Posts Tagged ‘Manager’

Arbeitsdemokratie, Emotionelle Pest und Sozialismus (Teil 3)

18. September 2020

Reich argumentierte, daß der rote Faschismus begann, als die Kommunisten die Bedeutung der Arbeit und ihre Funktion als produktivem Urquell von allem (entsprechend Marx‘ Arbeits- und Mehrwerttheorie) nicht mehr sahen und stattdessen entsprechende Versatzstücke nahmen und zu einer Morallehre verkürzten, mit deren Hilfe man Stimmung machen und „politisieren“ kann. Marx wissenschaftliche Erkenntnisse wurden durch bloße Polemik ersetzt.

Dazu muß aber auch gesagt werden, daß die Mehrwerttheorie impliziert, das kapitalistische System sei an und für sich ungerecht, sodaß alle Mittel zu seiner Beseitigung erlaubt sind. Alle Arbeiter in den USA könnten Millionäre sein, und dennoch ist das System ungerecht, weil es, gemäß der Mehrwerttheorie, ohne Änderung der Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln immer noch Ausbeutung gäbe. Wenn aber der Kapitalismus per definitionem ungerecht ist, führt das logischerweise zum roten Faschismus, der dergestalt direkt auf Marx zurückgeführt werden kann.

Das kapitalistische System ist aber aus zwei Gründen nicht ungerecht – wenn wir denn überhaupt derartige moralische Kategorien verwenden wollen: 1. sind wir „ungerechte“ biologische Geschöpfe, d.h. wir werden von Ehrgeiz, dem Willen zur Macht und der Weitergabe unserer Gene angetrieben; und 2. produziert der Kapitalist auch „Mehrwert“, indem er einfach ein Unternehmer, Erfinder, Manager und „Politiker“ (im besten Sinne) ist.

Für mich sind die Implikationen von Reichs „Marxismus“ zunächst einmal andere: es geht gar nicht um eine „Theorie“ (Werttheorien usw.), sondern um eine gewisse „Leidenschaft“, die gegen Ausbeutung und Machtmißbrauch gerichtet ist, und vor allem um die Einsicht, daß wirtschaftliche Faktoren eine Rolle spielen und man nicht alles, wie die Psychoanalytiker, auf Psychologie zurückführen kann, sondern Soziologie mit berücksichtigt werden muß.

Leider hängt das alles mit Marx zusammen, der ein Pestkranker und Hochstapler war. Reich hatte eine völlig falsche Auffassung von Marx. In den Archiven finden sich „CORE-Pilot“-Materialien, wo der sehr späte Reich zu seinen frühen, noch stark „rätekommunistisch“ geprägten Werken über die Arbeitsdemokratie von Ende der 1930er Jahre und zu Marx zurückkehrte und große Abschnitte aus Franz Mehrings Marx-Biographie zitierte, um Marx‘ Größe aufzuzeigen. Dabei ist alles, was uns Mehring über Marx weißmachen will, eine Lüge, Propaganda, wenn man so will „Stalinistische“ Propaganda, die mit Friedrich Engels und Karl Kautsky begann, die versuchten, Marx als sich aufopfernden und der Armut anheimfallenden Märtyrer und wissenschaftliches Genie hinzustellen.

Dank des Kapitalisten Engels lebte Marx aber tatsächlich ein sorgenfreies Leben im Luxus, oder besser gesagt, er hätte es leben können, wenn er nicht so viel Geld vor allem für fehlgeschlagene Börsengeschäfte verschwendet hätte. Von der tatsächlichen Wirtschaft hatte er nämlich nicht viel Ahnung. Ironischerweise hatte Marx, der soviel über die Arbeit zu sagen hatte, eine schlimme Arbeitsstörung und brauchte 20 Jahre, um sein Kapital zu schreiben. Ein Buch, dessen Theorie sich auf, sagen wir, 50 Seiten formulieren läßt. Der Rest ist nur unlesbares pseudointellektuelles Beiwerk, um den Leser zu beeindrucken und so zu tun, als ob in diesem ganzen unlesbaren Mist Substanz steckt, weil es ja alles so voluminös rüberkommt.

Marx ist nicht wichtig, aber das Symbol „Marx“ steht für etwas: die Arbeiterbewegung, kritische Wirtschaftstheorie (sogar Adam Smith war den Kapitalisten gegenüber kritisch eingestellt) und „Arbeitsenergie“. Mit Wohlwollen betrachtet sind die, vielleicht, ersten 200 Seiten von Kapital recht gut, denn hier wird definiert, was „Arbeit“ eigentlich ist.

Man sieht, ich habe eine dialektische Sicht auf Marx, wie sich im 4., 5. und 6. Teil erweisen wird…

ZUKUNFTSKINDER: 8. Utopia, b. Freiheit und Verantwortung

6. Mai 2018

Ein neuer Artikel auf http://www.orgonomie.net:

ZUKUNFTSKINDER:

8. Utopia, b. Freiheit und Verantwortung

DAS SCHLUSSKAPITEL DES BUCHES!

Der Wallstreet-Zoo

19. Juni 2014

Als ich neulich in der Innenstadt an lauter teuren Luxusboutiquen vorbeiging und von den entsprechenden Leuten umgeben war, mußte ich an etwas denken, woran ich immer denken muß, wenn mir in sozialen Situationen unwohl ist: an Schimpansen bzw. die gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse. Unvermittelt stehe ich dann mitten im Affengehege von Hagenbeck. Der soziale Status in Horden von Menschenaffen läßt sich unmittelbar am Zustand des Fells ablesen. Sozial höherstehende Tiere haben nicht nur ein besseres Immunsystem, sondern werden auch weitaus häufiger gelaust. Ihr Fell ist entsprechend glänzend und glatt. Kleider machen Leute!

Einer Studie der Tufts University in Medford zufolge, läßt sich am Aussehen von Führungskräften die finanzielle Lage der Unternehmen erkennen.

Der finanzielle Erfolg eines Unternehmens spiegelt sich auch in dem Eindruck wider, den das Aussehen des Vorstandsvorsitzenden auf Außenstehende macht. Die Chefs erfolgreicher Firmen strahlen mehr Kompetenz, Dominanz, Reife, Sympathie und Vertrauenswürdigkeit aus als die Leiter weniger gut florierender Unternehmen. Das schließen Forscher aus einer Studie mit Studenten, die Fotos von 50 amerikanischen Firmenchefs beurteilen mußten, ohne zu wissen, um wen es sich dabei handelte. Dabei ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Gesichtszügen der Firmenchefs und dem Erfolg des Unternehmens.

In Hans Hass und der energetische Funktionalismus wird die Theorie von der funktionellen Identität von Charakterstruktur von Firmenchef und Firma diskutiert.

Der Wirtschaft kosten falsche Planung der Manager, schlechtes Anleiten und generell Chaos jährlich 74 Arbeitstage pro Mitarbeiter. Zu diesem Ergebnis kam 2004 eine internationale Studie der amerikanischen Unternehmensberatung Proudfoot, die auf fast 1700 Einzeluntersuchungen in acht Ländern basiert. In Großbritannien sind es 87 Arbeitstage, in den USA 96 und in Frankreich 127. Hinzu kommt von Seiten der Arbeitnehmer mangelhafte Qualifikation. Entsprechend läßt sich die Produktivität weniger durch immer neue Anlagen steigern, sondern durch einen klügeren Einsatz und eine bessere Schulung der vorhandenen Mitarbeiter.

Für Reich war Hitler „der Generalpsychopath“ (siehe Die Massenpsychologie des Faschismus). Als Resultat des Zerfallsprozesses des „Kasinokapitalismus“ (vgl. Ökonomie und Sexualökonomie) und des kulturellen Einflusses des modern liberal (vgl. Der politische Irrationalismus aus Sicht der Orgonomie) beobachten wir heute wieder, daß die Führer („Führungskräfte“) die gleiche „rebellische“ Charakterstruktur haben wie asoziale Kleinkriminelle.

Den US-Wirtschaftspsychologen Paul Babiak und Robert Hare zufolge, erobern gegenwärtig „skrupellose Irre“ die Chefetagen. Teilweise werden sie bewußt eingestellt, da sie vor harten, schnellen Entscheidungen nicht zurückschrecken. Sie sind energisch, zupackend, selbstbewußt und weil sie sich gut ausdrücken können, denkt jeder, sie hätten „Visionen“. Nach außen hin liebenswürdig, sind sie in Wirklichkeit unaufrichtig, arrogant und ohne jeden Skrupel oder mitmenschliches Gefühl. Dauernd „erfinden sie sich neu“, spielen ständig va banque, wobei sie ihre Position durch Manipulationen und politische Netzwerkbildung sichern.

Bisher krankte die ökonomische Theorie daran, daß sie mehr oder weniger eine Sache der Weltanschauung (letztendlich unterschiedlicher Panzerstrukturen) war, die sich, wie etwa bei Marx, mit Hilfe von Dialektik und Mathematik ein wissenschaftliches Mäntelchen umhängte. Man vergegenwärtige sich nur, mit welchem missionarischen Eifer die Jünger von Marx, Gesell, Keynes, Friedman und der anderen Gurus der Ökonomie ihre Glaubenslehren vertreten! Die Verhaltensbiologie zeigt uns erstmals, wie sich das kapitalistische Wirtschaftssystem organisch aus den Verhaltensmustern der Affen und Primaten heraus entwickelt hat – parallel zur Entwicklung der Genitalität (siehe Biologische Entwicklung aus orgonomischer Sicht ).

Verhaltensbiologen haben den Umgang von Affen und Menschenaffen mit „Geld“ untersucht. Dabei handelte es sich um unterschiedlich große Steine, die sie je nach Größe der Steine gegen Früchte umtauschen können. Die Forscher fanden, daß etwa Kapuzineräffchen sehr schnell begreifen, daß „Münzen“, die besagten Steinchen, unterschiedlichen Wert haben. Bei „Rabattaktionen“ verhalten sie sich genauso wie die Kunden eines Supermarkts. Schimpansen zeigten sogar Sparverhalten, d.h. sie zweigten einen Teil der Münzen, die sie als Belohnung bekamen, ab und legten sie auf die hohe Kante. (Ein Fall für Silvio Gesell und seine Jünger!) Auch ansonsten wurden bei den Affen alle möglichen Elemente des Kapitalismus evident: Gewinnstreben, „Warenfetischismus“, Prostitution, Betrug und empörtes Einfordern von Verhalten, das dem eines „ehrbaren Kaufmanns“ entspricht.

Schimpansen hat man sogar dazu gebracht, diese „Geldwirtschaft“ untereinander zu praktizieren. Der Austausch von Dienstleistungen, etwa Lausen, manchmal auch gegen Nahrung, wurde auch in freier Natur beobachtet. Der Austausch von Gütern brach in den beschriebenen Versuchen jedoch ohne menschlichen Einfluß sehr bald zusammen. Die Forscher spekulieren, es könne daran liegen, daß Güter gestohlen werden können.

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