Archive for the ‘Psychotherapie’ Category

Antiorgontherapie (Teil 7)

12. Juli 2022

Bei aller unbestreitbaren historischen Kontinuität muß doch gesagt werden, daß die Orgonomie imgrunde das Gegenteil der Psychoanalyse und aller aus ihr hergeleiteten Therapieformen ist! Diese „Bewußtseinstechniken“ wirken, weil die Energie, die sich in neurotischen Symptomen geäußert hat, im „Charakter“ gebunden wird (Panzerung). Psychotherapie ist die Flucht vor den Emotionen.

Vor 15 Jahren haben Matthew Lieberman und seine Kollegen an der University of California in Los Angeles mit bildgebenden Verfahren die Gehirnaktivität von 30 Probanden analysiert, die auf Bilder blickten, auf denen Gesichter gezeigt wurden, die bestimmte Emotionen zum Ausdruck brachten. Sie mußten zwischen zwei Namen, einem weiblichen und männlichen, je nach dem Geschlecht der Person, deren Gesicht zu sehen war, und zwischen zwei Wörtern wählen, um die Emotion richtig zu benennen. Beim Auswählen des Namens traten keine nennenswerten Veränderungen auf, doch beim Benennen der Emotion wurde eine Region im präfrontalen Cortex, dem „obersten Kontrollzentrum“, aktiviert, die mit dem In-Worte-fassen von emotionalen Erfahrungen assoziiert ist. Entsprechend reduzierte sich die Aktivität im „triebhaften“ Limbischen System, der Amygdala. Bei jenen Probanden, die Meditation und andere „Bewußtseinstechniken“ ausüben, traten diese Veränderungen besonders stark hervor. Sie haben sich im Griff, indem sie ganz im Hier und Jetzt bleiben und beispielsweise zu sich sagen: „Ich bin wütend“ – und sich so von eben dieser Wut distanzieren. Wenn man Gefühle in Worte faßt, ist es als trete man bei der emotionalen Reaktion auf die Bremse. Deshalb ist es auch hilfreich über seine Gefühle zu sprechen. Sie werden auf diese Weise „bewältigt“. Ein Gutteil der Psychotherapien funktioniert auf diese Weise.

Wir alle kämpfen mit unseren Emotionen und Gefühlen. Ein Zen-Meister wird sagen: bilde einen freien Raum zwischen dir und der störenden Emotion und laß sie dich nicht beherrschen. Letztendlich sollen wir uns nicht nur von unseren Ängsten, sondern auch von unseren Sexualtrieben lösen, um „frei zu sein“! Imgrunde ist das ganze Psychozeugs nichts anderes als „Let’s talk about Sex!“ In der Orgontherapie lernt man genau das Gegenteil: komme in Kontakt mit Deinen Gefühlen. Du wirst merken, daß je mehr du dich ihnen überläßt, sie desto angenehmer und „beherrschbarer“ werden. Die üblichen Psychotherapien sind im tiefsten Sinne „reaktionär“, weil sie nicht Energien befreien, sondern binden. Psychopharmaka ergänzen diesen Abpanzerungsprozeß. Und eure „Spiritualität“ (Achtsamkeit, Yoga, Meditation etc.) könnt ihr euch sonstwohin stecken!

Antiorgontherapie (Teil 6)

9. Juli 2022

Der individualistische Rechte sagt dir: „Mensch, reiß dich zusammen!“ – bzw. sagte er dir das in der autoritären Gesellschaft. Das ist die Essenz der autoritären Erziehung: „Hör auf zu flennen, reiß dich am Riemen und komm endlich – oder verrecke hier! Ist mir doch scheiß egal!“ Das soll die Kinder hart und verpanzert machen. Schrecklich, aber immerhin ein verborgener Appell an die eigenen Ressourcen und letztendlich an die Selbststeuerung.

Heute in der antiautoritären Gesellschaft wird dir geholfen. Je hilfloser du dich gibst, desto besser wird es dir im Endeffekt ergehen. Das quasi offizielle Motto der kollektivistischen Linken lautet: „Nobody is left behind!“, d.h. niemand wird ausgegrenzt und allen wird geholfen. Was dazu führt, daß jeder in sich schaut, um irgendwelche Wehwehchen zu finden, aufgrund derer er diese Solidarität vom Kollektiv einfordern kann. Alles ist weich, „empathisch“ und „ungepanzert“ – und erzeugt unselbständige, von anderen abhängige Menschen, bzw. „Menschen“.

An diesem absurden Widerspruch zerbricht das therapeutische Erbe Reichs: daß sich Leute zu diesem Erbe hingezogen fühlen, die ihren Mitmenschen helfen wollen, dabei aber systematisch bei diesen das unterminieren, was das Menschsein ausmacht, nämlich die Eigenverantwortung. Eltern, Kindergärtner, Lehrer und schließlich Psychotherapeuten züchten den antiautoritären Menschen, der tatsächlich körperlich weitgehend ungepanzert ist, – weil sich seine gesamte Panzerung auf das Augensegment konzentriert. Diese orientierungslosen „Menschen“ haben jede Perspektive verloren und tappen hilflos durchs Leben. Keine Peilung! Charles Konia spricht von „clueless“.

„Rechte“, also die Fossilien und unzeitgemäßen Irrläufer der einstigen autoritären Gesellschaft, haben hingegen keinerlei Zugang zu Wilhelm Reich, dem Urvater der „sexuellen Revolution“, die die Transformation zur antiautoritären Gesellschaft letztendlich auslöste. Tragischerweise sind sie die einzigen, die überhaupt ein Gespür für Selbststeuerung haben. Nur sie können richtige Orgontherapeuten sein, d.h. ihre Patienten aus der Matrix lösen, während „Reichianische“ Therapeuten nur Freiheitskrämer sind, die zur allgemeinen Versklavung beitragen und sie perpetuieren – im Namen Reichs…

Antiorgontherapie (Teil 5)

8. Juli 2022

Das Wilhelm Reich Museum in Rangeley, Maine hält im August eine Konferenz ab, in der die Antiorgontherapie promoted wird – im Namen Wilhelm Reichs. Das reicht (u.a.!) von Charles Kelleys „Radix-Therapie“, über Alexander Lowens „Bioenergetik“ und John Pierrakos „Core-Therapie“ bis zu Gerda Boysens „Biodynamik“ und David Boadellas „Biosynthese“ und kulminiert in der famosen „deutschen Orgontherapie“, die Heiko Lassek meiner unverifizierten Theorie nach… lassen wir’s…

Ich bin auf diesen ganzen Komplex in „Reichianische Bücher“ (hier, hier und hier) bis zum Überdruß eingegangen, deshalb hier nur kurz: statt die „inneren Hierarchien“ (Fremdbestimmung, Über-Ich, Panzerung) abzubauen, werden neue errichtet (Political Correctness, Spiritualität, etc.), die Charakterstruktur wird an die antiautoritäre Gesellschaft angepaßt (Verstärkung der okularen Panzerung, Triebgehemmtheit wird durch Triebhaftigkeit ersetzt) und es wird systematisch verschleiert, daß es jeweils nur EINE korrekte therapeutische Intervention geben kann und deshalb nur EINE Orgontherapie. Mehrere „Schulen“ als mögliche Alternativen vorzustellen, ist von vornherein Emotionelle Pest. Mit Wilhelm Reich hat diese ganze Kackscheiße nichts, aber auch rein gar nichts zu tun!

Die Orgonomen des American College of Orgonomy haben sich wiederholt mit den „Reichianischen” Körpertherapien auseinandergesetzt, seien diese nun eher mechanistisch orientiert, wie die „Bioenergetik” von Alexander Lowen, oder mystisch, wie das „Core Energetics” von John Pierrakos. Ihnen allen gemeinsam seien verschwommene Therapieziele. Statt einfach nach und nach und vor allem systematisch den Panzer zu beseitigen (jeder einzelne Teil des Panzers hat eine Funktion!), solle „Energie in Bewegung gebracht werden“ oder „die Balance der Körperenergie soll wiederhergestellt werden“. Die Reichianischen „Therapeuten“ folgten ihrer „Intuition“ und erzeugten regelmäßig chaotische therapeutische Situationen.

Und was die Orgontherapie (bzw. was sich so nennt!) selbst betrifft gibt es meines Erachtens, d.h. auf Grundlage eigener Beobachtungen an mir und anderen Patienten, fünf Kennzeichen, die auftreten, wenn etwas grundlegend schiefläuft:

  1. wird die Energie des Patienten von den realen Anforderungen des Alltags abgezogen und auf obskurantistische Nabelschau, „spirituelle Krisen“, religiöse Sehnsüchte, etc. abgelenkt (Ersatzkontakt statt Kontakt);
  2. werden zeitweise Lösungen eröffnet, die das charakterliche Grundproblem nur noch weiter verkleistern und noch unzugänglicher machen, so daß sich die charakterlichen Probleme untergründig nur noch weiter verfestigen;
  3. bindet sich der Patient zu stark an den Therapeuten (Ersatzkontakt), was das eigentliche Ziel der Therapie untergräbt, nämlich die Selbst-Steuerung;
  4. dazu gehört auch, daß sich durch ständige Interventionen des Therapeuten der Eindruck verfestigt, daß Erfolge auf den Therapeuten zurückgehen, während tatsächlich der Patient selbst an sich arbeitet (bzw. arbeiten sollte);
  5. wird der Patient viel zu schnell auf ein zu hohes Energieniveau gehoben, auf dem er weder adäquat funktionieren kann, noch das er mittelfristig aufrechterhalten kann, was schließlich zur Resignation führt.

Auf diese Weise wird mittelfristig Verwirrung und heimlicher Groll gegen die Orgonomie hervorgerufen, da die therapeutischen Interventionen strukturell einfach nicht greifen.

Orgontherapie ist nicht, halbnackt auf einer Matratze liegen und wie ein Irrer strampeln und schreien! Orgontherapie ist sich seinen Ängsten im Alltag stellen und zu handeln, obwohl man Angst hat. Es ist vollkommen lächerlich zu glauben, daß man durch irgendwelche „Techniken“ auf quasi magische Weise „entpanzert“ wird, um dann ein glückliches Leben zu führen. Warum man denn dann überhaupt einen Orgontherapeuten aufsucht? Damit der einen mit der eigenen Kontaktlosigkeit in Kontakt bringt – nicht damit er neue und effektivere Arten von Ersatzkontakt bereitstellt.

Ein Beispiel wäre beispielsweise eine Hysterikerin, die vom Therapeuten ummuttert bzw. „umvatert“ wird, um Verletzungen aufgrund ihrer „Frühstörung“ zu heilen, und deren vorgeblich „spirituellen Krisen“ er hilft zu bewältigen. Statt ihr ständiges charakter-strukturelles Weglaufen anzugehen, wird es unterstützt und weiter verfestigt. Egal wieviel „Charakteranalyse“ und „biophysische Arbeit“ hier auch immer geleistet wird, so etwas als „Orgontherapie“ zu bezeichnen ist schlichtweg absurd!

Ein untrügliches Zeichen dafür, daß etwas grundsätzlich falsch läuft, ist ein narzißtisches Auftreten sowohl des Therapeuten als auch seiner Patienten. Ein echter Orgontherapeut spielt niemals eine Rolle, sondern er ist im besten Sinne des Wortes „ein ganz normaler Mensch“. Das gleich trifft auf Patienten zu, die so tun, als wären sie ob ihrer „Umstrukturierung“ etwas besseres als wir, das gemeine Volk. Groteskerweise ist es genau umgekehrt: Neurotiker umgeben sich mit Auren („Ich bin ein Denker!“, „Ich bin etwas besseres!“, „Ich bin ein Akademiker!“, „Ich habe den Durchblick!“, etc.), während gesunde Menschen schlichtweg sie selbst sind: Menschentiere!

Antiorgontherapie (Teil 4)

7. Juli 2022

Orgontherapie ist keine „Arbeit“ an irgendeinem „Objekt“, das auf der Couch liegt und bei dem man „die Energie in Bewegung“ bringt. Es sind auch keine hochkomplizierten „Psychotechniken“, die zum Einsatz gebracht werden. Es sind zunächst einmal ganz normale psychotherapeutische Gespräche, die dezidiert un-psychoanalytisch gehalten sind, d.h. sich auf das Hier und Jetzt beziehen, vor allem aber auf das konkrete Verhalten und Gehabe des Patienten. Dann der „biophysische“ Teil, bei dem der Patient so gut wie gar nicht mit den Händen berührt wird und ihm auch nicht gesagt wird, was er zu tun und zu lassen hat. Die Autonomie des Patienten wird in jedem Fall respektiert und er bestimmt, wie weit das ganze geht.

Tatsächlich kann eine Orgontherapie teilweise hochdramatisch aussehen, man denke nur an die Dokumentation Room for Happiness, aber das kommt erst später nach einer langen Eingewöhnungszeit und kommt auch dann aus dem Patienten selbst. (Ohnehin ist die Charakteranalyse filmisch kaum darstellbar, so daß Room for Happiness leider einen falschen Eindruck vermittelt.)

Es kann wirklich nichts Schlimmes passieren, zumal man in den Händen von Medizinern ist, die darüber hinaus Psychiater sind und in der gängigen tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ausgebildet wurden. Das ganze hat nichts „Esoterisches“ oder „Verwickeltes“ an sich. Und letztendlich gibt es nur einen einzigen wichtigen Heilungsfaktor: die Motivation des Patienten. Vor dem Computer sitzend ist das einfach: „Klar bin ich motiviert!“, aber wenn man mit den eigenen verschrobenen Idiosynkrasien auf dem Charakteranalyse-Stuhl und der schmerzhaften Atemhemmung auf der Matratze unmittelbar konfrontiert ist, sieht das schon anders aus mit der Motivation…

In einer guten Orgontherapie wird ein Heilungsprozeß in Gang gesetzt, der vielleicht nie zum Ziel findet, bei dem es aber auch kein Zurück gibt.

Es ist ein ständig abfallender Weg vom dürren Hochgebirge der Neurose hinab zum Meeresstrand der Gesundheit. Das Gefälle bestimmt man weitgehend selbst und wenn man nicht weiter kann/will ist man zumindest in fruchtbareren, „meeresnäheren“ Landschaften angelangt – und rollt vielleicht dank der Gravitation noch sozusagen „autonom“ langsam weiter bergab seewärts.

Das Gute ist, daß wenn man im Hochgebirge vom Therapeuten beispielsweise aufgefordert wird, damit aufzuhören sich selbst ständig ein Bein zu stellen, einem dies zwar vollständig absurd vorkommt („Warum komme ich denn zur Therapie, wenn das so einfach ist?!“), jedoch weiter unten auf dem Weg abwärts der Satz plötzlich sinnvoll wird, – er wird eine Selbstverständlichkeit, das Leben wird einfacher: „Ja, warum stelle ich nicht einfach mein neurotisches Verhalten ein!“ Man wird Herr im eigenen Haus und kommt aus dieser idiotischen, peinlichen Opferrolle raus. „Ich kann nicht anders!“ Neurotischer Quatsch!

Man kann keine Wunderdinge von der Orgontherapie erwarten, aber eins kann man mit Fug und Recht erwarten: daß man, um im obigen Bild zu bleiben, ins Rollen kommt, vielleicht millimeterweise, aber man rollt und dieses Rollen wird nie mehr aufhören.

Was der Orgontherapeut vor allem braucht, um dem Patienten helfen zu können, ist Souveränität. Sie ermöglicht es ihm, auf die Selbstheilungsprozesse der organismischen Orgonenergie zu vertrauen, d.h. die Selbstregulation sich (wieder) entwickeln zu lassen, statt aus heimlicher Unsicherheit in blinden Aktionismus zu verfallen. Er wird sich niemals dazu hinreißen lassen, irgendwelche abgeschmackten Psychotechniken (Manipulationstechniken), etwa Suggestion und Induktion „anderer Bewußtseinszustände“, und „Körperübungen“, „Streßpositionen“, „Massage“ oder ähnliche „körpertherapeutische Techniken“ zu verwenden. All dies zeugt von der Angst und Kontaktlosigkeit des Therapeuten.

Wir haben es hier schlicht und ergreifend mit der Emotionellen Pest zu tun, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie die freie Entfaltung der Orgonenergie in anderen Menschen nicht ertragen kann. Um wieviel effektiver ist Modju doch, wenn er seinen tiefsitzenden Haß auf das Lebendige im Namen der „Menschenliebe“, im Namen der „Selbstregulation“ und gar im Namen der „orgastischen Potenz“ ausleben kann, indem er nach Glück strebende Menschen mit irgendwelchen „Techniken“ (NLP, Lowensche Bioenergetik, etc.pp.) manipuliert!

Bei diesen „Therapeuten“ wird die Charakteranalyse ein Weg, um ihrer Verachtung Ausdruck zu verleihen und den Patienten so fertigzumachen, daß er unmittelbar nach der Sitzung Selbstmord begeht. Die „Körpertherapie“ ist für sie ein Weg, ihren Sadismus auszuleben und nach Belieben Grenzüberschreitungen zu begehen. Imgrunde ist das Vergewaltigung, für das das Opfer auch noch zu zahlen hat!

Letztendlich ist es egal, wie lange die Therapie dauert und ob man jemals ans Ziel gelangt. Wichtig ist einzig und alleine, daß man aus der emotionalen und körperlichen Erstarrung herauskommt, – ein autonom verlaufender Heilungsprozeß in Gang gesetzt wird. Aktivistische Therapeuten hintertreiben und zerstören diesen Prozeß. Gar keine Therapie wäre besser.

Aber gibt es nicht unterschiedliche Therapieschulen, die sich auf Reich berufen? Nein! Wie bereits in Teil 2 erwähnt (Reich führt das in der Charakteranalyse aus), gibt es in einer bestimmten therapeutischen Situation nur eine einzige richtige Vorgehensweise. Es gibt nur eine einzige richtige therapeutische Herangehensweise. Jede andere kann nur Schaden anrichten. Reich selbst hat Charakteranalytiker, Vegetotherapeuten und schließlich Orgontherapeuten nacheinander in Wien, Berlin, Kopenhagen, Oslo und New York ausgebildet. Wie kann es da Platz für „unterschiedliche Schulen“ gegeben haben?

Mit der Veröffentlichung der dritten Auflage der Charakteranalyse im Jahre 1949, in der er die segmentäre Anordnung der Panzerung vorstellte und sich insbesondere mit dem okularen Segment beschäftigte, war die Entwicklung der Therapie weitgehend abgeschlossen. Nachdem Reich ganzjährig nach Rangeley, Maine gezogen war, um sich ganz der Forschung zu widmen, übernahm ab 1950 Elsworth F. Baker die Verantwortung für die Ausbildung angehender Orgontherapeuten. Eine Aufgabe, die er bis zu seinem Tod 1985 wahrgenommen hat. Seitdem leitet Charles Konia das Ausbildungsprogramm der Orgonomie. Wie kann es da Platz für „unterschiedliche Schulen“ geben?

Orgontherapie ist Orgontherapie! Leute, die von sich behaupten, sie würden in einer anderen als der hier kurz umrissenen Tradition stehen, so als wäre das ganze ein sich verästelnder Baum, haben nichts mit Orgontherapie zu tun. Wie gesagt: Es gibt in einer bestimmten therapeutischen Situation nur eine einzige richtige Vorgehensweise. Es gibt nur eine einzige richtige therapeutische Herangehensweise. Jede andere kann nur Schaden anrichten.

Orgontherapie verläuft von der Gegenwart in die Vergangenheit (das Aktuelle steht im Vordergrund, dann wird sich langsam in die „Psychohistorie“ vorgearbeitet), von außen nach innen (beispielsweise heißt dies, daß man nicht mit „tiefsinnigen“ Deutungen, die nur den Narzißmus des Therapeuten befriedigen sollen, ein heilloses seelisches Chaos hervorruft) und von oben nach unten, insbesondere das Beckensegment wird nicht vorzeitig mobilisiert (etwa durch „Üben des Orgasmusreflexes“ und ähnlichen verbrecherischen Unsinn). Entsprechend wird die Therapie anfangs von der Charakteranalyse dominiert, erst später nehmen mehr „körpertherapeutische“ Elemente eine prominentere Rolle ein.

Bei den „anderen Reichianischen Schulen“ ist das teilweise, manchmal sogar durchweg, umgekehrt: der Patient wird mit haltlosen Spekulationen über seine „Psychodynamik“ malträtiert und das dann als „Charakteranalyse“ hingestellt, wenn er nicht gleich „körpertherapeutisch“ ordentlich in die Mangel genommen und sein Erleben dann im Anschluß aufgearbeitet wird. Statt die „Ausdruckssprache des Lebendigen“ freizusetzen („agieren“), wird umgekehrt auf sadistische Weise der Organismus soweit in die Enge getrieben, daß er reagieren muß. (Es wird also genau das gemacht, was erst zur Bildung der Panzerung geführt hat!) Von Beginn an wird die Sexualität (letztendlich das Becken) in den Vordergrund gestellt – weil man ja schließlich „Reichianer“ ist. „Bioenergetische Prozesse“ werden ohne erkennbare Logik mobilisiert, so als hätte Reich die Charakteranalyse nie geschrieben. Es ist alles eine große Perversion, durch Leute, die sich als „innovative Autoritäten“ aufspielen, tatsächlich aber nichts, wirklich rein gar nichts verstanden haben.

Antiorgontherapie (Teil 3)

6. Juli 2022

Eines der Hauptübel des sogenannten „Reichianismus“ ist die Zerstörung der von Reich entwickelten Therapietechnik. Diese beruht auf folgender Gleichung:

Der orgonotische Kontakt kommt insbesondere in kurzen und präzisen Interventionen und Äußerungen von Seiten des Therapeuten zum Ausdruck. Es geht nicht um ausgefeilte körperliche „Übungen“ wie in der „Bioenergetik“ a la Alexander Lowen und dem kontaktlosen Unsinn, der als „energetische Medizin“ verkauft wird. Zur Zerstörung der Therapie gehören insbesondere genaue Anweisungen, wie der Patient zu liegen hat, wie irgendwelche Gliedmaßen angewinkelt sein müssen, etc. Auch geht es nicht um irgendwelche langen verbalen Erläuterungen, sondern schlicht darum, den Patienten mit seiner eigenen Kontaktlosigkeit in Kontakt zu bringen. Wenn der beispielsweise langatmig „möglichst präzise“ sein Verhältnis zu seinen Mitmenschen erklären will, geht es von seiten des Therapeuten nicht darum den Patienten mit irgendwelchen „brillanten“ Analysen übertrumpfen zu wollen, sondern ihn zurück zu seinem grundlegenden emotionalen Problem zu führen: „Sie haben schlichtweg Angst!“

Das ist Orgonomie! Es hat nichts mit dem pseudointellektuellen und „pseudoenergetischen“ Komplexitäten der mechano-mystischen Weltanschauung zu tun, die auf einer einzigen Maxime beruht: dem Ausweichen vor dem Wesentlichen. Wenn du als Patient einem dieser Wichtigtuer gegenübersitzt, der „präzise“ jede Muskelspannung bearbeiten will, ohne vorher deren Funktion erfaßt zu haben, und mit vermeintlich brillanten Bonmots jede unbewußte Regung erklärt – lauf weg! Das zeigt alles nämlich nur eins: den mangelnden orgonotischen Kontakt beim Therapeuten, den er durch aufgesetztes „Spezialistentum“ wettmachen muß.

Wie Charles Konia in „Orgone Therapy: Part III. The Application of Functional Thinking in Medical Practice” (The Journal of Orgonomy, Vol. 20, No. 2, November 1986, S. 285-292) ausführt, bestimmt das, der orgonotische Kontakt, die gesamte Beziehung zwischen Therapeut und Patient:

In der therapeutischen Beziehung ist der Therapeut weder „besser“ als der Patient, noch sind Patient und Therapeut „gleichgestellt“, also keine Freunde oder Kameraden. Sowohl elitäres als auch anti-elitäres Denken sind in der Therapie neurotische Tendenzen, die entweder von Seiten des Patienten oder von Seiten des Therapeuten ausgehen. Diese Einstellungen werden den Fortschritt der Therapie stören. In der therapeutischen Beziehung repräsentieren Patient und Therapeut einfach unterschiedliche Funktionen. Sowohl der Patient als auch der Therapeut müssen in der Lage sein und die Bereitschaft zeigen, ihre jeweiligen Rollen einzunehmen. Der Patient repräsentiert den Vorgang der einer ärztlichen Behandlung unterliegt, während der Therapeut den ärztlichen Behandlungvorgang vertritt. Ohne diese Übereinkunft kann es keine Therapie geben. (…) Neurotische Gegenentwürfe zur therapeutischen Beziehung treten auf, wenn der Patient vom Therapeuten „gefesselt“ ist, ihn als „Kumpel“ und „Spezi“ empfindet, ihn „idealisiert“, sich als „Mitarbeiter“ oder bloße „Schachfigur“ des Therapeuten fühlt oder wenn der Therapeut zum „Guru“ oder zum „Freund“ des Patienten wird.

Sollte sich der vermeintliche „Orgontherapeut“ dir gegenüber unprofessionell verhält, d.h. einen auffallenden Mangel an Distanz zeigt oder so tut, als schwebe er in höheren Sphären und wäre mehr als ein Arzt, dann ist er dermaßen krank, daß er im Zweifelsfall wahrscheinlich mehr Hilfe benötigt als du selbst.

Ein guter Therapeut stellt ein ganz normales, der Situation angemessenes Arzt-Patient-Verhältnis her. Und wie jeder gute Arzt weiß er, was er tut, d.h. er ist in seinen Interventionen sparsam und zielgerichtet. Es ist wie in jeder anderen Lebenssituation auch. Der gute Handwerker fällt in wenigen Schritten eine Diagnose und behebt den Schaden entsprechend zielgerichtet. Der kontaktlose Pfuscher hingegen weiß nicht was er tut und hinterläßt ein hoffnungsloses Chaos. Er geht immer nach Schema F vor oder improvisiert ziellos vor sich hin.

Ich habe am Rande selbst mitbekommen, wie es Patienten von Möchtegern-„Orgontherapeuten“ von Sitzung zu Sitzung schlechter ging. Andere „Orgontherapeuten“ erklärten ihren enttäuschten und verzweifelten Patienten schließlich frech, daß Reichs Ansatz mittlerweile halt überholt sei, die Menschen heute „frühgestört“ seien und der Patient deshalb eine neue Serie von (ebenso kontaktlosen) „therapeutischen“ Interventionen über sich ergehen lassen müsse. Die Anzahl der Methoden, die ein „Orgontherapeut“ anbietet, korreliert mit dem Ausmaß seiner Kontaktlosigkeit. Den Anfang machte Ende der 1950er Jahre Alexander Lowen mit seinen „bioenergetischen Übungen“.

Das Elend der Psychotherapie ist weit verbreitet. Louis Berger, ein führender Psychoanalytiker in den USA, beschreibt in seiner Freud-Biographie Freud: Darkness in the Midst of Vision (New York 2000), wie er im Laufe der Zeit mit den führenden Ausbildungs-Analytikern und ihren Patienten in Kontakt kam, die langfristigen Effekte der Therapien sah – und nur bestätigen kann, was der bekannte Psychotherapie-Kritiker Jeffrey M. Masson 1992 über dessen eigene Ausbildungsanalyse geschrieben hatte: der führende Analytiker sei autokratisch gewesen, seine Vorgehensweise von Willkür und Machtmißbrauch geprägt (S. 376 und 386).

Leute, laßt Euch nicht von „Therapeuten“ für dumm verkaufen, die einen größeren Dachschaden haben, als ihr selbst!

Antiorgontherapie (Teil 2)

5. Juli 2022

Der früh verstorbene „Orgontherapeut“ Heiko Lassek hat 1997 in seinem Buch Orgontherapie seine Behandlungsmethode beschrieben. Er, Lassek, habe die Orgontherapie wieder etabliert. Hingegen würden die Schüler jenes Therapeuten, nämlich Elsworth F. Baker, der von Reich beauftragt wurde, die zukünftigen Orgonomen auszubilden, nur eine verwässerte und wenig wirksame „Orgontherapie“ vertreten. Lassek wörtlich:

Ein enger Mitarbeiter Reichs, der Psychiater Elsworth F. Baker, gründete das „College of Orgonomy“, in dem während der folgenden Jahrzehnte einige wenige Ärzte in der Einbeziehung des Körpers in den charakteranalytischen Therapieprozeß unterrichtet werden; die biophysikalischen Einwirkungen und die späte Form der Orgontherapie Reichs aber spart man aus Angst vor den amerikanischen Aufsichtsbehörden aus. Mit dieser eingeschränkten Form der Behandlung lassen sich die Heilungserfolge der Orgontherapie jedoch nicht wiederholen, und so gibt man die Beeinflussung schwerer Erkrankungen weitgehend auf. Zum Schwerpunkt der Ausbildung wird damit eine Art Psychoanalyse unter Einbeziehung des Körpers – eine Behandlungsform, die Reich Anfang der dreißiger Jahre praktizierte. (Orgontherapie, S. 30f)

Es ist mir einfach zu dumm, solche Sachen richtigzustellen. Nur so viel: ich war im Laufe der Jahrzehnte bei drei medizinischen Orgonomen in Behandlung, habe die vollständige orgonomische Literatur von 1919 bis heute studiert, – und muß konstatieren, daß Herrn Lasseks „Grundlagenwerk zur Arbeit Wilhelm Reichs“ nichts mit Reichs Orgontherapie zu tun hat.

Kann sich überhaupt irgend jemand auch nur im entferntesten ausmalen, wie Wilhelm Reich „auf Orgonon“ auf diese Usurpierung reagiert hätte?! Man nehme dazu den Briefwechsel Zeugnisse einer Freundschaft zur Hand und suche im Register nach „Paul Ritter“, einem englischen „Orgontherapeuten“, der beispielsweise den „Reichianischen Therapeuten“ David Boadella „ausgebildet“ hat.

Es läßt sich auch beispielsweise auf Reichs Auseinandersetzung mit der psychoanalytischen Schule Wilhelm Stekels in der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse von 1928 zurückgreifen. In einer Buchbesprechung legt Reich dort rücksichtslos die Verworrenheit von Stekels Gruppe bloß, die die negative Übertragung ignoriert und für die daraus folgende Unfähigkeit des Therapeuten, die Widerstände sorgfältig zu beheben, das böse Unbewußte des Patienten verantwortlich macht. Natürlich verwirft Stekel auch das Konzept der Libidostauung und spricht stattdessen vom „symbolischen Ausdruck bestimmter Vorstellungen“, die nur bewußtgemacht werden müßten. Gegen diese Verballhornung der Psychoanalyse durch den „Praktiker“ Stekel gemahnt Reich an die Systematik und Theoriebildung als unerläßliche Werkzeuge wissenschaftlicher Forschung. Insbesondere fordert Reich eine korrekte Charakterdiagnose, bevor man versucht, den Patienten zu behandeln. Am Ende beklagt Reich, wie sich Stekel und auch Adler durch laute Propaganda und vorschnelle Erfolgsmeldungen als Kliniker und Praktiker beim Publikum anbiedern und Freud in die Ecke des esoterischen „Philosophen“ stellen.

Wer hätte damals auch nur ahnen können, daß eines Tages Reichs vermeintliche „Schüler“, wie Alexander Lowen und wie sie alle heißen, sich als „Pragmatiker“ der „Körperpsychotherapie“ hinstellen und frech Reichs Erbe beanspruchen. Sie faseln irgendeinen Dünnschiß von der „Mobilisierung der Energie“ und wie man mit „Streßpositionen“ Widerstände brechen kann. Sie produzieren eine Literatur, die ganze Bibliotheken füllt, Zeitschriften mit vielen Jahrgängen, organisieren große Konferenzen und Gesellschaften, die vorgeben, Reichs Therapie „weiterzuentwickeln“. Tatsächlich sind das alles neue „Stekels“, die in ihrer Ignoranz den einen oder anderen Teil bei Reich herausgreifen, der dann überproportionale Bedeutung gewinnt. Auf diese Weise entstehen Privatlehren, die getreulich den Charakter ihres Urhebers widerspiegeln. Ich rede von den diversen „Reichianischen“ und „Neo-Reichianischen“ „Therapien“, die von medizinischen und/oder psychiatrischen Laien aus der Orgontherapie entwickelt wurden. Etwa Lowens „Bioenergetik“, Boadellas „Biosynthese“, Charles Kelleys „Radix“ oder Heiko Lasseks „Pulsationsarbeit“.

Pesttherapie

Antiorgontherapie (Teil 1)

4. Juli 2022

Das, was heute typischerweise als Psychotherapie in Praxen und insbesondere Psychosomatischen Kliniken verkauft wird, ist eine Funktion der soziopolitischen Charakterstruktur der Psychotherapeuten, die praktisch zu 100% „grün-rot“ sind und deshalb fast ausschließlich in ihrem Intellekt („intellektuelle Abwehr“) und im energetischen Orgonom leben, bei dem sich alles um das Zentrale Nervensystem dreht.

Patienten, die diese „Therapien“ absolvieren, kommen typischerweise als veränderte Menschen nach Hause. Agierten sie vorher spontan „aus dem Bauch heraus“ (der Solar plexus ist das Zentrum des Vegetativen Nervensystems), sehen sie, bevor sie irgendwas tun, nunmehr „in sich“ im Sinne der „Selbstachtsamkeit“. Werden sie etwa gebeten, doch abends noch schnell den Müll runterzubringen, sagen sie jetzt, daß sie zuerst „in sich hineinhören“ müssen, „was das mit ihnen macht“. Mit anderen Worten werden aus Männern verweiblichte Weicheier und aus Frauen vermännlichte Zicken. Eltern sollen ihre Babys vor dem Windeln, um Erlaubnis fragen, d.h. das, was Reich als „intellektuelle Abwehr“ bezeichnete, soll so früh wie möglich verankert werden.

Das ganze wird dann noch mit „östlichen Weisheitslehren“ und gar Reichianischen (heutzutage „krypto-Reichianischen“) Versatzstücken ausgeschmückt. Doch die gelernte „Achtsamkeit“ hat rein gar nichts mit bioenergetischem (orgonotischem) Kontakt zu tun, sondern ist nichts anderes als Intellektualisieren, zerebral. Und das Gerede über „Chi“, „Prana“, „Energie“, gar „Orgon“ spiegelt nichts anderes wider als was man gemeinhin als „Geist“ bezeichnet. Es ist das „Leben im Spiegel“, ungreifbar, steril, kontaktlos. Das wird als befreiend und „heilend“ erfahren, weil man endlich von den Emotionen befreit ist. Das ist der gleiche Zustand, der chemisch durch Psychopharmaka hervorgerufen wird.

Das ultimative Tabu (Teil 5)

10. September 2021

Ob Hanussen jemals mit Hitler zusammengetroffen ist, ist zweifelhaft. Der amerikanische Wikipedia-Eintrag über ihn behauptet das für Anfang der 1920er Jahre auf der Grundlage von Unterlagen des OSS, während im deutschen Eintrag davon keine Rede ist. Andere „Quellen“ behaupten eine Begegnung Anfang der 1930er Jahre. Derartige Begegnungen sind mehr als fraglich und werden m.W. in der seriösen Hitler-Literatur nirgends erwähnt. Trotzdem ist Hitlers Karriere ohne Hanussen m.E. kaum vorstellbar. Es geht um den Reichstagsbrand und das merkwürdig „schlafwandlerische“ Auftreten von Marinus van der Lubbe. Es ist tatsächlich diskussionswürdig, daß van der Lubbe von dem informellen SA-Mitglied Hanussen in einen hypnotischen Zustand versetzt worden war, um den Reichstag anzuzünden. Aus diesem posthypnotischen Zustand wurde er nie wieder befreit. Unwillkürlich muß man an das merkwürdige Auftreten von Lee Harvey Oswald denken.

Beide, van der Lubbe und Oswald, handelten mit geradezu übermenschlicher Präzision. Es gehört ungemeine Willensstärke dazu, ein Gebäude wie den Reichstag systematisch in Brand zu setzen oder einen Präsidenten im Visier zu halten und in kürzester Folge dreimal abzudrücken. Hypnose kann bewirken, daß wir uns sozusagen nicht mehr selbst im Wege stehen und entsprechend Dinge „durchziehen“ können, die ohnehin unserem Wesen entsprechen. Deshalb kann man diese Methode ja therapeutisch nutzen, etwa zur Raucherentwöhnung oder um soziale Phobien zu überwinden, die das Arbeits- und Liebesleben behindern.

Bernhard Horstmann führt in seinem Buch Hitler in Pasewalk (Düsseldorf 2005) aus, daß Hitlers angebliche „Gaserblindung“ am Ende des Krieges in Wirklichkeit hysterischer Natur war und daß der behandelnde Psychiater, Dr. Edmund Forster, seinem Patienten mittels einer ausgeklügelten Hypnosetechnik dazu brachte wieder sehen zu können. Er suggerierte Hitler, daß dieser kein gewöhnlicher Mensch sei, sondern auserwählt, ein „Wundermann“, der mit seiner übermenschlichen Willenskraft Herrschaft über die Materie habe und deshalb auch das Unmögliche vermöge, nämlich trotz seiner zerstörten Augen wieder zu sehen. Die so freigesetzten psychopathologischen Mechanismen hätten, so Horstmann, in Hitler, eine „totale Wesenstransformation“ bewirkt.

Forster hat Hitler während der Trancephase die Omnipotenz des zu Wundern fähigen Übermenschen suggeriert. Er tat dies in Verbindung mit den Namen Jesus, Mohammed und der Heiligen und hat damit die Grundlage für einen Messiaskomplex gelegt, der später an Hitler verschiedentlich mit Staunen bemerkt worden ist. (S. 150)

Die „Stimme“, die Hitler gehört hat, und die ihn in einer „Vision“ zum Retter Deutschlands berief, war nichts anderes als die Stimme seines Hypnotiseurs Forster. (S. 244)

Da diese Hypnosebehandlung in die Wirren der November-Revolution fiel, hatte Forster nicht mehr die Gelegenheit den hypnotischen Zustand wieder aufzuheben. Ergebnis war eine andauernde Wesensveränderung Hitlers. Aus einem willensschwachen und eher schüchternen deutsch-völkischen und schwärmerisch wagnerianisierenden Sonderling wurde der visionäre „Führer“, dem nach allen Zeugenaussagen ein „hypnotisch aufgeladenes Fluidum“ umgab, das zumindest eher willensschwache Zeitgenossen in seinen Bann zog. Gleichzeitig wirkte Hitler merkwürdig starr, beziehungslos und „fremdgesteuert“, wie in Trance.

Die Rolle, die Forster und Hanussen in der Geschichte des Nationalsozialismus gespielt haben, wird sich nie abschließend nachweisen lassen, die Indizien sind aber ziemlich schlüssig. Es geht darum, daß Psychotechniken („Psychotherapie“) eine entscheidende Rolle im wichtigsten Geschehen seit Jahrhunderten gespielt haben.

Reich selbst hat Anfang der 1920er Jahre als angehender Psychiater und Psychoanalytiker „Suggestivmethoden“ angewendet, um seinen Patienten möglichst schnell helfen zu können. In der Psychoanalyse hat der hypnotische Rapport in Gestalt der „Übertragung“ überlebt. Der Therapeut wird unbewußt zum Vater und/oder zur Mutter und dringt dergestalt in die Psyche des Patienten ein, die sich in dessen Kindheit gebildet hatte. Es dreht sich alles darum, eine „Übertragung“ herzustellen. In der Orgontherapie hingegen ist die Übertragung nichts anderes als ein Ersatzkontakt, der automatisch auftritt und immer wieder aufgelöst und durch einen genuinen Kontakt ersetzt werden muß.

Praktisch alle anderen Methoden, einschließlich der „Selbsthypnose“, helfen zweifellos den Patienten, halten jedoch letztendlich das Elend aufrecht, indem sie die Kontaktlosigkeit perpetuieren, wenn nicht verstärken. Sozialphobiker, beispielsweise, mögen durch diverse „Techniken“ ihre Ängste verlieren und ein besseres Leben führen, letztendlich wäre ihnen aber mehr damit gedient, wenn sie lernten ihre Ängste zu ertragen. Die Geschichte des „Dritten Reiches“ ist ein Menetekel dafür, was „Psychotherapie“ letztendlich bedeutet. Man denke nur daran, daß sich immer wieder „Psychosekten“ um Psychoanalytiker, Individualpsychologen, etc. formieren. Wer sich etwas mit der „Psychotherapeuten-Szene“ auskennt – gruselig…

Es geht um die Beziehung zwischen Therapeuten und Patienten: bei Hanussen war es der Mißbrauch des therapeutischen „Rapports“, bei Forster ging es um eine ähnliche Situation, die aufgrund äußerer Umstände eintrat, und in der modernen Psychotherapie geht es darum, daß mangels eines klaren funktionellen Denkens, die therapeutische Beziehung ständig aus dem Ruder zu laufen droht mit teilweise verheerenden Konsequenzen.

Alter, naive Medizin! (Teil 6)

22. Juni 2021

Wie die tatsächlich alternative Medizin aussieht, läßt sich anhand einer interessanten Studie des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie zeigen. Untersucht wurden Zebrafische, die aufgrund einer Mutation chronisch unter Streß leiden, weil in ihnen die „Streßhormone“ Cortisol, CRH und ACTH deutlich erhöht sind. Nachdem man sie in ein neues Aquarium umquartiert hatte, sanken sie verschreckt auf den Beckenboden und verhielten sich ganz still, während normale Zebrafische sofort ihre neue Umgebung voller Neugierde begutachten würden.

Die Wissenschaftler setzten das Verhalten der mutierten Zebrafische mit dem Vorliegen einer „Depression“ gleich und initiierten deshalb sozusagen eine „Thymolepsie“, indem sie einfach das Antidepressivum Fluoxetin ins Wasser des Aquariums schütteten. Kurz darauf verhielten sich die Zebrafisch wie ihre normalen Artgenossen!

Uns interessiert in diesem Zusammenhang weniger die „Mutation im Glucocortcoid-Rezeptor“, sondern schlicht, daß diese Fische unter einer chronischen Sympathikotonie leiden, d.h. einem anhaltenden orgonotischen Kontraktionszustand und daß Wirkstoffe wie die „Serotonin-Wiederaufnahmehemmer“, zu denen Fluoxetin gehört, dem offensichtlich entgegenwirken können – auch wenn das manchen Ideologen der „Alternativmedizin“ und Kämpfern gegen die „Pharmakonzerne“ nicht ins Konzept paßt.

Welche Rolle hat hier nun die medizinische Orgonomie zu spielen? Sie ordnet derartige Beobachtungen in einen umfassenden Zusammenhang ein und macht damit eine sinnvolle Behandlung erst möglich. Wilhelm Reich faßt seine entsprechenden Untersuchungen wie folgt zusammen:

Die grundsätzlichen biologischen Funktionen der Kontraktion und Expansion ließen sich dem Seelischen in gleicher Weise zuordnen wie dem Körperlichen. Es ergaben sich zwei Reihen von Wirkungen, die einander entgegengesetzt waren. Ihre Elemente repräsentieren verschiedene Tiefen des biologischen Funktionierens. (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 215)

Reich hat diesen „Urgegensatz des Vegetativen“ von psychologischen Gegebenheiten bis hinab in die Biophysik wie folgt aufgeführt (ebd., S. 220):

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Alter, naive Medizin! (Teil 5)

20. Juni 2021

Die orgonomische Vorstellung von „Gesundheit“ ist offensichtlich absurd! Nehmen wir etwa das, was Federico Navarro in seinem zweibändigen, ähhh, Werk Die sieben Stufen der Gesundheit (Frankfurt 1986) über Haarausfall bei Männern gesagt hat: es sei (logisch!) Folge von okularer Panzerung… 🙂

Aber im Ernst: hier zeichnet sich ein wahrhafter Terror ab, der die gesamte Orgonomie ad absurdum führt. Will sagen, wenn man derartige Maßstäbe an den Menschen legt, wie der verpeilte „Vegetotherapeut“ Dr. Navarro, dann können wir das Konzept „Gesundheit“ gleich ganz vergessen, denn es ist offensichtlich nichts anderes als eine ideologische Chimäre, die letztendlich der Ausübung faschistischer Macht dient, indem jeder und jede „entlarvt“ wird. „Schütteres Haar?“ „Wußte ich’s doch!!!

Im funktionellen Denken, das frei ist von den krankhaften Absolutheiten des mechanistischen und mystischen (d.h. gepanzerten) Denkens, treten derartige Probleme nicht auf.

So, was soll das sein, „funktionelles Denken“?!

Erst einmal denken wir nicht in Absolutheiten wie „krank“ und „gesund“! Niemand und nichts ist „absolut krank“ bzw. „absolut gesund“!

Das wird deutlich, wenn man konkrete Beispiele nimmt.

Gesundheit hat offensichtlich etwas, mit einem „ungepanzerten“, d.h. beweglichen Körper zu tun. Trotzdem kann ein Ballettänzer, an dessen Bewegungsabläufen nichts auszusetzen ist, hochneurotisch sein. Aber, und das ist entscheidend, ein verfettetes Couchpotato kann unter wie auch immer gearteten Umständen kein genitaler Charakter sein.

Jemand, der Sex bis zum Abwinken hat und dabei, nach eigener Einschätzung, vollkommen befriedigt ist, kann hochneurotisch sein. Ein zölibatär lebender Mensch kann jedoch unter keinen Umständen ein genitaler Charakter sein.

Ein „großer Denker“, etwa ein bekannter Philosoph, kann ein neurotisches Wrack sein. Aber jemand der, unabhängig vom IQ, Dinge nie zuende denkt und ständig an den Fragen vorbeiargumentiert, kann unmöglich ein genitaler Charakter sein.

Diese Beispiele mögen genügen. Was ist also „Gesundheit“, d.h. „orgastische Potenz“?! Schauen wir uns dazu folgendes Diagramm an:

Je weiter sich die Schenkel nach rechts hin spreizen, desto mehr Raum ist für „die bunte Welt der Neurose“. Hier ist wirklich Raum für alles.

Beispielsweise kann ein schizophrener Mensch zeitweise vollkommen freie Augen haben, während sie zu anderen Zeiten vollständig gepanzert sind.

Ein Mensch wie Richard Wagner kann großartige Kunst schaffen und gleichzeitig an einem Traktat arbeiten, das den Holocaust mit vorbereitet hat.

Jemand wie Lenin kann in vieler Hinsicht die Orgonometrie wie kein anderer vorweggenommen haben und gleichzeitig den GULAG begründet haben.

Jemand kann der netteste Arbeitskollege sein, den man sich überhaupt vorstellen kann, und sich abends sadistische Kinderpornos anschauen.

Je weiter wir aber nach links zurückgehen, d.h. in Richtung des Gemeinsamen Funktionsprinzips alles Lebendigen, desto eingeschränkter wird die Variation.

„Nach links“ verweist in Richtung der Gesundheit, die viele Dinge ausschließt, während „nach rechts“ in Richtung Krankheit verweist, die so gut wie alles einschließt.

Dazu muß man wissen, daß es buchstäblich keine einzige neurotische Äußerung gibt, wie bizarr sie auch immer sei (etwa die Untaten kannibalistischer Sexualmörder), die nicht als eine bloße Übertreibung eines primären, vollkommen natürlichen und gesunden Antriebes entlarvt werden könnte. „Ich habe dich zum Fressen gern!“

Wenn man die Orgonomie wirklich verstanden hat, dann sind faschistische Fehldeutungen von Gesundheit und Krankheit ausgeschlossen.