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Peters unerträgliche Diktion

17. September 2023

Ich habe angefangen Peter Töpfers gerade frisch erschienenes Buch über ein Bündnis von Agnostik und Theismus zu lesen: Pan-Agnostik (eigner verlag).

Töpfer ist über sich selbst verwundert, warum er beispielsweise von „satanistisch“ spricht. Der in dieser Hinsicht Leid geprüfte regelmäßige Leser des NACHRICHTENBRIEFES wird sich vielleicht fragen, warum der dezidiert a-religiöse Nasselstein schon immer dieser merkwürdigen Wortwahl gefrönt hat. Das hat vier Gründe:

1. Meine Eltern haben die Kirche wirklich gehaßt. Mein Vater, weil eine uneheliche Cousine von seiner katholischen Familie ihr Leben lang wegen ihrer „inhärenten Sündigkeit“ schlecht behandelt wurde. Und meine Mutter, weil sie unmittelbar an der Reeperbahn aufgewachsen ist, dort weder als Kind, noch als Jugendliche und junge Frau jemals schlechte Erfahrungen gemacht hat, außer durch den evangelischen Pastor der Gemeinde. Die abgrundtiefe Verachtung für jedwede Religion war dergestalt quasi in meine DNA eingeprägt. Dann kam 1971/72 über das NDR-Radio der „spirituelle Schock“ in Gestalt des Mahavishnu Orchestras („the greatest band that ever was“). Seitdem habe ich mich durchgehend mit „religiösen Erfahrungen“ beschäftigt, ohne jemals wirklich „religiös“ gewesen zu sein. Man liest immer wieder und wieder, beispielsweise unter entsprechenden Videos auf Youtube, daß der, der damals das Mahavishnu Orchestra gehört hatte, nie wieder derselbe Mensch war. Selbst der ultra-diesseitige Frank Zappa, der absurderweise zeitweise mit dem Mahavishnu Orchestra tourte, war nach Aussage seiner Musiker danach ein anderer. Seine Musik veränderte sich, wurde emotional ernster und intensiver, dunkler, „existentieller“. Es ist schwer zu beschreiben, was mit „uns“ damals geschah. Ein „Esoteriker“ würde sicherlich sagen, „feinstoffliche Kanäle“ und „Chakras“ seien geöffnet worden. Auf nicht näher zu bestimmende Weise hatte das tatsächlich etwas mit der organismischen Orgonenergie zu tun. Jedenfalls bin ich mir sicher, daß ich ohne diese quasi „religiöse“ Erfahrung nie und nimmer bei der Orgonomie gelandet wäre.

2. Als zweiter entscheidender Einfluß wäre ausgerechnet Bernd A. Laska zu nennen. Offensichtlich vollkommen absurd, aber wahr. Ich hatte mich zu einem Experten in Sachen Hinduismus, Buddhismus und ein wenig Taoismus insbesondere aber Tantra entwickelt – so landete ich bei Reich und bei Laskas Wilhelm Reich Blättern. Ich erinnere mich bis heute, wie sehr mich ein Satz in seiner Rezension von Edward Manns Buch The Man Who Dreamed of Tomorrow geradezu vom Stuhl gerissen hat.  Laska fragt sich nämlich (WRB 3/81), warum Mann, der doch behauptet, Reich habe sich der Religion gegenüber immer aufgeschlossener gezeigt, nicht Reich zitiert: „Meine Sympathien gehören eher der christlichen Geisteswelt und der katholischen Sphäre.“ Was daran so bemerkenswert war? Mir ging auf: du kannst insbesondere über den Buddhismus labern soviel du willst, nirgendswo wirst du anecken, weder links, noch rechts, noch in der Mitte. Fang aber an zu schreiben, wie es im Johannesevangelium oder in der Johannesoffenbarung zu lesen ist, und die Leute werden schier ausrasten! Selbst Pfarrer reden nicht mehr so. Das war gegenüber dem üblichen „spirituellen Wischiwaschi“, das niemanden wehtut, irgendwie „Punk“, ähnlich wie das Mahavishnu Orchestra in seiner ganzen Brutalität „Punk“ war.

3. Mein „stilbildender“ Haupteinfluß war Jerome Eden. Durch ihn wurde ich von einem „Reichianer“ zu einem ultra-orthodoxen „Studenten der Orgonomie“.

4. Schließlich gibt es eine sachliche Begründung. Nur mittels einer quasi „biblischen“ Sprache wird wirklich das ausgedrückt, was tatsächlich gemeint ist. „DOR“, „Emotionelle Pest“, „emotionale Wüste“ etc. machen nur als ENERGETISCHE Begriffe, d.h. konkret als emotionale Ereignisse Sinn. Über diese Dinge „nüchtern“ sprechen zu wollen, ist eine Absurdität. Wenn der „kosmische Orgonenergie-Ozean“ mit „Gott“ gleichgesetzt wird und das DOR mit „Satan“, bedeutet das, daß es sich hier nicht um „neutrale Substanzen“ handelt, sondern, wie gesagt, um etwas Energetisches, das adäquat weniger abstrakt über den Kopf, sondern eher existentiell über den Solar plexus wirklich erfaßt werden kann. Der liberale Charakter ist dem prinzipiell nicht zugänglich – und der konservative Charakter ist meist leider zu gepanzert und erlebt das ganze nur auf eine mystisch verzerrte Weise. Meine Sprache stößt den Liberalen instantan ab – und das ist gut so…

Wie soll ich die heutige Lage anders beschreiben, wenn nicht als SATANISTISCH, da hat Töpfer vollkommen recht. Ich werde morgen näher darauf eingehen.

Der Kosmonenraum (eine Notiz aus dem Jahre 1999)

8. November 2022

Hanspeter Seilers Kosmonentheorie in der emotion 12/13: in meinen Augen nach wie vor der reine Mechanistizismus. Seiler redet wohl ständig von den „seelisch-lebendigen Eigenschaften der Materie“, aber das ist reine Rhetorik und beweist nur, daß der Mechanismus stets mit Mystizismus Hand in Hand geht: „der Geist in der Maschine“. Oder von einer anderen Seite her betrachtet: alles wird mechanisch anhand reibungsloser Flüssigkeiten wie flüssigem Helium erklärt, dabei aber das wirklich wichtige unterschlagen, nämlich, daß sich diese Flüssigkeiten teilweise ganz und gar nicht mechanisch, sondern quantenmechanisch verhalten – und daß erst hier die wirklich „seelisch-lebendigen Eigenschaften der Materie“, d.h. orgonotischen Eigenschaften der Materie zum tragen kommen – Eigenschaft, die sein Kosmonenmodell eben nicht erklären kann!

Was nun Seilers relativistischen Kosmonenraum betrifft behauptet er ja, daß die chaotische Bewegung der Ätherpartikel (Kosmonen) Einsteins Relativitätsforderung erfüllen. Groteskerweise hat Einstein 1905 nicht nur die Äthertheorie überwunden, sondern gleichzeitig mit dem Relativitätsaufsatz auch einen Aufsatz über eben diesen, Seilers „relativistischen Kosmonenraum“ veröffentlicht – über die statistische Analyse der chaotischen, Brownschen Bewegung der Moleküle. Das statistische Mittel der Kosmonenbewegung ergibt natürlich einen klassischen Ätherhintergrund.

Und überhaupt: Reichs Orgonphysik ausgerechnet auf die mechanistische Brownsche Bewegung gründen zu wollen und das dann auch noch als biophysikalischen Ansatz zu bezeichnen!

Außerdem hat Seiler die Relativitätstheorie gar nicht verstanden. Wenn Einstein schreibt, der „Bewegungsbegriff“ dürfe auf den Äther nicht angewendet werden, dann meint er natürlich nicht die Bewegung des Äthers (jedenfalls nicht im Seilerschen Sinne), sondern daß, entsprechend den mechanischen Experimenten, auch elektromagnetische Experimente nicht von ihrem Bewegungszustand abhängen dürfen: genauso wie ein Pendel in einem Raumschiff schwingt, unabhängig wie schnell das Raumschiff sich auch immer (gleichförmig) bewegt, darf auch ein elektromagnetischer Schwingkreis nicht von der Bewegung durch den Äther abhängig sein. Betrachtet man aber den Kosmonenraum aus statistischer Sicht (und nur das macht physikalisch überhaupt einen Sinn), ist er eben doch ein klassischer Äther, auf den der „Bewegungsbegriff“ anwendbar ist. Ob sich die einzelnen Teile dieses Äthers relativistisch korrekt verhalten oder nicht ist wahrhaftig egal!

Meine Lösung lautet wie folgt: wird das Raumschiff beschleunigt, wirkt sich das analog zu mechanischen Experimenten auch auf elektromagnetische Experimente aus: sie registrieren zwar nicht die konstante Bewegung jedoch die Beschleunigung – im Äther. Einsteins Spezielle Relativitätstheorie hatte also durchaus recht: der „Bewegungsbegriff“ läßt sich auf den Äther nicht anwenden. Sobald es im Äther jedoch zur Überlagerung, zur Kreiselwelle, zur Pulsation, also zur Beschleunigung kommt, ist der Äther nachweisbar. Wir wissen, wie sich dieser Äther bewegt: Reich hat es z.B. in Die kosmische Überlagerung beschrieben. Hier müßte m.E. auch die Wirbeltheorie der „Kosmonen“ ansetzen.

2. Seilers Aufsatz in Nach Reich ist extrem unglücklich plaziert, da er unmittelbar nach DeMeos Darstellung der Saharsia-Theorie folgt. Gegen DeMeo fällt mir wirklich kein einziger Einwand ein – während…. Seilers Kosmonenraum ist prinzipiell unnachweisbar – aber die Urmenschen sollen diese Kosmonen, die trilliarden-milliarden mal kleiner als der Splitter eines Sandkorns sind, gesehen und künstlerisch abgebildet haben, oder Kosmonen-Wirbel, die die Größe von Elektronen haben. Natürlich haben die Urvölker nicht subatomare „Kosmonen“, sondern die allseits sichtbaren Orgonwirbel und die atmosphärischen „Orgonpartikel“ dargestellt.

Auf S. 435 will Seiler erklären, warum es denn ausgerechnet auf dem amerikanischen Kontinent keine „Spiralkulturen“ gegeben hat: weil „der relativ geschlossene amerikanische Kontinentalblock wenig geographisch isolierte soziokulturelle Nischen aufweist, welche ein längeres Fortbestehen einer nicht-patriarchalischen Minderheitskultur ermöglicht hätte“. Nicht nur, daß das allenfalls für die nordamerikanischen Weiten zutrifft, darüberhinaus hatte vorher DeMeo im gleichen Buch das exakte Gegenteil bewiesen! S. 479 stellt dann DeMeo wieder seine Saharsia- und Seilers Spiralkultur-Theorie auf die gleiche Stufe als Weiterentwicklung der Orgonomie, was wieder zeigt, wie wirr, kontaktlos und irreführend das Buch Nach Reich in seiner Gesamtheit ist.

Okay, ich stehe auf, gehe zum Bücherschrank und hole mir das Buch Zauber vergangener Reiche und betrachte mir die Abbildungen zu den amerikanischen Kulturen: ich sehe eine Gesichtsmaske mit Mosaiken belegt – die Spiralen auf den Wangen zeigt; der zapotekische Vegetationsgott ist voller Wellen und stylisierter S-förmiger Spiralen; die gefiederte Schlange Quetzalcoatl ist eine einzige verstrudelte Welle mit lauter Spiralen; die Reliefs der Mayas sind total verschnörkelt voller Spiralen; an den Tempeln hängen merkwürdige spiralförmige „Elefantenrüssel“ und sie sind voll reliefartiger eckiger Spiralmuster; ein aztekischer Schild ist mit einer eckigen Spirale geziert. Ein erneuter Griff in den Bücherschrank und ich habe Cerams Der erste Amerikaner in der Hand: Tongefäß aus einem Pueblo mit klassischen Spiralen; Keramik aus dem Südwesten der USA mit Hund, dessen überlanger Schwanz zu einer überdimensionalen Spirale geringelt ist; Keramik aus Arizona mit den so typischen indianischen zackigen Hakenkreuz-Spiralen; Tonwaren aus New Mexico mit zackigen und runden Spiralen; Tonfigur der Hohokam über und über mit Spiralen bedeckt; dutzendfach Töpferware der Hohokam voller Spiralen genauso wie sie Seiler in seinem Buch abbildet; Schlangen-Mound aus Ohio am Ende mit einer klassischen Spirale; Räuchergefäß der Hohokam mit klassischen Spiralband. Zum Beispiel die Töpferware der chinesischen Spiralkultur der Yang-Shoa bei Seiler S. 434, ist geradezu typisch – indianisch!

Zentral in Seilers Aufsatz ist seine Interpretation der Abb. auf S. 440 als sexuelle Vereinigung. Nun, Malinowski fand, daß die Mythologie und die Trobriandrische Kunst gerade durch einen auffälligen Mangel an sexuellen Anspielungen gekennzeichnet ist. Ich glaube deshalb, daß die Abb. auf S. 440 etwas ganz anderes darstellt, als Seiler glaubt: ein Mann wird im Schlaf von einer der „fliegenden Hexen“ angegriffen, die sich von den Organen ihrer Mitmenschen ernähren. Es sieht ja auch ganz so aus, als würde eine Hexe auf einem Schlafenden knien und ihm das Herz, die Leber oder so rausreißen. Der größte Alptraum der Trobriandrischen Kanufahrer.

3. Seilers Spiralreise in die Unterwelt: Bei der Lektüre war es mir unmöglich irgendeine Verbindung zwischen dem Diskus von Phaistos und dem energetischen Orgonom herzustellen. [2022: zumal es immer deutlicher wird, daß der Diskus eine Fälschung aus dem 19. Jahrhundert sein könnte.] Die Lektüre wurde erst dann fruchtbar, als ich meine eigene Interpretation als Hintergrund wählte:

Im Matriarchat herrschte ein Sonnenkult („Alat“), deren zentrale Mythus die doppelt-spiralförmige Bewegung der Sonne war, zunächst zu ihrem Gipfelpunkt zur Sommersonnenwende und dann zu ihrem Tiefpunkt („Gefahr des Absturzes in die Unterwelt“) zu ihrer Wintersonnenwende. Das besondere an diesen beiden Spiralen, die wir im Diskus von Phaistos dargestellt finden, ist, daß die Hälfte des täglichen Spiralabschnitts sich offenbar in den Höhlungen der Erde abspielt. Dies wird durch die Labyrinth-Allegorien symbolisiert. Beide Elemente, also Spirale und Labyrinth, erklären die Mysterienkulte und Brettspiele. (Sind die beiden Zahlen 30 und 31 Monatstage und spielen hier die beiden Halbjahre (2 · 6 Monate) eine Rolle? Ist die Siebenheit, die angeblich für die „Chakras“ steht, nicht einfach Ausdruck der sieben Planeten und sieben Wochentage?

Im Patriarchat mit seinem Mondkult („Allah“) wurden diese Elemente bis zur Unkenntlichkeit verzehrt, die Himmelskönigin Isis wurde zu Seth, der zu Satan; aus dem Labyrinth wurde die Hölle, etc. Die Mythen wurden zu reiner Pornographie und Fruchtbarkeits- und murkeligen Mysterienkulten, etc. Außerdem spaltete sich der Mensch in zwei, es kam zur neurotischen Selbstbetrachtung und er zeichnete, auf entstellte Weise, die Bewegung seiner Bioenergie nach (Tantra, Taoismus, etc.). Bezeichnenderweise stimmen diese esoterischen Systeme nie ganz überein und widersprechen sich teilweise diametral. Diese „schizophren“ entstellten bioenergetischen Empfindungen wurden dann mit dem eingangs erwähnten Sonnenmythus verbunden und es ging dabei darum die Bioenergie aus dem gepanzerten Organismus zu befreien. Bezeichnenderweise dreht sich alles darum, sich so weit wie nur irgend möglich vom Genital zu entfernen: bis hin zur Schädeldecke und darüber hinaus.

Aus dieser meiner Theorie heraus machte dann die Lektüre von Seilers Aufsatz wieder für mich Sinn. Aber was hat die Schlange, d.h. die Sonnenschlange (man siehe nur mal Ras Kopfschmuck), denn eigentlich mit den beiden Sonnenspiralen zu tun? Warum ist ausgerechnet die Schlange Luzifer der Lichtbringer? Ist es, weil sich die Schlange als einziges Tier „theoretisch“ selbst fressen könnte: der Ouroboros als Symbol der ewigen Wiederkehr des Gleichen, der trotz allem Auf und Ab unwandelbaren Sonne?

Ich weiß nicht recht, aber vielleicht führt mein gegen den Strich Lesen letztendlich doch zu ganz ähnlichen Ergebnissen wie Seiler sie präsentiert. Am Schluß der Lektüre kam mir nämlich Seilers Interpretation der Diskusfelder ganz vernünftig vor.

Ich möchte hier meine „Besprechung“ abbrechen. Was mich persönlich an all den „alten Weisheiten“ fasziniert, die die Arbeit vom Buch über die Kosmonen bis zur Phaistos-Arbeit durchziehen, ist, daß ich einerseits all diese taoistischen, yogischen, etc. Weisheiten als Dreck erachte – andererseits aber immer wieder damit konfrontiert bin, daß aus vollkommen fehlerhaften, teilweise sogar betrügerischen Voraussetzungen (z.B. auch falschen Übersetzungen aus exotischen Sprachen) Dinge hervorgehen, die funktionieren. Ich glaube, es liegt einfach daran, daß überhaupt eine Struktur (egal welche) in die Gedanken kommt, daß überhaupt irgendwas getan wird. Der esoterische Mist ist einfach nur ein Mittel, mit dem wir als gepanzerte Wesen uns irgendwie bewegen, irgendwie koordiniert bewegen können. Ersatzkontakt.

„Dreck“? Teilweise ist es reine „Nazi-Ideologie“, das gilt sowohl für die „arischen“ Weisheiten Indiens als auch insbesondere die ägyptische Mythologie: vgl. Doris Wolf: Was war vor den Pharaonen? Die Entdeckung der Urmütter Ägyptens, Zürich: Kreuz Verlag, 1994. Und erst dieser Tage ist ein Buch über die Nazi-Ideologie „Tantra“ erschienen: Viktor und Viktoria Trimondi: Der Schatten des Dalai Lama. Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus, Padmos Verlag, 800 Seiten. Der Lamaismus sei ein kriegerischer und aggressiver Kult. Der Tantrismus sei nichts anderes als kruder Sexismus und sexuelle Ausbeutung der Frauen. Ziel sei die Transformation sexueller und weiblicher Energie in spirituelle und politische Macht zugunsten einer patriarchalischen Mönchselite. Mit einem ultimativen Anspruch auf Weltherrschaft durch den Dalai Lama als kosmischem Herrscher über Zeit und Raum. Die unlösbare Einheit von Politik und Religion. Saharasia pur! – Der Taoismus ist noch größerer Dreck, wie z.B. DeMeo gezeigt hat.

Auf der einen Seite die extrem mechanistische Kosmonentheorie, die dann durch zu viel „Esoterisches“ überwuchert und entstellt wird: Chakren, Meridiane, Tao, Yoga, ägyptische Mysterien etc. – und das dann noch alles ineinander verwoben…. Seiler schadet damit nur dem Gedankengang, der sich hinter den drei hier besprochenen Texten verbirgt: Kosmonenraum —> Wirbel —> Wirbelkugeln —> Elementarteilchen / matriarchale Urvölker waren sich dieser ätherischen Vorgänge bewußt —>  Spiralkulturen / Phaistos-Diskus als Beispiel einer Wirbelkugel. Diesen Gedankengang finde ich grandios. Aber was das mit der Neuinterpretation der Diskusfelder zu tun hat, kann ich nicht nachvollziehen. Anders würde es etwa aussehen, wenn die Kosmonentheorie die sieben Chakren und die Energiebewegung im Körper unabhängig ableiten könnte; feststellt, daß in Indien, China, Ägypten, etc. einzelnes der Kosmonentheorie vorweggenommen wurde und daß sich dergestalt manches neu erklären läßt. Daß das umgekehrt funktioniert, also vermeintliche „alte Weisheiten“ irgendwo hinführen, bezweifle ich doch sehr.

Soeben stolpere in meiner Fernsehzeitschrift über den Artikel „Riesige Formen finden sich im Kleinen wieder“ über das Buch: Albrecht Ploum: Spiegel des Universums, Hoppers Verlag BV, Aachen, DM 98. Beweise für die verblüffende Übereinstimmung im Aufbau des Mikro- und Makrokosmos mit vielen faszinierenden Photos.

Was die neueren physikalischen Ansätze betrifft, z.B. Puthoff, zero-point field und Stochastische Elektrodynamik, scheint sich wohl tatsächlich etwas abzuzeichnen, was die Kosmonentheorie mit ihren Bohrschen Elektronenbahnen, etc. akzeptabel macht. Doch mir kommen Ansätze wie der von Puthoff doch ziemlich mechanistisch vor. Ich bilde mir ein, daß mein Aufsatz über Quantenphysik die Differentia specifica des orgonomisch-funktionellen Ansatzes aufzeigt: sowohl der Rückfall zu einer „klassischen“ Mechanik á la Puthoff („Mechanismus“) als auch das Versinken ins „Tao der Physik“ der „klassischen“ Quantenphysik („Mystizismus“) wird vermieden. Die mechanistische („neo-klassisch-mechanische“) Betrachtungsweise wird, wenn sie auf die Quantenmechanik angewendet wird, stets an der geisterhaften Nichtlokalität der Quantenphänomene scheitern (EPR-Paradoxon), während die gängige Quantenmechanik zwar philosophisch elegant „alles erklärt“, aber praktisch-technologisch seltsam unfruchtbar ist.

Der mechanistische Ansatz krankt daran, daß aus einem primordialen Chaos Ordnung hervorgehen soll und niemand erklären kann wie, während der mystischen Ansatz diese Lücke mit „außerweltlichen Wirkstrukturen“ füllt. Beide Ansätze sehen nicht, daß die Natur funktionell ist, d.h. alles „spielt eine Rolle“, wobei der „Text“ der „gespielt“ wird, durch die Umstände gegeben ist. Der Mechanist sieht das „Rollenspiel“ nicht, während der Mystiker nach dem (gar nicht vorhandenen) Text sucht. In meinen Augen ist der chaotische Kosmonenraum die geradezu archetypische Verkörperung des Mechanismus („Mechanistizismus“), das wird dann, wie immer in solchen Fällen (Beispiele sind Newton und Einstein), durch vitalistische, mystische, esoterische, etc. Ansätze ergänzt.

Was mich verunsichert ist, daß es wohl tatsächlich so etwas wie „orgonotische Präkognition“ gibt: die Orgonenergie scheint zu wissen, was in der unmittelbaren Zukunft geschehen wird! Und ich spreche hier von unvorhersehbaren Ereignissen wie geheime Atomexplosionen und den Output von Zufallsgeneratoren. Hat die Kosmonentheorie hier einen Erklärungsansatz? Warum reagiert der Körper (etwa der Hautwiderstand) bereits Sekundenbruchteile bevor die Testperson einem Stimulus ausgesetzt wird, etwa dem Photo eines kuscheligen Hundebabies oder dem einer Szene aus dem Schlachthof? Warum kontrahiert die atmosphärische Orgonenergie bereits Stunden vor einem Atomtest, also zu einer Zeit, wo das Militär noch mit den Technikern über die Zündung diskutiert?

Orgonomie und Metaphysik (Teil 23)

9. Januar 2022

Auf meiner Seite über Orgonenergie-Kontinuum und atomare Struktur wird der mechano-mystische Charakter der quantenmechanischen Theorien David Bohms freigelegt. In „esoterischen“ Kreisen wird er geradezu als Prophet des neuen Zeitalters vergöttert.

Worum es geht, zeigt folgende Stelle aus einer mittlerweile aus dem Netz verschwundenen Website:

Bohm meinte, daß ein wichtiger Grund, warum sich die Menschen dieses Planeten, hinsichtlich Rasse, Nationalität, Religion und all dem anderen, feindlich gegenüberstehen, in ihrer Tendenz begründet liegt, alles in Bruchstücken zu sehen. Weil der Mensch sich selbst und alles um ihn herum als unabhängig und sich selbst genügend betrachtet, wird er ich-zentriert und abwehrend; „… (…) Er ist unfähig, die Menschheit wirklich als die grundlegende Realität zu betrachten, deren Ansprüche an erster Stelle stehen.“ Bohm zufolge beginnt dieses Problem der Fragmentierung auf der Ebene des Eigeninteresses (…). Bohm errichtete seine kommunistische Utopie auf der unhaltbaren Annahme, daß das Universum eine perfekt geordnete mystische Ganzheit ist (…). Die meisten Wissenschaftler sind unbeeindruckt von Bohms Verweis auf eine primordiale universelle Harmonie, die sich abwechselnd verbirgt und offenbart. Sie sind sich der chaotischen Zufälligkeit vollkommen bewußt, die Bohm, in seiner Liebe für perfekte Ordnung, nicht wahrhaben wollte. Sie sehen in der Natur, wie Bohr und Heisenberg es getan haben, das Unscharfe und Unsichere; nicht das Werk eines (…) Gottes, der, wie in der mittelalterlichen Theologie, ein Schweizer Uhrmacher ist.

Ein hervorragendes Beispiel für die gängige Mischung aus faschistischem Mystizismus und kommunistischen „Mechanismus“, die eine Karikatur der Orgonomie darstellt.

Das „Neue Zeitalter“ ist ein klaustrophobischer Alptraum, in dem alles mit allem verbunden ist, alles Bedeutung hat und man buchstäblich nicht frei atmen kann. Kaum entdeckt der Mensch in der Quantenphysik, daß die Natur nicht mechanisch ist, sondern Freiheit herrscht, deutet er alles so, daß der Mechanismus noch getoppt wird. Und kaum wird die Orgonenergie entdeckt, um nicht nur dem Mechanismus, sondern auch dem Mystizismus den garauszumachen kommt – folgendes:

Vor mir liegt ein Werbeartikel aus einer Esoterikpostille. Es dreht sich um „Elektrosmog“ und „Chemtrails“, also um die Leiden hysterischer Frauen und paranoider Männer. Statt einen Psychiater zu konsultieren, sollen sie sich mit „Orgonite“ wappnen. „Pranakristalle“, das „Orgonschild“ und das „Pranalicht“ (bzw. die „Orgonlampe“) soll vor Elektrosmog schützen. Für großräumige Bereiche wurde die „Akasha-Säule“ entwickelt. Statt in Metern wird ihr Wirkradius in Kilometern angegeben, so daß auch „Chemtrails“ aufgelöst werden können.

Ebenfalls auf der Grundlage des Orgonites funktionieren die „Pranatropfen“, die in ihren unterschiedlichen Ausführungen bestimmten „Erzengeln“ zugeordnet werden: Uriel, Jophiel, Raphael, Chamuel, Michael, Zadkiel und Metatron sowie Elohim höchstpersönlich. Er spricht alle „Chakren“ gleichzeitig an! Daneben gibt es noch den Pranakristall Brahman, der ebenfalls alle Chakren betrifft. Die Pranakristalle sollen einen mit Orgonenergie erfüllten Raum erschaffen, „welcher Schutz vor Elektrosmog und negativen Gedanken schafft“. Das bereits erwähnte Orgonschild eignet sich speziell für Notebooks und neutralisiert das von ihnen ausgehende DOR. Es werde dabei vollständig in Orgon umgewandelt.

Im Vergleich dazu wirkt jeder katholische Sektierer vom Opus Dei aufgeklärt, frei und rational!

Trevor Constable war einer der Ersten, der diese Gedankenwelt vertreten hat, dieses okkult verstellte Lebensgefühl, in dem Reich mit dem verbunden wird, was Europäer für Hinduismus und Taoismus halten, und nicht zuletzt mit Rudolf Steiners Anthroposophie. Es wäre durchaus möglich gewesen, daß das heute die Orgonomie ist! Siehe dazu meine Besprechung von Constables Buch The Cosmic Pulse of Life. Wie vollkommen absurd das alles ist, wird deutlich, wenn man an Reichs Massenpsychologie des Faschismus erinnert.

Constable war Co-Autor u.a. der beiden folgenden militaristischen Bücher und ein großer Verherrlicher der Deutschen Luftwaffe: Das waren die deutschen Jagdfliegerasse 1939–1945 (Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1972) und Holt Hartmann vom Himmel! Die Geschichte des erfolgreichsten Jagdfliegers der Welt (Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1971). Was für eine merkwürdige Synthese von Schwärmereien über Rudel und Hartmann mit…

Der Wikipedia-Eintrag zu Constable meint dazu:

Die beiden Historiker Ronald M. Smelser und Edward J. Davies rechnen die kontextlose und heroisierende Darstellung Hartmanns durch Constable und Toliver zu den Versuchen der Romantisierung und nachträglichen Verbrüderung mit den „Helden“ der „Sauberen Wehrmacht“, die nun im Kontext des Kalten Krieges an der Seite ihrer westlichen Waffenbrüder erneut gegen die Gefahr aus dem Osten stünden. Durch die fehlenden Quellenangaben und den Einfluß der dargestellten Offiziere auf die Präsentation seien diese Werke keine geschichtswissenschaftlichen Darstellungen, sondern Ausdruck von Popkultur.

Weiter im Gruselkabinett:

Das erste Mal traf ich auf den angeblichen „UFO-Kontakler“ Billy Meier über eine Bekannte, die mir ganz begeistert erzählte, daß 1963 bei Jerusalem ein verschollenes Evangelium von Jesus entdeckt worden sei, das ganz mit Reichs Auffassung der Jesus-Geschichte harmoniere, der Talmud Jmmanuel. Demnach habe, so meine Bekannte, Jesus nicht gesagt, daß den geistig Armen das Himmelreich gehöre, sondern den Wissenden. Ich wußte sofort, daß es sich nur um eine plumpe Fälschung handeln könne, denn in der revidierten Fassung macht Jesus‘ Aussage überhaupt keinen Sinn mehr. „Die Ersten werden die Ersten sein!“ – Meier, der diesen „Talmud“ veröffentlicht hatte, war für mich innerhalb von Sekunden erledigt. Übrigens ist dieses Machwerk antisemitisch: man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte.

Später sah ich dann Meiers dilettantisch gemachten UFO-Photos und -Filme. Das einzige, was mich kurz pausieren ließ, waren Photos über seine angebliche Zeitreise 65 Millionen Jahre zurück zu den Dinosauriern, die seine außerirdischen Freunde mit ihm unternommen hatten. Insbesondere ein Flugsaurier sah erstaunlich realistisch aus. Wie sollte er das gefälscht haben? Noch überzeugender war ein Photo einer Raumfahrerin von den Plejaden. Die Frau war wirklich von überirdischer Schönheit und sah merkwürdig „humanoid“ aus. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man so ein Photo als Schweizer Bergbauer herstellen kann!

Schließlich stolperte ich im Internet über die denkbar einfache Lösung: die Dinosaurier hat er mit einer Polaroid-Kamera aus einem bekannten Bildband über die Urzeit aufgenommen.

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Und die Untertassen-Arierin „Asket“ war Tänzerin in einer amerikanischen Fernsehshow mit Dean Martin! Meier hatte sie vom Bildschirm abphotographiert!

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Wozu der ganze Betrug? Meier will seine krude New Age-Philosophie verbreiten, indem er sie Jesus und außerirdischen Blondinen in den Mund legt. Er möchte gerne, geltungssüchtig wie er ist, als Prophet einer Gemeinde vorstehen. Tatsächlich gehören zu seinen gläubigen Anhängern sogar renommierte Universitätsprofessoren, die den Talmud Jmmanuel zu ihrer neuen Bibel erkoren haben und ganze Abhandlungen darüber schreiben.

Ich erwähne Meier als Muster, um den Fall Nikolai Levashov besser einordnen zu können. Der russische „Geistheiler“ Levashov zählt sogar einst führende Orgonomen zu seiner Anhängerschaft. Ich habe bereits meiner positive Erfahrung mit der „Geistheilung“ erwähnt, die Levashov praktiziert und lehrt. Als ich dem Levashov-Schüler, Richard Blasband, damals vor 30 Jahren sagte, daß mich das, was er da mache, an den „Mesmerismus“ erinnert, wie ihn Jerome Eden praktiziert hat, reagierte er sichtlich verärgert. Es ginge gar nicht primär um die Beeinflussung des Energiefeldes des Patienten durch das Energiefeld des Therapeuten, sondern um the mind, den vom Körper unabhängigen „Geist“, der durch „gerichtete Intention“ wirksam wird. Überhaupt: durch Erzählungen erfuhr ich, daß Levashov-Anhänger extrem empfindlich reagierten, wenn man gegenüber dieser „Neuerung“ skeptisch blieb und die Orgonomie partout nicht „spirituell“ ergänzen wollte.

Es ging darum, den „orgonomischen Dogmatismus“ aufzugeben, offen und „wissenschaftlich“ zu sein – und die Philosophie von Levashov anzuerkennen, in der der körperlose „unsterbliche Geist“ des Menschen eine zentrale Rolle spielt. Die angebliche „Geistheilung“ war nur ein Vehikel für die Verbreitung eines obskurantistischen Weltbildes, das teilweise faschistoide Züge trägt.

Mir wurde erzählt, was Levashov doch für eine beeindruckende Persönlichkeit sei („beeindruckender als Reich!“); ein echtes Wunderwesen und wissenschaftliches Genie mit einer bezwingenden persönlichen Aura. Um so enttäuschter war ich, als ich schließlich auf seiner Website Photos von ihm sah. Eine ausgesprochen unförmige und unsympathische Erscheinung mit null Charisma. Seine geschmacklosen Gemälde. Und all der pseudo-esoterische Unsinn und die Verschwörungstheorien, wie die einstige spirituelle Weltmacht Rußland, im Laufe der Geschichte ihre Vorherrschaft verlor, weil der spirituelle Schutzschirm, der das Reich umgab, brüchig wurde.

Ein einheitliches Psi-Feld des Reiches, das durch hochstehende Volkhvs mittels Pyramiden aufrechterhalten wurde, wurde nach der Zerstörung der Tempelstadt Asgard-Iryisky von Horden von Dschungaren, die die „kleine“ Hilfe schwarzer Magier benutzten, deutlich geschwächt.

Das erinnert alles fatal an Tolkiens Der Herr der Ringe! Absolut gruselig. Etwa das gleich Niveau, auch inhaltlich, wie L. Ron Hubbard und seine „Scientology“. Schlimmer!

Den zweiten Teil seiner Autobiographie bewirbt er mit folgendem Auszug:

Geboren in der UdSSR und in diesem Land dreißig Jahre lang vor meiner Abreise in die USA gelebt habend, war ich ganz sicher, daß das sozialistische Regime eine Schöpfung sozialer Parasiten war mit dem Ziel, den besten Teil der Nation zu zerstören – die starken Menschen, wie sie in der Thora und im Alten Testament genannt wurden – um das Rückgrat der Nation zu brechen und die Übriggebliebenen in Sklaven zu verwandeln… […] Ich möchte darauf hinweisen, daß ich auch in den USA keinerlei Freiheit gefunden habe! Im Gegenteil, ich sah ein weiteres parasitäres System, wo die Menschen zu Sklaven umgewandelt wurden, während sie sich selbst als frei betrachteten…

Soziale Parasiten haben sowohl das sowjetische als auch das amerikanische System geschaffen, um den besten Teil der Nation zu zerstören und so die Nation zu vernichten. „Die starken Menschen, wie sie in der Thora und dem Alten Testament genannt werden“ –, werden von „sozialen Parasiten“ zerstört. Erinnert Sie das an etwas? Etwa an ideologische Versatzstücke des Nationalsozialismus?

Aber zurück zu seiner Arbeit über die Historie Rußlands:

Der Inhalt dieses Buches entspricht den slawisch-arischen Veden und archäologischen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte, die durch die „Einwände“ der „echten“ Historiker vollkommen zur Seite gewischt wurden. In gewisser Weise sind sie „im Recht“. Das Wort „Historie“ hat seinen Ursprung in einer Zusammenführung der beiden Wörter „von + Thora“, das bedeutet „Geschichten aus der Vergangenheit des jüdischen Volkes“. Tatsächlich hat das Buch von Veles nichts zu tun mit der Geschichte des jüdischen Volkes, einfach weil es die Vergangenheit des russischen Volkes widergibt. Aber ich sehe persönlich keinerlei Problem in ihm, da es keinen Versuch unternimmt, die Geschichte der Jüdischen zu verzerren oder die irgendeines anderen Volkes. Dieses Buch beschreibt die Vergangenheit der Slawen. Jetzt haben wir eine sehr interessante Situation: Juden haben das Recht, ihre Vergangenheit, ihre Geschichte wie alle anderen Menschen zu haben, außer uns, den Slawen, die ihre Vergangenheit nicht haben dürfen, zumal es eine große ist.

Wie die Juden eine eigene Geschichte haben, stehe den Russen auch eine (nicht-jüdische) Geschichte zu. Übrigens ist die in diesem Zusammenhang von Levashov präsentierte Etymologie gröbster Unfug. „History“ (bzw. russisch история = istorija) kommt vom griechischen Wort historia, das so viel wie „Wissen durch Ergründen“ bedeutet. Und mal ganz abgesehen von der Etymologie: Daß die Russen ein griechisches Fremdwort benutzen, weil es in ihrer eigenen Sprache für „Geschichte“ keines gibt, zeigt doch, daß sie keine Geschichtsschreibung kannten. Wie bei Billy Meier: allein schon wegen dieses erbarmungswürdigen Dilettantismus war für mich dieser Mann sehr bald gestorben. Daß er offensichtlich ein Antisemit zu sein scheint, macht das ganze nur noch schlimmer. (Woran erkennt man einen Antisemiten? Er ist vom Thema „Juden“ besessen und erwähnt es in den unmöglichsten Zusammenhängen. In diesem Fall wird zwanghaft die „Thora“ erwähnt.)

Der eine erfindet Kontakte zu den „Plejaden“, der andere beeindruckt sein Umfeld mit „Mesmerismus“ – um als Prophet, der das Schicksal des Planeten in den Händen trägt, auftreten zu können. Levashovs erstes Buch ist betitelt The Final Appeal to Mankind. Seine Anhänger insinuieren, sein Geist (mit anderen Worten: er) käme von einem anderen Planeten, um die Menschheit zu retten.

Es ist verblüffend, wie leicht man doch aus seinem Gleichgewicht gerissen werden kann. Wie leicht ich doch aus dem Konzept zu bringen bin. Je kruder der Betrug, desto überzeugender. Meiers, na ja, „aufwendige“ UFO-Photos konnten mir nur ein müdes Lächeln entlocken, aber aus Büchern bzw. vom Fernsehschirm abphotographierte Bilder haben mich verunsichert! Hätte Levashov nicht den Fehler gemacht, eine geschmacklose „slavo-arische“ Internetseite zu kreieren, wäre ich wohl heute noch unsicher, ob nicht vielleicht doch etwas dran ist an seinem letzten Weckruf an die Menschheit.

Es liegt mir durchaus fern, Meier und Levashov (pseudo-) rationalistisch abbügeln zu wollen! Wer meine Blogeinträge verfolgt hat, weiß, daß ich durchaus offen bin für Dinge, die von anderen schon vom Tisch gewischt werden, bevor sie sie überhaupt angesehen haben. Ich glaube gerne, daß Meier und Levashov über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen und in ihrem Umfeld Dinge geschehen, die „unerklärlich“ bleiben. Es ist nur immer eine Frage, wo die Quelle dieser Kräfte ist. Nehmen wir dazu ein letztes Beispiel: Benjamin Creme und seine Verkündigung des „Weltenheilandes“ Maitreya, dessen Kommen von gigantischen UFOs angekündigt werden wird.

Creme wurde von dem amerikanischen Journalisten George Noory interviewt. Noory hatte schon mehr als 5000 derartige lange Interviews über „esoterische Fragen“ hinter sich gebracht, fühlte sich aber nach dem Interview mit Creme erstmals so schlecht, daß er befürchtete in Ohnmacht zu fallen, wenn er mit dem Gespräch fortfahre. Es sei das seltsamste und unheimlichste Gefühl, das er je in seinem Leben verspürt habe. Gleichzeitig berichteten Hunderte von Zuhörern der in den USA sehr populären Radiosendung Coast to Coast, daß sie sich nach der Sendung krank gefühlt hätten. Es war, als wäre der Antichrist aus den Pforten der Hölle geschritten…

Orgonomie und Metaphysik (Teil 20)

24. Dezember 2021

Reich zufolge bestimmt die „Reaktionsweise“ des Ich, „Gang, Mimik, Haltung, Sprechweise, sonstige Verhaltensweise“ des Individuums (Charakteranalyse, KiWi, S. 219). Diese Reaktionsweise gelte es zu befreien. Freud wollte auf rationalistische Weise ähnliches – und das diametrale Gegenteil: die Kontrolle des spontanen, pulsierenden, libidinösen Es durch das rationale, kontrollierende Ich. Das ist in seiner funktionellen Identität mit der Panzerungsgenese nichts anderes als Antiorgonomie.

Reich selbst hat im Schlußkapitel seines Buches Die kosmische Überlagerung eine Vorlage für entsprechende mystische Entstellungen der Orgonomie geliefert. Myron Sharaf hat gezeigt, wie Reich hier im Zusammenhang mit dem Ursprung der menschlichen Panzerung zu einem Konzept zurückkehrte, das er einst bei Freud bekämpft hatte: daß das „Ich“ der Biophysiologie als dem unkontrollierbaren und bedrohlichen Fremden gegenübersteht (M.R. Sharaf: „Reich’s Last Statements on the Origin of Amoring and Freud’s Death Instinct Theory“, Journal of Orgonomy 12(1), May 1978, S. 100-103). In Folge haben andere Orgonomen, z.B. Barbara G. Koopman Reichs Ansatz zuende gedacht und zu zeigen versucht, daß das Bewußtsein primordial sei.

Das ist ein sehr wichtiger Zusammenhang, der m.W. noch nie erläutert wurde: die alte Libidotheorie ging unter, als das Ich nicht mehr ein Spielball der Libido war („Stauungsangst“), sondern das Ich in den Mittelpunkt rückte und die Libido auf „Signale des Ich“ reagierte. Genauso geht das Bewußtsein (das zwar nicht mit dem Ich identisch ist, aber das Ich ist von allen psychischen Instanzen noch am „bewußtseinsnahsten“) nicht mehr durch Integration von Teilstrebungen aus der organismischen Orgonenergie hervor, sondern ist selbst primordial und gibt entsprechend autonom „Signale“ ab!

Auf diese Weise kann „Geistheilung“ konzeptionell gerechtfertigt werden, wie sie die abtrünnigen Orgonomen Richard Blasband und Koopman praktizierten. Geistheilung kenne ich aus erster Hand. Von daher steht außer Frage, daß da wirklich etwas dahinter steckt. Der Geistheiler scheint so zu arbeiten, wie jeder andere mystische Manipulierer auch. Zunächst wirkt er mit seinem „mind“, d.h. im (1.) Gedankenkörper, der dann auf den (2.) Gefühlskörper wirkt, weiter auf den (3.) Ätherkörper (in dem die Chakren verankert sind) und schlußendlich auf den (4) physischen Körper.

Der normale Arzt arbeitet am physischen Körper, die Orgonomen am Äther- und Gefühlskörper, während der Geistheiler noch umfassender auch am Gedankenkörper arbeitet. Dies ist so überaus erschreckend, weil offenbar die „Essenz“ des Menschen vom Gedankenkörper abhängt, was natürlich allem widerspricht, wofür die Orgonomie steht. Und das ganze wird nicht grade dadurch verbessert, wenn der Geistheiler schließlich auch noch erkennen wird, daß es über dem Gedankenkörper noch einen Erleuchtungskörper gibt – dann kann er nämlich gleich tibetischer Mönch werden. Übrigens wird der tibetische Mönch genauso über den uneinsichtigen, die Meditation ablehnenden Geistheiler lächeln, der im Gedankenkörper gefangen bleibt, wie dieser selbst über die die Geistheilung ablehnenden Orgonomen lächelt, die es grade mal so eben bis zum Gefühlskörper geschafft haben.

Im Biofeedback wird gezeigt, daß das Bewußtsein wirklich praktisch das gesamte Vegetativum beeinflussen kann. Heilkräfte außergewöhnlicher Bewußtseinszustände werden auch in der Transpersonalen Psychologie aktiviert. Angesichts von beispielsweise „vorgeburtlichen Bewußtseinszuständen“, in die vorgestoßen wird, ist das Alltagsbewußtsein nur ein mehr oder weniger pathologischer Schrumpfzustand des Gesamtbewußtseins. Dabei dringt man nicht nur zu vorgeburtlichen, sondern auch zu Nahtodes- und außerkörperlichen Erfahrungen vor. Die transformative Kraft der Nahtodesehrfahrung, die durch die „neue Medizin“ Millionen zuteil wird, soll das Bewußtsein des Menschen entwickeln.

Bereits Reich hatte geschrieben, es „entspricht völlig den orgontherapeutischen Erfahrungen: Eine autonome Funktion kann durch Übung objektiviert und schließlich der bewußten Kontrolle unterworfen werden“ (Der Krebs, Fischer TB, S. 200). Und was den Einfluß des Bewußtseins durch Suggestion betrifft, schreibt er: „… denn die ‚Suggestion‘ (…) ist ja in Wirklichkeit nichts anderes als ein Lustreiz für das biologische Plasmasystem, der es veranlaßt, sich einer neuen Lebensmöglichkeit entgegenzustrecken und dermaßen biologisch wieder zu funktionieren“ (ebd., S. 210).

Orgonomie und Metaphysik (Teil 15)

10. Dezember 2021

Meine allererste Vorlesung im Physikstudium handelte davon, daß man seinen Sinnen nicht trauen dürfe. Um Physik zu treiben, müsse man seine Gefühle draußen vor lassen. Sogar im Musikunterricht auf dem Gymnasium lautete die vordringlichste Botschaft des Lehrers, daß die Tonarten und Melodien keine Gefühle vermitteln, diese würden nur durch „Soundeffekte“ hervorgerufen werden. Musik im Kern eine Sache des Intellekts!

Wie sehr diese mechanistische Sichtweise, die die westliche Welt durchdringt, an der Wirklichkeit vorbeigeht, zeigt folgendes Zitat:

Ich erinnere mich an ein Sitarkonzert in Deutschland, es war ein heiterer Sommertag gewesen, das Publikum versammelte sich am Abend unter freiem Himmel. Manfred Junius, der deutsche Sitar-Virtuose, dem ich auch in Indien oft zugehört hatte, stimmte einen Raga an, der das Nahen der Wolken in der Regenzeit andeutet. Der Himmel war bei Sonnenuntergang noch klar gewesen, niemand hatte an Wolken gedacht, doch kaum verklangen die ersten Töne des Ragas in der Nacht, da begann es zu regnen. Zwischen den Gefühlen des Meisters und den Wandlungen des Wetters schien ein seltsamer Einklang zu bestehen. (Dietmar Rothermund: 5 mal Indien, München 1979, S. 87)

In Indien glaubt man, daß die Tausenden unterschiedlichen Ragas (ein Zwischending zwischen Modus, Tonart, „Stimmung“, „Farbe“ und Melodie) tiefgreifende energetische Auswirkungen haben.

Zu den (nordindischen) Regen-Ragas gehören Gaud malhar, Megh malhar und Miyan ki malhar. Hier Sur malhar.

Man muß sich auf die indische Musik einlassen, man muß erlebt haben, wie sich einem beim Hören des südindischen Kriti Rama Rama Gunaseema im Raga Simhendra Madhyama das „Herzchakra“ spontan geöffnet hat, um nachvollziehen zu können, daß die Lebensenergie in uns und die atmosphärische Energie denn gleichen Gesetzmäßigkeiten gehorchen.

Als ich zuhörte wie die göttliche M.S. Subbulakshmi dieses Stück sang, hatte ich unerwartet ein intensives spirituelles Erlebnis. Sowas ist natürlich schwer zu beschreiben, aber es war als öffne sich mein mittleres Auge auf der Stirn und ich blicke durch es in einen rosafarbenen Wirbeltrichter, der von diesem Auge ausging, begleitet von einem intensiven Gefühl v

Mir bedeutet sowas wenig und ich finde es ziemlich erschreckend, daß praktisch jeder andere total darauf abfahren würde, ähnlich als würde er Rauschgift genommen haben. Er wäre unrettbar z.B. für die Orgonomie und jede andere Rationalität verloren. Es ist kaum zu ermessen, was man empfindet, wenn sich das Scheitelchakra öffnet! Die Orgonomie muß endlich daran gehen, diesen Bereich offensiv zu entzaubern.

Dazu ist zu sagen, daß die orgonomische Auseinandersetzung mit der Mystik zwei Aspekte hat: das Volk lehren und vom Volk belehrt werden. Dazu schrieb Reich:

Es ist nun ein Grundsatz der Massenpsychologie, nicht „prinzipiell objektive Wahrheiten“ zu verkünden, sondern sich erst zu fragen, wie die durchschnittliche Masse der arbeitenden Bevölkerung auf einen objektiven Prozeß reagiert. (Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB, S. 198)

Reich hat gesagt, daß „wir (…) die Volksmeinung ernst nehmen (müssen), die sich durch den Satz ausdrückt, daß man im Sterben seine ‚Seele aufgebe’“ (Der Krebs, Fischer TB, S. 258). Es komme nur darauf an, was man unter der Seele versteht. Man muß also alles sehr ernst nehmen, was Mystiker behaupten – es ist dann nur eine Frage der Interpretation. Oder besser ausgedrückt: eine Frage des funktionellen Denkens.

Es ist zu erwarten, daß die Vitalisten und Spiritualisten (…) das Argument ins Feld führen werden, daß Bewußtsein und Selbstwahrnehmung noch immer unaufgeklärt bleiben. Dies ist richtig, sagt jedoch nichts über die Berechtigung eines metaphysischen Prinzips und kann überdies mit einer endgültigen Klärung rechnen. Es hat sich bei den [bio-]elektrischen Versuchen gezeigt, daß die biologische Erregung von Lust und Angst mit ihrer Wahrnehmung funktionell identisch ist. (Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 287)

Diese Aussage läßt sich in folgende in zwei Abbildungen präsentierte einfache orgonometrische Gleichung umsetzen, die sich immer weiter aufspaltet und damit die gesamte subjektive (Abb. oben) und objektive (Abb. unten) Natur umfaßt, wie in Orgonometrie (Bd. 2, Kapitel 2) eingehend erläutert:

Orgonomie und Metaphysik (Teil 10)

22. November 2021

Swami Muktananda (1908-1982), einer der wichtigsten und einflußreichsten „erleuchteten Meister“ des 20 Jahrhunderts, hat in seiner „spirituellen Autobiographie“ Spiel des Bewußtseins, seine Verzweiflung beschrieben, daß er immer noch sexuelle Gefühle während der Meditation hatte, obwohl er doch Siddhasana pratizierte: „Eine Ferse zwischen Geschlechtsorganen und Anus (am Perineum […]), die andere Ferse am Schambein.“ Er hatte doch alles gemacht, um sich dergestalt impotent und gefühllos zu machen! Eben Yoga! Dieses Versagen war die schlimmste Krise seines Lebens.

Schließlich realisierte er, daß die nackte Frau, die ihn während seiner Meditationen gepeinigt hatte, niemand anderes war als die Göttin Kundalini. Die sexuelle Erregung war darauf zurückzuführen, daß seine Yogapraktiken dazu geführt hatten, daß das zweite Chakra durchstoßen worden war, um die Sexuallust ein für allemal nach oben abzuleiten, auf daß sein Unterleib und dessen niedrige Instinkte ihn nie wieder peinigen würden.

Nunmehr begann seine Yogapraxis Fortschritte zu machen. Bei der Meditation preßte er seine Ferse gegen seinen Anus. Das hilft nicht nur dabei das Sperma zurückzuhalten, sondern zwingt die Kundalini ihren Weg nach oben zu nehmen entlang dem Rückgrat. Und wer sich fragt, was eigentlich das „yogische Fliegen“ soll: bei einer entsprechenden Haltung der Füße wird dergestalt der Anus denkbar heftig stimuliert.

Bei aller tieferen „Esoterik“ geht es tatsächlich einzig und allein um die Stimulation der „Kundalini“, d.h. „der Schlange“, die in der Region des Steißbeins schlummert. Sie soll aufsteigen und dergestalt zur „Erleuchtung“ führen, wenn sie die Schädeldecke erreicht. Es geht um den einen extrem unappetitlichen „Ritus“, der alle möglichen „Geheimgesellschaften“ zusammenschweißt und seit vielleicht zwanzig Jahren zunehmend unsere „Kultur“, d.h. unsere Sexualökonomie prägt. Was glaubt Ihr eigentlich, was mit den kleinen Jungs in den Aschrams und Lama-Klöstern auf ihrem „Initiationsweg“ gemacht wird?

„Spiritualität“ – am Arsch!

Harnisch: Orgonenergie: Geballte Lebensenergie (1993)

27. Dezember 2016

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Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

Harnisch: Orgonenergie: Geballte Lebensenergie (1993)