Posts Tagged ‘Christus’

neu auf orgonomie.net

6. Juli 2025

Ich habe die Ursprungsseite des NACHRICHTENBRIEFs, die jetzt immerhin 28 Jahre existiert, in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt. Jetzt fange ich an, sie wieder besser zu pflegen, angefangen mit der Anfangsseite. Im übrigen hier eine wirklich EXAKTE Beschreibung, wie ich beim Umbau der Netzseite den html-Code absolut funktional-orgonisch handhabe:

Zu diesem fettreduzierten Blogeintrag Kunst am Bau: Bild 18.

Der Blaue Faschismus am Beispiel der Anthroposophie (Teil 1)

4. Januar 2025

Rudolf Steiner glaubte, daß seine Gedanken ihm durch göttliche Kräfte eingegeben würden. Von Geburt an bis zu seinem Krebstod waren „geistige Wesenheiten“ seine ständigen Begleiter. während seiner Pubertät erlebte Steiner in der Beschäftigung mit der höheren Mathematik Befreiung von seinen drängenden Trieben. Statt genitaler erstrebte er mystische Erfüllung und „spirituelle Entladung“, während er, wohl aus persönlicher Erfahrung heraus, Sex mit Schwarzer Magie gleichsetzte.

1875 gründete Helena Petrowna Blavatsky die Theosophische Gesellschaft mit ihrer „Geheimen Lehre“ von Atlantis und dessen sieben „Wurzelrassen“, zu denen auch die „Herrenrasse“ zählte, die „Arier“. (Tatsächlich geht auf sie praktisch das gesamte Oeuvre der modernen „Esoterik“ zurück: etwa die „Hohlerde“ und David Icke ist nur ein fader Blavatsky-Aufguß.) Ein Freund Blavatskys, der Rosenkreuzer Franz Hartmann, gründete 1895 zusammen mit dem Wiener Fabrikanten Karl Kellner in Wien die Loge Ordo Templi Orientis (O.T.O.), deren Ordensgeheimnis tantrische Sexualmagie war. Aus dieser Geheimloge ist, neben Aleister Crowley (auf den wiederum die Scientology zurückgeht) Steiners Anthroposophie hervorgegangen. Eine weitere Abzweigung des O.T.O. war Lanz von Liebenfels Ordo Novi Templi (O.N.T.), der den Mutterboden der NSDAP formte. Jedenfalls gehörte das Hakenkreuz zum Logen-Wappen und aus dem Logenmotto „Heil und Sieg!“ wurde „Sieg Heil!“.

1920 schrieb der Anthroposoph Karl Heise (der später die Heraufkunft des Nazi-Regimes enthusiastisch begrüßen sollte) ein Buch über Entente-Freimaurerei und Weltkrieg, dessen Druck Steiner persönlich finanzierte und für das er das Vorwort schrieb. Das Buch handelt von „der britisch-freimaurerischen Verschwörung“ und zitiert dazu ausführlich Guido von List, den Logenbruder von Lanz von Liebenfels und Begründer des proto-nazistischen „Armanenordens“, dessen rassistische Sexualmagie ich in Der blaue Faschismus beschrieben habe. Heute wird Heises Buch von neonazistischen Gruppen ständig neu verlegt.

Steiner hatte den Ersten Weltkrieg als „strafenden Sturmwind“ für die ungläubigen Alliierten bezeichnet. Wilson und Lenin nannte er „ahrimanische Mächte“ gegen Deutschlands spirituelle Sendung. In diesem Geiste hatte er bereits zu Beginn des Krieges den Chef des deutschen Generalstabs Helmuth von Moltke, einen Anthroposophen, beeinflußt. Anthroposophie als die Ideologie des deutschen Imperialismus! Der Gründer der anthroposophischen Kirche „Christengemeinschaft“, Pastor Friedrich Rittelmeyer, veröffentlichte 1934 ein Buch mit dem Titel Deutschtum, in dem er für einen Befreiungskrieg von der angelsächsischen Welt warb.

Als Hitler auftrat, reagierten zwar manche Anthroposophen reserviert, aber niemals wirklich feindselig, während sich die meisten begeistert der „Bewegung“ anschlossen. 1933 erklärte der ehemalige Privatsekretär Steiners und späteres Mitglied des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft, Guenther Wachsmuth, gegenüber einer dänischen Zeitung, daß es kein Geheimnis sei, daß die Anthroposophen die Entwicklung in Deutschland voll Sympathie verfolgten. Währenddessen schickte der Nachfolger Steiners und Präsident der Anthroposophischen Gesellschaft, Albert Steffen, ein Rundschreiben an die führenden Nazis, um ihnen zu vergewissern, daß sich die Lehren Steiners in vollkommener Übereinstimmung mit dem Nationalsozialismus befänden.

Dementsprechend waren schon manche Anthroposophen aktiv gewesen. Da wäre z.B. Hans Eberhard Maikowski (Spitzname „Roter Hahn“), ein Sturmbannführer der SA und in dieser Eigenschaft der Führer des berüchtigten Killerkommandos „SA-Mordsturm 33“. Sein Bruder, ein Waldorf-Lehrer, war enger Mitarbeiter Steiners gewesen und auch der „Rote Hahn“ selbst war glühender Verehrer Steiners. Am Tag der Machtübernahme wurde er von einem Kommunisten erschossen, woraufhin er neben Horst Wessel zu einem der Nationalheiligen Hitler-Deutschlands wurde.

Trotzdem bezeichnete z.B. Reinhard Heydrich die Anthroposophie als „orientalische Verschmutzung des klaren germanischen Geistes“. Entsprechend wurde 1935 die Anthroposophische Gesellschaft verboten. Daraufhin sandte der Vorstand an Hitler einen Brief, in dem ihm die führenden Anthroposophen vergewisserten, es gäbe keinerlei Verbindungen mit freimaurerisch-jüdischen Kreisen und außerdem hätten ja nationalsozialistische Rassenexperten den Anthroposophen offiziell bescheinigt, daß Steiner Arier gewesen sei.

Noch heute versteht es die Anthroposophie sich ein positives Image zu geben. Zum Beispiel gibt sie vor, für individuelle Gnosis zu stehen, doch ist sie tatsächlich ein steriles, dogmatisches System, dessen Dreh- und Angelpunkt die Unterdrückung aller kritischen Distanz und die vollständige Identifikation mit dem Führer ist. Ihr positives Image ist um so erschreckender, wenn man sich vergegenwärtigt, daß ihr spiritueller Wahn vom Krieg der Kräfte des Lichts gegen die der unterirdischen Dunkelheit praktisch mit dem biologischen Wahn der Nationalsozialisten identisch ist. Wie Jerome Eden in seiner Broschüre The Emotional Plague vs. Orgonomic UFOlogy (S. 32) geschrieben hat: „Von Ahrimanisch zu Nicht-Arisch ist nur ein einfacher pathologischer Schritt“.

Dem britischen Anthroposophen Trevor Ravenscroft zufolge träumten sowohl Anthroposophie als auch Nationalsozialismus von einer neuen „Sonnenrasse unter dem Hakenkreuz“, in der die alte rassische Reinheit neu erstehen würde, die nach theosophisch-anthroposophischer Lehre durch die „degenerierten Rassen“ aus dem Süden des „atlantischen Urkontinents“ besudelt wurde. Dort waren, um mit Lanz von Liebenfels zu sprechen, „die Sodomsäfflinge“ Opfer monströser Selbstmutationen aufgrund ihrer „bösen Seelenkräfte“ gewesen. Schließlich sei der rassisch geschwächte Arier durch intellektuell-luziferische und materialistisch-ahrimanische (d.h. jüdische) Kräfte, die ihn von seinen spirituellen Quellen abgeschnitten hätten, aus seinem arischen Paradies vertrieben worden. Es ist in der Anthroposophie also durchaus eine Verbindung zum „Rassebiologischen“ zu finden.

Die ganze anthroposophische Grals-Mystik geht in diese Richtung. Denn was ist der „Gral“ anderes als Träger des Blutes Christi – des noblen arischen Blutes. In der reinen, arischen Blutlinie der Gralsfamilie pflanze sich die Fähigkeit zur hellsichtigen Geistschau als „Blut-Erinnerung“ der arischen Gottes-Söhne fort. Steiner glaubte, so Ravenscroft, seine eigene Geistschau habe er als letzter Vertreter von seinen germanischen Vorfahren geerbt, die diese Fähigkeit mit dem Sonnensymbol der Swastika symbolisiert hätten. Aus dieser okkulten Hellsichtigkeit heraus spräche Steiner von der „okkulten Bedeutung des Blutes“, das Gefäß der Stammes- und Rassen-Identität sei, und von „okkulten Blutriten“ zum Hervorrufen einer magischen Mutation hin zur reinen arischen Rasse. Einer Mutation, die eine neue Phase in der menschlichen Evolution hervorrufen würde, die Geburt des „Übermenschen“ durch „Ätherisierung des Blutes“. Dazu müsse das arische Blut reinerhalten werden, denn Luzifer habe sich im Blut der Menschheit etabliert, nämlich im „Blut der jüdischen Rasse“, die heute zum Träger von Tragödie und Bosheit geworden sei. Das jüdische Blut sei gallig geworden, weil es sich verbohrt gegen das Blut des Neuen Bundes gesperrt habe. Deshalb dürfe das jüdische Blut keine weitere Rolle in der Evolution der Menschheit spielen.

Ich bezweifle, daß Ravenscroft solche Stellen belegen kann, was sich jedoch belegen läßt ist, daß die Steinersche „Geisteswissenschaft“ behauptet, in der Menschheit gäbe es eine evolutionäre Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen, wie beim einzelnen Menschen auch. Dementsprechend sei die negroide Rasse „Baby“, die malaisch-polynesische „Kind“, die mongolische „Jugendlicher“, die indoarische „Erwachsener“ und die indianische „Greis“ (und deshalb leider Gottes dazu bestimmt auszusterben).

In der Anthroposophie wird die persönliche Verantwortung auf Geisteswesen, das karmische Gesetz und den göttlichen Weltplan delegiert, während das Judentum für die persönlich Verantwortung vor Gott steht, die vom Kleinen Mann gehaßt und vom anthroposophischen Christus überwunden wird. Der Anthroposoph kann nur in fixen mystischen Strukturen denken, mit festen Vorstellungen von Gut und Böse. In Verbindung mit Steiners Offenbarung, daß alle Nationen, Völker und „Rassen“ Ausdruck von Geistwesen und deshalb festumrissene „organische“ Einheiten sind, wird sie zur Ideologie des rassistischen Nationalismus, der „Rassenseele“. Steiner selbst sprach im typischen späteren Nazijargon von der „Volksseele“, der unlösbaren Verbindung zwischen „Nation und Blut“ und der „germanischen Sendung“. Goebbels‘ Roman Michael (1929) zeigt die Geistesverwandtschaft von Nationalsozialismus und Anthroposophie, denn der Anthroposophie zufolge ist „Michael“, der Erzengel, der Deutschland verkörpert, die „geistige Macht“ unserer Zeit.

Goebbels denkt Gesellschaft ganz allgemein in der Kategorie der Identität, insofern sowohl von der fremden als auch von der eigenen Gemeinschaft behauptet wird, sie hätte ein „Wesen“; was weder wissenschaftlich noch rational begründet werden kann: „Der Jude ist uns im Wesen entgegengesetzt.“ (Claus-E. Bärsch: „Antijudaismus, Apokalyptik und Satanologie“, Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 1988, S. 118)

Steiners „atlantische“ Rassetheorien aus seiner Akasha-Chronik entsprechen denen Hitlers. Der deutsche Psychiater Wolfgang Treher zeigt in seiner Studie Hitler, Steiner, Schreber – Ein Beitrag zur Phänomenologie des kranken Geistes (Emmendingen 1966) die enge Verwandtschaft zwischen den geisteskranken Systemen Hitlers und Steiners auf. Treher zufolge kämpfte Hitler, in der Art von Projektion, die für Schizophrene charakteristisch ist, gegen das teuflische Böse, d.h. gegen die Juden, um die Einheit seiner manichäisch gespaltenen schizophrenen Seele wiederherzustellen. Treher betrachtet Steiner, der denselben psychotischen manichäischen Krieg des arischen Christus gegen den jüdischen Ahriman kämpfte, als sogar noch kränker und verrückter als Hitler. In beiden schizophrenen Wahnsystemen gibt es zwei Gruppen – eine höhere geistige Rasse und eine dämonische materialistische. Die letztere Rasse muß ihre Sünden abarbeiten, bis sie stirbt, wie in Hitlers KZs.

Steiner und Hitler waren beide Mystiker, aber für Steiner war die metaphysische Einheit der „absolute Geist“, der von der Materie unabhängig ist, während für Hitler es der „absolute Wille“ war, der nicht von den Umständen abhängig ist. So empfand Hitler nur Verachtung für den ästhetisierenden Schwächling Steiner. (In seinen frühen Tagen schrieb Hitler im Völkischen Beobachter gegen den „galizischen Juden“ Steiner.) Während Steiner sicherlich nur Mitleid mit dem primitiven Ahriman Hitler fühlte. Dies hinderte aber manchen ihrer Anhänger nicht daran, ihnen beiden zu folgen.

Moses gegen Christus, John Wayne gegen Wilhelm Reich: Michelangelo und Stanley Kubrick illustrieren REICH SPEAKS OF FREUD

11. Oktober 2024

In Freuds System war Moses die zentrale Figur. Moses war ein Symbol der Selbstkontrolle durch muskuläre Zurückhaltung, die Herrschaft der vermeintlichen Vernunft über die vermeintlich irrationalen Triebe. Bei Reich stand Christus im Mittelpunkt, ein Symbol der Hingabe statt gepanzerte Kontrolle.

Der hartleibige Moses gegen den „weichleibigen“ Christus… Reich erklärte seinem Sohn Peter:

Und die Art, wie sie etwas leisten oder durchsetzen, ist ebenfalls hartleibig. Erinnerst du dich an den Film mit John Wayne, in dem er stürzt und zum Krüppel wird? (…) Du weißt, als er im Bett saß, auf das Ende seines Gipsverbandes schaute und seine Zehen beobachtete, beschloß er, wieder gehen zu lernen. Und er sagte immer wieder zu sich: „Ich muß diesen Zeh bewegen. Ich muß diesen Zeh bewegen.“ Schau, das ist die starre, die verkrampfte Art, Dinge zu überwinden. (…) Hindernisse und Behinderungen in dieser Weise zu überwinden, durch Gewalt, durch sogenannte Willenskraft (…) das ist die starre, verkrampfte, mechanistische Art, Leistungen zu vollbringen. Er mußte sich so anspannen und verhärten, sich selbst mit aller Gewalt dazu zwingen, wieder gehen zu lernen, daß er darüber vergaß, wie man liebt und freundlich ist. (…) Am besten ist es, einfach zu atmen, sich zu entspannen und es auf natürliche Weise kommen zu lassen. Erzwinge nie etwas, laß es einfach auf natürliche Weise eintreten, dann ist es immer okay. (Peter Reich: Der Traumvater, München 1975, S. 28f)

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Ca-I” und folgende

9. Mai 2024

Humana conditio ex orgonomico prospectu: Stichwort „Ca-I“ und folgende

(Joseph Goebbels über Max Stirner)

23. März 2024

(Joseph Goebbels über Max Stirner)

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 116)

11. März 2024

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Man kann den Nerv der Zeit treffen. Jahrtausende wurden Milliarden von Menschenseelen von dem absurdesten und geistlosesten Müll in Beschlag genommen. Warum sollte die Alternative zu den beiden Grundideologien (Mechanismus und Mystizismus) die Menschen nicht weit mehr motivieren? Reichs Sexpol, d.h. das Bewußtmachen, daß niemand mit seinen natürlichen sexuellen Antrieben allein dasteht, das Über-Ich einen also angelogen hat, und man gemeinsam gegen die Unterdrückung vorgehen kann, war ein erster Schritt. Wobei Reich noch nicht ahnte, wie tief das Unnatürliche und die Unterdrückung in jedem Einzelnen selbst verankert ist und deshalb jede „Befreiungsbewegung“ sehr schnell ins Gegenteil kippen kann. Man betrachte nur, was heute „sexuelle Befreiung“ bedeutet: möglicherweise Pubertätsblocker und chirurgische Kastration.

Soll man also gar nichts tun, weil alles viel zu gefährlich ist? Um was es wirklich ging war stets: glaubt man wirklich an das Dreischichtenmodell, also an den Kern und hat deshalb Vertrauen („Glaube“) – oder ist man in Wirklichkeit Freudianer = Schopenhauerianer, d.h. Pessimist und „Bedenkenträger“. Wenn man das Dreischichtenmodell zu Grundlage macht, wird man niemals an der sekundären Schicht (Freuds „Unbewußtem“) verzweifeln und zum Reaktionär werden, weil man immer den bioenergetischen Kern vor Augen hat, der mit jedem Neugeborenen von Neuem und in absoluter Perfektion vor einem steht! Man wird aber auch nie in wilden Optimismus verfallen, eben weil man sich der sekundären Schicht stets bewußt ist. Man wird aber vor allem stets mit der oberflächlichen Schicht anfangen, d.h. Aufklärung betreiben. „Auf-Klärung“ bedeutet hier von oben nach unten, von der Oberfläche in die Tiefe der intrinsischen Logik dessen zu folgen, was uns als gesellschaftliche und individuelle Irrationalität entgegentritt.

Teil davon ist das LSR-Projekt, war doch die „Widerstandsanalyse“ explizit immer das Modell nach dem Bernd Laska vorgegangen ist. Selbst in Stirners Hauptwerk selbst finden sich dazu Ansätze, wenn Stirner versucht die „Weltgeschichte des Einzigen“ zu rekonstruieren, d.h. von der Oberfläche (etwa heutiges Christentum) zum Kern („Christus“ und wofür er wirklich steht) vorzudringen. Die Menschen müssen lernen, daß sie in der Falle stecken und wie diese Falle konstruiert ist und welche Gefahren lauern, wenn man die Falle verlassen will – und sich dabei nicht immer tiefer in der Falle verfangen will.

Reflektionen über Max Stirner von konservativer Warte (Teil 99)

19. Januar 2024

[Diese Reihe soll zur Auseinandersetzung mit Bernd A. Laskas LSR-Projekt animieren.]

Hinter dem Über-Ich (Schuld: „die Stimme des Vaters“) steht das Ich-Ideal (Scham: „der Vater als unerreichbares Vorbild“) und dahinter schließlich die eigene Kern-Identität („ich und der Vater sind eins“). Diese Staffelung nicht zu sehen, ist ein „biologische Rechenfehler“. Er erklärt, warum Reich sich nie ganz von „Marx, Freud, Einstein“ emanzipieren konnte. Beispielsweise Nietzsche hat redlich versucht sich von Wagner zu lösen, ist daran aber zerbrochen. Die gesamte Linke kämpft gegen den Vater – zu dem schlimmen Preis, daß sie sich vollkommen vom biologischen Kern gelöst hat.

Bei Reich wäre das alles kein Problem gewesen, wenn:

1. Reich einen vernünftigen Vater gehabt hätte (aber wer hat den schon!) und „Du benimmst Dich wie Dein Vater!“ im größeren Familienkreis nicht als schlimmste Beleidigung galt; oder wenn

2. Reich einen vernünftigen Vaterersatz gefunden hätte. Mir fällt aber kein einziger passender Kandidat ein. „Gott“?

Wenn man sich nicht mit seinem Vater identifizieren kann, geht man, da „kernlos“, emotional und psychisch zugrunde. Identifiziert man sich aber mit ihm, bzw. dem Über-Ich, natürlich erstrecht! Der Ausweg ist das Ich-Ideal. Und genau diesen Weg haben die Menschen instinktiv stets gewählt, man denke nur an die Buddhisten mit ihren Buddha-Statuen, Moslems mit ihrem „in allen Lebenslagen vorbildlichen Menschen“ Mohammed oder die Christen mit Jesus.

Buddha ist die Verkörperung der kompletten Abgeklärtheit („nichts berührt mich“), d.h. die Apologie des Ausweichens vor dem Konflikt (emotionale Kontaktlosigkeit), Mohammed ist die Apologie des sowohl repressiven als auch, was seine eigenen Bedürfnisse anbetrifft, permissiven Vaters (sekundäre Triebe), während Christus den bioenergetischen Kern selbst verkörpert. Die beiden unterschiedlichen Personen Christus und Gottvater sind in ihrer Natur ein und dasselbe.

Sollen wir also Christen werden? Nein! Reich lesen, insbesondere sein Buch Christusmord, um den biologischen Rechenfehler zu durchschauen. Dabei geht es natürlich nicht um „Erlösung“, sondern darum zumindest perspektivisch der Panzerung (dem Über-Ich) ihre Grundlage zu entziehen.

Christus und die Liebe

31. Dezember 2023

Warum war für Reich die Christus-Figur, die vielleicht gar nicht historisch ist, sondern von den Römern gegen die Juden oder von den Juden gegen die Römer schlichtweg ausgedacht wurde, so wichtig? Was ist so besonderes an dieser „himmlischen Figur“, die, wie Nietzsche richtig sagt, nur auf die Erde kommt, um dann wirklich nichts Bedeutendes von sich zu geben? Warum einer Monty Python-Witzfigur Bedeutung beimessen, die Wasser in Wein verwandeln, über Wasser gehen und Blinde mit einer Schlammpaste aus Spucke und Staub sehend machen kann? Welche Bedeutung sollte irgendein verpeilter jüdischer Rabbi von vor 2000 Jahren für uns haben? Warum im Zusammenhang mit Laskas LSR-Projekt einen religiösen Spinner diskutieren?

Die Antwort liefert folgende Predigt eines Bischofs der „nestorianischen“ Assyrischen Kirche des Ostens:

Hier die Übersetzung: “Der Herr Jesus kam und sagte: Ich werde Euch ein Gesetz geben, das Liebe heißt. Vergeßt ‚nicht töten‘, ‚nicht stehlen‘, ‚nicht, nicht, nicht‘. Vergeßt sie alle. Vergeßt all die Gesetze. Er sagt: An dem Tag, an dem Ihr lernt, zu lieben, werdet Ihr nicht mehr töten. An dem Tag, an dem Ihr lernt zu lieben, werdet Ihr nicht mehr stehlen. An dem Tag, an dem Ihr lernt zu lieben, werdet Ihr niemanden mehr verletzen, denn es ist die Liebe, die Euch diese Fähigkeit verleiht.”

Wenn man sagt, daß Jesu Botschaft die Liebe gewesen sei, ist das nur ein Allgemeinplatz, aber so, wie es Bischof Mar Mari Emmanuel ausdrückt, wird sie bemerkenswert und entspricht formal Reichs Orgasmustheorie und dem LSR-Projekt, d.h. der Befreiung vom Über-Ich. Siehe dazu meine beiden Bücher Der verdrängte Christus: Bd. 1 Orgonomie und Christentum und Bd. 2 Das orgonomische Testament.

Diese „Frohe Botschaft“ wird dann jedoch stets unmittelbar aufgehoben und ins Gegenteil verkehrt, durch den eigentlichen Begründer des Christentums: Paulus, der von nichts anderem redet, als daß wir durch und durch böse sind und nichts Gutes in uns haben und uns deshalb ganz und gar Jesus überantworten sollen – dem Über-Ich. „Wo Ich war, soll Christus sein!“ Von Anfang an, prügeln die Christen den „dämonischen“ Eigensinn aus ihren Kindern – „weil sie sie lieben“.

Arbeitsdemokratie: Religion ist Ahnen- und Nachfahren-Kult

23. November 2023

Robert A. Harman hat die These aufgestellt, daß die Gesellschaft durch langfristige Verpflichtungen zusammengehalten wird. Ich schulde dir etwas. Das bindet uns über längere Zeiträume aneinander. So wird das Netz der Arbeitsdemokratie gewoben. Ich gebe dir etwas (Ladung), also schuldest du mir etwas, bis du deine Schuld mir gegenüber begleichst bzw. „entlädst“.

Das hat mich auf den Gedanken gebracht, daß entsprechend jede Religion auf der Erde ursprünglich kaum etwas mit Mystik und „Erlösung“ zu tun hat, vielmehr beinhaltet sie Opfergaben an die Götter als Antwort auf deren „Arbeit“ (es regnen lassen, Früchte produzieren, Feinde fernhalten usw.), so wie unsere Opfergaben sie für uns arbeiten lassen (es regnen lassen, Früchte produzieren, Feinde fernhalten usw.). Das lebt unmittelbar im Katholizismus weiter: die Heiligen sind nicht wirklich tot, sondern genauso Teil der Kirche wie die Lebendigen und im Volksglauben haben sie ähnliche Funktionen übernommen, wie einst bestimmte heidnische Götter. Man denke nur an Petrus, der frappant an Poseidon und Thor erinnert. Die Gläubigen sind dergestalt in ein dichtes Beziehungsgeflecht eingebunden mit „Gaben“, Verpflichtungen und Hoffnungen, die auf die Zukunft gerichtet sind und weit weit in die Vergangenheit zurückreichen.

Religion ist eine Art „Arbeitsdemokratie“, die auf orgonotische Funktionen projiziert wird, die in dem Sinne fehlinterpretiert werden, daß sie personalisiert sind (die Götter). Ich bezweifle, daß bisher jemand die Verbindung zwischen Religion und Arbeitsdemokratie gesehen hat, aber sie ist so offensichtlich, wenn man die tatsächliche Praxis des Katholizismus sieht: ein ziemlich kompliziertes „Geschäft“, das verschiedene Engel und Heilige, Maria, Christus, den Vater und den Heiligen Geist, Opfergaben und Erntedankfeste umfaßt. Der Kathole fühlt sich in diesem Netz geborgen und die Gemeinschaft hat eine fast unzerstörbare Dauer.

Genau deshalb waren Länder wie Polen und Irland stets solche geschlossenen Gesellschaften, die selbst in der Diaspora ihre nationale Identität bewahrten. Von daher auch die Versuche der Weltverschwörer gegenwärtig insbesondere Irland durch forcierte „Migration“ seiner Identität zu berauben und etwa in Amerika seit Jahrzehnten der Versuch durch Städteplanung die geschlossenen Gemeinschaften von Iren, Polen, Italienern, etc. mit ganz ähnlichen Mitteln zu zerschlagen. Kein „ethnisches Gestrüpp“, soll sich dem freien Fluß des Kapitals entgegenstellen. (Was selbstredend auch im Interesse der Kommunisten ist!)

Wir denken, Religion sei die persönliche Beziehung zu Gott oder „Christus“ in der Gegenwart. Ursprünglich war die Religion jedoch Ahnenverehrung, ähnlich der besagten Verehrung der Heiligen im Katholizismus. Im Sinne von Harmans Zeittheorie war es eine arbeitsdemokratische Verpflichtung gegenüber der Vergangenheit, die die Grundlage für unsere Gegenwart bildet. Eine auf den Himmel projizierte Beziehung. Und die Götter waren ein Ausdruck unseres Engagements für die Zukunft, das Ich-Ideal und in gewisser Weise die Kinder der Zukunft, die auf den Himmel projiziert wurden.

Ursprünglich gehört die Religion nicht zum psychologischen Bereich des Einzelnen, sondern eher zum sozialen Bereich. Ethnologen haben nie eine Gesellschaft ohne Religion gefunden. Religion ist eigentlich ein Element der Arbeitsdemokratie, d.h. ein Engagement über Raum und vor allem Zeit hinaus. Das ganze mystische Brimborium mit persönlicher „Erlösung“ ist eine Verfallserscheinung.

Das wird unmittelbar evident, wenn man die Vorgehensweise von christlichen Missionaren bei Naturvölkern betrachtet. Hier werden stets die Außenseiter und Sonderlinge angesprochen, die sich eben nicht im, nennen wir es mal, „Glaubensnetz“ ihrer Gemeinschaft geborgen fühlen und deshalb sozusagen einen „direkten Draht“ zu Gott suchen. Von diesen Randständigen her wird dann langsam von den Missionaren die Gemeinschaft aufgerollt, wobei darauf bedacht gelegt wird, nach und nach das „Netz“ zu zerstören. Das diese Missionare objektiv im Interesse amerikanischer Kapitalinteressen arbeiten, paßt ins Bild.

Übrigens haben wir im Recht etwas ganz ähnliches. Und ist Recht von Religion überhaupt trennbar? Ich denke nicht nur an das Gesetz Mose und die Scharia, sondern auch an die Tabus und Gebote der Naturreligionen. Wieder: von Mystik und „Erlösung“ ist da wenig die Rede.

Die untergründige Identität von Religion, Recht und „bioenergetischer Spannung“ im Sinne Harmans sieht man an der Tatsache, daß auch das Recht in gewisser Weise den Tod nicht kennt. Das bezieht sich natürlich in erster Linie auf das Erbrecht, aber auch generell hat die „juristische Person“; etwas Unkörperliches, etwas, was nicht an Zeit und Raum gebunden ist. Nochmals: mit Mystik hat das zunächst einmal gar nichts zu tun, aber alles mit der Arbeitsdemokratie.

Reich im Kampf gegen den Nihilismus des Westens ( Teil 1: Der Tod des Menschen)

24. Oktober 2023

Für Reich war Christus ein genitaler Charakter, der sein Anderssein innerhalb der Begriffswelt seines ererbten pharisäischen Judentums zum Ausdruck zu bringen versuchte – bzw. gar nicht anders konnte. Das Christentum entstand aus dem Versuch seiner Jünger diesen Mann irgendwie zu verstehen. Für sie war er ein Mensch, aber auf unbestimmte Weise auch etwas darüber hinaus; nach ihrem jüdisch-hellenistischen Weltbild ein „Gottmensch“. In der griechischen und orientalischen Kirche wurde dann mehr die göttliche Seite hervorgehoben, was ihn unnahbar machte, die Religion „orthodox“ erstarren ließ und ganz zu einem Machtinstrument des Staates machte.

In der römischen Kirche und im Anschluß daran in der evangelischen wurde mehr die menschliche Seite hervorgehoben. Man denke nur an all die Kruzifixe mit dem zerschundenen, erniedrigten und leidenden Heiland, – während im Osten selbst der am Kreuz hängende Jesus noch immer der souveräne Kaiser des Universums ist.

Auf beiden Seiten triumphierte dergestalt die Emotionelle Pest, indem sie den lebendigen Impuls „Christus“ zum Erstarren brachte. Wobei der Westen auch noch der gnostischen Häresie verfiel, die sozusagen das Menschliche, Allzumenschliche an Jesus wieder wettmachen sollte. Aus dem souveränen Herrscher des Universums wurde der Botschafter aus einer Lichtwelt, der die Frohe Botschaft in die absolute Finsternis trägt. Das sieht man im zentralen Satz der Theologie der Westkirche, den ich wie folgt formulieren möchte: „Ohne die Gnade Gottes sind wir alle elende, verkommene Sünder, die die Hölle und die Strafe Gottes verdienen. Jedes gute Potential, überhaupt schlichtweg alles Gute in uns kommt einzig und allein von Gott und der Kraft des Heiligen Geistes, wenn wir uns taufen lassen und unser Herz Christus schenken.“ Dieser Satz ist die Emotionelle Pest des Abendlandes: Du bist weniger als nichts, das Über-Ich ist alles.

Die im Westen triumphierende Gnosis betrachtet die Schöpfung und damit auch jedes einzelne menschliche Herz als zutiefst verfehlt und böse von Natur aus. Wir müssen innerlich ersterben, damit der Lichtbringer aus einer anderen Welt, Christus, in uns leben kann. Das zeigte sich unmittelbar in der Kindererziehung. Kinder, die in evangelikalen und fundamentalistisch katholischen Sekten aufgewachsen sind, können Geschichten aus den Abgründen der Hölle erzählen… Selbst unsere eigenen Kinder sind weniger Wert als Hundekot, wenn wir nicht Christus in sie hineinprügeln. Unsere eigenen Triebe, überhaupt alles an uns, ist des Teufels, solange nicht ganz allein Christus in uns herrscht.

Kann man sich einen schlimmeren Verrat an der „Lehre“ des vor 2000 Jahren ermordeten Christus Jesus vorstellen? In der antignostischen Orthodoxie scheint immerhin das genaue Gegenteil durch: daß die Schöpfung und damit der Mensch von Grund auf gut ist:

Die von Gott gegebene Würde wird durch das Vorhandensein der sittlichen Grundsätze in jedem Menschen bestätigt, die durch die Stimme des Gewissens erkannt werden. Darüber schreibt der heilige Apostel Paulus im Brief an die Römer: „Die Forderung des Gesetzes ist ihnen ins Herz geschrieben; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich” (Röm 2, 15). Namentlich deshalb offenbaren die sittlichen Normen, die der menschlichen Natur eigen sind, wie auch die sittlichen Normen, die in der Göttlichen Offenbarung enthalten sind, den Plan Gottes mit dem Menschen und seine Bestimmung. Sie sind wegweisend für ein glückseliges Leben, das der von Gott geschaffenen Natur des Menschen würdig ist. Das größte Vorbild eines solchen Lebens hat der Welt der Herr Jesus Christus offenbart.

Unwürdig ist das Leben eines Menschen in Sünde, weil es den Menschen selbst zerstört und anderen Menschen sowie der Umwelt Schaden zufügt. Die Sünde stellt die Hierarchie der Beziehungen in der Natur des Menschen auf den Kopf. Statt daß der Geist Macht über den Leib hat, unterwirft er sich in der Sünde dem Fleisch. Der Heilige Johannes Chrysostomus verweist hierauf und sagt: „Wir haben die Ordnung verkehrt und das Böse ist so stark geworden, daß wir die Seele zwingen, den Wünschen des Fleisches zu folgen” (Gespräch 12 Homilien über Genesis). Das Leben nach den Gesetzen des Fleisches ist den Geboten Gottes zuwider und entspricht nicht den sittlichen Grundsätzen, die von Gott in die Natur des Menschen hineingelegt wurden. In den Beziehungen zu anderen Menschen handelt der Mensch unter dem Einfluß der Sünde als Egoist, der sich nur um die Befriedigung seiner Bedürfnisse auf Kosten der Nächsten kümmert. Ein solches Leben ist gefährlich für eine Person, für eine Gesellschaft und für die Umwelt, weil es die Harmonie des Seins zerstört und mit seelischen und körperlichen Leiden, Krankheiten und Hilflosigkeit gegenüber den Folgen der Zerstörung der Umwelt endet. Ontologisch führt ein sittlich unwürdiges Leben nicht zur Zerstörung der von Gott gegebenen Würde, aber es trübt sie so weit ein, daß sie kaum wahrnehmbar ist. Gerade deshalb bedarf es einer starken Willensanstrengung, um die natürliche Würde eines Schwerverbrechers oder eines Tyrannen zu sehen und erst recht, um sie anzuerkennen. (https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=5633845a-d204-d782-ad23-56ddf784c6b9&groupId=252038)

Bei allem Kampf gegen „das Fleisch und den Egoismus“, der natürlich auch die Ostkirche prägt, bleibt doch zumindest die Würde des Menschen erhalten. Ich habe das zitiert, weil man hieran sehen kann, wie aus der „Lehre Christi“ sich die frühe Kirchenlehre entwickelte und aus diesem bereits lebensfeindlichen, pestilenten Kern der gnostische Nihilismus des Westens – der schließlich im Tod Gottes mündete.