Archive for Februar 2023

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 47)

8. Februar 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Was ist Panzerung, was ist Charakter? Panzerung ist etwas, das als Funktionseinheit arbeitet, und Charakter ist etwas, das als Funktionseinheit arbeitet. Es sind sozusagen „starre“ Einheiten, einheitlich funktionierende Kontinua. Panzerung/Charakter ist im Wesentlichen also keine (interne) Bewegung, sondern „koexistierende Wirkung“, sind sie doch durch ihre „Eigenheit“, ihre „unveränderliche Identität“ definiert. Es gibt hier keine Bewegung von A nach B, sondern nur Sein, so wie das Bewußtsein bzw. „der Geist“ kein Oben und Unten, kein Links und Rechts, kein Vorne und Hinten und deshalb keine Bewegung hat. Charakter ist, „wie du bist“! Auch auf der Zeitachse: Panzerung ist nichts, was sich verändert, sondern eine von der Zeit unabhängige Konstante. Daher ist es fast unmöglich, die Panzerung zu entfernen bzw. den Charakter zu verändern. Der einzige Weg ist die Charakteranalyse, d.h. die Rückspiegelung des Charakters und der Panzerung. Es ist wie in einen Spiegel zu schauen und diese Gestalt „jenseits von Raum und Zeit“ zu erkennen – und diese Gestalt dann als „koexistierende Wirkung“, d.h. in einer Art Quantensprung in ihrer Gesamtheit zu transformieren.

Die Charakteranalyse ist im Wesentlichen eine Spiegelung des Patienten auf ihn selbst. Ein Spiegel ist eine koexistierende Wirkung. Man schaue sich einen Film an, die Abfolge unzähliger Photos. Ein Photo ist ja nichts anderes als ein „Spiegel“, der auf chemischen Reaktionen durch Licht beruht. Ein Film ist wie ein Traum, d.h. eine koexistierende Wirkung: unabhängig von Raum (man kann von Tibet zur nächsten Szene in Australien oder was auch immer springen) und Zeit (man kann den „Film“ für alle Ewigkeit speichern, neu schneiden, in Slow Motion, rückwärts abspielen etc.). Film, die Freudsche Psychoanalyse und die Reichsche Charakteranalyse sind eng miteinander verbunden.

Freud beschäftigte sich im Wesentlichen mit koexistierender Wirkung. Man denke nur an die Traumanalyse und das Unbewußte, das weder Raum noch Zeit kennt. Das ist die Psychoanalyse. Reichs Charakteranalyse befaßt sich ebenfalls mit koexistierende Wirkung: der Charakter ist wie eine Symphonie – sie wird in Raum und Zeit gespielt, aber sie IST jenseits von Raum und Zeit, d.h. man muß eine Symphonie als eine Gestalt begreifen oder man wird nur einen Klangbrei hören. Genauso muß man den Charakter in seiner funktionellen Einheit erfassen oder man wird nur zusammenhanglose neurotische Symptome sehen.

Freuds Unbewußtes ist identisch mit der Panzerung. Die Bewußtmachung der Verhaltensweisen löst die Panzerung auf. Außerdem erklärt koexistierende Wirkung sowohl den intergenerationellen Aspekt der Panzerung (Zeit: „Charakter durchzieht die Familie“) als auch den „massenpsychologischen“ Aspekt der Panzerung (Raum: „Charakter durchzieht den Stamm“). Umgangssprachlich sprechen wir von „Vererbung des Charakters“ („ganz wie der Vater“) und von „Nationalcharakter“.

Bereits 1933 stolperte Reich über die koexistierende Wirkung in der sozialen Orgonomie: „Es wird noch lange ein ungelöstes Rätsel bleiben, wie es möglich ist, daß die Herstellung der psychischen Strukturen der tragenden Schichte einer Gesellschaft genauso in das ökonomische Gefüge und zu den Zwecken der herrschenden Mächte paßt wie Teile einer Präzisionsmaschine“ (Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 68). Auch die Grundlage des Marxismus, die Werttheorie (siehe das Marx-Kapitel in Menschen im Staat), ist nur mit koexistenter Wirkung erklärbar. Zur Rolle der koexistierenden Wirkung beim „Freudo-Marxistischen Sexpol-Reich“ siehe meine Ausführungen über Arbeitswertlehre und koexistierende Wirkung, die das hier gesagte vielleicht verständlicher machen.

Hier kommt schließlich Stirner ins Spiel: erst wenn ich mich „entpanzere“, ein genitaler Charakter werde, werde ich nicht mehr gelebt, sondern lebe selber und bin Herr meines eigenen Schicksals und meiner ökonomischen Existenz, eigne mir mein Eigentum an.

Wirklich verständlich wird das ganze aber erst, wenn man sich die zentrale orgonometrische Gleichung der Orgonomie selbst erschließt:

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 46)

7. Februar 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Bernd A. Laskas LSR-Projekt (www.lsr-projekt.de) versucht dingfestzumachen, warum sowohl die Reaktionäre als auch, was noch wichtiger ist, die Progressiven drei Geistesgrößen zu „Parias des Denkens“ machten: LaMettrie, Max Stirner und Reich. Ihre Gegenspieler waren jeweils Diderot, Marx und Freud. Laska versucht, die Differentia specifica zu identifizieren. Diese drei Parias waren die einzigen, die konsequent gegen das Über-Ich (die verinnerlichten lebensfeindlichen gesellschaftlichen Normen) und für die Kinder der Zukunft eintraten. Das Antisoziale, das sowohl von der Reaktion als auch den vermeidlichen Progressiven mit moralischem Furor bekämpft wird, wird eben erst durch die „moralische Erziehung“ der Kinder hervorgerufen! Diese grundsätzliche Einigkeit von „L und S und R“, ist viel bedeutsamer als ihre Unterschiede. Das gleiche gilt für die Unterschiede etwa zwischen Marx und Freud. Das bedeutet auch, daß keiner der genannten den folgenden direkt beeinflußt haben, mal abgesehen von Reichs Lektüre von Stirners Der Einzige und sein Eigentum.

Reich „gehörte einfach nicht dazu“, weder zu den Psychoanalytikern noch zu den Marxisten, und der „Freudo-Marxismus“ verkörpert das genaue Gegenteil von Reichs Kernbotschaft. (Man betrachte nur den heutigen Triumphzug des „Kulturbolschewismus“!) Und tatsächlich wurde er nicht nur als Psychoanalytiker von Freud selbst abgelehnt, sondern auch als Marxist von allen Fraktionen des Marxismus: den Kommunisten, den Sozialdemokraten (siehe Bernfelds „Gegenartikel“: „Reich ist kein Marxist!“) und den Marxistischen Talmudisten, beispielsweise Erich Fromm: „Reich ist kein Marxist!“

Und was ist mit dem Orgon. Gibt es da nicht jede Menge naturphilosophische Vorgänger? Nun, die Entdeckung des Orgons ist etwas grundsätzlich anderes als die zahllosen Spekulationen über einen „Urgrund“ und ähnlichem! Viel wichtiger sind zwei andere Vordenker Reichs, die mit ihrer grundsätzlichen Herangehensweise die Entdeckung des Orgons vorbereiteten:

Reich waren seine beiden Vorstreiter LaMettrie und Stirner durch F.A. Langes Geschichte des Materialismus ein Begriff. Was lernte Reich von dem Neu-Kantianer Lange? Langes Buch ist eine Kritik des Materialismus, insbesondere von dessen mechanistischer Betrachtungsweise des biologischen und „geistigen“ Lebens. Lange kritisierte den atomistischen Ansatz: mit Teilchen im leeren Raum kann man Leben und insbesondere das „innere Erleben“ (Seele, Bewußtsein) nicht erklären. Es muß „etwas“ geben, das die Leere zwischen den Atomen aufhebt, ein Kontinuum herstellt. Wir können beispielsweise Legosteine so lange und kompliziert zusammenfügen, wie wir wollen, es wird nie ein lebendes, gar sich seiner selbst bewußtes Wesen dabei herauskommen.

Genau diesem „Bindeglied“ jenseits aller Mechanik ist Henri Bergson nachgegangen, der Reichs Denken entscheidend beeinflußt hat.

Reichs funktioneller Denkansatz wurde durch den „Dialektischen Materialismus“ vorbereitet. Dieser geht auf Hegels „idealistische Dialektik“ zurück. Hegel kannte auf eine sehr abstrakte Weise die gleichzeitige funktionelle Gegensätzlichkeit und Einheit. Im ersten Teil seiner Wissenschaft der Logik schrieb er: Der Anfang ist nicht reines Nichts, sondern ein Nichts, aus dem etwas hervorgehen soll. Das Sein ist also auch im Anfang. Der Anfang umfaßt sowohl Sein als auch Nichts: er ist die Einheit von Sein und Nichts. Die Gegensätze, Sein und Nichts, sind also am Anfang in unmittelbarer, undifferenzierter Einheit. Die Analyse des Anfangs macht also den Begriff der Einheit von Sein und Nicht-Sein, oder in reflektierter Form die Einheit des Verschiedenen und des Nicht-Unterschiedenen, oder die Identität von Identität und Nicht-Identität.

Hier Hegel im Wortlaut:

Der Anfang ist nicht das reine Nichts, sondern ein Nichts, von dem etwas ausgehen soll; das Sein ist also auch schon im Anfang enthalten. Der Anfang enthält also beides, Sein und Nichts; ist die Einheit von Sein und Nichts; – oder ist Nichtsein, das zugleich Sein, und Sein, das zugleich Nichtsein ist.

Ferner Sein und Nichts sind im Anfang als unterschieden vorhanden; denn er weist auf etwas Anderes hin; – er ist ein Nichtsein, das auf das Sein als auf ein Anderes bezogen ist; das Anfangende ist noch nicht; es geht erst dem Sein zu. Der Anfang enthält also das Sein als ein solches, das sich von dem Nichtsein entfernt oder es aufhebt, als ein ihm Entgegengesetztes.

Ferner aber ist das, was anfängt, schon, ebensosehr aber ist es auch noch nicht. Die Entgegengesetzten, Sein und Nichtsein sind also in ihm in unmittelbarer Vereinigung; oder er ist ihre ununterschiedene Einheit.

Die Analyse des Anfangs gäbe somit den Begriff der Einheit des Seins und des Nichtseins, – oder in reflektierter Form, der Einheit des Unterschieden- und des Nichtunterschiedenseins, – oder der Identität der Identität und Nichtidentität. Dieser Begriff könnte als die erste, reinste d.i. abstrakteste, Definition des Absoluten angesehen werden (…). (Wissenschaft der Logik, Zweite Auflage 1841, S. 63f, Werke in zwanzig Bänden, Bd. 5, Frankfurt: Suhrkamp 1969, S. 73f)

Der Kreis schließt sich, denn wir sind hier bei Stirners „Einzigem“, der seine Sache auf nichts, das Nichts (im Sinne Hegels) gestellt hat.

Anhang zu „Peter liest die kommentierte Neuauflage der Originalausgabe von Reichs MASSENPSYCHOLOGIE DES FASCHISMUS (Teil 7)“

6. Februar 2023

Es geht darum, die Meinungsführerschaft zu übernehmen, die gesellschaftliche Ideologie zu verändern. Wie? Reich meinte, daß man so etwas grundsätzlich nur machen könne, indem man auf einen Zug springt, der bereits abgefahren ist. „Eine sozialwissenschaftliche Anschauung von einigem Format kann nur dann durchdringen und soziale Praxis werden, wenn sie von den Menschenmassen bereits im Leben spontan erworben wurde“ (Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 195). (Was paradoxerweise aber auch impliziert: „Man macht Geschichte nur, wenn man Prozesse und Probleme, die der Allgemeinheit verborgen sind, rechtzeitig sieht“ [Menschen im Staat, 1995, S. 45].)

Schließlich gibt es allerorten Bewegung in Richtung Kinder der Zukunft von Leuten, die nie was von Reich gehört haben oder ihn vielleicht sogar hassen. Zum Beispiel die bis die Gesetzgebung eingemündete Ablehnung körperlicher Gewalt gegen Kinder. Aufgabe der Orgonomie wäre es, diese Bewegung zu unterstützen und zu fokussieren. Zu fokussieren in der Richtung, daß es nicht um körperliche Gewalt per se geht, sondern um die Emotionelle Pest, den Haß auf das Lebendige im Kind. Ein Haß, der alle möglichen Äußerungsformen hat.

Um mit Nietzsche zu reden, geht es darum, welcher züchtende Gedanke herrschen soll. Und hier gibt es imgrunde nur zwei Alternativen: entweder ist es der Gedanke, den sowohl der pseudoliberale Westen als auch der reaktionäre Osten vertritt, nämlich daß der Mensch von außen gesteuert werden muß (durch die gesellschaftliche „Wokeness“ oder durch die Tradition) – oder der Gedanke der Selbst-Regulation. Es geht um Willkür auf der einen Seite (irgendwelche willkürlich gefaßten mechanistischen Gesellschaftsverträge oder Offenbarungen mystischer Epileptiker) und die objektiven Gesetze der kosmischen Orgonenergie auf der anderen Seite.

Reichs Entdeckung der Orgonenergie hat die Kindererziehung aus dem Bereich der Meinungen herausgeholt, die in der Charakterstruktur und den kulturellen Vorurteilen wurzeln. Das gesamte Spektrum der Erziehungsprobleme kann nun besser verstanden und rational behandelt werden, wenn man es aus einer orgonomisch-energetischen Perspektive betrachtet. (Richard Schwartzman: „Etiology, Prevention, and Early Treatment of Armoring“, Journal of Orgonomy, 29(1), Spring/Summer 1995, S. 66f)

Und so ist es in allen Bereichen und Fragestellungen: „Reichs Entdeckung der Orgonenergie hat sie aus dem Bereich der Meinungen herausgeholt, die in der Charakterstruktur und kulturellen Voreingenommenheit begründet sind.“

Oder Nietzscheanisch ausgedrückt: Es gibt zwei Beweggründe für die Schaffung von Ordnung: die aus (seelischer) Schwäche und die aus (seelischer) Stärke. Die erstere ist kleinlich, gemein und durch „Angst vor Barbarei“ (Angst vor den Starken) geprägt, die letztere durch Großmut und die Kraft Unordnung zuzulassen und auszuhalten. Die erstere ist unflexibel, da sie sich nach einer ewig unveränderlichen Blaupause richtet, die letztere ist funktionell, d.h. sie steht in Übereinstimmung mit sich innerhalb vorhersehbarer, da naturgegebener Grenzen ewig ändernden unvorhersehbaren, weil spontanen Wirkungszusammenhängen.

Peter liest die kommentierte Neuauflage der Originalausgabe von Reichs MASSENPSYCHOLOGIE DES FASCHISMUS (Teil 7)

5. Februar 2023

Im Nachwort zur zweiten Auflage vom März 1934, also ein halbes Jahr nach der Erstausgabe, läßt sich bereits die dritte Auflage von 1946 vage ausmachen. Zunächst ringt Reich damit, was ausschlaggebend ist: die Struktur der Gesellschaft oder die (Charakter-)Struktur der Menschen und kommt zu einer orgonometrischen Formulierung:

Die Menschen bilden zwar die Gesellschaft, aber sie unterliegen den Gesetzen, die, nun von ihnen unabhängig, sie beherrschen. Denken und Struktur dieser Menschen bestimmen Struktur und Form der Gesellschaft, aber die Struktur und Form der Gesellschaft hält die Menschen gleicher Struktur zusammen; die Geschichte Iehrt immer wieder: Versucht man die Struktur der Menschen allein zu ändern, so widerstrebt die Gesellschaft. Versucht man die Gesellschaft allein zu ändern, so widerstreben die Menschen. Das zeigt, daß keines für sich allein verändert werden kann, was begreiflich ist, denn subjektive menschliche und objektive gesellschaftliche Struktur sind nicht nur einander gegenseitig Objekt, sondern auch identisch. (S. 195, Hervorhebungen hinzugefügt)

Beispielsweise wolle der Nationalsozialismus „den Menschen in einem bestimmten, der Masse als ‚Sozialismus‘ erscheinenden Sinne verändern, ohne die Änderung der Grundlage der Gesellschaft zuzulassen“ (S. 195). Er werde aus diesem Grunde scheitern.

Wenn die Gesellschaftsform nur in der menschlichen Struktur und nicht anderswie real gegeben und faßbar ist, dann ergibt sich von selbst, daß der Angriffspunkt der Revolution nicht die gesellschaftliche Form allein, auch nicht die Änderung der Menschen allein sein kann; die Widersprüche unseres gesellschaftlichen Seins und die Widersprüche der menschlichen Struktur und der zwischenmenschlichen Beziehungen sind massenpsychologisch identisch; es geht dabei um die politisch-psychologische Weckung und Provokation der menschlichen Widersprüche; das ist psychologisch dasselbe, als wenn wir soziologisch sagen, daß sich die Klassengegensätze verschärfen. Die Menschen müssen sich ihres Leidens derart bewußt werden und zu verzweifeln beginnen, daß sie über sich selbst hinausspringen und derart die gesellschaftliche Struktur zerschlagen, um eine neue zu schaffen. Anders wird es nicht gehen. (S. 195f)

Dieses Bewußtmachen sollte sich sehr bald in das Konzept der Arbeitsdemokratie verwandeln: Fachbewußtsein statt Klassenbewußtsein.

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 45)

4. Februar 2023

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Ich betrachte Occams Diktum, daß es keine „Beziehungen“, keinen „Raum“, keinen „Äther“ an sich gäbe, sondern ausschließlich die konkreten einzelnen Dinge, die sich aufeinander beziehen, als letztendlich unvereinbar mit Reichs Orgonomie. Der Nominalist ist der (im wahrsten Sinne des Wortes) wurzellose Liberale, der nur die Myriaden Variationen sieht, nicht jedoch das Gemeinsame Funktionsprinzip (CFP), auf das sich der Konservative „rückbezieht“.

Nun, an sich ist Stirner radikaler Nominalist. Es ist bezeichnend, daß sowohl bei Occam als auch bei Stirner die voraussetzungslose, selbstherrliche „Schöpfung aus dem Nichts“ eine zentrale Rolle spielt.

Es gibt eine untergründige Verbindung zwischen Occams radikalem Nominalismus, Leibniz‘ anti-Newtonsche Monadenlehre und Stirner einerseits – und dem Neo-Platonismus, Newtons Absoluten Raum/Äther und Reichs Orgontheorie andererseits.

Occams Insistieren, daß es neben der äußeren, objektiven Wahrheit auch eine innere, subjektive Wahrheit gibt, ist auch unvereinbar – mit Reichs Gesundheitsbegriff. Oder man betrachte, wie Reich mit Bergsons sozusagen „einzig-eigenen subjektiven“ „Erlebnis der Dauer“ in Äther, Gott und Teufel umgeht – er gibt ihr eine objektivistische und „realistische“ Wende. Wahrheit ist der Kontakt mit der Wirklichkeit. Punkt!

Das nur als oberflächliche Stichworte, die in etwa anzeigen, wo der Gegensatz zwischen Stirner und Reich zu suchen ist. Occam ist beim Festmachen dieses Gegensatzes ein sehr passender Ansatzpunkt. Es hat schon eine gewisse historische Tiefe, wenn sich immer wieder Reichianer ganz im Occamschen Geiste von der „orgonomischen Scholastik“ befreien wollen.

Der Gegensatz zwischen Stirner und Reich tut sich nicht nach Die Funktion des Orgasmus von 1927 und auch nicht nach Die Funktion des Orgasmus von 1942 auf, sondern erst nach der „Die Funktion des Orgasmus“ von 1951 (Die kosmische Überlagerung). Genau da wo es „kosmisch“ wird, werden Stirner und Reich unvereinbar. Weniger weil „Gott“ oder „Kosmisches“ ins Spiel kommt, sondern weil hier (in Gestalt des energetischen „Orgonoms“) überindividuelle Prinzipien, Common Functioning Principles, autonome Relationen bzw. „Funktionen“ ins Spiel kommen, „scholastische Realien“ – gegen die sich der Nominalist Occam wandte. – In dieser Beziehung sind Stirner und Reich schlichtweg unvereinbar.

Oder doch nicht? Betrachten wir die Sache aus einer etwas anderen Perspektive: (siehe die anschließenden Teile 46 und 47)

Orgonbiophysik und LSR (Teil 5)

3. Februar 2023

Ja, was ist denn nun „LSR“? Bernd Laska schrieb mir 2004:

Für mich eine uralte Erfahrung seit wrb[Wilhelm Reich Blätter]-Zeiten 1975: die Leute, die zu Reich stoßen, sind nicht die Richtigen (= sehen Reich völlig anders als ich 😉 ). (…) Eine weitere Erfahrung seit auch schon ca. 20 Jahren: die Leute, die zu Stirner stossen, sind nicht die Richtigen (= sehen Stirner völlig anders als ich 😉 ). Sie „tolerieren“ mich, diskutieren aber nicht meine einschlägigen Bücher und Artikel (obwohl ich in „Der Einzige“ schreiben darf). Im „Gästebuch“ der MS-Ges. [Max Stirner Gesellschaft] tauchte seit Jahren mein Name nicht einmal auf. Dito im Stirner-Forum. (…) Für La Mettrie gibt’s keine Szene, glaube ich. Ab und zu jemand, der enthusiastisch die 4 Bände [von und über LaMettrie] bestellt – dann Funkstille, keine Kritik, keine Nachfrage, kein Schulterklopfen, nix. Das soll kein Gejammer sein. Es ist eine sachliche Feststellung, die „an sich“ nicht verwunderlich, sondern sogar folgerichtig ist: jedenfalls die Ratlosigkeit des Publikums, das entweder Philosophie lernen will oder Philosophiegeschichte. LSR ist keins von beiden. Was dann ???“

Was ist LSR in seiner Essenz? Laska schrieb mir ebenfalls vor nunmehr fast 20 Jahren in einem bestimmten konkreten Zusammenhang:

(der und der und der) sehen sich als heute zeitgemäße Kämpfer für Aufklärung und Rationalität, wie einst die Psychoanalytiker (Freud, Federn…) und Marxisten (KP, Fromm, Bernfeld, Fenichel…). Sie sehen in Reich einen ganz speziellen Feind und bekämpfen ihn (seine von ihnen geahnte Idee, in deren Licht ihr Rationalismus irrational erscheint) fanatischer als sie ihre Alltagsgegner bekämpfen – und vor allem nicht offen.

Das ist es: LSR wird sozusagen „beschwiegen“. LaMettrie wurde als unwürdig aus der Gemeinschaft der Aufklärer ausgestoßen, Marx’ Mammutbuch zu Stirner vergammelte in der Schublade, Nietzsche verschwieg ihn peinlich krampfhaft, Reich wurde schlichtweg aus dem Gedächtnis der Psychoanalyse getilgt. Der endgültige Todesstoß war die Rehabilitierung der drei: LaMettrie als Vordenker DeSades und Rousseaus, Stirner als Prophet des modernen Egoismus und Reich als Antifaschist. Helden des demokratischen und vor allem bunten Westens! (Wüüürggghhh!) Hauptsache es wird nie der Kern berührt oder auch nur durch das bloße Begründen der Sequestration dieser drei Aufklärer angedeutet.

Den besagten Kern hat Reich genannt, als er schrieb, daß „keine andere Stelle meiner Theorie meine Arbeit und Existenz derart gefährdet (hat) wie gerade die Behauptung, daß Selbststeuerung möglich, natürlich vorhanden und allgemein durchführbar ist“ (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 141). Er „betone die Rationalität der primären Emotionen des Lebendigen” (Äther, Gott und Teufel, S. 54) und behauptet entsprechend: „Alle Ethik ist im Grunde antisexuell” (Menschen im Staat, 1995, S. 143).

Die Menschen rasten darob aus, weil es sie gar nicht gibt! SIE SIND BESESSEN! Will sagen, aus ihnen spricht die verinnerlichte gepanzerte Gesellschaft, die verzweifelt um ihre Existenz ringt. Reich und Laska waren nie Teil dieser Gesellschaft der lebenden Toten. Was ich hier von Reich zitiert habe, ist der gemeinsame Ursprung der Orgonbiophysik und des LSR-Projekts.

Liquidar

Super-Ego

Radicalmente

Brief von Peter Nasselstein an Bernd A. Laska über Safranskis Nietzsche-Biographie, 21. Mai 2001

2. Februar 2023

Lieber BAL,

ich lese gerade Safranskis NIETZSCHE und habe mich bis zur Stirner-Stelle durchgekämpft. Hier meine unmittelbar das Lesen reflektierenden Gedanken:

Schopenhauer macht den Hegelschen „Weltprozeß“ zur nichtigen Phrase – das gleiche tat Stirner. Das wird offensichtlich, wenn man so ungefähr die Seiten …121 bis 123… liest.

Schön! Es ist wirklich nur ein Schritt und: Schopenhauer und Stirner werden austauschbar.

Wenn Safranski etwa schreibt: „Im Kern des Menschen entdeckt Stirner eine schöpferische Kraft, die Phantome erzeugt, um sich dann von den eigenen Erzeugnissen bedrücken zu lassen“ (S. 125f). [PN 2023: „Die Welt als Wille und Vorstellung“ frei nach Schopenhauer!]

Safranski assoziiert diesen Satz mit Feuerbach. Safranski hätte aus der ganzen Logik seiner Darstellung ebenso ausführen können, daß „Nietzsches Schopenhauer“ (der ein sehr merkwürdiger „Schopenhauer“ war) die ideale Maske für den von Nietzsche verheimlichten „Nietzscheschen Stirner“ war. Und daß nicht erst für 1874 gilt „(Nietzsche) studiert Max Stirner“ (S. 378), sondern daß das bereits 1865 hinter dem „Schopenhauer-Erlebnis“ (S. 372) stand. (PN: Mir fällt gerade ein: vorbereitet durch Ortlepp 1863? oder habe ich das bei Ihnen aufgeschnappt?)

Jedenfalls habe ich mich bei Ihrer Theorie immer gefragt, wie sich denn hinter Nietzsches (ausgerechnet!) Schopenhauerianertum ein heimliches und verdrängtes Stirnerianertum verbergen soll. Safranski hat mir (ohne daß Safranski selbst weiß, was er da ausleuchtet) dies nachvollziehbarer gemacht. Safranski ist der letzte Schritt der Nietzsche-Forschung vor der Laska-Revolution.

Aber weiter: Nach einigen Seiten Stirner-Begeisterung, d.h. Laska-Plagiat (Stichwort „Über-Ich“!), kommt der Satz: „Die Stirnersche Philosophie war ein grandioser Befreiungsschlag,….“ (S. 128) Triebhaft beendet mit dem Halbsatz: „…, wunderlich und skurril bisweilen.“ Und, mittlerweile ist Safranskis Über-Ich ganz im Sattel, gefolgt von dem Satz: „Auch konsequent in einem sehr deutschen Sinne.“ Aha! bzw. A.H.!!! Safranski ist einer: fremde Würstchen stibitzen, mit dem Schwanz wedeln, anhimmeln – und schließlich anpissen! Nächste Seite: „… Nietzsche (wird) bei Stirner etwas gänzlich Fremdes und sicherlich auch (!) für ihn Abstoßendes wahrgenommen haben.“ Im Anschluß daran endet dann das Kapitel merkwürdig holprig – und hat nichts mehr mit Stirner zu tun.

Doch dann findet sich im nächsten Kapitel doch wieder Aufspießungswürdiges. Auf S. 132 schreibt Safranski, daß Nietzsche mittels Stirner „das Wissen gegen das Wissen (kehrt), um dem unmittelbaren Leben Raum zu schaffen“. Ähnliches hätte Safranski über den Einfluß Schopenhauers auf Nietzsche sagen können: die Erziehung zur Nüchternheit. Nun gut, auf S. 138 zitiert Safranski Nietzsche im Zusammenhang mit dessen Wagner-Desillusionierung:

Es sei ein verhängnisvoller Irrtum gewesen und es habe ihn krank gemacht, schreibt [Nietzsche], jene „metaphysische Vernebelung alles Wahren und Einfachen, der Kampf mit der Vernunft gegen die Vernunft, welcher in Allem und Jedem ein Wunder und Unding sehen will“. Diese Formulierung erinnert auf den ersten Blick an jene von Stirner angeregte Formel vom Wissen, das seinen Stachel gegen das Wissen kehrt. Mit dieser Formel hatte Nietzsche dem Leben Platz schaffen wollen für den Gewinn einer zweiten Unmittelbarkeit. Die Formel hatte einen vitalistischen Sinn. Im Dienste des Lebens sollte die Macht des Erkennens und Wissens eingeschränkt werden. Aber dieses Manöver der Entmachtung des Wissens durch das Wissen gilt ihm jetzt als Selbstbetrug der Vernunft. Es erscheint ihm unredlich, mit der Vernunft gegen die Vernunft zu fechten.

– Hier verwirrt sich alles, irgendwie wird Stirner (!) zu einem unredlichen Betrüger und Nietzsches Befreiung von Wagner/Schopenhauer wird uns „irgendwie“ als Befreiung von Stirner verkauft! So muß es jedenfalls beim Leser ankommen. Interessant auch, wie hier Safranski (in unbewußter Nachäffung Nietzsches?) Schopenhauer und Stirner vermengt.

-PN

Safranski (Fortsetzung) 28 Mai 2001:

Wir waren auf S. 138. Danach taucht Stirner namentlich nicht weiter auf, aber seine Gegenwart bleibt spürbar.

Es (bzw. mir) wird klar, daß Nietzsche in der Schaffensperiode von Menschliches, Allzumenschliches und Morgenröthe Stimer nahe kommt:

Der Grundsatz „individuum est ineffabile“ bedeutet für [Nietzsche]: das Ungeheure auch in der Einzelheit des Individuums zu entdecken. Aber wer liebt schon das Ungeheure? Eher weicht man ihm aus ins Bekannte und Vertraute. Und so kommt es, daß die „Allermeisten“ nichts Eiligeres zu tun haben, als nach einem „Phantom von ego“ zu suchen, das vor der Ungeheuerlichkeit des eigenen Selbst schützt. Wo findet man dieses Phantom? Bei den Anderen. Was die Anderen über mich festgestellt haben oder was ich glaube, daß sie es festgestellt haben, und was ich selber getan habe, um ein bestimmtes Bild dort draußen und vor mir selbst zu erzeugen – diese Eindrücke und Handlungen bringen jene Verhältnisse hervor, bei denen „Einer immer im Kopfe des Andern, und dieser Kopf wieder in anderen Köpfen“ steckt. (S. 217)

(Übrigens „Stirnerisiert“ Safranski auch selbst auf S. 217f – im Heideggerschen Gewande.) Andererseits ist für Nietzsche das Innere ein Schlachtfeld, in dem eine Art „Super-Ich“ (mein Begriff) Herr werden soll: Nietzsche fordert, man solle eine ganze Person sein. „Solches Ganzsein aber bedeutet nicht die unmögliche Überwindung der dividualen Existenzweise (d.h. der Panzerung = Über-Ich, PN), sondern wirkungsvolle Selbstgestaltung und selbstinstrumentierung.“ Im Sinne des Willens zur Macht „Macht über sich selbst gewinnen (…) Machtergreifung über sich selbst“ (S. 187f). Und er zitiert Menschliches, Allzumenschliches (KSA 2,20). So taucht das Über-Ich beim Stirnerisierenden Nietzsche doch wieder auf! (Safranski hätte die Möglichkeit gehabt, den Willen zur Macht als „Erschaffung“ des Über-Ichs zu entlarven. Zum Beispiel wenn er später schreibt:

Selbstüberwindung im Schaffen einer ganzen imaginären Welt aus Ideen, Bildern und Szenen, wie sie das Zarathustra-Projekt entwirft, ist mehr als Selbsterhaltung. Es ist Selbststeigerung. Und dies ist der zweite Aspekt des Willens zur Macht. Man denkt zu gering vom Leben, wenn man in ihm nur den Trieb zur Selbsterhaltung entdeckt. (S. 291)

Auf diese Weise ist Nietzsche wirklich gleichzeitig beides LSR und DMF [PN 2023: in PNs Privatsprache das Gegenteil von LSR: Diderot/Marx/Freud]. Weshalb er ja auch so beliebt ist.

Nietzsches Über-lch‘lertum wird an Stellen wie folgender auf S. 264 deutlich: „(…) wenn Nietzsche später Flauberts ‚Versuchungen des heiligen Antonius‘ kennenlernt, wird er dort wiedererkennen, was es bedeutet, von den eigenen folternden Phantasien überwältigt zu werden. Aber Nietzsche kämpft um den Willen zur Macht über sich selbst (…),“ d.h. er will sich bewältigen. Tatsächlich ist der „Über-Mensch“ in gewisser Weise ein „Über-Ich-Mensch“. Jedenfalls wird das (mir) klar, wenn Safranski auf S. 268f Nietzsches Schopenhauer-Schrift zitiert, daß dein wahres Wesen nicht in dir verborgen liegt, „sondern unermesslich hoch über dir oder wenigstens über dem, was du gewöhnlich als dein Ich nimmst“. Safranski spricht Nietzsche: „In jedem Versuch zur Selbstgestaltung im Sinne der Steigerung wirkt bereits der Wille zum Über-Menschen. …seine Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und Selbstgestaltung in aufsteigender Linie.“ Und wieder zitiert Safranski Menschliches, Allzumenschliches (KSA 2,20). Das gleiche Zitat auch am Ende des Buches S. 364 bei der Auseinandersetzung mit Foucaults Nietzsche-Interpretation.

Und weiter im Text: Wie befürchtet versteht auch Safranski die Ewige Wiederkehr nicht. Aber heroisch quäle ich mich voran zur Seite 255, wo im Zusammenhang einer Diskussion der Diskussion um Nietzsches angeblicher Homosexualität ein verdeckter Angriff auf Reich zu finden ist. Safranski: man dürfe Nietzsche nicht auf „die Geheimgeschichte seiner Sexualität“ reduzieren.

Man macht sie zum privilegierten Ort des Wahrheitsgeschehens. Die Sexualität gilt als Wahrheit der Person. Es ist dies die vielleicht prominenteste Wahrheitsfiktion des 20. Jahrhunderts, doch schon im 19. Jahrhundert war sie aufgekommen. Unter der Rohheit und versteckten Aggressivität eines solchen Willens zur Wahrheit, der die Person von ihrer Sexualgeschichte her entschlüsselt, hat Nietzsche gelitten. Zwar hat auch er das Triebgeschehen erforscht, aber er hat darin eine unendliche Vielfalt entdeckt, er war in dieser Angelegenheit Polytheist und huldigte nicht dem phantasielosen Monotheismus der Sexual-Deterministen.

Wieder: darum ist Nietzsche so beliebt: Aufklärer und gleichzeitig Lehrer des verkleisternden Ausweichens. (Die Differenz von Psychoanalyse und Nietzsche wird auf S. 337, Abs. 2 erläutert.)

Safranskis Angriff auf Nietzsches „Biologismus und Naturalismus“ und natürlich Primitivismus wirkt wie die entsprechenden Marxistischen Angriffe auf Reich von anderen (S. 301-304).

Genervt setze ich meine Lektüre fort:

Wie für Marx ist auch für Nietzsche Stirner letztendlich Kleinbürger: weil er zu impotent ist, um gemäß dem Willen zur Macht ein „Über-Ich“ (ein Ziel, eine Vision) über sich zu setzen – aber Safranski denkt natürlich nicht an diese Verbindung, wenn er schreibt:

Es geht [Nietzsche] nicht, wie wir schon gehört haben, um defensive Selbsterhaltung, sondern um das Prinzip offensiver Selbststeigerung. Leben ist ein expansives Geschehen. Bestandssicherung mag für den ängstlichen Kleinbürger wichtig sein, das Leben insgesamt aber darf man sich nicht als Philister-Welt vorstellen. Dieser Gedanke von der Selbststeigerungs-Tendenz des Lebens wird im Zarathustra prägnant formuliert: „Nur, wo Lebens ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben, sondern (…) Wille zur Macht“. (S. 297)

Nein, wenn Safranski auf den Gleichklang von Nietzsche und Marx zu sprechen kommt, dreht es sich um Moral und Klassenkampf (S. 299). – Und es stimmt ja auch: bei allem „diabolischen“ Perspektivismus („Klassenstandpunkt“) gibt es für beide etwas Höheres als bloße „kleinbürgerliche Selbstbehauptung“ und damit verborgen doch eine höhere Moral (im Sinne des „Willens zur Macht“).

Ich nähere mich dem Ende und muß feststellen, daß Safranski nicht mal mit dem Tod Gottes was anfangen an (S. 320ff). Er begreift nicht, daß mit der Beseitigung Gottes alles beseitigt ist: alle Maßstäbe, alle Moral, alle Ethik. Aber die Menschen, einschließlich Safranski, machen weiter, so als wäre nichts geschehen. Gott ist tot? Na und!! Hat er je gelebt? Nietzsche hat die (bzw. eine) Konsequenz gezogen, d.h. er ist „Faschist“ geworden, aber um diesen Ertrag seines Lebens wird er von Safranski und elendigen „Nietzsche-Rettern“ a la Schmidt betrogen! Diese Leute wollen einen „humanistischen“ Nietzsche, einen zurechtgestutzten Nietzsche, um der Entscheidung zu entgehen: Nietzsche und damit die systematische Vernichtung von Milliarden von degenerierten Menschen und die Versklavung der übrigen für die Bedürfnisse einer klitzekleinen übermenschlichen Elite – oder LSR. Seid doch einmal konsequent!!

Stattdessen ein ewiges BlaBlaBlaBlaBlaBlaBlaBlaBla, das nie zum Ziel kommt. Und dieses Hirnleuchten wird dann auch noch als „Denken“ bezeichnet! Entsprechend endet das Buch mit den Sätzen: „Mit Nietzsches Denken kommt man nirgendswo an, es gibt kein Ergebnis, kein Resultat. Es gibt bei ihm nur den Willen zum unabschließbaren Abenteuer des Denkens“ (S. 365). Das ewige Ausweichen vor dem Wesentlichen.

[PN 2023: Laska selbst äußert sich zu dieser bundesdeutschen Großleistung hier.]

Der revolutionäre Sozialdemokrat 2023

1. Februar 2023

Wir stehen etwas gegenüber, das den menschlichen Geist zerstören wird. KI wird Bilder malen, Romane schreiben, Musik komponieren und Filme schreiben, spielen und inszenieren, und zwar in Sekundenschnelle und weitaus besser als jeder Mensch es vermag. Alle kreativen Berufe werden wegfallen (in zwei Jahren wird es zum Beispiel keine Übersetzer mehr geben und bald danach beispielsweise auch keine Schauspieler mehr), und manuelle Tätigkeiten werden von „Druckern“ übernommen, die alles „drucken“ können, von einem Haus über eine Maschine bis hin zu menschlichen Organen (sic!). Menschliche Vorstellungskraft und menschliche Arbeit werden völlig überflüssig werden. Und schließlich wird das menschliche Gehirn direkt mit KI verbunden und der menschliche Körper zu einem Cyborg – bis alle Unterschiede zwischen Mensch und Maschine eingeebnet sind.

Dabei ist zu bedenken, wer dieser „Mensch“ ist. Mit Sicherheit nicht die 8 Milliarden Menschen, die jetzt die Erde bevölkern. Die sind bzw. werden durchgehend vollkommen überflüssig. SIE sind der Kohlenstoff, den die Eliten mit Hilfe der „letzten Generation“ (!) beseitigen wollen: die Spritze, das bevorstehende Chaos, der sich entwickelnde Weltkrieg und die anstehende weltweite Hungersnot werden ganze Arbeit leisten. 99 Prozent der Menschen sind mittelfristig vollkommen überflüssig! Bloße Hindernisse auf dem Weg der wenigen, die zu Göttern werden wollen.

Dies ist der Triumph des mechano-mystischen Geistes. Was kann getan werden? Die Orgonomie ist die einzige, DIE EINZIGE, Lösung, da nur sie weiß, was das Lebendige ist und was die Emotionelle Pest ist.

Schon heute bzw. mit unmittelbar absehbarer Technik, kann dein Kind einen Liedtext von KI kreieren lassen, die dazugehörige Melodie und die instrumentelle Begleitung. Es kann beliebig falsch singen, der Computer wird die Stimme richten (Autotuning). Damit ist die gesamte Musikindustrie komplett überflüssig geworden. Ich kann eingeben: schreibe einen Roman im Stile von Döblins Berlin Alexanderplatz, das im Rajastan der Mogulzeit spielt. Der Computer wird das innerhalb von Sekunden produzieren und schon bald eigenständig „den Film zum Buch“ bereitstellen können. Dieser computeranimierte Film wird ununterscheidbar sein von echten Filmen – außer, daß er um Längen besser ist. (Schon vor mehr als einem Jahrzehnt gab es Tim und Struppi.)

Man wird einwenden, daß das übertriebene Science Fiction ist und daß man immer das Künstliche spüren wird. Nein, die Technik ist da und sie ist besser als jeder Mensch sein kann. Schon heute macht KI weitaus bessere und „kreativere“ Buchillustrationen, als es jeder Künstler kann. Auch der Einwand, daß KI rein parasitär auf das zurückgreift, was kreative Menschen ins Netz gestellt haben, sticht nicht, denn genau so funktioniert seit jeher auch die menschliche Kultur: wir greifen alle auf die Tradition zurück, sind alle „Plagiatoren“. Und mit Hilfe von Zufallsgeneratoren, kann KI beliebig viel „Kreativität“ simulieren.

Nur eins wird der Roboter und KI niemals Zuwegebringen: Leben und lebendiges Denken. Bei einem Cyborg kann man keine Orgontherapie (d.h. die Separierung von Eigenem und Fremdem = Entpanzerung) durchführen und KI wird niemals orgonometrisch denken können, denn dazu muß man die in Worte unausdrückbare „Gestalt“ vor dem geistigen Auge haben oder besser gesagt körperlich erfassen.

Bereits Reich hat zu seiner Zeit gegen den „Maschinenmenschen“ (die Reduzierung des Menschen auf die Maschine und auf die Gene) und gegen das mechanistische Denken angekämpft. Cyborgs und KI sind in dieser Hinsicht nicht wirklich Neues. Und genauso wie Reich selbstverständlich die Vorteile der damaligen Maschinenzivilisation nutzte und für die Orgonforschung einspannte, ist nichts dagegen einzuwenden alle Vorteile der heutigen Technik zu nutzen. Der entscheidende Unterschied ist zweierlei: der Student der Orgonomie weiß, was das Lebendige und was dessen Werkzeuge sind, und er weiß, daß bestimmte Utopien irrational sind, weil sie kompensatorischer Ausfluß der eigenen Befriedigungsunfähigkeit (orgoastischen Impotenz) sind. Wenn man so will, ist das die wahre Elite, die Herr und Sklave unterscheiden kann und die die (vermeintlich!) eigenen Strebungen im Griff hat. Das ist der Geist des heutigen Revolutionärs, der sich gegen den Ungeist der Reaktion erhebt.

Wenn du die Klaus Schwabs dieser Welt siehst, denke an Pierre Paolo Pasolinis Vermächtnis an die Menschheit: Die 120 Tage von Sodom. Die faschistische „Elite“, das World Economic Forum, ist ekelerregender Dreck und wird zertreten werden! Freßt selber eure Insekten, ihr verdammtes faschistisches UNGEZIEFER! (Über den metaphysischen Hintergrund dieses welthistorischen Geschehens siehe den Blogeintrag von morgen!)