bloßen Spuk“ abtun zu können, etwa seine nationale Herkunft oder gar sein Geschlecht. Von Reichs Entwicklung nach 1927 und selbst seinen psychoanalytischen Beiträgen brauchen wir gar nicht erst anfangen!
Was zum Geier bleibt dann von den drei Namensgebern des LSR-Projekts? Die Antwort haben ausgerechnet die Feinde und falschen Freunde von LaMettrie, Stirner und Reich (neuerdings auch von Laska!) tausendfach gegeben! Mit traumwandlerischer Sicherheit sind sie dem Kern von LSR ausgewichen und haben ihn dergestalt erst kenntlich gemacht: als weißen Fleck auf einem sonst von Ausweichmanövern geschwärzten Blatt Papier. Der Kern ist das, wovor heute auch die Rezipienten Laskas absolut panisch fliehen.
Dieses geheimnisvolle Etwas brachte Reich am besten in seiner Autobiographie zum Ausdruck: kein anderes Element seiner Theorie habe seine „Arbeit und Existenz derart gefährdet, wie (…) die Behauptung, daß Selbststeuerung möglich, natürlich vorhanden und allgemein durchführbar ist“ (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 141).
Die Selbststeuerung ist eine Utopie, die allein schon deshalb verwirklichbar ist, weil sie, wie die Arbeitsdemokratie im Kollektiv und die Genitalität im Individuum, stets untergründig gegenwärtig ist mit jedem Arbeitsschritt und mit jedem Herzschlag. Nicht nur das: diese „Theorie“ ist absolut alternativlos, denn „die moralische Regulierung des Trieblebens (schafft) gerade das, was sie bändigen zu können vorgibt: das asoziale Triebleben“ (Die sexuelle Revolution, Fischer TB, S. 43, Hervorhebung hinzugefügt).
Das ist der denkbar radikalste Angriff auf die Grundfesten der Gesellschaft und die Abwehrmechanismen, den „Charakter“, jedes einzelne Individuum in ihr. Es ist, als würde man einem eingebildeten Krüppel, der weitaus besser ohne verkrüppelnde Hilfsmittel gehen könnte, androhen, ihm die Krücken wegzutreten! Sein mörderischer moralisch indignierter Haß wird grenzenlos sein! Die Wahrheit ist derartig brutal beängstigend, daß sie folgenlos verpufft, wenn „die Krüppel“ (die Menschen) nicht dazu gebracht werden, sie sich selbst zu erschließen, indem sie ihrer Abwehrmechanismen gewahr werden. Genau das war Laskas LSR-Projekt.
Es ist kaum zu glauben, mit was für aberwitzigen Widerständen man zu ringen hat, wenn man versucht, Laskas Arbeit fortzuführen. Das reicht von Sabotage durch Leute, die gestern noch Feuer und Flamme waren, und geht bis hin zur „Transzendierung“ und vermeintlichen Überwindung des Projekts. Die Panik ist greifbar und sie endet letztendlich immer entweder im Selbstmord oder im Mord. Nicht zuletzt deshalb nimmt Laskas Übersetzung von Reichs Christusmord so eine zentrale Stelle in seinem Lebenswerk ein. Das Buch wird nächstes Jahr in einer von ihm selbst anläßlich des 100sten Geburtstags 1997 umfassend verbesserten Version seiner Originalübersetzung von 1977 im Psychosozial-Verlag erscheinen.

















